Sollen wir zusammen ziehen

Fragen, Probleme und Sorgen...
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blueline
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Sollen wir zusammen ziehen

Beitrag von blueline »

Liebe Patchworker, liebe Forenmitglider
Ich brauch da mal einen Rat:
Meine Freundin:
48 Jahre, 3 Kinder aus langer erster Ehe. Haus (renovierungsbedürftig), noch nicht geschieden, aber seit 4 Jahren getrennt lebend. Die Eigentumsverhältnisse sind ungeklärt und strittig. Die Kinder sind 19, 15 und 11 Jahre alt. Der leibliche Vater zahlt Unterhalt, wohnt aber berufsbedingt 600 km weit weg. Die Finanzierung des Hauses ist wackelig. Meine Freundin arbeitet in Schichten –früh-mittag-spät-.

Ich selbst:
Auch 48 Handwerksmeister mit eigener Firma und wohne auch dort. Geschieden, Altlasten sind aufgearbeitet, Immobilie geklärt Es ist immer viel zu tun. Sohn aus erster Ehe (19 Jahre), aber weit weg. Der Kontakt zu meinem Sohn ist eher dürftig.

Meine Freundin und ich:
Wir lieben uns sehr und sehen uns meistens am Wochenende, manchmal unter der Woche. Wir können gut miteinander reden und das Zusammensein mit Ihr fühlt sich leicht und luftig an. Das hatte ich schon lange nicht mehr so! Wir leben ca. 60 km voneinander entfernt. Die Gegenseitigen Besuche sind ausgeglichen (mal fährt sie, mal fahr ich). Wir kennen uns seit 1,5 Jahren und würden gerne zusammen leben.

Die Kinder:
Der 19- jährige hat nach Schulabbruch und langem dahinsumpfen eine Ausbildung angefangen, der er leidlich nachkommt. Ansonsten säuft er die Nächte durch und macht „Party“. An der Hausarbeit beteiligt er sich nicht, macht aber Dreck für zehn. Die Mutter räumt hinterher und klagt und ermahnt. Aufgaben wie Rasenmähen etc. gehen nur über angedrohte Sanktionen. Er ist bisweilen ignorant bis frech, kommt und geht nach gusto, und je nach Alkoholisierungsgrad, mal laut, mal leise.

Der 15-jährige lebt in einer Art Zimmergrotte. Alsda wären: Joghurtbecher, Turnschuhe, unaufgeräumte Teller mit Essensresten etc. In dem Zimmer bekommt das Wort Chaos seine niedere Auslegung. Er ist Internetsüchtig und eine Reglementierung der Zeit wird meist unterwandert. Wenn die Internetzeit gesperrt wird, reagiert er mit unverschämt lautem Gemotze bis hin zur Handgreiflichkeit. Zu mir steht er „neutral“, weder besonders ablehnend, noch besonders annehmend. Er ist ansonsten friedlich, wenn man ihn da belässt, wo er am liebsten ist (genau: vorm PC). Er ist aufgeweckt, hat aber Schulprobleme durch sein Ordnungsverhalten.

Mit dem 11-jährigen komme ich gut aus und wir mögen uns. In seinem Zimmer herrscht der Konsum mit eisigem Zepter. Spiele, Bücher, Schulsachen, Klamotten, alles kreuz und quer. Er ist lieb und süss, hats aber auch schon drauf seine(leiblichen) Eltern gegeneinander auszuspielen. Wenn er sich etwas einbildet, sägt er so lange bis er es bekommt. Bekommt er es nicht von der Mutter dann leiert er es dem nachgiebigen (leiblichen) Vater aus dem Kreuz. So z.B. ein i-Pod. Diese teuren Elektroteile werden aber irgendwie, wie von magischer Hand, irgendwo liegengelassen oder „verschwinden“.
Er kommt gerne zu mir zum knuddeln und raufen.



