Erziehung der Stiefkinder

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Gugguseli
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Erziehung der Stiefkinder

Beitrag von Gugguseli »

Hi ihr Lieben

Wie ihr wisst, habe ich zwei reizende „Stieftöchter“!! Es läuft eigentlich wirklich gut. Wir haben uns zusammen gerauft und bis auf kleine Meinungsverschiedenheiten, die in jeder Familie vorkommen, verstehen wir uns super.

Die Jüngere (fast 13) hatte mir am Anfang das Leben ziemlich schwer gemacht. Aber seit einem halben Jahr hat sich auch das gelegt. Ich habe ihre Attacken immer als Eifersucht eingestuft (sie ist ein ziemliches „Papikind“). Mittlerweile hängt sich aber buchstäblich an meinem Rockzipfel. Das freut mich sehr und ich merke auch das ihr meine Meinung sehr wichtig ist.

Sie ist in ihrer Entwicklung etwas zurück geblieben und besucht, auf anraten der Lehrerschaft, seit letztem Sommer eine Psychologin. Seither hat sie meiner Meinung nach, vor allem im Verhalten Mitmenschen gegenüber, wirklich Fortschritte gemacht.

Am Dienstag hatte mein Schatz mit der Lehrerin ein Elterngespräch. Wir dachten, es gehe um den Übertritt in die Oberstufe. Aber denkste!!! Es kamen Vorwürfe wie: Stören im Unterricht, lügen, Unruhe stiften, Mitschüler manipulieren und unterdrücken etc.

Mein Freund fiel fast vom Stuhl als er all die Anschuldigungen hörte. Als er es mir erzählte, war ich auch ziemlich perplex und vor allem ratlos. Andererseits traue ich ihr das alles zu, denn sie hat es früher bei mir auch mit allen Mitteln versucht.

Könnt ihr mir vielleicht ein paar gute Ratschläge geben?


Schon jetzt ganz herzlichen Dank für eure Hilfe.

Liebi Grüessli Gugguseli
Patchworkerin seit fast 3 Jahren, mit 3 "Pubertingern" in 2 Haushalten.
Und es läuft im Moment suuuuuuuuper!!
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Hallo

Darf ich fragen ob die Lehrerin das Gespräch ausser der Rheihe machte oder war es ein Eltergespräch für alle Eltern betreffend Übertritt?

Ich wäre sicher überrascht gewesen. Normalerweise melden sich die Lehrer wenn`s brennt.
Wie äussert sich die Tochter dazu?
Es soll Kinder geben die zu Hause alle Regeln befolgen und ausser Haus alle Regeln brechen.
Ich würde sie in erster Linie mal so annehmen wie sie ist. Sicher Grenzen setzen. Wahrscheinlich sucht sie die Konfrontation.
Ich glaube da hilft reden ... reden ... reden .... am besten.

Lg nadia
Gugguseli
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Beitrag von Gugguseli »

Herzlichen Dank Nadia für dein prompte Antwort.

Offenbar war das Elterngespräch ausser der Reihe (was wir aber nicht wussten).

Als mein Freund zu dem Termin ging, traf er draussen seine Tochter. Die sagte ihm ganz frech; er solle dann nicht alles glauben was die Lehrerin sage....

Zuhause ist sie zwar recht brav, hängt aber auch dort den "King" raus. Wenn es nicht nach ihrem Kopf geht, wird getrötzelt. Ausserdem habe ich sie schon des öfteren beim Lügen erwischt und sie auch darauf aufmerksam gemacht.

Ich habe sie seit Montag nicht mehr gesehen. Ich war bis Mittwochabend bei mir zuhause und sie durfte mit einer Freundin über das lange Wochenende weg. Sie hat aber vor lauter schlechtem Gewissen, am Dienstagnachmittag die ganze Wohnung picobello aufgeräumt. (= in ihrem Fall, Geständnis)
Hätte das Elterngespräch früher stattgefunden, wäre dieses Wochenende für sie gestrichen worden!!
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Nadia
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Beitrag von Nadia »

Hallo

Ich finde das tönt konsequent und du hast eine gute Linie.

Da hatte sie ja schlicht Glück das ihr das WE nicht mehr streichen konntet.
Ich finde es herzig das sie aufgeräumt hat und sich auf die Art wieder reinschmeichelt. Trotzdem soll sie merken das dies nicht ausreicht um ihr Verhalten zu entschuldigen.

