Frust, Verzweiflung, Hass und Liebe

Fragen, Probleme und Sorgen...
Minchen
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Frust, Verzweiflung, Hass und Liebe

Beitrag von Minchen »

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu zu euch gestossen und habe mich auch schon kurz vorgestellt.

Irgendwie bin ich mit meinem Latein am Ende, ich weiss nicht weiter, ich bin traurig, frustriert, wütend,... alles zusammen. Ich schreibe alles auf mit der gefahr gelyncht zu werdnen

Kurzfassung: Ich kenne meinen Mann 2 Jahre, er hat einen fast 5 jährigen Sohn aus erster Ehe. Wir sind nun 1 Jahr verheiratet und haben gemeinsam eine 7 Monate alte Tochter. Sein Sohn hat seinen Hauptwohnsitz bei uns und geht seine Mutter 6 Tage auf 2 Wochen besuchen. Sie streitet immer weiter, es gibt keine Ruhe...

ANfangs kam ich eigentlich ganz gut mit dem kleinen klar. Er akzeptierte mich sofort. Vorteil ist wohl dass er 9 Monate alt war als die ELtern sich trennten und er sich nicht an eine gemeinsame Zeit erinnern kann! Mit der Schwangerschaft und Geburt unserer gemeinsamen Tochter änderte sich so einiges. Es kamen tiefste Muttergefühle für meine Tochter auf und ich merkte wie es eigentlich ist richtig Mutter zu sein. Dann kam in meinem Kopf immer der Gedanke auf dass mein Mann dies schon alles mal erlebt hatte und zwar mit einer anderen Frau! Und diese gebährtre ihm auch noch seinen gewünschten Sohn und ich ihm "nur"eine Tochter.

Nach der GEburt spielten dann nicht meine Tochter oder Ich die Hauptrolle, nein sein Sohn spielte sie. Er bekam viele Geschenke zur Rolle des grossen Bruders, wo ich schon dachte "Halbbruder". Mein Mann richtete seine Besuchszeiten bei uns im Krankenhaus ganz nach seinem Sohn und blieb so auch nie richtig lange. Er ist 1 Abend mal bei mir geblieben, wo seine Eltern dann den kleinen zu uns nach Hause gebracht haben. Dann kamen wir nach Hause und es ging recht gut bis dann unsere kleine Tochter, 2 1/2 Wochen alt krank wurde. Sie hatte einen Erkältungsvirus und wurde wieder im Krankenhaus aufgenommen. Für mich brach eine Welt zusammen, ich hatte gross Angst um sie, wie sie da am Sauerstoff und der Infusion hing. Ich konnte Tag und Nacht bei ihr bleiben aber auch da richtete sich mein Mann nach seinen Sohn um uns zu besuchen. Ich hätte da seine unterstützung gebraucht aber stattdessen regelte ich noch für den kleinen Arztbesuche und Sachen von der Schule.

Von da wendete sich dann das Blatt, ich war über ängstlich und hatte Angst der kleine würde vom Kindergarten Viren mitbringen und meinen kleinen Schatz anstecken. Ich wurde richtig panisch, nur darum bedacht meine Tochter zu beschützen. Dies konnte ich mittlerweile mit Hilfe einer Therapeuten zum grossen Teil qblegen.
Die Gefühle gegenüber seinen Sohn aber nicht. Zur Zeit läuft es dann so, dass ich mich auf den Tag freue wo er wieder geht und dem Tag an dem er wieder kommt ich mit Tränen in den Augen entgegen sehe.

Wenn er hier ist, ist er so besitzergreifend. Er beschlagnahmt seinen Papa voll und Ganz. Wir kommen kaum dazu uns normal zu unterhalten wenn er da ist weil er dauernd dazwischen redet. Dauernd mit Papa spielen will,... Unsere Tochter läuft da so nebenher, und das verletzt mich am meisten.

Sein Sohn und seine Ex spielen in unserem Leben die Hauptrolle, sie bestimmen wann wir Familie besuchen gehen und wann nicht. SIe bestimmen wann wir in Urlaub fahren, sie haben unser Hochzeitsdatum zum Teil mitbestimmt und auch das Taufdatum unserer Tochter. Es verletzt mich so sehr dass sie uns immer im Nacken sitzt.

Wenn ich den kleinen anschaue sehe ich mittlerweile die Mutter (diese Frau hat den Namen Mutter gar nicht verdient). Ich erwische mich dass ich ihn ignoriere und total aus dem Weg gehe. Wir sagen uns noch kaum noch Gutenacht oder morgen. Und auch jeden Körperkontakt weise ich ab.

Und dabei weiss ich dass er da nicht für kann, er ist ja auch Opfer in dieser Geschichte aber ich will und kann es nicht zulassen dass unsere gemeinsame Tochter das Hauptopfer wird....

