Horrorurlaub

Fragen, Probleme und Sorgen...
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BabyOne
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Horrorurlaub

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich bin auch wieder da... im Gegensatz zu manchen anderen hier hatte ich keinen entspannten Urlaub. Mangels Geld haben wir je eine Woche bei meinem Vater an der Ostsee, eine Woche bei meiner Mutter und dann noch eine Woche in einem Ferienhaus an der Nordsee verbracht.

Der erste Urlaubsmorgen begann damit, dass meine Tochter mich mit ihrem Weinen weckte, und es stellte sich heraus dass mein Stiefsohn sie gehauen und dann am Hals gepackt und zugedrückt hat, weil es Streit um einen Löffel gab (sie wollte damit ein Medikament einnehmen, er wollte angeblich damit spielen...). Im ersten Moment habe ich es noch geschafft ruhig zu bleiben und meinte, wir besprechen das später. Mein Stiefsohn motzte dann, ich würde ihm nie zuhören. Da bin ich fast ausgerastet - ich hatte in diesem Moment echte Aggressionen gegen ihn, am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Ich habe ihm gesagt: "Hat Dich schonmal jemand am Hals gepackt und zugedrückt? Nein? Und Du beklagst Dich dass man Dir nicht zuhört?"

Hintergrund ist, dass er immer wieder einmal grob wird und auch sehr abwertend mit seiner kleinen Schwester umgeht. Im Zeugnis steht es auch, neulich hat er in einer einzigen Hofpause einem Jungen die Hose herunter gezogen, ein Mädchen geschlagen weil sie ihn angeblich blöd angeschaut hat und einen anderen Jungen mit einem Karatetritt umgehauen - angeblich um einen Freund zu schützen.

Ich habe ihm dann noch etwas in der Art gesagt, wenn er sich nicht an die Spielregeln halten kann, dann kann er seine Sachen packen und seinen Urlaub mit seiner Mama verbringen statt mit uns.

Mein Freund lag derweil im Bett und hat mir dann Vorwürfe gemacht weil ich seinem Sohn wirklich nicht zuhoren würde etc. - stimmt auch, aber ich habe einfach keine Geduld mehr mir immer wieder die erfundenen Ausreden anzuhören warum er jetzt leider wieder nicht anders konnte als zuzuschlagen oder zu schubsen oder was immer ihm gerade eingefallen ist. Na ja, die Stimmung war dann natürlich tagelang mies. Ehrlich gesagt habe ich nicht geglaubt dass wir am Ende des Urlaubs noch ein Paar sind. Mein Stiefsohn war patzig, befolgte keine Aufforderung vor der fünften Wiederholung etc., und mein Vater war dann auch bald genervt. Mein Stiefsohn hat dann den Rest des Urlaubs hindurch zwar nicht mehr zugeschlagen, war aber verbal sehr aggressiv und abwertend gegenüber seiner Schwester.

Dann die zweite Woche bei meiner Mutter war noch schlimmer - meine Mutter ist nämlich ein ganz spezieller Fall. Ich bin erklärtermaßen nicht ihr Lieblingskind, und sie hat zwar keine Enkel außer meiner Tochter, aber sie schafft es trotzdem nicht, sich für ihre Enkelin zu interessieren. Sie hatte uns zwar ausdrücklich eingeladen, war aber anscheinend schon nach Stunden am ersten Tag von uns allen genervt (wie ich hinterher von meinem Bruder erfahren habe, hat sie sich bereits am zweiten Tag bei einem Telefonat mit ihm beschwert...) Komischerweise ist meine Mutter meinem Stiefsohn gegenüber ganz besonders nett, lobt ihn dauernd etc. An sich war das auch gut, weil sich sein Verhalten dadurch auch besserte. Aber meiner Tochter gegenüber war sie im Ton harsch und ansonsten desinteressiert. Sogar meinem Freund ist es aufgefallen, dass meine Mutter seinen Sohn deutlich bevorzugt. Irgendwann wurde sie uns allen gegenüber richtig unfreundlich, einmal Morgens kam sie an unseren Frühstückstisch und sagte "vielen Dank dass ihr mir gesagt habt dass der Wasserkocher kaputt ist!". Keiner von uns hatte etwas gesagt, weil wir gar nicht gemerkt haben dass er kaputt war, ihr Spruch war also rein sarkastisch...

