Eine schwere Zeit....

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Nin
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Eine schwere Zeit....

Beitrag von Nin »

In den letzten Wochen hatten wir hier eine sehr schwere Zeit, über die ich aber sehr gezögert habe, im Forum zu sprechen.

Da wir aber jetzt durch das Schlimmste durch zu sein scheinen, wollte ich doch noch einmal davon erzählen, vielleicht erkennt sich ja der oder die ein oder andere.

Zur Erinnerung: Ich lebe seit über sechs Jahren in einer Patchowrkbeziehung, bin in sein Haus eingezogen. Letztes Jahr im März haben wir geheiratet.

Wir haben beide zwei Kinder mit in die Beziehung gebracht. Seine waren am Anfang 15 und 17 - der Sohn wurde kurz nach meinem Einzug volljährig. Meine waren 6 und 8. Sein Sohn - der hat uns die harte Zeit beschert ist also inzwischen 24...

Die Beziehung zwischen meinem Stiefsohn und mir war nie sehr herzlich, aber ging so einigermassen. Er hat auch nicht mehr die ganze Zeit hier gewohnt, sonder kam wenn, dann am Wochenende - er studierte nämlich in einer anderen Schweizer Stadt. Aber bis jetzt hatte er immer noch sein Zimmer im Haus, während meine beiden Söhne ein Zimmer geteilt haben. Aber zum Anfang dieses Semesters hatte er die Absicht in Deutschland weiterzustudieren und dort mit seiner Freundin zusammenzuziehen, die seit März in Pakistan war.

Seit Juni hattte mein Stiefsohn seine Wohnung in Neuchâtel aufgegeben und lebte hier und das hat zu vielen Schwierigkeiten geführt, wenn auch nicht die ganze Zeit, so aber doch immer wieder. Ende Juni hat mein Mann die Bestätigung bekommen ,dass er ab 1. September 50% für eine NGO "enfants du monde" arbeiten würde, und sein Direktor hat auch ohne Aufruhr seine Stelle reduziert, alles lief gut, soweit, obwohl sein Sohn sich sehr wenig hier integrierte.

Im Juli habe wir herrliche Ferien in Griechenland verbracht - die schönsten seit vielen Jahren, meiner Meinung nach. Wir waren an einem traumhaften Ort auf dem Pelopones, das Wetter war die ganze Zeit schön und wir haben herrliche Dinge besichtigt.

Als wir wiederkamen, waren noch so eine Woche meine Kinder noch hier, dann waren sie drei Wochen mit ihrem Vater weg. Der Stiefsohn fuhr dann auch drei Wochen nach Marokko, vorher gab es einmal einen Abend, an dem ich meinen Bruder eingeladen hatte, und er kein Wort geredet hat - aber naja, es ging.

Während mein Mann und ich alleine waren, hat er viel getan, um sich auf den neuen Job vorzubereiten und ich habe einen Nähkurs gemacht und bin seitdem fleissig am Kleidermachen - das hat mich total begeistert!
Wir sind beide noch eine langes Wochenende nach Rom gefahren, dann kamen die Jungs zurück und dann sein Sohn aus Marokko (so eine Woche vor der rentrée). Und in den Wochen danach bis letzte Woche zum Auszug, ging es nur noch bergab. Seit seiner Rückkehr aus Marokko hat mein Stiefsohn völlig aufgehört, mit mir zu sprechen. Kein Wort mehr, nicht mal "Guten Tag." Gleichzeitig fing er bei der kleinsten Geste von mir oder den Jungs, die ihm miesfiel (zum Beispiel zu viel Lärm auf der Treppe, wenn wir vom Fernsehzimmer raufkamen) total an rumzubrüllen. Die Eingangstür klemmte, und das war natürlich die Schuld der Jungs, die sie zu fest zuschmeissen und wir hatten einen Duschkopf im Badezimmer der Jungs ausgewechselt und er hat den neuen sofort wieder abgeschraubt...
Nach einer Woche dieses Verhaltens ist die Situation ein erstes Mal explodiert. Und es kamen undendlich Vorwürfe, ich hätte ihm sein Haus gestohlen, in diesem Haus alles kaputt gemacht, sein Vater hätte sein Erbe verprellt... ich sei so dumm, dass es unerträglich wäre, mich im gleichen Rau zu haben usw... Andererseits hat er den Vorwurf, die Jungs und mich, wei Menschen zweiter Klasse zu behandeln, sehr übel genommen... An dem Tag musste ich dann aber arbeiten und konnte nichts mehr irgendwie ausdiskutieren. Mein Mann und er haben dann noch weitergeredet, am Abend hat er sich entschuldigt, aber sein Verhalten hat sich nicht verändert. Er hat mich nur weiterhin feindlich angeschweigen oder angestiert - weiterhin war nicht mal "Guten Tag" drin.
Da er eine Prüfung wiederholen musste (am 12.September) und diese bestehen musste, um, wie geplant in Deutschland weiterzustudieren, sind wir uns eine Weile schweigend aus dem Weg gegangen
Nach der Prüfung ist er für ein paar Tage nach Deutschland, eine Wohnung suchen und ich habe echt aufgeatmet. And den Wochenenden, an denen die Jungs nicht hier waren, sind mein Mann und ich ins Wallis gefahren und einmal zu seiner Schwester.

