Zwillinge

Fragen, Probleme und Sorgen...
Nadia
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Zwillinge

Beitrag von Nadia »

Liebe Val

Meine Jungs sind im Februar 96 geboren. Sie sind zweieiig und können unterschiedlicher gar nicht sein. Einer ist blond und blauäugig und einer ist dunkel und braunäugig.
Auch im Wesen sind sie total verschieden. Der blonde ist grösser und schwerer und auch schwerfälliger. Er liebt Ball Sportarten.
Der dunkle ist klein und schmal und liebt Kunstturnen und Biken.

Es ist immer was los bei uns. Sie sind total lebendig und auch im Lernen ganz verschieden.
Schon als klein musste ich dauernd hinter her. Mit den zweien im Schwimmbad war die Hölle. Immer am gucken wem man zuerst hinter herrennen soll.

Ich liebe sie über alles und auch wenn`s eine schwierige Zeit war. Ich weiss heute das hat mich am Leben nicht verzweifeln lassen.
Der blonde ist abgeschnitten der Papi. Und irgendwie ist es auch schön wenn er zur Tür rein kommt. Dann denke ich immer was in ihm noch lebendig war das hat er mir hinterlassen.

Sind deine Zwillinge ein oder zweieig ?

Nadia
val
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Beitrag von val »

Liebe Nadia

Wir wissen nicht, ob die Zwillinge ein- oder zweieig sind. Ich hatte zwei Fruchtblasen und zwei Plazenta, wir gingen deshalb davon aus, dass sie zweieig sind. Sie gleichen sich jedoch wirklich fest, haben auch am genau gleichen Ort ein Muttermal und der Kieferorthopäde meinte, ihre Kiefer könnte man übereinanderlegen, da gäbe es kaum Unterschiede.

Im Wesen sind sie jedoch schon unterschiedlich. Ich könnte aber nicht sagen das sei wie Tag und Nacht.

Ich kann mich auch an Zeiten wo es ziemlich chaotisch war. Im Schwimmbad habe ich ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du. Besuche bei jemandem zu Hause wenn möglich noch bei jemandem ohne eigene Kinder waren ein Horror. Ich sehe einen der beiden heute noch vor mir, wie er sein Gonfibrot an die frisch gestrichene Wand kleben wollte währenddem der andere um's Haar das Frühstücksgeschirr vom Tisch fegte. Das Paar, bei dem wir damals zum Brunch eingeladen waren, hat heute noch keine eigenen Kinder. Wir haben sie wohl abgeschreckt.

Konntest Du deine Zwillinge austragen? Oder kamen sie zu früh?

Wenn ich aus den Beiträgen, die Du geschrieben hast, richtig schliesse, dann hast Du deinen Mann verloren als die Zwillinge noch sehr klein waren? Wie hast Du das alleine nur geschafft? Hut ab.

Es berührt mich sehr, wie Du schreibst dass Dich einer deiner Jungs an Deinen Mann erinnert und Du in ihm den lebendigen Teil deines Mannes siehst, den er Dir hinterlassen hat.

Einen lieben Gruss val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Nadia
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Beitrag von Nadia »

Liebe Val

Mein Mann starb als ich in der 16. Schwangerschaftswoche war. Er hat sie leider nur auf dem Ultraschall gesehen.
Die Schwangerschaft war danach recht schwierig und mühsam. Mein Arzt hat mich dann in der 35. Woche per Kaiserschnitt entbunden. Einer der Zwillinge hatte eine Plazenta Prävia. Ich vermute immer wieder das er deshalb Schwierigkeiten hat mit dem Lernen. Beweisen kann man`s wohl nicht.

Sie haben mich immer auf Trab gehalten. Von daher war ich immer in Bewegung und konnte mich nicht hängen lassen.

Ich bin froh das sie da sind und sie bedeuten mir unheimlich viel.

Da waren deine Freunde bestimmt geschockt. Ich weiss noch wo meine an den Kühlschrank sind und das Poulet retten wollten. Sie haben es versteckt und ich hatte keinen Z`Mittag. Drama ohne Ende bis ich es in der Legokiste fand.

Haben deine mnachmal auch Krach? Meine können sich streiten und dann merkt man wie sie versuchen sich voneinander zu trennen. Eigene Wege zu gehen. Und dann wieder halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

Beim Kleiderkauf ist es auch so. Sie wollen verschiedene Pullover. Und am Ende gehen wir nach Hause und sie haben doch wieder denselben. In verschiedenen Farben.

