Wie Ihr wisst, habe icih keine Stiefkinder und deshalb leicht reden....
Aber ich habe intensive Beziehungen zu "fremden" Kindern, mit denen ich auch schon unter einem Dach gelebt habe....
Das eigene Kind liebt man doch bedingungsloser und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein leiblicher Elternteil in Verteidigungshaltung geht, wenn sein Kind "schwierig" ist und deshalb oft aneckt und kritisiert wird. Das ändert ja nichts an seiner Liebe zu dem Kind!
Was die "fremden" Kinder betrifft, habe ich hier oft den Eindruck, das eigentliche Problem sind oft nicht die Kinder mit ihrem Verhalten, sondern der oder die Ex, die dahinter steckt - mindestens aus Sicht des Stiefelterteils. Aber das ist nun ein Faktor, der überhaupt nicht zu beeinflussen ist!
Beziehung - das kann sogar mit den leiblichen Kindern mal schwierig sein! Ich habe über den Sommer in dieser Hinsicht wirklich viel erlebt und verstanden, auch wenn ich vorher schon immer behauptet habe, dass ich diese Beziehung ja suche.
Wie Anitag sagt, das Interesse muss echt sein. Und manchmal erfordert das auch, Dinge mitzumachen, für die wir von selber wenig Verständnis hätten. Ich gucke neuerdings mit meiner Tochter Castingshows im Fernsehen....
Da entführt sie mich nun wirklich in ihre Welt....und es entstehen daraus jeweils ganz tolle und wirklich tiefe Gespräche! Aber natürlich nur wenn ich mich WIRKLICH darauf einlasse und mich innerlich zurücknehme in meinem eigenen Urteil. Dann kann ich mich plötzlich austauschen mit ihr als gleichwertigem Gegenüber, darf auch meine Meinung sagen, ihre hören, ohne dass sich einer angegriffen fühlt.
Ich glaube das Problem bei dem "Beziehung leben" ist doch oft, dass wir Erwachsenen schlecht von unserem hohen Ross herunter kommen: wir wissen es ja doch besser. WIR wissen wie es richtig ist.
Na ehrlich, auch nicht immer, oder?
Aber mit so einer Haltung bleibt es eben doch Er- statt Beziehung....
Die schwierigen Kinder übrigens, die hier oft geschildert werden....Baby One, was ist das POSITIVE an dem Jungen? Was magst Du an ihm wirklich gern? Kannst Du da ansetzen?
Die Jungs meiner Freundin sind auch sehr schwierig gewesen in mancher Hinsicht. Beide auf ihre Weise, der eine aggressiv, der andere hinterhältig. Mein Mittlerer im gleichen Alter, ein Sensibelchen, für das Aggression ein Fremdwort war und ständig am heulen....Das war richtig stressig!
Ich habe allerdings damals sehr gut verstanden, warum das so ist: die Konkurrenz zwischen Zwillingen, von denen der eine einen Kopf grösser und stärker ist als der andere. Und diese beiden Jungs hatten und haben ganz liebenswerte Seiten, mit denen sie uns immer wieder überrascht haben. Der Grosse mit seinen ganzen Aggressionen wurde gegenüber meinem neugeborenen Jüngsten zum Beschützer und total sanft. Der kleiner Zwilling ist ein extrem schlaues Kerlchen und ein sehr treuer Freund. Jetzt sind sie fast 11 und die "Macken" haben sich ziemlich ausgewachsen
Sie waren fast den ganzen Sommer hier und manches nervt mich auch extrem, insbesondere wie sie sich gegenüber ihrer Mutter verhalten (eine sehr grosse Anspruchshaltung besonders finanziell). Ich habe die Beziehung zu ihnen und kann sie miterziehen, einfach indem ich mit ihnen rede. Von mir nehmen sie manches an, was sie bei ihrer Mutter ablehnen (wie meine Kinder auch von ihrer Mutter!). Und es sind heute spannende und nachdenkliche Gespräche.
Ich glaube, der Unterschied zu einem "Stiefkind" ist, dass es da keine Ex gibt, auf die ich eigentlich sauer bin und über die ich mich via ihrem Kind aufrege. Ich sehe sehr gut, was meine Freundin toll schafft und viel besser als ich und wo sie ihre Defizite hat. Aber sie ist meine Freundin, ich verstehe sie und schätze sie enorm. Da kann ich zwar sagen: ja, manches hat sie nicht im Griff und deswegen sind ihre Jungs so. Aber es macht mich natürlich nicht wütend!
Und na klar trage ich auch keine wirkliche Verantwortung für diese beiden!
Ausserdem gibt es das Thema Eifersucht auf die Kinder natürlich in einer Freundschaft überhaupt nicht...
Ich schreibe das so ausführlich, weil ich denke, dass viele Probleme mit den Kindern des Partners ihre Ursache an einer ganz anderen Baustelle haben als die Kinder selbst.....Das erlebe ich selber auch mit meinem Freund....Wenn man es sich bewusst macht, wird es vielleicht ein wenig einfacher?