Es besteht noch Hoffnung

Fragen, Probleme und Sorgen...
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Bacci, ich finde es gefährlich, da von Wegwerfen zu sprechen. Umwege sind auch Wege und können wertvolle Erfahrungen bringen.

Natürlich sieht man als Erwachsener Gefahren und natürlich sieht man, wie viel schwerer es sich so ein junger Mensch macht, als er eigentlich müsste. Aber vielleicht braucht er diese Schwierigkeiten, diese Stolpersteine?
Ich hatte in meinem Leben einige davon und bin ihnen nicht gerade ausgewichen. Aber rückblickend hat es sich gelohnt. Ich verdanke meinen ganz persönlichen Umwegen viel!

Die Erwachsenen können den Jungen das nicht abnehmen, gewisse Erfahrungen selber zu machen!!!!
Manchmal kann Hilfe auch Druck sein und nicht jeder in den Augen der Allgemeinheit gute Weg, nicht jede korrekte Entscheidung, ist für den Einzelnen immer die beste.


Buchenholz, ich glaube Dir dass es schwierig ist, das mit anzusehen und Eure Sorgen sicher berechtigt. Aber letztlich kann zu viel Sorge auch Druck sein, dieser Erwachsenen, die eh immer alles besser wissen! Interesse zeigen, Hilfe anbieten aber nicht aufdrängen und abwarten, mehr ist glaube ich nicht wirklich möglich....Sehr schwierig....ich könnt's wahrscheinlich auch nicht so gut....!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Meine Tochter glaubt, man müsse ihn wirklich sich selber überlassen. Der will in erster Linie mal Ruhe. Ruhe von allen. Es ist vermutlich nicht einfach für ihn zu ertragen. Dass er vom Leader seines Jahrganges zum Looser wurde. Viele seiner ach so besten Kollegen, die alles für ihn tun würden, die sind plötzlich verschwunden. Er ist für mich ungewohnt still und sprachlos geworden.

Gut möglich, dass er mit sich selber innere Kämpfe aussteht. Und die muss er mit sich alleine führen.

Jetzt wird für ihn ein Zwischenjahr organisiert, denn irgendwie muss er das kommende Jahr überbrücken, bis er für 2012 eine neue Lehrstelle finden kann.

Mein Partner ist ganz unschlüssig, ob er bei diesem Gespräch dabei sein oder ob er sich jetzt zurück ziehen soll. Seine bisherigen Hilfen waren ja irgendwie erfolglos und ev. gar nicht erwünscht. Jetzt spielt mein Partner das Opfer.


Grrrr ?(&%*
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Warum fragt er ihn denn nicht einfach, ob der Junge ihn dabei haben möchte? Und wenn er darauf eine ausweichende, unklare oder gar keine Antwort bekommt, könnte er sagen: er kommt gern mit wenn das erwünscht ist, der Junge solle ihn dann fragen.
Damit liegt der Ball bei seinem Sohn, der sich evtl. ja auch nicht traut, die Begleitung abzusagen....aber wenn's ihm wichtig ist, wird er schon fragen!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Die Mutter hat den Gesprächstermin angegeben, mit der bitte, der Vater möge auch dabei sein.
Es ist eher mein Partner, der gekränkt ist und das Gefühl hat, zum Ausbaden und wenns um Geld geht, dann sei er gut genug.
Oder wenn der Junge Hilfe braucht, dann hat der Vater zur Stelle zu sein.
Wenn aber umgekehrt der Vater mal vom Jungen was will und eine Abmachung trifft, dann hat das keine Priorität.

Irgendwie ist das mit dem Geben und Nehmen durcheinander geraten


Meine Tochter war jetzt wieder da. Der Junge ist nur noch schlecht gelaunt und aggressiv. Immer mehr Kollegen wenden sich ab. Und ohne Canabis kann er gar nicht mehr aufstehen. Und das macht den anderen Angst.
Selbst sein bester Freund hat keine Lust und Kraft mehr. Und das spürt der Junge.
Und blöd dabei, keiner der Kollegen hat so wirklich den Mut, mit dem Jungen Klartext zu reden. Jungs sind ja eh nicht so die Gesprächigen und die Mutter ist zu erschöpft. Sie bräuchte selber Hilfe.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Eigentlich müsste ich jetzt die Überschrift ändern.

Die Hoffnung schwindet

Ich möchte wieder mal ein paar Sachen loswerden. Inzwischen belastet es mich derart, dass ich Hilfe brauche. Ich bin bei einem Psychiater in Behandlung, da ich langsam in ein Burnout laufe. Seit 6 Jahren unterstütze ich meinem Partner bei den Problemen betr. seiner Kinder. Ich halte mich für eine starke Person und wusste immer Rat. Nur langsam nützen meine Ratschläge nichts mehr.
Und was mich am meisten erschreckt: am liebsten möchte ich die Beziehung beenden, weil ich mit all den Problemen, die da auf uns zukommen, nichts zu tun haben will. Einfach auch aus Selbstschutz.

