Wieviel erzieht wer?

Erziehung ganz allgemein
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Plüsch

Danke für die Antwort.

Also, was das Strafen anbelangt, so finden wir das eben als Teilzeiterzieher sehr schwierig. Vor allem, welche Strafe soll man aussprechen, wenn einer am Sonntagnachmittag was anstellt. Du darfst das nächster Gelegenheit nicht fernsehen. Super! Das nächste Mal ist ev. in einer Woche oder sogar in zwei. Macht irgendwie wenig Sinn.

Zum Glück wissen die Jungs, wo der See ist, den haben sie nämlich vor der Nase. Hingegen machen mir die Lehrerinnen etwas mehr Sorgen. Die wollen sich partout nicht einmischen, was auch gar niemand von ihnen verlangt. Das einzige was mein Freund erwartet, dass sie Mails beantworten, Infos liefern, dem Beistand Auskunft geben. Aber ich glaube, die haben Angst. Angeblich hat die Mutter die beiden auch schon verbal angegriffen und bedroht.
Ihre Standardantwort: Der Junge leidet unter dem Konflikt seiner Eltern. Klar. Und wer macht den Konflikt. Natürlich der Vater, weil er die Obhutsänderung beantragt. Würde er zu allem immer brav "ja und amen" sagen, dann gäbe es keinen Konflikt.

Da muss ich dem Klassenlehrer meiner Tochter ein Kränzchen winden. Letzte Woche hatte sie ein Gespräch mit ihm. Er fragte sie, wie es ihr in der Schule gefalle, ob sie sich integriert fühle und ob sie mit der Scheidungssituation klar kommt. Er fragte auch, ob man ihre Eltern gemeinsam zu Elternanlässen einladen kann oder besser nicht. Sie habe sich dann gleich für die benachteiligten Väter eingesetzt und Werbung für den vev gemacht. *ichstolzeMutterbinundmiraufdieSchulterklopf
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Hallo Bernina
Es steht und fällt halt vieles mit der LP (Lehrperson). Meine Kollegin und ich machen auch mal zwei Gespräche, weil sich geschiedene Eltern nicht grün sind, ein Kollege von uns weigert sich da. Und mit ihm diskutieren bringt nichts, ich bin ja nur eine berufstätige Hausfrau, die gescheiter bei den Kindern zuhause wäre. (Dabei ist er sonst ein guter Lehrer und lieber Mensch)
Für viele LP's sind die vielen Scheidungskinder noch neu und schwierig zu handhaben, vor allem wenn ein Lehrer etwas älter ist.
Ich hingegen merke, dass meine eigene Situation mir bei gewissen Müttern Tür und Tor öffnet, ich erfahre viel mehr als Kollegen, die nicht geschieden sind. Dieses "im selben Boot sitzen" weckt wohl Vertrauen, was für mich insofern praktisch ist, dass ich vieles besser verstehen kann.

Ich habe übrigens lange am Zürisee gearbeitet, immer so rund um die Fähre, mal links, mal rechts.
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Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Liebe Plüsch,

genau das kenne wir hier leider auch. Sind doch meine Tochter, sein Sohn und unsere zwei gemeinsam Kinder öfters zusammen.

Bei den gemeinsamen Kindern sind wir uns fast immer einig und es funktioniert sehr gut.

Betrifft es aber meine Tochter oder seinen Sohn... da happert es oft.
Ich selbst fühle mich oft, wie wenn ich zwischen meiner Tochter und meinem Mann stehe.-

so a la stehe ich zu meinem Kind, dann fühlt sich mein Mann verraten, stehe ich zu meinem Mann, dann fühlt sich mein Kind verraten.

Toll, gell :roll: .

Ich habe das bei einer Therapie -Sitzung angesprochen und wir haben dann versucht unsere "Familie" aufzustellen. Gopf, war das ein Gnosch :lol: .

Wir haben uns dann auf folgendes geeinigt:

ich erziehe meine Tochter und er erzieht seinen Sohn. Alles was der Alltag mit 4Kindern bedingt, da müssen wir Kompromisse finden.

Einfacher gesagt als getan!

Aber zumind. ist uns nun eines klar. Unsere jeweils "mitgebrachten" Kindern kommen vor dem neuen (Ehe)-Partner, denn sie waren zuerst da. Sprich der jeweilige Partner muss/soll respektieren, dass der leibliche Elternteil in erster Linie zu seinem Kind und seiner Art steht.