Der Urlaub:
Vor einigen Wochen haben wir zusammen das erste mal Urlaub gemacht (mit dem 15-und 11-jährigem, der Grosse war nicht mit dabei). Die Katastrophe: maulen, motzen, -dies-und-jenes-nicht-wollen, schmollen, Schnute ziehen, wehklagen, alles für doof erklären, -sich aufs-bett-schmeissen- und nochmal maulen, Essen nicht wollen, Frankreich für doof erklären, die Welt für doof erklären. Auf meiner Seite: Zähneknirschen. Wir haben vorzeitig abgebrochen. Schande!
Soviel Urlaub hab ich nämlich nicht und als Selbständiger muss ich Vor- und Nacharbeiten. Ich brauche auch meinen Urlaub. Ich war bedient!

Das Problem:
Viele ahnen jetzt ja schon: Beim Gedanken an das Zusammenziehen (unabhängig zunächst von den äusseren Bedingungen) stehen mir die Schweissperlen auf der Stirn. Ich sage offen, dass ich Kinder mag und mit Ihnen eigentlich auch gut auskomme. Sie sind einzigartig (auch die Kinder meiner Freundin sind es) und an ihren Seelen teilzuhaben ist ein wunderbares Mittel gegen die allgemeine Instrumentalisierung und vollkommen nutzlose Materialisierung der, zumindest, westlichen Welt. Ich befürchte nur, dass ich im Falle des Zusammenlebens zwischen allen Stühlen sitzen werde. Ich möchte den (freundlich gesagt: liberalen) Erziehungsstil meiner Freundin nicht kritisieren umgekehrt möchte ich aber auch nicht „alles so belassen“. Ich möchte der Freund der Kinder sein, ich will mir aber auch nicht auf der Nase rumtanzen lassen, die Schratzen haben mir schließlich den Urlaub versaut!

Ich brauche jetzt nicht so sehr, sagen wir, pädagogische Hinweise, schreibt mir einfach eure Gedanken dazu, ich bin ja mal gespannt. Helft mir beim abwägen.

Schön, dass es dieses Forum gibt und besten Dank und besten Gruß in die Schweiz
Blueline
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Ria
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Beitrag von Ria »

Willkommen im Forum.

Du gibst Dir die Antwort ja selber. :oops:
Dafür waren doch die Ferien eine gute Versuchsanlage.

So lange Du und Deine Freundin sich in Sachen Familienregeln im gemeinsamen Haushalt nicht einigen können, werdet ihr sie auch nicht durchziehen können. Die Kinder sind ja nicht blöd. Und anscheinend hat sich das schon auf eine Weise eingespielt, zu der Du nicht passt.

Findet ihr andere Lösungen, wie ihr eure Beziehung leben wollt? Nicht entweder oder sondern etwas Drittes?
Setzt euch zu zweit hin und seid ganz ehrlich miteinander. Denn alles, was nicht gesagt wurde, wirkt unter dem Teppich.

Ich wünsche Euch Respekt für die Unterschiedlichkeiten und kreative Lösungen.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo blueline,

ist ja witzig, du wohnst nicht weit weg von mir und auch ich war gerade in Frankreich im Urlaub ;-)) Allerdings nun zum ersten Mal ohne Stiefsohn, aus eben dem Grund - Gemotze, alles ist doof (hinterher gab er dann oft zu dass es eigentlich ganz toll war, nur um ihn erstmal so weit zu bekommen dass er mitmacht, musste man ihn fast prügeln...) etc.

Was ich - nach etlichen Jahren - nun endlich, aber dafür um so gründlicher gelernt habe ist, dass man auf seine eigenen Grenzen achten muss. Ich habe mich im Urlaub und auch an den Wochenenden mit meinem Stiefsohn oft unwohl gefühlt, aber früher immer die Zähne zusammen gebissen. Ich wollte nicht die böse Stiefmutter sein. Und gerade deswegen wurde ich innerlich immer verbitterter. Nach drei durchgemotzten Urlauben war es mir endgültig genug und ich bin diesmal alleine gefahren, nur mit meiner Tochter. Details dazu kannst Du, wenn es dich interessiert in dem Thema nachlesen, das ich dazu eröffnet habe.

