Hilfe, was jetzt????!!!!!

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Merrilu
hat was zu sagen
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Hilfe, was jetzt????!!!!!

Beitrag von Merrilu »

Hallo zusammen,
wie Ihr vielleicht noch wisst, wohgnt Stieftochter, bald 15, seit 4 Wochen bei uns. Papa ist Drauf und Dran, die Obhut zu übernehmen, welche von der Mutter abgegeben wurde. Daheim ging es nicht mehr. Ich voller Überzeugung, es zu schaffen, da Stieftochter eigentlich ein liebes Mädchen, wenn auch in vielem Defizite da sind. Aber:
- Stieftochter lügt immer wieder massiv, auch wenn wir Beweise haben, dass sie lügt, gibt sie die Wahrheit nicht zu. Das geht so weit, dass sich meine Kinder wegschleichen, weil sie der Meinung sind, dauernd angelogen zu werden. Z.B.:Stieftochter erzählt, wie sie dem neuen Lehrer Paroli geboten habe, weil er von ihr verlangt habe, eine Prüfung zu schreiben, dabei habe sie ja keine Zeit zum Lernen gehabt, da sie ja neu hergezogen ist. Ich rufe Lehrer an, Stieftochter hat gar nichts gesagt und es giong lediglich darum, dass die andern von den Eltern eine Mathprüfung unterschreiben lassen mussten, die Stieftüchterchen ja gar nicht geschrieben hatte, da damals noch nicht hier. Oder: Stieftöchterchen behauptet, keine Aufgaben zu haben, dann rufe ich Lehrer an, er sagt, sie müsse Englisch lernen, darauf Stieftöchterchen: ich habe Aufgaben schon gemacht. Darauf ich: zeig mal, ich überprüfe sie Dir. Darauf: Stieftöchterchen hat nichts gemacht, ich lerne noch eine Stunde mit ihr. Uff, kaputt, meine eigenen Kinder vernachlässigt. Das nur so einiges, es passiert dauernd. Ich weiss nicht, ob sich Stieftöchterchen so aufspielen und dadurch Aufmerksamkeit will oder ob sie Angst vor Strafen hat, weil sie diese daheim früher bekam. Für mich/uns ist es schwierig!
- Stieftöchterchen hat ihrem Papi 300 Euro aus der Geldbörse geklaut. meine Tochter hat es gesehen, Stieftochter hat es 2 Stunden lang agestritten. Erst als ich ihr sagte, es sei mein geld und ich könne kaum meine Rechnungen bezahlen, hat sie gesagt, sie habe es nur aus gutem Willen genommen um es in Schweizer Franken umzuwandeln auf der Bank, die habe aber ni geöffnet gehabt und jetzt habe sie das Geld verloren. Heute morgen hat sie ihrem Vater 250 Euro zurückgegeben, die letzten 50 Euro lagen seltsamerweise heute plötzlich beim Abendessen halb zerrissen unter dem Esstisch. Meiner Tochter hat sie heute Miuttag erzählt, ihre Schwester klaue imme Geld und habe ihrem Vater 300 Euro geklaut. Aber die war seit 10 Tagen gar nie mehr hier...
Lügen, stehlen - ich frage mich, ob ich damit umgehen kann. ich habe einen Job, ein Haus, ein Garten, eigene Kinder, ich glaube, das wird extrem schwierig. Wie weiter? Soll ich aufgeben? Ist da schon zu viel vermasselt? Ich fürchte, weder genüpgend Zeit noch Kraft zu haben, um das Mädchen so an die Hand zu nehmen, wie es jetzt nötig scheint. ich habe Angst, meinen eigenen Kindern nicht gerecht werden zu können wegen ihr.
Danke fürs Lesen und Raten, ich selber weiss nicht mehr weiter und wäre am liebsten weit, weit weg.
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Merrilu
Und schon hat es dich hineingezogen.. Weisst du noch: es ist Sache Deines Partners. Er ist der Vater.

