Ich "hasse" das Kind meines Freundes

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Jashodara
Beiträge: 5
Registriert: 07.09.2008 13:14

Ich "hasse" das Kind meines Freundes

Beitrag von Jashodara »

Hallo!
Bin neu hier im Forum und ich habe ein riesiges Problem.
Ich bin nun seit fast zwei Jahren mit meinem Partner zusammen und wohne seit wenigen Monaten nun mit ihm zusammen. Scheinbar überfordert mich die Situation, dass ich mich um Kinder kümmern muss welche nicht von mir sind (ich sehe keinen Sinn darin) und am liebsten möchte ich davon laufen. Es tut mir leid, dass ich meinem Freund nicht diesbezüglich helfen kann wenn die Kinder zu Besuch sind aber ich verfalle in eine tiefe Trauer und beginne dann meine negative Energie auf das jüngste Kind zu focusieren. Ich spüre diesen Hass so heftig, dass ich mich dazu entschieden habe mit diesem Kind nicht zu sprechen (nur das nötigste,es nicht zu ermahnen, keine besondere Aufmerksamkeit) da ich nichts positives ihm entgegenzubringen habe. Nun versuche ich mich ganz zurückzuziehen wenn die Kinder zu Besuch sind da meine Anwesenheit das ganze Familienleben stören würde. Ich frage mich wieso ich dieses Kind hasse, ich meine es ist ein Kind und es hat mir nichts getan. Ich schäme mich als erwachsener Mensch so etwas überhaupt schreiben zu müssen, aber meine Gefühlswelt sieht momentan so aus und ich möchte nicht der Beziehung zu meinem Partner schaden. Hat jemand vielleicht einen Rat für mich oder befindet sich in einer ähnlichen Situation?!Ihr könntet mir sehr weiter helfen. Viele Grüße Jashodara
Anita

Re: Ich "hasse" das Kind meines Freundes

Beitrag von Anita »

hallo Jashodara - herzlich willkommen im forum!
Jashodara hat geschrieben:Scheinbar überfordert mich die Situation, dass ich mich um Kinder kümmern muss welche nicht von mir sind (ich sehe keinen Sinn darin)
hast du selber kinder?
wenn die Kinder zu Besuch sind aber ich verfalle in eine tiefe Trauer
was genau macht dich traurig?

ich bin froh, wenn du noch ein wenig mehr beschreiben kannst, was das genau für dich bedeutet...

ich finde es gut, dass du erkennst, dass dieses kind eigentlich nichts dafür kann....ich kann dich erstmal etwas entlasten - es geht vielen frauen so, besonders in den ersten patchwork jahren.
die kinder des partners erinnern uns an seine vergangenheit. sie erinnern uns daran, dass er einst eine andere frau geliebt hat, mit ihr vieles erlebt hat und die kinder die ihren müttern besonders gleichen oder ihnen sehr nahe stehen, halten uns dies vor augen. es geht dabei aber um UNS. UNSER gefühl kommt damit nicht klar - das kind kann nichts dafür.
leider nehmen die kinder diese gefühle wahr und reagieren meist auch ablehnend darauf...wir geraten in einen teufelskreis.

mir hat das buch "im schatten der ersten" sehr gut gefallen. die autorin geht sehr intensiv auf diese erfahrungen ein - vielleicht ja auch was für dich?

gerne warte ich mal auf deine antworten.....

lg
anita
Jashodara
Beiträge: 5
Registriert: 07.09.2008 13:14

Beitrag von Jashodara »

Hallo Anita!

Vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Ich selber habe keine Kinder, aber ich wünsche mir eigentlich ein gemeinsames Kind mit meinem Freund. Im März diesen Jahres hatte ich eine Abtreibung, weil die jetzige Situation ein Kind nicht zulassen würde, musste ich mich schweren Herzens gegen das Kind entscheiden. Seit diesem Zeitpunkt "hasse" ich das jüngste Kind, weil ich weiß, dass es nicht aus Liebe gezeugt wurde sondern ein "Unfall" war. Ich sehe nicht positives in ihm, er spricht fast noch kein Wort ,kann sich nicht verständigen, ist gerade mitten in der Trotzphase und das macht alles nicht leichter, aber ich kann und will kein verständnis aufbringen. er sucht immer wieder den Kontakt zu mir wobei ich nicht weiß ob es ein generelles Aufmerksamkeitsproblem ist oder nicht. Er scheint für sein Alter etwas "zurück" zu sein und das macht mich manchmal wütend, weil er sich mit fast drei Jahren immer noch wie ein Baby ausdrückt und so auch keine Fortschritte zulässt.

Ich denke es macht mich traurig, dass ich (mein Freund und ich) kein gemeinsames Kind haben können wegen seinen Kindern und der jetzigen Situation, ich habe Angst, dass wir kein gemeinsames Kind haben werden und die Abtreidung nagt noch sehr an mir, konnte sie bis heute nicht richtig verdauen und ich denke es war die falsche entscheidung mich gegen dieses Kind zu entscheiden.

Gestern hatte ich diesen heftigen Gedankengang warum dieses "doofe" Kind eine daseinsberechtigung hatte und mein eigenes Kind hatte nicht einmal die Chance dazu...
Denke mal das war der tiefste Tiefpunkt den ich da gestern erlebt habe seit März.Als ich mit meinem Freund darüber gesprochen habe, bin ich vor mir selbst erschrocken was ich zu ihm gesagt habe während der Diskussion :(
Anita

Beitrag von Anita »

ohje, da hast du ja wirklich viel erlebt und einiges zu verdauen.

ich nehme an, dass du mit "situation" auch finanzielle mittel meinst und ein weiteres kind gerade sehr belastend für euch gewesen wäre?

ich finde es aber ganz wichtig und gut, dass du deinem freund ganz ehrlich sagst, wie du fühlst und das ihr auch weiterhin darüber sprecht.
zudem möchte ich dir raten eine beratungsstelle oder eine therapeutische hilfe aufzusuchen um über deinen verlust zu sprechen.
solche gespräche entlasten sehr und helfen dir ganz bestimmt weiter! du musst das nicht alleine bewältigen!
vielleicht magst du mal ein kerzchen für dein baby anzünden - eine liebe kollegin von mir hat dafür eine wunderbare seite gemacht www.engelskinder.ch

geb deiner trauer unbedingt zeit und raum.

der kleine bub deines partners ist da. er hat sich sein sein nicht aussuchen können und er ist angewiesen auf menschen die ihn begleiten und betreuen. du musst ihn nicht liebhaben. dazu sind seine eltern da....aber vielleicht setzt du dich mal auf seinen stuhl und denkst zurück in deine kinderzeit....vielleicht erinnerst du dich daran, wie sehr du auf aufmerksamkeit und anerkennung gehofft hast und angewiesen warst...und vielleicht gelingt es dir ja bald ihm eine hand zu reichen - so, wie du es dir auch für dich und dein kind wünschen würdest.

nutze die besuchwochenenden eine weile für dich.
verabrede dich mit freunden oder familie und überlasse diese tage erst mal deinem partner und seinen kinder. so ein abstand tut gut.

www.systemis.ch

alles liebe
anita
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