Aufarbeitung

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Buchenholz
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Aufarbeitung

Beitrag von Buchenholz »

Ich habe für unsere Geschichte ein neues Thema eröffnet.

Nachdem ja die Söhne den Kontakt zum Vater abgebrochen haben, passiert seit ein paar Wochen wieder eine sachte Annäherung.
Der Jüngere hatte eine Zeit lang regelmässigen Kontakt. Die Kommunikation wurde auch beispielhaft und zuverlässig. Seit ein paar Wochen nun aber wieder Funkstille. Der Junge ist auf sämtlichen Kommunikationsmittel unerreichbar. Ein Zeichen, dass da etwas schief läuft. Schade. Der Vater hatte sich so gefreut, wenigstens zum Jüngeren eine Verbindung aufrecht zu halten. Der Grund ist nun klar: er hat einen beruflichen Abstieg erfahren, ist in einer Kriese und mag und kann einfach nicht mehr.

Jetzt hat ein Treffen mit beiden Söhnen statt gefunden. Und ganz toll: der Ältere hat dieses Gespräch ausdrücklich gewünscht und seinen Bruder mitgeschleppt. Der Grund war zwar weniger erfreulich. Es ging wieder mal um Geld. Beide Söhne sind total enttäuscht, dass der Vater sie finanziell vernachlässigt, den Kontakt zu ihnen abgebrochen hat und sie seit letztem Jahr im Stich lässt. Vor allem ist der Sohn traurig, dass der Vater seine Ausbildung nicht bezahlt. Der Junge hat wohl vergessen, dass der Vater von Anfang gegen diese Schule war, weil diese finanziell für beide Seiten unbezahlbar ist. Das war der Mutter egal. Sie wusste um einen Finanzgeber. Der will jetzt aber nicht mehr zahlen. Tja und jetzt, da das Geld fehlt, soll der Vater plötzlich blechen.
Naja, so kann man es auch sehen.
Der Vater erklärte, dass der Abbruch von den Kindern kam und die Mutter die Gespräche und Lösungsfindung verweigerte. Stattdessen hat sie einen Anwalt beauftragt. So funktioniert das nicht.

Das haben die Kinder versucht zu verstehen. Es fällt ihnen zwar schwer, zu sehr sind sie manipuliert, dass Papa für ihre Misere verantwortlich ist. Sie sind immer noch der Meinung, wir leben auf ihre Kosten. Mein Partner lebt in Saus und Braus, während sie weder Kleider noch genügend zu Essen haben.
Und nach und nach sickert durch, in welcher "Scheisse" sie stecken. Jetzt sind beide Kinder massiv verschuldet. Stammgäste beim Betreibungsamt. Bei der Mutter ist es noch schlimmer. Sie öffnet schon gar keine Post mehr. Täglich kommen Briefe von Geldeintreiber-Firmen und vom Gericht. Die Mutter wirft sie weg.
Als der Ältere in den Drogenhandel eingestiegen ist, konnte er monatlich eine 5-stellige Summe verdienen. Das wäre ja perfekt um seine Schulden abzuzahlen. Er gab das Geld der Mutter. Und es reicht nicht. Er hätte das mehrfache verdienen müssen um seiner Mutter zu helfen.

Jetzt ist klar, warum der Staatsanwalt meinte, man müsste die Mutter vor Gericht stellen. Unfassbar.
Der Junge musste kriminell werden, um die Probleme seiner Mutter zu lösen.

Eine wiederkehrende Aussage der Jungs war dann: Noch ein Jahr, dann sind wir mit unserer Ausbildung fertig und dann sind wir frei.
Seltsam: einerseits wissen sie darum, dass ihr Leben bei der Mutter ein einziges Desaster ist. Andererseits finden sie, dass sie bei der Mutter eine gute Erziehung genossen haben. *lachen erlaubt

Immerhin darf jetzt endlich der Vater mit ihnen an der Schuldensanierung arbeiten.

Ach ja. Beide machen demnächst ihren Freundinnen Geschenke. Dafür geht fast ein ganzer Monatslohn drauf. Wir müssen das ja nicht verstehen.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Buchenholz

Es ist nicht alles 08/15, aber es sind grosse Fortschritte passiert.