Meine Tochter teilt mich mit meinem Ehemann und nicht anders.

ich versuche das mal anhand eines Beispiels zu erklären.

Meine Tochter kam eigentliche jede Nacht angewandert um in "meinem"/unserem Bett zu schlafen.
Sie weigerte sich standhaft von meinem Mann in ihr Bett zurückgebracht zu werden. Mein Mann ärgert das, weil er mit Kind im Bett nicht gut schläft. Ich genoss es meine Tochter an meiner Seite zu haben und ich merkte auch, dass sie diese Nähe brauchte.

Also sah das Ganze so aus:

-Kind will zu Mama, braucht die Nähe, Mama gehört zu ihr
-Vater will seine Ruhe nachts, Mama für sich
-Mutter geniesst Nähe zum Kind, merkt das Vater es nicht haben will unterstützt ihn nicht aktiv.

Gelöst haben wir es so:

-Vater zeigt Verständnis für Kind und Mutter
-Mutter zeigt Verständnis für Vater

Lösung: wenn Kind die Nähe der Mutter braucht schläft Mutter im Zimmer des Kindes und der Vater kann ich Ruhe schlafen.

Im Endeffekt schläft unsere Tochter nun viel öfters und besser in ihrem Bett mit dem Wissen, dass sie mich rufen kann und ich zu ihr komme. Ich fühle mich gut mit dieser Situation weil ich mich nicht im Spagat befinde zwischen Mann und Kind.

so, ob man ab meinem Geschreibsel draus kommt, ist nun die Frage :oops:

liebe Grüsse Morpheus
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Morpheus

Keine Angst, ich verstehe, was Du meinst!

Ist nicht einfach zu lösen: Du erziehst Dein Kind, er erzieht sein Kind oder zumindest "ist verantwortlich"! Lässt sich in der Praxis schwer durchsetzen, wenn der eine Partner auswärts arbeitet und der andere zu Hause ist! Das kenne ich!

Wir haben lange gebraucht. Mein Mann musste Vertrauen zu mir haben, damit er seine Kinder loslassen konnte. Zu 100% wird es nicht klappen, weil er immer noch Angst/Schuldgefühle seinen Kindern gegenüber hat. Das nützen sie aus, indem sie weinen, wenn sie etwas wollen. Die Kinder sind mittlerweile 18, 16 und 13!

Die Schuldgefühle sind entstanden, als die Mutter der Kinder sie vernachlässigt hat und er nichts dagegen unternehmen konnte/wollte oder gar nicht gemerkt hat. In der Scheidungszeit haben sie den Kindern nicht die ganze Wahrheit über die Gründe, weshalb sie sich scheiden, gesagt, um sie zu schonen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies ein Fehler war. Aus der Erfahrung meiner Schwester (ihr Mann hat sich vor 3,5 Jahren das Leben genommen, die Kinder waren 4 und 2) weiss ich, dass die Kinder die reine Wahrheit absolut vertragen.

Wie das so ist, wir Patchworkerinnen können dies nun ausbaden. Ich hoffe, es sind auch noch Partchworkern unter uns, die sich zu solchen Themen äussern.

Hilft das?
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Aila
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Verantwortung selber übernehmen

Beitrag von Aila »

Liebe Plüsch
Ich finde das die pure "Ausnützerei" von Dir. Kleiner Tipp: das nächste Mal wenn so was läuft, kannst :wink: Du den Sohn Deines Partner nicht hüten, weil Du was ganz Wichtiges mit Deinem Kind alleine vorhast. Das hab ich auch mal gemacht, als seine Ex die Feriên mit Ferienplausch-Aktivitäten vollbuchen wollte. Da hab ich zu ihm gesagt:" Also ich bin dann in den Herbstferien mit meiner Tochter dauernd unterwegs mit meinem Auto (wir teilen meins), wenn Du also Deine Ferien damit verbringen willst die Kinder dauernd mit dem Velo hin und her zu Begleiten, dann ist das deine Sache", klingt etwas hart, aber es war die einzige Möglichkeit mich zur Wehr zu setzen. Ansonsten hätte nämlich meine Tochter gar nichts in den Ferien erlebt, weil sie nur zu Hause gewartet hätte bis die anderen vom Ferienplausch kommen.

