Meine Mutter

Alles rund um die Partnerschaft
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nun ist das Fest vorbei. Die Stimmung zwischen meiner Mutter und meinem Bruder war seltsam. Sie wohnen ja an der gleichen Strasse, trotzdem kamen sie mit 2 Autos. Meine Mutter kann angeblich nicht mehr im Auto ihres Sohnes fahren, da Schwiegertochtervergiftet. Meine Mutter fährt immer noch selber Auto und total kriminell.

Meiner Schwiegermutter habe ich die Geschichte erzählt. Sie hat ja Erfahrung mit schwierigen Personen. Ganz diplomtisch und naiv fragte sie, ob Mutter und Bruder gemeinsam gekommen sind? Und meine Mutter erfand eine verdrehte lächerliche Geschichte.

Angeblich suchte er mehrmals das Gespräch mit ihr. Einfach weil er dazwischen steht und leidet. Er verlangt nicht, dass sie sich versöhnen, sondern einfach nur akzeptieren. Aber die Mutter verweigert das Gespräch. Sie hat ihre Meinung und die will sie nicht ändern. Ihre Schwiegertochter ist für sie gestorben. Punkt.

Mein Freund vermutet, dass sich da ihr schwieriger Charakter mit Demenz vermischt und mein Bruder bat mich, dafür zu schauen, dass sie ihr Autobillet abgibt. Er kann im Moment nicht mit ihr darüber reden. Da sind wohl mehr Personen gekränkt als ich geahnt habe. Ich weiss aber nicht mal, wie ihr Arzt heisst. Und wenn ich mit ihr darüber rede, dann bin ich für sie dann auch gestorben. Ich möchte nicht, dass meine Mutter das Leben anderer Leute in Gefahr bringt. Sie hat ihr Auto wirklich nicht mehr richtig im Griff.

Er schneidet auch immer wieder Thema Altersheim an. Nicht, dass sie da sofort einzieht, sondern nur anmeldet, damit sie dann bei Bedarf einen Platz bekommt. Sie wehrt sich wehement gegen diese Disskussion. Schliesslich ist sie nicht alt.

Meine Mutter machte ein paar komische Äusserungen und ich kann mir vorstellen, dass sie eher Selbstmord macht, als mit anderen alten Leuten unter einem Dach zu leben. Sie will einfach nicht akzeptieren, dass sie nicht mehr jung ist.
Benutzeravatar
Delphia
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2125
Registriert: 17.07.2006 11:43

Beitrag von Delphia »

Hallo Bernina

Das mit den älteren Leuten ist so eine Sache.

Man kann ihnen als Kinder nicht einfach sagen, sie sollen "s'Billett" abgeben... kurz gesagt. Auch nicht, dass sie ins Altersheim gehen sollen, auch anmelden einfach so, geht nicht. Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht. Basta.

Anders sieht es aus, wenn sie eingewiesen werden. Aber auch da finde ich, müssen die Rechte des Einzelnen beachtet werden. Jeder darf doch selbst entscheiden, ausser sie sind nicht mehr in der Lage. Das kann physisch oder auch psychisch sein.

Bei meiner Grossmutter (Jg 1922) sieht es so aus, dass sie auch im Altersheim besser aufgehoben wäre... Sie will aber nicht. Es wird so rauskommen, dass wir sie eines Morgens in ihrer Wohung vorfinden... Ich finde es echt tragisch. Habe mit ihr auch schon klar darüber gesprochen, sie meint, sie geht dann schon rechtzeitig ins Heim... ;-)

Liebe Grüsse
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Delphia

Es ist nicht so, dass wir unsere Mutter abschieben möchten. Es geht mehr darum, dass wir wissen möchten, wie sie ihre Zukunft plant. Aber man darf das Thema nicht mal anschneiden. Es wäre in Ordnung, wenn sie sagt, sie möchte zum Beispiel in der Wohnung bleiben und dann von der Spitex betreut werden.
Aber Spitex bedeutet ja auch Alt und Hilfsbedürftig und das wird sie ja NIE betreffen.
Es ist ja auch so, dass sie nicht mal meine Behinderung anerkennt.

Wenigstens wissen wir, wie sie mal beerdigt werden will.
Aber es kann gut sein, dass sie uns eines Tages eine witzige Karte schickt und wir werden den Namen des Altersheimes und ihre Zimmernummer erfahren.