Tja, und die letzte Woche an der Nordsee war noch die beste, aber da fing mein Stiefsohn wieder verstärkt an zu stänkern und das Wetter war auch nicht toll. Am Ende waren wir glaube ich alle froh, dass der Urlaub vorbei war und dass der Stiefsohn jetzt erstmal ein paar Wochen mit seiner Mutter weg ist. Mein Fazit ist:

1.nie mehr Urlaub bei meinen Eltern, höchstens noch ich alleine mit meiner Tochter bei meinem Vater.
2. Nie mehr Urlaub mit Wegfahren mit meinem Stiefsohn, solange sein Sozialverhalten sich nicht deutlich gebessert hat!

Ich habe das meinem Freund auch so gesagt. Erst war er ziemlich sauer und meinte, das würde bedeuten dass wir nie wieder Urlaub zusammen machen können und das wäre dann ja das Beziehungs-Aus. Ich habe ihm dann gesagt, er soll halt schauen dass er seinen Sohn in den Schulferien mal zu sich nimmt ohne dass wir anderen dabei sein müssen, und dass er ja auch mal so eine Vater-Sohn-Abenteuer-Tour unternehmen könnte. Es gibt bei uns auch ein großes Ferienprogramm für Schulkiner etc. Die Idee hat ihm dann glaube ich auch gefallen.

Puh, das war lang, aber es musste mal raus...Hat eine von euch mal ähnliche Probleme im Urlaub gehabt? So krass wie dieses Mal war es noch nie, aber ehrlich gesagt waren die Urlaube mit meinem Stiefsohn schon immer problematisch. Früher hätte ich mir das nie vorstellen können freiwillig auf gemeinsame Freizeit mit meinem Freund zu verzichten, aber jetzt weiß ich definitiv dass ich lieber allein oder gar nicht mehr in Urlaub fahre als so. :schokkk:
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Babyone

Oh, das liest sich gar nicht rosig. Das mit deiner Mutter könnte auch meine Geschichte sein. Begründungen gäbe es viele. Dazu vielleicht mal ein einem separaten Thread. Bei meiner Mutter habe ich inzwischen des Rätsels Lösung.

Zu deiner letzten Frage: ja die Ferien letztes Jahr war der Oberhammer. Der Ältere hat sich so daneben benommen, dass wir befürchteten, von der Securita der Ferienanlage rausgeworfen zu werden. Jeden Tag Grundsatzdiskussionen zwischen Papa und Sohn. Er war der Meinug, so ein Jahr vor Schulende ist man so quasi fast erwachsen und kann tun und lassen wie man will. Provokation pur. Das schlimmste: Feuerwerk Richtung Publikum loslassen.
Pubertierende müssen ihre Hörner abstossen und es ist Pflicht des Vaters sich dafür zur Verfügung zu stellen.

Du schreibst von Problemen in der Schule. Gibt es bei euch Schulsozialarbeiter oder Schulpsychologen? Der Junge braucht dringend Hilfe. Der hat ein so grosses Frustpotential, das muss er irgendwo loswerden.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo BabyOne

solche Ferien wären für mich auch der Horror! Und wie Du schreibst, hast Du es vorher schon geahnt. Das brauchst Du nicht noch einmal, oder? Und Dein Mann wohl auch nicht.

Wir haben nach einigen konfliktreichen Versuchen gelernt, bei der Ferienplanung ganz ehrlich mit uns selbst und den anderen zu sein. Das braucht zwar Mut und entspricht nicht dem Bild von "heile Familie", aber es macht einfach mehr Spass und ist erholsamer. Dafür sind die Ferien doch da!
Das heisst auch, dass wir die Ferien nicht dem anderen zuleide getrennt machten, sondern weil es einfacher besser funktioniert. Das lässt sich aber nicht gut dann besprechen, wenn die Emotionen schon hoch gehen.

Und ausserdem hat die Patchworksituation bei vielen von uns auch den Vorteil, dass wir Ferien/Wochenenden ganz ohne Kinder machen können. Das tut einfach gut!

Ich wünsche Dir jetzt schon viel Erfolg bei der Planung der nächsten Ferien und viel Spass dabei!
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Babyone

Tja, das tönt ja nach Horror pur... Da liegt wohl keine Erholung drin, gell?