Ich hoffe hier auf Verständnis und vielleicht hilfreiche Tips, wie ich uns das Leben erleichtern kann.

Noch dabei gesagt, ich liebe meinen Mann über alles, und wenn sein Sohn nicht da ist, ist es wunderschön zwischen uns.

Schon mal vielen Dank an die , die sich die Mühe gegeben haben meinen Beitrag durchzulesen....
steff
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Beitrag von steff »

Hi Minchen,
ein herzliches Willkommen in unserer Runde.
Ich kann dich Teils verstehen, andererseits sehe ich, dass du zum Teil wenig Verständnis für den Jungen deines Mannes hast.

Stell dir vor, dein Mann und du würdet euch in einem Jahr scheiden lassen.
Deine Tochter würde einige Tage bei dir, die andere Zeit bei ihrem Vater leben. Dann käme eine neue Partnerin ins Haus, die sich deiner Tochter gegenüber, wie du dem Sohn, verhalten würde.......weil sie nicht anders kann. Später würde diese Frau auch ein Kind bekommen und deine Tochter als Risikofaktor sehen.
Mir zerreisst es fast das Herz, nur schon beim Gedanken daran.
Nein, ich mach dir keine Vorwürfe, ich kann deine Situation ja auch verstehen.
Sobald wir Mütter werden, beginnt die Zeit der "Angst". Immer und überall lauern Gefahren, die wir gerne ausschalten würden.
Nur geht das nicht. Und jeder Bazillus und Käfer, den unsere Kinder mal hatten, macht sie stärker und nützt ihrem Imunsystem.

Dass das ältere Kind Vorrang hat bei deinem Mann, kenne ich von mir. Ich habe immer die Älteren vorrangig behandelt, damit die Kinder nicht eifersüchtig auf das Baby wurden. Das Baby kannte es nicht anders als so, wie ich es vom ersten Tag an behandelte. Es musste halt ab und zu auch mal warten und schreien.
In deiner Situation ist es schwieriger, weil es dein erstes, und bei deinem Mann das zweite Kind ist.
Aber ihr müsst es ja auch nicht gleich machen. Richtig ist sicher beides.
Du machst es für dich so, dein Mann anders.
Ich denke, du musst dich vielleicht etwas öffnen und dich in die Situation des Jungen versetzen.
Er hat es wohl von euch allen am schwierigsten, da er kein festes zu Hause hat. Er scheint ja zu switchen.

Ob er schon in dem Alter ist, in dem er sich fragt, wo er hingehört?
Ob er deine Ablehnung spührt?
Bemerkt er, dass seine kleine Halbschwester ganz viel Zuneigung von dir bekommt, und er nicht?

Es ist alles andere als einfach, wenn mann Zweitfrau ist. Wenn der Partner bereits Kinder hat........ich bin froh, muss ich das nicht durchmachen. Ganz ehrlich, da bin ich in einer Luxussituation! Ich lese so viel hier von Problemen, dass ich enorm dankbar bin, für meine Problemchen!

Ich möchte dir Mut machen, weiterhin nach Lösungen zu suchen. Ich bin sicher, dass du hier einige gute Tipps und Ratschläge bekommen wirst.

Sei lieb gerüsst. Steff
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschliessen, daraus zu erwachen.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Minchen,

als ich mein zweites Kind bekommen habe, wurde auch mehr Brimborium um den älteren Bruder gemacht - einfach, weil er schon da war, und reagieren konnte. Und da gab es keine Patchworksituation! Es ist hart für dich, weil es dein erstes Kind ist, aber relativ normal für ihn, weil es sein zweites ist.

ES gibt mir sehr zu denken, wenn du anführst, dass dein Kind "nur ein Mädchen" ist. Gibt es tatsächlich heute noch Menschen, die so denken? Damit hätte ich grösste Schwierigkeiten. Ich wollte so gern ein Mädchen und fand es schwer, mich damit abzufinden, dass ich keins haben werde. Papa von einem Mädchen zu sein ist doch toll! Er wird ihr grosser Held sein!

Du schreibst, dass der Kleine sehr den Papa sucht und in Beschlag nimmt - aber schau mal, was soll er denn auch anderes machen, wenn du ihn meidest bis zum Körperkontakt. Er hat ja nichts getan - und trotzdem magst du ihn jetzt nicht mehr, wo du ihn doch vorher mochtest. Wie soll er das verstehen? Da bleibt ja nur der Papa - sogar die kleine Schwester, die darf (oder durfte er zumindest eine Zeit lang) gar nicht lieb haben, weil er sie hätte infizieren können. Ein fünfjähriges Kind ist noch anhänglich und braucht Erwachsene. Und ihm bleibt nur der Papa. Du willst ihn nicht.