Ich hab sie dann vom Kindergarten an gleich getrennt. Und sie sind in verschiedenen Schulhäusern.
Nun findet jeder seinen Weg und die Interessen werden immer unterschiedlicher.

Liebe Grüsse Nadia
val
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Beitrag von val »

Liebe Nadia

Dass muss furchtbar für Dich gewesen sein, schwanger mit Zwillingen und dann den Mann verlieren. Hattest Du nicht Angst, Du verlierst die Kinder auch gleich bei dem Schock den Du erlitten hast?

Meine kamen in der 34. Woche zur Welt. Davor bin ich über sieben Wochen in der Uniklinik in Zürich gelegen. Die zwei hatten es schon damals sehr pressant und wollten auf die Welt kommen.

Oh ja, meine beiden können streiten, dass einem die Haare zu Berge stehen. Das geht zack bum und schon sind sie nur noch ein Knäuel aus Fäusten. Aber sobald es hart auf hart geht oder sie gegenüber mir was durchsetzen wollen halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

Ich habe sie in der Schule nicht getrennt. In der ersten Klasse stand mal zur Diskussion dass sie getrennt zum Turnen gehen könnten. Als sie das erfuhren, wollten sie gleich überhaupt nicht in die Schule. Bis jetzt geht es ganz gut so. Punkto Freunde haben sie teilweise die gleichen, teilweise verschiedene. Der eine hat eine Freundin. Uh, da wurde sein Bruder aber ziemlich eifersüchtig. Da musste ich aufpassen, dass das nicht ausartet. Jetzt geht es besser. Ist das bei Euch auch so?

Seit wir nun umgezogen sind hat jeder sein eigenes Zimmer. Manchmal finde ich am Morgen dann beide im gleichen Bett.

Ja, die Kinder geben einem schon einen grossen Lebensinhalt. Ich konnte früher Mütter nicht verstehen, die in ein Loch fielen, wenn die Kinder auszogen. Jetzt befürchte ich, dass ich wohl auch mal dazu gehören werde. Wenn sie am Vaterwochenende alle weg sind ist's viel zu ruhig. Sie bringen so viel Leben und Freude.

Liebe Grüsse Val
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Beitrag von Nadia »

Liebe Val


Ich habe gar nie dran gedacht das ich sie verlieren könnte. Ich hab mich auf sie gefreut und sie waren mein einziger Halt in dieser Zeit.

Im Spital war`s schwer. Alle Väter kamen um ihre Kinder zu besuchen. Nur bei mir kam keiner. Das hat schon weh getan.

Heute sehe ich aber das es für die Kinder besser ist gar keinen Vater zu haben als jemand der so krank und unvernünftig ist.
Er ist keine Bezugsperson und wird es nie sein. Sie hatten Phasen wo sie traurig waren ihn nicht gekannt zu haben.

Da hast du schön was zu tun mit deinen beiden Rackern.

Ich hoffe es geht dir gut. Hat sich schon etwas neues ergeben mit deinem Mann? Ich wünsche dir sehr das es gut ausgeht.

Liebe Grüsse ... nadia
val
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Beitrag von val »

Liebe Nadia

Ich kann mir vorstellen, dass es in Deinem Fall für die Kinder besser war, dass sie ihren Vater nicht erlebt haben. So können sie sich ihr eigenes Bild von ihm machen, und das wird wohl aus den Erzählungen und Erinnerungen an die guten Zeiten von Dir gezeichnet.

Ist Dein Freund ihre Bezugsperson geworden?

Ja, langweilig wird mir mit meiner Räuberbande nicht. Dir bestimmt auch nicht?

Habt ihr die Zwillingsveranlagung in der Familie? Hast Du damit gerechnet, Zwillinge zu bekommen?

Liebe Grüsse val
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Beitrag von Nadia »

Hallo Val

Nein wir haben die Zwillingsveranlagung nicht. Ich war auch sehr überrascht weil ich da schon 36 Jahre alt war. Hätte nie im Leben damit gerechnet.

Wie war`s bei dir? Habt ihr Zwillinge in der Familie?

