Es läuft aus dem Ruder

Erziehung ganz allgemein
Bernina

Beitrag von Bernina »

Ich sah die Ex-Frau nie als Rivalin, sondern als Teil des Lebens meines Freundes und der Kinder. Ich musste ja schon einmal meinen neuen Platz finden, als mein Ex-Mann eine neue Partnerin hatte.

Ich hätte mich gerne mit dieser Frau an einen Tisch gesetzt - zusammen mit dem Beistand - und die Aufgabenteilung besprochen. Ich wollte, dass wir uns ergänzen und nicht bekriegen. Schliesslich sind wir beides Frauen, Mütter, müssen uns organisieren, denn auch mit einer guten Alimente reicht es eben nie und wir müssen beide dazuverdienen. Sie hat abgelehnt. Schade.

Ich gebe zu, ich kann bei meiner Stiefmutter-Rolle nicht einfach am Sonntag-Abend auf die Pausentaste drücken. Wenn ich mit meiner Tochter shoppen gehe und irgendwo was finde, was die Jungs gebrauchen können, dann kaufe ich das. Egal ob das nun meine Kinder sind oder nicht. Und sie ist eine super Beratung, da sie ja gleich alt ist und weiss, was gerade stylisch ist.
Selbst meine Tochter sieht sich nicht mehr als Einzelkind, sondern empfindet Geschwisterliebe und je nachdem auch mal negative Gefühle. Als wären wir eine normale 5-köpfige Familie.
Anita

Beitrag von Anita »

ich sehe auch, dass eher vernachlässigte kinder nicht einfach ihrem schicksal überlassen werden sollten. bei getrennt lebenden eltern muss aber berücksichtig werden, in welchem konflikt die kinder stehen, wenn ein elternteil stark wirkt. das schwächt nämlich in diesem fall die mutter noch mehr und die kinder geraten in die lage, ihre mutter zu stützen. das erklärt auch ihren entscheid, bei ihr zu bleiben. welches kind lässt seine schon so hilflose und schwache mutter einfach "sitzen"?

darum ist/wäre es mir auch wichtig, dass die kinder mit ihrer mutter, bei der sie offizell leben, im gespräch bleiben und ihre dinge aushandeln. das stärkt die mutter und schlussendlich auch die beziehung zu den kindern.

liebe bernina
müssen kinder entscheiden bei welchem elternteil sie es besser haben?
ist es nicht wichtig, dass sie es an beiden orten gut finden?
hier würde ich mich übrigens wenig auf die aussagen der kinder stützen (die können nämlich sehr angepasst sein um keine seite zu verletzen).
wir finden auch ganz viel nicht toll, wie es bei den kindern meines mannes läuft, aber es ist doch viel wichtiger, wie es sich für die kinder anfühlt!

ich sehe die grosse chance entspannt zu patchworken darin, die familien nicht zu vergleichen. es soll kein ziel sein, es besser zu machen als die anderen....sondern mehr die haltung: "ich mache es so gut wie ich kann und ich vertraue dir (oder traue dir zu), dass du auch dein bestes gibst."
ich bin übezeugt, dass wir frauen und mütter alleine aus unserm naturelle heraus, geben was wir können und dies gilt auch für die menschen, die mir nicht so nahe sind. das hilft mir immer wieder auch dinge zu akzeptieren, die ich ganz anders sehe :)

wenn ein kind also sein lager wechselt, soll das nicht bedeuen, dass ich ihm das schlechtere geboten habe - es hat vielleicht einfach seine möglichkeiten abgecheckt ;)

als wir angefangen haben, anders auf die eher schaudrigen geschichten der söhne meines mannes zu reagieren - also mit einer positiven sichtweise und möglichst für die mutter sprechend (die mutter stärken)....wurde es von besuch zu besuch weniger...und viele geschichten haben sich schnell relativiert. sprangen wir auf den "ich bin entsetzt-zug" auf, bauten sie uns haaresträubende storys zusammen. schlussendlich merkten wir, dass die kinder sich doch wohl fühlen in ihrem zu hause und wir haben gelernt los zulassen.
das heisst nicht, dass wir nicht auch mal unsere andere meinung äussern und es anders vorleben :)
Bernina

Beitrag von Bernina »

Liebe Anita

Ich gebe dir in allem Recht. Nur, die Mutter ist gar nicht hilflos. Sie will einfach nicht, resp. sie weist alle Kritik von Seiten der Lehrer, Beistand, Kinder und Kindsvater zurück. Alles gelogen. Sie ist die perfekte Mutter, alles klappt wunderbar. Keine Ahnung, wer solche Lügengeschichen erzählt. ?!?!?!
Sie manipuliert einzig die Kinder mit ihren erfunden Krebsgeschichten, dies natürlich nicht im Beisein von wichtigen Zeugen.