Ich habe meine Tochter immer so erzogen, dass sie lernt Verantwortung für ihr Zeugs selber zu tragen. Die Kinder meines Mannes sind überhaupt nicht so und wir bemühen uns immer wieder Ihnen das Thema Verantwortung nahe zu bringen. Und es ist für mich oft enorm schwierig, dass seine beiden so vieles Grundsätzliches nicht wissen. Das ist die grosse Aufgabe der Patchworkfamilie finde ich, das Vereinbaren von so verschiedenen Menschen.

Viel Glück, Herzlich Aila
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Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Hallo Morpheus
Ja, das zwischen den Fronten stehen, das kenne ich auch. Ich stehe oft v.a. zwischen meiner Grossen und meinem Freund.
Ich selber mischen mich nicht so sehr in seine Erziehung ein, ertappe mich höchstens immer mal wieder dabei, dass ich finde, dass er seinen drei viel mehr durch lässt (v.a. in Sache Ordnung) als eben gerade meiner Tochter. Und das gibt auch immer mal wieder Diskussionen.
Er legt enorm Wert darauf, dass wir EINE Familie sind. das ist ja schön, aber es gibt halt einfach Situationen, da sind wir zwei Teilfamilien, denn ich erwarte von ihm auch nicht, dass er Dinge durchzieht, die ich seit Jahren so mache, er soll das aber auch von mir nicht verlangen.
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Nadia
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Beitrag von Nadia »

Ich kann da nicht so mitreden wie ihr wo zusammen wohnt. Kann nur meine Erfahrung einbringen die ich von Ferien und WE habe.

Ich erziehe meine Kinder seit über 10 Jahren alleine weil sie keinen Vater mehr haben. Meinen Freund akzeptieren sie und sie fragen ihn auch um Rat und Hilfe.

Leider ist er aber manchmal sehr ungerecht. Zum Beispiel hat er meinen Kindern PC Spiele ab 16 verboten ( was ich auch gut finde ).
Seine Tochter lässt er aber das Spiel spielen weil sie angeblich nur Taxi fährt.
Sie hat dann natürlich daraufhin meinen Jungs eine lange Nase gemacht.

Das hat mich geärgert und schwups waren wir im schönsten Streit.
Ich habe gefordert das Regeln für alle gelten ... ohne Ausnahmen.

Er tut sich des öfteren schwer. So kann er meine Jungs ziemlich barsch anfahren und mit seiner Tochter redet er zuckersüss ( küsst fast noch die Füsse ).

Kennt jemand von euch das HB Männchen aus der alten Zigarettenreklame?? So bin ich oft in die Luft gegangen .... Nadia
val
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Beitrag von val »

Hallo

Diese Diskussion hat mich total gefesselt und es kommt mir ja sooo bekannt vor!

Mein Mann war diesen Frühling während eines Kinderwochenendes am Bauen (Kinderwochenende heisst, dass dann seine Kinder bei uns sind). Ich sollte mich dann um alle 5 Kinder kümmern. Eine seiner Töchter kommt jeweils nur einen Tag, was in diesem Fall bedeutete, dass sie ihn überhaupt nicht sah. Ich habe ihn gebeten, mit ihr darüber zu reden, ob ihr das recht sei, wenn sie den Tag mit mir und den andern Kindern verbringt. Ich fand sie hätte das Recht das zu wissen und zu entscheiden, ob sie kommen will, obwohl Papi ja gar nicht da ist.
Mein Mann wollte das nicht, denn dann hätte es ja seine Ex-Frau erfahren und das hätte bestimmt Lämpen gegeben. Er fand das auch komisch, dass er sein Kind so etwas fragen sollte. Sie könne ja mit den andern Kindern spielen also wo läge denn das Problem. Ich sagte nichts mehr. Sie kam und wir verbrachten den Tag ohne ihn.
Kaum war das Wochenende vorbei, kam prompt die Meldung von seiner Ex via Beistand, seine Tochter wolle nicht mehr kommen weil man sich zu weing um sie kümmere. Mein Mann wurde fuchsteufelswild und warf mir vor, nun hätte ich erreicht, dass sein Kind nicht mehr zu ihm komme. Super.