Mein Partner ist nur begrenzt Bezugsperson da wir uns nur am WE sehen und in den Ferien. Sie haben ihn gern und wenn wir zusammen sind dann hören sie auch auf ihn und reden über Technik und so. Aber Entscheidungen und alles andere bestimme ich ganz allein. Komme gut zurecht so. Man organisiert sich in dieser Lage ja auch. Babysitter war immer zu teuer und von meiner Familie konnte ich nie gross Hilfe erwarten.
Habe mir auf anderen Wegen Hilfe gesucht. Zum Beispiel in einer Gesprächstherapie wo ich einmal die Woche hinging. Mit ihr konnte ich alles besprechen. Ganz ehrlich und neutral. Sie hat mir viele Ideen gebracht wo ich Hilfe finden kann und wie überhaupt.
Vor allem ging es da um mich als Person. Ich hab nach aussen immer Stärke gezeigt und da konnte ich schwach sein.
Das hat mir sehr geholfen.
Ich hoffe du findest auch für dich eine Lösung. Wie geht es dir denn jetzt?

Liebe Grüsse Nadia
val
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Beitrag von val »

Liebe Nadia

Ich war auch ziemlich überrascht, als der Frauenarzt auf dem Ultraschall zwei Kinder fand. Ich habe mir vorher nie über Zwillinge Gedanken gemacht. Wir gingen dann der Sache nach und fanden heraus, dass wir beide auf Grosseltern-Ebene Zwillinge in der Familie hatten und dass die Zwillings-Veranlagung oft eine Generation überspringt. Voilà.

Konntest Du Deine Jungs stillen?

Wie's mir geht? Danke der Nachfrage. Heute war ein guter Tag. Mit den Kindern klappte es gut während ich arbeitete (kein Hausschlüssel in der Schule vergessen, die Küche am Abend kein Schlachtfeld) und mit meinem Mann konnte ich ganz normal über alltägliches reden. Ein Erfolg!

Liebe Grüsse val
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Beitrag von Nadia »

Liebe Val

Du das freut mich sehr für dich. Ein Anfang.

Kinder kommen zurecht mit der Situation wenn sie die Liebe und Geborgenheit spüren. Das habe ich mit meinen erlebt.
Es hat eine Zeit gegeben da haben sie jeden Mann in der Migros mit Papi angesprochen. Sooo peinlich. Die haben wohl gedacht Papi ist ein Name.
Da waren sie drei oder vier Jahre alt.

Vor zwei Jahren kamen konkrete Fragen nach dem Vater. Dank meiner Therapeutin habe ich sie immer ehrlich beantwortet und nur das wo sie gefragt haben. Sie wissen das er Alkoholiker war und das diese Krankheit sehr schwierig ist. Ich habe ihnen aber immer wieder gesagt was für ein sensibler und lieber Mensch er war. Und welche Fähigkeiten er hatte.
Ich habe damals ein Buch gekauft mit vielen Bildern die beschreiben was passiert wenn jemand stirbt. In dem Buch war`s der Opa.

Mir ist das nicht immer leicht gefallen. Es tut ja auch weh das dem Kind zu erzählen. Aber sie wollen die Wahrheit und keine Lügen. Damit können sie umgehen.

Ich habe sie nur zwei Monate lang gestillt. Dann ging mir die Kraft aus.
War halbe Nächte wach und am Tag entsprechend k.o.
Die ertsen sechs Monate kam die Spitex. Nachher die vom Frauenverein.
Dann für zwei Monate eine Praktikantin.
So habe ich das erste Jahr gut überstanden. Später hab ich sie einen Tag in der Woche in die Krippe gebracht. Und anschliessend bis zum Schuleintritt für einen Tag zur Tagesmutter.
So habe ich mir Luft verschafft und wusste immer am Donnerstag ist mein freier Tag wo ich tun kann wozu ich Lust habe.

Der Anstoss dazu kam immer von meiner Therapeutin. Jetzt sind halt andere Sachen. Aufgaben usw. Das kennst du ja alles.
Ich würde gerne wieder arbeiten. Ist aber schwierig was zu finden. Ausser Putzen.
Wird wohl bis zur Oberstufe dauern bis ich da wirklich Schritte machen kann.

Wie ist das bei dir?

Liebe Grüsse Nadia
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Nadia

Schön wie Du erzählst. Du bestätigst, was ich auch immer für richtig halte: Die Kinder vertragen die Wahrheit.

