Super-Nanny

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Bernina

Super-Nanny

Beitrag von Bernina »

Wie bereits erwähnt, suchen wir nun Unterstützung bei einer Fachfrau. Anita hat uns eine Adresse angegeben. Gestern war sie zum ersten Mal da.

Es war ganz spanend. Unser Ziel: die Mahlzeiten konfliktfreier zu gestalten. Dann gäbe es noch weitere Themen wie Helfen/Ämtli oder Schlafritual oder das Verhalten des Älteren.

Dank diesem Forum konnte ich ihr im Vorgespräch (ca. 30 Minuten per Telefon) schon ein paar Angaben über uns machen und auf vermutliche Fehler hinweisen. Die Frau kam kurz vor dem Znacht und setzte sich auch an den Tisch, aber, ohne mitzuessen. Zwischendurch warf sie eine Frage in die Runde oder gab mal ein Statement zu einem Gesprächsthema ab. Es war ganz angenehm.

Für die Kinder war es ungewohnt. Die Jungs spielten uns einen Streich und benahmen sich während den Mahlzeiten vorbildlich und meine Tochter gab sich so Mühe, normal zu sein, dass sie richtig frech wurde. Dennoch hat sie einige meiner genannten Muster erkannt.

Viel kann die Nanny in 90 Minuten nicht erkennen. Trotzdem hatte sie ein paar Knackpunkte gefunden und im anschliessenden Gespräch zu dritt verlangten wir nach Verbesserungsvorschläge.

Ein Fehler, den ich machte, wurde hier auch schon diskutiert. Ich gebe nicht klare Befehle sondern mache Fragesätze: "Könntest du mir bitte den Tisch decken?" Antwort: Nein.
Sie tröstete mich damit, dass das für uns eine Höflichkeitsform ist und bei Erwachsenen funktioniere. Aber nicht bei Kindern. Sie erkannte aber auch, dass ich die Situation rettete, indem ich nachhakte und beim 2. Mal mehr Erfolg hatte.

Zudem half sie uns, das Verhalten/Mimik/Ausdruckssprache der Jungs zu übersetzen. Wann ist es typisch pupertäres Gehabe, wann zeigen sie echten Frust. Ich bin wohl zu perfektionistisch und habe zuviele Erwartungen, welche die Jungs oder auch andere Kinder gar nie erfüllen können. Bei meinem Kind geht es, weil wir einfach ein eingespieltes Team sind und auch nonverbal kommunizieren.

Den häufigen Frust des Jungen ist zum Teil auch normal in diesem Alter. Wir sollen in Zukunft seinen Schmerz anerkennen, ihn aber klar auffordern, den Rest der Familie nicht mit seiner Laune zu belästigen. Die Sätze, die wir dazu anwenden können, werden wir bei einer separaten Sitzung noch besser üben.

Dann befragte sie kurz die Kids zum Thema Ämtli und sie klagten, dass unser Belohnungsteam ein Frust sei, dass sie lieber klare Ämtli wollen. Dass es dann zwar für die keinen Lohn gebe, fanden sie auch doof, aber dennoch sei es für sie einfacher.

Das Belohnungsystem empfahl sie an anderer Stelle. Es gibt einige Dinge in unserem Tagesablauf, die wir ändern müssen, weil wir sonst jedesmal wieder ellenlange Disskusionen haben. Wir sollen die Kinder mit Smilies belohnen, wenn sie die Abmachung eingehalten haben. Nach einer Woche, auch wenn das bei uns nur 2 1/2 Tage sind (inkl. Mittwoch-Abend) wird abgerechnet. Wer das Ziel erreicht hat, bekommt eine Belohnung. Guter Trick zum Beispiel Kino. Man muss dann aber hart bleiben und nur den Gewinner mitnehmen, was für den Rest der Kinder ziemlich hart ist, aber auch ein Ansporn sein kann. Man kann auch ein Geschenk ausmachen.

Als sie gegangen war, übten wir fleissig. Es ist schon noch ungewohnt, fest eingefleischte Sätze umzuformulieren. Aber wir sind froh, haben wir das gemacht.

Sie ging aber nicht ohne ganz viele Komplimente da zu lassen. Am meisten freute es mich, dass wir ganz natürlich miteinander umgehen, dass ein Fremder nicht erkennen könne, dass wir ein Patchwork sind. Die Jungs behandeln mich so, wie ganz normal pubertierende Kinder.

Ich habe keine Ahnung, was uns dieser Spass kostet. Ich fand aber sehr interessant und freue mich auf das nächste Gespräch.
Anita

Beitrag von Anita »

liebe Bernina

es freut mich zu lesen, dass ihr so viele anregungen bekommen habt.
besonders wertvoll sehe ich, dass ihr alle eure bedürfnisse anbringen konntet :)

beim belohnungssytem ist es wichtig, genau vorzugehen. gerade hier finde ich es besonders sinnvoll beratung zu beanspruchen oder einen kurs zu besuchen.

ich wünsche euch ganz viel erfolg damit und alles gute und vorallem vielen dank, dass wir von euren erfahrungen profitieren dürfen :)
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Anita

Ich habe mir mal das Buch "die Familienkonferenz" ausgeliehen und nach ca. 30 Seiten wieder weggelegt. Das war absolut nicht mein Schreibstil, viel zu trocken. Sie hat mich dann beruhigt, dass man Gordon besser in einem Kurs erlernt.

Sie oder wir - ich weiss es nicht mehr - haben dann auch auf die schwierige Situation durch die versch. Erziehungsstiele hingewiesen. So wie die Kinder von der Mutter kommen, können sie hier ja fast alles nur falsch machen. Obwohl Kinder ja sehr flexibel sind.

Und folgende Aussage hat natürlich meinen Freund sehr fest gefreut: Sie erkenne, dass Väter in der Scheidung oder im Besuchsrecht absolut benachteiligt sind. Wir erzählten, wie man uns lange nicht glaubte und wie machtlos wir, resp. die Kinder sind. Sie hat uns da voll beigepflichtet.
Anita

Beitrag von Anita »

am anfang kämpften wir auch mit dem ganz anderen lebens-stil seiner ex. inzwischen haben sich die kinder aber an unsere regeln gewöhnt und das klappt ganz gut. manchmal sind sie sogar anlass oder möglichkeit für die jungs, auch mal ihre sorgen und nöte bei uns auszuschwatzen.

dank dem gordonkurs konnte ich auch lernen, nicht mehr alles so eng zu sehen und da hat die beziehung schon sehr gewonnen - zu allen :D

ich finde das buch im fall auch eher trocken - den kurs aber genial :!:
baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Bernina,

Ja, das stimmt, der Gordon beginnt so wissenschaftlich und trocken. Durch den ersten Teil muss man sich kämpfen, denn man hört fast nur, wie es falsch ist. Dann ist man richtig giggerig darauf: Ja wie isch es denn nun richtig?
Und da wird das Buch dann spannend, denn die Antworten auf das "wie" haben mein erzieherisches Denken ziemlich verändert. Aber eben, die einen lernen lieber aus Büchern, die anderen in Kursen und von denen habe ich nur sehr Gutes gehört.

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Bernina

Toll, habt Ihr das gemacht. Es freut mich sehr, dass die Supernanny bei Euch so gut angekommen ist.

Das sind immer wieder alte Muster, die wir gar nicht mehr erkennen und somit nicht ändern können oder vielleicht wollen (?)... Manchmal sehe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Ein Input von aussen ist sehr hilfreich. Freue mich auf die Fortsetzung...
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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