Ablösung in der Pubertät und neue Partnerschaft

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carlotta37
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Ablösung in der Pubertät und neue Partnerschaft

Beitrag von carlotta37 »

Hallo alle!

Viele von Euch schreiben hier seit Jahren....und haben inzwischen auch pubertierende Kids zuhause. Vielleicht habt Ihr ein paar Gedanken zu meiner Situation.

Vor einer Weile bin ich eine neue Partnerschaft eingegangen, die sich ganz langsam aus einer guten Freundschaft entwickelt hat. Das bringt Veränderungen mit sich, auf die auch meine "Pubis" hier reagieren.
Wir führen eine Wochenendbeziehung, wohnen nicht in der gleichen Stadt. Am Alltag hier mit meinen Kids ändert sich also vorerst nichts. Aber die Wochenenden.....die verbringen wir so oft wie möglich gemeinsam. Was nicht immer ist, da er auch Kinder hat. Und sowohl seine als auch meine Kids natürlich auch mal gern ein Wochenende allein mit dem Elternteil sind!

Meine Grosse ist ja dieses Jahr da nicht so involviert. Die Jungs sind jetzt fast 14 und 16 und werden auch zunehmend unabhängiger. Und braucvhen mich doch noch. Am liebsten haben sie, wenn ich einfach zur Verfügung stehe....da bin....FALLS sie mich brauchen.... :roll: Sie unternehmen zwar auch noch gern etwas mit mir, aber eben nach ihrem Geschmack und Lust und Laune, fühlen sich da ganz frei, das auch spontan zu entscheiden. Das lasse ich schon recht lange auch zu, da sie beide gut integriert sind mit Freunden und Sport etc. und sich eigentlich immer beschäftigen.
Aber so passierte es halt auch oft, dass ich zwar anwesend war, aber letztlich den ganzen Tag niemand mich brauchte. Und irgendwie habe ich angefangen, auch für mich unabhängiger zu planen, z.B. mit einer engen Freundin. Ich bin sehr viel häufiger als früher auch allein unterwegs, abends und am Wochenende. Und da kommen dann schonmal Beschwerden: IMMER bist du weg!

Und die nehmen nun zu, seit es auch um meine neue Beziehung geht. Sie mögen meinen Freund als Mensch, kannten ihn ja auch bereits als guten Freund, wir waren sogar gemeinsam einige Tage in Urlaub. Das war alles locker und problemlos. Aber als Partner? Da fragen sie nun: musst du unbedingt einen Freund haben? Kannst du nicht allein bleiben bis wir ausziehen?

Sie spüren natürlich, dass ich plane: welches Wochenende verbringe ich wo, wann kommt er, wann sind wir allein. Ich stehe nicht mehr ganz so uneingeschränkt und vor allem spontan zur Verfügung wie früher....ein Zustand, der für mich aber sowieso unbefriedigend wurde, auch unabhängig von einer neuen Partnerschaft.
Jetzt möchten sie Ausflüge mit mir allein machen. Und wenn ich dann da bin, ist spontan doch dem einen das Wetter zu schlecht, der andere hat schon abgemacht etc..

Und doch schleicht sich bei mir das schlechte Gewissen immer noch ein, wenn ich zu meinem Freund fahre (meist dann von Fr Abend bis So früh, so dass mir der Sonntag noch mit den Kindern bleibt....und natürlich kommt er auch zu uns, eher etwas häufiger als umgekehrt).

Mich würde mal interessieren, wie ihr so mit euren Jugendlichen lebt. Wie viel verbindliches Familienleben gibt es noch? Wie sehr brauchen sie euch? Ab welchem Alter habt ihr euch auch mal ein Wochenende kinderfrei gegönnt und sie haben sich über sturmfrei zuhause gefreut?
Und: irgendwelche Erfahrungen zu Jugendliche und neue Partnerschaft???