Wenn also die Kinder eine Schauerstory erzählen, dann glaubt das mein Freund sofort. Er hat ja 12 Jahre mit ihr zusammengelebt. Sie hat in diesen 12 Jahren immer wieder jede Hilfe abgelehnt. Es gab diverse Freundinnen, die diesem Tun nicht zusehen konnten und helfen wollten. Es war dann jeweils mit der Freundschaft vorbei.

Die Mutter hat in der Vergangenheit auch diverse Male ehrlich gestanden, dass sie nur um die Kinder kämpft, damit ihr Ex-Mann die Kinder nicht bekommt. Gerade weil sie weiss, wie sehr er sie liebt. Und sie will ihn mit den Kindern bestrafen, weil er sie verlassen hat. Eine Person wie sie verlässt man nicht. Und wer dies trotzdem wagt, muss büssen.

Die Kinder werden nie mit ihrer Mutter handeln. Lieber verzichten sie. Stell dir umgekehrt ein Mädchen vor, dass von ihrem Vater seit Jahren immer wieder missbraucht wird. Würdest du dem Mädchen den gleichen Rat geben? Wieso verlangt man von den Jungs, nur weil sie jetzt an dieser Schule bleiben wollen, dass sie mit ihrer Mutter den Frieden finden müssen.
Wir respektieren diesen Entscheid, erwähnen nie mehr etwas in Richtung "bei uns wohnen".

Es geht auch nicht darum, wo sie es besser haben, sondern, wo sie sich kindsgerecht entwickeln können. Wer ihnen helfen kann, irgendwie ihre Kindheit zu überleben. Der Jüngere wird demnächst vom 6. Psychologen abgeklärt, wie man ihm helfen könnte. Der aktuelle Therapeut hat nun zugegeben, dass er versagt hat. Er weiss nicht mehr weiter.

Nachtrag:
Während der Ältere nur mit dem Vater shoppen möchte, ist es dem Jüngern egal. Kleider interessieren ihn eh nicht und das was seine Mutter kauft toleriert er. Auch wenn er darin ertrinkt. Wer weiss, vielleicht nimmt er damit seine Mutter in Schutz. Aber wenn er hier ist, dann könnte er ja grössenmässig passende Kleider tragen und das macht er dann auch nicht.
Als er die vielen Kleider sah, die ich mit Tochter kaufte, staunte er und sagte, er werde nun auch mal mit seiner Mutter shoppen gehen. Ich fand das ganz toll und unterstüzte diese Idee. Immer wieder wiederholte er diesen Satz. Ob er hoffte, dass diese Illusion Wirklichkeit werde, je öfter er es repetierte? In Folge waren sie dann tatsächlich mehrmals in der Stadt. Ich fragte nach den Einkaufstrophäen. Seine Antworten klangen traurig, ernüchternd. Ausreden gleich.

Dann fragte er uns kürzlich, ob er für das verlängerte WE mit Freunden Kleider von uns mitnehmen dürfe. Wir sagten nein, weil wir ihm nicht vertrauen, im Gegensatz zu seinem Bruder. Und auch, weil er ja immer mit der Mutter shoppen wollte. Er erklärte, dass er eben immer noch keine Kleider habe. Und wir erklärten, dass dies jetzt eigentlich nicht mehr unser Problem sei. Er versprach uns, zuverlässig alles wieder zurückzubringen. Wir wollten ihm die Chance geben. Anita schrieb mal was von Vertrauen signalisieren.

Am Mittwochabend schickte ich ihn ins Zimmer, er solle jetzt also seine Sachen packen. So vergesslich wie er in allen Belangen ist, so schusselig agierte er auch in dieser Situation. Anstatt zu packen ging er an den PC und schlussendlich ohne Klieder nach Hause.

