für seinen sohn lässt er alles stehen und liegen

Fragen, Probleme und Sorgen...
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

damit habe ich auch so meine Probleme... ich habe einen Beruf in dem es sehr auf die Sprache ankommt und bilde mir ein, dass ich eigentlich sehr genau und sachlich formulieren kann.Trotzdem kommen meine sachlichen Aussagen bei meinem Freund oft einfach nicht an. Egal wie sachlich und ich-bezogen ich formuliere, er schafft es trotzdem, in alles einen an ihn gerichteten Vorwurf hinein zu interpretieren. Selbst wenn ich ihn darauf aufmerksam mache dass er meine Worte anders interpretiert als ich sie gemeint habe und ich sie genau so gemeint habe wie ich es formuliert habe und nicht anders, ist er immer noch noch beleidigt, weil er darin einen Vorwurf hört oder hören möchte. Was macht man mit so einem Menschen?
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Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

BabyOne hat geschrieben:Hallo,

damit habe ich auch so meine Probleme... ich habe einen Beruf in dem es sehr auf die Sprache ankommt und bilde mir ein, dass ich eigentlich sehr genau und sachlich formulieren kann.Trotzdem kommen meine sachlichen Aussagen bei meinem Freund oft einfach nicht an. Egal wie sachlich und ich-bezogen ich formuliere, er schafft es trotzdem, in alles einen an ihn gerichteten Vorwurf hinein zu interpretieren. Selbst wenn ich ihn darauf aufmerksam mache dass er meine Worte anders interpretiert als ich sie gemeint habe und ich sie genau so gemeint habe wie ich es formuliert habe und nicht anders, ist er immer noch noch beleidigt, weil er darin einen Vorwurf hört oder hören möchte. Was macht man mit so einem Menschen?
Das kann ich so bestätigen. Man kann Dinge wertneutral formulieren wie man möchte, man könnte es selbst in Beamtendeutsch verfassen, und meinem Partner geht der Hut hoch. Ich habe schon mal drüber nachgedacht, ob es gewisse Schlüsselthemen sind, wie etwa seine Kinder usw. Da geht er sofort in Verteidigungshaltung und flippt aus, egal, wie recht ich habe. Wie man das löst, weiss ich leider nicht, sonst hätte ich es in meinem Falle schon längst getan. Vielleicht beruhigt es dich, zu wissen, dass du nicht alleine mit deinem Problem dastehst.

ich glaube, viele Dinge sind so in seinem Selbst verankert, und dass so viele innere Konflikte ausgetragen werden, etwa Schuld, schlechtes Gewissen, Unsicherheit usw. dass die angesprochenen Themen sein eigenes Unvermögen, mit den Situationen umzugehen, zur Schau stellen und er deshalb so reagiert?

Grüsse,

Zanilla
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo zanilla,
einerseits mag das richtig sein, solche Kommunikationstechniken müssen beide wollen und kennen. Aber etwas in Deinen Formulierungen macht mich stutzig: Du schreibst, er flippt aus bei gewissen Themen "egal wie recht Du hast". Es geht aber nicht immer unbedingt nur um Recht! Wenn ich mit meinem Partner kommuniziere, geht es in erster Linie darum, die eigenen Gefühle verständlich zu machen und die Gefühle des anderen zu verstehen! Es gibt nämlich bei Gefühlen kein "Recht" und keine objektive Wahrheit!
Solange das Ziel bei Diskussionen ist, den anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen, kann man sich Ich-Botschaften tatsächlich sparen. Das Ziel müsste erstmal gegenseitiges Verständnis sein. Und meiner Erfahrung nach löst sich dadurch sehr vieles von selber!

Ich kann z.B. die Macken meines Partner sehr viel besser akzeptieren, wenn ich seine Gefühle verstehe (auch wenn ich sie nicht immer nachvollziehen kann!). Dann suche ich mir eher einen Weg, wie ich mit diesen Macken leben kann - zugegeben, nicht immer ist das einfach! - als dass ich versuche, ihn zu ändern. Jeder Mensch hat das Recht auf seine Gefühle und sie sind nicht richtig oder falsch!
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Hallo Carlotta,

da hast du sicherlich recht. Aber so weit muss man ja erst mal kommen. Wenn man einen ausflippenden Partner hat, ohne überhaupt zu wissen, wie es um seine Gefühle bestellt ist, ist das eher schwierig. Ebenso, wenn es um einfache Wahrheiten geht. Fiktives Beispiel:

"Warum ist der Boden so glitschig?" - "Die Kinder haben sich die Schuhe nicht abgeputzt und deshalb ist das Parkett nass und dreckig". - "Ausflipp".