Ich denke, dass sie sich schon bessern kann/wird, denn sie möchte ja bei Euch wohnen! Es ist ja ihr Wunsch und Wille und den will sie bestimmt nicht aufs Spiel setzen.

Ich bin nicht Psychologin, aber ich schreib mal so auf, was ich schon über Lügen gelesen habe:

Um nicht mehr lügen und stehlen zu müssen, muss sie Vertrauen haben können und das bekommt sie indem ihr sie ernst nehmt: du bietest ihr die Stirn und du bleibst beharrlich, das ist ernst genommen werden! Deshalb konnten die 300 Euro auch wieder zurückkommen.
Und du hast dich mit ihr hingesetzt, um zu lernen, das ist Zeit und Geduld und zeigt ihr abermals, dass du sie ernst nimmst.
Meiner Tochter hat sie heute Miuttag erzählt, ihre Schwester klaue imme Geld und habe ihrem Vater 300 Euro geklaut.
kann es sein, dass sie dadurch ihren Stolz bewahren wollte? Ich hab einen Fehler gemacht und möchte dass sie mich nicht so sehen, wie ich war? Und das heisst ja eigentlich, dass sie sich im Inneren dazu entschlossen hat, dass es nicht mehr vorkommt und vorallem dass sie gemerkt hat, dass in Eurer Familie andere Wertsysteme herrschen und sie will sich denen auch anpassen. Und irgendwie kommt da ja auch die Botschaft durch, dass sie in ihrer Herkunftsfamilie nicht die Einzige sei, die solche Sachen gemacht habe, eben: andere Wertesysteme.

So wie du sie beschreibst, vermute ich, dass es ihr wahnsinnig wichtig ist, bei Euch bleiben zu dürfen und mit Euch auszukommen. Aber dafür muss sie auch etwas dafür tun. Ihr gebt Euch Mühe, das hört man aus dem Text. Bestimmt prallt das nicht an ihr ab und motiviert sie, in Eurer Gemeinschaft mit (und nicht gegen) zu wirken!

Du schreibst: schaffe ich das oder soll ich aufgeben? Du musst es aber nicht "schaffen"! Du hast nicht versagt, wenn es nicht klappt! Du bist nicht ihre Psychologin!

Schau mal, du gibst ihr so viel!!
Du bietest ihr ein Heim, du nimmst sie ernst, du gibst ihr Liebe und Geborgenheit. Ausserdem hat sie offenbar zwei sehr tolerante Halbgeschwister. Die Aufarbeitung der Vergangenheit und was da alles vermasselt worden ist, das ist nicht deine Aufgabe. Das kannst du gar nicht, weil du ja involviert bist in dem Ganzen. Vielleicht würde ihr Craniosacraltherapie oder Kinesiologie helfen? Oder eben: eine Psychologin?

Auf jeden Fall wünsche ich dir noch viel Kraft und Geduld.
Und lehn dich auch mal zurück und lass deinen Mann übernehmen. Es ist seine Tochter und er wollte sie in seine Obhut nehmen.

Und du, du kannst dir mal auf die Schulter klopfen und mit deinen Kindern ein Eis essen gehen. Ihr habts verdient 8)
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

das ist bestimmt nicht einfach. Aber nach der Vorgeschichte musste man wohl damit rechnen, dass der Übergang holprig wird.

Mein Stiefsohn hat phasenweise richtige Lügenmärchen aufgebaut. Er war/ist zwar viel jünger, aber die Logik dahinter ist wohl ähnlich. Er hat ein minimales Selbstwertgefühl und erfindet dann eine freundlichere Version der Realität. Eine Version, in der er interessante Dinge zu erzählen hat oder er nicht derjenige war, der wieder einmal etwas falsch gemacht hat. Das Lügen ist wie eine von diesen venezianischen Masken, vorne bunt und hübsch, und man sieht nicht was wirklich dahinter steckt, weil das Kind meint das was dahinter steckt sei nicht gut genug um es zu zeigen.

