Ich brauche Hilfe bei der Bewertung der Situation

Fragen, Probleme und Sorgen...
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dahlie
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Ich brauche Hilfe bei der Bewertung der Situation

Beitrag von dahlie »

Ich bin 43 Jahre alt und seit über zwanzig Jahren mit meinem Mann zusammen / verheiratet.
Wir hatten im vergangenen Jahr eine handfeste Ehekrise. Wir sind zum Therapeuten gegangen, ich habe eine Einzeltherapie gemacht, mit meinen Freundinnen gesprochen und dennoch bin ich mir immer noch nicht sicher, ob ich meinen Mann noch liebe oder ob ich nur an einer Situation festhalte, die ich Angst habe, zu verlassen, weil ich garnicht weiss, wie es für mich danach weitergehen sollte.
Eigentlich würdet Ihr jetzt vermuten, dass das eher unter die Rubrik
" Partnerschaft" fallen müsste, aber ich glaube, die Wurzel des ganzen Problems liegt auch in der Beziehung meines Mannes zu seiner Pflegetochter, also der nichtleiblichen Tochter, die seine erste Frau mit in die Ehe brachte, die also danach, weil sie bei uns blieb, auch meine Stieftochter wurde.
Ich war sehr jung als wir uns kennenlernten und sie war / ist nur 10 Jahre jünger als ich. Das heisst, wir beide haben kein Mutter-Tocher Verhältnis aufgebaut, sie hat aber dennoch meine Führungsrolle in der Familie akzeptiert und wir hatten immer ein freundschaftliches , aber nicht ganz inniges Verhältnis. Mit 19 Jahren ist sie dann ausgezogen, um weiter weg zu studieren.
Bereits zu Beginn unserer Ehekrise habe ich meinem Mann gesagt, dass ich ihn verlassen würde und zwar aus mehreren Gründen , aber ein ganz entscheidender Anlass war meine bereits seit Jahre immer wieder aufkeimende Sorge und Ärger, darüber, dass er ein echtes erotisches Verhältnis zu seiner Stieftochter haben könne.
Die ganze Sache begann damit, dass ich eines Tages, als sie 19 war, aber noch bei uns zu Hause wohnte, in ihr Bad ging, wo sie gerade duschte, nur war sie nicht allein, sondern mein Mann stand hinter ihr und wusch ihr die Haare.Ich war völlig konsterniert und und sah, dass mein Mann sich sichtlich unwohl fühlte, von mir gesehen worden zu werden. Als ich ihn kurz darauf fragte, was es damit auf sich habe und was das zu bedeuten habe, hat er sich rausgeredet, das sei alles nicht so schlimm, ich solle nicht übertreiben, er habe ein ganz normales Vater -Tochter Verhältnis und es habe garnichts zu bedeuten.
Ich habe für mich dann beschlossen, weiter ein Auge auf die Sache zu haben, war aber auch total verunsichert, ob ich denn nicht einen Fehler in der Beurteilung machen würde und ich konnte( wollte) auch irgendwie nicht glauben, dass da irgendetwas geschehe , was so völlig ausser meiner Vorstellung war, auch weil ich meinen Mann sehr liebte und ihn weiter als meinen Mann behalten wollte.
Einige Zeit danach ist sie ausgezogen, aber irgendwie war ein Stachel in mir und ich habe sie ab da auch in einem anderen Licht gesehen. Sie war für mich nicht mehr ein Kind, sondern auch eine Konkurrentin.
Tatsache war, dass es immer wieder brieflichen und später SMS Kontakt zwischen den beiden gab, der immer wieder einen Ton hatte, der deutlich über einen Ton zwischen Vater und Tochter hinausging, mit zärtlichen Koseworten und Aufforderungen zu ( verbalen ? ) Schmusereien .
Ich habe meinen Mann immer wieder im Laufe der Jahre, wenn so etwas herauskam, aufgefordert, damit aufzuhören und sich um Gottes Willen, wenn er es schon nicht von sich aus schafft, einen Therapeuten zu suchen und er hat sich zwar entschuldigt, mir wehgetan zu haben, aber unternommen gegen diesen " Trieb" hat er nichts.
Jedes Mal, wenn er meine Schwiegereltern besuchte und seine Tochter war auch ( zufällig ? ) zu Besuch dort, drehte sich mir der Magen um und ich hab mir alles Mögliche vorgestellt.
Ich habe aber immer gedacht, ich würde tatsächlich übertreiben mit meinen Befürchtungen, war jedes Mal zutiefst verletzt und fassungslos, aber dann auch wieder total verunsichert, ob meiner eigenen Bewertung.
Das Schlimmste war, dass ich mit niemandem darüber sprechen konnte, es wäre ja nicht auszumalen gewesen, was es bedeutet hätte, wenn ich zwei Menschen zu Unrecht bei anderen in ein falsches Licht gerückt hätte !