Wenn Du jetzt schon ein ungutes Gefühl hast und zwei von drei Kindern dir tendenziell eher auf den Keks gehen, dann wird das bei einem Zusammenziehen kaum besser. Noch dazu ist ja die Scheidung noch nicht durch und die Verhältnisse auch finanziell noch nicht geklärt. Bei meinem Partner hat sich die Scheidung über zweieinhalb Jahre hingezogen und da wurde noch einmal richtig erbittert gekämpft. Damals haben wir schon zusammen gewohnt, und diese Auseinandersetzungen haben mich fürchterlich belastet. Da ist es für den neuen Partner eigentlich doch besser, wenn er einen Rückzugsraum behält, finde ich.

Bei Patchworkfamilien muss man einfach Geduld haben und manchmal auch in Zeiträumen von etlichen Jahren planen. Der älteste Sohn Deiner Freundin zieht ja vielleicht in absehbarer Zeit aus, und dann und bis dahin sieht die Sache vielleicht schon wieder anders aus.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Das ist ja unglaublich :shock: : Das, was Du von Deiner Partnerin beschreibst, ist beinahe das, was damals bei meinem Mann ablief. Sogar bis hin zur ungeklärten Hauseigentumssache.

Wenn Du meinen - zugegeben sehr subjektiven - Rat lesen möchtest. Tu es nicht. Versucht, andere Wege zu finden, eure Beziehung zu leben, als unter diesen Voraussetzungen zusammenzuziehen.

Ich bin vor etwas mehr als 2 Jahren dann doch in das Haus meines Mannes gezogen (das zur Hälfte noch immer seiner Exfrau gehört) und habe geglaubt, die Verhaltensweisen seiner Söhne tolerieren zu können und mit meinem Mann gemeinsam an einer Änderung arbeiten zu können. Ergebnis: Vor 2 Monaten bin ich mit meinen Kindern in eine eigene Wohnung in der Nähe des Hauses gezogen. Nicht nur, weil ich die Verhaltensweisen seiner Kinder nicht mehr ertragen konnte, sondern auch, weil 1. ich erleben musste, dass mein Mann keine ausreichenden Kompetenzen an der Hand hat, eine Veränderung bei seinen Kindern zu erreichen und 2. weil durch die Vorkommnisse der letzten beiden Jahre das Verhältnis zwischen meinen Stiefsöhnen und mir völlig und wahrscheinlich dauerhaft zerrüttet ist.

Und ich stelle Dir die Frage die ich mir viel zu spät gestellt habe:

Was meinst Du, wieso die Kids Deiner Partnerin sind, wie sie sind und welchen Anteil hat Deine Partnerin wohl daran?
Patchwork unter einem Dach ab 6/2010:
Mein Mann: 3 Söhne (14, 18, 21)
Ich: Sohn (15), Tochter (11)
Bis auf den 18-jährigen Sohn meines Mannes lebten alle Kids bei uns.

Seit 06/12 patchwork in getrennten Wohnungen (ist das dann noch patchwork?)
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Nachtrag:

Wenn Du genauer nachlesen willst, wie das bei uns ablief, dann lies doch mal hier in diesem Unterforum meine Themen:
"Ich kann meine Stiefkinder kaum/nicht mehr ertragen" und "Was tun bei Verweigerung von Pubertierenden?" (musst wohl für das Thema eine Seite weiter blättern)
Patchwork unter einem Dach ab 6/2010:
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Bis auf den 18-jährigen Sohn meines Mannes lebten alle Kids bei uns.

