Fix und fertig.....

rosenstolz
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Fix und fertig.....

Beitrag von rosenstolz »

Hallo miteinander!
Ich bin froh, dass ich dieses Forum gefunden habe. Es gibt ja leider noch nicht so viele Austauschmöglichkeiten für "Patchworkfamilien".
Nun stelle ich mich mal vor.

Ich bin in erster Ehe kinderlos geschieden. Seit 1999 hatten meine Ex-Frau und ich getrennt gelebt, die Scheidung war aber aus verschiedenen Gründen erst Frühjahr 2002. Im Herbst 2001 habe ich meine heutige Frau kennen gelernt. Über ca. 1 1/2 Jahre haben wir eine Fernbeziehung geführt. Sie lebte damals in Bayern, ich in Hessen in Deutschland - das waren ca. 500 km Entfernung. Wir haben viel telefoniert, gechattet und uns ca. jedes 2. Wochenende gesehen. Erschwerend war, dass mein Beruf ev. Pfarrer ist und ich oft sonntags noch Gottesdienst hatte. So fuhr ich oft erst Sonntags mittags zu ihr und war am Spätnachmittag dort. Oder sie kam mit ihren Kindern das ganze Wochenende zu mir.

Nach 1 1/2 Jahren ging uns das zunehmend auf die Nerven. Wir planten zu heiraten und zusammen zu ziehen. Ein Wechsel nach Bayern war für mich beruflich leider nicht möglich (verschiedene Landeskirchen und in Deutschland ist ein Wechsel fast unmöglich). Sie war bereit mit den Kindern zu mir nach Hessen zu ziehen.

Meine Frau brachte 3 Kinder aus 2 Ehen mit. Sie hatte sehr jung heiraten müssen, weil die älteste Tochter (heute 19) unterwegs war. Diese Ehe war von Beginn an schwierig. Nach 2 1/2 Jahren kam noch ein Sohn (heute 16). Kurz danach hat sie sich von ihrem Mann getrennt.
Ihr Mann war daraufhin so gekränkt, dass er seine eigenen Kinder 3 Jahre lang nicht sehen wollte. Erst dann kam in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt eine Besuchsregelung in Gang.

Meine Frau ist nach einiger Zeit wieder eine Beziehung eingegangen und hat diesen Mann aber erst 1998 geheiratet, da sich die Scheidung fast 5 Jahre hinzog. Mit ihrem zweiten Mann hatte sie das dritte Kind, eine Tochter (heute 9 Jahre). Auch für die grossen Kinder hatte der zweite Mann eine wichtige emotionale Bedeutung. Der Sohn z. B. wusste bis zum 3 Lebensjahr nicht, dass er noch einen anderen Vater hat als den zweiten Mann.
Dieser zweite Mann ist 1999 bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Dann stand meine Frau mit 3 Kindern alleine da.

Als wir planten, dass Sie und die Kids 2003 zu mir ziehen, war das besonders für die beiden grossen Kinder nicht einfach. Nach den Verlusterfahrungen von leiblichem Vater und "emotionalem Vater", nun der Ortswechsel und der Verlust der Freunde.

Dennoch heirateten wir und zogen als Patchworkfamilie in ein Haus an meinem Arbeitsort. Die jüngste Tochter hatte sich recht schnell im Kindergarten eingelebt, der Sohn brauchte etwa ein 3/4 Jahr, konnte dann über Schule und Fussballverein einige Freundschaften knüpfen. Nur die Grosse kam überhaupt nicht zurecht. Schon in der alten Heimat war sie in einer schwierigen Phase. Sie verbrachte viel Zeit mit Bekanntschaften im Internet, hatte Probleme mit den Klassenkameradinnen (Mädchenschule) und erlebte die traumatische Erfahrung, dass ein gleichaltriger Junge sie versucht hatte zu vergewaltigen. Meine Frau versuchte ihr zu helfen, baute Kontakt zu Beratungsstellen auf, Therapie usw. Doch das Mädchen verweigerte sich total.