Warum nur haben Menschen so Mühe mit dem älter werden? Mit meiner Tochter rede ich viel darüber. Es nimmt doch sehr viel Last weg, wenn man weiss, was die/der andere möchte.
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Liebe Bernina,

nun ja, was ist denn schlimmes dabei, wenn sie s quasi mittels Adressänderungskärtli machen würde?
Es wäre doch ihr freier Entscheid.-


lg Morpheus
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Morpheus

Klar darf sie machen, was sie will. Ich finde es aber trotzdem seltsam, dass sie sich in unser Privatleben einmischt (meinen Bruder zur Scheidung drängt) aber umgekehrt darf man mit ihr nicht über Privates reden.

Ich sehe so:
Zuerst sorgen wir für unsere Kinder und irgendwann sorgen die Kinder für uns. Das heisst nun nicht, dass wir bei ihnen wohnen. Aber wenn wir nicht mehr ganz urteilsfähig sind, dann übernehmen die Kinder die Verantwortung über uns. So jedenfalls wünsche ich es mir.
Frau Su
Beiträge: 4
Registriert: 16.10.2008 21:01
Wohnort: Nürnberg

Beitrag von Frau Su »

Viele sich nah stehende Menschen haben Probleme damit ein Lob zu vergeben.

Vielleicht kann deine Mutter auch nicht aus ihrer Haut raus. Dreh doch den Spies mal um, bei nächster Gelegenheit sagst du ihr "Mensch, der Kuchen ist aber echt lecker" und wenn sie dann erstaunt schaut, dann würd ich einflechten wie sehr du dich selbst über ein Lob freuen würdest.

Is nur so ne Idee....vielleicht klappt´s ....viel Glück und laß es mich wissen!
Danke!
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nun wird dieses Thema bei mir wieder aktuell. Wie ihr wisst, habe ich den Kontakt zu meiner Mutter während 3 Jahren abgebrochen.

An Weihnachten 2007 hat sie sich mit ihrer jungen neuen Schwiegertochter verstritten. Sie zwang meinen Bruder, sich sofort wieder scheiden zu lassen. Er stand aber zu seiner Frau also wollte meine Mutter nichts mehr von ihrem Sohn wissen.

Und plötzlich erinnert sie sich wieder an mich. Der Ton mir gegenüber hat sich verbessert. Die Demütigungen: du bist eine Nichts, hast in deinem Leben noch nie was zustande gebracht, bist faul usw. haben aufgehört. Ich darf auch erwähnen, erkältet zu sein, ohne dass sie mir dies abspricht. Früher sagte sie jweils: "nein, du hast kein Fieber. Du stehst jetzt auf, trinkst eine Tasse Tee und die 39°C Fieber sind weg. Einfach im Bett liegen, wegen ein bisschen Grippe, das gibt es in unserer Familie nicht."

In den letzten Jahren hat aber meine Mutter sehr gealter. Sie wird langsam Dement, hört und sieht nicht mehr gut. Trotzdem fährt sie noch Auto. Zwar nur noch am Tag. Aber trotzdem.

Sie sucht intensiv den Kontakt zu mir und telefoniert mir täglich, manchmal mehrmals täglich. Sie liest was in der Zeitung, überbewertet oder verdreht den Inhalt und bekommt riesige Angst.
Demnach werden wir nach der folgenden Abstimmung über das Ausländergesetz von Auländer überrollt. Also alle Storen runterdrehen, Türen barikadieren. Kreditkarten auflösen wegen PC-Hackern.

Nun will ich heute Abend mit ihr an eine Konzert. Kirche Balgrist. Sie hat Angst. Ich und mein Auto werden den steilen Weg niemals schaffen. Immer wieder läutet das Telefon und sie hat eine neue Frage oder neue Ängste. Vor allem ist es nachher dunkel. Ich werde den Weg niemehr nach Hause finden.

Wir wollen vorher n och meinen behinderten Neffen im Heim nebenan besuchen. Sie will ihm Trauben bringen. Ich versprach ihr, diese zu organisieren. Nun hat sie mir bereits 4 Mal angerufen und mir erklärt, welche Sorte, welche Farbe, welche Grösse, kernenlos und wie verpackt und gewaschen die Trauben sein müsen. Das ist bald Psychoterror.

Hilfe!!! Was soll ich machen? Ich bereue es bereits, dass wir wieder einigermassen reden können.
Benutzeravatar
Delphia
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2125
Registriert: 17.07.2006 11:43

Beitrag von Delphia »

Hallo Bernina

Eigentlich schön, dass der Kontakt wieder hergestellt ist.

