Neue Wege im Beruf?

Meine persönliche Entwicklung, Erfahrung
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carlotta37
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Neue Wege im Beruf?

Beitrag von carlotta37 »

Wer von Euch hat ähnliche Erfahrungen gemacht oder sogar wirklich die Konsequenzend araus gezogen und sich mit Mitte 30 nochmal beruflich neu orientiert???

Ich habe einen Job, den ich eigentlich sehr liebe, der sich aber mit Kindern denkbar schlecht vereinbaren lässt. Einerseits habe ich die letzten Jahre sehr gekämpft udn viel investiert, um überhaupt in "meinem " Bereich nochmal eine Chance zu bekommen. Andererseits bin ich manchmal auch hoffnungslos überarbeitet und unendlich müde.

Die eigenen Bedürfnisse erkennen, darum ging es hier oft in anderen threads: meine sind so einfach - etwas mehr Zeit, um am Leben meiner Kinder teilzunehmen, das wäre mein grösster Wunsch. Und auch ein klein wenig mehr Zeit für die Partnerschaft.
Manchmal, wenn ich bei der Arbeit sitze, frage ich mich: war es das wert? Und denke ernsthaft darüber nach, mich nochmal neu zu orientieren.

Aber wir müssen leben und da ich keine Alimente bekomme, auch nciht für die Kinder, sehe ich einfach keine Möglichkeit, als durchhalten. Und was, wenn es mal nicht mehr geht? Wenn ich krank werde? Oder durch unglückliche Umstände arbeitslos?

Den Beruf habe ich gewählt als ich jung war und mir keine Gedanken machen musste über die Vereinbarkeit von Job und Kindern. Heute würde ich mich anders entscheiden...vielleicht....

Wer kennt solche Situationen? Gibt es hier jemanden, der den Mut hatte, nochmal etwas ganz Neues zu lernen und auszuprobieren? Und - für mich ja wichtig - die Kinder damit auch ernähren kann?
tabida
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Beitrag von tabida »

Ich hatte einmal eine Arbeitskollegin, die dann - mit 2 Kindern, ohne Allimente, allerdings mit Allimentenbevorschussung - noch eine Ausbildung als Tanzlehrerin gemacht hat. Eine andere Kollegin hat mit 40 Jahren - 3 Kinder ebenfalls mit Allimentenbevorschussung - noch die Matura nachgeholt und dann Theologie studiert. Nebenbei haben beide immer mal wieder teilzeitlich etwas gearbeitet.
Für mich wär das nichts und ich weiss auch nicht wie die das gemacht haben, aber es hat funktioniert!

Wie sieht es denn bei Dir mit Allimentenbevorschussung aus? In der Schweiz hat man ja ein Recht darauf und in Deutschland gibt es doch auch so etwas bis die Kinder 12 Jahre alt sind. Hast Du Dich da schon mal erkundigt? Vielleicht könntest Du dann ja Deine Arbeitszeit reduzieren und so einmal "Luft" bekommen.
Bei weniger Einkommen kosten ja auch Hort und Mittagstisch weniger.
Bei uns werden übrigens immer wieder Leihgrosseltern und Paten/Patinnen vertmittelt. Wär vielleicht für Euch auch etwas.
val
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Beitrag von val »

Hallo Carlotta

Aus Deinem Posting spricht für mich ziemlich deutlich, dass Du am Anschlag läufst. Du arbeitest 100% und von Deinem Arbeitgeber kommt nicht viel Verständnis wenn eines Deiner Kinder krank ist. Du musst ganz bestimmt keinen Ferientag beziehen, wenn Du kranke Kinder hast, es ist gesetzlich geregelt, dass Du pro Krankheitsfall 3 Tage zu Hause bleiben kannst um Dein Kind zu betreuen.

Wenn Dich der Job so belastet, dann musst Du das unbedingt ernst nehmen. Das hälst Du so keine 30 Jahre mehr aus, da kannst Du sicher sein. Du spürst ja ziemlich deutlich, dass Dich das erdrückt.

Hast Du dir schon mal überlegt, welches Pensum Du mit den Kindern vertretbar finden würdest, und wieviel Du unbedingt verdienen musst? Welche Berufe mit deinem "verwandt" sind, wo Du Fuss fassen könntest ohne zuerst eine Ausbildung machen zu müssen und die Dir gefallen würden? Vielleicht hilft auch ein Gespräch mit einem Berufsberater.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
Never ever give up
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Carlotta

Musste mir zu deiner Frage erst ein paar Tage Zeit geben.