Ich weiss, dass man Angst hat, wenn ein sehr kleines Kind krank ist (mein Sohn hatte am fünften Lebenstag eine Meningitis und Sepsis, ein Monat Krankenhaus, dreineinhalb Jahre Antibiotika...). Man hat immer Angst.

Sicher ist da auch einiges von deinem Mann gefragt: dass er dir hilft, dich sicher zu fühlen, dass er mit dem Baby spielt. Aber vielleicht wäre es auch für ihn einfacher, wenn er sich um beide Kinder zusammen kümmern kann und sich da nicht hin- und hergezogen fühlt: lass sie mal zu dritt etwas machen und ruh dich aus!

Sicher behandelt dein Mann eure Tochter anders als du, aber es gibt viele Arten, ein Kind grosszuziehen und viele sind richtig!
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Minchen,

ich kann einerseits Deine Gefühle - oder zumindest die Tendenz Deiner Gefühle schon nachvollziehen. Ich habe auch einen älteren Stiefsohn und eine jüngere eigene Tochter. Als meine Tochter noch nicht da war, habe ich meinen Muttertrieb an dem Jungen ausgelebt. Als meine Tochter dann da war, war ich zeitlich, körperlich und emotional einfach sehr in Beschlag genommen und die Anwesenheit des Jungen war für mich echter Stress, weil ich immer das Gefühl hatte ich müsste jetzt auf ihn engehen, kann es jetzt aber nicht und es wird alles zuviel. Als meine Tochter langsam aus dem Babyalter herauswuchs, habe ich mich bemüht mich auch wieder mehr dem Jungen zu widmen, dummerweise hatte er gerade zu der Zeit eine ganz furchtbare Schreiphase (wie sich erst Jahre später herausgestellt hat hat er eine leichte Wahrnehmungsstörung, die zu Entwicklungsverzögerungen geführt hat, das hat sicher neben anderen Dingen dazu beigetragen dass seine Trotzphase ungewöhnlich lang und heftig war). Dazu gab es noch eine Reihe von anderen Problemen, wie zum Beispiel dass er nachts niemals normal durchgeschlafen und uns andauernd geweckt hat. Das hat dann dazu geführt dass ich irgendwann die Wochenenden mit ihm gefürchtet habe, und das überschattet mein Verhältnis zu ihm bis heute.

Manche Dinge die Du schreibst finde ich aber schon etwas unfair. Ein Baby interessiert sich null Komma nichts für irgendwelche Geschenke. Ein älteres Kind könnte sich aber furchtbar zurückgesetzt fühlen, wenn ein neues Baby nach Hause kommt und mit Geschenken und Aufmerksamkeit überhäuft wird und es selber gar nichts bekommt. Deshalb machen erfahrene Eltern es sehr oft so, dass sie gezielt eher Geschenke für das ältere Kind mitbringen. Letztlich war das sogar in Deinem und im Interesse Deiner Tochter - oder wäre es Dir lieber einen eifersüchtigen älteren Bruder für Deine Tochter zu haben, der ihr nachher weh tut und sie ärgert wo er nur kann? Dann doch lieber einen stolzen älteren Bruder (und den Halb-Bruder können wir uns da schenken, die Kinder empfinden sich als vollwertige Geschwister, wenn sie zusammen aufwachsen! Und das ist auch gut so.) Auch dass der Vater seine Besuchszeiten in der Klinik irgendwie mit der Betreuung des älteren Kindes unter einen Hut bringen muss ist doch völlig klar.

Du schreibst dass Du nicht willst dass Deine Tochter zum Hauptopfer der Situation wird. Ich denke, Deine Tochter ist ganz zufrieden so wie es ist. Aber wenn Du es nicht schaffst ihren Bruder in Dein Leben einigermaßen zu integrieren, dann wird das Verhältnis zwischen den beiden sich schlecht entwickeln, und das wird etwas sein worunter Deine Tochter dann tatsächlich leiden wird.

Dass ein vierjähriger Junge ziemlich lebhaft sein kann und man sich wenig unterhalten kann - daran kann ich mich auch noch erinnern. Auch ich habe manchmal die Krise bekommen, weil mein Stiefsohn ständig mit Krankheiten zu uns kam (meiner Tochter auch dauernd ins Gesicht nieste ohne die Hand vor den Mund zu halten...) und meine Tochter jedesmal zwei Tage später auch krank war. Aber weisst Du was - es hat alles auch sein Gutes. Wenn Deine Tochter ein Jahr oder eineinhalb Jahre alt ist, dann werden die beiden langsam auch zusammen spielen, das lässt Euch als Eltern auf einmal mehr Zeit zum Sprechen und wird Dir auch die Last nehmen ein unternehungslustuges Kleinkind nonstop bespaßen zu müssen. Und meine Tochter hatte zwar als Baby ungezählte Infekte - aber jetzt mit sechs Jahren hatte sie schon seit zwei Jahren so gut wie nichts mehr. Ihre Immunabwehr ist offensichtlich superfit, selbst als bei uns im Kindergarten monatelang gleichzeitig Windpocken, Scharlach, Erkältungen und Magen-Darm-Grippe umgingen, hatte sie nur an einem Tag eine ganz leicht beschleunigte Verdauung, die man nicht als Krankheit bezeichnen konnte.