Seit 06/12 patchwork in getrennten Wohnungen (ist das dann noch patchwork?)
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Blueline

Eigentlich schade, es finden sich zwei in den guten 40-ern und sie lieben sich, aber beide bringen noch etwas mit: Kinder. Versteh mich nicht falsch, es ist so, dass es uns nicht im Alleingang gibt. Wir bilden ein Päckchen meine Kinder und ich. Das ist bei Euch auch so, zumindest bei Deiner Freundin. Du ja eigentlich auch, obwohl Dein Sohn nicht bei Dir wohnt und der Kontakt nicht so häufig wahrgenommen wird. Ihr könnt nur schwer einfach für Euch entscheiden, die Kinder werden von Eurem Entscheid auch betroffen sein. Damit meine ich nicht, dass sie ihr Segen dazu geben dürfen/sollen oder so... Das ist persönlich. Wir haben sie aber damals gefragt, sie waren aber viel jünger.

Der gemeinsame Urlaub war eine gute Erfahrung. Und es ist so wie meine Vorrednerin gesagt hat: Einiges am Verhalten der Kinder haben sie auch von der Mutter. Du willst sie nicht kritisieren, das ist schon mal ein guter Anfang.

An Deiner Stelle würde ich einen Weg finden, die Beziehung zu pflegen, ohne gleich zusammen zu ziehen. Es sind auch noch andere Dinge zu klären: Haus, Finanzen, Arbeitsschichten, usw. usw.

Geniesse die Zeit, während Du Dich zurückziehen kannst. Die Wochenende mit den Kids werden lehrreich sein.
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
PatchStift
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Beitrag von PatchStift »

Hallo Blueline

Ich war in einer ähnlichen Situation. Ich lernte meinem Partner vor seiner Scheidung kennen und da als Vater entrechtet, sah er auch keine Veranlassung mehr, erzieherisch Verantwortung zu übernehmen. Sprich seine Tochter konnte mehr oder weniger machen was sie wollte, bzw. gab den Ton an. Für mich war das inakzeptabel und führte dazu, dass ich mich währen der Kinderzeit immer rarer machte! Aber, sie war noch sehr klein und inzwischen kommt er gar nicht mehr drum herum Grenzen zu setzten.

Aber die ersten Jahre waren sehr belastend und bis die Scheidung endlich durch war, (3 Jahre) drehte sich eigentlich alles nur um seine Vergangenheit, seine Probleme, sein Kind. Nach dem letzten Horrorurlaub war ich soweit alles hinzuschmeissen. Da haben wir uns ein mal mehr zusammen gesetzt, geredet, entschieden und endlich auch mal durchgesetzt.
So lange Du und Deine Freundin sich in Sachen Familienregeln im gemeinsamen Haushalt nicht einigen können, werdet ihr sie auch nicht durchziehen können. Die Kinder sind ja nicht blöd. Und anscheinend hat sich das schon auf eine Weise eingespielt, zu der Du nicht passt.

Da muss ich Ria leider absolut recht geben!

Zähneknirschen bringt dich nicht weiter, macht dich höchstens krank. Und die Kinder sind in einem Alter wo man eben nicht mehr so einfach nachholen kann, was versäumt wurde. Selbst wenn die Mutter ihren Erziehungsstil morgen ändern würde, was ich mir aber kaum vorstellen kann.

Ausserdem, ich wollte damals nicht mit dem Ehemann einer anderen Frau zusammen leben, auch wenn er es längst nur noch auf dem Papier war. Die Scheidung war für mich Bedingung! Und offengestanden frage ich mich, worauf deine Freundin seit vier Jahren wartet! Du dich nicht?