Würde mich freuen, ein paar Anregungen zu bekommen!
Babell
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Re: Ablösung in der Pubertät und neue Partnerschaft

Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta

Die Tochter meines Freundes ist 16, der Sohn 18. Der Sohn ist recht selbständig, bereits in der Lehre, hat seine Identifikation mehrheitlich gefunden. Er kommt gerne immer mal wieder zum Vater, sieht ihn aber jetzt mit "erwachseneren" Augen. Das heisst, er macht sich seine Gedanken über alles und jeden -natürlich mit der Arroganz eines Adoleszenten! ;-) ) Die Tochter hingegen braucht ihre Eltern noch sehr, tut jedoch so, als bräuche sie keine Eltern mehr. Sie lehnt ihre Eltern ab, dann wieder macht sie ihnen Vorwürfe, sie würden sie ablehnen. Sie ist auf der Suche nach ihrer Identität. Dann brauchen sie uns, aber sie müssen sich ja von uns trennen, um sich selber zu suchen. Die Mutter erlebt das natürlich heftiger als der Vater. Bei ihr kommt es vor, dass sie am Morgen den Vorwurf hört, dass sie sich zu sehr einmische und sie ihr Leben doch nichts anginge, am Mittag, dass sie sich nicht für ihre Tochter interessiere, am Nachmittag, dass sie sie in Ruhe lassen solle und am Abend, ob sie eigentlich vergessen habe, dass sie noch eine Tochter habe! Das muss ziemlich schwierig sein. Die Exfrau meines Partners weint manchmal sogar, und auch mein Partner fühlt sich verletzt und abgewiesen, bei den Widersprüchlichkeiten seiner Tochter. Bei ihm geht es aber mehr über die social medias und wenn sie hier ist, ist sie in der Regel auch hier, weil sie es will (die Kinder kommen seit langem nicht mehr regelmässig am Wochenende). Allerdings wissen wir nie, ob sie nicht im letzten Moment doch nicht kommt- übrigens auch beim Stiefsohn- und auch nicht wie lange sie bleibt. Deshalb gebe ich meinem Sohn nie weiter, wenn ich erfahre, dass sie eventuell kommt, denn mein vierjähriger Sohn ist dann sehr enttäuscht, wenn sie es sich doch anders überlegt hat.

Sie werden alle ihren Weg finden.....hoffentlich! (ich habe mir in letzter Zeit manchmal überlegt, ob ich was zu meiner Stieftochter schreiben soll, aber es ist ja die Tochter meines Partners und seine Sorgen...- wenn ich ehrlich bin, habe ich natürlich auch weniger Sorgen als er! Allerdings hoffe ich schon sehr, dass sie die Lehre packt, denn ich empfinde sie schulisch nicht sehr intelligent- was ihre Eltern, vor allem die Mutter, nicht sehen wollen und dauernd auf ihrem Verhalten rum hacken, aber wenn jemand etwas einfach nicht begreift, ist es doch schwierig, sich fürs Lernen zu motivieren! Meine Sorge ist, dass sie es psychisch nicht schafft, falls der Erfolg in der Ausbildung ausbleibt. Ist aber ein ganz anderes Thema!)

Auf deine Frage:
Ja, ich glaube, sie brauchen uns noch, aber zu dem Zeitpunkt und an dem Ort inklusive den Personen, wie SIE es wollen! Sie möchten selber entscheiden, wann und wie sie sich im Mutterschoss die Geborgenheit holen um weiter in dieser für sie nicht einfachen Welt zu bestehen und sich zu behaupten.
Es braucht viel Mitgefühl für diese Altersphase.
Ich glaube, einfach da zu sein, in einer Zeit, wo sie einfach kommen können, oder auch nicht. Nichts erzwingen. Keine Kontakte erzwingen, keine Konversationen erzwingen. Einfach immer wieder das Gespräch suchen, signalisieren, dass man sie nicht verurteilt, dass man sie lässt, aber dass sie Vertrauen haben können und wir verlässlich sind.