Als er aus Deutshcland zurückkam, um seine Sachen für den Umzug vorzubereiten, ist dann nach gerade heute vor zwei Wochen, die Situation noch einmal voll explodiert. Er kam runter, als wir beim Frühstück waren, mein jüngerer Sohn zum Glück schon beim Fussball, brüllte total rum, weil wir zuviel Lärm gemacht hätten, weil er überzeugt war, morgens meinen Mann und mich "gehört" zu haben. Er ist dann echt total ausgerastet, zwischen seinem Vater und ihm wurde es geradezu handgreiflich. Er hat mir die Brille von der Nase gehauen, zweimal ins Gesicht gespuckt, gebrüllt, er würde mich nie bei meinem Namen nennen, sondern nur "elle" oder "la grosse", sein Vater sei ein Nazi und Spiesser usw... Seit Vater hat zurückgebrüllt, er solle ihm aus den Augen gehen, jemand, der sich so verhalte, habe keinen Platz hier... Ich bin dann weg, meinen ältern Sohn, der oben war und also mitgehört hatte, zu einem Freund bringen. Mein Stiefsohn ist dann auch aus dem Haus, mein Mann war sehr aufgewühlt. Er hat dann einige melodramatische (das ist meine Ansicht!) SMS von seinem Sohn bekommen, dass er ihn nur verloren habe und ja seinen einen Sohn durch zwei ersetzt habe... Später am Abend haben die beiden sich am See getroffen und geredet, und sind untereinander wohl auch zu einer Art Übereinkunft gekommen. Mein Mann hat nur gesagt, dass sein Sohn mit der Vorstellung einer intimen Beziehung zwischen uns überhaupt nicht fertig wird.
Und er war sehr beunruhigt über diese geradezu pathologische Reaktion und die Agressivität. Bei mir hat mein Stiefsohn sich bis heute nicht entschuldigt.
Er war dann noch drei Tage hier, alles für den Umzug packen, dann kam auch seine Freundin aus Pakistan zurück.

Nachdem er alles nach Deutschland gebracht hatte, waren die beiden ein paar Tage bei seinem Onkel und seiner Tante und dann noch einmal zwei Nächte hier, um die letzten Sachen mitzunehmen. Gestern haben sie das Auto zurückgebracht und sind jetzt weg. Einer der Jungs wird in das Zimmer ziehen, aber bis dahin gibt es noch viel zu tun: ausräumen, abholen lassen, streichen... Das machen wir in den Herbstferien.

Auch, wenn ich natürlich in der ganzen Zeit weiter normal gearbeitet habe, so ist mir doch sehr schwer gefallen, auch noch andere Dinge zu machen - und sei es nur E-mails schreiben. Mir hat das wirklich sehr zu schaffen gemacht und ich hatte manchmal regelrechte Panikanfälle, wenn ich auf dem Weg nach Hause war und wusste, mein Mann ist nicht da...

Deswegen also auch wenig Echo hier. Mal sehen, wie es jetzt weitergeht.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Nin,

das zu lesen hinterlässt einen ein wenig ratlos. So, wie es Dir ja wohl auch geht. Was soll das, wieso benimmt der sich so? Es ist selber schon erwachsen, hat selber eine intime Beziehung, und sein Vater ist mit Dir nicht erst seit gestern zusammen. Und außerdem - in dem Alter muss er ja nun wirklich nicht mehr bei seinen Eltern wohnen, also wenn es ihm nicht passt, muss er sich dem ja nicht aussetzen...

