Hausschlüssel während unserer Abwesenheit mitgenommen

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Delphia
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Hausschlüssel während unserer Abwesenheit mitgenommen

Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Ich versuche, mich kurz zu fassen.

Es war abgemacht, dass die 3 Mädels während der ersten zwei Wochen der Sommerferien bei der Mama sind. Unsere Zweite hat der Mama gesagt, sie verbringe das Wochenende vom Open Air in Frauenfeld und anschliessend käme sie nicht zur Mama, sondern gehe zu einer Freundin für eine Woche. Die Mama wohnt knapp 200 km von uns entfernt. Die besagte Freundin wohnt im Nachbardorf von uns. Wir wohnen in der Nähe von Frauenfeld. Wir waren in der Woche nicht zu Hause.

Wie würdet Ihr reagieren, wenn rauskäme, dass Eure Tochter sich heimlich durch einen Trick den Schlüssel von zu Hause mitgenommen hat und während unserer Abwesenheit in unserem Haus mit der Freundin war und einige Tage später nochmals mit den Schwestern und der Mama, die bei uns nicht ins Haus darf, bei uns war. Den Schlüssel hat sie heimlich wieder zurückgelegt, als der von uns alarmierte Nachbar zu uns rüber ist, um das Haus abzuschliessen und zum Rechten zu schauen. Vorausschicken muss ich vielleicht, dass bei uns etwa mal Geld verschwindet. Des Öfteren Sachen von mir einfach kaputt gehen wie kürzlich z. Bsp. meine Hochzeitssandaletten. Wer dafür zuständig ist, wissen wir nicht.

Nur keine Panik, ich habe mich schon längst wieder beruhigt. Trotzdem bin ich froh um Tips, denn es stehen noch mehr Sachen an, bei welchen wir unseren Kindern trauen sollen. Das kann ich unter den Umständen einfach nicht. :( Ich habe das Gespräch mit den Kindern auch schon bezüglich Vertrauensbildung usw. gesucht. Ich bin immer wieder über meinen Schatten gesprungen und habe vertraut, aber ich bin seit einiger Zeit nicht mehr dazu fähig. Indem ich in dieser Sache über meinen Schatten gesprungen bin, haben wir die letzten 2 Wochen alle zusammen in Spanien verbracht. Es war wunderschön und es ist alles gut gegangen. Da staunt Ihr, oder? :wink:

Freue mich auf Eure Beiträge! :)
Delphia
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Sandy

Jetzt habe ich das alles gelesen und muss zuerst mal tief durchatmen. Meine Kopfbewohner melden mir, dass ähnliche Situationen irgendwann auch bei uns möglich wären.

Die Jungs wohnen ja (noch) nicht bei uns und haben aus diesem Grund keinen freien Zugang zu unserem Haus. Aber dieser Thread gibt Anlass mit meinem Freund mal darüber zu diskutieren.

Meine erste Reaktion wäre, dass ich sehr enttäuscht und traurig wäre und das den Kindern auch so sagen würde. Wie die Konsequenzen aussehen würden, weiss ich auch nicht. Aber sie müssten mir erst wieder beweisen, dass man ihnen vertrauen kann. Und wertvolle Sachen und Geld würde ich in Zukunft sicherer versorgen.

Das einzige, was bei uns verschwindet, resp. heimlich getrunken wird, das sind alkoholfreie Panache's.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Hallo Sandi,

ich wäre sicher auch erst mal wütend und enttäuscht, und wie ich mich kenne, würde ich mir Vorwürfe machen.

Könntet ihr zu dritt (Vater, Mutter und du) mit der Tochter darüner reden? Es gaht ja nicht an, dass ein Vertrauensbruch hingenommen wird, auch wenn man davon profitiert, wie die Mutter es wohl gemacht hat.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Nisli
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Beitrag von Nisli »

Hallo Sandi

Hmm das kommt mir bekannt vor :lol: .