Das Verhältnis zum Geld müssen sie noch lernen. Sie können ihre Freundinnen nicht mit Geschenken "kaufen"... das wissen wir alle...

Dass die Erziehung bei der Mutter für sie gut war, ist klar. Sie können dies noch nicht anders sehen. Das braucht noch mehr Zeit.

Schön, dass Dein Partner den Weg zu ihnen gefunden hat (oder umgekehrt). Seine Linie gefällt mir :-).
Delphia
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hoi Delphia

Und schon hat einer dazwischen gefunkt. Die Kinder werden ja sich selber überlassen. Auch mit ihren Rechnungen und Schulden. Die eine Betreibung wäre nämlich ungültig, wenn man erkannt hätte, dass da eine Firma die Unwissenheit der Kinder ausgenützt hat.
Jetzt löst wieder jemand anders die Probleme der Kinder und zahlt einfach. Das ist ja einerseits schön für sie, aber so lernen sie einfach nicht, die Probleme am Schopf zu packen.
Und schon ist es nicht mehr wichtig, das mit den Schulden grundlegend anzugehen. Es wird sich bestimmt immer jemand finden, der zahlt.

Aber wir bleiben nach wie vor zuversichtlich. Es wird bestimmt noch einige Rückschläge geben.

Etwas Positives am Rande:
Der Ältere hat erfahren, dass während dem Kontaktabbruch seine Katze, die bei uns lebte, altersmässig verstorben ist. Er war sehr enttäuscht, dass man ihm das nie erzählt hat. Ja wie denn, er war ja nicht erreichbar.
Dann erzählte er, wie ein Kollege seinen Vater verloren hat. Das ist ihm ziemlich eingefahren, in Bezug auf seinen Kontaktabbruch. Verpasste Beziehung kann man nicht nachholen.
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Buchenholz

Ja, sie können tatsächlich nichts draus lernen, wenn immer andere ihre Probleme lösen. Wo finden sie denn immer diese Geldgeber?

Der Kontaktabbruch musste vielleicht sein, und jetzt ist er älter geworden und darf auch zum Vater stehen, wenn er will.

Vielleicht ist es nicht die Manipulation gewesen, sondern die Angst vor dem Kontaktabbruch zu beiden Elternteilen. Also wurde derjenige Kontakt abgebrochen, von dem man sicherer war, dass man immer willkommen ist.
Wer weiss, was passiert wäre, wenn die Mutter so wütend gewesen wäre, weil er den Kontakt zum Vater- "obwohl er ja weiss, dass dieser ja so ein Böser ist" (aus ihrer Sicht!) - beibehalten hätte? Vielleicht hätte er dann seine Mutter verloren und das für immer. Das will kein Kind. Kann sein, dass seine Angst der Motivator war für sein Verhalten.
Ich denke, Eure Jungs stecken in so einem Wahnsinns-Dilemma: sind sie nett zum Vater, verraten sie die Mutter und diese ist die psychisch Schwächere, also muss man sie unterstützen und Verantwortung übernehmen, wo man eigentlich noch ein Kind sein sollen dürfte!
Gut, hatten sie Euch so viele Jahre lang! Da konnten sie Kraft tanken und ein Stück Kindheit geniessen!
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe Buchenholz,

ich glaube einfach - und sehe das ja auch bei meiner Tochter - dass Kinder sich nicht entscheiden wollen für einen Elternteil. Und bei Euch ist die Diskrepanz zwischen Vater und Mutter so offensichtlich! Sie könnten ja beinah nicht anders, als der Kritik des Vaters an der Mutter recht geben, wenn sie zu ihm stehen.

Sie wurden sehr hin- und hergezerrt. Es gibt vielleicht einen Zeitpunkt als Jugendliche, zu dem nur der Kontaktabbruch hilft. Und da war sicher das Leben bei der Mutter bequemer, einfacher, es wurde weniger von ihnen verlangt - jedenfalls auf den ersten Blick. Und den Konflikten entzieht man sich dann.