Vor nun fast anderthalb Jahren, musste ich , tatsächlich, ohne rumschnüffeln zu wollen ( wir erwarteten eine Nachricht von unserem Sohn, ob er gut in den Ferien gelandet sei ) eine SMS auf dem Handy meines Mannes an seine Stieftochter lesen, deren Inhalt ganz klar schwer sexuell und nicht mehr "nur" erotisch war. ( Zur Erinnerung, da waren seit dem Haarewaschen bereits 14 Jahre vergangen, während derer immer wieder diese verbalen " Ausrutscher" passiert waren )
Ich war so wütend, dass ich meinem Mann das Handy direkt unter die Nase hielt , weinte und brüllte, nicht mehr ein noch aus wusste und ihm sagte, ich würde sofort nach Hause fahren ( wir waren gerade auf dem Weg in die Ferien ). Das Komische war, dass er erst sage, er habe das nicht geschrieben , um dann 5 Minuten später es zuzugeben und mich anzubetteln, ich solle nicht böse sein, er könne mich ja verstehen, er habe das geschrieben, weil er sich über mich geärgert hatte, warum wisse er auch nicht mehr und es sei alle nur beim Verbalen geblieben und das seien doch immer nur Fantasien, sozusagen literarische Träumereien gewesen.Er wisse auch nicht , wie ihm dann geschehe, aber alle paar Monate überfalle ihn das sozusagen, meistens, wenn er sich über mich geärgert habe.
Er hatte die SMS auch nicht abgeschickt, sondern unter den Entwürfen gespeichert, warum, frag ich mich heute noch.
Was mich an der ganzen Sache auch maßlos ärgert, ist nicht nur der Vertrauensbruch, sondern auch, dass ICH mir die ganze Zeit darüber Gedanken machen musste, wie es dazu kam, ob ich vielleicht noch richtig " ticke " und wo die Gründe in der Psyche meines Mannes liegen.
Davon abgesehen, hat er natürlich einen jungen Menschen , obwohl er es hätte besser wissen müssen, in eine Richtung gebracht, deren Folgen für das Seelenheil einer jungen Frau garnicht abzusehen sind.
Ist ihm das alles leichter gefallen, weil sie garnicht seine leibliche Tochter ist, schleppt er vielleicht ein Trauma aus seiner ersten Ehe mit sich oder kann er einfach Fantasie und Wirklichkeit nicht unterscheiden ?
Nachdem ich diese letzte Auseinandersetzung mit ihm darüber hatte, war etwas in mir wirklich verändert. Ich wollte nun endlich wirklich wissen, was es damit auf sich habe, ob ich spinne , wie ich damit überhaupt umgehen sollte.
Wir haben in den folgenden Monaten auch eine schlimme finanzielle Krise gehabt,die noch nicht ausgestanden ist und das machte eigentlich alles noch schwerer für mich, weil ich jetzt natürlich auch ein schlechtes Gewissen bekam, ihn mit diesen Problemen allein zu lassen.
Ich habe seiner Stieftochter einen Brief geschrieben, in dem ich ihr keine Vorwürfe machte, im Gegenteil die ganze Verantwortung auf meinen Mann stellte, in dem ich sie aber darum bat, mir ganz ehrlich zu sagen, was da war zwischen ihnen beiden , eigentlich als Bitte um Hilfe.
Sie sagte mir, sie meine, die Gründe unserer Krise lägen bestimmt nicht bei ihr, was ich glaube, wie sie sich fühlen solle unter der Beschuldigung unsere Ehe zerstört zu haben ( davon hab ich überhaupt nichts gesagt ),und der Papa sei für sie immer nur ein exzellenter Vater gewesen und nichts mehr. Ich solle die Gründe bei mir selbst suchen.
Ich war wieder auf mich zurückgeworfen und traurig, dass sie mir so geantwortet hatte.Immer noch konnte ich mit niemanden reden, die Vorwürfe waren zu ungeheuerlich.
Ich habe mit meiner Therapeutin darüber gesprochen und ihr gesagt, ich brauche Hilfe bei der Beurteilung und sie gab mir etliche Ratschläge unter anderem auch den, möglichst viele Menschen nach ihrer Meinung hierzu zu fragen. Das ist nun schon einhalbes Jahr her und ich habe jetzt erst den Mut dieses Forum darum zu bitten, mir diese Hilfe zu geben und ich fühl mich ehrlichgesagt fast wie ein Verräter an meinem Mann, nachdem wir nun beschlossen haben, es weiter miteinander zu versuchen, aber ich merke, dass es in mir nicht geklärt ist.
Ich weiss, dass das eigentlich einThema ist, dass in mehrere der hier angebotenen Kategorien gehört, aber ich versuche es jetzt mal hier.
Bitte, schreibt mir ganz ehrlich Eure Meinung und Eure Erfahrungen , falls Ihr sowas kennt!