Ihr werdet es vielleicht nie erfahren und verstehen, was genau ihn dazu veranlasst hat sich so zu benehmen. Gut, dass Dein Mann ihm klar gesagt hat, dass er das nicht duldet. Aber ich kann mir auch wirklich gut vorstellen wie belastend es ist, wenn man in seiner eigenen Wohnung nicht frei atmen kann. Gut, dass er nun seine Sachen abgeholt hat und damit dieser Abschnitt wohl ein Ende gefunden hat.
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Liebe Nin

Du hast das Ganze sehr gut beschrieben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was da abgelaufen ist und wie du dich dabei fühlst, resp. gefühlt hast.
Und ja, ich sehe auch einige Ähnlichkeiten mit unserer Geschichte.

Da hat ein inzwischen erwachsener Junge die Trennung seiner Eltern nicht verarbeitet. Und da er emotional immer noch in dieser Trennung steckt, kann es noch gar keinen Platz für dich geben.
Warum er plötzlich zo solcher Einstellung kommt? Keine Ahnung. Hat die Zeit in Marokko dazu geführt. Dort existieren noch sehr konservative Vorstellungen von Beziehungen.


Betreffend seinem Alter? Ich war etwa 23 oder 24 als ich in einem Geschäft arbeitete mit Mitarbeiterinnen, die alle in etwa Kinder in meinem Alter hatten. Zwar waren die Frauen jünger als meine Mutter. Die waren total entsetzt, wenn ich von meinen Problemen erzählte oder der Tatsache, dass ich etwas nicht machen dürfe, weil meine Mutter das verhindern würde. Egal. Ich musste 37 werden, um mich von meiner Mutter zu trennen.
Nachtrag: Das entsetzte Reagieren dieser Frauen hatte mehr Einfluss auf mich, als alles, was in meiner Familie gesprochen wurde. Zwar hatte ich damals noch keinen Mut, etwas an der Situation zu meiner Mutter zu ändern. Aber es hat in mir gebrodelt und ich hörte auf, ständig mein Verhalten in Frage zu stellen.

Vor ein paar Wochen war ich an einer Entstrickung. So eine Art Familienaufstellung einfach etwas anders. Und da wurde mir anhand der anderen Geschichten wieder klar, wie oft wir unsere Emotionen fremdbestimmen lassen und wie lange wir mit unseren Familien und familiären Veränderungen verbunden sind.


Ich kann diesem Sohn nur wünschen, dass er irgendwann auf Menschen trifft, die sein Weltbild gerade rücken und ihm erklären, dass er seine Vorstellungen der Realität anpassen sollte.
So wie ich das auch meinem Stiefsohn wünsche. Bei uns hat sich der Götti des Jungen angeboten, anlässlich des 18. Geburtstages den Kontakt zum Jungen aufzunehmen. Wenn ein Gespräch erfolgt, so von Mann zu Mann, dann wäre das toll.

Dir Nin wünsche ich alles Gute und Gelegenheiten, wieder durchzuatmen, Den Frust über das was da passiert ist, loszulassen und die Freude am Leben und deiner Beziehung wieder zu finden.
Zuletzt geändert von Buchenholz am 19.10.2012 10:56, insgesamt 2-mal geändert.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Nin

So etwas nimmt mich auch sehr mit. In einer solchen Situation verstehe ich die Welt jeweils nicht und ich beginne als Erstes bei mir zu suchen. Das hat aber mit meinem Selbstvertrauen zu tun... ;-)

Ich möchte Das von Dir Erlebte mal wirken lassen. Melde mich dann dazu wieder.

Liebe Grüsse
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe Nin, das sind wirklich heftige Szenen....sei froh, dass es vorbei ist und geniess es!
Natürlich kann ich mir vorstellen, dass ein bitterer Nachgeschmack bleibt, auch für Deinen Mann. Ich würde mir an seiner Stelle wohl auch Sorgen machen.
Aber ich finde, man sieht da gut, wie wenig erwachsen jemand mit 24 noch sein kann. Wahrscheinlich tut der Abstand allen gut. Ich finde es absolut richtig, dass der junge Mann endlich ausgezogen ist und hoffe nur, Dein Mann ist konsequent genug, dass es auch für immer ist. Mit der Basis eines eigenen Lebens kann man dann evtl. ein neues Verhältnis zueinander aufbauen, aber das kann dauern.