Ich sehe das bei den Söhnen meiner Freundin, deren Entwicklung auch nicht so ganz ohne ist. Sie sind noch jünger....aber sie entziehen sich auf die gleiche Weise, wenn auch nicht dem Vater, der selber wenig verantwortungsbewusst ist. Aber sie entziehen sich jedem "Zugriff" von Erwachsenen, jeder ehrlichen Auseinandersetzung. Es ist schwer zu verstehen, was im Kopf von so intelligenten Jungs vorgeht, wenn sie einen Mist nach dem nächsten bauen, lügen obwohl sie genua wissen, dass es das nächste Donnerwetter nur verzögert. Schulverweis steht ihm Raum, die sind 13!! Aber sie reden nicht, vertrauen niemandem. Wen wundert das wirklich?
Die Mutter ist depressiv, ihre Launen sind unberechenbar. Wenn sie die Kraft hat, steht sie für ihre Jungs ein, kümmert sich, sucht gute Lösungen, redet mit ihnen. Nur dummerweise ist sie nicht zuverlässig. Sobald es ihr schlechter geht, bricht alles wieder zusammen, dann gibt^s nur noch Vorwürfe und Rumschreien. Es fehlt jede Verlässlichkeit.

Ihr wolltet so eine Verlässlichkeit bieten, aber Ihr durftet nicht. Und ich finde es vollkommen normal, dass sich Jugendliche ab einem gewissen Alter dann einfach entziehen und ihr eigenes Ding machen, cool sein wollen, egal mit welchen Mitteln.
Ob sie nun gegen den Vater manipuliert wurden oder nicht, wahrscheinlich hätte das nicht viel geändert: sie mussten ja sowieso bei der Mutter leben und von jahrelangen Gerichtsstreitigkeiten hatten sie wahrscheinlich genug. Der Vater kann nichts tun, weil er nicht darf, die Mutter hat ihre eigenen Probleme, bietet aber ein bequem regelfreies Leben. Ist das wirklich so erstaunlich, was dann abgelaufen ist?
Und die Vorwürfe an Deinen Partner: ob sie daran glauben oder nicht, die liefern jedenfalls eine perfekte Begründung, oder?

Ich hoffe für Euch, dass es sich weiterhin stabilisiert, aber ich denke, das wird noch ein längerer Prozess....Geduld!! 8)
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Beitrag von Buchenholz »

Carlotta, warum verwundert es mich nicht, was du über die Zwillinge schreibst? Was ich einfach nicht verstehe, wir haben so viele Fachleute, alle reden vom Kindswohl. Aber niemand hat den Mut und das Engagement, so zu handeln, dass solchen Kindern geholfen wird.

Mit dem Geld, welches man in Abklärungen, Therapien und Sozialarbeiter investiert, würde man besser in eine Familienbegleitung finanzieren. Dazu kommen die Unkosten, welche die Steuerzahler von den Vandalentätigkeiten, illegalen Strassenpartys mit Sachschaden in Millionenhöhe finanzieren muss. Dahinter stecken ausschliesslich Jugendliche mit solchem Hintergrund.

Und für meinen Partner ist es einfach nur traurig. Er hat soviel Geld und Energie für seine Kinder aufgewendet, aber nie wirklich mit ihnen zusammen leben können.
Buchenholz
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Buchenholz »

Am besten schreibe ich unser Update hier in einen alten Thread.

Bei uns ist es ruhig geworden, mit zeitweisen kurzen und intensiven Intermezzos.

Meine Stiefsöhne haben ihre Ausbildungen abgeschlossen, somit erlischt die Alimentenpflicht. Mein Mann hat aber beiden einen Monat zusätzlich Alimente bezahlt. Das Geld können sie brauchen als Starthilfe, Autofahrstunden, Feriengeld, neue Kleider für neue Stelle, was auch immer.
Seltsames Gefühl. Nach jahrelangem Kampf, Verpflichtungen, Erpressungen und Drohungen soll es das jetzt gewesen sein? Fertig Vaterpflichten, Ende, Aus die Maus? Kein Fest, kein Gespräch, kein Danke Papa. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass diese Ära so rauschlos zu Ende geht. Da fehlt doch noch was. Ein Finale, ein Feuerwerk, ein Gerichtsprozess. Dieser trügerischen Ruhe trauten wir nicht.