Nach dem Umzug verstärkten sich die Probleme. Sie ist im ersten Jahr nach dem Umzug 3 mal weggelaufen, immer zu Leuten, die sie aus dem Internet kannte. Auch dort kam sie in der Schule nicht zurecht, geriet in zwielichtige Gesellschaft und es gab in dieser Zeit einen zweiten Missbrauchsversuch durch einen älteren Mann.
Wir versuchten zu helfen, reden usw. nichts nützte. Erst eine Freundin brachte die Tochter dazu Hilfe zu suchen. Über eine Beratunsstelle kam sie zu einer Kinder- und Jugendpsychologin. Deutlich wurde in dieser Zeit ihr Wunsch zu Hause auszuziehen. Schliesslich zog sie dann Herbst 2004 in eine Mädchenwohngemeinschaft, die wir in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt gefunden hatte. Ergänzt werden muss noch, dass sie in dieser schwierigen Zeit, zweimal in der Kinder - und Jugendpsychatrie war, die wir damals als sehr hilfreich erlebt haben. Die Diagnose lautete damals Tendenzen zur Borderline-Störung (die Ärztin wollte bei einer Jugendlichen, das Krankheitsbildung noch nicht festschreiben).

Das war natürlich alles sehr dramatisch und die ersten 1 1/2 Jahre unserer Ehe sehr dadurch bestimmt. D. h. es blieb uns wenig Zeit als Paar. Und auch die beiden anderen Kiddies kamen wahrscheinlich etwas zu kurz.
Für den Alltag war es allerdings eine Entlastung, da der "Alltagskampf" nun den von den Betreuerinnen in der WG geführt werden musste. Bei den Wochenend- und Ferienbesuchen merkten wir deutlich, dass sich der Kontakt zwischen meiner Frau und der Tochter und zu ihrem Bruder sich sehr entspannt hatte.

Ein weiteres Belastungsfeld war meine berufliche Situation. Ich war damals in der Phase nach der Ausbildung zum Pfarrer. In dieser Zeit arbeitet man auf 2 1/2 Jahre befristet in einer Gemeinde mit. Im letzten halben Jahr kann man sich dann auf freie Pfarrstellen bewerben, allerdings nur in der eigenen Landeskirche. Diese Phase war ab Frühjahr 2004, d. h. ich war auf Stellensuche und die Stellensituation war sehr angespannt (60-100 Bewerbungen auf eine Stelle). Dies bedeutete auch, dass im Herbst 2004 ein nächster Umzug auf die Familie zukommen würde.

Dieser Umzug kam auch. Im Oktober 2004 trat ich eine (leider wieder befristete ) Stelle in Nordrhein-Westalen an. Wir gingen damals alle von einer Perspektive von 5 Jahren aus. So lange lief die Stelle und dann wäre der Sohn auch erwachsen gewesen. Am neuen Ort in Nordrhein-Westfalen tat sich der Sohn schwerer. Er fand zwar nach und nach einige Kontakte über diverse Freizeitangebote, aber es war in dieser Zeit keine langanhaltenden Freundschaften. Beruflich war es so, dass die neue Stelle nicht einfach war (zwei 50 % Stellen) und sich in der Kirchgemeinde in der ich arbeitete massive Konflikte entwickelten (nicht wegen mir). Von daher war ich relativ stark beruflich belastet. Meine Frau war (und ist) die "Familienmanagerin".
Beim Sohn kam in dieser Zeit die beginnende Pubertät hinzu mit den klassischen Auswirkungen Muffigkeit, Schulunlust, Kampf um Fernsehen und Internetzeit usw., usw.
In der Ehe hatten wir unsere Auseinandersetzungen um die klassischen Themen Erziehung, Regeln, Strenge usw.
Die Lage der Familie erhielt noch eine zusätzliche Belastung durch die äussere Stellensituation. Im Jahr 2005 zeichnete sich ab, dass Pfarrer auf einer befristeten Stelle nach Ablauf der Zeit zu 90 % nicht mehr beschäftigt würden. Es war klar, dass alle die auf befristeten Stellen waren, sich schnell nach Alternativen umschauen mussten.

So habe ich Anfang 2006 begonnen einerseits eine nebenberufliche Weiterbildung zu machen (Mediation und Konfliktmanagement) und andererseits mich wieder zu bewerben. Schliesslich habe ich zum ersten Januar 2007 ein Pfarrstelle in der Ostschweiz gefunden.