Ich finde es nicht richtig, wenn wir Stiefmütter einspringen müssen, wenn Papi keine Zeit hat. Kommen die Kinder jedes zweite Wochenende erwarte ich, dass er sich so organisert, dass er die Zeit auch mit seinen Kindern verbringen kann. Ich rede jetzt nicht davon dass er mal was erledigen muss und sie dann bei mir bleiben, das ist klar was anderes. Aber wenn er den ganzen Tag weg ist, dann finde ich es nicht in Ordnung. Die Kinder wollen doch zum Vater und nicht zu dessen Frau. So kommen wir doch erst recht in diese Position dass wir eine "Strafe" für die Kinder des Partners sind. Haben wir aus ihrer Sicht doch schon den Platz an Papis Seite eingenommen, der doch eigentlich der Mutter gehört hat.

Ich würde mich auch daran stören, wenn meine Kinder mir nach einem Vater-Wochenende erzählen würden, sie seien bei seiner Freundin gewesen, Papi hätte was anderes vorgehabt. Falls mein Ex-Mann an einem seiner Wochenende eine Terminkollision hat, dann besprechen wir das und ich überlasse es den Kindern, ob sie trotzdem gehen wollen und bei ihren Grosseltern sind oder bei seiner Freundin. Dann ist es was anderes, dann ist es ihre Entscheidung und sie können sich darauf einstellen.
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Aila
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Beitrag von Aila »

Hallo Val

Bei uns gibt es die Situation öfter, dass mein Mann am Kinderwochenende arbeiten muss, wir haben das nun so abgemacht, dass er das Kinderwochenende zurückgibt, falls er auch über Nacht wegbleiben muss, die Kinder ihn also überhaupt nicht sehen können. Das kommt ca. 2x pro Jahr vor.

Ich bin genau Deiner Meinung, dass die Kinder gefragt werden müssen, ob es ihnen so recht ist, oder ob sie dann lieber bei der Mutter bleiben wollen. Das Argument Deines Mannes:" Sie können ja dann mit den anderen spielen" zählt in meinen Augen nicht. Weil es ja eben darum geht, dass sie ihren Vater besuchen wollen.

Es klingt für mich nicht sehr fair wie Dein Mann sich Dir gegenüber verhält, er sollte doch froh sein um jede Stunde, die Du seine Kinder betreust und nicht Dir noch Vorwürfe machen, wenn mal was nicht so rund läuft.

Viel Kraft, Herzlich :D Aila
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val
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Beitrag von val »

Hallo Aila

Vielen Dank für den Zuspruch. Mein Mann hat wirklich manchmal eine eigenartige Einstellung. Und es ist schwierig, mit ihm darüber zu reden.

Das Verhältnis zwischen meinem Mann und seiner Ex-Frau ist ziemlich schlimm. Bevor ich auf diesem Forum Beiträge las, dachte ich es sei eine Katastrophe, und einen solchen Drachen wie seine Ex gäbe es wohl kein zweites Mal. Doch nachdem ich Beiträge von Dir und von Bernina gelesen habe, standen mir die Haare zu Berge und ich musste mein Urteil revidieren. Was wir erleben ist eigentlich harmlos im Vergleich zu Euren Situationen. Es tut mir weh was ihr erleben müsst und durchmacht und ich bewundere Eure Ausdauer und Eure Kraft.

Wenn mein Mann und ich über unsere Kinder sprechen, dann merke ich, dass bei ihm sofort der Konflikt zwischen ihm und seiner Ex-Frau raufkommt und die Bedürfnisse seiner Tochter völlig in den Hintergrund treten. So wollte er seine Tochter an diesem beschriebenen Wochenende ja nur darum nicht fragen ob ihr das recht sei, weil er dann seiner Ex ins Gehege gekommen wäre. Ich finde das schlimm. Er will seine Tochter einfach da haben weil er dann sein ohnehin schon beschnittenes Besuchsrecht durchsetzen kann. Dass er gar nicht da ist und seine Tochter das vielleicht nicht gut findet überlegt er gar nicht. Ich finde das traurig. Seine Tochter wird dadurch wie ein Besitz, den er mit allen Mitteln verteidigen muss gegen alles und jeden.