Liebe Grüße,

Dahlie
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo dahlie

Aufgrund der Reaktionen der Tochter und deines Mannes, deutet das für mich, dass deine Vermutungen stimmen können.

Das sie sich mit 19 die Haare von ihrem Pflegevater waschen lässt, ist sehr ungewöhnlich finde ich, ich kenne keine 19-jährige welche sich das gefallen lassen würde. Meine Stieftochter würde uns erst darum bitten, wenn es gar nicht anderst möglich wäre (z.b. Hände im Gips). Und auch dann, würde sie eher mich wie mein Mann fragen.

Wie streng ist denn der Kontakt zur Tochter jetzt ? Wohnt sie in eurer Nähe ?
15 Jahre Patchworkerfahrung
Moni

Beitrag von Moni »

Liebe Dahlie

Das ist ja echt der Hammer!!!
Der Vater duscht mit der 19- Jährigen Tochter??????
Also ich bin fassungslos, dass Du das überhaupt so lange ausgehalten hast.
Liebe Dahlie
Also das mit Deinem Mann und seiner Stieftochter ist nicht zu tolerieren, das ist auch Dir klar. Ich glaube nicht, dass Du hier, bei Deiner Stieftochter oder bei Deinem Mann nachfragen musst, ob dieses Verhältnis okey ist. So eine intime Nähe kann nicht normal sein. Dass Dein Mann immer noch weiter sexuelle "Fantasien" mit der Stieftochter austauscht, das ist doch unglaublich. Hat sie keinen Freund?
Das war auf alle Fälle kein normales Verhalten zwischen Tochter und Vater. Kein Vater duscht nakt mit einer erwachsenen Tochter.
Das darfst Du Dir nicht einreden!!!
Für mich wäre das ganz ehrlich ein echter Grund zu gehen. Sowas gehört sich nicht!!!!
Dass die beiden Dir keine ehrlichen Antworten geben, Dir Schuld zuweisen, es läge an Dir und er sich noch rechtfertigt, dass Du ihn dazugetrieben hättest und so weiter, sowas darfst Du nicht dulden. Du solltest Dich nicht so verunsichern lassen, denn damit bist Du das ideale Opfer. Sie machen etwas, was klar verabscheuenswürdig ist. Punkt. Da gibt es keinen weiteren Erklärungsbedarf!
Klar bist Du unsicher, aber nicht über die Beziehung, sondern darüber wie es bei Dir weitergehen soll.
Niemand muss Dir sagen, dass das nicht gut ist, das hast Du intuitiv selber gespürt. Hör auf Dich!
Du weisst nur nicht, wie Du alleine weiterleben sollst.

Könnte es sein, dass Dir der Mut fehlt zu gehen? Auch wenn es nur mal ein paar Monate sind um herauszufinden was Du selber willst? Es muss ja noch nichts Endgültiges entschieden werden. Einfach einmal Abstand gewinnen und sich klar werden was Du willst und was machbar ist in Deiner momentanen Situation. Wie sieht es finanziell aus? Gehst Du arbeiten? Könntest Du einwenig für Dich selber aufkommen?
Bitte frage nicht alle was Du machen sollst, sondern finde es für Dich selber heraus.
Du musst den Schritt selber wagen etwas dagegen zu tun.
Nur Du kannst Deine Lebenssituation verbessern.
Ansonsten ist es wie es bei allen Frauen ist, die wissen, dass ihr Mann fremd geht. Entweder sie tolerienen es und leben damit oder sie gehen. Andere Möglichkeiten gibt es eben nicht.
Liebe Dahlie
Auch Du bist eine liebenswerte Frau und hast ein Recht auf etwas Ehrlichkeit und Fairness.
Überlege Dir mal gut was Dich denn an Deinem Mann so festhält. Sei mal ehrlich wie es im Intimen bei Euch läuft. (Nicht hier beschreiben , nur einmal ein paar ehrliche und offene Gedanken machen) und dann findest Du eher heraus was Du willst, was noch da ist, was Dir wichtig ist.
Habe Mut, man muss im Leben nicht alles hinnehmen.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Dahlie

