schlechtes Gewissen

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carlotta37
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schlechtes Gewissen

Beitrag von carlotta37 »

Ihr Lieben!

In der letzten Zeit habe ich bemerkt, dass die Beziehung mit meinem Freund immer wieder durch unser schlechtes Gewissen gegenüber dem anderen beeinträchtigt wird - und dieses schlechte Gewissen findet sich bei uns beiden.

Im letzten halben Jahr war es extrem...auch durch einfach unglückliche Umstände, die gar nicht von uns beeinflussbar waren.

Ich empfinde mich und meine Kids manchmal fast als Zumutung für ihn, den kinderlosen Single. Ständig muss er verzichten, ständig richtet sich unser gesamtes Leben nach meinen Kindern, dauernd bin ich diejenige, an deren Problemen Verabredungen, gemeinsame Wochenenden oder Ferien scheitern.
Er wiederum fühlt sich manchmal unsicher, weil er Angst hat, ich könne mir einen Mann wünschen, der mich mehr aktiv unterstützt. Er denkt, er müsse mehr machen, mir mehr helfen, aber andererseits ist sein eigenes Leben auch sehr erfüllt und er will es nicht ändern - oder mindestens nicht von Grund auf, was ich auch nie verlangt habe!

Ich denke oft: irgendwann macht er das nicht mehr mit, verlässt mich. Und reagiere genau falsch, in dem ich mich erst recht zurückziehe, wie um zu beweisen, dass ich ihn nicht brauche. Er wiederum ist kein sehr entschlossener und zupackender Mensch und unternimmt dann nichts sondern leidet still aber offensichtlich. So steigern wir uns in einen Teufelskreis hinein.

Möchte Euch ein Beispiel geben....Seit letzten November war ich andauernd krank, oder eben meine Kinder. Den ganzen Winter über hatten wir mehrere schwere Grippen mit hoch Fieber. Als meine Grosse dann nach Afrika ging und der Kleine zur Grossmutter die Tage vor Weihnachten hatten mein Freund und ich uns riesig auf ruhige Tage nur mit dem Mittleren gefreut. Wir wollten alle bei ihm bleiben, tagsüber Skifahren gehen, abends vor dem Kamin sitzen. Prompt wurde ich wieder krank, den Heiligabend habe ich mühsam durchgestanden mit ihm und beiden Jungs, dann fuhr ich nach Deutschland ( er hatte an Neujahr Dienst und konnte nicht mit).
So ging das Jahr weiter.....absolut sämtliche Pläne fielen aus ähnlichen Gründen ins Wasser. So richtig gefreut haben wir uns dann auf den Skiurlaub: endlich Zeit! Tagsüber Spass mit den Kindern und die Abende für uns - eine ganze lange Woche! Aber: am ersten Tag habe ich mir die Schulter gebrochen und das war's dann.....

Danach war ich eine zeitlang recht lahmgelegt, jede Bewegung mühsam und schmerzhaft. Über den 1. Mai hatten wir etwas geplant, das aber etwas "Körpereinsatz" gefordert hätte und mit meiner Schulter noch nicht möglich war (Radfahren und Schwimmen kann ich erst seit 4 Wochen wieder!). Tatsächlich konnten wir neulich doch ein kurzes Wochenende ohne Kinder verbringen, das erste seit langem: Und ich habe gespürt wie sehr wir auch das für unsere Beziehung brauchen!

Die letzten Wochen war nur Stress, bei ihm beruflich, bei mir eher emotional, aber eben auch viele Termine. Er war viel unterwegs, hat fast jedes Wochenende gearbeitet. Nun bleibt noch eine Woche und dann geht er beruflich 4 Wochen ins Ausland, während ich mit den Kindern die Ferien allein verbringe. Uns bleibt genau eine Ferienwoche: die wollten wir unbedingt zu zweit nach Italien und ich habe auch Möglichkeiten gefunden, die Kidner gut unterzubringen.