Ich verstehe, dass mein Mann unter der Situation leidet. Aber dass ich da auch noch mitspielen muss, kann ich schlecht akzeptieren. Ich habe an diesem erwähnten Tag seine Tochter abgeholt. Da die Übergabe nicht an der Haustüre stattfinden kann, weil sich die zwei Elternteile sonst sofort anschreien, wartete ich also brav am von ihm beschriebenen Ort in Sichtweite vor dem Haus. Ich kam mir vor wie ein Verbrecher. Ich sah, wie sich immer wieder der Vorhang bewegte und ich beobachtet wurde. Schaute ich mal länger zum Fenster rauf, verschwanden die Gestalten dann wieder. So wartete ich und wartete. Irgendwann kam dann die Tochter aus dem Haus, in Begleitung ihres Stiefvaters. Der blieb bei der Haustür stehe, so dass ich ihn nicht wirklich sehen konnte, er uns jedoch im Blick hatte.

Ich fand das einfach nur furchtbar!

Ich habe meinem Mann dann erklärt, dass ich zwar tagsüber seiner Tochter schauen würde, aber abholen - nein danke. Das mache ich ganz sicher kein zweites Mal. Entweder ich hole das Kind an der Haustüre und sage hallo oder dann holt er sie selber.
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Val

Genau wie ein Verbrecher kam ich mir auch vor, als ich die Kinder einmal abholen ging. Die Kinder wussten, dass ich komme, haben der Mutter aber nichts gesagt, die war nämlich um diese Zeit noch nicht zu Hause und war sich sicher, dass ihr Ex etwas später kommt, so dass sie ihn noch sehen würde. Als sie dann nach Hause kam, waren die Kinder schon weg. Sie telefonierte dann sofort ihrem Sohn, der sich verplapperte. In Folge fuhr sie erst ihren Sohn an, dann mich und drohte mir mit Strafanzeige. Ich darf seither nicht mehr mit meinem Auto zu ihrem Haus fahren und ihren Kindern darf ich auch nicht mehr in die Nähe kommen. Sie verlangte mal, dass ich übers WE ausziehen soll, aber damit kam sie nicht durch.

Seither dürfen die Kinder nicht mehr zum Papa, ehe sie nicht zu Hause ist. So kommt es vor, dass mein Freund auch schon mal 40 Minuten vor dem Haus wartete, bis Madame nach Hause kam.

Was die Sache mit dem - am WE keine Zeit haben für die Tochter - kann ich deinen Mann sehr gut verstehen. Wir haben auch ab und zu solche Terminkollisionen. Mir macht es zwar nichts aus, die Kinder meines Freundes zu hüten, da ich gerne Fullhouse habe und mir bewusst einen Mann mit Kinder suchte, schon weil ich nie zur gewünschten Grossfamilie kam. Klar, für die Kinder ist es nicht so toll, denn sie vermissen ja vor allem ihren Vater und nicht mich. Wir tauschen aber nur offizielle WE. Das heisst, die Anlässe, welche unbedingt die Mutter mit den Kindern teilnehmen will. Diese Termine stehen aber bereits Anfangs Jahr fest. Gibt es unter dem Jahr mal eine Terminkollision, dann haben wir die Kinder auch schon zu den Paten gebracht. Da 3 der 4 Paten mit dem Vater verwandt resp. befreundet sind, können sie diese ja auch nur sehen, wenn die Kinder beim Vater sind. Wenn wir sonst mal ein WE tauschen, oder die Übergabezeiten verschieben wollen, dann gibt das so viel Krach und die Ex spielt das Opfer, welches IMMER dem Mann entgegenkommen muss. Und sie beharrt knallhart auf dem Urteil. Und wenn sie dann doch mal entgegenkommt, dann folgt die Retourkutsche und sie setzt einen Artztermin an, auf Mittwoch und genau auf die Zeit, bei der mein Freund normalerweise seine Kinder abholt. Und bis die Kinder dann beim Arzt fertig sind, ist es so spät, da lohnt es sich doch nicht mehr. Nur da macht sie die Rechnung ohne die Kinder. Die bestehen darauf und wenn sie halt noch um 20 Uhr mit dem Zug zu Papa fahren müssen.