Dass die Rücksichtnahme auf die Exfrau und den Jungen aus der ersten Ehe Dich nervt weil Du Deine Termine danach richten musst, das verstehe und kenne ich auch, das hat aber vor allem damit zu tun wie Dein Mann damit umgeht. Die Exfrau hat bei Euch genau den Einfluss, den Dein Mann ihr zugesteht. Termine kann man, wenn man sich die Mühe macht, im Januar schon für das ganze Jahr im Voraus verbindlich festlegen. Statt Dich zu ärgern, solltest Du lieber mit Deinem Mann reden, wie man die Abstimmung der Termine besser gestalten kann. Dass man aber eben auch manchmal Rücksicht nehmen muss, das ist bei Patchworkfamilien eben so. Es ist nunmal ein Fakt dass zum Beispiel der Junge nicht gleichzeitig mit seiner Mutter und mit seinem Vater in Urlaub fahren kann. Es nützt nichts irgendwem deswegen böse zu sein. Ich sage mir immer, andere Familien haben dafür andere Probleme - eine böse Schwiegermutter, ein behindertes Kind , einen alkoholsüchtigen Mann, große finanzielle Schwierigkeiten oder was einem noch alles im Leben an schlimmen Dingen so zustoßen kann.

Wir haben das inzwischen so geregelt, dass wir möglichst früh im Jahr unseren Urlaub planen. Aus finanziellen Gründen fahren wir nie länger als zwei Wochen am Stück, und wir wissen dass die Exfrau in den langen Sommerferien immer drei Wochen mit ihrem Sohn wegfährt. Wir versuchen einen Termin auszusuchen der ihr genug Raum lässt und teilen ihr dann einfach den Termin mit den wir uns ausgesucht haben, und bisher hat das immer geklappt. Früher hat mein Lebensgefährte das immer so lange schleifen lassen, bis seine Ex ihre Termine schon längst festgelegt hatte, und dann mussten wir uns natürlich nach ihr richten. Das war aber letztlich die Schuld meines Lebensgefährten und nicht die Schuld seiner Ex.

Zusammen gefasst: versuche alles etwas gelassener und pragmatischer zu sehen. Manche Dinge werden sich in relativ kurzer Zeit schon ganz von selber verändern und damit vielleicht auch verbessern, ander Dinge kann man selber aktiv in die Hände nehmen, und manche Dinge sind halb so schlimm, wenn man es schafft sie einigermaßen sachlich zu betrachten.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Hallo Minchen,

Ich habe drei angetreten und zwei dazubekommen. Mir war am Anfang instinktiv klar, dass alles, was ich meinen Stiefkindern zugute kommen lasse, irgendwann in irgendeiner Form meinen Kindern zugute kommen wird, indem sie liebevolle Geschwister haben. Das hat sich unterdessen vielfach aufs Schönste bestätigt.
Ich habe nicht die gleiche Beziehung zu meinen Stiefkindern wie zu meinen Eigenen. Das wird nie sein. Aber mit den Jahren hat der Unterschied immer mehr abgenommen. Ich freue mich darüber. Aber ich habe in den Anfangsjahren - in denen du nun steckst - sehr viel dafür getan.
Ich hatte tausendmal Verständnis für alle Phasen der Stiefkinder. Ich habe oft mein eigenes Kind abgewiesen, wenn ich bereits ein Stiefkind auf dem Schoss hatte. Oder ich habe es beispielsweise unterlassen, mein Kind zu oft zu herzen und zu küssen, wenn die Stiefkinder anwesend waren. Sie mussten mindestens gleichviel Zärtlichkeit und Nähe von mir bekommen. Diese Haltung hat sich sehr gelohnt. Diese Gerechtigkeit danken mir meine Stiefkinder heute mit einer sehr schönen Beziehung und die Kinder haben es wunderbar untereinander.
In diesem Sinn kann ich nur die Worte meiner Vorrednerinnen unterstreichen.

Herzlich

Arabella
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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aisha

Beitrag von aisha »

Arabella, ich finde es einfach toll, wie du dich um alle Kinder kümmerst, ob eigene oder Stief!