Beim nächsten Treffen kamen die Jungs in einen Streit. Der Ältere nervte sich wieder mal über den unzuverlässigen Bruder. Wir erfuhren nebenbei, dass der Junge schlussendlich ohne Gepäck 4 Tage in Urlaub fuhr. Ich fragte, warum er denn mit der Mutter nicht noch vorher shoppen war. Sie waren nämlich noch in der Stadt. Sie waren im Kino, nix shoppen.
Und in diesem Urlaub hat ihm dann die Mutter seines Freundes Schuhe geschenkt, weil seine alten nur noch aus Fetzen bestanden.
Also: wenn wir nicht einspringen, dann tut es jemand anders.

Wir schämten uns dabei. Zu Unrecht.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nochmals Thema Kleider:
Gerade weil es mit dem Kleiderkauf bei der Mutter nicht klappt und mein Freund sich nicht immer genötigt fühlen möchte, dieses Manko auszugleichen, hat er den Vorschlag vom Kleidergeld gebracht. So hätten die Jungs eigenes Geld zur Verfügung, um sich einzukleiden. Und vor allem dann, wenn sie gerade Kleider brauchen.

Der Jüngere hat dann erzählt, dass ihre Mutter diesen Vorschlag auch gerade gebracht hatte. Und weil der Ältere begeistert war, weil er damit das Geld in sein Hobby investieren kann, verzichtete dann die Mutter. Seltsamerweise war der Jüngere enttäsucht. Seit diesem Kurzurlaub schämt er sich, für seine Kleider. Ob sein Obdachlosen-Styl Thema war?

Mit dem Kleidergeld will der Vater seinen Kindern einfach mehr Selbständgkeit geben, in diesem Alter ja bei vielen üblich.
Als wir ausrechneten, wievel Geld monatlich nötig wäre, sagte der Ältere. Das sei mehr als genug, denn Papa hätte ja eigentlich mit der Aliimente schon einmal für ihre Kleider bezahlt. Die Kinder schätzen es sehr, dass ihr Vater sie nicht hängen lässt.
tabida
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Beitrag von tabida »

Bernina hat geschrieben:Seit diesem Kurzurlaub schämt er sich, für seine Kleider. Ob sein Obdachlosen-Styl Thema war?
Ich hoffe nun sehr, dass ihr ihm erklärt habt, dass er sich dafür nicht schämen muss.
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Tabida
Doch, wir hoffen schon, dass es ihm Eindruck gemacht hätte. Diese "ist-doch-eh-nicht-wichtig-Haltung" , das Fehlen von Selbstkritik, ist teilweise schon tragisch. Aber das hängt ja mit ganz vielem zusammen. Die Kleider sind nur ein Teil seiner Verweigerung. Der Psychiater vermutete darin auch schon ein Selbstschutz. Wer stinkt, sehr dick ist, schmutzig ist und verwahrlost aussieht, dem kommt man nicht zu nah.

Der aktuelle Psychologe vermutet, dass der Junge sich selber gar nicht wahr nimmt. Er sei wie gar nicht wirklich existent. Er nehme sich selber nicht ernst.

In der Schule nimmt man den Jungen aber sehr wahr, einfach auf negative Weise als Klassendepp. Und nun kommt er dann an die Oberstufe. Einerseits hat der Junge Angst, dass er da von den grossen Schülern nun total fertig gemacht wird und andererseits lehnte er bis jetzt jede Hilfe ab.

Und dann ist er plötzlich wieder ganz wach und scheint völlilg urteilsfähig zu sein. Komisch. Ich könnte Seitenweise Beispiele bringen, die das irgendwie aufzeigen würde.
Auf jeden Fall müsste ihn seine Mutter im Alltag unterstützen. Auf anraten des Schulpsychologen und der Lehrer. Die Mutter fühlt sich nicht dafür verantwortlich. Sie schiebt die Schuld zurück, oder auf den Vater, oder die Scheidung. Aber sicher nicht auf sie.
tabida
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Beitrag von tabida »

Hallo Bernina

Er soll sich also schäme, dafür, dass ihm seine Mutter keine Kleider kauft, die ihm passen?

Ich kann ja nur annehmen, was Du hier schreibst und - Bernina es tut mir leid - das kommt bei mir so an:

Hier ist ein Junge, der von seiner Mutter vernachlässigt wird. Seine Eltern hatt(b)en einen lange dauernden Sorgerechtsstreit. Sein grosser Bruder hackt ständig auf ihm rum. Wenn er bei seinem Vater ist, beansprucht sein grosser Bruder auch sehr viel Raum. Auf ihm selber wieder aber wiederum nur rumgehackt (er trägt viel zu grosse Kleider, er ist offenbar eher etwas füllig und und und...). In der Schule hat er ebenfalls Schwierigkeiten.