Es wäre schön, wenn man erst mal diskutiert, um den anderen zu verstehen bzw. um sich auszudrücken. Oftmals aber vermuten viele hinter jedem Satz einen Angriff, hinter jeder Frage eine Unterstellung oder hinter ehrlichem Interesse gleich Misstrauen. An solche Leute heranzukommen finde ich unheimlich schwierig. Auch Ursachenforschung macht es nicht unbedingt leichter (wenn man es denn herausbekommt).
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Ich verstehe Euch voll und ganz. Es geht mir auch so. Wie ich es auch formuliere, kommt es bei meinem Mann immer als Angriff gegenüber seinen Töchtern rüber. Ich meine es ja gut mit allen unseren Kindern und möchte nichtsdestotrotz auch die Mädels aufmerksam machen, wenn sie etwas machen, das nicht ganz i.O. ist. Versteht mich aber nicht falsch, es geht hier nicht darum, die Kids zurechtzuweisen.

Wie schaffe ich es, etwas so zu formulieren, dass es konstruktiv rüberkommt und nicht als zurechtweisend usw. empfunden wird?

Das ist eine gute Frage... Daran arbeite ich mittlerweile seit Jahren. Vielleicht bin ich einfach zu dumm, um es noch zu lernen :-)?

Schönen Tag noch und beste Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
aisha

Beitrag von aisha »

Ist bei uns auch so! Dabei habe ich ja auch ein ureigenes Interesse an einem friedlichen und harmonischem Zusammenleben. Aber sobald das Thema "seine Kinder" aufs Tapet kommt, ist die Gesprächsbereitschaft meist schon zu Ende, bevor ich überhaupt eine ganzen Satz formulieren konnte.
Bei meiner Tochter legt mein Partner aber nicht immer so viel "Feingefühl" an den Tag....

Auch wenn mein Partner mal meiner Ansicht wäre.. und das kommt hin und wieder vor.. ist das Thema trotzdem beendet...denn: es geht ja wieder um die Kinder.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

bei mir betrifft dieses Problem nicht mal nur seinen Sohn, sondern auch alle anderen partnerschaftlichen Themen - das ist aber wohl auch der Grund warum es zur Zeit heftig bei uns kriselt. Ein Streit an den ich mich erinnere, weil ich einfach nicht wusste was ich da hätte anders machen können, ist ausgebrochen, weil ich meinen Freund ganz freundlich gebeten habe, morgens nach dem Frühstück seinen Teller abzuräumen. Da schnappte er zurück, das würde er ja wohl immer tun (tat er absolut nie), nur gerade heute nicht. Ich sagte ihm dann, (ich-Botschaft) dass ich es nachmittags unangenehm finde, einen dreckigen Tisch vorzufinden, den ich erst abräumen und abspülen muss, um überhaupt erst mit dem Kochen anfangen zu können, das mir ja auch nicht immer Spaß macht. Er verstand das so, dass ich mich beklagen würde, er würde im Haushalt zu wenig tun, und war schwerstens beleidigt, weil er der Auffassung war, er sei ein Mann der mehr als alle anderen im Haushalt macht. Teilweise stimmte das auch (früher mehr als heute), und ich habe ihm auch gesagt dass ich seinen Beitrag sehr wohl sehe und zu schätzen weiss. Trotzdem hätte ich es gerne, dass jeder morgens seinen Teller selber abräumt und der Tisch zumindest einigermaßen sauber gemacht wird.

Resultat war, wir gingen verstimmt und ohne wirkliche Einigung voneinander. Aus meiner Sicht die einzige Alternative wäre gewesen, das Thema gar nicht anzusprechen und die Arbeit alleine zu machen. Auch heute noch, Jahre später, muss ich demonstrativ vor seiner Nase mein Geschirr abräumen, damit er evtl. mal dran denkt seines wegzuräumen. Lasse ich seines stehen und räume nur meines weg, ist er beleidigt.

Und so läuft es in vielen Dingen. Die Diskussionen über seinen Sohn sind da nur ein Problemfeld, und zur Zeit nicht mal das größte - über das gemeinsame Kind streiten wir derzeit eigentlich viel mehr, weil sie schlecht isst und er sie am liebsten dazu zwingen würde mehr zu essen, während ich Gelassenheit besser finde - er gibt mir dann dauernd die Schuld an ihrem schlechten Appetit. Ich würde sie angeblich zwischendrin mit Süßigkeiten füttern.