Eben, ich sehe das nicht so streng. Als ich noch so richtig verheiratet war, haben wir unser Kind auch mal übers WE weggeben, damit wir mal etwas nur für uns machen konnten und da hat sich auch niemand daran gestört, dass das Kind seinen Vater nicht sehen kann. Und jetzt ist es mir auch egal, wenn meine Tochter mit der Stiefmutter alleine ist. Ich weiss, dass mein Ex oft am WE arbeiten muss, aber meine/unsere Tochter sieht ihren Papa ja auch sonst sehr viel. Sogar fast noch mehr als mich. Mein Ex und ich könnten zwar ohne Konflikte WE tauschen, aber das will dann seine Frau nicht. Sie ist da nicht so tolerant und flexibel.
Aila
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Beitrag von Aila »

Hallo Val

ich habe heute Morgen Deine letzte WE Situation mit meinem Mann besprochen, weil ich wissen wollte, was er darüber denkt. Also er meint, dass sei ein Männerding. Seiner Meinung nach wollen Männer (er sei auch so) wenn sie bei der Arbeit sind, wissen, dass alle zu Hause sind. Eine Familienharmonie herrscht auch wenn sie nicht da sind. Es gehe um dieses Gefühl des Wissens, das würde das Bild von Familie befriedigen, selbst wenn Mann die Kinder nicht sieht. :? Häh :? Also ich habe es gehört aber nicht emotional verstehen können. Ich hab dann gesagt, also die Tochter soll nun den ganzen Tag da Rumhocken, obwohl sie eigentlich kam um den Vater zu sehen? Nur damit das Familienbild des Vaters befriedigt ist??? Er betonte nochmal das er findet es sei eine männliche Sichtweise, die mir halt offensichtlich fremd ist. :idea2: Stimmt, ist sie, wenigstens hab ich was gelernt bei dem Gespräch.

Die Geschichte mit der Kinderübergabe finde ich ja auch schrecklich. Ich mache das auch nicht mehr, ich bringe und hole weder die Kinder noch ihre Sachen fürs WE, weil ich wie Du und Bernina offensichtlich auch, so nicht behandelt werden will. Ich verstehe das Getue auch gar nicht! Wenn der Vater meiner Tochter eine Partnerin hätte, die meine Tochter abholt, dann wäre ich doch nett zu der, egal was ich empfinde, ist doch peinlich vor dem Kind solch eine Szene zu machen :oops:

Liebe Val, Nein sagen ist einmal mehr das Wichtigste und ich finde es toll :applaus: , dass Du es machen kannst.

:D Herzlich Aila
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Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Aila

Mein Freund und auch mein Ex empfinden das genau gleich wie dein Freund, vielleicht nicht gerade mit dem Begriff Familienharmonie. Vielleicht kommt das daher, dass sie schon früher - falls klassisches Rollenmodell gelebt wurde - ständig wegen Job abwesend waren und die Kinder nur kurz sahen.

Bei uns war es damals so, dass ich den Tagesrythmus zu Gunsten des Vater verschoben habe. Wir lebten ein bisschen südländische Art. Um die Zeit, welche mein Ex nach Hause kam, waren gleichaltrige Kinder bei anderen Familien schon im Bett. Da hätte unser Kind den Vater ja gar nicht gesehen. Wir haben dann oft 2 - 3 Mal Zvieri gegessen und unser Kind hat einen kleinen Zwischenschlaf gemacht, bis wir dann als Familie gemeinsam Znacht assen.

Dann gibt es noch eine andere Überlegung. Mein/Unser Kind geht ja nicht nur zum Papa, um ihn zu sehen - sicher zur Hauptsache schon - sondern, weil sie dort auch ihr eigenens Zimmer mit ihren Spielsachen hat. Bei unserer Trennung haben wir die Spielsachen halbiert. Playmobil und Barbie waren bei mir. Lego/Duplo und Polly Pocket beim Papa. Somit freut sie sich auch auf ihre anderen Sachen.

Eine andere Frage: Warum hat dein Mann das Mädchen nicht mitgenommen auf den Bau? Waren es zu gefährliche Sachen? Mein Ex wohnt immer noch in unserem Haus mit viel Umschwung und unsere Tochter muss ihm öfters mithelfen. Und auch hier versuchen wir die Kinder vermehrt zu integrieren. Wir haben hier auch ein Haus und da gibt es einfach immer viel zu tun, wofür sich einfach nur der Samstag eignet. Egal ob nun Papa-WE oder nicht.
Aila
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Beitrag von Aila »

:go25: es scheint also doch evt. eine Männersicht der Dinge zu sein... Ich muss ehrlich sagen, mir ist das eben alles noch relativ neu: also die Männersicht in Familienangelegenheiten. Ich habe vor meinem Mann ja nie als Familie mit einem Mann gelebt, sondern nur als Paar und das ist def. was total anderes. Mein Mann hat erst in der Beziehung (seit 2003)mit mir angefangen zu Reden, mit seiner Ex fand nie ein Austausch statt, weil beide nicht reden konnten - Kunststück, dass es jetzt auch nicht geht :ausla: Ich hab auf diesem Gebiet also noch viel Neues zu entdecken, und stelle fest, dass ihr alle :bussi: eine echte Anregung und Unterstützung darin seid!!!