Wann und wo bekommt der Junge denn auch einmal Lob und Anerkennung? Wo wird er akzeptiert, so wie er ist, mit allen seinen positiven und eben auch negativen Eigenschaften?

Vielleicht ist es ganz gut, dass er zu einem Psychologen geht, der "dicht" hält, dann hat er wenigstens einen Ort wo er Dinge deponieren kann die ihn dann nicht sofort wieder in Konflicht zwischen den Erwachsenen bringt. Vielleicht weiss der Therapeut nun auch einfach in diesem ganzen hin- und her Gezerre nicht mehr weiter?

Wie läufts denn nun eigentlich in der Mediation?

Gruess
Tabida
akinom

Beitrag von akinom »

Hallo Zusammen

Ich habe nicht behauptet, dass man sich nicht um die Kinder seines Partners kümmern kann. Ich sag auch nicht, dass sie sich bilderbuchmässig verhalten muss, das tut niemand, falls man denn je herausfindet, was bilderbuchmässig ist. Ich empfinde es einfach als gefährlich. Wenn ich ständig die Verantwortung für jemanden übernehme, dann schwäche ich diesen Menschen und ich gestatte ihm, keine Verantwortung zu habe. Er wird so immer weniger Verantwortung tragen, denn schliesslich ist ja jemand da, der sie für ihn trägt. Das empfinde ich als gefährlich. Aber wenn Bernina es für richtig hält, weil sie die Situation ja am Besten kennt, dann soll sie es weiterhin so machen. Meine Situation ist überhaupt nicht vergleichbar mit der von Bernina.

Könnten wir wieder zurück zu meinem Thema kommen?
akinom hat geschrieben: Ich will mich ja gar nicht in die Erziehung einmischen, meinem Freund sagen, was er zu tun hat oder meinen Unmut darüber äussern, dass mir seine Vorgehensweise nicht gefällt. Wenn ich frage, was ich tun kann, dann meine ich das nicht bezogen auf das, was gerade abläuft sondern ich würde gerne wissen, ob ich eine andere Rolle einnehmen könnte. Oder dann eben, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Ich bin jetzt einfach immer nur da gesessen und habe zugehört. Sollte ich besser weg gehen und die beiden alleine lassen?
HG
akinom
Bernina

Beitrag von Bernina »

Ich habe nicht viel Zeit und beantworte mal nur die Fragen von Tabida

Es ist so, dass der Junge in den zwei Jahren noch kaum etwas über seine Probleme erzählt hat. Er erwähnt aber immer wieder, dass es ihm beim Papa gut geht und das möchte der Psychologe unterbinden. Er erachtete dies auch als seine Aufgabe.

Aussage beim 1. Elterngespräch: Dem Jungen geht es schlecht, weil er einen engagierten Vater hat, der den Jungen liebt. Er muss aber bei der Mutter leben wo er nicht geliebt wird. Das jetzt einfach gekürzt formuliert. Der Therapeut sah seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Junge aufhört, auf seinen Vater zu bauen und astatt dessen lernt, seine Leben bei der Mutter zu akzeptieren. Ich glaube, das hat den Jungen total verwirrt. Das fördert doch die Wahrnehmungsverschiebung.

Wir lachen den Jungen nicht aus. Das schreibe ich ja nur hier im Forum. Wir bauen darauf, dass er seinen Verstand einsetzt und Selbstverantwortung übernimmt.

Wenn die Kinder mit ihrer Mutter verhandeln müssten, dann sollte doch der Junge seiner Mutter sagen;: "Hey, die von dir gekauften Kleider sind mir zu gross, bitte kaufe mir die nächsten ein paar Nummern kleiner."

Der Junge bekommt hier viel Lob. Wir achten sehr daruaf, dass er exclusiv Dinge tunt kann, bei denen er super ist. Wir schauen darauf, dass der Ältere gewisse Dinge NICHT macht, damit er nicht gleich in einen Wettbewerb mit seinem Bruder startet.