Den Gedanken an einen beruflichen Neuanfang hatte ich mit etwa 35 Jahren. Ich war noch so richtig fest verheiratet und wollte finanziell etwas unabhängiger sein und zudem hatte ich einen riesigen Freiheitsdrang.

Ich ging zur Berufsberatung und hatte spannende Gespräche. Ich hatte gerade meine kreative Phase und es ging darum, mich in einem artverwandten Beruf weiterzubilden oder die Branche zu wechseln. Meine Beraterin empfahl mir, etwas im Kaufmännischen zu tun und mich im Personalbereich weiterzubilden. Das war mir aber zu wenig kreativ.

Ich liebäugelte mit dem Beruf Innenarchitektur, wollte aber nicht so lange studieren, hatte auch nicht die Zeit und Energie dazu. Gerade in dieser Zeit hatte man einen neuen Lehrgang entwickelt.
Wohnberater 1 für Leute aus der Möbel, Sanitär, Stromer, Maler etc. Branche. Eine ganzheitliche Einrichtungsausbildung
Wohnberater 2 ging dann noch weiter Richtung Innenarchitektur.

Ich wollte diese Ausbildung machen. Es scheiterte aber daran, dass ich gesundheitlich keine Kraft gehabt hätte, den Weg nach Bern und das Schleppen von Schulbüchern zu bewältigen. Heute reut es mich. Ich bin sicher, in einem Möbelladen mit Lift könnte ich auch mit Rollstuhl arbeiten.

Dann vor 3 oder 4 Jahren hatte ich erneut einen Schaffensdrang. Ich hatte so viele Nähaufträge, entwarf Strickmode, erstellte sogleich den Protottyp und die Strickanleitung dazu. Leider ist der Verdienst nicht gerade rosig. Als bei uns ein kleines Lädeli zmizt im Dorf frei wurde hätte ich dort gerne mein Atelier eröffnet. Ev. zusammen mit einer Kollegin, die schon ein grosses Atelier geleitet hat. Ich träume immer noch von meiner eigenen Kollektion für zierliche Frauen.
Leider wurde nichts daraus.
Und im Moment habe ich überhaupt keinen Drive mehr für solche Sachen.

Meine Berufsberaterin gab mir den Rat, während der Kinder-/Erziehungszeit einfach nur einen Job zum Geldverdienen zu suchen und mich dann zu verwirklichen, wenn das Kind flügge ist.

Meine Frage an Dich: Liegt dein Frust am Job oder an deinem Arbeitgeber?

Gruss Bernina
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo und vielen Dank für die Rückmeldungen!

Es stimmt, val, ich laufe am Anschlag....bin am Donerstag noch arbeiten gegangen und war eigentlich schon krank - dann ins Wallis zu meiner Mutter und heute zurück, mit zwei ebenfalls kranken Kindern und mich hat es jetzt so richtig erwischt. Bronchitis UND Mittelohrentzündung, das dauert jetzt erstmal. Die doofen Kommentare von meinem Chef kann ich mir schon lebhaft vorstellen....

ABER: ich habe sehr gekämpft, in "meinem" Bereich tätig sein zu können und war stolz darauf! Nur ist es irgendwie halt auch nicht mehr als ein Sekretärinnenjob. Fachlich könnte ich mehr machen, aber da würde dann eben noch viel mehr Flexibilität verlangt und zeitlicher Einsatz - das geht jetzt mit den Kindern noch nicht. Da denke ich dann manchmal, lohnt sich das alles? Wenn ich von einer Bekannten höre, dass eine Institutssekretärin an der Uni viel, viel mehr verdient als ich und viel angenehmere Arbeitszeiten hat...zum Beispiel....
Ich habe mich eben an der Hoffnung festgehalten: jetzt bleibe ich dran und wenn die Kinder älter sind, kann ich sozusagen "aufsteigen" und was Interessanteres machen. Vielleicht....ist ja dann auch noch Glück....

Inzwischen zweifle ich da oft. Die Kinder sind JETZT klein und ich habe kaum was von ihnen. Dazu der ständige Druck. In Deutschland war es schlimmer, insofern hier erstmal eine Erleichterung. Der Chef an sich ist okay, es ist eben eine kleine Firma und da geraten alle unter Druck, wenn einer krank ist.

