Männer und ihre Kinder

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Delphia
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Männer und ihre Kinder

Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Immer wieder ist das Thema, warum die Väter ihren - vor allem - Töchtern alles durchgehen lassen. Das macht das Leben einer neuen Partnerin sehr schwer und anspruchsvoll, soll die Beziehung bestehen.

Mittlerweile glaube ich behaupten zu können, dass wenn das Sorgerecht bei den Vätern liegt, die neue Frau wahrscheinlich ein bisschen mehr Einfluss haben kann, ist sie doch tagtäglich mit den Kindern und ihren Vater unter dem gleichen Dach.

Schwieriger wird es wohl bei den Vätern, deren Kinder ins Besuchsrecht kommen. Die wollen kaum am Wochenende erziehen, das soll bitte schön die Mutter machen. Die neue Partnerin soll dann aber ja nichts dazu sagen, es sind ja nicht ihre Kinder.

In beiden Fällen haben diese Männer eine Ansicht der Beziehung zu ihren Kindern, die meines Erachtens für diese nicht nur gut ist. Wie lässt sich das lösen? Das ist hier die Frage...

Dann kommen die anderen Fälle: Männer, die das Sorgerecht haben und ganz streng werden, damit sie die Ansprüche der Ex erfüllen können.

In allen Fällen sind diese Situationen nicht ohne lange, sehr lange und immer wieder kehrende Gespräche anzugehen. Leider gehen dabei einige auf die Hunde, nicht die Kinder... die neuen Partner.

Mittlerweile weiss ich auch, dass Kinder ihren Teil dazu beitragen, um die Situation explosiv zu machen. Alle Kinder wünschen sich Papa und Mama zusammen.

Eine müde und etwas philosophierende Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Bacci2
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Beitrag von Bacci2 »

Hallo Delphia, ja da gebe ich Dir vollkommen Recht. Ist so wie ein Karussel, es endet wohl nie.
Was ich aber auch ganz schlimm finde, sind Väter die sich gar nicht kümmern. Mein Ex zahlt nicht und kümmert sich seit einem Jahr überhaupt nicht mehr um meinen Sohn. Da ist das andere Uebel halt etwas kleiner. Für die Kids wenigstens. Ich bin mittlerweile an dem Punkt, wo ich ganz klar sage, was ich will und was nicht. Ich lasse mir nicht mehr die WE und die Abende und schon gar nicht die Festtage von meinen Stiefkinder vermiesen. Habe meinem Mann gesagt, dass ich ein friedliches Weihnachten will, wenn das nicht klappt dann werde ich meine Sachen und die Kids nehmen und zu meinen Eltern fahren. Dann kann er selbst schauen. Nach über 7 Jahren hin und her und vielen Tränen, bin ich einfach so weit, dass ich meine Bedürfnisse über die meiner Stiefkinder stelle. Ist zwar traurig, aber auch ein Selbstschutz. Und bei uns liegt es mehrheitlich an den Kids, denn mittlerweile wollen meine Verwandten und auch ein grosser Teil von den Verwandten meines Mannes lieber nicht, dass seine Kids an Festtagen oder Familienfeiern anwesend sind.
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo Delphia
Ich denke man kann es drehen und wenden wie man möchte, jede Konstellation ist wohl nicht einfach.

Mein Mann hat sich sehr um seine Kinder an den Besuchswochenenden gekümmert und sie erzogen soweit es ging. Auch heute noch suchen sie Rat bei ihm.

Ich denke wie weit die neue Partnerin Einfluss haben kann, liegt halt am Vater. Ich durfte da schon mitreden und Tipps abgeben.

Und klar, Eltern finden ihre Kinder halt die tollsten der Welt und drücken da eher mal ein Auge zu.

Ich finde die Patchworkbeziehung auch schwieriger wie das was ich vorher an Beziehungen gekannt habe. Man ist halt nicht nur zu 2 sondern
eben mit Anhang und auf diesen muss man Rücksicht nehmen usw.