Leider aber stützt sich der Jüngere sehr oft auf der Opferrolle ab: Ich bin halt der Minimalist, ich bin halt der Faule, das ist jetzt so, da kann man nichts machen. Es ist einfacher, sich ans Negative zu halten.

so, es hat geläutet, meine Nachhilfeschüler kommen.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Akinom

Ja, Dein Thema interessiert mich auch sehr.

Eigentlich bin ich auch noch auf der Suche der Ideallösung, und die gibt es wahrscheinlich nicht so leicht.

Ich nehme mir immer vor, bei Diskussionen zwischen meinem Mann und seiner Ex-Frau mich rauszuhalten. Aber weisst Du, es ist eben nicht so einfach zu schweigen, wenn ich angegriffen werde oder mein Erziehungsstil usw. Nicht dabei sein bei den Gesprächen finde ich auch nicht ok, weil die Kinder meines Mannes bei uns leben und ich zu Hause bin, während mein Mann vollzeitig auswärts arbeitet. Ergo habe ich doch viel damit zu tun.

Ja, ich weiss, jetzt kommt der übliche Ratschlag: das ist die Sache meines Mannes es zu regeln und die Ex-Frau allenfalls wieder in die Schranken zu weisen. Leider gelingt es ihm nicht so. Daran müsste er arbeiten und ehrlich gesagt, irgendwie geht es ohne, und deshalb passiert in der Richtung nichts. Zudem scheint die Ex-Frau immer das letzte Wort gehabt zu haben und dies ist nach wie vor so.

Aber zu Dir: vielleicht ist es in Deiner Situation besser, wenn Du mal nicht dabei bist, eben weil Deine Rolle nicht klar definiert wird. Wenn Du es schaffst und es bringt keine Unsicherheit in Eurer Beziehung. Mich würde es wundern, was passiert?

Meldest Du Dich wieder?
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Bernina

Beitrag von Bernina »

so, nun bin ich zurück.

Ich versuche nochmal die Therapie-Vergangenheit in geraffter Form aufzuzeigen, damit vielleicht klar wird, weshalb alles so verkehrt läuft.

Die Lehrer des Jüngeren wussten nicht mehr weiter, nachdem sich der Junge nach wie vor in der Schule verweigert. = keine Hausaufgaben, nie organisiert war = Badezeug und Turnzeug vergessen, häufig heulte

Er wurde vom Schulpsychologen abgeklärt. Dieser stellte eine aussergewöhnlich hohe Intelligenz fest. Dafür Mangel in div. anderen Dingen. Resultat: die Probleme liegen im privaten Bereich. Damit ist der Auftrag beendet. Beistand, Lehrer und Vater wollten, dass der Junge irgendwo in Therapie gehe, da ihm das gut tun werde.
Auch der Lehrer des Älteren engagierte sich dafür, obwohl dieser Junge schulisch nicht auffiel. Aber der Lehrer erkannte, dass der Junge unendliche Probleme hinter seiner Strahlenfassade versteckt.

Der Beistand wollte, dass sich die Kinder irgendwo an neutraler Stelle aussprechen können, denn es ging ja auch mal darum, abzuklären, wo sie definitiv wohnen sollen.

Die Kinder erzählten dem Therapeuten, wie sie gegen ihren Willen bei der Mutter leben müssen und brachten eben alle die Details, die bei der Mutter nicht funktionieren und das seit jeher, ihr Vater für sie zuständig und verantwortlich war.
Beim Gespräch mit der Mutter dementierte diese alles als Lügengeschichten, spielte sich als Opfer auf.
Von da an wollte der Psychologe den Kindern all diese Geschichten nicht mehr glauben und verurteilte v.a. den Älteren als bösen Lügner. Dieser Junge weigerte sich fortan, da hinzugehen. Sein Vertrauen ist weg.

Ich kann auch in Kurzform schreiben: die Mutter war zu schwach, der Vater zu stark. Der Therapeut wollte diese Wirkung in den Kindern umtauschen. Und das ist doch völliger Quatsch. Man kann doch nicht die Liebe und das Engagement seitens des Vater als Schlecht hinstellen und die Verwahrlosung seitens der Mutter als Lebensqualität. Als der Beistand dies dann erfahren hat, war er schockiert und wollte diese Therapie abbrechen, war aber machtlos.


