"Du hast mir nichts zu sagen..."

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Edda
Beiträge: 5
Registriert: 27.11.2009 14:49

"Du hast mir nichts zu sagen..."

Beitrag von Edda »

Hallo zäme
Mein Problem ist die Tochter 15 J. meines Partners. Er hat das Sorgerecht für sie. Als ich vor einem Jahr meinen Freund kennengelernt hatte, traute ich kaum meinen Ohren: Das Mädchen betittelte ihn(und daran hat sich bis heute nichts geändert) tatsächlich als A..... loch. Aber nicht nur ab und zu. Sie hat null Respekt vor ihm. Ich meine nicht den Respekt im autoritären Sinn, sondern den Respekt den man automatisch vor den Mitmenschen hat. Sie macht was sie will. Kein normales oder liebes Wort kommt ihr, ihm gegenüber, über die Lippen.
Ich könnte noch lange aufzählen und ich weiss, dass es halt irgendwie zu dem Alter gehört.
Nun, ich selber habe zwei eigene Kinder, Mädchen 10 Jahre und einen Jungen 13 Jahre. Mit Ihnen habe ich Gott sei Dank (noch...) keine solchen Probleme.
So, jetzt komme ich zum Punkt. Was ich eigentlich fragen wollte: Wie weit "mischt" ihr Euch in die Erziehung der Kinder eures Partners ein?
Mein Schatz bittet mich zwar um Hilfe, aber meistens gehts nicht wirklich um meine Meinung (die er nämlich dann doch nicht umsetzen kann oder will) sondern er (bitte entschuldigt den Ausdruck)kotzt sich bei mir aus.
Ich weiss wirklich nicht, wie ich ihm helfen kann. Ich war auch schon Vermittlerin zwischen Tochter und Vater, aber helfen tut dies nichts, weil beide stur bleiben. Sie können nicht richtig kommunizieren und manchmal habe ich das Gefühl, sie hassen sich gegenseitig.
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht in ihrem Haushalt wohne. Aber ich bekomme auch so alles mit und das Mädchen hat mittlerweile in unserer Beziehung einen sehr zentralen Platz eingenommen, was belastend ist. Belastend deshalb, weil ich das Ganze mit meinen Augen wahrnehme und ihm gegenüber direkt und ehrlich bin, was oft schmerzt, und er mir deshalb etwas versucht vorzuspielen. Er wälzt sich dann in Selbstmitleid, was mich nur noch mehr in Fahrt bringt :oops: .
Wer weiss einen Rat?
Danke und lieber Gruss
Edda
Anita

Beitrag von Anita »

hallo Edda

was war wohl zuerst - nein, ich meine nicht das huhn oder das ei...aber es hat was ander geschichte mit dem huhn und dem ei....;)....
na was war zuerst - das respektlose kind oder die eltern die respektvollen umgang vorleben?

wie du beschreibst, gelingt es dem vater nicht, seiner tochter so zu begegnen, dass seine gefühle und bedürfnisse wahrgenommen werden. seine tochter wehrt sich massiv gegen ihn. sie tut es, weil sie sich SELBST nicht wahrgenommen und respektiert fühlt. ihre lebenserfahrung beruht höchstwahrscheinlich auf wenig postiven, respektvollen erfahrungen.

eine form von respektarmut ist, wenn ich meinen kind meine grenzen nicht vorlebe. dann lernt mein kind keine grenzen kennen. darum fällt ihr das ars*** auch so leicht zu sagen.
nicht weil sie nicht liebt - das tut sie bestimmt - sondern weil sie keine zugang zu diesen gefühlen findet!

dein partner und seine tochter lechzen eigentlich nach einfühlung. wollen verstanden werden und wahrgenommen werden. beide haben aber keine worte für ihre gefühle. sein selbstmitleid und ihre wortausbrüche sind nur die ventile dafür :roll:

ja, dass ist wirklich nicht einfach für dich.
ich kann dir nur raten, ihm SO WENIG WIE MÖGLICH abzunehmen und rein zu schwatzen. ER muss sich darum bemühen es ist SEIN kind.
wenn er um hilfe bittet, biete ihm literatur an oder verweise ihn auf fachstellen und sag ihm klar, dass du diese rollen nicht übernehmen wirst - du hast deine aufgabe bei DEINEN kindern zu erfüllen und bei seinem!

schenk ihm das kleine büchlein von jesper juul "aus erziehung wird beziehung".....oder gebe eine liste mit beratungsstellen vor ort.

alles gute!
Edda
Beiträge: 5
Registriert: 27.11.2009 14:49

Beitrag von Edda »