Dagegen steht, dass du auch Zeit für dich und die neue Partnerschaft brauchst, sowie Verpflichtungen im Beruf hast. Und das musst du dir alles nehmen, aber wenn es geht, könntest du es so handhaben, dass die Kinder deinen Rhythmus kennen. Ihnen einen Plan machen, wann du wo erreichbar bist.

Eine Freundin von mir hatte nämlich immer während der Arbeit Anrufe ihrer Tochter bekommen. Dies hatte sie dann abgestellt, indem sie sagte, das geht nicht, es ist mein Job und du kannst mich auf dem Handy anrufen. Nun sah sie in jeder Pause mehrere dringende SMS ihrer Tochter. Sie rief sie also zurück, erklärte ihr, dass sie bei der Arbeit keine Anrufe entgegen nähme und keine sms zurück schreibe. Es verging eine Geduldsphase, bis die Tochter endlich akzeptiert hatte und sich nur noch in "Notfällen" meldete. (was ja für Erwachsene durchaus noch lange keine Notfälle sind :wink: ) Vermutlich war die Tochter eifersüchtig auf die Arbeitsstelle der Mutter, den Wiedereinstieg in den Beruf.

Deine Kinder sind vielleicht auch eifersüchtig auf den Partner, aber nicht in Form von einer Eifersucht, die greifbar wäre, sondern eher in einer Form: "Hej, sie hat weniger Zeit für uns! Wir wollen sie nicht gehen lassen..." ?? Ich weiss es nicht. Ist eine Vermutung.
Dornenvogel
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Re: Ablösung in der Pubertät und neue Partnerschaft

Beitrag von Dornenvogel »

liebe carlotta,

ich glaube, du machst dir viel zu viel Gedanken! Wie babell schon treffen beschrieben hat, Pubis (=Pubertierende) wollen dass du da bist, aber gleichzeitig nicht da bist. Dass du dich um sie kümmerst, dich aber nicht einmischt, dass du alle Probleme löst,aber unsichtbar bleibst.... und trotzdem 3x täglich das warme Essen auf dem Tisch steht und der Kühlschrank voll ist... sowie die 18 Unterhosen und 22 Paar Socken pro Woche wohlduftend und zusammengefaltet im Schrank liegen.. ohne dass du aber die Messihöhle betreten hast.
Spass beiseite: ich denke, dass du langsam sehr wohl ein Recht auf ein eigenes Leben hast, auf einen Partner, auf Freiräume. Deine Jungs können unterdessen selber Popo putzen, sich anziehen und auch Pizza aufwärmen... es ist absolut ok, wenn du mit deinem Partner Zeit verbringst und auch GENIESST ohne schlechtes Gewissen. Du bist im Notfall erreichbar (wenn das Haus abbrennt oder der Blinddarm durchbricht...)

Es ist wohl ein Privileg und Wunschdenken unserer Kinder, dass die Eltern 24h am Tag zur Verfügung stehen müssen....und als alleinerziehende Mutter ist man sowieso geschlechtslos, wunschlos und rund um die Uhr verfügbar. (denn auch Kernfamilieneltern gehen mal aus....und das ist völlig akzeptiert)

Sprich doch mal mit deinen Kindern über DEINE Bedürfnisse... (Kinder sehen eh nur ihre,,, egal wie alt sie sind).

Du bist definitiv keine schlechte Mutter, im Gegenteil! Du hast immer alles getan, um ihnen ein "normales" Leben zu ermöglichen. Bist ihnen zuliebe Kompromisse eingegangen (Besuch deines EX in deiner Wohnung) .... aber jetzt darfst du wirklich dich mal um dein eigenes Glück kümmern und zwar ohne schlechtes Gewissen!!!!

Eines Tages sind deine Kinder ausgezogen und weg.... und dann? Bist du einsam, allein und ohne Partner? Aber du hast immer alles zugunsten deiner Kinder getan? Die dir das kaum danken werden?

Carlotta.... ich wünsche dir von Herzen eine wunderschöne Partnerschaft ohne schlechtes Gewissen!
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