Gemeinsames Sorgerecht

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Hope
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Gemeinsames Sorgerecht

Beitrag von Hope »

Hallo an alle

Für mich und meinen Noch-Mann war es von Anfang an klar, dass wir das gemeine Sorgerecht wollen. Aber wie ich festgesellt habe (und mein Noch-Mann wahrscheinlich aus seiner Sicht auch) ist das gemeinsame Sorgerecht eine ganz heikle Sache. Wenn die Gemüter zwischen uns wiedereinmal erhitzt sind, ist eine Kommunikation sehr schwierig. Man hat null Lust, die andere Parteien zu hören, geschweige denn, sich anderer Meinung zu stellen. Dafür sollte doch eigentlich das Wohl der Kinder im Vordergrund stehen und nicht die Dickköpfe zweier sich bekämpfenden Erwachsenen :? :? :?

Wie geht euch das und wie löst ihr dieses Problem? Habt ihr überhaupt gemeinsames Sorgerecht?

Bin euch dankbar um Rückmeldung.

Hope
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Hope

Als wir uns damals trennten, ging das absolut freidlich zu und her. Ich gebe zu, ich war psychisch ziemlich am Boden, habe jahrelang für unsere Partnerschft gekämpft. Ich wollte einfach nur das Wort geschieden auf dem Papier haben. Energie für eine Schlammschlacht hat ich keine mehr. Wollte ich auch nicht.

Ich habe mir vorgestellt, wie unser Kind in Zukunft mit ihren Eltern umgehen soll. Die Tochter eines Kollegen hatte gerade Firmung und seine Ex-Frau hat ihm das Erscheinen in der Kirche ausdrüklich verboten. Es wäre für die Tochter peinlich. Das tat selbst mir weh.

Ich wollte nicht, dass unser Kinder dereinst bei einer Feier überlegen muss, ob sie den Vater oder die Mutter einladen soll. Und da vor allem mein Ex-Mann eigene Kinder wünschte (ich wollte lieber adoptieren, weil ich gesundheitliche Probleme habe) fand ich, er soll seinen Teil übernehmen. Er ist mitverantwortlich für dieses Kind. Da die beiden sich sowieso lieben, war das dann auch gar kein Problem.

Wie wir das GS leben würden, hatten wir zu beginn gar nicht überlegt. Wir realisierten dann, dass es schwierig ist, Enscheidungen zu treffen, wenn der Vater nicht mehr ständig präsent ist. Wir führten dann ein monatliches Treffen ein. Und da erzählten wir uns gegenseitig, was wir mit unserem Kind so an Freuden und Leiden erlebten und erfuhren dabei, wie unser Kind uns gegenseitig ausspielte.
Auch schulische Angelegenheiten, Wahl des Instrumentalunterrichts, Feriendaten, und Erziehung wurde dabei besprochen. Wir wollten, dass bei beiden in etwa die gleichen Regeln gelten. Wie auch die Konsequenzen. Die Tochter haben wir bei gewissen Themen und Entscheidungen miteinbezogen, schliesslich ging es ja um sie.

Für meinen Ex-Mann waren diese Gespräche nicht einfach. Er liebte mich immer noch und wollte sich eigentlich nicht von mir trennen.

Nach etwa 2 Jahren haben wir diese Gepräche eingestellt. Wir konnten auch bei der Kinderübergabe vernünftig reden. Und weil unser Kind heute selbständig zum Vater fährt, klären wir Themen am Telefon oder per e-mail.

Mein Partner ist in einem Verein tätig und setzt sich für das GS als Regelfall ein. Meine Tochter bekommt das natürlich mit und sie "politisiert" jetzt auch. Einfach auf schulischer Ebene. Ihr Lehrer ist sehr progressiv und gibt den Kindern aus Scheidungsfamilien jweils 2 Infoblätter ab.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Erfahrungsbericht weiterhelfen.