Inzswischen haben sich bei unserer Grossen auch weiteres getan. Sie ist im Herbst letzten Jahres auf eigenen Wunsch und gegen Abraten von Jugendamt und Betreuern in eine andere weniger betreute WG gewechselt. Einen von ihr selbst gewünschten Klinikaufenhalt brach sie in diesem Sommer ab, ebenso eine schulische Ausbildung, die sie im Sommer begonnen hat. Sie möchte nun in eine Spezialklinik für Borderline. Zur Zeit geht es darum, ob es die Krankenkasse übernimmt. Das Jugendamt ist nun nicht mehr mit Förderung zuständig, weil sie nicht mehr in Ausbildung ist. Wenn die Krankenkasse die Klinikkosten nicht bezahlt oder sie die Klinik auch vorzeitig abbricht (d. h. sie eben öfter getan), fällt sie aus der öffentlichen Förderung in Deutschland heraus.
Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, sie wieder bei uns aufzunehmen, weil wir schon massive Probleme mit dem Sohn haben....... Mir schnürt sich da alles zusammen.

Seit Ende Januar sind wir nun als Familie in der Schweiz. Meiner Frau und mir gefällt es sehr gut und auch die Arbeitssituation ist sehr positiv für mich, zumal ich hier eine langfristige Perspektive habe. Auch die jüngste Tochter hat den 3 Umzug innerhalb von 3 3/4 Jahren gut verkraftet.

Überhaupt nicht gut verkraftet hat der Sohn diesen Umzug. Das wussten wir in der Theorie schon. Aber die Praxis....
Er hat schon in der alten Schule hohe Fehlzeiten (Mama mir tot der Bauch/ der Kopf weh....). Meine Frau ist dann relativ nachgiebig - auch ein Konfliktpunkt zwischen uns - wie klassisch! Zwischenzeitlich hatten wir das halbwegs im Griff. ABer nun häuft es sich wieder.
Er hat von Anfang an alle Möglichkeiten Jugendliche kennen zu lernen, die wir ihm aufgezeigt haben abgelehnt. Hinzu kommt noch, dass ein Freund, den er in der neuen Schule kennen gelernt hat in den Sommerferien umgezogen ist. Noch eine VErlusterfahrung für ihn....
In einer Beratungsstelle in der wir waren, sagte der Therapeut, dass er eine massive Trotzreaktion gegen uns habe, wegen dem letzten Umzug, sozusagen ein richtiggehender Hass. Darum sei er auch nicht bereit einen Schritt zu tun.
Schulisch schlängelt er sich durch, tut aber nur das Minimum. Vor einigen Wochen verkündete er, dass er keinesfalls im nächsten Jahr weiter zur Schule gehen will. Er besucht zur Zeit die 10. Klasse in eindem deutschen Gymnasium, da wir an der Schweiz-Deutschen Grenze wohnen.
Daraufhin war ich mit ihm bei der Deutschen und bei der Schweizer Berufsberatung. Er hat dort alle Infos bekommen und die Berater sagten ihm, dass er spät dran sei mit Lehrstellensuche. Er möchte Zimmermann werden.
Auf Anraten des Familienberaters von der Beratungsstelle haben wir ihn nicht gedrängt sich zu bewerben. Mit dem Fazit, dass er die Infos hatte, aber 4 Wochen nichts passierte. Auf unsere Nachfrage, ob wir mal nach Stellen suchen sollen, sagte er gequält Ja. Nun, wir haben eine Reihe von Stellen gefunden, doch als wir nun mit ihm Anrufe bzw. Besuche dort vereinbaren wollten, hat er total abgeblockt. Wieder die absolute Verweigerung.....
Logischen Argumenten ist er nicht zugänglich. Andererseits sagt er überdeutlich, dass er nicht mehr zur Schule will im nächsten Jahr. Aber er kümmert sich auch nicht um eine Lehre......
Wenn er nichts finde, werde er eben ein Jahr gammeln oder jobben.

Ich verstehe, dass es ihm nicht gut geht und der nochmalige Ortswechsel ihn am schwersten trifft. Aber geradezu wahnsinnig macht es mich, dass er sich so verweigert, fordert (O-Ton: "Wenn ihr wollt, dass ich Freunde habe, dann bezahlt mir jedes Wochenende die Zugfahrt in die alte Heimat"), aber sich auch nicht kümmert.

Über diese belastenden Situationen knackst es auch heftig in unserer Ehe. Ich bin in die "Patchworkfamilie" quer eingestiegen, hatte keine eigenen Kinder und musste vom einen Tag auf den anderen schwimmen....