Es war noch kein Monat vorbei kam die Überraschung mit der Post. Eine Betreibungsandrohungen in einer Höhe von mehreren zehntausend Franken für Verpflichtungen mit Phantasiebeträgen, die keinen Sinn machen, nicht berechtigt waren und fast an Betrug grenzen. Der Grossvater der Jungs wollte das Geld zurück, welches er seiner Tochter jahrelang infolge ihrer finanzieller Engpässe gegeben hat. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er damit durchkommt. Alle diese Auslagen wären mit der Alimente gedeckt gewesen. Mein Mann hatte trotz allem Angst, weil er bei den letzten ähnlichen Verhandlungen immer verloren hat. Irgendwie würde man immer einen Grund finden, weshalb er das bezahlen soll, war seine Befürchtung.
Der Grossvater liess sich nicht abwimmeln. Der Gang zum Friedensrichter stand fest. Mein Mann wäre lieber fern geblieben. Er hatte berechtige Ängste und wünschte Personenschutz. Wurde abgelehnt. Das Ganze endete in einer Farce. Der Grossvater erschien wegen Unpässlichkeit nicht zum Termin. Damit hat es sich erledigt.

Die beiden Jungs:
Diesmal verweigerte der Jüngere den Kontakt zum Vater. Er hatte ein Date mit dem Vater verpatzt und vor lauter schlechtem Gewissen drückte er sich so lange, bis es irgendwie nur peinlich wurde. Der ältere Bruder fands auch langsam peinlich. Der hat wirklich verstanden, dass der Vater eigentlich Freund und nicht Feind war. Das zeigt uns auch die Tatsache, dass er den Vater immer mal wieder um Rat anfragt. Er hat also das Vertrauen wiedergewonnen.

Er ist mittlerweile arbeitslos geworden und war überzeugt, er würde schnell wieder etwas finden. Seine langjährige Kifferei hat aber Spuren hinterlassen. Er war langsam und träge geworden. Nicht förderlich für eine Stellensuche. Zudem die Beobachtung, was das verhängte Leben mit seiner Mutter gemacht hat und an welchem Punkt sie heute steht.
Er hat das Kiffen ganz aufgegeben und ist jetzt wach und schnell in der Auffassungsgabe und hat Pläne, die er jetzt angehen will. Wir glauben ihm. Er möchte so schnell als möglich die Autoprüfung machen und spart für ein Auto. Es ist zu hoffen, dass die vielen Visionen und die damit verbundenen Kosten und Anstrengungen, nicht wieder einen Rückfall auslösen.

Jetzt hoffen wir nur noch, dass der Kontakt zum Jüngeren wieder hergestellt wird. Er ist jetzt in der RS und das nur ein Steinwurf von Tochters Schule weg. Sie begegnet öfters Uniformierten und hofft immer, ihm mal über den Weg zu laufen.

Bald ist Weihnachten, wir haben mit Absicht ein Datum ausserhalb den Festtagen gewählt. Die offziellen Termine waren uns riskant. Die Ex würde sie nicht gehen lassen. Mal schauen ob sie kommen.
Mein Mann sieht es aber immer lockerer. Er investiert nichts mehr. Weder an Gefühlen noch an Geld. Wenn sie da sind, dann ist gut und sonst .... wird er es doch nicht so einfach wegstecken, wie er das jetzt behauptet.


Meine Tochter ist dafür umso mehr ein Aufsteller. Sie hat nach ihrer Kriese wieder Fuss gefasst und gerade eine ganz tolle Maturapräsentation geboten. Diverse Lehrer nutzten die Gelegenheit, sich ihren Vortrag anzuhören, was man als grosse Sympathiebekundung werten kann. Das tut ihr gut. Mir als Mutter natürlich auch.
Mein Kind ist endgültig eine Frau geworden. Das sieht man auch äusserlich an ihrem Auftritt und ihren Kleidern. Es soll jüngere Schüler geben, die meinen, sie gehöre zum Lehrerkollegium.

