Mir wird alles zu viel. Was kann ich tun?

Fragen, Probleme und Sorgen...
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Nadia

Oh, das mit deinem Mann tut mir leid.
Ich finde, Kinder brauchen Mutter und Vater. Trotzdem finde ich die Aussage dieses Lehrers geschmacklos.
Du hast ja nun einen Partner und dieser könnte ja die Vaterrolle übernehmen. Aus welchem Grund zieht ihr eigentlich nicht zusammen?

Meine Tochter hat einen wunderbaren Papa, den sie die Hälfte pro Monat sieht. Sie hätte sich nie vorstellen können, einen anderen Mann als Zweitvater zu akzeptieren, weil sie ja mit ihrer Stiefmutter negative Erfahrungen gemacht hat. Am Anfang war sie gegen meine Beziehung, fand, wir hätten es bis jetzt auch zu zweit sehr schön gehabt. Bis sie dann erfahren hat, wieviel wir gewinnen können, wenn auch ein Mann in unserer Haushaltung mitmischelt, der zudem noch viel mehr von Computer versteht als ich und all die männlichen Sachen einer Haushaltung übernimmt.
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Hallo Bernina

Ich gebe dir Recht. Kinder brauchen Vater und Mutter. Mein Mann starb vor der Geburt. Deshalb war es für meinen Partner einfach die Vaterolle zu übernehmen.
Wir wohnen nicht im selben Kanton. Du kannst dir vorstellen das wir beide ( wir waren bereits vierzig als wir uns verliebten ) auf die eine oder andere Art gebunden sind. Er hat dort ein haus und ich habe die Kinder hier in der Schule und im Sport usw.
Es war unser Wunsch damals zusammenzuziehen. Er war aber da noch in der Scheidung und der Anwalt hat uns geraten zu warten. Das Drama zog sich aber in die Länge ( er ist erst seit 1 Jahr geschieden ).
Unterdessen waren dann meine Jungs in der dritten Klasse und einer der Zwillinge brauchte Hilfe wegen Lernschwierigkeiten. Sie haben hier einfach die besseren Kontakte und auch für mich stimmt es hier mehr als dort wo er wohnt.
Es ist nach wie vor unser Wunsch. Aber du weisst wie das ist wenn man Kinder hat. Seine Ex wohnt im selben Dorf wie er und das ist auch nicht mein Ding. Vor allem weil ich mir vorstellen kann das die Streitereinen noch schlimmer werden könnten.
Sicher kann man alles über Bord werfen und es einfach tun ... aber ich bin da halt ein gebranntes Kind. Ich musste schon einmal alles aufgeben und neu anfangen. Liebe Grüsse ...nadia
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Nadia

Verstehe deine Situation und habe da auch keinen Rat mehr. Umzüge sind für Kinder sehr schwierig. Unsere Jungs leiden auch deswegen. Ihre Mutter war ihnen aber auch gar nie behilflich, am neuen Ort schnell Freunde zu finden. Da die Jungs aber unbedingt zum Vater wollen und bereits schon sehr in unserem Wohnort verwurzelt sind, würden sie es trotzdem nochmals wagen.
Und mit der Ex des Freundes im selben Ort wohnen, und so wie du diese Ex beschreibst, so sind Probleme wohl vorprogrammiert.

Bei uns ist es so, dass nun die neue Frau meines Ex Mühe hat hier, da ich im Dorf sehr bekannt bin. Ich habe ihr aber sogar vorgeschlagen, in einem Verein zurückzutreten, damit SIE mitmachen kann, weil sie dort sehr gute soziale Kontakte knüpfen könnte. Aber man kann Leute nicht zu ihrem Glück zwingen.
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Wir leben seit sechs Jahren mit der Distanz und sind damit nicht wirklich unzufrieden. Sicher gibt es Momente wo es einfacher wäre wenn wir alle unter einem Dach wären.
Die Distanz hat aber auch seinen Reiz.
Meine Jungs sind offen und pflegen viele Kontakte hier im Ort. Mein Partner und ich haben dadurch auch viel freie Zeit die wir für uns geniessen dürfen. Ausserdem wohnen die Eltern und die Familie meines Mannes hier im Ort.
Am BesuchsWE sind wir immer bei ihm. Erstens Platzmässig und zweitens ist die Tochter verschlossen und will nichts machen und hat zu nichts Lust. Usw. Na ja. Irgendwie klappt es dann besser wenn alle Kids im Garten helfen. Bei mir zu Hause setzt sie fast keinen Fuss vor die Tür.
Mein Partner ist hier gut integriert. Er kennt die Leute im Dorf und begleitet mich überall hin. Die Kinder werden selbständiger und das wird uns auch helfen.

