und er hat's wieder geschafft...Kindermädchen die dritte...

Erziehung ganz allgemein
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

HAt jemand dafür eine Erklärung?????
Der Ziegenbock ist von heute auf morgen ein Lämmchen geworden!

Wir haben ein neues Kindermädchen, wenn auch leider wahrscheinlich nur vorübergehend. Sie ist etwas älter und hat merklich Erfahrung mit Kindern. Meine Wohnung glänzt und meine Kinder strahlen. Der Kleine, ein Problem? Aber nein, er ist ganz lieb!!!
Mir verschlägt es ein bisschen die Sprache: sie ist jetzt das 3. mal bei uns gewesen und seitdem ist er wie verwandelt, ist wieder das Kind, das ich von früher kenne: temperamentvoll und durchsetzungsfähig, aber kennt die Grenzen. Charmant, offen, fröhlich. Und ausserdem hat er aufgehört, sich ständig in die Hosen zu machen - sogar nachts!!!!
Noch traue ich dem Frieden nicht, aber immerhin hoffe ich.... :wink:

Verstehen kann ich das alles nicht..... :shock:
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ist es die Afrikanerin, von der du sprachst?

Vielleicht tut es ihm gut, sich mit jemandem zu identifizieren oder er hat gemerkt, wie fertig du warst und hat es tatsächlich verstanden.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, es ist eine Afrikanerin und dazu eine, die sich so leicht nichts vormachen lässt...
Mein Verdacht ist ja, dass ein so willensstarkes kleines Kind unbedingt eine Autorität braucht, an der er sich orientieren kann. Die Unsicherheit der jungen Mädchen spürt er, ihre Angst, ihn nicht bändigen zu können. Und er leidet auch darunter, fühlt sich nicht gestützt und aufgefangen. Und auch nicht wirklich gemocht. Wenn ihm jemand mit einer ganz natürlichen Autorität gegenüber steht, wird er lammfromm.
Hoffentlich bleibt diese Frau möglichst lange. Es muss unbedingt mal wieder Ruhe einkehren....für alle Kinder....
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

hey,

so schön!

liebe Grüsse Morpheus
Bernina

Beitrag von Bernina »

Kinder wollen gefordert werden. Auch im Zusammenleben.

Mir kommt ein Spruch in den Sinn.
Was ist antiautoritäre Erziehung? Wenn das Kind fragt:" Mami, müssen wir heute wieder das machen was wir wollen?"

Es kann sein, dass dein Sohn überfordert war, mit den jungen Mädchen. Mit seinen Aggressionen wollte er sie herausfordern, endlich mal Zeichen (Grenzen) zu setzen und dich forderte er auch heraus, dass du endlich mal reagierst und ihn von diesen "unfähigen" Erzieherinnen befreist.
Anita

Beitrag von Anita »

das klingt toll!

ich würde aber nicht von autoritär sprechen, sondern es einfach als *bestimmt* betiteln. klare grenzen halt.

was nin anspricht finde ich auch spannend.

...und das wäre dann einmal mehr der beweis, dass wir "grossen" es in den händen und in unserer verantwortung haben, wie unsere kinder "funktionieren".....

weiterhin alles gute und daumendrück, dass sie laaange bleibt :)

lg
anita
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Der Spruch gefällt mir mit der antiautoritären Erziehung.... :lol:

Ich frage mich, warum das Wort "autoritär" einen so negativen Beigeschmack hat. Für mich bedeutet es nicht Unterdrückung des Kindes!
Meine Grosse hat einen Lehrer, der wirklich eine Autorität ist: aber er unterdrückt die Kinder nicht, im Gegenteil, er regt sie an, sich eigene Meinungen zu bilden und zu äussern bis hin zu Kritik an ihm, es wird viel gelacht in der Klasse, er spricht sehr offen mit den Kindern. Aber das alles findet in einem Rahmen statt, den er festgelegt hat und der den Kindern Sicherheit gibt. Er ist einfach eine Persönlichkeit, die Kinder respektieren ihn nciht, weil sie Angst vor ihm haben, sondern weil sie ihn bewundern. Und das finde ich für 10jährige absolut ideal! Sie werden lernen, dass man jemanden bewundern kann und trotzdem jeder Mensch seine Fehler hat, sie lernen es bereits durch seine offene Art über Probleme zu sprechen.