Der Jüngere wollte auch nicht mehr hingehen, aber der setzt sich einfach nie für eine Sache ein. So geht er jetzt halt seit 2 Jahren 1 Stunde pro Woche spielen.

Immerhin hat der Therapeut eingesehen, dass der Junge unendliche Probleme hat, die nun wirklich mit der Mutter zu tun haben. Auch er spricht von strukturlosem und lieblosem Alltag.
Wir lachen uns natürlich ins Fäustchen. Denn damals wollte der Psychologe nicht mit dem Psychiater sprechen, der ein paar Monate vorher den Jungen abklären musste. Er fühlte sich zu besserem berufen. Ha! und jetzt gesteht er selber, dass er ratlos sei.

Immerhin hat er bemerkt, dass immer wenn er "Vater" erwähne, dann beginne der Junge zu strahlen und dann sprudelt es. Ansonsten sitzt der Junge müde und geknickt da und sagt kein Wort.

Wenn der Junge zu uns kommt, dann ist er immer wie apathisch, in einer anderen Welt. Als würde er sein Emotionszentrum auf stand by stellen. Nach einer Nacht ist er wie verändert und am Sonntag ein völlig normaler Junge.
Wenn wir 2 Wochen zusammen im Urlaub sind, dann schafft er es sogar, ganze Verkettungen von Handlungen zu verstehen und sogar Zukunftsorientiert zu denken. (wenn wir morgens erwachen, dann essen wir nachher Frühstück, dann muss einer Gipfeli kaufen und ein anderer das Geschirr tischen und der dritte nachher abräumen)
Soviele Gedankengänge schafft er an einem normalen WE selten.

Die Lehrer bestanden darauf, dass er all den Schulstoff den er verweigert hat, weil er seinen Schulsack verlieren liess, aufholen muss. Er hat in Folge mehrere WE hier Aufgaben gemacht. Und weil er sich nicht konzentrieren kann, dauerte dies Stunden. Mein Freund und ich setzten uns im Wechsel und mit vitaminreichen Pausen immer wieder zu ihm und versuchten, seine Gedanken zu ordnen. Vor allem bei der Mathematik vermittelten wir Bilder und Geschichten, die ihm bei der Lösungsfindung helfen sollte. Der Junge war paff, so hat in letzter Zeit noch nie jemand mit ihm Aufgaben gemacht.
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Akinom
Ich denke, man kann Erziehung in zwei Sparten aufteilen. Das eine ist die emotionale und verantwortliche Schiene und das andere der Support.

Dank diesem Forum hier, achten wir sehr darauf, dass der Vater gegenüber den Kindern als Erzieher rüber kommt. Wir entscheiden zwar oft gemeinsam, was zu tun ist, aber schlussenlich muss er dann eine Sache durchziehen.

Was aber Haushaltungsthemen anbelangt, so ist das den Kindern egal, wer das macht. Hauptsache es ist gemacht.
Bernina

Beitrag von Bernina »

tabida hat geschrieben: Sein grosser Bruder hackt ständig auf ihm rum. Wenn er bei seinem Vater ist, beansprucht sein grosser Bruder auch sehr viel Raum.
Wenn wir die gewalttätigen Eifersuchtszenen in Griff bekommen möchten, dann müssen wir eben an beiden Kindern arbeiten. Der Jüngere liefert eben schon immer wieder Fakten, welche den älteren Bruder nerven. Der Ältere muss ja bei der Mutter die Vaterrolle übernehmen, was ja nicht seine Aufgabe wäre. Wir verstehen teilweise seine Wut, denn er ist mit dieser Aufgabe total überfordert. Er muss schon selber dafür kämpfen, dass er in der Schule weiterkommt und dann sollte er noch seinen Bruder erziehen und betreuuen. Es ist verständlich, dass dieser oft sauer ist, weil der Jüngere die einfachsten Dinge nicht beherrscht und dem Älteren immer wieder das Leben schwer macht.

Umgekehrt, wenn der Ältere seinen Bruder nicht ständig schlecht macht und dadurch mit Negativenergie auf ihn einwirkt, dann übernimmt der Jüngere mal endlich Selbstverantwortung.