Liebe Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
val
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Beitrag von val »

Liebe Nadia

Habs ein bisschen streng im Moment, komm deshalb nicht mehr so oft zum schreiben. Der Schnee hat uns hier ziemlich eingedeckt, wir haben alle total den Plausch daran, aber gibt halt auch Arbeit. Auto ausbuddeln, Eingang freischaufeln, Plätze suchen wo die vielen Kleider über Nacht trocknen... Dann hatte auch noch die Heizung ein Problem, kam ein bisschen ins Rotieren. Wäre schon schön mein Mann wäre wieder hier...

Vor bald zwei Jahren nahm sich mein Vater das Leben. Er war einmal pro Woche bei uns und betreute die Kinder, sie hatten ihren Opi sehr gern. Ich war ziemlich ratlos wie ich ihnen erklären soll, was passiert ist. Lügen wollte ich auf keinen Fall, aber ihnen sagen der Opi habe sich erhängt ging auch nicht. Ich bekam dann den Rat, einfach so weit Auskunft zu geben wie sie fragen und mich vorsichtig zu formulieren. Also sagte ich ihnen, Opi sei sehr krank gewesen und im Herz sehr traurig und da sei er beim Spazieren gestorben. Das akzeptierten sie so. Einer der Jungs sagte dann mal, Opi hätte einen "Herzstillschlag" gehabt.

Dann hatte ich eine ziemliche Katastrophe von einer Tagesmutter und die sagte ihnen geradeheraus ihr Opi sei ein Selbstmörder. Das war ein Schock! Sie waren furchtbar durcheinander. An dem Abend redete ich mit ihnen dann darüber, was es bedeutet wenn man sich selber das Leben nimmt. Das fand ich ein ziemlich schwieriges Gespräch. Es war noch eine andere erwachsene Person dabei und die wollte die Kinder immer abwimmeln und das Gespräch abklemmen. Ich spürte aber ganz stark, dass wenn ich jetzt nicht mit ihnen rede und ihre Fragen zu beantworten versuche wird es sie nicht loslassen und das wäre gar nicht gut.

Ich begann wieder zu arbeiten, als die Zwillinge ein Jahr alt waren. Mein Ex-Mann war selbständig und ich machte ihm das Büro. Ich freute mich immer auf diese Krippentage, das gab mir etwas Luft. Die Zwillinge brachten mich ganz schön an den Anschlag.

Vor 6 Jahren habe ich mich von meinem Ex-Mann getrennt. Danach begann ich wieder ausser Haus zu arbeiten, zuerst 80%, dann 60%. Es ist ein toller Job, ich bin sehr flexibel und kann mein Pensum nach den Stundenplänen der Kinder richten, das ist für mich Gold wert.

Aber es geht halt schon an die Substanz. Ist ein ewiger Spagat. Ich renne meiner Rolle als gute Mutter hinterher und auch meiner Rolle als guter Mitarbeiter. Ich war in diesen bald 6 Jahren an einem einzigen Team-Anlass, weil ich halt einfach abends nicht weg kann und auch nicht will. Was die Kinder an Hobbies oder Sport machen wollen, muss neben meiner Arbeit vorbeikommen und das schränkt halt schon ein, was mir leid tut. Ich habe auch kaum Kontakte zu andern Müttern, da ich ja dauernd weg bin. Ich fühl mich manchmal wie "weder Fisch noch Vogel".

Liebe Grüsse
val
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Beitrag von Delphia »

Liebe Val

Du bist toll, wie Du das alles schaffst! :)

Als mein Schwager sich das Leben genommen hatte, sind meine Schwester, ihre zwei Kinder (damals ca 6 und 3) am nächsten Nachmittag beim Kinderpsychiater gewesen.

Die 6-Jährige hat ihm erzählt, der Papa sei von einem bösen Autofahrer überrollt worden und dabei gestorben. Der Psy hat dies korrigiert, indem er sagte: "Dein Papa ist nicht von einem bösen Autofahrer überrollt worden. Es war kein Autounfall. Die Umstände in seinem Leben haben ihn überrollt." Darauf ist er auf das Wort Umstände näher eingegangen. Mehr wollten die Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Die Fragen kommen heute noch eben differenzierter.

Ich würde jederzeit wieder gleich handeln und den Kindern die Wahrheit sagen. Wenn sie sie später erfahren, fühlen sie sich betrogen.

Thema Schnee: ist es nicht toll, wie die Kinder nun draussen toben usw.? :D Klar, es bringt ein bisschen mehr Arbeit, aber was soll's! Vielleicht auch mal den Haushalt stehen lassen und mit ihnen toben gehen, wäre das nicht auch mal was für Dich? :wink:
Delphia
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Beitrag von Nadia »

Liebe Val

Das tut mir sehr leid für dich. Du hast schon viel erlebt.