Dann sehe ich aber wieder die Kinder, die inzwischen Opfer und Täter sind. Und die tun mir trotzdem leid. Auch wenn sie bald Erwachsen sind, so sind sie die Kinder meines Partners und er fühlt sich verantwortlich. Und ich mich auch. Schliesslich habe ich ja auch viel Zeit mit ihnen verbracht.


Vom Jüngeren hat man seit den Sommerferien nichts mehr gehört. Die wöchentlichen Essen sind im Sand verlaufen. Zuerst meldete er sich brav ab, weil er zu erschöpft sei von der Lehre. Dann hatte er Null Bock und beim 3. Mal ist er gar nicht mehr erschienen. Der Vater hat vergeblich gewartet. SMS, Facebook, Anrufe werden nicht beantwortet.


Der Ältere baut einen Mist nach dem anderen. Den Lehrnfahrausweis hat ihm die Polizei entzogen. Er wird jetzt erst mit 21 Autofahren lernen. Und mit Sicherheit lässt er sich nicht davon abhalten, bereits früher ein Auto zu lenken.

Bei den Kravallen kürzlich war er vorne mit dabei. Und er fand es so lässig, dass er die Welt wissen lässt, dass man das wiederholen soll.

Dann will ER mit Hilfe des Vaters schon lange was zügeln. 4 Mal hat der Vater schon alles organisiert. Der Gegenstand muss da weg, sonst wird er entsorgt. Blöd ist nur, der Vater hat dafür schon ziemlich Geld investiert. Gerade letzte Woche hat der Vater einen halben Nachmittag frei genommen, stand in jener Firma und der Junge kam nicht. War wie verschwunden. Bis jetzt hat der Junge sich nicht auf die vielen SMS und Handyanrufe gemeldet.
Man ist so enttäuscht und kann sich sein Verhalten nicht erklären.

Dann hat er eine Schlägerei gegen Ausländer angezettelt. Der Junge fühlt sich als Opfer des Systems und der Gesellschaft und irgendwie muss da wieder Gerechtigkeit hergestellt werden. Er kam dann von den anderen ziemlich aufs Dach und musste wegen massiver Verletzungen eine Woche zu Hause bleiben. Gleichzeitg hat er eine Anzeige wegen Gewalt und illegalem Waffenbesitz.
Das lässt ihn kalt. Er hat sich bereits neue Waffen besorgt.
Der Vater war entsetzt und wollte gemeinsam mit seiner Ex-Frau handeln. Sie findet es cool von ihrem Sohn. Gewalt gegen dieses Pack war die richtige Reaktion. Und ihre Söhne dürfen sich wehren. Wenn nötig auch mit Waffen.

Und wegem dem Geld (siehe Thread von Aisha) da müssen sie sich die Jungs keine Sorgen machen. Sie werden bald erben und dann sind sie so reich, dann können sie sich alles kaufen. Im Notfall auch Gerechtigkeit.


Ich habe langsam Angst. Muss erst einer erstochen werden, damit vielleicht mal was passiert?
Der Ältere hat eine neue Ausbildung angefangen. Da bezahlt er nur. Verdienen tut er nichts. Wie kann er sich seine Canabis-Sucht finanzieren?
Laut meiner Tochter ist er schon längst süchtig. Der sonst so geistig aktive Junge ist regelrecht verblödet und wirkt wie eine Schlaftablette.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Ohweh, buchenholz.

Einen Rat habe ich Dir leider nicht.

Ich kann Dir nur sagen, dass ich Dich sehr sehr gut verstehen kann - weil es hier ähnlich ist. Bei mir kommt dann immer noch die Angst dazu, dass sich meine Kids solche Sachen abschauen könnten :(

Ich weiß im Moment leider selber nicht mit der Situation umzugehen, hatte dazu ja meinen Thread gestartet...
Patchwork unter einem Dach ab 6/2010:
Mein Mann: 3 Söhne (14, 18, 21)
Ich: Sohn (15), Tochter (11)
Bis auf den 18-jährigen Sohn meines Mannes lebten alle Kids bei uns.

Seit 06/12 patchwork in getrennten Wohnungen (ist das dann noch patchwork?)
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Buchenholz

Die Sachlage nimmt eine für Euch nicht einfache Wendung.

Ratschläge sind in einer solchen Situation teuer, wenn nicht unbezahlbar.

Ich glaube, Du musst Dich selbst schützen und vor allem stärken. Das machst Du ja, Du beanspruchst die Hilfe eines Psychiaters. Dein Partner fühlt sich verpflichtet seinem Sohn (auch dem anderen) gegenüber, etwas zu tun. Ich bin mir nicht sicher, ob dies der richtige Weg ist.

Vielleicht müssen sie mal auf die Nase fallen? Weisst Du, wir haben mit meiner Tochter einige Suizidversuche hinter uns. Diese sind zwar als Hilferufe identifiziert worden, sie ist jedoch in einer Situation, in welcher eine solche Tat durchaus gelingen könnte. Ich musste vor über zwei Jahren lernen, sie los zu lassen. Tönt krass und schlimm, und das war es auch! Es ist es immer noch, aber mittlerweile weiss ich, dass sie ihren Weg gehen muss. Ich kann zwar unterstützen, aber wenn sie meine Unterstützung nicht annimmt... dann muss ich wohl dies so akzeptieren.