Wir arbeiten daran. Und wir sind wieder um sehr viel Wissen weiser.
Mal sehen, nach welcher Strategie der nächste Therapeut arbeiten will.
Auf jeden Fall ist es wichtig, dass auch der Bruder miteinbezogen wird.
Anita

Beitrag von Anita »

liebe akinom

ja, ich finde es eine gute idee, wenn du dich möglichst zurück hälst. so schwächst du nicht die mutter und übergibst die verantwortung dem vater. gemeinsame zeit sollte aber allen wohl sein und da finde ich es schon wichtig, dass du dir gut überlegst, was du erwartest und was dir wichtig ist. dabei geht es aber um dich und deine bedürfnisse und nicht um das kind.
wie geht es überhaupt im moment? ist sie noch bei den grosseltern?



@bernina
Sie manipuliert einzig die Kinder mit ihren erfunden Krebsgeschichten
"einzig" ist für ein kind sowas nicht - es ist entscheidend! wenn eine mutter ihr abhängiges kind, mit ihrem todesurteil bedroht, wird das drumherum praktisch unwichtig.
mit hilflos meinte ich auch ihr unvermögen, diese psychischen probleme in den griff zu bekommen.
natürlich finde ich es auch traurig, wie sie deiner ausführungen nach, verkühlt ihre rolle wahrnimmt...es ist aber immer wieder der fall, dass kinder bei ihrer psychisch schwachen mutter gelassen werden, weil sie selbst so, immer noch weniger schaden davon tragen als dies eine trennung verursachen würde. es ist immer schwierig, hier den richtigen entscheid zu fällen für die verantwortlichen :roll:
Als er die vielen Kleider sah, die ich mit Tochter kaufte, staunte er und sagte, er werde nun auch mal mit seiner Mutter shoppen gehen. Ich fand das ganz toll und unterstüzte diese Idee.
das hilft aber nur, wenn auch sicherheit besteht, dass sie diesen wunsch wahrnimmt? denn stell dir vor, dein kind hat einen wichtigen wunsch und jemand sagt ja ja ich finde es super, wenn xy dir den erfüllt....obwohl er weiss, dass dies vermutlich nicht passiert :(....das wäre ja ein spiel mit der wunde und dem kind nur nochmals vorgeführt wir schlecht seine mami ist :(
Wir sagten nein, weil wir ihm nicht vertrauen, im Gegensatz zu seinem Bruder....()..... Wir wollten ihm die Chance geben. Anita schrieb mal was von Vertrauen signalisieren.
wenn ihr ihm nicht vertraut, wird er das merken und auch nicht in sich vertrauen. er wird kapitulieren und denken, dass er halt schlechter ist als sein bruder. die chance ist in dem fall nur eine pseudo-übung die er 100% durchschaut. so habe ich das nicht gemeint - verstehe aber, dass es euch schwer fällt zu vertrauen.

ich kanns nur immer wieder sagen; wie diese kinder sind, sich geben, welche auffälligkeiten sie zeigen, steht in der verantwortung der erwachsenen und sollte nicht den kinder angekreidet werden. sie haben sich das alles sicher nicht ausgesucht und meiner meinung nach ist jede kritik an ihren schwächen IMMER ein stich in die schon wunden seelen. erziehung macht in diesem fall wenig sinn - BEZIEHUNG brauchen sie! :roll:

lg
anita
tabida
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Registriert: 15.05.2007 17:05

Beitrag von tabida »

Bernina, vielleicht solltest Du einen eigenen Tread aufmachen.

akimon hat wirklich recht, wir sollten wieder auf Ihre Frage zurückkommen.

Dazu kann ich aber leider auch nicht recht etwas antworten, aber: akimon so wie ich jeweils von Dir lese, bewundere ich immer wieder, wie gut Du Dich abgrenzen kannst. Obwohl die Tochter meines Freundes viel weniger hier ist, wie bei Euch, fällt mir das viel schwerer. Manchmal habe ich das Gefühl, Patchwork überfordert alle Beteiligten.... dann gehts aber auch mal wieder besser. Aktuell ist es bei uns so, dass ich versuche an den Wochenenden viel abzumachen. Sich abzugrenzen, wenn alle "aufeinander hocken" ist einfach schwierig. - Für Dich natürlich keine Lösung, weil jetzt ja die Tochter bei Euch wohnt oder irgendwie ist ja das glaub ich nicht so klar.

Ich hoffe, es macht Dir wenigstens Mut, wenn Du hörst, dass ich finde, Du machst das toll :? Ich lese gerne, wie Du Probleme angehst.

Gruess
Tabida
Antworten