Ich vermute, unsere Familientherapeutin würde in so einem Fall raten, das Kind nicht unbedingt dazu zu zwingen, dass sie zugibt dass sie gelogen hat, aber zum Beispiel augenzwinkernd zu zeigen dass man sehr wohl weiss dass ihre Geschichte nicht stimmt. So wird ihr Gefühl von Selbstachtung nicht verletzt und sie fühlt sich als Mensch akzeptiert, aber sie weiß auch dass ihre Geschichte ihr keinen Vorteil gebracht hat.

In Bezug auf das Nicht-zugeben-Wollen wenn man etwas gemacht hat sagte unsere Therapeutin, man sollte das Kind vielleicht lieber nicht mit "du hast XYZ gemacht" konfrontieren, weil das vom Kind als Angriff auf seine gesamte Person empfunden wird. Besser sollte man zum Beispiel sagen "wie hat Deine Hand XYZ gemacht?" fragen, weil dann nur die Hand böse ist und das Kind dann leichter zugeben kann was es getan hat. Bei meinem Stiefsohn ging es viel darum dass er andere körperlich angegriffen hat. Das ist natürlich etwas anderes als stehlen, aber vielleicht findest Du einen Weg diesen Rat auf Deine Situation zu übertragen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Merrilu, das ist natürlich keine einfache Situation und vor allem eine, die ZEIT brauchen wird....

Zum Lügen: ich denke ähnlich wie BabyOne, ein Kind/Teenie lügt in der Art, weil sie unsicher ist, weil sie (noch) kein wirkliches Vertrauen hat, dass andere die Wahrheit auch mögen, weil sie sich benachteiligt fühlt und jetzt ihren Platz im "neuen Zuhause" auch erst finden muss. Und das wird dauern!

Es ist ja klar, dass es schwierig ist, den Rat umzusetzen, dem Vater möglichst viel Verantwortung zu überlassen. Ich nehme an, Du bist einfach mehr zuhause anwesend als er, denn er wird ja wahrscheinlich auch arbeiten. Insofern hast Du mit seiner Tochter nun einfach im Alltag viel zu tun und trägst damit automatisch auch Verantwortung. Das kann man ja nicht wegdiskutieren!
Mein Rat wäre: sucht Euch dringend eine neutrale Person, die Euch und das Mädchen berät! Meine Grosse geht regelmässig zu einer Mitarbeiterin des hiesigen Jugendsekretariats zu Gesprächen. Das ist mal entstanden, als der Kontakt zum Vater geregelt werden musste, ist aber nun für meine Grosse eine wichtige Begleitung durch die Pubertät. Und wann immer ich einen Rat brauche oder wenn etwas sehr wichtig ist, bekomme ich von dort auch eine Rückmeldung.

In einer Situation wie Eurer finde ich es sehr wichtig, dass Ihr eine Begleitung habt! Und auch für Euch: jemand, der Euch hilft in gemeinsamen Gesprächen, die Zuständigkeiten aufzuteilen, die Probleme gemeinsam zu besprechen, um gegenüber dem Mädchen als Paar möglichst einig und stark aufzutreten.
Was Ihr Euch da vorgenommen habt, ist bei einem Mädchen in der Pubertät eine gewaltige Aufgabe - dieses Alter erscheint mir ja schon bei meiner eigenen Tochter als echte Herausforderung :roll:
Da gibt's auch schon viel Vergangenheit, für die Du nicht verantwortlich ist, deren Folgen Du aber jetzt mitträgst. Da brauchst Du Hilfe und zwar gemeinsam mit Deinem Mann!
Aber ich finde es toll, dass Du das versuchst und eine echte Chance für das Mädchen!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Merrilu

Eure Situation ähnelt ein wenig unserer Konstellation, v.a. was die Erziehung/Einfluss durch die Kindsmutter betrifft. Vieles kommt mir sehr bekannt vor.