Wenn jemand Ratschläge hat, bitte her damit. Ich kann sie gebrauchen.
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Anita

Beitrag von Anita »

ich habe im moment wenig zeit, werde mich aber noch melden....
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hm, ich bin sehr gespannt auf Deine Rückmeldung, Anita!

Irgendwie habe ich immer noch das Gefühl, dass es hier irgendwo ein grundlegendes Missverständnis gibt. Übrigens: ich habe mal - in einem völlig anderen Kontext als Patchwork oder Familie - einen Training in Sozialer Kompetenz gemacht. Das war extrem spannend. Viel mit Rollenspielen etc.. Und es zeigte sich oft, wie wahnsinnig schwierig das ist....

BabyOne, der nicht abgeräumte Teller, ist das nicht mehr ein Symbol für ein tiefer gehendes Thema? Um Teller auf dem Tisch streitet man sich doch nicht so ernsthaft und auch nicht um dreckige Fussböden, oder? Was steckt wirklich dahinter? Warum wird das als Vorwurf aufgefasst und warum andererseits regt es den einen oder anderen von Euch so auf? Geht es nicht heimlich doch um einen Vorwurf, auch wenn man sich bemüht, es neutral zu formulieren? Hier im Forum in Euren Beispielen höre ich jedenfalls Vorwürfe an die Männer, oder allenfalls Unverständnis. Und ich glaube, das ist der Punkt, an dem man anfangen müsste, die Dinge zu klären!

Ich will niemanden angreifen, ich weiss ja selber, dass es absolut nicht immer funktioniert und es Menschen gibt, die für so eine Art der Kommunikation sich nicht öffnen können! Oder man hat sich in einer Beziehung so festgefahren, dass es sich nicht mehr ändern lässt...
Anita

Beitrag von Anita »

BabyOne hat geschrieben:Ich sagte ihm dann, (ich-Botschaft) dass ich es nachmittags unangenehm finde, einen dreckigen Tisch vorzufinden, den ich erst abräumen und abspülen muss, um überhaupt erst mit dem Kochen anfangen zu können, das mir ja auch nicht immer Spaß macht. Er verstand das so, dass ich mich beklagen würde, er würde im Haushalt zu wenig tun, und war schwerstens beleidigt, weil er der Auffassung war, er sei ein Mann der mehr als alle anderen im Haushalt macht.
ich höre oft, dass ich-botschaften nicht funktionieren und wenn ich ein beispiel bekomme, sehe ich auch meist den grund - danke für dein beispiel.

ich möchte anmerken, dass diese ausführungen ein kleiner teil eines kommunikationsmodells sind und es stunden dauern würde, vertieft darauf einzugehen. trotzdem denke ich kann mit ein paar beispielen einiges veranschaulicht werden.

das ist keine geeignete ich-botschaft, weil sie nicht urteilsfrei ist.
wenn ich ein problem habe und mein gegenüber darauf aufmerksam machen möchte, kann ich eine konfrontations-IB senden.

in der kommunikation gibt es wörter auf die unser gegenüber (wir übrigens auch ;)) "anspringt".
dazu gehört wie in deiner IB das wort "immer" und auch "überhaupt" ist recht belastet.

ich mache mal ein beispiel mit und ohne immer:

1. "wenn der tisch noch mit den resten vom mittag belegt ist, ist es für mich sehr unangenehm....weil ich so abens vor dem kochen erst aufräumen muss"

2. "wenn immer noch resten auf dem tisch liegen wenn ich nach hause komme, ist es für mich sehr unangenehm....."


anderes beispiel:

1. "wenn du den klodeckel offenstehen lässt..."

2. "wenn du den klodeckel immer offenstehen lässt...."

3. "wenn du den klodeckel extra offenstehen lässt...."