Seit mein 2. Mann bei uns wohnt (2003), wurde immer wieder etwas geklaut oder kaputtgemacht. Ich lese dieses Problem aber immer wieder. Eines fällt mir auf, diese Sachen passieren sehr oft in Patchworkfamilien. Warum? Ich denke mal, wir haben den Kindern auch etwas "geklaut", nämlich die Familie! Man kann noch so gut zusammenleben, Probleme wälzen etc. doch man ist nie wieder eine "normale" Familie. Aus diesem Grund beklauen sie uns, und sind sich keiner oder kleiner Schuld bewusst. :evil: Bei mir hat es geholfen, indem ich meinen Kindern immer wieder erklärt habe, dass sie es auch nicht schätzen, wenn man ihnen etwas klaut und das das halt Konsequenzen hat. Sie dürfen nie wieder alleine sein oder kommen in ein Ferienheim :wink: .

Ich habe nun bei uns schon lange alle Schlüssel versteckt und schliesse unsser Schlafzimmer schon lange ab. Meine Tochter ist nun 18J und es hat sich schon sehr vieles verbessert! Mein Sohn 19J lebt zum Glück nun beim Vater, da ich keine Nerven mehr für ihn hatte. :wink:

Man darf nie vergessen, wir sind Patchworkers und keine heile Familien !
Suche interessante Patchworkleute, welche schon grosse "Kinder" haben :-)!
Bernina

Beitrag von Bernina »

Das Patchworken bringt auch mit sich, dass Kinder nicht mehr nur EIN Zuhause und nur EIN Erziehungs/Bezugspersonen-Paar haben.

Wenn sie also was anstellen, haben sie die Chance, nach ein paar Tagen, spätestens am WE zum anderen Zuhause zu gehen und bis sie zurück sind, ist alles wieder vergessen und verziehen. Geschiedene Mütter/Väter sind vermutlich viel toleranter, weil man doch immer um die Liebe der Kinder kämpft, auch wenn man das nicht zugeben würde.

Genauso schwierig ist es mit der Erziehung. Wenn sie am Sonntag was anstellen, was soll dann die Konsequenz sein? Dass sie am Abend nicht fernsehen dürfen? Na super! Am Abend sind sie ja gar nicht mehr da. Und diese Strafe bis nächstes WE hinausdehnen macht ja auch keinen Sinn.

Vielleicht empfinden sie nicht den gleichen Respekt gegenüber Menschen/Waren, weil sie nicht ständig an diesem Ort wohnen.
Bine
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Beitrag von Bine »

Hallo Sandi

Das ist ein sehr interessantes Thema.... :wink:
Und ehrlich gesagt : das könnte bei uns in abgewandelter Form auch passieren.
Ich selber bin leider ein eher misstrauischer Mensch :(
Und ich muss sagen, dass ich wohl vorher mit den Eltern der Freundin Kontakt aufgenommen hätte, um mich zu vergewissern, dass sie die gleichen Informationen haben. Irgendwie denke ich in solchen Momenten immer : Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Aber nun denn: es ist passiert, was nun?

Wir reden mit den Kindern darüber,welche Gefühle und Reaktionen in uns ablaufen. Einfach damit die Kinder auch mal unsere Seite hören . Tja und dann hat sich folgende Frage bewährt: Welche Wiedergutmachung bietest du uns an? Der Ärger, die Angst oder was auch immer haben uns viel Kraft gekostet, was bist du bereit uns dafür zu geben?

So hat meine Tochter in den Ferien die ganze Ferienwohnung geputzt, weil sie am letzten Abend 2 Stunden zu spät heimkam und alle in grosser Sorge um sie waren. Es hat gut geklappt, weil sie die Höhe und Art der Wiedergutmachung bestimmen konnte.

Vielleicht hilft diese Erfahrung etwas. Probier es doch mal aus.