Wünsche Dir eine ruhigere Zeit und hoffe, Deine Jungs können es nun auch geniessen, eigene Zimmer zu haben! Renovieren kann sehr gut tun ;-)

LG und alles Gute!
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Ria
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Beitrag von Ria »

Liebe Nin

Wie bin ich froh für euch, dass er es nicht geschafft hat, euch gegeneinander auszuspielen! Das wäre ja wohl seine Absicht gewesen. :cry:

Wie lange dein Stiefsohn meint, dieses Theater "spielen" zu müssen, liegt leider nicht in eurer Hand. Es ist seine persönliche Wahl (vielleicht unbewusst), was er aus eurer Familienkonstellation ableitet und wie lange er daran festhalten will. Nur wird er sich damit auch seine Zukunft beeinträchtigen.

Da könnt ihr euch nur abgrenzen, und das tut ihr ja auch.

Ich kann mir gut vorstellen, dass er irgendwann einmal wünschen würde, sein Verhalten rückgängig machen zu können.

Euch wünsche ich alles Gute für die neue Konstellation, und dass du wieder fröhlich nach Hause kommen kannst.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Nin

Ich finde, ihr habt super reagiert! Manch einer wäre nicht so gelassen geblieben...

Für mich macht es einen Sinn, dass der Stiefsohn genau dann ausgerastet ist, als seine Freundin weit weg war: da sind wahrscheinlich die (verdrängten?) Trennungsgefühle wieder hochgekommen. Es muss ja ein ungeheurer Schmerz sein, dass er so stark reagiert. Allerdings ist es keine Entschuldigung für sein Verhalten!

Euch alles Gute und geniesst die wieder eingekehrte Entspannung und Harmonie zwischen Euch! :)
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Nin

Irgendwann sind sie erwachsen und stehen auf eigene Beine.

Es sind auch unverarbeitete Situationen, die zwischen den Kindern und ihren Eltern noch mitschwingen können, die zu solchen Ausbrüchen führen können. Ich habe oft den Kopf hinhalten müssen für solche Situationen und wie oft habe ich bittere Tränen fliessen lassen. Nun ja, das Gespräch zwischen Vater und Sohn wird fruchten. Der Sohn zieht weg und er wird mal sein Verhalten überdenken müssen.

Wichtig scheint mir, dass der Vater weiterhin im Gespräch mit dem Sohn bleibt. Das hat bei uns sehr zu einem guten Klima beigetragen.

Dir weiterhin viel Kraft und geniesse die schöne Zeit mit Deinem Mann ;-)
Delphia
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Anita

Beitrag von Anita »

Liebe Nin

Das klingt nach einer sehr anstrengenden emotionalen Zeit, die bestimmt viel Energie raubt. :(

Anhand deiner Beschreibungen scheint dieser Sohn sehr verletzt und wütend zu sein und scheinbar haben diese Gefühle zu lange in ihm geschlummert und ihn vermutlich (!) auch ein Stück weit krank gemacht. Ich denke er bräuchte Hilfe, um sich wieder sammeln zu können. Die Flucht ins Ausland, wird ihn nicht heilen.

Alles Liebe
Anita
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ich schreibe weiterhin sehr wenig, weil es mir immer noch nicht wirklich gut geht.

Gestern ist Emmaüs gekommen und hat einen Teil der Sachen, die er hier gelassen hat mitgenommen. Aber ein sehr grosses Sofa, das immer noch im Zimmer - jetzt meines jüngeren Sohnes - steht, ist in einem so schlechten Zusatnd, dass sie es nicht nehmen wollten und jetzt ist es immer noch da und ich fühle mich erdrückt. Die Angst ist noch nicht weg, ich hab weiterhin bei jeder Geste, die ich hier im Haus mache, die ich gemacht habe, um die Zimmer der Jungs einzurichten, die höhnischen Bemerkungen im Ohr. Mein Stiefsohn hatte isch zum Beispiel darüber mokiert, wie schlecht ich das bisherige Kinderzimmer gestrichen hatte und wie furchtbar den Treppenaufgang. Er hatte mehr oder weniger befohlen, sein Zimmer nicht zu streichen - aber mein Sohn wollte es, und ich habe es auch gemacht. Es war eine tapezierte Borte im Zimme, die wollte mein Sohn auch nicht, und ich habe sie mit Magnetfarbe gestrichen und dann rot - es sieht sehr schön aus und einfach sehr viel sauberer, neuer als vorher. Aber ich kann mich nicht darüber freuen oder stolz sein auf die viele Arbeit, die ich in den letzten Tagen geleistet habe - und es war sehr viel. Ich denk immer wieder, was er sagen wird, wenn er wieder mal kommt. Dass er vielleicht recht hat und ich einfach alles so schlecht mache, dass man mich nicht annehmen kann. Er hatte von seinen Sachen noch sovie lda gelassen oder gar nicht aussortiert, sondern einfach nur in Kartons geschmissen, dass noch viel Arbeit für uns übrig blieb und ich habe Angst vor dem, was da noch kommen wird. Ich sehe mich im Spiegel an und denke, dass ich den Namen "la grosse" verdiene - ich bin ja dick... fahre nicht mit dem Rad in die Schule... und dann revoltiere ich mich doch wieder dagegen und will einfach nicht als Punchingball herhalten.