Thema Lügen ist bei meinem älteren Stiefsohn gerade sehr aktuell. Eigentlich hätte er eine der besten Lehrstellen. Nun hat er aber so oft Mist gebaut, dass man ihm nach mehereren Gesprächen den Rausschmiss angedroht hat. Wenn er sich jetzt nicht bessert, dann wird man sich von ihm trennen. Problem: er lügt immer wieder und so haben die Vorgesetzen das Vertrauen verloren.

Der Junge hat dieses Verhalten bei der Mutter gelernt. Einerseits musste er lügen, um sich vor Gewalt zu schützen. Andererseits wurde Ehrlichkeit nie belohnt. Zusätzlich kommt die Angst, das Gesicht zu verlieren, wenn man an ihm einen Fehler entdecken würde. Dabei, Fehler machen ist menschlich. Und aus Fehlern wird man klug. Nicht aber so bei seiner Mutter. Ein Fehler zu machen kann fatal sein.
Er kann personen- und sach/handlungsbezogene Kritik nicht unterscheiden.

Der Vater hat zwar immer wieder an seinem Selbstvertrauen gearbeitet, aber seit die Jungs nicht mehr kommen fehlt einfach diese Erziehungszeit. Und in 3/4 Stunde Mittagszeit pro Woche kann man nicht viel kompensieren.
Aber es ist sein Ziel, mit dem Jungen Sätze zu trainieren, die man sagen kann, wenn man einen Fehler gemacht oder was vergessen hat.


Und so müsstest du auch bei dem Mädchen herausspüren, wo sie etwas nicht gemacht hat und sie dann dazu eine Lüge erfindet.
Ich sage jeweils: hey, das ist nicht schlimm ... das kann jedem passieren ...das ist keine Schwäche ... das ist mir sogar auch mal passiert ... dann habe ich das und das gemacht.

Eine andere Übung ist, wenn du dich ganz übertrieben für etwas entschuldigst und dem Mädchen zu demonstrieren, wie man eben einen Fehler zugeben kann und wie man sowas formuliert.
Und so zeigst du, wie sie dir wichtig ist.
"Hey, ich habe da was vergessen ... tut mir echt leid .... jetzt bringe ich dich sicher in eine total blöde Situation .... das war bestimmt ganz wichtig für dich .... wie kann ich das wieder gut machen .....

Pubertät ist eine schwierige Zeit. Meine Tochter wirkt gegen aussen als sehr selbstbewusst. In ihr drin sieht es aber anscheinend ganz anders aus. Kürzlich hatten wir ein langes Gespräch und ich erzählte von meiner Teeniezeit, von meinen Schwächen, was ich alles nicht wusste, was man als cooles Girl hätte wissen müssen und womit ich jeweils meine Unsicherheit überspielte oder was ich verdrängte. Und wie doof das eigentlich ist. Man konnte geradewegs zusehen, wie ihr die Steine der Erleichterung runterfielen ;-)

Bei meiner Tochter zeige ich jeweils auf, wie Menschen, die Fehler zugeben können, eigentlich Stärke zeigen. Und insgeheim von den anderen bewundert werden. Sehr aktuell gerade Ostern. Jesus musste sterben, weil er zu gut war. Klar, eine Kreuzigung sollte nicht das Ziel sein. Aber heute wird dieser Mann verehrt. Vielleicht findest du für das Mädchen passendere Beispiele.

Und was die Aufgaben betrifft, so lass sie die Erfahrung in der Schule selber machen. Aber wenn sie die Aufgaben nicht macht, dann wird da die Schule die Konsequenzen aufzeigen. Das ist nicht deine Aufgabe.
Es ist gut, wenn ihr gegenüber den Lehrern Transparenz zeigt, damit ihr auf dem gleichen Wissensstand seid.

Gibt es ev. einen Schulsozialarbeiter?

Der Input von Carlotta mit der Begleitung finde ich auch gut. So wirst du nicht in die Rolle der bösen Stiefmutter gedrückt. In jedem Bezirk gibt es eine JFB (Jugend- und Familienberatung)
Ich musste auch mal hier im Ort ein Mädchen coachen. Schule, Eltern, Mädchen, JFB und ich haben dann zusammengearbeitet.
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