Nun werde ich ihm sagen müssen, dass es doch nicht klappt: ich habe beruflich neue Wege in Angriff genommen und habe in dieser Zeit 2 wichtige Termine, mit denen ich überhaupt nicht rechnen konnte, die sich aber nicht verschieben lassen.....(Eine Minimalvariante wird es geben, 3 Tage bleiben uns ohne Kinder, an denen wir hier etwas unternehmen können).
Und wieder fühle ich mich einfach mies und minderwertig ihm gegenüber. Er wird wie immer lieb sein, Verständnis haben, mir keine Vorwürfe machen und doch unübersehbar leiden....und dann fühle ich mich noch schlechter.

rein vom Kopf her weiss ich: so ist das mit Kindern, ich komme persönlich ja damit zurecht, er will mich auch mit den Kindern, ich weiss, dass er mich liebt und sollte doch froh sein über sein Verständnis! Dass er traurig ist, ist ja kein Verbrechen!
Aber ich kann damit dennoch nicht umgehen, und je minderwertiger ich mich fühle, desto abweisender werde ich zu ihm, was die Sache natürlich nicht gerade verbessert. Manchmal mache ich ihm dann auch Vorwürfe: immer hängt alles an mir, er ist so wenig aktiv, ich muss alles organisieren, er wartet immer nur....Und dann zieht auch er sich zurück und hat Angst, meine Erwartungen nicht zu erfüllen.

Wie können wir so einen Kreis unterbrechen? Ist es normal, dass ich mich oft so schlecht fühle? Kennt das hier jemand, deren Partner auch kinderlos ist?

Es zerreisst mich einfach oft, so vielen Ansprüchen gerecht zu werden....und wenn alle an mir zerren, die Kinder, er, andere Verpflichtungen, dann werde ich wütend und frage mich: wo bleibe ich eigentlich???? Kümmert sich darum nie jemand?
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Carlotta,

ojeh, das klingt anstrengend. Vermutlich ist es mit drei Kindern wohl teilweise nicht anders möglich, vor allem weil Du ja keinen Vater vor Ort hast, der sie mal nehmen würde.

Mein erster Gedanke ist der - Du sagst ja selber, wie wichtig Zeit zu zweit für Euch ist, und wie selten ihr sie habt. Nun fällt auch die bescheidene eine Ferienwoche zur Hälfte ins Wasser. Die einzige Lösung die ich sehe, um Dir auch einmal zu Deinem Recht zu verhelfen - sei egoistisch und nimm Dir Deine Zweierzeit mit Deinem Partner, wenn der Vater Deiner Kinder dann mal da ist. Deine Jungs wollen nicht bei ihm alleine sein... überleg es Dir nochmal, ob Du da nicht auch einfach einmal streng sein kannst und ihnen einfach sagst, der Vater lebt in Afrika, ihr habt nur selten Gelegenheit Zeit mit ihm zu verbringen, und auch wenn ihr nicht so begeistert seid - wenn er kommt, dann kümmert er sich um euch und ich ziehe mich öfter mal zurück.

Deine Tochter mag Deinen Partner nicht besonders - wie wäre es Du überträgst ihr mal die Verantwortung für die jüngeren Geschwister und gehst alleine zu Deinem Partner?

Diese Zeit zu zweit (oder für einen selber alleine) muss man sich aktiv frei halten, sonst wird es immer etwas geben was dazwischen kommt.
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, BabyOne, wir hatten auch überlegt, ob wir den Urlaub im Herbst nachholen, aber leider bekomme ich da nicht frei. Hat also nicht nur mit meinem Ex zu tun....Ein Wochenende werden wir uns aber sicher gönnen und wenn mein Mittlerer da nicht beim Papa bleiben will, soll er halt zu seinem Freund gehen.

Ich glaube, unser Problem mindestens was die Organisation betrifft, ist auch, dass wir einen total verschiedenen Lebensrythmus haben. Mein Freund fragt mich bei dem schönen Wetter dauernd am abend um 9.00 ob ich noch Lust habe auf einen Spaziergang. Meistens habe ich genau dann die Kinder im bett und das erste mal am Tag etwas Ruhe. Das letzte was ich dann brauche ist ein Spaziergang.....Im Gegensatz zu ihm bin ich eben auch tagsüber viel draussen, während er in geschlossenen Räumen arbeitet....Ich habe tagsüber Bewegung, er nicht.
Nur so ein Beispiel....Sonntagsfrühstück ist ähnlich, gerade in für ihn beruflich stressigen Zeiten. Da will er ausschlafen (verstehe ich, er arbeitet dann oft bis spät nachts unter der Woche oder beginnt morgens um 5.00), die Kinder sind aber früh wach, essen etwas und dann ist Aktivität angesagt. Falls wir nicht wirklich etwas gemeinsam planen, sind wir dann schon längst unterwegs, wenn er mal aufsteht. Entsprechend ist mein Tag um 21.00 Uhr eigentlich vorbei, während er dann gern noch den schönen Abend gemeinsam geniessen würde.