4. "und überhaupt! wenn du den klodeckel offenstehen lässt..."

es gibt kleinste wörter die gleichsam einem vorwurf sind und die sofort kommunikationssperren verursachen. das gespräch ist dann beendet und der konflikt in voller blüte.

es ist darum wichtig, dass wir unser gegenüber möglichst urteils- und vorwurfsfrei konfrontieren mit unserem problem (das verhalten das uns stört), unserem gefühl und den folgen die es für uns hat.

tatsache ist, dass wir bei falschen IB ein unangenehmes gefühl beim anderen aktivieren. einen dunklen flecken den wir alle mit uns tragen und an den keiner gerne erinnert wird.
wie charlotta es beschreibt - es werden vorwürfe "hörbar" - mache nennen das "versteckte" du-botschaften.

ich stosse übrigens auch immer wieder damit an. obwohl ich theoretisch wüsste wie es geht, überholen mich meine emotionen auch und ich sende massenweise du-botschaften die im streit und ärger enden :roll:
auch ich kenne das problem, wenn der partner "zu macht" und sich meiner auffassung nach sehr schnell beleidig fühlt....(sicher auch ein teil SEINER geschichte - sein blinder fleck)...
...aber ich weiss eben auch, dass ich meine anteil daran habe und meine kommunikation noch verbessern kann ;)
es ist nicht einfach und braucht viel übung...aber es ein weg der wachsen und gegangen werden kann....du-botschaften hingegen führen für die meisten beziehungen in eine sichere sackgasse :(

also üben :lol:
Anita

Beitrag von Anita »

carlotta37 hat geschrieben:ich habe mal - in einem völlig anderen Kontext als Patchwork oder Familie - einen Training in Sozialer Kompetenz gemacht. Das war extrem spannend. Viel mit Rollenspielen etc.. Und es zeigte sich oft, wie wahnsinnig schwierig das ist....
erzählst du mir mal was dazu? würde mich sehr interessieren! :D
Bacci2
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Tja

Beitrag von Bacci2 »

Hallo, ja das Thema ist wohl den meisten Patchworkern bekannt. Leider auch bei uns. Ich muss sagen nach über 6 Jahren wendet es sich so langsam zum Guten. Gratuliere zur SS. bei uns kommt übrigens Anfangs Februar auch das 2. gemeinsame.
Also wir haben uns auch oft im Kreis gedreht. Meine Botschaften prallten immer an ihm ab, im Gegenteil er empfand es als Angriff gegen seine Kinder und Ex. Bei uns hat nur eines geholfen, nämlich Gespräche mit meinen Schwiegereltern. Ihnen hat er zugehört. Und er hat gemerkt, dass die selben Sätze kamen wie von mir. Es war ein langer und steiniger Weg, heute noch gibt es ab und an Reibereien. Aber mittlerweile kann er meine Wünsche und auch Reaktionen akzeptieren und zum Teil sogar umsetzen. Ich wünsche Dir, dass Du auch einen Weg findest zu ihm durchzudringen.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,

ich habe eure Beiträge mit Interesse gelesen. Ich denke, dass hier einige Themen ineinander übergehen. Thema Arbeitsverteilung, Erziehungskompetenz und meine Bedürfnisse nach Verstandenwerden, Respekt und Liebe in der Beziehung.

Ich glaube, dass Männer in vielen Bereichen mit Konkretem am meisten anfangen können. (Bei der Hausarbeit ist das ja noch eine leichtere Übung) Je klarer meine Vorstellungen sind, umso besser funktioniert es. Was ich noch besser lernen will, ist, klarer mit mir selbst zu sein und das auch an meine bequemen "Männer" zu vermitteln.
Bei der Hausarbeit klappt es bei uns am besten, wenn ich bsp.weise nach dem Frühstück die Arbeiten konkret aufzähle, und zur Auswahl stelle. Vorgabe ist, dass alle mit anpacken.

Was Erziehung angeht, traut mir mein Freund (2 Kinder) einiges zu und ich höre seine Beobachtungen zu meinem Sohn. Er ist z.B. froh, wenn ich seiner immer wieder unersättlichen Tochter Grenzen aufzeige. Bei den drei Kindern sind wir so schon ein ganzes Stück weiter gekommen. Zum Glück geht es immer wieder voran, da ich in den 2 Jahren auch schon ganz schön mutlos wurde über den vielen Problemen.

Liebe Grüße und ein gutes neues Jahr
Sofia
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

leider habe ich immer noch nicht verstanden, was genau ich denn anders hätte machen können. Ich weiss dass generalisierende Wörter wie "immer" und "nie" tabu sind und benutze sie auch nicht. Ich (und übrigens auch mein Partner) habe vor einigen Jahren von der Arbeit aus auch mal eine mehrtägige Schulung zum Thema Konfliktmanagement mitgemacht. Er war vorher sehr skeptisch und hinterher sehr beeindruckt, und auch ich habe einiges davon mitgenommen. Leider aber nichts, was mir heute helfen würde.