Dann noch die geschilderten Situationen, die Stellenwechsel und jetzt eine zwar schöne, aber auch sehr zeitintensive Stelle.
Meine Frau hat unheimlich viel abgefangen und ich denke, dass sie sehr stark ist. Andererseits neigt sie auch dazu, denn Kindern viel zu viel zuzugestehen (Internetzeiten, Fernsehgenuss, inkonsequenz bei vereinbarten REgeln usw.). Das ist dann der Konfliktstoff bei uns....

Im Moment mit dem Blick auf die Zukunft von grosser Tochter und Sohn bin ich ziemlich überfordert und fix und fertig......
Ich habe eine grossartige Frau, die viel schweres erlebt hat und ich gebe sicher eine ziemlich mittelmässige Figur als Patchworkpartner/vater ab.

Aber ich fühle, dass ich im Moment an einer Grenze meiner Kräfte bin...

Sorry, dass ich diesen Roman geschrieben. Für hilfreiche und aufmunternde Antworten bin ich dankbar.

LG Rosenstolz
Bernina

Beitrag von Bernina »

Herzlich willkommen Rosenstolz

Boah, das ist eine happige Geschichte. Aber so viel zum Trost. Wir kennen uns mit Borderline aus, verkehren deshalb auch zusätzlich in einem entsprechenden Forum.

Einen aufsteller Tipp kann ich dir jetzt auf die Schnelle nicht geben, aber ein riesiges Kommpliment. Ich melde mich später noch einmal.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Mit borderline kenne ich mich nicht aus, insofern kann Dir mein Beitrag sicher gar nicht helfen. Aber ein Kompliment auch von mir! Du hast als kinderloser Single eine komplette familie übernommen, Dich nicht gedrückt vor Verantwortung UND noch Deinen Beruf gemeistert. Aus Deinen Worten spricht viel Respekt für Deine Frau. Ich denke Ihr könnt es schaffen! Ihr seid ja schon viel weiter gekommen als viele andere (ich z.B. WÜNSCHE mir gerade, mein neuer Partner würde ein ganz klein bisschen Verantwortung übernehmen...und verstehe sogar, warum es für ihn schwer ist - gerade deswegen zu Dir: Hut ab!).
Anita

Beitrag von Anita »

hallo rosenstolz - herzlich willkommen im forum!

ich finds super, mit wieviel engagement du dich als "kinderloser" patchworker, um deine familie kümmerst!

ein paar gedanken habe ich notiert und lasse sie einfach mal fliessen....vielleicht kannst du damit ja was anfangen....
Im Moment mit dem Blick auf die Zukunft von grosser Tochter und Sohn bin ich ziemlich überfordert und fix und fertig......
musst du diese verantwortung übernehmen oder tust du es einfach?
hast du schuldgefühle? vielleicht besteht die möglichkeit, dass die verantwortung ein stück abgibst? an die kinder? an deine frau?
Meine Frau hat unheimlich viel abgefangen und ich denke, dass sie sehr stark ist.


super! das entlastet :)
Andererseits neigt sie auch dazu, denn Kindern viel zu viel zuzugestehen ...()...Das ist dann der Konfliktstoff bei uns....
...verantwortung abgeben :)

tue dir was gutes zum ausgleich...ganz unter dem motto - zuviel sorge ist hinderlich - für alle ;)
rosenstolz
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Fix und fertig...

Beitrag von rosenstolz »

Hallo, danke erst mal an alle, die geantwortet haben.
Das hat mich überrascht, wie schnell. :D

Was die Übernahme von Verantwortung betrifft....na ja...
Einerseits übernehme ich teilweise "zu viel" im Sinne von "zu viel Sorgen machen". Im Blick auf unsere Grosse meinte meine Frau, es sei wohl am besten nur noch vom einen Schritt zum nächsten zu denken, zumal sie eben schon 19 ist und wir nur begrenzten Einfluss haben.
Vielleicht hat Sie Recht mit dieser Strategie.

Andererseits habe ich bestimmt teilweise zu wenig Verantwortung übernommen. Was den Sohn betrifft, hätte ich in den ersten Jahren sicherlich mehr mit ihm unternehmen müssen. Aber das ist unterblieben wegen der oben genannten Probleme, weil er nicht einfach ist und ich als Junge sehr anders war. Es war/ist wohl ein Stück Überforderung für mich etwas mit ihm gemeinsam zu machen. Immerhin waren wir vor zwei Wochen mal Billiard spielen, als ich ihm die neue Offene Jugendarbeit in der Kirchgemeinde gezeigt habe. Das hat ihm offensichtlich auch gefallen...
Aber es ist eben sehr wenig....