So oft es beruflich geht, nehmen wir uns einen gemeinsamen freien Vormittag - aber logischerweise klappt das nicht oft.

Jetzt bin ich noch wach, weil wir gerade am Telefon (muss man sich mal vorstellen, wir wohnen ein paar Meter Luftlinie auseinander!!!) über den Urlaub diskutiert haben....

Es ist doch so: viele Mütter erzählen, wie ihre Freundschaften mit kinderlosen Frauen auseinandergehen, sobald die Kleinen den Tag bestimmen. Und ich glaube, das liegt grösstenteils an den total unterschiedlichen Tagesabläufen: wann soll man sich noch treffen? Was zusammen machen, wenn einer immer so angebunden ist?

Das ist auch der riesige Nachteil an unserem fehlenden gemeinsamen Alltag: da gerät man ähnlich wie bei einer Wochenendbeziehung immer unter Druck, dass die gemeinsame Zeit besonders schön sein muss. Und genauso plant man: wir sehen uns nur, wenn beide gut drauf, erholt und fit sind. Also so gut wie nie.... :shock:
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Seit den 10 Jahren, da ich meinen Mann kenne, freue ich mich darauf, wenn er pensioniert wird (er ist heute Mitte 40)!! Ich war in der umgekehrten Situation. Er brachte drei Kinder mit ich war der Single. Ich musste immer Geduld haben. In den ersten drei Jahren, da wir uns kannten, gab es ein gemeinsames Wochenende ohne Kinder. Einmal Ferien 4 Tage. Aber was half's ich liebe diesen Mann einfach!
So wie ich dich und deinen Partner durch das Forum seit Jahren kenne, werdet ihr diese Durststrecke durchstehen. Die Liebe ist da und die schlechten Gefühle deponierst du einfach hier bei uns.
Gut wäre etwas Regelmässiges. Weshalb nicht zwischen 6h und 7h? Euer Tête-à-tête Frühstück? Einmal die Woche? Oder einmal abends und du gönnst dir an diesem Tag ein Mittagsnickerchen?

Alles Gute

Arabella
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Arabella, ich bewundere Deine Gelassenheit!

Habe meinem Freund den Vorschlag mit dem regelmässigen Termin gemacht, Montags abends hat er meist frei, das würde sich anbieten. Er fand die Idee gut, aber gleichzeitig hat sich auch wieder gezeigt, wo das Problem liegt.
Seine grösste Sorge war, ich wolle die Paarzeit dann auf diesen einen Abend beschränken - das wäre ihm zu wenig. Ich dagegen habe betont, dass ich diesen Abend will, aber ohne den Druck, es muss dann ein perfekter romantischer Abend sein. Für mich soll es Zeit sein, die man zusammen verbringt, auch wenn man müde ist, in der man reden kann, einen Film schauen, auch mal ausgehen, eben zu zweit.

Mein Problem ist, dass ich massiv unter Druck stehe, seine Erwartungen zu erfüllen.
Und er kämpft eigentlich ständig um die Zeit mit mir. Mit mir allein.

Er ist so liebevoll mit den Kindern, macht viel Schönes mit ihnen und engagiert sich. Aber eigentlich hat er dabei immer eine Bedingung im Kopf: ein Nachmittag mit den Kindern, aber nur wenn ich dann am Abend mit ihm allein bin usw.

Er ist eifersüchtig auf die Kinder und weiss das auch.
Hier gibt es viele solche Beiträge, meist von den Frauen, die eben Eifersucht auf die Kinder vom Partner empfinden. Ich verstehe das und ich verstehe auch meinen Freund. Aber ich stehe auf der anderen Seite und kann nur sagen: das ist auch nicht leicht!

Immer wieder bin ich total zerrissen, habe das hier schon oft geschrieben. Vorwürfe macht er mir nicht, wir haben gegenseitig viel Verständnis füreinander und wissen dass weder meine noch seine Position leicht ist. Aber das stumme Leiden ist auch eine Art Vorwurf: schau mal deinetwegen geht es mir schlecht.

Arabella, wie hast Du das nur gemacht, dass Du diese Situation Deines Mannes akzeptieren konntest? Was hat er getan, um es Dir leichter zu machen? Hatte er Dir gegenüber auch ein schlechtes Gewissen, bevor Ihr eigene Kinder hattet? Warst Du auch eifersüchtig auf seine Kinder?

Ich find's einfach nur schwer.....
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