Ich habe in dem von mir angeführten Beispiel einfach nur freundlich meinen Partner gebeten, morgens nach dem Frühstück seinen Teller abzuräumen, mehr nicht. Das alleine reichte schon aus, dass er sauer wurde. Und als ich dann erklärte warum es mir wichtig ist, hat es den Konflikt nur verschärft statt ihn zu entschärfen. Das hat auch nichts mit Stellvertreterkriegen zu tun (denke ich), denn es ging mir wirklich nur darum, dass ich jeden Tag von der Arbeit nach Hause kam und einen verdreckten Küchentisch vorfand, an dem ich dann kochen musste. Ich denke da muss es keine tiefer liegenden Probleme geben, um sich davon gestört zu fühlen. Das war damals auch zu einer Zeit, wo ich meine Beziehung als sehr gut und stabil eingeschätzt hätte. Heute denke ich täglich an Trennung, aber inzwischen ist es auch so, dass es fast kein Thema mehr gibt, über das wir konfliktfrei sprechen können.

Ich weiss nicht in wieweit das bei der Kommunikationsproblematik direkt eine Rolle spielt, aber man sollte vielleicht noch folgendes im Hinterkopf haben:

Mein Partner ist ein Mensch, auf den etliche Kriterien zutreffen, die ich mal in einem ADHS-Buch über Erwachsene gelesen habe. Ich habe das Buch damals in die Finger bekommen, weil sein Sohn auf ADS getestet werden sollte. Er hat es zumindest teilweise selbst gelesen und war fortan überzeugt, dass er selber tatsächlich ADS hat. Er kann zum Beispiel Zeit nicht einschätzen. Er ist unorganisiert und chaotisch, oft unaufmerksam, auch im persönlichen Gespräch - ich habe mir irgendwann angewöhnt, nur dann mit ihm zu sprechen, wenn er mich anschaut und alles andere liegen lässt, weil ich sonst sicher weiss dass er sowieso nicht zuhört - und hat keine Ausdauer. Er ist immer wieder schnell für irgendwelche neuen Ideen entflammt, bleibt dann aber nicht dabei - meist dauert es nicht länger als ein oder zwei Wochen, bis ein Thema wieder passé ist. Dazu ist er ein Mensch, für den das Glas stets halb leer, nicht halb voll ist. Er ist cholerisch und manchmal hat er eine sehr große Aggression in sich. (Wenn ich das so lese, frage ich mich glatt, was ich eigentlich ursprünglich an ihm fand - er war früher mir gegenüber immer sehr freundlich, liebevoll und rücksichtsvoll, er war witzig und ich hatte das Gefühl er ist ehrlicher als andere; seine Aggressionen haben mich damals schon erschreckt, aber damals richteten sie sich immer nur nach außen, nie nach innen gegen mich - witzig ist er heute nur noch in Gesellschaft anderer, und von freundlich, liebevoll und rücksichtsvoll ist nicht viel übrig geblieben...)

Ich habe den Eindruck, dass manche Schwierigkeiten bei uns aus diesem ADS-Charakter resultieren - er ist in seinem Verhalten irgendwie inkonsistent. Selbst wenn er etwas an sich oder seinem Verhalten ändern will, vergisst er es recht bald einfach wieder. Da er auch recht cholerisch ist, kann es auch sein, dass er in seiner Wut eine Vereinbarung zwar nicht vergisst, aber schlicht keine Lust hat sich dran zu halten. :wall:
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aisha

Beitrag von aisha »

Hallo Babyone,

du schreibst, dass du deinen Partenr als rüchsichtsvollen und liebenswerten Menschen kennegelernt hast, wovon du heute nicht mehr viel spürst.

solche Sachen erlebe ich auch. Und dann frage ich mich, waren wir soooo verliebt am Anfang, dass wir gewisse Eigenschaften an unseren Partnern nicht wahrgenommen haben, bzw, nicht wahrnehmen wollten?

Wie stark haben wir Frauen uns in der Partnerschaft verändert?

Wenn man jemanden kennenlernt, zeigt man in der Regel ja nur seine Schokoladenseite.
kann es sein, dass vielleicht auch wir einen gewissen Respekt voreinander verloren haben?

Bei uns ist es so, dass nicht wir als Partner die eigentlichen Probleme miteinander haben, der Knackpunkt sind die Kinder. Seine Kinder dominieren unsere Beziehung, vor allem die Tochter. Ich weiss oft nicht mehr , was normal ist und was nicht, ob ich so masslos eifersüchtig bin, jedenfalls Krach haben wir eigentlich nur wegen der Kinder.
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