Gut läuft es wenigstens weitgehend mit der Kleinen. Die hat zwar auch mal ihre Zicken, aber das ist alles im "Normalbereich" und für sie bin ich eine Vaterfigur.

...tja, was das Gute tun betrifft, da habe ich sicher Nachholbedarf. Aber ich denke auch meine Frau und ich als Paar.
In der Theorie kennen wir eine Menge Dinge, die getan werden sollten, müssten, aber in der Praxis überrollt der Alltag sehr viel.
:cry:
rosenstolz
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uuups....

Beitrag von rosenstolz »

....habe gerade den letzten Satz in meinem Beitrag zuvor gelesen.
Es sollte natürlich "das sich etwas Gutes tun..." heissen. :lol:
Bernina

Re: Fix und fertig...

Beitrag von Bernina »

Hallo
rosenstolz hat geschrieben:, weil er nicht einfach ist und ich als Junge sehr anders war.
Dies macht uns zuweilen bei den Jungs auch zu schaffen. Mein Freund ist in garantiert geordneten oder behüteten Verhältnissen aufgewachsen und ich bis auf die psychischen Verletzungen von meiner Mutter auch.

Wir kommen manchmal auch nicht an die Jungs heran. Sie sind so ganz anders als wir als Kinder waren und sie sind auch anders als andere Kinder in iherm Alter. Wir müssen uns dann immer wieder in Erinnerung rufen, dass sie keinen einfachen Start ins Leben hatten. Der ältere Sohn war ein ungeplantes Kind oder "ein Unfall" wie man dies umgs. auch sagt. Seine Mutter hat ihm immer wieder vorgejammert, wie er ihr Leben zerstörte und wie sie nun seinetwegen dieses Arschloch von Mann heiraten musste.

Die Kinder mussten 2 der Suizidversuche der Mutter miterleben. Sie leiden dadurch unter starken Verlustängsten. Diese und noch viele andere schmerzhaften Erfahrungen führen dazu, dass diese Jungs einfach anders funktionieren. Aber was ist jetzt besser. Sollen wir nun darüber hinwegsehen und so tun, als wäre alles normal oder sollen wir sie anders behandlen und ihnen so das Gefühl geben, dass sie Besonders = vielleicht beknackt/beschränkt sind?

Manchmal wollen wir auch zu viel. Dieses Forum hilft mir sehr, meine Ansprüche/Erwartungen an die Jungs zurück zu nehmen. Das ist nicht immer einfach. Irgendwie möchten wir doch perfekte Eltern sein.

Über meine Mutter sage ich immer: sie wollte nur mein bestes, und hat mir das beste ständig weggenommen. Und wie ich jetzt diese Antwort schreibe, wird mir bewusst, dass ich oft gar nicht besser bin. Wir wollen oft zu viel.
Anita

Beitrag von Anita »

guten morgen

als ich mit meinem mann zusammen gekommen bin, war ich ja auch kinderlos. die patchwork-tatsache hat mich auch überfordert. ich war mir zwar meiner liebe zu ihm sicher, bin aber nicht so einfach damit klar gekommen, dass da schon eine familie ist. dass musste erst reifen...und somit auch meine beziehung zu seinen jungs.

ich finde es ganz normal, dass auch du diese zeit gebraucht hast um dich daran zu gewöhnen. du bist nicht der vater, sondern der partner deiner frau und es ist nie zu spät, eine beziehung aufzubauen. es ist doch schön, dass du jetzt einen anfang gefunden hast :D

alles gute weiterhin!
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Rosenstolz

Willkommen im Forum.

Ich möchte dir ein riesengrosses Kompliment machen. Vor allem zu deiner Kommunikationsfähigkeit ( da denken doch die Frauen immer die Männer könnten sich nicht mitteilen ).

Ich höre viel Sorge und viel Verständnis aus deiner Geschichte heraus.
Du leistest viel an Beziehungsarbeit. Respekt.

Ich glaube die Kinder haben viel Verlust erlitten. Die Umzüge die sich nicht vermeiden liessen haben die Situation erschwert. Ich glaube grundsätzlich das es am wichtigsten ist das die Kinder spüren das sie gut aufgehoben sind. Und die nötige Zuwendung erhalten.
Beides finden sie bei dir und deiner Frau. Das wird bestimmt auch Früchte tragen. Aber wie Anita schon sagt braucht das alles seine Zeit.