Gruss Bernina

Nachtrag. Als mein Ex seine neue Frau heiratete, waren plötzlich wieder neue Probleme im Raum. Damals wünschte ich dann eine Meidation bei einer Familienberatung. Mein Ex hätte dies begrüsst, seine Frau tat damals bockig.
Vielleicht wäre das auch eine Lösung.
Anita

Beitrag von Anita »

es kommt sicher sehr darauf an, wie das verhältnis ist unter den expartnern. gerade wenn man sich in lebens- und erziehungsfragen davor schon sehr uneinig war, macht es wenig sinn, noch weiter zu streiten im rahmen eines gemeinsames sorgerechts.

ich kenne paare, die haben das nicht, besprechen aber trotzdem wichtige eintscheide miteinander.

kein gemeinsames sorgerecht:
dies kann wirklich ein grosser verlust sein, wenn die vorstellunge stark auseinander klafen und der nicht berechtigte elternteil nichts zu sagen hat. ich finde diese lösung auch nicht glücklich, aber doch gescheiter als nicht ende streiterein.

mein mann hat kein gemeinsames sorgerecht.
Hope
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Beitrag von Hope »

Vielen Dank für eure prompte Antwort :lol:

Da ist eine sehr gute Idee mit sich 1 x im Monat treffen, um alles zu besprechen, was die Kinder betrifft. Mal schaun, wie das klappt. Eine Fachperson hat mir auch vorgeschlagen, jede Woche ein kurze Zusammenfassung dem Vater zu mailen, was die Kinder zu machen. Aber ist das dem Vater zumutbar, macht das nicht furchtbar weh?

Das es klar ist: für mich ist es keine Frage, ich möchte das gemeinsame Sorgerecht. Zudem ist es mir sehr wichtig, dass die Verbindung Kinder/Vater aufrecht erhalten bleibt.

Grüsschen
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hope hat geschrieben:ein kurze Zusammenfassung dem Vater zu mailen, was die Kinder zu machen. Aber ist das dem Vater zumutbar, macht das nicht furchtbar weh?
Ja und nein. Ich glaube, das kommt sehr darauf an, wie sich der Vater auf die neue Situation eingestellt hat. Und ob du rein sachliche oder auch emotionale Dinge schreibst.

Mein Freund vermisst es, die täglichen Kleinigkeiten nicht mehr mitzubekommen. Am Freitag ist der verlorene Match vom Dienstag kein Thema mehr. Es macht da auch wenig Sinn, das Kind dann noch zu trösten. Am WE ist auch die gute Schulnote vom Montag kein Thema mehr. Er bekommt von seiner Ex-Frau überhaupt keine Info. Umso mehr verwirrt es ihn, wenn er dann bei Lehrergesprächen oder von einem petzenden Bruder erfährt, was die Woche durch so gelaufen ist.
Ich kann somit hier anstelle meines Partners antworten. Er würde sich freuen, wenn er ab und zu ein paar News erfahren würde.

Mein Ex-Mann ist da anders. Er ist gern mit der Tochter zusammen und geniesst die Zeit mir ihr. Da er aber einen stressigen Job hat, ist er froh, wenn ich ihn mit detailierten Infos verschone. Ich glaube, er vertraut mir als Mutter seines Kindes und das schätze ich sehr - das sagt er auch ab und zu. Einzig wenn es um medizinische Dinge geht, möche er, dass ich öfters mit Tochter zum Doktor gehe.
Ich informiere ihn aber über unsere Ferienpläne, über grosse private Veränderungen und wir erzählen uns ab und zu gegenseitig, was in unserem jeweiligen Freundes- und Verwandtenkreis so läuft.

Da er seine Tochter so vermisste, am Anfang unserer Trennung, offerierte ich ihm, dass ich sie für 1 bis 2 Stunden vorbeibringe. Sie möche gerne Rollerbladen und da ich das nicht kann, wollte sie das mit Papa machen. Und da sagte er überraschend nein. Die Trauer, sie nachher wieder zurückzugeben wäre grösser, als die Freude über die 2 zusätzlichen Stunden.

Ich würde mal so eine Zusammenfassung schreiben. Wenn du unsicher bist, dann kannst du die ja hier vorher veröffentlichen. Dann würde ich den Mann fragen, ob er weitere solche Berichte wünscht.
val
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Beitrag von val »

Hallo Hope

Bei uns war das Thema Gemeinsame Sorge nur kurz auf dem Tisch. Ich hatte das irrtümlich so interpretiert, dass gemeinsames Sorgerecht auch gemeinsame Betreuung bedeutet. Dem ist aber nicht so.

Bei uns hätte das so ausgesehen, dass die Kinder bei mir leben und ihr Vater sie jedes zweite Wochenende bei sich hat. Der Alltag lag also ganz klar in meiner Verantwortung mit Schule, Arztbesuchen und allem Drum und Dran. Gemeinsame Sorge hätte für mich bedeutet, dass ich jeden Arztentscheid und jedes Gespräch in der Schule mit meinem Ex-Mann hätte absprechen müssen und seine Meinung einholen. Das schien mir viel zu mühsam, denn nebenbei war ich ja auch noch berufstätig und brachte das so schon kaum unter einen Hut. Ich wollte unabhängig entscheiden können und nicht jeden Termin zuerst noch mit meinem Ex-Mann absprechen.