Ich fühle mich zerrisssen, möchte einerseits nicht, dass mein Mann die Beziehung zu seinem Sohn abbricht, möchte aber auch sicher sein, dass er zum Beispiel an Weihnachten nicht kommt - ich möchte nicht mit jemandem Weihnachten feiern, der sich nciht entschuldigt, nachdem er mich angespuckt hat und sich weigert, mich mit meinem Namen anzusprechen. Ich möchte das auch auf keinen Fall meinen Kindern zumuten.

Er ist jetzt weg, aber es ist noch nicht vorbei, irgendwie.
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Nin

Lass dich mal ganz fest drücken. Ich kann dir nachfühlen. Diese Gefühle, wie du sie hast, die hatte ich lange Zeit wegen meiner Mutter und früher wegen der Schwiegermutter. Ich habe viele Therapien gemacht und mit guten Leuten Gespräche geführt. Heute geht es mir gut. Ich weiss inzwischen, warum diese beiden jeweils diese Kränkungen gesagt haben. Warum sie mich verletzen mussten/wollten. Dahinter steckt Angst, Unwissenheit. Und vor allem sind sind diese beiden Frauen ein Opfer ihres eigenen begrenzenten Weltbildes. Ich muss so sein, dass ich in ihr Bild passe. Sie setzen die Massstäbe und ich habe so zu sein, wie sie das bestimmen.
Lange Zeit habe ich alles gemacht was sie verlangten. Immer in der Hoffnung, ich werde irgendwann anerkannt. Aber warum ist mir das so wichtig? Warum muss ich von diesen Personen geliebt werden?

Nin, aus deinen Zeilen ist lesbar, wie du dich gekränkt fühlst. Wie es der Sohn geschafft hat, dich zu verletzen. Das schafft er aber nur, wenn da Emotionen sind, aus denen man Wunden machen kann.
Du kannst dich nicht an deiner Arbeit freuen. Hättest du ev. ein Lob erwartet? Warum ist dir wichtig, dass dein Stiefsohn deine Arbeit würdigt?
Du erwähnst dein Übergewicht? Warum suchst du nach deinen Schwächen und nach Begründungen? Hast du das Gefühl, du hättest es verdient, so behandelt zu werden?
NEIN!!! sicher nicht.

Mein Rat: such dir psychologische Hilfe. Thematisiere den Streit mit deinem Stiefsohn und suche ein Ritual, um dieses Problem zu beenden.
Schreibe einen Brief an diesen Sohn. Teile ihm deine ganze Wut mit. Dann wickelst du den Brief um einen Stein und versenkst ihn im See. Es tut gut, den Stein mit voller Wucht ins Wasser zu schleudern. Und es befreit unheimlich.

Und dann musst du das auch mit deinem Partner besprechen. Er darf wissen, wie sehr du gekränkt bist. Deswegen muss der Vater die Beziehung zu seinem Sohn nicht unterbinden.
Und wegen Weihnachten. Vielleicht feiert ihr dann halt zwei versch. Feste. Vielleicht fährt der Vater zu seinem Sohn nach Deutschland und erklärt ihm, dass dieser da erst mal wieder etwas in Ordnung bringen muss. Was aber nicht heisst, dass der Vater die Gefühle des Sohnes ignorieren muss.

Wenn ich etwas gelernt habe in den letzten Jahren, dann ist es zu differenzieren. Ich kann Gefühle aufteilen und in verschiedene Bereiche einteilen.
Ich könnte das jetzt auch bei deinem Sohn zu erklären versuchen. Aber jetzt habe ich schon genug geschrieben und lasse dich erst einmal diesen Text lesen und verarbeiten.

Und jetzt gehe ich Kaffee kochen und werden den, in Gedanken bei dir/mit dir , geniessen.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Liebe Nin,

es tut mir leid, zu lesen, wie sehr dieser junge Kerl es geschafft hat Dich zu verunsichern und zu verletzen. Hier aus dem Forum kenne ich dich als eine freundliche, empfindsame Person.