Ich staune immer wieder was einige hier von euch so leisten.
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sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,

ich glaube mittlerweile, dass eine Patchwork-Familie ohne gesunden Egoismus der Stiefmutter keine Chance hat. Der Vater ist sehr oft in seinem Schuldgefühl gefangen wie der Frosch im Glas, und kann ihre Bedürfnisse nicht mehr sehen/berücksichtigen. Ich arbeite auch an mir, klar zu sagen, was ich will und was nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich mich in diesen Strudel "die armen Kinder..." reinziehen lasse, tut es uns allen nicht gut. Eigentlich könnten wir Stiefmütter einmal pro Woche ein Coaching vertragen, wär doch toll, was meint ihr ?
Sofia
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo

Nun muss ich aber mal für meinen Ex-Mann eine Lanze brechen. Eigentlich sind wir alle ja ganz dankbar, was seine jetzige Frau für unsere Tochter tut. Und sie hatte es ja nicht leicht am Anfang, denn Tochter und Papa waren ein eingeschworenes Zweierteam. Aber manchmal schiesst sie einfach am Ziel vorbei.

Schon früher hat sie sich als die Hauptmutter aufgespielt und auch jetzt wieder tut sie so, als wenn sie über Tochter und Erziehung verfügen kann, anstatt der Vater und/oder ich. Und an meiner Tochter gibts nun mal wirklich nichts auszusetzen. Resp, man muss direkt nach Fehlern suchen. Und dennoch genügt ihr meine Tochter nicht.

Wenn sich also mein Ex-Mann nicht ab und zu für seine Tochter einsetzt, dann wird er riskieren, dass sie irgendwann nicht mehr gerne dahin geht.


Und was meine Stiefsöhne anbelangt, so leide ich wahnsinnig, wenn ich wieder mal mitbekomme, dass es ihnen nicht gut geht. Dann muss ich mich ganz genau hinterfragen, ob ich mich jetzt genau so verhalte, wie ich es bei der Stiefmutter eben NICHT gerne habe oder ob meine Mutterinstinkt-Sorgen sogar berechtigt sind.

Und auch wenn ich oft unter meinen Stiefsöhnen gelitten habe, so sind sie mir nicht gleichgültig.
tarzan
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Beitrag von tarzan »

hallo buchenholz
die geschmäcker sind verschieden und es ist schwierig allen in Kram zu passen. Wenn das dein Ex-Mann auch findet wie du, dann muss er mit seiner neuen Frau das Gespräch suchen.
Zudem siehst du nicht, wie sich die Tochter verhält wenn sie beim Vater ist. Dass an deiner Tochter nichts auszusetzen ist, siehst vielleicht du so, aber andere nicht, resp. sie verhält sich ev. anders dort.
Muss nicht so sein, waren einfach meine Ueberlegungen.

Wo sind die Grenzen als Stiefmutter ? Ich finde das noch ganz schwierig. Und es wird viel erwartet.

sofia: ich sehe das auch so wie du.
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lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

tarzan hat geschrieben: Wo sind die Grenzen als Stiefmutter ? Ich finde das noch ganz schwierig. Und es wird viel erwartet.
Ich bin ja noch nicht so lange Stiefmutter. Ich kenne meinen Mann seit knapp 2einhalb Jahren, verheiratet sind wir etwas über ein Jahr, zusammen wohnen tun wir seit einem halben Jahr (wir hatten eine Fernbeziehung, wohnten 320 km entfernt). Mein Mann hat 3 Söhne, für 2 hat er das Alleinige Sorgerecht, die wohnen bei uns, für den 3. gibt es gemeinsames Sorgerecht mit der Mutter und er wohnt bei ihr.

Die Jungs sind 13, 17 und 19, der 13-und der 19.jährige wohnen bei uns. Meine Kinds sind 10 (Mädchen) und 13 (Bub).

Das ist natürlich ein schwieriges Alter, alle sind mehr oder weniger in der Pubertät und die Jungs meines Mannes haben unter einem schlimmen Rosenkrieg gelitten.