Ich staune sehr über die Idee deiner Therapeutin, dazu möglichst viele Meinungen einzuholen. Du spürst doch genau, dass das so für dich nicht stimmt, und das genügt!
Du hast ja schon mehrmals deine Bedingung gestellt und sie wurde nicht erfüllt. Also heisst es: Konsequenzen ziehen - dir und deinen Kindern zuliebe, die daran mitbekommen, was funktioniert und was nicht.
Jetzt braucht es Taten und nicht mehr nur Worte. Damit er sieht, dass es dir ernst ist. Damit verschaffst du dir Achtung und Respekt, mindestens vor dir selber!

Finde heraus, was für dich stimmt. Es gibt sicher eine Lösung und es lohnt sich!
Viel Kraft und Mut
Ria
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
dahlie
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Beitrag von dahlie »

Liebe Ria, Moni , Tarzan,

ich danke Euch sehr für Eure Offenheit ! Das waren gute Denkanstöße und auch wenn ich schon weiss, dass das Verhalten meines Mannes nicht in Ordnung war ( ist ? ), macht es mir doch Mut, den ich offensichtlich noch brauche, um meinen eigenen Weg zu gehen. Vielen Dank !
Nein, ich verdiene im Moment kein Geld, ich habe als ich meinen Mann kennenlernte mein Studium aufgegeben, er hatte ja schon zwei Kinder ( ach ja, hab ich ganz vergessen zu sagen: wir haben noch drei gemeinsame Kinder, von denen schon zwei volljährig sind ).
Es gibt in dieser Hinsicht für mich aber trotzdem keinen Grund , den Kopf hängen zu lassen, ich hab zwar keine Ausbildung, kann aber einige Sachen ganz gut und könnte mich bestimmt noch gut fortbilden und durch das Alter meiner Kinder hab ich kein Problem in Bezug auf Kinderbetreuung .
Was das Intime anbelangt, werde ich an dieser Stelle nichts " auspacken" , aber Spuren hat das alles natürlich schon hinterlassen und ich bin nicht sehr glücklich in dieser Hinsicht.

Lieber Gruß,

Dahlie
dahlie
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Beitrag von dahlie »

...Tarzan, sie wohnt jetzt im Ausland und ist daher nicht wirklich anwesend, ich hab seit unserem letzten Briefwechsel keinen Kontakt mehr zu ihr , bin mir aber sicher, dass mein Mann manchmal mit ihr telefoniert oder mailt.
Sie hat seit zehn Jahren einen Freund, den sie auch wirklich lieb hat, soweit ich das beurteilen kann.

Liebe Grüße,

Dahlie
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Liebe Dahlie,

mein erster, zweiter und dritter Gedanke beim Lesen Deiner Geschichte ist "Woody Allen und Mia Farrow".
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Nadia
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Beitrag von Nadia »

liebe dahlie

aus dir spricht das blanke entsetzen und die totale verzweiflung.
du siehst was du siehst und weigerst dich zu sehen was du siehst. zweifelst an deiner wahrnehmung.

eine 19 jährige die sich vom vater wachsen lässt ist bestimmt nicht in ordnung. es ist viel vertrauen missbraucht worden.
ich finde es auch eine seltsame art therapie zu machen indem man rät sich möglichst viele meinungen einzuholen.
ich würde mir überlegen die therpeutin zu wechseln.

lg nadia
Anita

Beitrag von Anita »

ich nehme mal an, dem rat, möglichst viele nach ihrer meinung zu fragen, gingen einige sitzungen voraus. die therapeutin hat vermutlich eingeschätzt, was die themeneröffnerin braucht, um ihrem gefühl zu glauben und vertrauen. vielleicht ist der schritt "an die öffentlichkeit" auch ein wichtiger schritt für dahlie...ich gehe mal davon aus, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie es sonst dazu gekommen ist.

mir geht es wie den anderen und ich wünsche dir viel kraft, DEINEN weg zu gehen.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Dahlie

Willkommen im Forum!