Val, weniger als jetzt dürfte ich nicht verdienen. Wenn ich aber wie oben von anderen Gehältern bei einer im Prinzip gleichwertigen Arbeit höre, denke ich, ich könnte mit 80% auskommen, z.B. an der Uni. Dazu wären dort die Arbeitszeiten angenehmer, ich könnte früher anfangen und dafür auch früher gehen...Das wäre schon eine grosse Erleichterung! Das Problem ist eher, ich habe gar keine kaufmännische Ausbildung sondern studiert und danach immer im gleichen Bereich gearbeitet. Ob ich woanders überhaupt noch eine Chance habe? Ich könnte es sicher, aber meine Bewerbungsmappen wären etwas mager....

Tabida, mir hat man gesagt, Alimentenbevorschussung wäre abhängig vom Einkommen und man müsste es ausserdem irgendwann zurückzahlen. Das Einkommen dürfte dann nicht höher sein als Sozialhilfe und deswegen hätte ich keine Chance...In Deutschland bekommt man UVG, unabhängig vom Einkommen, aber nur maximal 6 Jahre bzw. bis zum 12. Geburtstag des Kindes.
Berufsberatung wäre noch eine Idee...Doofe Frage: wer ist dafür zuständig in der CH?

Jetzt muss ich erstmal wieder gesund werden und diese Dinge ein wenig sacken lassen...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, entschuldige, dass ich erst so spät antworte: mein Bruder ist beruflich völlig umgestiegen. Mit 40. Er war Bänker in der früheren DDR und ist jetzt Deutschlehrer in Lausanne.

Hier in der Gegend suchen Schulen zum Teil händeringend Deutschlehrer oder Sachfachlehrer, die auf deutsch ihr Fach unterrichten können.

Es war nicht leicht für meinen Bruder, er musste noch mal an die Uni, dazu war er die ersten zwei Jahre an eine Privatschule und die machen immer nur Jahresverträge, so muss man jedes Jahr bangen, seine Frau ist nachgekommen (aber inzwischen haben sie sich trotzdem getrennt) und hat einen guten Job bei der Post gefunden, dabei sprach sie zuerst überhaupt kein Französisch - aber in manchen Bereichen in der Welschschweiz sind Deutschkenntnisse so gefragt, dass die Firmen viel dafür tun.

Im Sommer ist mein Bruder jetzt fünf Jahre später mit seinem zweiten Studium fertig und wird verbeamtet (inzwischen arbeitet er an einer öffentlichen Schule...). Ja, er verdiente mehr als Bänker... und vor allem waren die Lebnshaltungskosten in der früheren DDR sehr viel geringer als in der Schweiz. Aber er hat zum Beispiel 20 Kilo abgenommen, ist wie ein neuer Mensch, würde es jederzeit wieder tun...
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Carlotta

Soviel ich weiss gibt es in jedem Bezirk eine Berufsberatung. Und bei mir war der Besuch noch kostenlos. Ich kann dir das nur empfehlen.
Warst du auch mal bei einer Stellenvermittlung?

Ein Job an der Uni wäre wirklich cool und du hättest bestimmt mehr Ferien oder Sekretariat an einer Schule. Da hast du sicher nicht gerade 12 Wochen Ferien, aber bestimmt mehr als 4. Plüsch könnte dir da sicher mehr darüber sagen.

Als ich nach der Scheidung unbedingt Geld dazuverdienen musste, habe ich Visitenkarten gedruckt und drauf geschrieben, was ich alles für Fähigkeiten haben und was ich alles machen würde, um Geld zu verdienen. Und diese Kärtchen habe ich ganz bluffig allen verteilt mit denen ich ins Gespräch kam. Das eine oder andere wurde weitergereicht und plötzlich hatte ich viele Aufträge. Auch ein Kollege hat das kürzlich gemacht. Mit all seinen Ausbildungen und Jobs. Und prompt wusste einer eine Firma, die gerade einen solchen Mann sucht.