Minchen, ich glaube, du hast alle Optionen offen, eine schönes Verhältnis zu dem Jungen deines Mannes zu bekommen. vor allem, da er ja noch so klein ist. Sein Weltbild ist noch nicht so ausgreift, dass er dich nicht wirklich akzeptieren und mögen kann.

Wisst ihr, ich tue mich ja auch oft sehr schwer mit den Kindern meines Partners. Sie lieben mich nicht, aber sie tolerieren mich mit Anstand.

Habe eure Worte aufmerksam gelesen und dabei ein schlechtes Gewissen gekriegt, dass ich oft emotional so ablehnend meinen Stiefkindern gegenüber bin. (Ich versuche aber immer, sie das nicht spüren zu lassen)

Ich habe mich dann gefragt, ob das mit dem Alter der Kinder zu tun hat.
Wäre es einfacher gewesen, ich hätte die Kinder schon von klein auf gekannt, wäre die Bindung herzlicher gewesen?
Beide Stiefkinder habe ich eigentlich schon mitten in der Pubertät "geerbt", macht es das so schwierig?

Eine spontane Umarmung oder auf den Schoss nehmen fällt da gleich schon weg. Oder würde ihr das mit einem 19 jährigen 195cm Burschen tun?
Ich versuche ihnen halt einfach eine Kollegin zu sein, halte mit meiner Meinung nicht immer hinter dem Berg, wenn sie ein Problem haben oder für mich inadäquat handeln, aber eben, eine Distanz ist immer vorhanden.

Zwischen meiner leiblichen Tochter und ihrer Stiefschwester herscht aber ein ganz inniges Verhältnis!
Meine Tochter geht zurzeit in eine Therapie, in der Familienaufstellung hat sie ihre Stiefschwester ganz weit oben hingestellt, direkt nach mir. Ihren leiblichen Vater hinggegen stellte sie unter die Rubrik "egal".
Das hat mich sehr beeindruckt und bestätigt Arabellas Worte, dass Stiefkinder das gleiche tolle Verhältnis haben können wie Leibliche.

Minchen, dein Töchterlein ist nicht minderwertig, weil sie ein Mädchen ist!!! Und auch wenn du den Sohn deines Mannes nicht liebst, aber gib deiner Tochter die Chance ihren Stiefbruder von Herzen zu lieben. Das haben beide verdient! Und sie werden dir dankbar sein dafür.

Schönes Wochenende
Aisha
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Liebe Aisha,

Allen, die sich mit mir über meine schöne Beziehung zu meinen Stiefkindern freuen, sage ich, dass ich das Glück hatte, sie sehr klein kennenzulernen. Das war der eine Vorteil: Sie waren 1, 3 und 5 als ich meinen Mann kennenlernte und begann, sie wöchentlich zu sehen. Mit 4,6 und 8 zogen sie zu meinem Mann und mir.
Der andere Vorteil: Die Mutter liess die Kinder damals unbelastet, eine Beziehung zu mir aufzubauen (sie spürte wahrscheinlich damals schon, dass ich irgendwann sehr wichtig für ihre Kinder sein würde).

Ich weiss ehrlich nicht, wie ich das angepackt hätte, wenn sie alle so zwischen 10 und 15 gewesen wären. Deshalb geht meine Bewunderung an die Patchworkmütter, die diese Situation zu meistern haben!!!

Arabella
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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Minchen
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Beitrag von Minchen »

Vielen Dank für eure Antworten...

Werde versuchen nach und nach auf euch einzugehen.

@steff: Ich habe die befürchtung dass er meine Abneigung schon spürt, zum Beispiel sucht er keine Nähe mehr, denn ich ertrage sie eh nicht mehr. Auch küsse/begrüssungsküsse gibt es kaum noch. Es geht bei mir sehr weit, ich bin richtig eifersüchtig auf den kleinen wenn er mehr und mehr Zuneigung bekommt. Nur leider ist alles ein Teufelskreis, desto mehr ich ihn ablehne desto mehr Zuneigung gibt mein mann ihn und so geht es dann immer weiter...

@Babyone: Du schreibst mir aus der Seele, seine Anwesenheit ist für mich stress, da die kleine mich zeitlich sehr einnimmt, zusätzlich baue ich gerade meine Selbstständigkeit auf und habe echt keine Lust und Zeit mich da noch um ein "nicht-eigenes-Kind"zu kümmern. Vielleicht erledigt es sich ja wirklich wenn meine kleine was grösser wird...

@arabella: Ich bewundere dein Verhalten, jedoch würde ich es nicht übers Herz bringen meine Tochter abzuweisen oder sie nicht küssen zu sollen in der Gegenwarte des Jungen. Ich bin doch Ihre Mutter und der kleine hat seine Mutter auch,.....nur nicht hier...

