Erwarte ich zu viel von ihm?

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Alessia

Erwarte ich zu viel von ihm?

Beitrag von Alessia »

Hallo zusammen!
Lange schon lese ich hier mit, heute endlich habe ich den Mut gefunden, mich zu registrieren.
Ich bin natürlich nicht alleine, zu mir gehören meine zwei Knuddels (knapp 10 und 16) und mein Partner (ohne Kids). Wir sind beide geschieden und leben seit knapp 2 Jahren zusammen. Mein Ex lebt 2,5 Autostunden von uns entfernt mit seiner neuen Familie. Dies also die Ausgangssituation.
Mein Partner war noch nie der Familienmensch, er liebt seinen Job, hat viele Hobbies. Eigentlich kennen wir uns schon seit unserer Kindheit. Seine Ex konnte keine Kinder bekommen, was ihn nicht traurig stimmte.... Unsere Beziehungen gingen ziemlich zeitgleich auseinander, er wurde wie ich betrogen. Wir sahen uns öfters, unternahmen zu viert Ausflüge und plötzlich war da Liebe. Diese Liebe ist auch heute noch sehr stark, ich habe noch nie einen Mann so sehr geliebt. Aber - und jetzt kommt eben unsere Knacknuss, die Beziehung zu meinen Knuddels, die ist eher oberflächlich. Er sagt auch ganz offen, dass er ihren Daddy nie ersetzen kann (muss er ja auch nicht!). Aber er will oder kann auch keinen Ersatz-Daddy abgeben, da er nicht an die Kids rankommt. Und es ist nicht so, dass diese ihn nicht machen lassen würden. Oh nein, sie suchen immer wieder seine Nähe (möchten mit ihm auch mal knuddeln), aber er kann es irgendwie nicht. Sonst ist er sehr zärtlich.... :-). Aber da blockt er ab. Das wiederum verunsichert meine Kids, da er in der Erziehung eben schon recht mitredet, aber oft einfach auch nur die negativen Dinge hervorhebt.
Beispiel: Tochter bringt eine -6 nach Hause, ist Klassenbeste. Seine Reaktion: Kein Wunder, wenn dich Mama so viel abgefragt hat (dabei war es eine unvorbereitete Prüfung). Er wusste also nicht einmal, wovon sie sprach.
Und so gäbe es noch ganz viele Beispiele zu erzählen, die mich dann jeweils traurig stimmen, da ich den Kids die Enttäuschung ansehe.
Erwarte ich einfach zu viel von meinem Partner, denn es sind ja nicht seine Kids, und er kann nichts dafür, dass ihr Daddy so weit weggezogen ist. Der Kontakt zu ihm beschränkt sich auf Emails und Telefongespräche. Ich würde meinen beiden Knuddels halt gerne wieder eine 'intakte' Familie bieten.... Vielleicht stelle ich auch an mich zu hohe Erwartungen - ich weiss es nicht.
Danke allen, die bis ans Ende gelesen haben :-). Gerne lese ich nun von euren Erfahrungen, vielleicht geht oder ging es ja jemandem ähnlich?
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Alessia

Zuerst einmal herzlich willkommen hier im Forum.

Kann es ev. Angst sein? Wenn dein Partner zu viel körperliche Nähe gibt, dass er dann auch mehr Verantwortung übernehmen müsste?

Möchte er den leiblichen Vater nicht verletzen?

Würde es etwas bringen, wenn die beiden Männer sich mal austauschen würden und er vom leiblichen Vater das o.k. bekommt, Ersatzdaddy zu sein.