Wenn du studiert hast, bringst du doch eine gewisse Lernbereitschaft mit - oder liege ich da verkehrt?
tabida
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Beitrag von tabida »

carlotta37 hat geschrieben: Tabida, mir hat man gesagt, Alimentenbevorschussung wäre abhängig vom Einkommen und man müsste es ausserdem irgendwann zurückzahlen. Das Einkommen dürfte dann nicht höher sein als Sozialhilfe und deswegen hätte ich keine Chance...In Deutschland bekommt man UVG, unabhängig vom Einkommen, aber nur maximal 6 Jahre bzw. bis zum 12. Geburtstag des Kindes.
Die Alimentenbevorschussung ist zwar abhängig vom Einkommen - aber je nach Kanton unterschiedlich. Vielleicht hilft Dir dieser Link weiter:
http://www.1eltern.ch/alimentenbevorsch ... hp#grenzen


Zurückzahlen muss das der Vater - er zahlt ja nicht macht die "Schulden" (ich habe gemeint, bei UVG sei das ebenso). Allerdings greifen sie notfalls auch auf das Erbe zu, wenn der Vater stirbt. Also für Dich und die Kinder hast Du da nichts zu befürchten.
Ich würd mich auf jedenfall einmal danach erkundigen "Fragen kostet nichts". Im Kanton Zürich sind in der Regel die Jugendseretariate dafür zuständig, in der Stadt Zürich gibt es eine zentrale Stelle. Das findest du sicher übers Internet. Natürlich müsstest Du Deine finanziellen Verhältnisse offen legen und sicher bist Du unabhängiger, wenn Du alleine für alles schaust. Aber es hat niemand etwas davon, wenn Du einmal plötzlich nicht mehr kannst.

Gute Besserung
Tabida
val
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Beitrag von val »

Hallo Carlotta

Wenn Dich eine Stelle an der Uni interessieren würde, dann streck unbedingt die Fühler aus. Mach Dir nicht so grosse Sorgen wegen der Ausbildung, gerade in grossen Unternehmen sind die Personalchefs mittlerweile so fortschrittlich, dass sie mehr Wert auf Erfahrung und Potential legen als auf die ausgewiesenen Ausbildungen. Klar gibt es Dinge, die Du können musst, als Sekretärin z.B. mit dem PC zurechtkommen und Deutsch beherrschen, gut organisieren können und speditiv arbeiten. Das geht ja aus dem, das Du jetzt machst, bereits hervor.

Die Idee mit den Visitenkarten von Bernina finde ich auch sehr gut. Mund-zu-Mund-Propaganda ist immer was vom besten, gerade wenn Du irgendwo quer einsteigen willst. Wenn Dich jemand empfehlen kann und Du nicht auf eine ausgeschriebene Stelle mit zig andern Bewerbern in einen Betrieb reinkommst, dann hast Du die grösseren Chancen.

Es ist schon so, dass der Beruf einen anderen Stellenwert bekommt, wenn er mit den Kindern vereinbart werden soll. Da stehen plötzlich flexible Arbeitszeiten und der Lohn viel mehr im Vordergrund als die berufliche Erfüllung und Karriereträume. Es muss ja nicht heissen, dass Dein angestammter Beruf für alle Zeiten vom Tisch ist, wenn Du dich in den nächsten Jahren mehr auf Deine Bedürfnisse als berufstätige Mutter konzentrierst.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Anita

Beitrag von Anita »

hallo charlotta

ich war auch gerade mitte dreissig, als ich mit meiner umschulung begonnen habe. mein ursprünglicher beruf ist während meiner kinderpause ausgestorben und so musste ich mich zwangsläufig anders orientieren. ich habe sehr auf ein stipendium gehofft, da wir als patchworker und alimentenzahler ja schon viele auslagen haben....leider wurde mir dies aber schnell abgewiesen - die ausbildung in modulen lasse mir ja raum, ich könne nebenbei arbeiten. super, ohne beruf so arbeiten, dass ich nebst dem kinderbetreuungsgeld noch genug übrig habe um eine 3-jährige ausbildung zu finanzieren? :(
einfach wird es einem ja schon nicht gemacht....
na irgendwie geht es bis jetzt, aber es ist schon sehr anstrengend und belastend....jedoch liebe ich meine arbeit und würde auf jeden fall wieder so entscheiden :D
erkundige dich doch mal via einer laufbahnberatung. berufsberatung war für mich nur geld ausgeben - gebracht hat sie mir nichts!

alles gute
anita
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