So sehe ich es auch bei dem Kleinen. Er braucht einen engeren Rahmen als eine 10jährige und er muss Respekt empfinden für die Menschen, die ihn erziehen. Kinder sind ja sehr schlau und nur mit Strenge kann man sie vieleicht unterdrücken, Respekt kann man damit aber nicht erzwingen!
Insofern finde ich das Wort Autorität immer noch etwas Gutes!

Ich glaube, wir meinen sowieso dasselbe, Anita!

Nin, es kann sein, dass er seit seiner Erfahrung mit unserem kenianischen Au-Pair besonders auf Afrikanerinnen reagiert, denn an sie war er so eng gebunden, dass der Abschied letztes Jahr fast ähnliche Reaktionen hervorrief, wie eine Trennung der Eltern....Alle meine Kinder gehen positiv auf Farbige zu und sind neugierig. Das ist ein guter Anfang. Allerdings weiss ich auch: in Afrika werden Kinder oft unterdrückt ab einem gewissen Alter. Tränen bei Jungs? NIcht erlaubt! Die Ansprüche sind unglaublich hoch, fällt ein Kind und verletzt sich, weil es zu wild war, wird es nciht getröstet sondern bestraft etc..Wir hier in Europa würden vieles davon als grausam empfinden. Ab ca. 3-5 Jahren werden Ansprüche gestellt wie an kleine Erwachsene. Gemildert wird das dadurch, dass in den grossen Familien viel gelacht wird und es für die Kinder andererseits auch extreme Freiheiten gibt, eine Unmenge an Ansprechpartner in Geschwistern, Cousinen, Tanten, Omas etc.. Diese fehlen hier natürlich....
Bernina

Beitrag von Bernina »

In meinem Fremdwörter-Duden steht:

Autorität: auf Leistung und Tradition beruhender massgebender Einfluss einer Person od. Institution und das daraus erwachsende Ansehen.
2. einflusreiche, masssgebend, entscheidend
hingegen autoritär:
(abwertend) a) totalitär , diktatorisch,
b) unbedingten Gehorsam fordernd,

Ich glaube, Traditionen geben dem Kind Sicherheit, ebenso eine Person, die selbtsicher und verantwortlich entscheiden kann. Bei einem 6jährigen Kind noch wichtig.

In der 9. Klasse hatten wir einen Lehrer. Das erste Mal, dass ich eine männliche Lehrperson hatte. Sein Körperhaltung war aufrecht und selbstsicher. Er war sehr streng, fair und humorvoll. Mir hat dies sehr gut gefallen. Zudem agierte er sehr schnell. Baute einer Mist, dann hatte er gleich eine originelle Strafe und der Lehrer kontrollierte selber, ob diese auch eingelöst wurde.
Dieser Mann kam mir vor, wie ein Fels in der Brandung, bei pubertierenden Jugendlichen sehr wichtig. Er hatte keine Wischi-waschi Haltung.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, vielleicht ist das übermässiges psychologisieren, aber: wenn ich mich recht erinnere, hat dein Jüngster seinen Vater als Teil des Haushaltes nie sehr lange und bewusst erlebt. In seinem Alltag kam sein Vater nie sehr vor - und doch ist er ein wichtiger und sehr sichtbarer Teil von ihm. Wenn nun jemand mit ihm den Alltag verbringt, der ihm nicht "natürlich" verbunden ist wie Mutter oder Vater, vielleicht hilft es ihm, wenn es jemand ist, der ihm "optisch" verbunden ist - den er leichter als Erzieher ansehen kann. Wenn schon der Vater diesen Erbteil nicht vertreten kann - so kann es zumindest das Kindermädchen.

Ich kenne nur wenig Afrikaner gut genug, um ihre Kindererziehung zu beurteilen oder einzuschätzen. Aber zu meinen liebsten Sprichwörtern gehört ein afrikanisches: "Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf." Wie allein sind wir doch oft mit unseren Kindern, wenn sie klein sind, kommen allein aus der Klinik nach Hause mit einem Säugling... machen uns allein unseren Lebensrhythmus zurecht. Und das ist oft schwer: wie gut tut einem ein bisschen auszutasuchen und sei es nur hier und virtuell...