Etwas sonderbar dafür, was auf Papas Seite abläuft. Eigentlich habe ich ja immer behauptet, wir hätten es gut miteinander und können über alles miteinander reden. Das stimmt eigentlich nicht ganz. Wir könnten schon miteinander, .... aber wir tun es einfach nicht. Ist das jetzt gut oder schlecht? Seine neue Frau will einfach nicht, dass wir miteinander reden.
Es ist ihr aber seeeeehr wichtig, dass alles so eingehalten wird, wie es im Urteil steht. Ich denke, sie kennt das Scheidungsurteil besser als ich. Ev. hätte man auch schriftlich festhalten müssen, dass die Eltern in regelmässigen Abständen (unter Angabe der genauen Daten bis zum vollendeten 25. Altersjahr) in gemeinsamen Gesprächen über die Belange der Tochter diskutieren und zwar während einer Dauer von mindesten 1 Stunde aber nicht länger als 3 Stunden. Die Auslagen werden hälftig geteilt ....
Dann hätte ich ev. die Chance gehabt, meinen Ex-Mann gelegentlich zu Gesicht zu bekommen. Wir wohnen jetzt so, dass wir nicht mehr zum Parkplatz sehen, also habe ich keine Chance für ein Small-Talk-Gesprächlein, wenn er sie Sonntagabend zurückbringt. Ich sehe ihn jetzt so alle paar Monate und es gäbe doch ab und an etwas, dass wir zu dritt besprechen möchten.

Meine Tochter geht nach wie vor 1 x die Woche beim Papa Essen. Wichtig, damit die Beziehung zur Halbschwester gepflegt werden kann. Ihrer Stiefmutter ist das wichtig, weil das Kind dies so wünscht. Fakt ist, dass das Kind älter wird, Freundinnen zu Besuch hat und sich nicht immer für die ältere Halbschwester interessiert *lach
Tatsache ist, dass eher die Stiefmutter meine Tochter braucht. Vom eher geduldeten Stiefkind ist Tochter jetzt zur Busenfreundin mutiert und muss wochenrückblickmässig alle Sorgen und Problemchen sämtlicher zwischenmenschlicher Beziehungskombinationen anhören. Stiefmutter erzählt ihr Eheprobleme, die man mit dem Partner und nicht mit der Stieftochter bespricht. Überhaupt hätte sie das Gefühl, dass nur geredet werde, wenn sie da sei. Da wisse keiner, was der andere tut, denkt, fühlt. Gespräche werden ausgebremst. Sei es, dass nur die kleine Schwester reden dürfe. Diskussionen zwischen Vater und meiner Tochter werden belächelt. Wenn Tochter das Thema auf den Vater leitet wird das Gespräch abgeblockt und wenn das Diskussionsthema zu intellektuell wird, dann läuft die Stiefmutter davon.
Hier gibt's auch oft spannende Gespräche zwischen meinem Mann und Tochter. Ich staune über das hohe Niveau, verstehe oft nur Bahnhof, kann aber sehr viel lernen dabei.

Die Stiefmutter hat wirklich vieles gut gemacht. Mein Ex-Mann und ich sind beides Chaoten. Dank Stiefmutter und Stiefvater hat meine Tochter wenigstens etwas Ordnungssinn mitbekommen. Meine Tochter mag sie und respektiert, dass sie halt jetzt als Stiefmutter so ist, wie sie ist. Dass aber die Familienkonstellation verkehrt ist und ihr Vater da nicht wirklich seinen Platz haben darf, das macht sie schon traurig.
Mein Ex ist sicher auch kein Lamm. Er schluckt zu lange und explodiert dann. Das zu erleben ist nicht lustig. Das mussten dort nun auch alle mehrfach erfahren. Heute würde ich vieles anders machen und meinen Ex-Mann auch mehr in seiner Eigenart leben lassen.

Die Autofahrt zu unserer neuen Adresse dauert etwas länger. In diesen 10 Minuten öffnet sich mein Ex und vielleicht geniesst er es auch einfach, mit Tochter intellektuelle Gespräche zu führen, ohne unterbrochen zu werden. So diskutierten sie auch darüber, dass ihr Vater beruflich noch mal was anderes machen möchte. Er ist da wirklich nicht glücklich, war es eigentlich noch gar nie. Aber man verdient da gutes Geld und das ist wichtiger, als Glücklich sein. So wurde ihm das von Kindheit an beigebracht. Und wir alle sind überzeugt, dass mein Ex-Mann seine Talente in dieser Firma verschenkt.