Es gibt Männer, die sind da viel pragmatischer, als wir Frauen. Hauptsache, die Kinder haben ein männliches Vorbild um sich und wissen die Kinder gut betreut.
Anita

Beitrag von Anita »

hallo Alessia

herzlich willkommen - lässig, dass du mitschreibst!

dein neuer partner hat sich kein leben mit kindern geplant und ist nun indirekt zu einer wohngemeinschaft mit kindern gekommen. das macht ihn aber nicht zum mann mit gefühlen für kinder und auch nicht zum familienmenschen.
die nähe deiner kinder kann er für sich nicht einordnen. er ist ja nicht in den umgang hineingewachsen, sondern der war plötzlich einfach da.

ich denke ihr solltet genau klären, wie ihr euch das zusammenleben vorstellt und welche grenzen euch dabei sehr wichtig sind.
ein deiner kann zum beispiel sein, dass er deine kinder nicht beleidigt, wenn sie doch schon stolze leistungen vollbringen. weil es DIR wichtig ist!

als ich damals mit meinem mann zusammengezogen bin und noch keine kinder hatte, habe ich gemerkt, dass mich dinge stören die seine kinder tun. zb wenn sie mein badetuch benutzten oder nackig auf meinem (unserem) bett rum geturnt sind....mein mann hat das überhaupt nicht verstanden, weil es doch seine kinder sind und ich ihn liebe - er schloss daraus, dass ich dann auch gleich alles von ihm mitliebe :lol: ....so ist es aber nicht! die liebe zu kinder kann wachsen - muss aber nicht...aber was sie auf keinen fall ist (ausnahmen gibt es sicher) - sie ist nicht einfach da!
heute 11 jahre später empfinde ich zuneigung und freue mich auf sie...lieben aber tue ich meine eigenen kinder und das ist ganz anders. ein gefühl das ich erst kenne, seit ich sie habe!

ich glaube wenn ihr wisst, wie ihr es für euch haben wollt, kannst du es auch deinen kindern erklären und sie werden daraus lernen und es nicht mehr als ablehnung sehen müssen. wichtig finde ich aber schon, dass keine abwertungen ausgesprochen werden!

wünsche dir gute gespräche!
anita
Anita

Beitrag von Anita »

bitte entschuldige.
ich habe das thema geteilt und kann leider carlottas teil- text nur noch so einfügen.
calrotta37 hat geschrieben:Alessia, auch ich habe einen kinderlosen Partner, wir wohnen nicht mal zusammen, denn gerade diese Entscheidung für ein Leben mit Kindern fällt ihm schwer. Er hat vielleicht auch Angst davor. Was ich schätze ist, dass wir sehr offen darüber reden können und er sich mit den Ursachen für seine Ängste auseinandersetzt, jetzt auch mit fremder Hilfe. Denn ganz real ist sein Verhältnis zu den Kindern entspannt und herzlich und es gibt einen merkwürdigen und auch für ihn spürbaren Gegensatz zwischen diesem bereits existierenden Verhältnis und seiner Ablehnung, die er gegenüber einem Familienleben auf Dauer empfindet. Mal sehen.....
Es ist, finde ich, mancmal schon schwer mit einem Partner, der eben NIE im Leben sicher war, dass er Familie will.....
Alessia

Beitrag von Alessia »

Hallo zusammen
Ich danke euch allen für eure Beiträge, schön Anita, wie du es aus deiner Sicht geschildert hast - das gibt eine ganz andere Optik :-).
Ja, es wäre manchmal wohl schon einfacher, einen Partner zu haben mit Kindern als einer ohne.... Bei uns gibt es deswegen immer wieder Spannungen, da er einfach nicht der Familienmensch ist. Ich fühle mich oft immer noch alleinerziehend, obwohl wir zusammenleben. Er geht seinen Weg, ohne Rücksicht, wir drei haben oft das Nachsehen. Aber mit 48 Jahren kann man einen Menschen nicht mehr ändern, das müsste schon er selber wollen, aber da kommt nichts.... Ich werde mir sehr gut überlegen, ob es so weitergehen kann, obwohl ich diesen Mann über alles liebe, aber ich trage meinen Kids gegenüber auch eine Verantwortung. Und ich möchte auch diese glücklich sehen!
Ich werde mich melden, sobald ich mich entschieden habe - allzu viel Zeit gebe ich mir aber nicht mehr.
tarzan
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Registriert: 06.03.2008 17:11

Beitrag von tarzan »

Hallo Alessia
Finde auch das Anita es wieder einmal treffend geschrieben hat.
Erzwingen kann man nichts, das ist so. Vielleicht braucht es einfach
auch noch Zeit, damit er sich mehr öffnen kann.