Liebe Anita
vielen Dank für Deine Antwort. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen mit dem Huhn und dem Ei. :)
Das Buch werde ich mir und ihm besorgen. Danke für Deinen Tipp.
Auch Familienhilfe hat er schon beantragt.Da hoffe ich, dass es etwas bringt.
Ich wünschte mir so, dass das Verhältnis Vater/Tochter gut wird. Er ist ein sehr lieber, herzlicher Mensch und sein Mädchen kann es ebenso sein. (Ist ja seine Tochter... :wink:) Aber momentan ist die Situation leider sehr verfahren...
Danke nochmals und lieber Gruss
Edda
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Liebe Edda,

Auch aus scheinbar "verfahrenen" Situationen, kann sich Gutes entwickeln. Ich spüre aus deiner Beschreibung den Wunsch von beiden Seiten, dass sich etwas ändern möge. Aber offenbar fehlt das "Gewusst-wie" dazu.

Mir hat im Umgang in schwierigen Situationen mit den Kindern und mit meinem Partner das Buch "Familienkonferenz" von Gordon neue Welten eröffnet.
Wenn ich in deinem Bericht davon lese, wie dein Partner sich bei dir auslässt, spüre ich auch ein bisschen Hilflosigkeit von deiner Seite, damit umzugehen. Auch auf solche Fragen würde dir dieses Buch Antworten geben.

Dieses Buch zeigt ganz allgemein, wie man schwierige zwischenmenschliche Gespräche am besten anpackt. Bei den negativen Beispielen im Buch fühlte ich mich ertappt. ;-))
Es gibt aber weit mehr ermutigende Beispiele, die bei mir im Umgang mit den Kindern Tag für Tag funktionieren.

Noch etwas: Im Allgemeinen können Kinder sehr gut damit umgehen, dass für andere Kinder andere Regeln gelten. Auch für sie gibt es verschiedene Regeln: In der Schule, zu Hause, bei Freunden, im Verein.
Doch sollte die Tochter deines Partners die Regeln in deinem Haus ebenfalls einhalten - aber vielleicht guckst du mal in dieses Buch, bevor du mit deinem Partner und Tochter sprichst. Viel Glück!

Arabella
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
Meine Beiträge unterliegen dem Copyright.
Anita

Beitrag von Anita »

danke :)

.....und äxgüsi, mein text ist ja übel - voller fehler :oops: ....hat wohl mal wieder geeilt beim schreiben ;)

ich finde du hast eine tolle einstellung und wenn alle so offen sind für weiterentwicklung, dann kommt das bestimmt gut! habt einfach geduld mit euch und euren liebsten :)

lg
anita
Edda
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Beitrag von Edda »

Herzlichen Dank auch Dir, liebe Arabella, für Deine Antwort. Ich glaube, ich geh dann mal "hinter die Bücher".
Familienkonferenz tönt interessant. Dank Eurer Hilfe gehe ich jetzt motivierter an diese Herausforderung an.
Super Sache, dieses Forum.
Alles Liebe auch für Euch

Edda
Anita

Beitrag von Anita »

zur familienkonferenz findest du auch unter www.gordontraining.ch interessante artikel. das gordon-tranining wird auch als kurs angeboten und beruht auf dem bestseller von thomas gordon "die familienkonferenz".
mein kurs startet am 16. januar in neftenbach ;)
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Nin
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Beitrag von Nin »

Edda, zum Teil ist es einfach das Alter: sie ist mitten in der Auflehn und Ablehnphase... ein, zwei Jahre später sind sie schon wieder viel zivilisierter.

Ich mische mich ansonsten sehr wenig ein, das heisst ich rede mit meinem Partner über seine Kinder, aber nicht in ihrer Gegenwart, ich greife seine Entscheidungen in bezug auf seine Kinder nicht an (Sie sind nun auch schon 18 und 21, aber als ich einzog waren sie fast 15 und 17), schon gar nicht, wenn seine Kinder dabei sind. Manchmal sage ich ihm, dass ich ihn extrem tolerant finde und dass ich meine Kinder auch in diesem Alter zu mehr Schularbeit und weniger Ausgehen anregen würde. Und dass ich mehr motzen würde, wenn ich wüsste, dass meine Kinder rauchen, so wie seine.

Aber es sind nicht meine. Ich mag seine Kinder, aber im Gegensatz zu meinen projiziere ich keine Zukuntsvorstellungen in ihr Leben und erwarte keine Liebe von ihnen. Ich sage es, wenn Dinge oder Äusserunge mir missfallen, aber ich sage es ihm - denn das es mich stört, heisst ja noch lange nicht, dass es ihn stört und ich erwarte von niemand, dass er nach meinen Vorstellungen lebt.