Ich weiss ich tue so alles was ich tun kann falsch, aber zur Zeit schafft mein HErz es nicht sich ihm zu öffnen... Es tut noch alles so weh... ich weiss dass es egoistisch von mir ist aber komme da leider nicht so einfach rausl
steff
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Beitrag von steff »

Minchen, sei nicht so streng mit dir selbst!
Liebe dich selbst und einiges kann sich dadurch auch ändern.
Du bist eine gute Mutter und verhältst dich normal. Deinem Kind gegenüber sowieso.
Fürs Stiefmutterdasein gibts keine vorbereitende Schwangerschaft. Leider......

Lass dir Zeit und nimm dir Zeit.
Auf Knopfdruck kannst du sowieso nichts ändern. Das muss sich entwickeln. Hat mit "abwickeln" zu tun. Der Faden muss sich "entwickeln" bevor wir an die verknotete Stelle kommen. Vorher, wenn der Faden noch aufgespult ist, kannst du den Knoten nicht lösen. Also lass dir Zeit für diese Entwicklung.

Ich grüsse dich lieb! Steff
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Nin
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Beitrag von Nin »

Minchen, cih würde dir raten, schnell Hilfe zu finden; sonst kann die Beziehung zu deinem Stiefsohn Schaden nehmen!

Mit tut der Junge leid: er hat dir nichts getan und doch wird er jetzt nicht mehr geliebt... das ist hart.
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mcmarie
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ein vergleich für dich

Beitrag von mcmarie »

hallo minchen!

ich bin selbst neu hier im forum und habe so meine probleme mit meinem stiefkind....

ich habe auch keine erfahrungen mit so jungen kindern in einer patchworkfamilie, doch ich möchte dir mal einen vergleich zu einer "normalen" familie schildern um dein verständnis für den buben zu wecken:

ich habe zwei kinder und die sind in einer "normalen" familie geboren. und auch da: bei der zweiten geburt musste sich auch alles nach dem älteren bruder richten (dein stiefsohn wohnt doch auch fast nur bei dir, oder?) - die besuchszeiten im krankenhaus nach der geburt wurden auch nach ihm gerichtet - wer hätte denn sonst auf ihn aufpassen sollen?
meine tochter hat eine leichte knochenkrankheit und war mit 3 monaten für 6 wochen im krankenhaus (beinbruch): natürlich war meine sorge riesengroß und trotzdem musste ich akzeptieren, dass mein (ex)mann nicht immer nur bei uns zwei sein konnte, weil doch mein sohn auch da war! das hieß dochnicht, dass er seine tochter nicht liebte, sondern es einfach organisatorisch nicht anders möglich war!

sich sorgen ist eine sache, aber das familienleben muss doch auch organisiert werden - eben für die anderen kinder der familie und das ist der sohn deines mannes doch!

und: die sorge ser ansteckung hast du auch bei "eigenen" kindern und geschwistern am anfang.... besonders wenn in so frühem alter eine infektion da war. das hat nichts mit stiefkind oder eigenem kind zu tun.

den jungen kennst du doch schon länger und du wusstest, dass er dich genauso braucht, wie dein eigenes es wir, oder?

du hast auch wut auf die kindsmutter (kind lebt nicht bei ihr; ihr kind dringt in deine "familie" ein; sie hat das erste kind deines mannes geboren,.) - die überträgt sich natürlich auch auf deinen stiefsohn.

du betrachtest "deine familie" aus einer anderen sicht als dein mann:
bei ihm gehören zur familie du, er, seine tochter UND sein sohn dazu.
bei dir dürfte es anders sein: du, er und deine tochter.

in jeder familie bringt ein geschwisterchen unruhe und eifersucht mit das musst du akzeptieren und dem jungen beim bewältigen der neuen situation helfen! er braucht deine hilfe dringend.

und noch was "normales": nach meiner scheidung kamen meine kinder nach den besuchstagen beim papa auch immer komplett verändert zurück. und wenn du dich umhörst, dann wird dir das jeder erzählen, der die situation kennt.
die kinder müssen sich erst wieder umstellen. auch wenn man sich bemüht die regeln und grenzen sind nun mal nicht gleich und es ist eben "anders". auf diesen "wechsel" müssen die kinder sich einstellen und das dauert eben ein bis zwei tage.

ich hoffe, dass du es bald schaffst, den kleinen wieder in den arm zu nehmen, ihm ein "ich hab dich lieb" zu sagen oder am abend liebevoll in den schlaf zu streicheln....
auch deine tochter wird davon profitieren, wenn sie einen liebevollen bruder hat, der nicht eifersüchtig auf sie ist. (und in deinem fall würde ich auf das "halb" vor dem bruder nicht so viel wert legen, da er doch soo viel zeit mit seiner schwester verbringt).

ich wünsche dir, dass sich die lage bald bessert und du eine glückliche familie um dich hast!