Viel Glück
Bine
Anita

Beitrag von Anita »

hallo sandi :)

ich bin etwas verwirrt und fragen tun sich mir auf.

die mädchen sind vom alter her ja eigentlich in der lage "ihren" schlüssel, zu ihrem zu hause zu haben - oder?
das kinder ihr zu hause aufsuchen finde ich ok. nicht in ordnung ist aber, dass dies nicht offen kommuniziert wird, wenn eigentlich die pläne anders waren. aber wenn es so nahe ist, sehe ich nichts schlimmes daran, wenn sie schnell zu hause vorbei schauen?

wie stehst du/ihr beide als eltern, genau dazu?
sind die mädels gäste in "deinem" haus oder leben sie da genauso, wie auch deine kinder?
ich frage, weil ich denke, dass die grundeinstellung deiner-/eurerseits dazu entscheidend ist, wie sich die kinder fühlen in ihrem heim, denn genau das könnte auch erklären, warum sie so handeln und kein vertrauen aufgebaut werden kann!

das die mutter der kinder in euer haus geht, finde ich auch SEHR unpassend und das täte mich enorm stören. eigentlich könnte man dies vermutlich sogar anzeigen. wie ich reagieren würde, kann ich nicht mal sagen :?


"Vertrauen wird dadurch erschöpft, daß es in Anspruch genommen wird."
Bertolt Brecht (1898-1956), dt. Dramatiker u. Dichter

ich habe das gefühl, dass ihr euch in einer negativspirale befindet, aus der der ausweg nicht einfach zu finden ist, um wieder auf eine basis zu kommen, wo vertrauen aufgebaut werden kann. eine neutrale familienbegleitung von aussen, könnte hier vielleicht vermitteln. wäre das was für euch? falls ja, hätte ich in der region frauenfeld ev. eine adresse :wink:
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen/Fragen usw. Ich habe ein Paar Tage gebraucht, um meine Antwort zu formulieren.

Vom Alter her sind die Mädels selbstverständlich in der Lage einen Schlüssel von zu Hause dabei zu haben. Gerne würde ich einen Schlüssel geben, nur: die Älteste verliert ständig Sachen (Bsp: Geld am Bancomat liegen lassen), die Zweite hingergeht uns (Bsp: Videoabend mit Freundin bei uns zu Hause, der mit uns abgesprochen war, daraus wurde Saufparty mit Freundinnen und Jungs nicht mit uns abgesprochen). Die jüngeren drei sind noch nicht ganz so weit. Zudem wurde bis vor kurzem Geld geklaut oder Sachen von mir kaputt gemacht. Mit den Nachbarn war abgemacht, dass sie in der Woche jederzeit ins Haus kann, um was zu holen oder so. Sie ist von sich aus während der Woche ins Haus mit einer Freundin, ohne jemandem etwas zu sagen. Im Notfall (übernachten usw.) hätte sie oder die Nachbarn uns anrufen sollen.

Die Woche bei der Freundin: nach dem Zwischenfall hätte ich auch mit den Eltern der Freundin telefoniert, um sicher zu gehen, dass sie überhaupt dort war. Sie hat gesagt, sie sei während der Woche nie ins Haus gegangen (was nicht stimmt, siehe oben).

Alle fünf Kinder sind hier zu Hause. Sie haben schon früher hier gewohnt, es ist aber so, dass ich mit meinen Kindern lange als "Gast" geduldet wurde. Ist heute nicht mehr so. Es ist niemand mehr Gast in unserem Haus, zumindest fühlen sich die Kinder nicht so.

Unser Grundproblem: die Mutter. Sie kümmert sich nicht um Regeln (Bsp: als sie den Fahrausweis abgeben musste, ist sie trotzdem Auto gefahren, das haben die Kinder mitgekriegt) usw. Anzeigen können wir sie nicht, da sie nicht mehr im Haus war, als der Nachbar gekommen ist. Man kann bei uns eben durch das Wohnzimmer in den Garten und dann nach vorne kommen...

Familienbegleitung: wir waren erst gerade in einer Familientherapie. Der Therapeut meinte nach einigen Sitzungen, dass alle Familienmitglieder gewillt seien so weiter zu machen. Sie wüssten nun, wo der Schuh drückt und sie würden sich bemühen.

Mein Mann hat mit seinen Töchtern alleine gesprochen. Das Ganze hat keine Konsequenzen, er begründet es damit, dass es nicht ganz klar abgemacht war mit dem Schlüssel. Unsere Zweitälteste könne also nichts dafür.