Grundsätzlich weiß ich, dass seine Kids mich mögen und auch ab und zu Rat bei mir suchen. Aber natürlich bei allem, was von mir kommt und ihnen unangenehm ist, sich sofort darauf zurückziehen, dass ich ja nicht ihre Mutter sei. Womit sie selbstverständlich Recht haben. Ich habe damit eine Weile sehr zu tun gehabt. Dann sagte mir eine liebe Bekannte, dass sie bei ihren 4 Kindern die Pubertät nur überstanden hat, weil sie gelernt hat, auszuhalten. Aushalten, was nicht zu ändern ist.

In Kombination damit, die Erziehungsverantwortung für seine Kids meinem Mann übergeben zu haben und dem aushalten, geht es mir damit besser.

Auch, wenn ich viele Dinge nur aushalte, weil ich weiß, dass die Zeit, in der die Kids bei uns wohnen, begrenzt ist.

Aber leicht ist das alles ganz sicher nicht...
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,

ich mag die beiden Kinder meines Partners. Und ich denke, ihre Mutter tut ihr Bestes. Was mir Probleme macht, ist die Grenzenlosigkeit, die Angst meines Partners, er oder wir tun nicht genug. Er meint, wir müssten die "Fehler" der Mutter ausbügeln. Das betrifft vor allem das Schulische, aber auch andere Bereiche. Da wird mir ein "Erbe" aus einer kaputten Ehe aufgehalst. Seine Tochter hat selten ein "Nein" gehört und lebt in dem Wahn, sie sei etwas Besonderes und will vor allem ihre Wünsche durchsetzen. Sie hat mehrmals die Schule gewechselt und findet schwer Freunde. Für mich ist das ganz schön anstrengend, mit Zuwendung und Grenzen-setzen auf das Kind zuzugehen.

Natürlich ist mein Einfluss begrenzt, aber inzwischen hat sich immerhin etwas getan. Interessant ist, dass die beiden kids auf meinen Sohn hören, er ist 2 bzw. 4 Jahre älter als die beiden. Ich spüre immer wieder den Druck, die Dinge ins richtige Maß zu bringen, und das reibt mich auf. Vielleicht liegt es an der WE-Konstellation. Hier im Forum hat es aber auch einige Väter, die ihre Kinder bei sich haben und trotzdem in ihrer Beziehung unsicher und erpressbar sind. Delphia und Aisha, ich bewundere Eure Ausdauer. Mein Partner hat zu meinem Sohn eine gewisse Distanz, während ich mehr Nähe zu seinen Kindern brauche/habe. Damit ich bei all diesen Faktoren in der Patchwork-Familie nicht zermahlen werde, muss ich schauen, dass ich meine Bedürfnisse einbringe. Wir sind auf dem Weg, und brauchen alle eine gewisse Toleranz, aber wie gesagt, ich sehe einen großen Hemmschuh in der Einstellung und den Erwartungen vieler Väter. Mein Partner zumindest kann sich schwer von seinen ständigen Sorgen um die Kinder entspannen, was ich für ihn sehr schade finde.

Ich finde es ganz wichtig, dass ich mich, meine Meinung und meine Bedürfnisse einbringe, auch Regeln mitbestimme, wenn die Kinder da sind. Sie sollen aber auch Zeit alleine mit ihrem Vater haben. Feiertage waren schon ein hochexplosives Thema bei uns. An Weihnachten kommen beide und ich habe angekündigt, ein paar Stunden zu verschwinden, wenn hier das Drama ausbricht. Ich setze diesmal sehr auf vorher planen und absprechen, toi, toi,toi.
Sofia
Babell
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Beitrag von Babell »

tarzan hat geschrieben: die geschmäcker sind verschieden und es ist schwierig allen in Kram zu passen. Wenn das dein Ex-Mann auch findet wie du, dann muss er mit seiner neuen Frau das Gespräch suchen.
Zudem siehst du nicht, wie sich die Tochter verhält wenn sie beim Vater ist. Dass an deiner Tochter nichts auszusetzen ist, siehst vielleicht du so, aber andere nicht, resp. sie verhält sich ev. anders dort.
Muss nicht so sein, waren einfach meine Ueberlegungen.
Ich finde, das sind ganz gute Überlegungen! Es muss ja überhaupt nicht auf Buchenholz Situation passen, und ich vermute, du hast es eher allgemein gemeint. Im Gegenzug könnte man sich überlegen, ob die Kinder, die man als Stiefkinder so schwierig erlebt, zuhause ganz in Ordnung sind. Denn oftmals sehen wir ja nur die eine Seite, ob als Stiefmutter oder als Mutter.