Mein Mann wünschte sich manchmal auch, dass ich seine Kinder knuddle und herzlicher wäre. Aber ich konnte das auch nicht. Und nur die Kinder zu knuddlen weil dies jemand von mir erwartete, das konnte ich auch nicht.
Ich gab mich so wie ich bin. Das wurde dann auch so akzeptiert.
Ich habe diese Kinder trotzdem sehr ins Herz geschlossen und sie lieb gewonnen. Auch haben wir an den Besuchswochenenen wie eine Familie gelebt, wir waren immer zusammen, soweit es ging. Ich denke trotz das ich sie nicht oft geknuddelt habe, habe ich ihnen vermittelt, dass ich sie lieb habe und sie mir wichtig sind und ich für sie da bin. Und um das geht es schlussendlich, nur knuddeln alleine nützt nichts.

Vielleicht wäre es eine Idee, wenn ihr wieder getrennt wohnt, jedoch nicht eure Beziehung aufgibt ? Sodass jeder sein Reich hat ? Ich könnte mir vorstellen, dass es ihm so wohler wäre und sich die Beziehung zum positiven wendet. Was meinst du ?

grüsse tarzan
15 Jahre Patchworkerfahrung
Alessia

Beitrag von Alessia »

Hallo Tarzan
Ich danke dir für deine Zeilen! Es geht mir in erster Linie gar nicht ums Knuddeln, sondern ums Akzeptieren und Respektieren. Aber genau da hat er je länger je mehr seine Probleme mit den Kids (war am Anfang gar nicht so!). Und wir waren ja zu Beginn unserer Beziehung in getrennten Wohnverhältnissen, da er aber einen internen Jobwechsel in seiner Firma hatte, kam er in eine andere Stadt. Dort kaufte er sich ein riesiges Haus, ich blieb mit meinen Kids am alten Ort zurück. Doch schon bald hatte er das Pendeln satt (seine Zeit ist immer voll ausgelastet), und er machte uns dreien den Vorschlag, zu ihn in sein Haus zu ziehen. Dieser Schritt fiel mir nicht leicht, ich habe lange gezögert, doch die Kids waren von seinem Haus total begeistert :-). Sie gaben dafür sogar ihre Freunde auf und kamen in neue Schulklassen. Ihren Daddy sehen sie nicht oft, da er nicht bei uns im Süden wohnt (wir leben im Tessin). Wenn ich ausziehe, so wird es ihm wohl über kurz oder lang zu mühsam jeweils hin- und her zu pendeln, denn das hatten wir ja schon alles einmal. Aber ohne ihn zu leben, das kann ich mir auch nur schwer vorstellen, so sehr liebe ich ihn.....
tarzan
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Registriert: 06.03.2008 17:11

Beitrag von tarzan »

hallo alessia
Nicht einfach eure Situation. bin überrascht, dass es am Anfang besser war und erst jetzt schlechter.
Die Kinder verdienen auf jeden Fall Akzeptanz und Respekt.

Ich schätze mal er wird nie zum Familienmensch mutieren und dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben wie ihn so zu nehmen wie er ist.

Fragt sich wie er sich sonst so verhält, du hast nur das Notenbeispiel geschrieben.

Wie lange wohnt ihr zusammen ?
15 Jahre Patchworkerfahrung
Alessia

Beitrag von Alessia »

Hallo Tarzan
Wir wohnen nun genau 2 Jahre zusammen, sind auf den Schulbeginn 2006 in sein Haus gezogen. Ja, am Anfang ging es wirklich besser, da hat er sich auch noch nach der Schule erkundigt - heute fragt er keines der Kinder, wie der Schultag war oder was sie so gemacht haben. Ein Beispiel: er musste heute morgen sehr früh raus, da er in die Deutsche Schweiz musste und erst morgen abend wieder zurückkommt. Aber er fand es nicht für notwendig, den Kindern etwas zu sagen. Die gingen in ihre Betten, wie üblich, haben ihm gute Nacht gesagt, was er erwidert hat, und das wars.... Aber ich weiss, es sind ja nicht seine Kinder, aber wir leben doch unter einem Dach, die beiden nehmen sehr viel Rücksicht, wenn er zum Beispiel am Abend noch arbeiten muss und verziehen sich leise in ihre Zimmer. Da hätte ich vielleicht einfach erwartet, dass er ihnen ein tolles Weekend wünscht (trotz stömendem Regen :-)), aber so gar kein Wort. Männer ticken eben anders als wir Frauen, das ist definitiv so!! Wobei es sicher Ausnahmen gibt, auf beiden Seiten.
Anita