Wäre es Dir nicht wohler, wenn sie wenigstens ihre "Angelegenheiten" vorher geregelt hätte? :wink:
blueline
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Beitrag von blueline »

Vielen Dank für eure Gedanken, der Tenor und die Fragen sind das, was ich auch schon gefühlt hatte.
Wir haben uns am Wochenende zusammen gesetzt und es ist einiges in Bewegung geraten. : Das Haus meiner Freundin muss so oder so verkauft werden, da es wirtschaftlich nicht zu halten ist, wir haben es durchgerechnet (Handwerkerrechnungen etc). Unabhängig davon käme ein Einzug meinerseits in das Haus nicht so recht in Frage, da es in jeder Ecke an die alte Ehe meiner Freundin erinnert und ich möchte nicht 1:1 den Platz des Vorgängers einnehmen. Es ist auch rechtlich schwierig (Zugewinnproblematik etc.) Der Ältere muss sich was Eigenes suchen (tut Ihm eh gut, mal auf eigene Beine zu kommen).Ein Umzug Ihrerseits zu mir wäre mit Belastungen für die Kinder verbunden (Schulwechsel bei sowieso schon schwierigen Kindern etc.). Die Scheidung wird eingereicht. Also: auch meine Freundin will einen Schlußstrich ziehen. Die getrennten Wohnorte bleiben also erstmal.
Wir haben also: VOR-Patchwork im Transit. Ich hatte sowieso das Gefühl, wenn wir jetzt momentan zusammen ziehen würden, würde es zu: „Kuddelmuddel-Patchwork mit Veränderung zu Nach-Patchwork mit verbrannten Fingern“ (vielleicht wie bei Dir, Lapislazuli). Bei Vor-Patchwork im Transit komme ich nicht um die Frage herum, ob und wie lange es mir gefällt. Es verbleiben die Hin- und Herfahrerei etc.
Die Fragen von Lapislazuli und Patchstift treffen den Nagel schon irgendwie auf den Kopf. Unabhängig der Belastungen einer (meiner) Alleinerziehenden mit drei Jungs (ständig finanziell klamm, Wäscheberge, Schichtarbeit, ruinöses Haus, -ständig-ist-irgendwas-und komme-kaum-zum-durchatmen) gibt es auch innere Beschafffenheiten ( Blockaden, Versäumnisse, von-heute-auf-morgen-verschieben, den-Kopf-in-den-Sand-stecken, mir-wird-alles-zuviel, bis hin zu Lähmung), die alles mitgestalten. Für mich ist manchmal schwer zu unterscheiden was-was-ist. Da bin ich noch am grübeln. Da muss ich sehen, wo ich Kompromisse machen kann (und will) und wo nicht. Mmmmhhh…...nicht die einfachste Partnerwahl……….
Schönen Gruß und vielen Dank, blueline
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo blueline,

eigentlich solltest Du Dich mal mit meinem Partner unterhalten....es würde Dir wahrscheinlich Mut machen! Aber er schreibt hier nicht mit....

Wir sind seit fast 7 Jahren ein Paar und leben in getrennten Wohnungen in der Nachbarschaft. Es gibt viele Gründe dafür. Aber was Du über Deine Freundin schreibst, trifft oft auch auf mich zu: finanziell klamm, Wäscheberge, Überlastung....
Meine Kinder - auch drei - sind jünger, aber jahrelang hat die Älteste meinen Freund abgelehnt, die Jungs mochten ihn zwar, aber es gab doch immer ein enormes Konfliktpotential. Er und ich haben uns zudem an unsere Unabhängigkeit gewöhnt. An gemeinsame Wohnungen ist momentan nicht zu denken und inzwischen sind wir beide sehr zufrieden mit der Situation.
Es gab andere Zeiten: manchmal hab ich mich von ihm allein gelassen gefühlt , manchmal hat er gelitten, weil ich so wenig Zeit habe. Aber inzwischen stimmt es so für uns wirklich!! Mindestens noch für die nächsten Jahre. Wir geniessen mit zunehmendem Alter der Kinder auch mehr Freiheiten zu zweit und sind sehr optimistisch was die Zukunft betrifft.

Getrennte Wohnungen in der Nähe voneinander - wäre das nicht auch eine Option? Man KANN sich jederzeit sehen, muss aber nicht, kann sich zurückziehen?
Und wenn dann die Kinder mal aus dem Haus sind, sieht es wieder anders aus....