Für mich war und ist es gar keine Frage, dass ich ihn informiere. Steht etwas an, dann rufe ich ihn an oder schreibe ihm eine Mail und wir besprechen das. Das kann manchmal monatelang nichts sein, und dann wieder zwei oder drei Sachen aufs Mal. An den Schulen kann man ja mitteilen, dass Elternbriefe bitte an beide Elternteile verschickt werden. Für Vorführungen oder sonstiges haben die Kinder ihren Vater immer gleich selbst eingeladen.

Es hat sich mit der Zeit dann gezeigt, dass durch den fehlenden Alltag mit den Kindern mein Ex-Mann zunehmend desinteressiert wurde. Anfangs kam er noch an Elternabende oder Anlässe, dann immer weniger. Ich glaube dass er mit der Zeit ganz froh war, musste er sich um nichts mehr kümmern und darf seine Kinder einfach zu Besuch nehmen und mit ihnen Spass haben.

Nur weil das Sorgerecht bei einem Elternteil liegt, heisst das noch lange nicht, dass sich der andere Elternteil nicht mehr um die Belange der Kinder kümmern soll oder darf. Das hat aus meiner Sicht überhaupt nichts miteinander zu tun.

Liebe Grüsse
Val
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Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Anita hat geschrieben: ich kenne paare, die haben das nicht, besprechen aber trotzdem wichtige eintscheide miteinander.
genau so ist es bei uns :lol:

lg Morpheus
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

meine Grosse verliert im Moment gerade die Milchzähne, so schön einer nach dem Anderen. Tja, da wird dann meistens grad zum Tel. gegriffen und den Papa auf den neusten Stand gebracht.
Ich erzähle meinem Exmann auch wie es so zu Hause mit ihr läuft, erzähle keine Anektoten vom Alltag (oder die Tochter machts grad selbst). Auch er oder die Freundin erzählen wie das Weekend gelaufen ist, holen sich Tipps und Anregungen.

Am Anfang hat ihn das sicher geschmerzt, zu merken was er alles verpasst. Jedoch ist er in der Zwischenzeit froh darüber. O-Ton von ihm: es war hart, aber so merkte ich ganz schnell, dass sie immer noch meine Tochter ist und ich teilhaben kann und darf.

lg
Hope
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Beitrag von Hope »

Vielen Dank an alle, ich habe all eure Schreiben gelesen und mir herausgepickt, was für mich in Frage kommt, wie ich es machen könnte. Eigentlich klappt es nicht schlecht bis anhin, zuweilen habe ich sogar das Gefühl, ich/wir haben einen Schritt vorwärts gemacht, aber dann kommt wieder der Dämpfer und ich/wir sind wir zwei Schritte zurückgefallen: ein hin und her.

Naja, ihr wisst ja bestimmt auch, wie das ist.

Liebe Grüsse Hope
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Hallo Hope

Wir haben es nicht. Er wollte es zwar als wir die Scheidungskonvention erarbeiteten, aber für mich war damals klar:
SorgeRECHT auch gleich SorgePFLICHT. Er kümmerte sich schon vor der Scheidung recht wenig um die Kinder, sein eigenes Wohl und das seiner damaligen Freunding gingen vor. ("Ich brauche auch Freizeit") Das einzige, was ihn am gemeinsamen Scheiderecht interessierte war, weniger Alimente bezahlen zu müssen. Als ihn die Mediatorin darauf aufmerksam machte, dass ideal wäre, bei gem. Sorgerecht die Kinder häufiger als nur alle zwei WE oder weniger zu sehen und es sowieso keinen Einfluss habe auf die Alimente, wollte er nicht mehr.

Ich habe ihm angeboten, diesen Passus in der Konvention zu ändern, sobald er sich wirklich um die Kinder kümmert. Ist bis jetzt nicht geschehen...
Informieren tu ich ihn trotzdem, und die Kinder dürfen ihn auch anrufen, wenn sie wollen. Aber oft meinen sie, dass es nicht so wichtig sei, ihm dies oder das zu erzählen. Das ist wohl die Quittung für sein Desinteresse.
Wir patchworken seit Sommer 2006
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