BabyOne hat geschrieben:... dass ich bei einer jähzornigen, nörglerischen Mutter aufgewachsen bin, so dass mich jetzt der Jähzorn und das Meckern und Nörgeln meines Stiefsohnes vielleicht stärker treffen als jemand anderen.
Bei mir war es anfangs die Ex-Frau, welche ein ähnliches Verhalten hat wie meine Mutter. Ihr Umgang mit den Kindern hat alte Wunden in mir wieder aufgerissen. Ich sah soviele Parallelen aus meiner Kindheit. Daher habe ich mich ja auch so für die Kinder engagiert und bei dem Kampf um die Obhutsumteilung eben auch meine Erfahrungen mit eingebracht.
Mein Partner hatte sich bereits seit Jahren mit dem Verhalten seiner Frau auseinander gesetzt. Und dank Literatur und einem Borderline-Forum fand ich Antworten. Endlich konnte ich den Teufelskreis und die Muster meiner schwierigen Mutterbeziehung ergründen.
Nun, ich kann meine Vergangenheit nicht ändern und meine Mutter in ihrem Alter schon gar nicht mehr. Also akzeptiere ich was ist. Ich habe ja das Glück, mein Leben anders zu gestalten.
Beim älteren Stiefsohn wurde es für mich insofern schwierig, da er eben auch das gleiche Verhalten hatte wie seine Mutter, resp. meine Mutter. Dann fühlte ich mich wieder wie damals als kleines Kind, welches zitterte und überlegte, womit es die Mutter wieder freundlich stimmen konnte. Da gabs Momente, da ich mich kaum getraute zu atmen. Oder ich habe die Sätze so vorsichtig und nicht wertend formuliert, um ja keinen Ausbruch zu riskieren und stotterte fast ... ne, das kanns nicht sein. Er ist das Kind und hat soviel Macht über mich?
Irgendwann zog ich mich ja dann zurück. Ich war zwar physisch da, aber emotional ziemlich standby. Auch in den Ferien. Ich fühle mich nicht mehr verantwortlich und lasse einfach die Zeit vorüber gehen. Wenn ich Lust habe und nervlich fit, dann gebe ich mich ein und sonst bin ich einfach anwesend. Ich kann mich in den Ferien auch alleine beschäftigen. Da unsere Ferien eigentlich immer gleich ablaufen, habe ich auch keinen Anspruch auf exclusive, einzigartige, gigantische Urlaubstage. Die Zeit wird kommen, da dies möglich ist. Bis jetzt begleitete ich meinen Partner einfach, damit er mit seinen Söhnen nicht alleine war.
Letztes Jahr war es ja ganz schlimm. Aber nicht nur wegen den Jungs, sondern v.a. wegen dem Wetter. Ich habe ja darüber geschrieben. Wir waren nicht auf permanent Schlechtwetter eingerichtet. Wenn man dann während Tagen nicht im Trocknen essen kann, ständig alles feucht ist, mein Rollstuhl kaum durch den Match kam und meine Kleider entsprechend aussahen, da hätte ich am liebsten gesagt: Ich bin ein Star, holt mich hier raus.
Ich habe mir dann einfach gesagt, dass ich mich irgendwann über diese Erlebnisse amüsieren werde. Ich zählte die Tage und Stunden, bis wir am Zielbahnhof von meinem Ex-Mann abgeholt wurden. Bis dahin habe ich mich mit der Situation arrangiert. Es ist jetzt einfach so. Punkt. Es geht vorbei. Ich habe einfach funktioniert. Ich habe weder Ansprüche gestellt noch überlegt, wie ich mich fühle, noch irgendwas gewertet.
Und bei den Jungs habe ich mich ebenfalls distanziert. Ich sagte mir jeweils: es sind nicht meine Kinder. Sie müssen mir nicht peinlich sein. Im Urlaub kennt uns niemand. Und wenn es zu einem Kontakt kommt, dann lässt sich die Situation erklären. Nicht ich benehme mich daneben, sie sind es. Man kann sie zwischendurch daran erinnen. Einfach für später, wenn sie sich mal zurück erinnern. Und hätte man uns aus dem Camping geworfen, dann hätten wir der Mutter telefoniert, sie könne ihr Kind abholen. Ob wirs dann gemacht hätten, vermutlich nicht, aber ein bisschen Ironie ist manchmal ganz hilfreich.
Und mir gefällt halt der Spruch: Was mich nicht umbringt, macht mich stark. Ich habe durch unser Patchwork so viel gelernt. Es hilft, wenn man sich den negativen Gefühlen hingibt. Akzeptiert, dass die jetzt halt da sind. Die gehen irgendwann auch wieder. Sie gehören zum Leben.