Für mich sieht die Sache schon ein bisschen anders aus. In den Ferien, als wir alleine waren, habe ich mit ihm gesprochen. Dabei hat er gesagt, er habe seinen Töchtern gegenüber Schuldgefühle, weil sie früher ab und zu in Lebensgefahr gewesen sind. Das kann ich verstehen aus den geschilderten Situationen (haarsträubend). Nun ist es so, dass er ihnen fast jeden Wunsch erfüllen will. Ich sehe es so, dass die Mädels eigentlich sehr froh sind, dass wir eine "Familiengemeinschaft" bilden. Sie mögen mich auch, aber ich bin halt eben ihr Sündenbock, wenn etwas nicht nach ihrem Gusto geht. Wenn sie vom Besuchsrecht mit der Mama zurückkommen, nehmen sie eine abwehrende Haltung mich gegenüber ein. Mit der Zweiten habe ich das Problem mal besprochen. Ihre Aussage war dann: "Wir müssen halt wegen Mama. Mama weiss ja, dass wir nicht bei ihr leben können, trotzdem ist es für sie schwer." Anders verhalten sie sich, wenn sie mit dem Mann der Ex-Frau zurückkommen (sie ist nicht dabei): es ist eine freundliche Atmosphäre sogar zwischen meinem Mann und der Mann der Ex.

Fazit für mich: 1. ich muss wissen, was ich wirklich will. 2. ich muss meine Meinung klarer ausdrucken (Freude, Begeisterung, Stolz, Wut, Trauer, Enttäuschung). 3. Die Konsequenzen müssen durchgesetzt werden -> wir haben, als die Mädels in die Oberstufe gekommen sind, eine Vereinbarung aufgesetzt, mit welcher sie einverstanden waren (kein Diktat von oben). Die Konsequenzen sind zwar nicht erwähnt, aber es steht, dass es von ihnen abhängt, wieviel man ihnen vertrauen kann und auch Freiheiten gewähren kann usw.

Es ist halt manchmal sehr schwer zum Tragen... Das kennt Ihr doch auch?

Liebe Grüsse
Delphia
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Anita

Beitrag von Anita »

liebe sandi

danke für deine ausführliche antwort, die sehr klärend ist.

ich möchte noch abschliessend berichten, dass aufgestellte regeln immer auch aufgestellte konsequenzen bedeutet. regeln ohne darüber geredet zu haben, was passiert, wenn sie nicht eingehalten werden, funktionieren nicht oder nie lange. -> wird zb bei triple p genau beschrieben.
natürlich werde auch diese konsequenzen gemeinsam vereinbart. kinder sind oft strenger damit als wir das wären :wink:

grüessli
anita
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Anita

Vielen Dank für den Tip. Kenne das Triple P Programm, ist gut. Wende ich an, aber trotzdem manchmal fällt es mir schwer, wenn man so verletzt wird. Weisst Du, Aussagen wie "verpiss Dich" tun wirklich weh, vor allem wenn man an einer Auseinandersetzung gar nicht beteiligt ist :cry: .

Werde am Wochenende, mit den Kindern die Vereinbarungen wieder durchgehen und entsprechend die Konsequenzen besprechen. Mal sehen, was sie vorschlagen :wink:. Anschliessend werden diese auch schriftlich festgehalten als Anhang der Vereinbarung.

Heute Abend werde ich das Thema anschneiden, damit sich die Kinder Gedanken machen können.

Somit ist eine Lösung wieder in Sichtweite gerückt :D .
Delphia
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Anita

Beitrag von Anita »

viel erfolg :) !

auf ein "verpiss dich" würde ich ganz nach gordonkommunikation reagieren:

"so, dir wäre es also recht, wenn ich mich verpisse" - so halb fragend...

sehr selten folgt ein "genau"....meist kommen dann sachen wie: "ich bin einfach sauer weil...."

so entstehen, dank "aktiven zuhören" oft gute gespräche und der schauderlich unnette einstieg rückt weit nach hinten.

...ja und manchmal halt auch nicht :lol: ....aber das gehört wohl auch zum kinder haben :D

en schöne abig!
anita
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