Wir lachen drüber und stellen uns vor eines Tages zusammen im Altersheim ein Zimmer zu beziehen. Ist doch ein reizvoller Gedanke ... lg nadia
Anita

Beitrag von Anita »

hallo :)

ich mische mich mal schnell ein, weil ich das total wichtig finde zu betonen - auch für andere patchworker.

vom traditionellen familienleben weg zu kommen und nun wie in Nadias fall getrennt zu leben, aber so zufrieden "eins" zu sein, finde ich total betonenswert! es ist doch wunderbar, wenn es so gut funktioniert und es allen recht wohl dabei ist.
es uns herauszunehmen, dass andere lebensweisen stimmig sind, ist in meinen augen unbedingt nötig. viele patchworker kämpfen über jahre oder zerbrechen daran, weil sie sich einer gesellschaftlichen "normfamilie" anzugleichen hoffen, dabei geht es doch auch anders.

weiterhin alles gute und allen anderen viel mut zur kreativität, wenns dann so sein soll :wink:
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Anita
Da hast Du recht. Wollte Nadia eigentlich nicht zu einem Umzug überzeugen, sorry wenns so rübergekommen ist.

Was die neue Frau meines Ex anbelangt, so leidet sie, dass sie niemanden hier kennen lernen kann/will, weil ich an vielen Orten präsent bin. Das war ihr vorher vermutlich zu wenig bewusst.
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Hey Bernina

Ich empfand es gar nicht so das du mich zum Umzug motivieren wolltest.
Habe es schön gefunden das wir so ein tolles Gespräch aufgebaut haben.

Vielleicht hat die neue Frau deines Ex Angst mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Ich habe da auch Erfahrung. Zog damals mit den Neugeborenen hier ins Dorf wo die Familie meines Mannes wohnt. Er ging auch hier zur Schule. Ich hab mich sehr schwer getan damit weil meine Schwiegermutter so ziemlich jeden kennt.
Ich litt unter dem Gedanken das jeder wusste wer ich bin und ich niemanden kannte. Wusste einfach nicht wie ich auf die Menschen zugehen soll.

Wenn du dich mit der Neuen gut verstehst ... vielleicht wäre es möglich das du sie einfach mal mitnimmst und ein paar Leuten vorstellst.
Denke sie fühlt sich einfach unsicher.

Anita

Das ich zu dieser Art Familienleben gekommen bin verdanke ich meiner Therapeutin die mich damals betreut hat.

Liebe Grüsse ... nadia
Anita

Beitrag von Anita »

ich empfand es im fall auch nicht so, dass du überzeugen wolltest. mir war es einfach wichtig, auch diese familien-form zu unterstützen :)

eine tolle therapeutin, die modern denkend mut dazu macht!

schöne abig
anita
Bernina

Beitrag von Bernina »

Bin nach zwei Stunde Schlaf hellwach und kann nicht mehr einschlafen. Habe dafür endlich Zeit, wiedermal hier meine Patchworker zu treffen.

@ Nadia
Nadia hat geschrieben:Wenn du dich mit der Neuen gut verstehst ... vielleicht wäre es möglich das du sie einfach mal mitnimmst und ein paar Leuten vorstellst.
Denke sie fühlt sich einfach unsicher.
Glaube kaum, dass sie das von mir möchte, aber eine Freundin von mir hier im Ort hat das jetzt übernommen. Eigentlich geht es mich ja nichts an, wie sie ihren Tag verbringt, doch wenn meine Tochter oder mein Ex wieder mal erzählen, wie der Frau die Decke auf den Kopf fällt, weil sie so einsam ist, dann mache ich mir halt trotzdem Gedanken. Inzwischen hat sie ein Projekt im Kopf und ich wünsche es allen, dass es klappt.

@ Andrea

Habe inzwischen alle deine Postings gelesen. Werden da wohl die gleichen Probleme auf uns zukommen? Wie geht es mit deinen "Töchtern" und kann dich nun dein Mann entlasten?