Die Erwartungen an den Urlaub sind immer sehr hoch auch in normalen Familien. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ich stelle fest, dass jeder sein Rhythmus hat, bis er sich an die neue Situation (Urlaub) gewöhnt hat. Entsprechend sind nicht alle gleich weit zum gleichen Zeitpunkt. Das ist wie Zündhölzer in der Nähe eines Pulverfasses zu lagern...

Ich teile Buchenholz' Meinung. Zudem fehlt mir der Vater, der sich für solche Auseinandersetzungen seinem Sohn stellen muss. Das ist wohl ein bekanntes Muster auch bei anderen im Forum.

Guten Start in den Alltag!
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Anita

Beitrag von Anita »

hallo!

da hattest du wirklich wenig erholsame ferien :(

kann mir gut vorstellen, dass ich supermässig erschrocken wäre, wenn ich eine solche szene hätte miterleben müssen.

dennoch sehe ich diesen bub und seine position in der familie.
kinder können sich diese und den grössten teil ihrer geschichte nicht aussuchen.

wenn ich mich nicht gehört fühle, dann werde ich traurig und fühle mich leer....manchmal sogar ungeliebt. ein gefühl, dass ich als kind gut kannte und vor lauter frust habe ich dann jeweils meinen kleinen bruder verhauen. eigentlich war es eine botschaft an meine eltern: "seht mich. mich gibt auch noch. ich brauche eure aufmerksamkeit, um mich geliebt zu fühlen!"

....dann ist auch keine wut mehr nötig!

ihr spart so viel an streit und ärger - eine investition in die familie - einander zuhören :)

füllt den BEZIEHUNGSbecher zu diesem kind auf und er wird sich wieder wohler fühlen können. er wird seine wut nicht mehr gegen die kleine schwester richten müssen und kann seinem platz in der familie wohl auch wieder was gutes abgewinnen.
kinder die sich wohl fühlen kooperieren. kinder denen zugehört wird, hören auch gerne zu.

...eigentlich wie wir erwachsenen - wir sind alles menschen :)

und noch damit es keine missverständnisse gibt. auch ich würde meinem kind KLAR sagen, dass ich ein solches verhalten in unserer familie nicht will. meine grenzen sind wichtig....

....aber die voraussetzung das sie gehört werden ist eben, dass ich auch die grenzen (auch die emotionalen) des kindes ERNST nehme und ihnen eine wichtigkeit auf gleichwürdiger basis zugestehe!


alles gute!

lg
anita
Anita

Beitrag von Anita »

was ich eigentlich sagen wollte, nachdem ich die postings gelesen habe....

das ganze ERZIEHEN wollen (das problem auf diesem weg lösen) greift erst dann, wenn eine stabile, wohlwollende BEZIEHUNG besteht....

....und das schöne ist, dass es dann gar nicht mehr viel an erziehung braucht :lol:
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

danke allen für die Anteilnahme...

@ Anita
dass der Junge selber dabei nicht glücklich ist, ist mir klar.

Er befindet sich seit dem Kindergartenalter in Therapie, erst Ergotherapie, dann Familien-/Psychotherapie, die von der Mutter seit einem Jahr boykottiert wurde, und jetzt in einem Soziale-Kompetenz-Training. Hauptproblem ist die Mutter, die meint sie weiß alles am besten und die ihn sehr unselbstständig hält und ihm wenig Freiraum zur Entwicklung gibt. Nachdem die Psychotherapeutin in der Richtung deutlicher geworden war, hat die Mutter die Therapie sofort beenden wollen, weil sie angeblich nichts bringt.

Fairerweise will ich sagen dass mein Partner ein sehr engagierter Vater ist, aber im Alltag kriegt er halt vieles nicht so mit oder reagiert einfach viiiiel langsamer als ich, das ist ein Verhältnis wie ein Dampfer zu einem Rennboot.

Ich kenne den Jungen seit dem Kleinkindalter, da war eigentlich schon eine gute Beziehung zwischen uns da, aber durch all das was ich mit ihm schon erlebt habe ist meine Beziehung zu ihm inzwischen auch sehr belastet. Seit etwa einem Jahr ist es (für mich) deutlich schlechter geworden, denn er hat zwar in der Therapie einigermaßen gelernt seine körperlichen Agressionen nicht mehr so auszuleben, aber die Aggression ist nicht weg, sondern hat sich nur auf eine andere Ebene verlagert, und das finde ich noch schwerer zu ertragen als die körperlichen Übergriffe früher, bei denen man letztlich wusste dass er sich dabei nicht viel dachte.