Ich bin auch Nadias Meinung. Du stehst im Leben da und es merkt niemand, wie es Dir geht. Auch Du selbst zweifelst.

Aus Deinem Text lese ich, dass Du einige Sitzungen bei der Therapeutin besucht hast und diese Dich bestärken wollte, indem sie Dir sagte, Dich vielleicht andere Meinungen anzuhören?

Als Therapeutin kann sie Dir nicht sagen, was Du zu tun hast. Sie muss Dich dazu bringen, über Dich zu reflektieren und dass Du selbst zu den für Dich richtigen Schluss kommst. In dem Sinne heisst es für mich nicht, dass die Therapeutin nicht gut sein soll.

Die Meinung in diesem Forum ist ziemlich klar. Ich hätte damals vor 13 Jahren es nicht toleriert, dass mein Mann seiner Stieftochter aus erster Ehe, wenn ich es richtig verstanden haben (?), die Haare wäscht in der Art, wie Du es geschildert hast.

Ich kann auch lang Situationen aushalten, die schon längst sich ändern müssten, aber was Du durchmachst, das ist so verletzend. Es tut mir weh für Dich.

An Deiner Stelle würde ich in mir horchen. Kannst Du das? Was willst Du wirklich? Was hält Dich noch mit Deinem Mann?

Du schreibst, Du hast drei Kinder mit Deinem Mann. Merken die etwas von Deinem Dilemna?

Lass Dich mal fest umarmen...

Gruss
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
isabel73
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Beitrag von isabel73 »

Liebe Dahlie

Auch ich möchte Dir gerne eine Antwort aus meiner Sichtweise schreiben.

Aus Deinen Zeilen lese ich sehr viele verletzte Gefühle und Demütigungen. Du möchtest zurück zu einer "normalen" Beziehung finden mit Deinem Mann und es nochmal miteinander versuchen, denn euch verbindet eine lebensprägende Gemeinschaft mit gemeinsamen Kindern, und Du möchtest endlich wieder glücklich und sorglos sein. Aber etwas hindert Dich daran, weil der Stachel tief sitzt und die unverheilten Verletzungen und Enttäuschungen zu gross sind - das macht ein Verzeihen und Vergeben einfach unendlich schwierig, oder ?

Sag mir, Dahlie, wie sieht es mit der Vertrauensfrage aus, kannst Du Deinem Mann noch Dein Vertrauen schenken ? Ich denke Vertrauen und Vergeben liegen nahe beeinander, wenn das eine nicht da ist, geht das andere auch nicht. Und wenn er Dir auf Deine offenen Fragen eine ehrliche Antwort geben würde, was er aber wohl nicht tut, würde Dir das nebst all den verletzten Gefühlen wirklich noch eine Klärung geben, würdest Du wirklich zur Ruhe kommen und Frieden finden?
Was ich an der Geschichte so befremdend finde ist vorallem auch die Aussage Deines Mannes, dass er die SMS verfasst hätte, weil er verärgert auf Dich gewesen wäre. Es steht mir nicht zu dieses Verhalten tiefer zu analysieren, ich will Dich nicht verletzen, aber ich verstehe es so gar nicht und es ist sehr fragwürdig für mich.

Ich bewundere Deinen Mut und Deine Entschlossenheit, Dich in diesem Forum zu "outen", da ist in Deinem Inneren offenbar etwas in Bewegung geraten und ich spüre, dass Du etwas an Deiner Situation ändern möchtest. Du weisst nur noch nicht richtig wie. Aber den ersten Schritt hast Du getan um Deiner Ohnmacht und Verletztheit Worte zu gebenund Ausdruck verleihen. Ich denke, dass Du nach dieser langen Zeit des Alleine-mit-Dir-Rumtragens keine Lösung für Dich von heute auf morgen finden wirst, es ist ein langsamer Prozess . Jedenfalls scheinst Du zu spüren, dass sich Deine beklemmenden Gefühle negativ auf Deine psychische Gesundheit auswirken und Du deswegen keinen Frieden findest, kannst aber noch nicht loslassen.
Vertraue auf Dein Bauchgefühl, Du wirst den richtigen Weg für Dich schon finden, auch wenn nicht aus eigener Kraft mit der Therapie. Vielleicht kennst Du eine Freundin/Familienangehörige oder einen Ort, wo Du Dich zwischendurch zurückziehen kannst um Dich gedanklich und emotional etwas aus dem ständig drehenden Kreis zu lösen ?