Sie scheint recht selbstbewusst zu sein. Da kommt sicher noch einiges auf euch zu ... :D lg nadia
Anita

Beitrag von Anita »

Stören im Unterricht, lügen, Unruhe stiften, Mitschüler manipulieren und unterdrücken etc.
wer stören muss, der will die aufmerksamkeit auf sich lenken - gehört und gesehen werden.

wer lügt, denke damit mehr aufmerksamkeit zu bekommen als ohne.

wer unruhe stiften muss, der will das sein umfeld aus der ruhe kommt.

wer unterdrückt, der fühlt sich unterdrückt.

kinder verhalten sich nie einfach so auffällig. euer kind fühlt sich scheinbar gerade "nicht gesehen" und versucht ihrem umfeld mit allen mitteln zu zeigen, dass sie sich danach sehnt.

ich würde als erstes das gespräch mit ihrer therapeutin suchen, weil da scheinbar schon gute schritte passiert sind.

setzt ein paar gut überdachte grenzen auf. grenzen sind für kinder in dem alter besonders eindrücklich, weil sie spüren, dass man sich für sie interessiert. besprecht MIT IHR, was passiert wenn sie sie nicht einhält. es sollten logische konsequenzen sein, die mit der überschreitung zusammen hängen. lobt sie viel für ihre guten seiten, auch für dinge, die euch bisher unwichtig erschienen sind. sie soll merken, dass immer ein auge von euch, bei ihr ist :wink:
baboe
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Beitrag von baboe »

Guggus Gugguseli,

Ich denke, was Anita geschrieben hat, wie sich eure Tochter wahrscheinlich fühlt, sollte man nicht aus den Augen verlieren, wenn man reagiert.

Ich habe bei den Lehrern unserer Kinder (gab es zweimal ähnliche Probleme) sehr gute Erfahrungen gemacht mit einem Gespräch Eltern + Lehrerin + Kind. Im Gespräch wurde das inakzeptable Verhalten angesprochen und das Kind musste Ziele aufschreiben. Diese Zielvereinbarung wurde von allen unterschrieben und hat jedesmal sehr gewirkt.

Vielleicht ist die Lehrerin auch für soetwas offen?

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
Gugguseli
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Beitrag von Gugguseli »

Hi ihr
Herzlichen Dank für eure Anteilnahme :lol:
Da ist einiges dabei das ich gerne verwenden möchte.

Nadia: Danke für die Blumen. Ja, sie ist einerseits schon ganz schön selbstbewusst. Das Aufräumen zeigt dann aber auch wieder ihre Unsicherheit. Irgendwie bin ich froh das sie verreist ist, das gibt mir die Möglichkeit nachzudenken und eine gute Lösung zu finden. Sonst hätte man vielleicht in der ganzen Unruhe falsch gehandelt.

Anita: bei den meisten Sachen stimme ich dir völlig zu. Bei der Unterdrückung bin ich nicht ganz deiner Meinung. Es ist wirklich so das zuhause sie regiert. Ich habe am Mittwochabend mit ihrer grossen Schwester (15) gesrochen. Sie ist sehr reif für ihr Alter und hat vor 10 Jahren als ihre Mutter starb, ganz unbewusst die Ersatzrolle übernommen. Sie meinte ganz richtig, das es schon immer nach dem Kopf der Kleinen ging. Was sie wollte geschah früher oder später. Also nach meiner Sicht hat sie schon immer Unterdrück. Sie hat es ja auch bei mir selbst versucht. Das gelang ihr nicht und sie hat es aber auch akzeptiert.
Ich lobe sie sehr oft, da ich gemerkt habe das sie das richtig aufsaugt. Sie strahlt dann und ist stolz auf ihre Leistung.
Mein Schatz hat demnächst einen Besprechungstermin bei der Therapeutin und ich habe ihm auch schon geraten das er mit ihr über die Probleme mit der Kleinen spricht.

Baboe: dein Rat mit dem Ziele setzen finde ich toll und werde ihn auch mit ihr und ihrem Vater besprechen. Ob wir die Lehrerin hinzu ziehen werden weiss ich noch nicht. Ehrlich gesagt habe ich leider den Eindruck das sie den Schülern (ca. 15 Stück in den Klassen 4 - 6) nicht gewachsen ist. Wie sonst kann ein 13jähriges Mädchen soooosehr den Unterricht stören?

Also nochmals herzlichen Dank für eure lieben Ratschläge.
Ich werden jetzt noch die Bettwäsche an die Sonne hängen und freue mich schon auf die Frische heute Nacht :wink:

Grüessli Gugguseli
Patchworkerin seit fast 3 Jahren, mit 3 "Pubertingern" in 2 Haushalten.
Und es läuft im Moment suuuuuuuuper!!
Anita

Beitrag von Anita »

liebe Gugguseli

ich finde es mega, wie optimistisch du bist und deiner frischen wäsche bin ich gerade etwas neidig :lol:

wegen dem unterdrücken. ein baby unterdrückt nicht von alleine. es kann aber auf diesen weg gebracht werden, weil sein bedürfnis nicht wahrgenommen wird. es hat sozusagen keine andere wahl. "schon immer so" gibt es meiner meinung nach nicht. irgendwann - auch wenns sehr früh im leben war, wurde diese grundhaltung gelegt - aus einer not. böswillig ist das in den allermeisten fällen nicht - zum glück.
es gilt auch gar nicht einen schuldigen zu finden, oder eine anklage zu machen. wichtig und entscheidend ist nur, dass hier angesetzt wird und das kind in einen neue lebensbahn gelenkt werden kann.

ich finde es toll, wie du dich bemühst und ihr eure hürden angeht!
nochmals alles gute :)
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