Beitrag von Anita »

hallo Alessia

gerade das anders ticken sollten wir in der kommunikation beachten. wir frauen erwarten sehr oft, das die männer "fühlen" was wir wollen.....dabei funktionieren männer faktisch - sagen sich was sie meinen - nix erfühlen...

darum ist es so wichtig, dass wir unsere bedürfnisse auch sagen. so geben wir ihnen überhaupt die chance es anders zu machen!
gleichzeitig leben wir auch den kinder vor, dass wir für uns einstehen - ist also doppelt praktisch :)

also nächstes mal lieber gleich sagen "mir ist wichtig, dass...." oder "ich würde mir wünschen, dass...."

ich erwähne es mal wieder - mir hat das gordon- kommunikations-training da sehr geholfen und hat viel entspannung in die beziehung gebracht - ich bin ein fan davon :D
www.gordontraining.ch

en schöne suuntig
anita
Alessia

Beitrag von Alessia »

Hallo Anita
Besten Dank für deinen Hinweis auf dieses Gordon-Training. Habe auf der Homepage gelesen und es hat mich sehr angesprochen!! Bloss, gibt es da auch Kurse im Tessin? Habe alle nur in der Deutschen Schweiz gesehen, und das ist doch etwas weit. Könntest du das allenfalls in Erfahrung bringen? Das wäre sehr lieb, denn genau das wäre wohl der richtige Ansatzpunkt bei unserer Problematik.
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag nachmittag!
LG Alessia
Anita

Beitrag von Anita »

es freut mich, dass dich das gordontraining anspricht :D

ich habe dir per PN die adressen aus dem tessin zukommen lassen - bitte gib mir doch bescheid, ob es geklappt hat.


lg
anita
Alessia

Beitrag von Alessia »

Hallo zusammen

Wie sich herausgestellt hat, sagt meinem Partner das Gordontraining überhaupt nicht zu. Ich aber habe, ohne es zu merken, schon den richtigen Ansatz gemacht, in dem ich meine Sätze mit: 'ich würde mir wünschen, dass du den Kids.... oder es wäre mir wichtig....' gebraucht habe. Und genau diese Sätze haben meinen Partner jeweils auf die Palme gebracht. Denn er kam dann immer mit dem Gegensatz: 'Und wer fragt mich, was ich mir wünsche?'
So muss ich nun schweren Herzens einsehen, dass er wohl auf die Dauer doch nicht der richtige Partner für eine Frau mit Kids ist.... das tut sehr weh, denn ich liebe ihn über alles! Aber hier geht es nicht nur um mich, es geht um meine Kinder, die in ihrer Persönlichkeit von ihm nicht wahrgenommen werden.
Deshalb werde ich auf den 1. November mit ihnen aus seinem Haus wieder ausziehen - was aus unserer Beziehung wird, das weiss ich im Moment noch nicht. Es ist einfach nur traurig, denn ich fühle mich meinen Kids gegenüber als Versagerin, wollte ihnen eine intakte Familie bieten, und nun müssen sie schon wieder Abschied nehmen von einem Menschen, den sie beide eben doch auch in ihre Herzen geschlossen haben....
Anita

Beitrag von Anita »

hallo Alessia
'Und wer fragt mich, was ich mir wünsche?'
hier wäre "aktiv zuhören" ganz wichtig.

aber du hast jetzt einen entscheid getroffen für dich und deine kinder und ich möchte dir dafür viel kraft wünschen!
manchmal passt es auch einfach nicht....

meldest du dich wieder....ich fänds schön zu erfahren wie es euch geht :)

lg und alles gute
anita
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