Jetzt zeigt er sich fies und bösartig und ich frage mich ob das sein wirklicher Charakter wird. Wenn ja, dann will ich mit ihm nichts mehr zu tun haben. Nur um zu zeigen was ich meine: ich teile beispielsweise Süßigkeiten aus, an beide Kinder. Meine Tochter freut sich und sagt irgendwas in der Art von "hm, lecker!" und dann kommt von ihm garantiert ein Spruch wie "jaja, ne, immer musst Du so angeben". Er lässt keine Gelegenheit aus um sie herunterzumachen. Neulich im Zoo hat er ihr vor allen Leuten den Rock herunter gezogen und sich kaputt gelacht, als sie dann fast geweint hat. Im Urlaub hat er sie immer wieder versucht lächerlich zu machen, weil sie Stofftiere dabei hatte, angeblich ist sie deswegen ein Baby. Manche dieser Vorfälle sind banal, aber wenn man sich vorstellt dass das jeden Tag von morgens bis abends so geht, dann kann man wohl nachvollziehen dass ich die Nase voll von ihm habe, und unsere Tochter sowieso.

Dass er selber gerade mal seit zwei Jahren in der Lage ist ohne Mama und Papa in einem eigenen Bett durchzuschlafen, dass weiß er nicht mehr. Auch ganz viele andere Dinge, die noch gar nicht lange zurück liegen, weiß er nicht mehr, zum Beispiel dass er erst im letzten Schuljahr irgendwann den Weg zur Schule regelmäßig alleine gegangen ist - wenn man ihn fragt, tut er das angeblich seit der ersten Klasse. Die Psychotherapeutin hat uns dazu erklärt, dass er anscheinend bei Vater und Mutter so unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen erlebt, dass er das nicht unter einen Hut bringen kann, und die Dinge die nicht passen werden dann ausgeblendet.

OK, es ist schon wieder lang geworden... ich wollte eigentlich nur zu Anita sagen, dass ich einfach keine Kraft und Lust mehr für Beziehungsarbeit an dem Jungen habe. Ich habe über die Jahre so viel investiert und wenig zurück bekommen, und so langsam bin ich wirklich an dem Punkt wo ich sage, es ist eigentlich nicht mein Problem sondern das der Eltern, und ich will nicht dass es mein Problem ist. So lange die Mutter dem im Weg steht, kann keine Therapie wirklich etwas erreichen, damit habe ich auch keine Hoffnung auf Besserung, und ich habe es satt immer alles ausbaden zu dürfen was andere verbockt haben.
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Anita

Beitrag von Anita »

ich finde auch, dass vorallem die eltern die verantwortung dafür tragen sollten und es nicht deine aufgabe ist.
als lebenspartnerin fühle ich mich darum auch nicht (mehr ;)) für die erziehung der kinder meines mannes verantwortlich....

...aber ich trage mit verantwortung für meine beziehung zu seinen kindern.

ich hatte die ersten jahre extreme streits und machtkämpfe auszutragen und fühlte mich von meinem mann total im stich gelassen...
seine ex war absolut gegen mich und auch die ganze familie von seiner seite, machte mir das leben als neue nicht einfach...
ich weiss schon, wie sich das anfühlt und das es viel geduld und zeit braucht...wie, habe ich beschrieben und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es einen anderen weg gibt :roll: ....beziehung kann einem niemand abnehmen....die baut man selbst auf oder eben nicht...

...da musst du wohl für dich entscheide fällen...
aisha

Beitrag von aisha »

Hallo Babyone,

oje, das waren üble Erlebnisse und vergällen einem die Freude am Urlaub. Ehrlich gesagt, mit meiner Mutter würde ich es keine 2 Tage aushalten.
Mit der Stieftochter gings mal so mal so im Urlaub. Es gab auch absolut spannungsgeladene Tage, vor allem halt auch, weil mein Partner einfach nichts sagt.

Obwohl quasi (möchtegern) erwachsen, lässt sie auch kaum eine Gelegenheit aus, meine Tochter vor anderen runterzumachen und sobald sie merkt, dass es nicht so gut ankommt, wechselt sie auf die besorgte und fürsorgliche grosse Schwester.
Mein Freund durchschaut das Spiel überhaupt nicht, bzw, wll es gar nicht wahrnehmen.