Bis jetzt wissen wir ja immer noch nicht, ob das mit dem Obhutswechsel bei uns klappen wird. Seit einem Jahr geht das hin und her, Abklärungen, Psychologen, Gespräch mit Beistand, und immer wieder der Psychoterror von Seiten der Mutter mit Drohungen und Erpressungen. Inzwischen bin auch ich die Böse. Sie ist der Meinung, dass ich meinen Partner angestachelt habe, das Sorgerecht zu beantragen, was aber nicht stimmt.
Sie tut mir trotzdem leid. Ich weiss auch nicht, wie ich mich verhalten würde, wenn mein Ex pötzlich das Sorgerecht wollte.

Was am meisten schmerzt ist die Tatsache, dass wir seit einigen Monaten nicht mehr an die Jungs herankommen, sie sind ganz verschlossen. Ein Therapeut hat ihnen geraten, nichts mehr dem Vater zu erzählen. Wenn wir spüren, dass die Kinder etwas beschäftigt und wir dann fragen was los ist, dann werden sie noch mehr agressiv, weil sie das Dilemma realisieren, in dem sie stecken. Der Grosse macht dann Andeutungen - die Mutter hat wieder mal irgendwelche (Lügen) Geschichten über uns erzählt und er möchte gerne wissen, ob das stimmt - aber dann blockt er ab, weil, er darf ja nichts erzählen, will es aber trotzdem wissen. Dann wird er aggressiv, macht uns Schuldzuweisungen ohne einen richtigen Grund zu nennen, ist hässig, tigert wie ein bald explodierendes Fass umher, verlangt Aufmerksamkeit, läuft aber gleich wieder davon.
Ja, es ist zum-davon-laufen. Und er verweigert das Gespräch, weil er ja nicht reden darf.

Nachtrag: Der Ältere hat auch ganz klare Vorstellungen, wie das WE bei uns abzulaufen hat. Gibts eine Programmänderung wird er hässig. Durch sein tiefes Selbstwertgefühl ist er sehr unflexibel und intolerant, was er aber ständig uns vorwirft. Wenn er dann wieder schlechte Stimmung verbreitet (was in letzter Zeit jedes WE vorkommt), jeden von uns angreift ohne wirklich zu sagen warum, fragen wir was los sei. Dann kritisiert er uns sofort, dass er wieder Schuld sei, immer geben wir ihm die Schuld.
Ebenfalls sehr traurig ist, dass der Ältere permanent den Jüngeren denunzieren muss. Jeder Satz endet mit einer Beleidigung an den Bruder, grundlos. Oder auch spontan, mit frei erfundenen Dingen wie: Der X ist so blöd, der weiss gar nicht, wie man Brot aus dem Chörbli nimmt. Oder, X ist so dumm, der kann nicht mal Milch von Wasser unterscheiden, aber der war ja immer schon so behindert. Und so geht es die ganze Zeit. Und wenn wir eingreifen, dann haben wir wieder die Diskussion von oben mit der Schuldzuweisung und das ganze WE ist futsch. Der Ältere fühlt sich dann gross, wenn er den Jüngeren kaputt machen kann.

Und dabei geht immer so viel kostbare Zeit drauf. Seit ich meinen Partner kenne, widmet er sich an den WE nur den Kindern. Wenn die Kindern dann wieder weg sind, ist er ganz k.o. weil er dann die viele Arbeit sieht, die er wegen diesen Leerlaufgesprächen nicht erledigen konnte. Aus diesem Grund fragte ich in einem Thread, wieviel ihr euch mit euren Kindern abgibt.
Wir beide haben einige Freundschaften verkümmern lassen, da die Jungs es empfinden, wenn wir während ihrer WE etwas für uns unternehmen. Sie wären jeweils auch eingeladen, doch sie finden solche Einladungen ziemlich langweilig. Schleppen wir sie mit, sind sie mies drauf, lassen wir sie zu Hause ist das auch unfair. Und wenn wir Leute zu uns einladen finden sie das auch doof, da wir tags davor mit den Vorbereitungen (putzen, aufräumen, einkaufen) beschäftigt sind. Wir haben sie auch schon miteinbezogen. Einmal fanden sie es ganz lustig, das andere Mal hiess es, sie seien hier nur zu Besuch und müssten nicht für uns arbeiten.
Die Kinder sind aber an 3 WE pro Monat bei uns, viel Freizeit bleibt uns nicht. Mit ein Grund ist sicher die beginnende Pubertät.

Blöd, es ist nun halb vier morgens und ich bin immer noch nicht müde. Langsam habe ich wieder Hunger.
Werde mal wieder mein Bett suchen, schnarchender Bär darf meine kalten Füsse wärmen.
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