@ Bernina ich bewundere Deine Ausdauer und Deine Energie, Deinen offensichtlichen Power in der ganzen Sache, Du erscheinst mir sehr lösungsorientiert zu leben und mit viel Pragmatismus an die Sache zu gehen. Alle Deine Beiträge, die ich bisher gelesen habe, enthalten wichtige Infos und ein Gefühl des Verstandenwerdens für mich. :D

Herzlich Aila
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Beitrag von val »

Diesen Verdacht hatte ich auch schon, das Männer das anders sehen. Das Gefühl ist wichtig, dass das Kind da ist, auch wenn er nicht da ist. Ich kann das (als Frau) halt nicht nachvollziehen aber die Rückmeldungen Eurer Partner bestätigen das.

Wenn ich mir das so überlege dann kommt mir gleich noch folgendes in den Sinn, wo die Männersicht wohl auch eine andere ist als die der Frauen: Wenn er mal alleine mit den Kindern war und ich ihn dann fragte, was habt ihr denn so gemacht? Sagt er voller Überzeugung und völlig aufgeräumt: Wir haben gespielt. Da stellte ich mir dann vor, sie sassen alle zusammen am Tisch und spielten ein Gesellschaftsspiel oder machten ein Puzzle. Die Sicht der Kinder war dann: Er hat gewerkelt und wir Kinder machten Versteckis.

Ich habe meinem Mann schon vorgeschlagen, seine Tochter mit auf dem Bau zu nehmen. Doch sie wollten Vollgas geben beim Mauern, da wollte er sich voll konzentrieren. Er sah in dieser Frage auch mehr die Botschaft von mir "ich habe keine Lust den Babysitter zu spielen, also nimm sie bitte mit". Das kam von mir ehrlicherweise auch so rüber. Er hatte mir am Freitagabend eröffnet, dass er nicht da sein würde und ich alle Kinder bei mir hätte. Das hat mich wütend gemacht, denn ich arbeite die Woche durch und da er erst nachts heimkommt, hängen Haushalt und Kinder an mir. Da geniesse ich es am Wochenende, die Verantwortung mindestens teilen zu können. Ich hätte es geschätzt, wenn er mir das früher sagt, dann könnte ich mich darauf einstellen. Mit 5 Kindern in einer dreienhalb-Zimmerwohnung und Nachbarn die bei jedem Mucks vor der Tür stehen und sich beklagen ist das nicht gerade toll. Ausserdem hatten wir einen Besuch bei einer Freundin abgemacht, der damit so ganz nebenbei einfach gespült wurde, bzw. dort durfte ich nun alleine hin. Doch das nur am Rande.

Ich bin grundsätzlich auch der Meinung, dass man das nicht so eng sehen sollte wenn es mal Terminkollisionen gibt. Und da wir ja auch unsere Probleme mit seiner Ex haben, hüten wir uns, Termine ändern zu wollen, denn das geht sofort hinten raus.

Was mir bei Eurer Meinung dazu jedoch ein wichtiger Unterschied scheint, ist, dass Eure Kinder relativ häufig Kontakt haben zum Vater und ihn nicht nur jedes zweite Wochenende 12 Stunden sehen dürfen und keine Minute länger. Ich als Vater würde mich da schon bemühen, so wenig wie möglich davon zu verpassen. Er hätte ja auch tagsüber mal anrufen können, oder zum Mittagessen nach Hause kommen. Oder sie am Morgen abholen und zu uns bringen und erst dann auf die Baustelle. Denn der folgende Besuchstag zwei Wochen später fiel dann ganz ins Wasser weil sie dann bereits in den Ferien war. Und das wusste er zu diesem Zeitpunkt bereits. So sah er sie sechs Wochen überhaupt nicht. Worunter er dann natürlich litt. Und wir entsprechend mit.
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