Ich grüsse Dich herzlich, Isabel

Ich wünsche Dir so viel Kraft und Mut auf Deinem Weg
2 Stiefkinder, 1 leibliches Kind
dahlie
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Registriert: 15.04.2010 17:38

was mich hält...

Beitrag von dahlie »

Hallo alle zusammen,

vielen Dank für Eure liebevollen und anschubsenden Worte!
Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht geglaubt, mir erhoffen zu können, in einem Forum, so spontan einfühlsamen und direkt zutreffenden Zuspruch zu finden; ich bin glücklich, dass das so möglich ist !
Ich denke,ich liebe meinen Mann immer noch, ich habe mir zwar klargemacht, dass ich aus ihm keinen anderen Mann machen kann, als den, der er ist, aber in schwierigen Situationen, kommt immer wieder die Angst zurück, mich nicht auf ihn verlassen zu können. Er hat durch sein Handeln seine Fürsorgepflicht, die in einer Partnerschaft jeder für den anderen tragen sollte, auf's Schlimmste verletzt, er hat es wiederholt getan und sich selbst keine richtige Erklärung dafür geben können. Das verunsichert natürlich auch. Es stimmt beides : ich muss für mich selber entscheiden, was mir gut tut und wie ich mein Leben führen möchte, aber es stimmt auch, dass für mich zur Erfüllung einer echten Partnerschaft auch das Mitdenken und Mitfühlen in Bezug auf den Partner gehört, dass der Ausdruck der Liebe auch ist, sich der Bedeutung des eigenen Handelns für den anderen klarzusein und zumindest zu versuchen , Unheil und Verletzungen vom anderen fernzuhalten. Dass das nicht immer gelingt und die Beziehungspartner nicht völlig und allein für das Glück des anderen zuständig sind, ist auch klar.Aber der Versuch muss spürbar sein, den anderen nicht leichtfertig zu verletzen.
Mein Mann ist sehr intelligent, sehr gebildet, sehr lebendig und gibt mir das Gefühl, für ihn etwas Besonderes zu sein. Er weiss, dass ich für ihn eine große Stütze im Leben bin und war, dass er glücklich sein kann, dass seine beiden Kinder, mich zur Stiefmutter hatten und dass er es sich auch deshalb " leisten " konnte, sich sehr stark auf seine intellektuellen Beschäftigungen zu konzentrieren.
Das heisst, einerseits weiss ich ( auch durch sein Feedback ), dass wir im Sinne der Probleme , die eine Patchworkfamilie (mit Eifersucht, Erziehungschwierigkeiten,etc. ) haben kann, keine solchen Probleme hatten, andererseits kann ich einfach nicht verstehen, warum er so leichtfertig mit diesem zerbrechlichen Gefüge so leichtfertig umgegangen ist.
Was bedeutet es dann, einen anderen Menschen zu lieben ? Zu sagen, dass mein sein Leben für ihn lassen würde, wenn man andererseits zu faul, zu verklemmt, zu ich weiss ja auch nicht was, ist, sich um der Beziehung willen mit seinen Fehlern auseinanderzusetzen ?
Immer wenn ich ihn im Laufe der Jahre auf sein Verhalten angesprochen habe, wenn ich gesagt habe, was denn da los sei, was das solle, hat er mir gesagt, ich solle mit den alten Kamellen aufhören, mir nichts einbilden. etc. Kapier ich nicht. Ich hab einfach zu lange die liebe , unterstützende, immer bejahende Frau sein wollen und hab mir aus Angst,in dem Moment, in dem ich Halt ! sage, das Gefüge zu zerstören, Schuldgefühle gemacht .Und das konnte niemand sehen, weil ich es nicht sichtbar und hörbar gemacht habe.
Aber das muss ich vielleicht auch garnicht verstehen, ich sollte mir lieber unabhängig davon überlegen ( und das tue ich auch ) , wie ich mein Leben führen möchte.
Und trotzdem sehe manchmal das große Fragezeichen, möchte ich einen Mann haben, der mich auch beschützt und bei dem ich mit vollem Vertrauen mich anlehnen kann, wenn ich das auch mal brauche ( wie jeder Mensch, behaupte ich mal ).
Ich hab hier im Forum in einer anderen Abteilung gelesen, wie eine Frau auch die Frage stellte, was denn nun eigentlich eine Partnerschaft sei .Was sie ausmache. Und die Antwort, die gegeben wurde, kam meiner Vorstellung sehr nahe.
Das Gefühl, sich unbedingt auf den anderen verlassen zu können, sich voller Zutrauen in die Absicht des anderen, für einen selbst alles einsetzen zu wollen, sich auf eine gemeinsame Gegenwart und Zukunft zu freuen.
Wie gesagt, immer als Ideal, das nicht immer gelingen kann, aber das beide sich wünschen .
Und gerade in einer Patchworkfamilie muss Vertrauen immer wieder gepflegt werden.