marie
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Beitrag von Minchen »

Diese Woche hatten mein Mann und ich ein Gespräch. Wir haben uns geeinigt dass ich mich nicht in die Beziehung zwischen ihm und unserer Tochter einmische (was ich tue in dem ich ihm vorwerfe sich zu wenig zu kümmern) und andersrum mischt er sich auch nicht in der BEziehung zwischen seinem Sohn und mir. Denn desto mehr Druck er da macht desto mehr Wut bekomme ich. JEtzt lassen wir es mal so laufen und sehen weiter. Ausserdem werden wir nächste Woche Familienregeln festhalten, Wer hat welche Aufgaben, Pflichten,... Diese werden dann später auch für unsere Tochter gelten.

Ich bin mal sehr gespannt...

Ich weiss dass ich streng zu mir selber wird. Es wird einfach von mir erwartet dass ich den kleinen lieb habe und das lasse ich nun nicht mehr auf meinen Schultern liegen. Ich werde offen drüber reden (auch zu seiner Familie, inkl. alller gefahren die da auf mich zukommen.) und denke auch von wichtigen Menschen da unterstützung zu bekommen. Auch meinem Mann habe ich klar gemacht dass er mich da nicht weiter unter Druck setzen darf.

Ich gehe schon seid einem halben Jhar zu einer Therapeuten aber dies bringt mich auch nicht weiter, sodass ich da am Freitag das letzte mal hingehen werde und mich dann verabschiede.

Wohl werde ich danach mit meinem Mann zusammen zu einem Therapeuten gehen.

@marie: Ich kann deine Fakten sicher nachvollziehen. Jedoch kannst du dich sicher auch dran erinnern wie besinders die Geburt deines ersten Kindes war? Und so hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als dass wir die erste Zeit mit unserer Tochter gemeinsam geniessen konnten. Ohne dauern und auf die Uhr zu gucken und bespasser seines Sohnes zu sein!! Sie ist nun mal mein erstes Kind und hat darauf Anrecht.

Ich habe die Hoffnung dass sich mein Gefühl bald etwas legt, denn als der kleine 9 Monate alt war, war schon die Trenneung, bald werde ich dann hoffentlich weniger an gemeinsame Zeiten zwischen meinem Mann und seiner Ex erinnert...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Minchen, das wird dir nicht gefallen:
Ich kann deine Fakten sicher nachvollziehen. Jedoch kannst du dich sicher auch dran erinnern wie besinders die Geburt deines ersten Kindes war? Und so hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als dass wir die erste Zeit mit unserer Tochter gemeinsam geniessen konnten. Ohne dauern und auf die Uhr zu gucken und bespasser seines Sohnes zu sein!! Sie ist nun mal mein erstes Kind und hat darauf Anrecht.
Ich habe die Geburt meines zweiten Kindes sehr viel mehr als besonders erlebt. Die erste war so schwer, dazu war der Kleine gleich so schwer krank, dass ich ihn sowieso nicht mit nach Hause nehmen konnte. Ich war nur müde und traurig. Das zweite Kind war trotz Zeitdruck durch das Erste und viel zu wenig Schlaf viel besser! Es muss nicht besonders sein, nur weil es das Erste ist. Und das mit dem Anrecht ist auch so eine Sache: wie ist es dann mit Müttern, die arbeiten? Du kommst sehr so rüber, dass du eine Vorstellung von Mutterschaft hast und nicht gut damit fertig wirst, dass die Realität anders aussieht. Das ist eine bittere Erfahrung und auch nicht leichter in einer Patchworksituation, aber das ist eine Erfahrung, die fast alle jungen Mütter machen.
Zuletzt geändert von Nin am 10.06.2009 20:15, insgesamt 1-mal geändert.
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enigma
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Beitrag von enigma »

hmm.. was ich hier lese, kann ich einerseits verstehen und andererseits macht es mir schon etwas angst !!

mein partner hat ne 10jährige tochter, die all zwei wochenende bei uns ist. ich bin jetzt schon etwas eifersüchtig, weil ich bisher meine partner für mich alleine hatte, und nicht teilen musste. ich (wir) konnten tun und lassen was wir wollten, ohne rücksicht auf jemanden nehmen zu müssen.
dies ist jetzt anders. all zwei wochen ist jemand da, der immer um mich herum ist. der versorgt, verpflegt werden will, der etwas unternehmen will, der mit papa kuscheln will. zwei wochen hab ich meinen schatz für mich, und plötzlich muss ich ihn mit jemandem teilen, rücksicht nehmen quasi das ganze für mich normale leben umstellen. manchmal bin ich auch froh, wenn es sonntag abend ist, und sie nach hause geht.