Wie sollen wir Kindern erklären was für uns selbst manchmal unbegreiflich ist.

Ich habe einen Bekannten mit zwei Kindern. Seine Frau hat sich das Leben genommen als der Sohn vier Jahre alt war und das Baby sechs Monate. Es ist jetzt auch schon viele Jahre her. Wir haben uns über den Verein Aurora kennengelernt.
Gerade kürzlich waren wir Kaffee trinken und haben drüber gesprochen.
Er hat mir gesagt das er den Kindern auch erklärt hat was passiert ist. Ohne Umwege. Am wichtigsten ist aber das wir über unsere Gefühle sprechen. Denn warum und weshalb diesr Mensch das gemacht kann keiner verstehen. Am schlimmsten ist wenn sie es von aussen erfahren. Und dann nicht immer mit den richtigen Worten. Leider gibt es viele taktlose Menschen.
Er hat den Kindern gesagt das er sehr traurig war und manchmal auch wütend das sie einfach so gegangen ist.

Du hast viel Energie und viel Stärke in dir. Ich habe grossen Respekt vor deiner Leistung.
Vergiss dich selber nicht und suche Inseln um zu entspannen.

Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Wenn ich wieder Rückenschmerzen kriege dan weiss ich wieder das es zuviel war.
Es ist schwer die ganze Verantwortung allein tragen zu müssen. Kann dich gut verstehen.

Ich hoffe es werden sich Türen öffnen. Wünsche es dir von Herzen.

Liebe Grüsse Nadia
Bernina

Beitrag von Bernina »

Die Mutter unserer Jungs hat 3 Selbstmordversuche hinter sich. Viele wollten die Ursache dieser Taten meinem Freund anhängen, weil sie immer wieder ihm die Schuld gibt. Nur, der erste Suizidversuch geht in ihre Teenagerzeit zurück, das entlastet meinen Freund ein wenig.

Sie war oft in psychiatrischer Behandlung und mein Freund hätte sich gerne an ihren Therapien beteiligt, resp. hätte gerne gewusst, wie er ihr helfen könnte. Dass sie krank ist, das hat er schon lange vermutet, hat ihm dann auch die Trennung von ihr so schwer gemacht. Aber leider wollte nie jemand mit ihm reden. Er hat von ihren Ärzten immr viel Ablehnung zu spüren bekommen. Sollte sie tatsächlich Borderline haben, dann sind ja immer die anderen Schuld.

Zwei der Suizidversuche haben die Kinder mitbekommen. Sie sagte dem Älteren, sie gehe jetzt in den Himmel, er solle gut auf seinen jüngern Bruder aufpassen. Dann ging sie ins Badezimmer, nahm ein Bad und pumpte sich mit Medis und Alokohl voll. Der Junge war verwirrt über die verstörte Mutter und telefonierte dem Vater und fragte ihn, was die Mutter mit dem Himmel wohl gemeint hat. Dieses Telefon war ihre Rettung.

Leider hat man aber nie die Kinder therapiert. Jetzt wo Nadia die Selbsthilfegruppe Aurora erwähnt, so denke ich, dahin hätte mein Freund mit den Kindern gehen sollen. Auch wenn die Mutter nicht tod ist, so ist es dennoch ständig Thema. Aber ihre chaotische Art, die Haushaltsverweigerung, ihre willkürlichen Hnadlungen, ihre Kaufsucht und die Drogen, die sie im Ausgang zu sich nahm, da blieb ihm gar keine Zeit, sich noch für anderes zu engagieren. Er musste ständig dafür sorgen, dass er selber nicht unterging.

Schlimm dabei, die Kinder leben heute in ständiger Angst, die Mutter würde sich wieder umbringen. Sie erpresst sie immer wieder damit und sagt ihnen: wenn sie beim Vater leben wollen, dann brauche es sie ja gar nicht mehr. Dann hätte ihr Leben ja keinen Sinn mehr. Sie lebe ja eigentlich nur ihretwegen.

So viele Leute (Lehrer, Schulpsychologe, delegierter Psychologe, Beistand) wissen davon, aber da wird nichts zu Gunsten der Kinder gemacht.
Nadia
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Beitrag von Nadia »

@ Bernina

Aurora ist ein Verein für Verwitwete.
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