Gemeinsame Urlaube waren für uns immer eine Gratwanderung, insbesondere wenn meine Tochter dabei war. Diesen Herbst versuchen wir es wieder, sind aber bei weitem nicht immer gemeinsam gefahren. Es gab so ziemlich jede Kombination: er und ich allein, wir mit den Jungs, ich mit den Kindern und Freunden, Freunde der Kinder mit uns allen.
Eigentlich ist es jedes Jahr wieder eine Entscheidung, wie es laufen wird und wir fühlen uns inzwischen alle frei, das zu sagen und zu tun, was jedem von uns auch irgendwie gut tut.

Wir haben allerdings was die Erziehung betrifft schon sehr ähnliche Vorstellungen...

Trotzdem, ich würde Dir raten, es jetzt erstmal anzupacken und eine Lösung zu suchen, die für den Anfang für Euch stimmt. Und dann offen bleiben für Entwicklungen ;-) Beziehung ist nicht nur entweder - oder, entweder gemeinsam wohnen, oder gar keine Beziehung, entweder gemeinsame Urlaube, oder das ist ja gar keine echte Partnerschaft usw.

Auch ungewöhnliche Wege können sehr schön sein und ziemlich lange dauern, wie Du an meinem Freund und mir sehen kannst ;-)
Buchenholz
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Registriert: 15.03.2009 17:14

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Blueline

Danke für deinen ausführlichen Eingangstext, damit kann man sich eure Situation sehr gut vorstellen.

Meine Meinung zu deiner Frage ist ambivalent. Ich selber habe eine 17-jährige Tochter und zwei bald 17- und 18-jährige Stiefsöhne. Nebenbei bin ich noch im Leiterteam eines Jugendcafes für 7.-9.Klässler. Also etwa 12 - 17-jährige. Ich habe also einige Erfahrungen mit Pubertierenden.



Vieles was du da schreibst ist für mich der ganz normale pubertäre Alltag. Trotzdem möchte ich deine Gefühle nicht abwerten. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass das pubertäre Getue auch Formen annehmen kann, mit der man mit Humor und Gelassenheit nicht mehr weiter kommt.
Ich erinnere mich auch an Camping-Urlaub, da sich ein Stiefsohn so auffällig benahm, dass wir in der ständigen Angst lebten, vom Platzwart rausgeworfen zu werden.


Das, was du da von deinem Urlaub geschrieben hast, das hat in mir ein Schmunzeln ausgelöst. Wenn es nur das war, dann ist das absolut normal. Das ist Pubertät, so benehmen sich normale und durchaus auch gut erzogene Kinder und das alles gehört zum Erwachsen werden. Versuche dich mal in deine Jugendjahre zurück zu versetzen. Frage mal deine Eltern. Vielleicht warst du genau gleich. Seit ich akzeptiere, was eben alles zur Adoleszenz gehört, ist für mich dieses Verhalten kein Feind mehr. Was nicht bedeutet, dass wir das schlechte Verhalten der Kids immer dulden. Also innerlich grinsen und gegen aussen die Kids spüren lassen, dass wir sie immer noch ein wenig an der Leine halten. Das wollen sie ja auch. Gerade Jungs brauchen ein männliches Gegenüber, mit dem sie sich messen können, die Hörner abstossen. Und wenn das Gemotze und das alles ist Scheisse auch tierisch auf die Nerven geht, diese Zeit muss man mit den Kindern durchstehen. Es ist auch für sie nicht einfach. Sie sind nicht mehr Kinder und noch nicht Erwachsen. Der einen Phase sind sie entwachsen, dort ist alles bubig, da gibts keine Herausforderung mehr.
In der anderen Welt sind sie aber noch nicht zu Hause, können noch nicht mitreden, die erwachsene Welt deckt vom 18-jährigen bis zum Greisentod alles ab. Und zack, innert kurzer Zeit sollte man das alles verstehen und sich integrieren.
In ihrer Wahrnehmung ist Frankreich tatsächlich doof. Genauso langweilig wie zu hause. Einfach auf französisch. Verstehen tun sie ja eh kein Wort. Und was wir als Bereicherung ansehen, damit können sie nichts anfangen. Sie wollen in den Ferien keine Bereicherung, davon bekommen sie in der Schule schon genug. In ihrem Alter will man Action, Konsum, Gleichaltrige kennen lernen. Trotzdem tut ihnen sowas gut. Und ein ganz wenig bleibt dennoch haften, das können sie aber nicht zugeben. Ware ja sowas von uncool.