Und ich frage mich manchmal (und da schliesse ich mich voll ein) ob wir nicht zu wenig Ansprüche an unsere Kinder stellen... oder die falschen. Ich habe neulich ein Buch gelesen, was mich sehr zum Nachdenken gebract hat: "Wieviel Mutter braucht der Mensch?", in der die westeuropäische moderne, sehr mutterzentrierte Erziehung sehr kritisch betrachtet wird.

Autorität ist etwas Gutes, übrigens und ist lernbar! Heute, wenn ich eine Klasse komme, ist in zwei Minuten Ruhe. Das war beileibe nicht immer so...
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Ich werde hier und bei anderem Forum sehr oft kritisiert, weil ich Anforderungen an die Kinder stelle.

Wahrscheinlich gibt es verschiedene Arten von Anforderungen und nicht alle sind positiv.
Es ist nicht ein kritisieren sondern ein ernstnehmen. Ich weiss, dass ein Kind diese Fähgikeiten hat und möchte, dass es diese nutzt. Kinder wollen ja gefordert werden, sie wollen lernen. Sonst würden wir ja immer noch in Windeln in Seitenlage liegen und schreien, dass uns jemand die Brust hinstreckt.

Es darf nicht sein, dass man dem Kind mitteilt: wenn du diese Anforderung nicht erfüllst, dann haben wir dich nicht gern.
Sondern, wenn du dies machst, dann geht es dir besser, dann geht es u.U. der ganzen Gemeinschaft besser.

Ich glaube, Kinder die man nicht fordert, die verkümmern.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Nin, ich finde das einen sehr interessanten Gedanken und es kann durchaus sein, dass etwas Wahres dran ist. Aber die Hautfarbe allein macht es natürlich nicht, wir hatten auch schon gerade entgegengesetzte Erfahrungen mit einer afrikanischen Babysitterin in unserem ersten Monat hier....

Alles hat seine zwei Seiten. Man darf einfach nicht vergessen, dass die Kultur und Mentalität eine ganz andere ist! Das macht es manchmal auch schwer, einander zu verstehen und dazu kommen die Lebensgeschichten, die Lebensumstände.
Ich kenne die Art der Erziehung von Kindern in Afrika ja sehr, sehr gut. Und meine Kinder sind zwar teils afrikanische Kinder aber doch hier aufgewachsen und sozialisiert.
Ich denke, wir können voneinander lernen! Dennoch bin ich froh, dass meine Kinder hier aufwachsen und erzogen werden.
Anita

Beitrag von Anita »

Hier ein Link zu den Erziehungsstilen, den ich sehr gut erklärend finde:
http://eltern-hilfe.ch/75/

@bernina
Kinder wollen ja gefordert werden, sie wollen lernen.
Kinder wollen lernen und unterstütz werden. Forderungen sind immer mit Erwartungen verknüpft und längerfristig eher hinderlich für die Entwicklung eines Menschen.
Es darf nicht sein, dass man dem Kind mitteilt: wenn du diese Anforderung nicht erfüllst, dann haben wir dich nicht gern.
Sondern, wenn du dies machst, dann geht es dir besser, dann geht es u.U. der ganzen Gemeinschaft besser.
Damit gehst Du davon aus, dass Du besser weiss, was dem Kind gut tut. Es fühlt sich unwissend und unfähig für sich zu schauen.

So sind selbst ganz positiv gemeinte Anforderungen eben auch einfach Forderungen und wenn ich an mich selber denke, ist jede Forderung oder Anforderung an mich, für mich ein Druck. Die Erwartungen meiner Eltern waren für mich besonders schwierig. Ich hatte Angst, nicht geliebt zu werden, wenn ich nicht entspreche. Wie geht es Dir dabei?
baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Ihr,

Interessante Diskussion hier! Danke für den Link Anita. Ich habe gemerkt, dass ich eine Mischung von allen drei Stilen bin. :-))

Zuerst aber Carlotta: Es freut mich ganz besonders, dass sich bei dir einmal ein Problem in Luft auflöst! Da meine Sechsjährige rund um die eine Praktikantin auch zunehmend schwieriger wurde, hege ich nun auch Hoffnung, dass die neuen Praktikantinnen ihr wieder mehr Ruhe bringen.