Das ihr Vater nicht mit seiner Frau über seine Pläne diskutiert, das konnte sie nicht wissen, war aber im nachhinein nachvollziehbar. Wie soll seine Frau von seinen Gedanken wissen, wenn sie es gar nicht interessiert. Prompt verplapperte sich Tochter beim nächsten Besuch. Nun, seit neustem darf mein Ex-Mann seine Tochter nicht mehr nach Hause fahren.
:shock:

Vielleicht habe ich es schon erwähnt. Meine Tochter glaubt, dass sie damals kein Burnout hatte. Das war eher eine Pubertätskriese, einfach kurz und heftig. Der Ablösungsprozess, den man in Form von Pubertätskämpfen führt.
Bei mir gabs aber nichts zu erkämpfen und dort wo man eingeschränkt wird, nämlich bei der Stiefmutter, da darf man nicht kämpfen, weil die Stiefmutter ja gar nicht die Mutterrolle hat und es dort nichts zu lösen gibt.

Es gäbe noch Einiges zu berichten, aber jetzt habe ich genug geschrieben.

Wer Fragen hat, darf sie gerne stellen.
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Delphia
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Delphia »

Hallo Buchenholz

Vielen Dank für das Update in Eurer Familie :applaus: .

Mit der Zeit entwickeln wir uns alle. Und es freut mich natürlich sehr, dass es Euch besser geht. Nun wünsche ich Euch noch, dass der Jüngere auch zu Euch findet :fo40: .

Liebe Grüsse
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Ria
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Ria »

Danke auch von mir.
Ihr seid ein Beispiel mehr, dass auch aus schwierigsten Situationen mit der (langen) Zeit neue Wege möglich werden können.

Eine Frage ist mir beim Lesen spontan noch gekommen: Wozu brauchst du jetzt noch regelmässige Gespräche mit dem Vater deiner Tochter?
Damit will ich nicht sagen, dass die unnütz wären. Aber wieso hätte das im Scheidungsurteil stehen brauchen? Damit sich dein Mann gegen seine neue Frau durchsetzen könnte? Wenn er das wirklich wollte, könnte er das. Wie auch seine Tochter heimfahren. Aber anscheinend ist ihm etwas anderes wichtiger. Leider. Aber es bringt nichts, Mitleid zu haben, weder mit ihm noch mit deiner Tochter. Trau ihr zu, dass sie ihren Weg darin findet. Das kann sie genau auf die Art, die für sie stimmt.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Buchenholz »

Übrigens hatten wir eine ganz tolle Weihnachtsfeier. Unspektakulär ohne Baum und Singen und Heiligen Bimbam. Einfach fein essen, zusammen sein und ein paar Geschenke. Dem Älteren war es wichtig, nicht mit leeren Händen zu kommen. Er wusste genau, womit er seinem Vater eine Freude macht. Das zeigt doch, wie viel ihm von früher geblieben ist.
Alle am Tisch versammelt zu haben, war für uns aber das schönste Geschenk.
Und was mich am meisten freut, dass der Ältere - jetzt endlich clean - sich seiner eigentlichen Intelligenz bewusst wurde und den Kontakt zu meiner Tochter sucht. Er braucht jetzt ein gleichaltriges Vorbild. Und jemand, der ihn intellektuell fordert. Es ist schön zu beobachten, wie viel Geschwisterliebe immer noch da ist, auch wenn sie sich jetzt so lange nicht gesehen haben.


@ Ria
Meinem Ex-Mann ist nicht etwas anderes wichtiger, er getraut sich nicht, sich bei seiner Frau durchzusetzen, weil er ihre Eifersucht nicht herausfordern möchte. Die Frau bestimmt, entscheidet und kontrolliert. Die Frau wollte nie einsehen, warum wir miteinander reden müssen. Wir sind doch jetzt geschieden. Punkt. Dass man gemeinsame Eltern bleibt, das kratzt ziemlich an ihrem Ego.

