Sicht einer Patchworkerin

 


Zeitschrift Brigitte


Mitten in einem kleinen Dorf verbirgt sich eine "Villa Kunterbunt": Andrea Langenfeld (36, Krankenschwester) und ihr Lebensgefährte Norbert Schmitz (39, Diplompädagoge) leben dort mit ihrem gemeinsamen Sohn Paul (3) und den Eltern von Norbert. An den Wochenenden wächst die Kleinfamilie zu einer großen Patchwork-Familie an, wenn die Geschwister Anna (13) und Jonas (12) sowie Philipp (13) aus den ersten Ehen anreisen. Die neue Familie hat vor sieben Jahren zusammengefunden, als Andrea und Norbert sich nach ihren jeweiligen Scheidungen kennen lernten.

Brigitte.de: Frau Langenfeld, Ihre Familie besteht bereits seit sieben Jahren. Wie würden Sie Ihr Verhältnis untereinander beschreiben?

Andrea Langenfeld: Im Laufe der Zeit hat sich das Verhältnis verändert. Am Anfang waren wir einfach ein Paar, das seine eigenen Kinder an den Wochenenden mitgebracht hat. Wir sind ganz langsam zusammengewachsen. Als Paul auf die Welt kam, sind Norbert und ich zusammengezogen. Das hat die Situation verändert. Aber da unsere Kinder sich bereits aneinander gewöhnen konnten, war die Umstellung für sie nicht so groß. Sie sind miteinander vertraut und fangen sowieso an, immer mehr ihre eigenen Wege gehen. Zu Paul haben alle drei ein besonders enges Verhältnis, sie verwöhnen ihn, wann immer sie Zeit und Lust dazu haben.

Brigitte.de: Wie war am Anfang Ihrer Beziehung das Verhältnis untereinander?

Andrea Langenfeld: Am Anfang war es etwas kompliziert. Es kam hin und wieder zu eifersüchtigen Attacken. Norberts Sohn ist ein Einzelkind und war es einfach gewöhnt, dass sein Vater ihm sehr viel Aufmerksamkeit entgegen bringt. Er war sehr eifersüchtig auf mich, weil ich mit seinem Vater so viel Zeit verbrachte. Jedes der Kinder hatte seine eigene Art, mit der neuen Situation umzugehen. Mein Sohn z.B. hat immer wieder ins Bett gemacht und damit schweigend seinen Protest geäußert, meine Tochter war da weniger still. Sie hat lauthals herausgebrüllt, dass sie uns alle blöd findet und lieber auch die Wochenenden bei ihrem Vater verbringen will. Das tat weh.

Brigitte.de: Wie sind Sie mit diesen Konflikten umgegangen?

Andrea Langenfeld: Wir haben versucht, die Reibereien aufzulösen, indem wir ein paar ganz klare Regeln aufgestellt haben. Z.B. wollte Philipp immer bei uns im Bett schlafen. Das ging natürlich nicht. Wir haben es weder ihm noch den anderen Kindern erlaubt. Statt dessen hat sich jedes Elternteil die Zeit genommen, mit seinen eigenen Kindern etwas zu unternehmen und bestimmte Rituale, die es schon vor der neuen Familie gab, beizubehalten.

Brigitte.de: Haben Ihre Kinder dadurch gelernt, die neue Familie zu akzeptieren?

Andrea Langenfeld: Ja. Wir haben in der ganzen Zeit versucht, sie mit Aktivitäten aufzufangen und ihnen die Möglichkeit gegeben, miteinander vertraut zu werden. Wir haben unsere gesamte Freizeit zusammen verbracht, wir sind Fahrrad gefahren, waren schwimmen, sind gerudert. Alles, was uns so einfiel. Ich glaube, ein Schlüsselerlebnis war ein Zelturlaub. Die Kinder haben zusammen in einem Zelt geschlafen, was bei ihnen so was wie ein "Wir-Gefühl" ausgelöst hat. Sie waren aufeinander angewiesen, konnten zusammen Blödsinn machen, fühlten sich von uns unabhängig. Mittlerweile verstehen sie sich ziemlich gut. Natürlich mit den üblichen Reibereien, die überall vorkommen.