Ich gebe nicht auf und informiere mich, was ich tun kann. Andererseits habe ich ihr Schicksal ihr und Gott überlassen. Ich stehe zur Verfügung, wenn sie das will, aber auch ich habe meine physischen wie psychischen Grenzen. Ich musste diese zuerst erfahren.

Viel Kraft!
Delphia
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Danke euch beiden.

Loslassen ist sicher ein Weg. Dann frage ich mich aber auch noch, wie weit man dem Laisse-fair-Verhalten der Ex-Frau einen Riegel schieben müsste. Ich vermute, die Frau ist überfordert, getraut sich nicht, Hilfe zu fordern, weil das ja ein Eingeständnis wäre, versagt zu haben. Sie wollte ja UNBEDINGT das Obhutsrecht, weil sie die VIEEEEL BESSERE Betreuungsperson ist. Wie sähe das aus, wenn sie zugeben würde, dass die Sache aus dem Ruder läuft.

Eine Möglichkeit, die mir nun empfohlen wurde, wäre nochmals eine Gefährdungsmeldung an die VB. Schliesslich hat sich die Situation seit den Scheidungsverhandlungen verändert. Und langsam muss man auch die Mutter schützen. Wir vermuten, dass sie die Geldquelle für das Canabis ist. Ausser, der Junge würde dealen.
Und was ist, wenn sie seinen Forderungen nicht mehr nachkommt? Sie hat ihre Kinder früher geschlagen. Die Jungs sind jetzt massiv grösser als sie. Der Ältere gilt als aggressiv.
aisha

Beitrag von aisha »

ich sehe es ähnlich wie Delphia!
du bist an deine Grenzen gekommen und hast dir Hilfe gesucht. Und du weisst seit langem, dass die Mutter überfordert ist mit den beiden Jungs.
du darfst dir auf keinem Fall jetzt auch noch Gedanken um die Mutter machen. sie hat sie dort hineinmanövriert, soll sie sich selber Hilfe suchen!

Eigentlich wäre es ja von Vorteil, wenn der Junge das Geld für Drogen von der Mutter hätte. Ihr nämlich dann von Amtes wegen die Obhut zu entziehen, wäre somit einfacher.

Ich glaube auch ,dass du dich jetzt ausklinken musst aus der ganzen Geschichte. Ich weiss, dass du auf deine Art an den Jungs hängst, aber es gibt Grenzen der Belastbarkeit. Offenbar muss das auch dein Mann erfahren.

Meldung an die VB macht nur Sinn ,solange der Junge minderjährig ist. Und das ist er offenbar nicht mehr ,wenn er bereits einen Lernfahrausweis hatte.


Bekannte von uns erlebten ähnliches mit der Tochter. Allerdings war die erst 13. Aber auch dort, Mutter überfodert, desinteressiert, zu dumm und zu gleichgültig , um zu erziehen.
Der Vater machte dort Gefahrenmeldung, er machte der VB die Hölle heiss. Das Mädchen kam dann in ein Heim mit sehr strengen Regeln. Sie ist heute eine junge Frau, macht eine Lehre und ist ihrem Vater dankbar, dass er sie aus dem Sumpf geholt hat.
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Beitrag von Buchenholz »

aisha hat geschrieben: du darfst dir auf keinem Fall jetzt auch noch Gedanken um die Mutter machen. sie hat sie dort hineinmanövriert, soll sie sich selber Hilfe suchen!
Doch, mir tut die Mutter irgendwie trotzdem leid. Solidarität unter Mütter.

Kommt dazu, dass niemand weiss, wie lange die Mutter noch lebt. Und das ist doch doppelt traurig. Einerseits würde ich es ihr doch gönnen, wenn sie die letzten Jahre mit ihren Kindern noch geniessen kann.
Und andererseits macht es mich wütend, weil es ihr ja egal sein kann, wer sich nach ihrem Tod um ihre Kinder kümmert. Oder wie es ihren Kindern in Zukunft geht, betrifft sie ja dann nicht mehr. Nach mir die Sintflut. Vermutlich spielt sie daher die spendable Mutter.
Und Hilfe suchen, das wird sie kaum noch. Wofür?

Mit 16 darf man mit einem Lernfahrausweis Roller fahren.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Buchenholz

Das ist sehr ehrenhaft von Dir, Dir Sorgen um die Mutter zu machen. Diese Sorgen sind wohl aufgrund Deiner Schilderungen berechtigt.

Auch in meinem Fall (Ex-Mann) kann ich nichts tun. Solange nichts Gravierendes passiert, wird sich auch keine VB einmischen. Es ist eben so. Ob das richtig ist oder nicht, sei hier nicht abschliessend beantwortet.

;-)
Delphia
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