Es gibt auch die Kinder, die durch lieb und nett ihre Manipulationen heimlich durchführen. Meine Schwester war so eine und mein Vater fiel immer drauf rein. Wäre meine Mutter nicht für mich eingestanden, so hätte ich einige Ungerechtheiten erlebt. Ich bin also meiner Mutter sehr dankbar, dass sie mehr Erziehung übernommen hat als mein Vater.


Sofia,
Wenn Weihnachten schon jetzt ein hochexplosives Thema sind, würde ich bereits jetzt etwas anderes planen oder zumindest eine Alternative offenhalten. Ich mache mir immer einen Alternativplan, wenn die Kinder kommen, (musste ihn aber schon lange nicht mehr ausführen. Holz anfassen!)
Den Alternativplan schlage ich vor, weil: du dich dann nicht aus dem eigenen Heim vertrieben fühlst.
Es gibt auch deinem Freund einen gewissen Verantwortungsbereich: er ist dann ebenfalls verpflichtet, sich für das Wohl ALLER einzusetzen, denn dass du etwas anderes unternimmst, zeigt ihm, dass es nicht so ist.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Aaaalso: Mit meiner Tochter habe ich es wirklich bilderbuchmässig. Wir sind alle hier sehr harmoniesüchtig. Zum Glück diskutieren wir alle gerne und wenn ein Konflikt im Raum steht, wird dieser ausdiskutiert. Zicken, hässelen und trötzeln wird von allen nicht geduldet. Der Ton hier ist sehr respektvoll.

Nun erzählt mir Tochter öfters, dass sie bei Papa schon nicht immer das liebe brave Mädchen ist, wie ich sie hier erlebe. Somit hat Tarzan Recht. Tochter sagt auch, dass sie bei Papa wirklich pubertieren = zicken muss, um gehört zu werden. Hier ist das nicht nötig, weil wir sie nicht wie ein dummes unfähiges Kind behandeln.
Meine Tochter wird wohl den besten Schulabschluss liefern, den man sich träumen kann, ist im Sport ehrgeizig, hilft in der Haushaltung, hütet gegen ihren Willen die kleine Schwester und dennoch genügt es nicht.

Es macht mich jeweils traurig, wenn ich hören muss, wie sie schleimen muss, um mal ein Lob zu bekommen. Und wieviel Angst sie manchmal vor der Stiefmutter hat.
Der Vater weiss zum Glück davon und es ist sein Ding, das zu klären.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Buchenholz,

Dein Ex-Mann scheint eines der wenigen Exemplare zu sein, das nicht von Schuldgefühlen geplagt und zu lasch ist. Das scheint mir ja das andere, eher lieblose Extrem zu sein, da werde ich beim Lesen sauer...Ein Kind muss doch auch nicht immer lieb und brav oder perfekt sein. Wenn ich mich in Eure Situation hinein versetze, würde ich bei meinem Ex nicht locker lassen, damit es meinem Kind dort besser geht.

Ich gebe meinem Partner immer wieder Rückmeldung über sein Verhalten und er mir. Ich glaube, davon haben wir beide schon profitiert.
Sofia
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Sofia

Wenn einer Schuldgefühle haben müsste, dann wäre ich das. Bei uns war nämlich vieles ein wenig umgekehrt. Den Mutterinstinkt hatte eher der Vater. Er ist die Glugge. Nennt sich das Glugger?
Zudem leben wir das Doppelresidenzmodell. So sieht er - trotz einem 100% Arbeitspensum - sein Kind sehr viel. Anfangs 40%, dann 50% und jetzt wieder weniger.
Er hat eher ein schlechtes Gewissen, weil er so viel arbeitet. Und dann fordert natürlich sein kleineres Kind sehr viel Papazeit und die auf eine andere Art als unsere grosse Tochter.
Und im Gegensatz zu mir/uns hilft er ihr viel mehr bei den Aufgaben, vor allem in Fächern, von denen ich nur Bahnhof verstehe.
Und das ist doch perfekt. Er ist eher der Mathematiker und mein Partner der Sprachbegabte und Geschichtskenner. Meine Talente sind leider weniger gefragt. ;-)

Meine Tochter möchte, dass wir - so wie anfangs Trennung - regelmässige Treffen machen. Momentan ist sie nach der Suche nach sich selbst und fragt immer wieder, was sie von wem geerbt hat. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Kinder zu beiden Elternteilen Zugang haben.