Ich sehe da durchaus Parallelen mit Geschichten, wie wir sie hier im Forum haben. Würde er sich auf die Seite der Tochter stellen, dann würde sich die Frau ignoriert und hintergangen fühlen und hier im Forum schreiben: die Tochter ist ihm wichtiger als ich.

Jetzt müssten wir zusammen die Zukunft der Tochter besprechen und wie wir gemeinsam ihr Studium finanzieren. Er will nicht wahrhaben, dass wir eine intellektuelle Tochter haben, die studieren will. Ich bin finanziell schlechter gestellt, werde mich aber mit ihr zusammen um ein Stipendium bemühen oder einen Mentor suchen, der ihr ein zinsloses Darlehen gibt. Sie wird auch arbeiten. Aber es verletzt sie schon, wenn sie hört, dass andere Kinder die ganze Ausbildung finanziert bekommen und sie nicht. Sie respektiert, dass ich sie unterstützen möchte, aber nicht kann.
Heute sagte sie, dass sie ihn im Prinzip verklagen könnte. Aber das wird sie nicht machen.
Ich denke, sie ist nicht das Kind, welches den Anspruch erhebt, die Eltern sollen gefälligst zahlen. Es macht sie einfach traurig, dass man von ihr Beziehungszeit fordert und wie sie sich als gutes Kind und Stiefkind zu verhalten hat, aber umgekehrt ihren Berufswunsch nicht respektiert.

Seit Jahren feiert sie 2 x Weihnachten beim Papa. Meine Schwiegerfamilie und meine Verwandtschaft musste daher immer auf sie verzichten. 1 x Weihnachten bei Mama muss reichen. Diesmal hat sie sich gewehrt und will da feiern, wo man sie als Persönlichkeit ernst nimmt.
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Buchenholz »

Seit unserem Weihnachtsfest sind jetzt wieder 2 Wochen vergangen. Und es ist wie immer.

Die Jungs kommen nach langer Pause zu uns, sind total begeistert, versprechen eine baldige Wiederholung und wir klammern uns an die Hoffnung, dass ab jetzt ein öfterer Kontakt möglich wäre.
Sie bekamen inkl. ihren Freundinnen, von mir einen Gutschein für einen Wellness-Nachmittag geschenkt, inkl. Znacht bei uns. Mit allem drum und dran. Die Freude war gross, da sie sich das sonst nicht leisten würden. Mein Mann hat mehrmals versucht, sie zu erreichen, da diese Aktion nur während diesen Ferien hätte stattfinden können. Keine Reaktion mehr. Keine Antwort auf seine SMS und Anrufe.

Zurück bleibt ein fahler Nachgeschmack, dass alles nur gespielt war.
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Delphia »

Liebe Buchenholz

Geduld ist vielleicht hier sinnvoll? Das ist aber einfacher gesagt als getan... :-)

Liäbs Grüessli
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Babell
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Re: Aufarbeitung

Beitrag von Babell »

Hallo Buchenholz

Vielleicht haben sie es auch verpasst weil die Zeit so schnell vorbei geht, wenn man jung ist. Es kommt immer irgendein Freund dazwischen, der noch eine tolle Party organisiert hat, auf der man nicht fehlen kann.. :alc:

Dazu eine kleine Anekdode: Wir hatten ein Angebot über Weihnacht/Neujahr, das wir unbedingt einlösen musten, weil es sonst nicht mehr gültig war. Also suchten wir uns einen Tag aus, an dem es möglich war. Dummerweise hatte es an jenem Tag guten Schnee und wir wären als Familie viel lieber den Hang runtergekugelt als dieses blöde Museum. Nun, da wir keinen anderen Tag ohne familiäre Verpflichtungen waren, gingen wir also brav ins Museum um unseren Gutschein einzulösen. Später habe ich mich geärgert, dass wir diesen Gutschein überhaupt eingelöst hatten. Schliesslich war es unser einziger Tag als Paar (mit dem gemeinsamen Kind), wo nicht andere Verwandte dabei waren. Nur ist etwas an unserer Geschichte anders: wir haben es uns selber geschenkt. Da hätten wir wirklich drauf verzichten können.

Weihnacht- Neujahr ist immer so schnell vorüber..
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