Übrigens hat meine Tochter ihre Meinung über das Lernen dieser doofen französischen Sprache auf wundersame Weise geänert. Zusammen mit ihren Kollegen hat man in einer Bar einen hübschen Kellner kennen gelernt. Ooooh, wie froh war sie darüber, in der Schule französisch gelernt zu haben. Und ich möchte ja nicht wissen, wie oft im iPhone das Übersetzungs-App angefragt wurde.

Ich bin froh, bin ich nicht mehr jung. Nicht zu vergessen, das hormonelle Chaos im Kopf.

Man sagt ja: Pubertät ist dann, wenn die Eltern schwierig werden.

Der Kontakt zu deinem eigenen Sohn ist eher dürftig. Wieviel hast du von der pubertären Entwicklung deines Sohnes mitbekommen? Ev. war er genau gleich in dieser Zeit. Ich kenne viele Eltern, welche die Augen verdrehen, wenn sie von ihren Jugendlichen reden. Vom Chaos im Zimmer, der schlechten Laune und der frechen Schnauze.
Auch im Jugendcafe suchen die Kids die Grenzen, versuchen Alkohol in der Cola-Petflasche reinzuschmuggeln, fackeln mit Feuerzeug an den Polstersofas. In der Gruppe sind sie stark und mutig. Und eigentlich finde ich es toll, wie sie kreativ werden, um uns zu täuschen und die Regeln zu umgehen. Nur, das dürfen wir ihnen auf keinen Fall zeigen. Sie wollen auch, dass wir sie durchschauen. Denn bei Waschlappen verlieren sie den Respekt. Und gerade in der Gruppe ist es wichtig, dass alle erfahren, dass man die Grenzüberschreitung des Kollegen besser nicht kopiert.
Viele dieser Jungs sind in Einzelerscheinung total brav und angepasst.

Vieles was du schreibst von den Jungs gehört zum Entwicklungsprozess. Ich könnte hier jetzt eine riesen Erklärung loslassen. Aber in einem Pubertätsbuch ist das sicher besser beschrieben.

Wie steht deine Partnerin denn zu ihren eigenen Söhnen.
Leidet sie im gleichen Masse wie du?
Möchte sie daran etwas ändern?
Wie sieht sie deine Rolle in eurem Patchwork?
Wie ist die Haltung des Vaters zu diesen Söhnen?
Würde er es begrüssen, wenn da ein Mann einziehen würde um etwas nach dem Rechten zu sehen?

Wenn du dereinst bei deiner Partnerin einziehen würdest, dann wirst du da Gast sein. Das werden dir hier einige bestätigen. Du wirst lange Zeit der Eindringling sein. Besser wäre es, wenn zusammenziehen Thema wird, wenn ihr alle in eine neues Haus einzieht. Dann haben alle die gleiche Ausgangslage.

Hier im Forum bist du gut aufgehoben, herauszufinden, wieviele Probleme wirklich real und welche Ängste von dir hausgemacht sind.
blueline
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Beitrag von blueline »