Ich wünsch Euch einen schönen Sonntag !

dahlie
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mal was anderes...

Beitrag von dahlie »

mir kam da gerade noch ein Gedanke, ganz unabhängig von " Partnerschaft im Allgemeinen ".
Meint Ihr nicht, dass man sich als Stiefvater / Mutter von Anfang an einem gewissen Leistungsdruck, alles richtig zu machen, steht und zwar richtig im Sinne der Befriedigung der Interessen der anderen ?Also der Stiefkinder, des neuen Partners ?
Dass man dazu natürlich auch irgendwie der sorgenvollen Beobachtung der Freunde und der Familie steht ?( bei mir war's auf jeden Fall meine Schwiegermutter, die in den ersten Jahren sehr reserviert war , bis zu dem Zeitpunkt, als sie sehen konnte, " dass ich alles richtig mache " so als Mutter/ Stiefmutter. Ich weiss noch, wie sie nach ein paar Jahren mal zu meiner Mutter sagte, ich sei ja jetzt doch ne richtige Hausfrau. Wie ich das gehasst habe ! Dabei hätte ich mich in ihren Augen auch noch über das " Kompliment " freuen sollen !)
Und dass man deswegen auch immer ungeübter wird, seine ureigenen Interessen wahrzunehmen und vielleicht auch einzufordern, wo es nötig ist ?
Konnte sich mein Mann vielleicht deshalb so auf seiner Gedankenlosigkeit ausruhen, weil er bewusst oder unbewusst spürte, dass ich ja aus meiner Rolle fallen würde, wenn ich mich auf die Hinterfüße stelle ?
Ist das typisch für Patchworkfamilien ? Meint Ihr, dass andere Familienmitglieder auch unter so einen Druck geraten können ?
Könnte es sein, dass sich seine Stieftochter deshalb in diese Rolle begeben hat, die ja letztendlich er ihr zugewiesen hat, aus Angst, auch was falsch zu machen oder vielleicht sich vielleicht aus dem Kreis der Familie zu katapultieren, wenn sie " ihre " Rolle nicht ausfüllt ?
Mannmannmann, ich glaube, so intelligent , wie er sein mag, seine Intelligenz wäre für solche Gedanken wirklich besser angelegt gewesen, als in abstrakten Überlegungen. Puh..


Bis bald,

dahlie
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Dahlie,

ich glaube Frauen sind einfach so, dass sie sich eben Harmonie wünschen und dafür auch mal eigene Bedürfnisse zurückstellen. In einer Patchworkfamilie ist es besonders schwer Harmonie entstehen zu lassen, allo müssen Frauen in Patchworkfamilien ihre eigenen Bedürfnisse besonders oft zurückstellen. Und natürlich wird man auch von anderen unter Umständen argwöhnisch beobachtet, oder bildet es sich zumindest ein. In einem Buch habe ich mal gelesen, dass einfach die positiven Rollenvorbilder für Stiefeltern fehlen, deswegen fühlt man sich dann unsicher wenn man auf einmal unversehens in dieser Rolle gelandet ist, und wer sich unsicher fühlt, wird sich selber mehr beobachten und weniger intuitiv handeln als jemand, der sich schon lange mit einer bestimmten Rolle hat auseinandersetzen können und Vorbilder beobachten konnte. Da ist was Wahres dran, finde ich.

Männer sind irgendwo unkomplizierter und melden ihre Ansprüche oft viel direkt er an. In der Schule haben wir uns mal mit geschlechtsspezifischer Sprache beschäftigt; es ist wohl typisch weiblich, um den heißen Brei herumzureden, sich diplomatisch auszudrücken, und eigene Wünsche oder auch Ansichten möglichst zurückhaltend zu formulieren. Zum Beispiel durch Verwendung von abschwächenden Füllwörtern wie "vielleicht", "möglicherweise" etc.