Ich wünsche euch viel Kraft ... nadia
Anita

Beitrag von Anita »

bei dem beruf ist die kommunikationsfähigkeit schon recht günstig :D
tabida
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Beitrag von tabida »

Herzlich willkommen Rosenstolz

Das ist ja eine ganz happige Geschichte die ihr ja aber offenbar bis jetzt mehr oder weniger gemeistert habt. Hut ab.
Ich kann Dir eigentlich keine guten Rat geben, ausser viel Kraft wünschen.
Ich weiss aus Erfahrung :D , dass das Leben in einem Pfarrhaus auch nicht ganz ohne ist. Die Leute gucken eben auch heute noch, was da im Pfarrhaus so abgeht. Und auch wenn man denkt, der Unterschied zwischen der Schweiz und Deutschland sei nicht besonders gross.... Er macht eben doch zu schaffen. Auch der Beruf als Pfarrer gestaltet sich etwas anders.

Gibt es denn keine guten Möglichkeiten für die grösseren Kinder in Deutschland zu bleiben? Wo ist denn der Vater der Kinder? Er hat doch eigentlich vor allem Verantwortung für die Kinder. Ich weiss, das ist jetzt nicht sehr hilfreich, aber ich kann verstehen, dass die grösseren Kinder mit dem allem überfordert sind und entsprechend reagieren.

Ich hoffe für Euch, dass ihr irgendwo eine ganz gute Beratung findet :!: und Gott Euch die Kraft schenkt die ihr braucht um für alle einen guten weg zu finden.

Gruess
Tabida
Anita

Beitrag von Anita »

was mir noch eingefallen ist;

kennst du/ihr Haim Omer? via google findest du viel über diese persönlichkeit.
er ist der mann der krisen und sehr bekannt für seine gewaltfreien interventionen. für eltern oder erziehungsbeauftrage von fordernden jugendlichen kann ich seine bücher empfehlen. noch genialer sind seine referate. er ist fast taub und hat darum immer eine begleitung dabei...sprechen tut er aber sehr deutlich.
haim omer ist immer mal wieder in der schweiz und es lohnt sich, einen vortrag zu besuchen. sehr eindrücklich. `

grüsse
anita
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Rosenstolz

Willkommen im Forum :) !

Das ist ganz schön happig, was da bei Euch gelaufen ist. Hut ab, dass Ihr das bis jetzt gemeistert habt.

Leider kann ich auch keine konkrete Ratschläge geben... Tut mir Leid!

Auf jeden Fall würde ich mir Hilfe holen, wo auch immer... :wink:

Übrigens in den dunkelsten Momenten meines Lebens habe ich das Lichtlein am Ende des Tunnels immer gesehen, manchmal war es vielleicht ganz, ganz schwach, aber es war da... :)

Melde mich wieder, wenn mir etwas Besseres einfallen sollte.

Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
rosenstolz
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Danke...

Beitrag von rosenstolz »

Grüezi miteinand,
danke vielmal für die aufmunternden Kommentare. Das tut gut!

Was das Wohnen der beiden grossen Kinder betrifft:
- die Grosse möchte keinen Kontakt zu ihrem leiblichen Vater. Bisherige Versuche von Kontaktaufnahmen, Besuchen etc. sind in den letzten Jahren gründlich misslungen.

- für den 16jährigen war es kein Thema zum Vater zu ziehen, aber er ist in den schulferien meist eine Ferienwoche bei ihm. Auch vor dem Umzug stand die Frage an, ob er dorthin zieht. Aber er meinte einen Umzug müsse er eh machen und beim Vater müsse er sich auch an eine neue Familie gewöhnen.

- Was die Beratung betrifft:
Wir waren jetzt zu einigen Gesprächen bei einer Familienberatungsstelle in Konstanz, haben aber den Eindruck, dass wir etwas mehr unterstützung brauchen. Zumindest wir als "Patchworkeltern".
Hat jemand gute Adressen von Familientherapeuten, Beratung in der Schweiz? (Ostschweiz, St. Gallen, Zürich) Es sollte noch in einer vernünftigen Entfernung liegen.

LG Rosenstolz
Anita

Beitrag von Anita »

ich würde einen systemischen familientherapeuten empfehlen:

www.systemis.ch

gruss
anita
Antworten