Es ist schon einfach zu sagen, wir sind nicht für die Erziehung der Stiefkinder zuständig... rein theoretisch unterschreibe ich dies sofort.
Aber wenn wir mit diesen Kindern oder Jugendlichen unter einem Dach leben, kommen wir wohl oder übel um eine gewisse Erziehungsarbeit gar nicht herum. So seh ich das jedenfalls.

Einfach nichts zu sagen und nur das eigene Kind erziehen, ist wohl diesem gegenüber nicht wirklich fair.
Und warten, bis der Grossinquisitor (sprich Vater) am Abend heimkommt, ist ja auch blöd.

Es ist soooo schwierig, einen goldenen Mittelweg zu finden, was wird toleriert und was nicht.

Ich habe mir auch schon gesagt, Stieftochter ist nicht mein Kind, also soll mein Freund das regeln, zuerst muss ich ihm die Dinge , die mich stören quasi petzen.
So kam es also, dass er ihr etwas auf meinen Wunsch hin sagte und ihre Antwort war, kannst sie (also ich) das nicht gefälligst direkt sagen.... Worin sie ja recht hat, aber trotzdem darf oder sollte oder muss ich mich nicht in die Erziehun g einmischen...?!?!?

was sollen wir denn dann tun, Babyone?
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo aisha,

bei mir war die Enwicklung so, dass ich ganz früher nichts direkt gesagt habe, sondern das immer mit meinem Freund besprochen habe. Da war sein Sohn aber noch sehr klein. Dann hatten wir unsere gemeinsame Tochter, und da geht es ja gar nicht anders, als dass man auch mal was sagt. Da mein Freund oft eher etwas blind war, war es im Endeffekt sogar so, dass der Junge auf mich deutlich besser gehört hat als auf ihn, denn ich war viel konsequenter. Mein Freund hat das auch immer unterstützt, er meinte nie dass ich seinem Sohn nichts zu sagen hätte.

Seit einigen Jahren geht es aber bergab, und nun bin ich auch in die Rolle der bösen Stiefmutter gekommen. Mein Freund hat mir oft Vorwürfe gemacht dass ich ihm gegenüber nicht liebevoll genug wäre, und das hat bei mir eher den gegenteiligen Effekt gehabt, ich war sauer und verletzt dass alles was ich (freiwillig und ungezwungen!) getan habe gar nicht gesehen wurde, sondern nur das was ich nicht oder falsch gemacht habe. Nun meckert er auf einmal auch viel an unserer Tochter herum, die objektiv gesehen viel freundlicher und braver ist als sein Sohn. Ich habe wiederum das Gefühl, meine Tochter nicht nur gegenüber dem Halbbruder, sondern auch noch gegenüber dem Vater in Schutz nehmen zu müssen. So bilden sich langsam Gräben, und ich ziehe mich immer weiter von seinem Sohn zurück.
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Thema Erziehen von Stiefkindern.

Früher habe ich meinen Stiefkinder auch immer sofort gesagt, was mich an ihnen gestört hat. Und mich hat seeehr viel gestört. Das kam natürlich nicht so gut an. Ist ja auch verständlich. Die Kinder fühlten sie ständig kritisiert und waren mit den vielen Neuerungen auch überfordert. Vor allem war es für sie nicht so richtig klar, ob nur ich das will oder auch Papa und warum hat er denn früher nie was gesagt.

Wobei ich auch sehr viel lobe, denn Kinder brauchen auch Aufsteller und Erfolgserlebnisse.

Mein Partner und ich einigten uns dann auf ein paar Punkte, die wir an den Kindern verändern möchte. Lieber nur wenige Sachen, die aber dann zu einem Ziel führen.

Wenn ich dann mal mit den Kindern alleine war, dann erzog ich sie mit den Worten: "...euer Vater möchte, dass ihr ...." Ich hatte einfach die Lizenz, Verantwortung zu übernehmen.

Und wenn er mal länger weg war und ich seine Kinder hütete, dann sagte er ihnen sogar, dass ich jetzt der Chef sei. Und daher müssen sie jetzt mir gehorchen. Und das hat eigentlich meistgens geklappt. In der Schule gilt ja auch, was der Lehrer sagt.