aber das ist halt so. ich hab es mir ausgesucht, und muss damit umgehen lernen... was mich aber doch sehr nachdenklich stimmt, ist wie ich wohl sein werde, wenn wir ein gemeinsames kind planen. bis in 2-3 jahren ist die kleine dann vielleicht in einem alter, wo sie nicht mehr so viel kommen möchte und lieber etwas mit ihren freundinnen unternimmt. ... vielleicht aber auch nicht .. sie bekommt zoff mit ihrer mutter/stiefvater und will zu uns wohnen kommen (mein persönliches horrorszenario) .. was tue ich dann? wird es mir gleich ergehen wie minchen? .. krass !

dass sie ihrer tochter den vorzug gegenüber dem stiefkind gibt kann ich teilweise verstehen. die richtige mutter kümmert sich sicher auch um den kleinen, und wenn ein geschwisterchen da ist, muss halt der sohnemann auch lernen, dass er nicht mehr alleine die hauptperson ist, oder denke ich falsch? "unsere" kleine hat auch ein stiefbrüderchen und ich denke sie ist dort teilweise schon benachteiligt weil die mutter dem bruder wohl mehr aufmerksamkeit gibt als ihr. und bei uns ist sie natürlich die "henne im korb". ich glaub, für mich hätte unser gemeinsames kind auch ein "höheren stellenwert" als die kleine, so hart es auch klingt.

phuu... schwere bürde die du zu tragen hast, ich hoffe ich komme nie in eine solche situation!!

dir minchen wünsche ich alle kraft dieser welt und hoffentlich findest du/ihr eine lösung die für alle stimmt!!

grüssen
eni
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich finde es wichtig auf einen Unterschied hinzuweisen:

wenn ein geschwisterchen da ist, muss halt der sohnemann auch lernen, dass er nicht mehr alleine die hauptperson ist,

das ist richtig und trotzdem nur eine Seite - die andere Seite ist die, dass auch das Kind aus der ersten Ehe innerhalb der Patchworkfamilie seinen festen, unangefochtenen Platz braucht, um den es mit niemanden kämpfen muss und von dem es nicht verdrängt wird. Wenn es so weit geht dass man mit dem Kind kaum noch redet, dann grenzt das an psychische Gewalt (oder eigentlich grenzt das nicht, sondern es IST psychische Gewalt!). Bei allem Verständnis dafür wie schwierig diese Lage auch für die Erwachsenen ist, muss man sich das einfach klar machen.

Es reicht nicht zu sagen dass er es bei seiner Mutter ja gut hat (und gefälligst am besten dort bleiben soll), sondern zu seiner gesunden psychischen Entwicklung braucht er auch den Vater, und wenn er beim Vater jedesmal erleben muss dass er unerwünscht ist und von der Stiefmutter nicht akzeptiert wird, kann das tiefe seelische Wunden verursachen. Beim Videocoaching bei der Kinderpsychologin meines Stiefsohnes sehe ich immer wieder, wie wichtig es ist zum Beispiel dem Kind einfach einen Blick mit einem freundlichen, entspannten Gesicht zu schenken. Das tut gar nicht weh und ist auch nicht schwer, selbst dann wenn man sich lieber um das eigene Kind kümmern möchte. Wenn der freundliche Blick vom Kind erwidert wird, haben beide einen klitzekleinen guten Moment miteinander erlebt, und viele gute Momente sind die Basis für eine gute Beziehung. Wenn Du, Minchen, dich von ihm abwendest, seinem Blick ausweichst, oder ihn sogar böse anschaust, dann tut ihm das genauso weh wie ein Schlag ins Gesicht. Wie viele "Schläge" bekommt der Junge von Dir pro Tag? Möchtest Du "so eine" Stiefmutter sein?

Du beklagst Dich, dass man verlangt dass Du den Jungen lieb hast. Dazu kann Dich natürlich niemand zwingen, und es ist auch zu viel verlangt das als selbstverständlich zu erwarten. Aber dass Du den Jungen anständig und wenigstens neutral behandelst, das kann man schon verlangen.

Minchen, ich finde es sehr wichtig, dass Du versuchst zu verstehen (wenn Du es im Moment nicht fühlen kannst), das Dein Kind nicht mit dem älteren Kind um Liebe und Privilegien konkurrieren muss - außer ihr als Eltern zwingt die Kinder dazu. Erstens ist schlicht genug für alle da, und zweitens ist Deine Tochter effektiv noch viel zu klein um wirklich benachteiligt zu sein, solange Du als Mutter ihre wichtigsten Bedürfnisse erfüllst. Du erinnerst mich ein wenig an Don Quixote, der gegen Gegner ankämpfte, die es so nur in seiner Phantasie gab, und Du vermischst auch etwas zu sehr Deine Wünsche mit ihren Bedürfnissen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
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