Leider hat mein Ex-Mann ein wenig bammel, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Und irgendwie kann ich ihn schon verstehen. Er muss nachher in die Höhle des Löwen zurück kehren.
Wie schon geschrieben. Seine Frau ist sehr eifersüchtig. Jede Zeit, die er unserer Tochter zukommen lässt, muss er nachher 1:1 der Frau schenken. Er tut mir jeweils leid. Ich seh förmlich über ihm die Stoppuhr ticken.

Was das schlechte Gewissen anbelangt, so ist da mein Partner sehr davon betroffen. Er hat die Obhut über die Jungs beantragt. Und die Jungs wollten immer bei ihm leben. Und obwohl diverse Fachleute bestätigeten, dass die Jungs besser beim Vater aufgehoben wären, hat er immer wieder verloren.
Seine Söhne leben ein wirklich unwürdigen Alltag und dem jüngeren geht es zur Zeit auch sehr schlecht. Und obwhol alle versuchen, die Situation der Kids zu verbessern, fruchtet nichts wirklich.
Ich kann so wirklich verstehen, wie es einen Vater schmerzt und er aus Schuldgefühlen heraus oft ein bisschen lascher war.
Die Jungs waren oft sehr mühsam, aber irgendwo mussten sie ja auch ihren Frust loswerden. Ich habe irgendwann akzeptiert, dass wir nun stellvertend als Boxsack herhalten mussten.
Seit den Sommerferien kommen sie nur noch ganz selten. Die wenigen Begegnungen sind aber immer sehr herzlich. Ich bekomme eine Umarmung mit Küsschen und die Tatsache, dass sich der Ältere über meine neue Tätigkeit (mein Büro/Atelier ist jetzt in seinem Zimmer) freut, zeigt mir, dass er keinen Hass auf mich hegt. Es lohnt sich, den Pubertätsstress auszuhalten und einfach zu akzeptieren, dass Kinder in dieser Zeit durch den Wind sind.
Den Spruch: du bist nicht meine Mutter und hast mir nichts zu sagen, den habe ich nie gehört. Im Gegenteil. Die Jungs wissen sehr wohl, was ich alles für sie getan haben.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Buchenholz,
"So sieht er - trotz einem 100% Arbeitspensum - sein Kind sehr viel. Anfangs 40%, dann 50% und jetzt wieder weniger. "


Ah, dann verstehe ich den Wunsch Deiner Tochter, dass ihr Drei Zeit miteinander verbringt. Sie hat ja auch zwei Zuhause. Für die Frau Deines Ex heisst das ja auch, dass sie Deine Tochter wochenweise hat. Umso wichtiger, dass die beiden miteinander klarkommen. Diese 50/50 Lösung haben wir auch probiert. Allerdings ist die Konstellation, finde ich, nicht gerade unkompliziert, da ist schon Sprengstoff drin, bzw. beide Elternpaare, besonders die Stiefeltern bringen eine Portion Toleranz auf.
Sofia
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Zitat von Tarzan
Und ich frage mich auch, was bringt der Tochter ein gemeinsames (heimliches) Treffen der Eltern, wohl nix. Da sagt man doch lieber zum
Kind, wir sind geschiedene Leute und gehen getrennte Wege, dass sie
das verstehen müsse. Und ist das Treffen wirklich ein Bedürfnis der Tochter und nicht eher der Eltern ?

Hallo

Ich finde diese Diskussion sehr interessant.