@ Aisha
Bei dir wäre es ganz wichtig, dass dein Partner gegenüber seiner Tochter signalisiert, dass du während seiner Abwesenheit die Erziehungskompetenz hast. Er muss dir aber auch klar sagen, welche Erziehungsziele er hat. Genau wie in der Schule Lernziele erstellen.

Kinder haben ein Recht auf Erziehung.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Babyone,

das klingt ja leider nicht nach Urlaub, was Du erlebt hast. Mir ging es letztes Jahr nach dem Urlaub so, dass ich dachte, das werde ich nicht noch einmal mitmachen. Die Kinder klebten nur an uns, obwohl mein Freund es anders angekündigt hatte, nämlich dass sie beim Badeurlaub mit wunderschönem Strand sich beschäftigen. Stattdessen veranstalteten sie vor allem nur Chaos und Streit.
Dieses Jahr fuhr mein Freund alleine mit ihnen, kam aber entnervt nach ein paar Tagen wieder nach Hause. Ich frage mich, ob es heute einfach eine größere Anzahl anstrengender/ schwieriger Kinder gibt, die haufenweise Kraft kosten. Ich möchte, dass es den Kindern gut geht und setze mich dafür ein, ich habe Erfahrung mit Kindern, leider ist v.a. die Tochter aussergewöhnlich anstrengend und ich kämpfe nach fast drei Jahren, dass ich die Motivation verliere.
Sofia
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Beitrag von Anita »

sofia hat geschrieben:Ich frage mich, ob es heute einfach eine größere Anzahl anstrengender/ schwieriger Kinder gibt, die haufenweise Kraft kosten.
das glaube ich nicht.
ich glaube die gesellschaftlichen veränderungen wie zb, familienstrukturen, werte und zeitmangel, machen es den kindern nicht leicht sich wohl zu fühlen. ihre ausbrüche sind zeichen, botschaften an uns erwachsenen: seht, ich fühle mich nicht wohl! hilf mir, mich selbst und diese welt zu verstehen!

....was gar nicht einfach ist, weil viele erwachsene diese welt SELBST nicht mehr zu versehen und pflegen vermögen :roll:

kinder brauchen vorbilder....als patchworker die oft "chaotische" wege gehen, sind die vorausetzungen für zb. ruhe, gelassenheit, wut-losigkeit, toleranz und offenheit meist bescheiden.
aisha

Beitrag von aisha »

mein Freund hat MIR gegenüber jeweils signalisiert, dass die Kinder mir zu gehorchen haben, wenn ich was sage.
IHNEN gegenüber tut er dies aber nicht kund.

also bin ich in der Sandwichposition, dass ich zwar inoffiziell "erziehen" darf, er sich aber dabei raushält und das Unschuldslamm spielt.

Schwierig ,gell.

Handumkehrt, wenn mich was stört , heisst es sofort, du nörgelst immer nur an meinen Kindern rum....

Und Buchenholz, wenn ich sagen würde:" der Papa hätte gern...." käme postwendend die Antwort:" dann soll er uns das selbst sagen..." Bingo.

So sage ich halt, ich möchte das so oder so oder das nicht, aus diesem und jenem Grund.

Egal. Sie sind mehr oder weniger erwachsen, es sind untersdessen "nur" noch die Regeln des täglichen Zusammenlebens immer wieder mal zu korrigieren.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

aisha hat geschrieben:Und Buchenholz, wenn ich sagen würde:" der Papa hätte gern...." käme postwendend die Antwort:" dann soll er uns das selbst sagen..." Bingo.
"... ja, er ist jetzt aber nicht da, darum sage ich es dir. Punkt. Und jetzt machst du was befohlen und keine Widerrede mehr!!!!"

Hach, ich bin ja die Geduld in Person. Aber ich kann auch anderst und seltsamerweise schätzen die Kinder diese fast militärische Haltung. Es zeigt ihnen, dass wir unser sicher sind. Und es ist bei mir die absolute Ausnahme.

Der Ältere brummelt dann jeweils: "ja Chef", zottelt davon und entlockt mir ein Schmunzeln. Er weiss eigentlich genau, dass ich Recht habe.
Aber ich gebe zu, ich hatte auch schon öfters Herzklpfen nachher und war mir nicht sicher, ob es nicht noch mehr eskaliert.
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