Wenn es deinen Partner stört, muss er den Dialog suchen - und finden. Du kannst ihn begleiten, aber an seiner Stelle kannst du es nicht machen!
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Bei uns ist es ein wenig ähnlich wie bei Nin, ausser dass nur ich Kinder habe. Mit meiner Grossen haben wir es nicht leicht....sie ist zwar erst bald 12, aber schon heftig in der Pubertät...
Mein Partner überlässt mir die Erziehung, teilt mir aber seine Beobachtungen mit wenn wir allein sind. Er kritisiert mich manchmal auch, aber drückt dabei gleichzeitig immer Verständnis aus für mich. Weisst Du, Edda, ideal ist ja eines, aber das Ideale lässt sich aus hunderten vbon Gründen nicht immer umsetzen! Ich schätze es, dass mein Partner das versteht. Z.B: dass es mich Kraft kostet, immer konsequent zu sein und dass ich es eben nicht immer schaffe. Usw....

Aktiv mischt er sich ein, wenn er direkt betroffen ist. Beispielsweise im Urlaub: er ist Auto gefahren, er hat das Auto gemietet. Also hat er auch die Regeln festgelegt, die während der Fahrt gelten. Wir diskutieren sowas manchmal vorher. Allerdings kann er sich auch absolut darauf verlassen, dass ich loyal bin und wenn mir etwas nicht passt, das ebenso später OHNE die Kinder mit ihm diskutiere. Genauso loyal ist er mir gegenüber.
Für meine Jungs ist er eine Autorität. Die Beziehung ist langsam gewachsen und inzwischen gehorchen sie ihm, einfach weil sie ihn mögen. Jetzt unterstützt er mich auch manchmal aktiv, z.B.; "hast du gehört, was K. gesagt hat? Tu es doch bitte!". Das wirkt enorm!
Meiner Tochter gegenüber macht er das nicht, es gäbe nur Streit. Ich glaube, wirklich in die Erziehung einmischen kann sich ein neuer Partner/Partnerin erst dann, wenn die Beziehung zu den Kindern stabil und liebevoll ist. Und wenn die Erwachsenen absolut loyal zueinander sind!!!
Sonst kann man/frau den Elternteil lediglich in Gesprächen unterstützen und auffangen. Aber bitte nicht vergessen, dass vieles, das richtig ist, dennoch nicht so leicht umzusetzen ist! Und ein Rat ist nur ein Rat: auch wenn man gefragt wird, heisst das noich lange nicht, dass der Partner ihn umsetzen MUSS!!!!
Edda
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Beitrag von Edda »

Hallo Nin, Carlotta
ja genau, bis jetzt habe ich mich eigentlich auch nie direkt eingemischt. Gegen seine Entscheidungen sage ich vor den Kindern sowieso nichts und unterstütze ihn wo es geht (auch wenn ich nicht seiner Ansicht bin). Ich habe gemerkt, dass es ihn bloss verunsichert, wenn ich ihn zu fest kritisiere.
Wisst ihr was für mich das Schwierigste ist an der ganzen Patchworkgeschichte?
Einerseits ist man ja Stiefmutter/vater, vor allem wenn man ja zusammen wohnt und eine Familie ist. Andererseits heisst es meine Kinder, deine Kinder und selbst wird man von den Kids als Partner/in von Mamma oder Papa wahrgenommen. Weil Ersatzmammi will, kann, muss, darf ja niemand wirklich sein. Finde ich übrigens gut so, denn es ist ja meistens noch ein(e) leibliche(r) Mutter/Vater da.
Und dann gibt es uns (mich, dich, ihn, sie) nur mit Kind oder gar nicht, aber gleichzeitig darf und will man sich als Partner nicht zu fest in die Erziehung der nicht eigenen Kinder einmischen... :? Also doch irgendwie Partner ohne Kinder trotzt Kinder...Komplizierte Geschichte
Während ich das so schreibe, wird mir immer klarer: Was für uns kompliziert tönt, ist wahrscheinlich für einen Tenager nicht viel einfacher zu leben und zu verstehen. Zumal die noch ganz anderer Sachen mit sich herumtragen... .
Aber komplizert hin oder her, spannend ist es auf jedenfall... :D
Lieber Gruss an alle
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Hej Edda, schön dass du hier mitschreibst. Du bist so offen für Erfahrungen und Anregungen und strahlst für mich soviel positiven Tatendrang aus. Du packst bestimmt alle deine Patchworkherausforderungen. Viel Glück!

Arabella
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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