Nun: mein Ex-Mann und ich haben das Gemeinsame Sorgercht und teilen uns die Betreuung.
Anfangs hatten wir alle 1 - 2 Monate ein Treffen. So konnten wir darüber reden, wie sich jeder in der neuen Situation fühlt. Wo war man unsicher weil der Partner viele Dinge vorher selbstverständlich gemacht hatte und man - nun alleine - keine Ahnung hat, wie was nun wie funktioniert.

Wir erzählten uns, was in der Zeit passierte, in welcher der andere Elternteil nicht anwesend ist. Vorher bekam der Vater abends immer mit, was tagsüber gelaufen ist.

Es mussten neue Erziehungsregeln her, die wir miteinander besprechen wollten. Auch Schulthemen wurden besprochen.
Es ist auch wichtig, dass beide am gleichen Strick ziehen und sich keiner als der bessere Elternteil aufspielt.

Ein solches Treffen verhindert auch, dass das Kind die Eltern gegeneinander ausspielen kann. Wir redeten zuerst immer zu dritt und das Kind durfte auch seine Meinung und Wünsche kundtun. Wir pflegten eine demokratische Erziehung und behandelten Tochter bei einigen Themen gleichberechtigt.
Letzteres klingt für Aussenstehende bestimmt komisch. Das resultiert aber daraus, dass wir beide sehr autoritäre, kontrollsüchtige Mütter hatten und unserem Kind mehr Selbstbestimmung geben wollten.

Diese Gespräche fand ich immer sehr bereichernd, weil wir uns gegenseitig reflektierten. Dann kam die Neue dazu und diese Gespräche wurden ihr zuliebe eingestellt.

Nun haben wir aber nach wie vor das Gemeinsame Sorgerecht und es ist wichtig, dass Eltern und Kind immer mal wieder zusammen sitzen. Das wird sogar in Erziehungsratgebern empfohlen. Letzthin ging es um die Zukunft der Tochter. Gymi contra Lehre. Wie sieht das finanziell aus. Wie beeinflusst das die Betreuungszeiten.


Eigentlich beklagen sich viele AE, weil sich ihre Ex-Männer der Verantwortung entziehen.
Oder weil sich der Vater in seiner Betreuungszeit nicht genügend um das Kind kümmert.
Oder weil sie von den Ex-Männern in der Erziehung nicht unterstütz werden.
Hier tut dies ein Vater und wird dann von seiner neuen Frau gebremst. Auch meine Tochter bestätigte kürzlich, dass ihre Stiefmutter eifersüchtig ist. Nicht unbedingt auf sie als Stieftochter, sondern auf die Situation, dass sie eben auch da wohnt und ihren Papa ab und zu für sich möchte.
Sie sagte auch schon, es würde dort weniger Stress geben, wenn sie nicht da wäre, weil Papa immer im Dilemma steckt, welchem der 3 Frauen er mehr Zeit schenken soll.
Mein Ex-Mann und ich reden oft über sein Problem. Halt am Telefon, weil es anders nicht geht. Ich finde es schade, denn die Meinung seiner Frau ist auch wichtig. Und da sie auch sehr viel mit der Tochter zusammen ist, darf sie auch ihre Meinung kundtun. Oft hat sie sogar Dinge bemerkt, die wir als manchmal "blinde" Eltern nicht gesehen haben.

Auf jeden Fall finde ich es schade, dass ein Kind seine Bedürfnisse zurücknehmen muss, weil ein Erwachsener seine Emotionen nicht hinten anstellen kann/will.
Die Zeit mit Kindern ist so kurz.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Buchenholz,

ich kenne ja die WE- und Ferienbesuche der Stiefkids. Und ich habe nichts dagegen, Zeit mit ihnen allein zu verbringen, oder mit allen dreien. Es gibt auch Papazeiten, finde ich entlastend. Das heißt, ich warte nicht, dass mein Partner sich mir widmet und lasse die Kinder links liegen. Wenn sie mich nur "stören" würden, dann könnten wir es auch ganz lassen. Ich glaube, Dein Ex-Mann hat da ganz schön Gesprächsbedarf mit seiner Frau. Aber solche Probleme verschärfen sich wohl leider in einer 50/50 Kombi.
Sofia
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