Das Zimmer ist jetzt nicht mehr sein Zimmer. Die Wohnung ist nicht mehr seine Wohnung. Ebenso wie es unwichtig ist, ob es dir in seiner Wohnung gefällt, ist es unwichtig ob es ihm gefällt was ihr aus dem Zimmer gemacht habt. Und wenn Du rundum fett wärst, na und? Was geht es ihn an? Er muss dich nicht sexy finden, im Gegenteil, das wäre wohl ziemlich unpassend...

Es ist so wie Buchenholz schreibt, er muss Dir weh tun, weil es ihm selber nicht gut geht. Aber daran trägst Du keine Schuld, und Du bist auch nicht für seine Heilung verantwortlich. Du bist eine starke, tolle Frau, die im Leben steht, die von ihrem Mann und ihren Kindern geliebt wird. Bitte lass Dich nicht von so einem Jungspund klein machen, der selber in seinem Leben noch nichts geleistet hat.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Nin

Es hat Dich ziemlich mitgenommen... Persönlich hatte ich zuerst auch das Gefühl, ich darf in den Zimmern, die frei wurden, nichts verändern. Es sind ja die Zimmer der Kinder.

Nun ja, peu à peu haben wir die Zimmer übernommen. Und selbstverständlich hat jetzt mein Sohn das grössere Zimmer bekommen. Meine zwei haben sich das ehemalige Schlafzimmer (ca. 25m2) geteilt. D.h. wir haben irgendwann eine Holzwand eingebaut. Sie haben seit Jahren kleine Zimmer im Vergleich zu den Kindern meines Mannes gehabt. Aber das war für die Kids schon in Ordnung. Interessanterweise hat mein Sohn aber seine Vorgängerin gefragt, ob dies so in Ordnung sei... Selbstverständlich, meinte sie.

Es ist unser Haus und wir wohnen hier, wir haben es immer gepflegt (die Kinder hatten bei uns keine Ämtchen) und schliesslich auch finanziert. Zudem finanzieren wir sie immer noch, da sie studieren. In unseren Augen ist es nicht mehr ihre Sache, was wir hier tun.

Der Sohn hat sich wohl in die Enge getrieben gefühlt, als Ihr zusammen gezogen seid. Dort liegt der Wurm begraben. Du bist eine offene Frau, die Probleme konstruktiv angeht. Es liegt nicht an Dir, diesen Konflikt zu lösen. Das kannst Du nicht. Bleib so wie Du bist und lass Dein Sohn mit gutem Gewissen in das neu renovierte Zimmer leben.

Das alte Sofa kannst Du ja mal ins Netz stellen mit dem Hinweis: GRATIS muss abgeholt werden. Mein Mann sagt: "Materie belastet!"

;-), das finde ich mittlerweile auch... und es geht mir immer super gut, wenn ich alten Kram entsorgt habe.

Liebe Grüsse und *schwuups* eine Portion gute Laune und Energie rüber...
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Beitrag von Bacci2 »

Hallo Nin. Da hast du einiges durch gemacht. Es kommt mir so vor, wie wenn du meinen Stiefsohn bei dir hattest. Zwar wurde ich bis auf ein paar Rempler nicht angegriffen. Aber ich wurde auch als fett bezeichnet, und wenn er hier ist spüre ich seinen Hass mir gegenüber sehr extrem. Auch bekomme ich ebenfalls weder ein Hallo noch sonst was zu hören. Ich wünsche dir, dass es jetzt bergauf geht und und ihr euch geniessen könnt. Und glaube mir das liegt nicht an deiner Person, sondern weil er mit der Situation nicht klar kommt.
Patchwork seit 2003, 1 Sohn aus 1. Ehe, 2 gemeinsame Kids und 2 Stiefkinder die nicht bei uns wohnen
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, Nin, ich glaube das braucht einfach eine Weile. Er hat Dich verletzt und gerade weil Du ein Mensch bist, der auch selbstkritisch ist, konnte er Dich damit treffen. Aber das spricht ja eigentlich nur für Dich!!

Ich kann gut verstehen, dass Du Dich noch unsicher fühlst. Ihr alle müsst zur Ruhe kommen und die neue Konstellation muss zum Alltag werden. Über Deine Sorgen bezüglich Weihnachten etc. würde ich einfach mit Deinem Mann sprechen. Glaubst Du wirklich, er würde Dir die Anwesenheit seines Sohnes zumuten? Sicher findet Ihr eine andere Lösung!
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