Danke für eure Antworten und , Buchenholz, bei Deinen Zeilen musste ich ebenso schmunzeln. Frage ich heute meinen Vater nach meiner Pubertät, wird er ruhig, sehr ruhig, ruhiger als sonst. Meine Mutter bekommt rote Flecken im Gesicht und Ihre Stimme hebt sich etwas. Sie sagt:“ Du warst eigentlich ein lieber Junge“. Das Wort „eigentlich“ ist eine Chiffre für frühzeitiges Kiffen und Herumtreiben und Renitenz, was mich einige Male bereits frühzeitig mit dem Gesetz in Konflikt brachte. Meinen Vater (er war höherer Staatsbeamter) trieb dies in die blanke und nackte Verzweiflung und meiner Mutter bescherte dies heftige Heulattacken. Schaue ich heute in das faltige Gesicht meines Vaters, weiss ich, dass ich da an einigen Furchen nicht ganz unschuldig bin. Kurz: Jede Elterngeneration weiss ein Lied von der Pubertät ihrer Kinder zu singen, die Melodie ist letztlich immer dieselbe. Ich nehme den Urlaub auch nicht „persönlich“ auch wenn ich mich geärgert habe. Meine Stiefkinder haben nichts persönlich gegen mich, Ihr Verhalten ist mir gegenüber nicht viel anders als zur leiblichen Mutter, sie bekämpfen mich nicht und das ist ja schon eine ganze Menge.
Aber ich meine auch etwas anderes, sowas wie das soziale Miteinander.
Ein Beispiel: Ich habe als Kind in dem Haus immer irgendwelche Aufgaben übernommen (also: wenn ich mich nicht herumtrieb), sei es dem Vater bei dieser und jener Handwerksarbeit zu helfen, sei es die Ölöfen mit Heizöl zu bestücken, sei es Renovierungsarbeit am Haus. Ich habe das soziale Miteinander zumindest nicht grundsätzlich in Frage gestellt.
Mein ältester Stiefsohn ist sozial verbeult und es ist ihm nicht einzubleuen, dass er es mit seinem Verhalten (siehe Dreck für zehn…) a) kein gutes Vorbild für seine jüngeren Brüder abgibt b) seiner Mutter das Leben erschwert wo es geht und es ist sowieso schon schwer genug. Es ist als hätte er gar kein Organ, keine Aufmerksamkeit dafür. Ständig muss gekämpft, sanktioniert und ermahnt werden.
Gut. Jugendliche werden heute in anderen sozialen Millieus groß und ich übertreibe etwas. Zu nennen wären: Immer und überall überbordender Konsum, frühzynische soziale Auslese in den Schulen, verbeamtete Gymnasiallehrer wie Armleuchter, die Zusammenleben mit geschiedenen Eltern (oder besser gesagt: mit dem was häufig bornierte Richter, Anwälte, und selbstgefällige Gutachter noch übrig gelassen haben) und am Schlimmsten: die Pardoxien dieser Gesellschaft: Jeder darf Alles und viele erleben: nichts - und je weniger man zu sagen hat, desto mehr ist man auf Facebook. Der Alltag ist ebenso angefüllt wie entleert. Voila.
Meine Freundin sieht das „ähnlich“ wie ich, es ist aber „eingerissen“ in einer Zeit, in der es Ihr nicht gut ging. Meine Stiefsöhne wurden zu Tick, Trick und Track der Neuzeit. Sie steht dem nicht „machtlos“ gegenüber, aber auch sie kann das nicht ungeschehen machen.
Es ist mir klar: das Rad zurückdrehen werden wir nicht, aber das macht den anderen Gedanken (sich weiterentwickeln, sich langsam rantasten, Erwartungen zurückdrehen, abgrenzen ähnlich wie von patchstift, Carlotta und Lapislazuli berichtet) nicht weniger attraktiv. Schließlich ist es eine Liebe mit großem L. (denke ich).
Meine Rolle in dem Patchwork sieht meine Freundin positiv, ich bin aber auch nicht der „eiserne“ kritisierende Stiefvater, der erst mal auf den Tisch haut, damit alle wissen wo es überhaupt lang geht und der Bartel den Most holt.
Der Ex-Partner meiner Freundin ist ja weit weg. Er würde es begrüssen, wenn wieder eine männliche Bezugsperson da wäre. Danke für eure Meinungen und Anregungen, blueline
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