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Anita

Nun bin ich schon wieder hier, statt zu packen.

Ich weiss ehrlich nicht, was ich bei meiner Tochter anders mache. Mit ihr ist das Leben so einfach und von ihr habe ich sehr viel gefordert. Ich habe vieles "duregschtieret" , dann aber auch wieder Fehler eingestanden und mit ihr zusammen einen neuen Weg gesucht.

Beim Jüngeren wissen wir nie, was ihm hilft. Wenn wir ihn einfach nur machen lassen, dann versinkt er im Chaos und wir mit ihm. Er ist mit sich und seiner Zeit überfodert.

Das enizige was klappt ist absoluter Drill. Das findet er uncool und wir möchten das eigentlich auch nicht. Eine einfache Botschaft, "in 20 Minuten fahren wir ab, ich möchte, dass du deine Sachen vom Zimmer holst und dich bereit zur Abfahrt machst", kommt nicht an.
Wenn wir ihm helfen will er das auch nicht, weil er sich bevormundet fühlt. Wenn es wichtig ist, dass etwas klappt, dann muss sich einer von uns seiner annehmen und ihn Schritt für Schritt anleiten und kontrollieren. Er will dann aber immer "abhauen" und sich unwichtigem zuwenden. Man erklärt ihm dann, das dies aber nicht geht, weil wir jetzt hier ein Ziel verfolgen. Sonst ist der Zug abgefahren und er hat seine Sachen nicht dabei. Leider ist ihm das egal, dann hat er halt irgendwas nicht dabei. Was solls. Und wie sollen wir ihm vermitteln, dass es eben wichtig ist, dass man seine Sachen dabei hat, wie zum Beispiel seinen Schulsack, die Hausaufgaben, das Handy.
Wie vermittelt man einem Kind, dass es Selbstverantwortung übernehmen muss, wenn ihm alles egal ist?
Mit Konsequenzen kann man ihn nicht belehren, darüber habe ich schon viel geschrieben. Vielleicht müssen wir auch schreien, drohen und erpressen wie seine Mutter. Aber auch das möchten wir nicht.

Er sagt übrigens auch oft: ich will einfach nicht. Ich will nicht an den Rucksack denken, einfach weil ich es nicht will, ich will nicht auf die Uhr schauen, (damit er pünktlich für die Pfadi bereit ist) ich will nicht begreifen (Disskussion, weshalb er nie Geld hat, weil er es immer ausgibt) ich bin halt so. Was macht man bei einem Kind, welches immer Ausreden hat?
Anita

Beitrag von Anita »

@baboe - bitte :)

@bernina

vergleiche nicht mit deiner tochter. jedes kind ist in einer anderen position und die kinder wurden ja auch in andere familien geboren. sie haben unterschiedliche voraussetzungen. es ist nicht möglich sie gleich zu behandeln.

wie schon beschrieben würde ich ihn erstmal mehr begleiten bei seinen arbeiten. ihm halt abermals zeigen, wie er koffer packen kann, ihm zeigen wie er seine wäsche in die waschküche bringen soll und wie er am besten auftischen tut. ihm die zuwendung geben, weil er klar hilflosigkeit zeigt...
...aber auch kommunizieren, dass ich ihm diese arbeiten eigentlich zutraue, ich ihm gerne helfe, aber ebenso froh bin, wenn er sie in zukunft übernimmt. jedes gelingen würde ich mit einem lob untersützen. kein bewertendes lob; "du hast das gut gemacht"...sondern eines von mir aus kommend; "es freut mich sehr, dass...."

gell mir ist schon klar, dass ihr es gar nicht einfach habt...erwartet doch auch unbedingt von euch nicht so viel und freut euch über kleine erfolge die du ja auch schon einige male mit uns geteilt hast.

ich wünsche euch ganz schöne ferien und eine gute erholung und abwechslung vom alltag :)
herzlich
anita
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