Typisch männlich ist es, sich in den Vordergrund zu drängen, sich als großer Hecht zu präsentieren und Vermutungen als Fakten zu präsentieren. Es wird ja auch teilweise gesagt, dass Frauen, die richtig Karriere machen wollen, sich an dieses Verhalten anpassen müssten.

Ich kann mich noch erinnern wie sehr es mich früher irritiert hat, wenn ein Mann eine Aussage traf, von der ich sicher war dass sie falsch war, obwohl er es so formulierte als wüsste er es sicher. Irgendwann habe ich dann herausgefunden, dass das eben tatsächlich das männliche Sprachverhalten ist und dass man nicht alles ohne zu hinterfragen glauben darf was ein Mann so sagt. Meinen jetzigen Partner hat es am Anfang fast wahnsinnig gemacht, dass ich alle seine Behauptungen, über die ich mir nicht sicher war, direkt überprüft habe (beispielsweise ein Wort im Wörterbuch nachgesehen etc.). Das hat ihn in seinem Stolz gekränkt, er meinte wenn er etwas sagt ist das auch so. Ich habe ihm dann gesagt, dass es ihn ja wohl kaum kränken dürfte eine intelligente Frau mit einer eigenen Meinung zu haben, und irgendwann hat er sich dran gewöhnt.

In Bezug auf Deine Stieftochter würde ich mir nicht ihren Kopf zerbrechen. Sie ist bestimmt nicht einfach nur Opfer irgendwelcher Umstände. Wenn es so wäre, hätte sie Dir zumindestens jetzt, nachdem sie ja ausgezogen und selbstständig ist, eine ehrliche Antwort auf Deine Frage geben können, statt Dir einreden zu wollen, Du würdest wohl spinnen. Außerdem impliziert Deine Vermutung (die Stieftochter sei letztlich ein Opfer der Verhältnisse wie Du) dass Dein Mann letztlich ein Sexualstraftäter sein muss - wenn sie ein Opfer war und sie unter irgendeinem Druck stand, dann war er der Täter...
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dahlie
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Beitrag von dahlie »

-"...In Bezug auf Deine Stieftochter würde ich mir nicht ihren Kopf zerbrechen. Sie ist bestimmt nicht einfach nur Opfer irgendwelcher Umstände. Wenn es so wäre, hätte sie Dir zumindestens jetzt, nachdem sie ja ausgezogen und selbstständig ist, eine ehrliche Antwort auf Deine Frage geben können, statt Dir einreden zu wollen, Du würdest wohl spinnen. Außerdem impliziert Deine Vermutung (die Stieftochter sei letztlich ein Opfer der Verhältnisse wie Du) dass Dein Mann letztlich ein Sexualstraftäter sein muss - wenn sie ein Opfer war und sie unter irgendeinem Druck stand, dann war er der Täter..."-

Hallo BabyOne,


ein Sexualstraftäter im rechtlichen Sinn ist er nicht, dafür war sie ja schon zu alt und dafür weiss ich auch nicht, wie weit das Ganze gegangen ist.
Mit solchen Aussagen war ich immer sehr vorsichtig, nicht weil ich mir was schönreden will, sondern weil ich es einfach wirklich nicht weiss.
Das eigentliche Problem, das ich in diesem Forum besprechen wollte, ist auch davon unabhängig. Es geht um Vertrauen, das man verliert, wieweit das seine Berechtigung hat, wieviel es mit einem selbst zu tun hat und ob man wirklich einen freien Weg wieder zueinander finden kann.


Mit der grundsätzlich unterschiedlichen verbalen und auch nonverbalen Ausdrucksform von Männern und Frauen hast Du sicher Recht.
Ich glaube auch nicht, dass mein Mann und ich uns da von anderen Paaren unterscheiden. Ich hatte nur den Verdacht, dass die darüber hinaus gehende Gedankenlosigkeit eher mit unser speziellen Situation als Stiefelternfamilie zu tun hatte, bzw. dass sie davon begünstigt wurde.

Vielleicht verlagere ich den Beitrag doch von der Abteilung Stiefkinder zu Allgemein. Was meint Ihr ?
Ich glaube, es hat vielleicht doch nicht so viel mit der Situation als Patchworkfamilie zu tun, sondern eher mit unserer Partnerschaft, bzw. dem Selbstbewußtsein, dass ich wieder aufbauen muss.

Ich danke Euch aber nochmals ganz herzlich für alle Ratschläge und auch
das Drücken ( Danke isabel73 !) hat mir gutgetan !

Liebe Grüße,

dahlie
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