Leider aber scheint sich die Situation nicht gerade gebessert zu haben, eher sich in einer anderen Richtung zu entwickeln...

Ratschlag = GRENZEN setzen... Das gleiche Thema wie immer... kennst es ja, gell?

Viel Glück :) !
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Nana

Beitrag von Nana »

Liebe Bernina

so wie Du erzählst (oder ich es zumindest interpretiere) denke ich das es notwenig ist deine Mutter ärztlich abzuklären,sie scheint mir doch sehr verwirrt.....und du leidest darunter.

Könntest Du dir vorstellen mit ihr einen Termin bei ihrer Hausärztin zu vereinbaren?Vielleicht kannst du sie begleiten und deine Beobachtungen der Ärztin mitteilen.

Ich arbeite mit psychisch/physisch behinderten Menschen zusammen,das kann manchmal sehr belastend sein und eine Diagnose und evtl.Therapie(Medi/Gesprächs. usw) kann für alle Beteiligten entlastend sein auch für die Angehörigen.(auch von Schuldgefühlen).

Dies nur ein Vorschlag von mir.

Herzlichst,Nana
Anita

Beitrag von Anita »

hallo bernina

klingt schwierig, weil deine mami scheinbar wirklich schon nicht mehr ganz klar denken mag.

in der systemtheorie versucht man die eltern-kind-beziehung aufrecht zu erhalten. du solltest also versuchen das kind deiner mutter zu bleiben/sein und nicht in einen gänzlichen rollentausch fallen. natürlich ist dies schwierig, wenn deine mutter immer bedürftiger wird. trotzdem würde ich dir raten gerade so situationen auszunutzen und deine kind-position auszuleben. du wirst sehen- das tut gut.
also lade bei ihr deine sorgen ab. bitte sie um mütterliche hilfe. erfrag sie um ihre erfahrung....dabei ist es weniger wichtig was folgt, als das du die positionen klärst.

hat was von abgrenzen - wirst sehen :)

alles gute!
lg
anita
Bernina

Beitrag von Bernina »

Danke für eure Ratschläge.

Der Abend war nicht schlecht gelaufen. Vor allem hat sie sich endlich mal mit meiner Behinderung auseinander gesetzt. Sie hat mitbekommen, wie ich einen eigenen speziellen Schlüssel für Behinderten-WC und Lifts habe. Bis jetzt wollte sie einfach nicht wahrhaben, dass ich nie mehr gesund werde. Es ist für sie nicht einfach einzuschätzen, wo ich Hilfe brauche (eigentlich selten) und wo nicht.
Wir haben uns dann am Ende des Konzerts mit Darstellern und Gästen unterhalten. Dabei hat sie fleissig mitdiskutiert. Mit ihren Fragen und verdrehten Äusserungen hat sie aber des öfteren Kopfschütteln ausgelöst. = peinlich.

Sie strahlt gegen aussen die absolut junggebliebene Frau aus und weigert sich wehement, sich als alt zu bezeichnen. Sie arbeitet ja auch immer noch als Stützhilfe im Religionsunterricht. Mit 85ig. Einfach in gewissen Situationen kommt ihre Unflexibilität zum Vorschein, da sie überperfekt sein möchte.

Ich sie zum Arzt begleiten? Niemals. Sie ist ja nicht alt. Das würde sie nie zulassen.

@ Anita
Es wird mir schwer fallen, mich ihr gegenüber als Kind zu verhalten. Ich musste jahrelang dafür kämpfen, dass sie mich überhaupt als vollwertigen, normalen Mensch akzeptiert hat. Sie würde mich noch so gerne bevormunden, damit sie mich nach ihrem Bild manpulieren und umformen kann. Weil so wie ich bin, ist nicht o.k.
Anita

Beitrag von Anita »

Bernina hat geschrieben: @ Anita
Es wird mir schwer fallen, mich ihr gegenüber als Kind zu verhalten. Ich musste jahrelang dafür kämpfen, dass sie mich überhaupt als vollwertigen, normalen Mensch akzeptiert hat. Sie würde mich noch so gerne bevormunden, damit sie mich nach ihrem Bild manpulieren und umformen kann. Weil so wie ich bin, ist nicht o.k.
vielleicht habe ich es nicht genug genau beschrieben.
natürlich soll sie dich nicht abwerten. da würde ich mich auch wehren.
ein recht auf gleichwertigkeit sollte jeder mensch haben!
Antworten