bin verletzt und sauer

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sofia
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bin verletzt und sauer

Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,
ich hatte mit meinem Freund einen heftigen Streit, der mich nicht loslässt. Eigentlich wollten wir seit langem mal einen Abend allein ausgehen. Wir redeten wie öfter über die Kinder, auch über seine Tochter und ich sagte mir wäre als Eltern wichtig, dass sie eine Beratung macht, da sie so anstrengend ist. Er selbst hat dies auch schon seit langem gesagt. Daraufhin ging er total in die Luft, er könne sich nicht auch noch darum kümmern und wie leicht ich es überhaupt mit meinem Sohn hätte und wie schwer er, da er seine 2 Kinder nur am Wo.ende sieht und ein fremdes Kind aufwachsen sehen muss. Dann Kritik an mir und meinem Sohn in einem aggressiven Ton.

Mir war die gute Laune vergangen, nach einer Weile fragte ich, was er wolle, er antwortete, Verständnis für seine beschissene Situation und dass seine Kinder viel schwieriger seien als meines.

Mein Problem ist, dass ich seit Jahren den Haushalt schmeisse und schaue, dass ich eine Beziehung zu seinen Kindern habe und sie sich hier wohl fühlen. Ich gebe ihnen in meinen Augen genug. Mich hat vor allem völlig fertig gemacht, dass er das Positive wohl nicht sehen kann, und sich am nächsten Problem aufhängt. Er ist oft schnell von seinen Kindern genervt und will eigentlich nicht, dass ich ihn mal an einem WE allein mit ihnen lasse, (das tat ich bisher ein Mal in zwei Jahren.) Aber immer wieder diese Ausbrüche packe ich nicht, damit kann er unsere Beziehung zerstören. Das habe ich ihm auch gesagt. Ich weiss auch nicht, wie ich sonst noch damit umgehen kann. Habt ihr mir einen Rat ?

Sofia
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Sofia,

einen Rat habe ich nicht, aber Mitgefühl. Ich habe auch so ein Exemplar zuhause.

Mein Partner ist ein Mann, der ziemlich unausgeglichen ist. Wenn er sich Mühe gibt, kann er liebevoll und ganz wunderbar sein. Aber es reicht eine Kleinigkeit, ein falscher Blick von mir, den er falsch interpretiert, und er geht in die Luft. Er wünscht sich auch viel emotionale Unterstützung - Verständnis, Dankbarkeit, Anerkennung - aber tut sich schwer damit selber dasselbe zu geben. Manchmal kommt er mir vor, als wäre er das nächste Kind nach meiner Tochter und meinem Stiefsohn, das ich aufbauen und mit positiver Energie auffüllen soll. Nur, wer baut mich auf?

Und wenn er dann mal wieder seinen Ausbruch hat, dann macht er emotional viel kaputt, er wird laut, bedrohlich, man kann nicht mehr vernünftig mit ihm reden und er wird verletzend, droht mit Trennung etc. Für mich ist es schlimm, dass ich diese Situationen auch nicht vorhersehen kann in denen es dann wieder passiert. So ist es, als ob man in eine Fallgrube fällt, während man sich gerade noch über den blauen Himmel und die schönen Blumen am Wegesrand gefreut hat. Jedesmal habe ich hinterher Mühe mich wieder auf ihn einzulassen, weil ich schon Angst vor dem nächsten Streit habe. Ich habe ihm das auch gesagt, und er meinte er hat halt immer Angst dass ihm einer etwas Böses will. Selbst wenn ich derjenige bin. Mit dieser negativen Einstellung habe ich viel Mühe, weil ich eigentlich ein ganz anderer Typ bin, und ich habe immer das Gefühl dass er mich viel Kraft kostet und mich herunterzieht.

Ich habe in knapp neun Jahren Beziehung festgestellt, dass leider im Lauf der Zeit die Dinge, die man leistet, selbstverständlich werden, und die Dinge die man nicht leistet teilweise mit beißender Kritik "belohnt" werden. Ich habe im Lauf der Jahre wirklich viel gegeben und investiert in der Erwartung, dass ich das irgendwann einmal zurück bekomme. Dann kam ich an einen Punkt wo ich nicht mehr investieren wollte und konnte - da geht es um seinen Sohn, den ich zum Beispiel jahrelang immer zum Umgangswochenende abgeholt und auch zum Ergotherapeuten gebracht habe. Ich habe mich als Konsequenz aus diesen Bereichen komplett zurück gezogen. Mein Lebensgefährte war deswegen zuerst sauer auf mich, jetzt hat er sich daran gewöhnt. Ich habe ihm aber immer wieder erklären müssen dass es ja eigentlich seine Aufgabe ist, sich um seinen Sohn zu kümmern, und nicht meine, bis das in seinem Gehirn auch wirklich a ngekommen ist.

Ich glaube dass es wichtig ist, dass man nur die Aufgaben übernimmt, die man auch auf Dauer gerne übernehmen kann. Und man darf nicht damit rechnen dass man dafür besondere Dankbarkeit bekommt. Sonst wird man das was man "zuviel" gibt irgendwann dem anderen übel nehmen. Und das wiederum kann man dem anderen vielleicht sogar erklären als Grund dafür warum man nicht mehr macht.
Zuletzt geändert von BabyOne am 09.11.2010 17:56, insgesamt 2-mal geändert.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

...
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tarzan
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Beitrag von tarzan »

ich kann BabyOne nur zustimmen, ich habe mich auch schon lange davon verabschiedet, das gleiche zu erhalten, was ich anderen gib.
Wenn ich jetzt "gebe" überlege ich, ob das für mich so stimmt.
Erwarte dann aber keinen Dank oder das gleiche zurück.

Die Welt ist nicht fair oder ausgeglichen.
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rosenblühte
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spontan denke ich .....

Beitrag von rosenblühte »

ich bin gestern abend gerade auf den vortrag von Robert Betz Wahre Liebe LÄSST frei! gestoßen.

http://www.youtube.com/watch?v=v3s-lqDm ... playnext=1

der vortrag ist in 10 teilen bei youtube anzuhören.

hab grade nicht viel zeit ......

nach der hälfte im 4 teil beginnte der anfang nocheinmal ... nicht verwirren lassen - einfach zum 5ten teil übergehen.

sofia ich hoffe der vortrag bringt dir neue gedanken.
liebe grüße
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norina
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Beitrag von norina »

Hallo zusammen
Wenn ich eure Geschichten lese, befinde ich mich 1 zu 1 in meiner 1. Ehe, welche 31 Jahre dauerte!
Auch ich habe all die Jahre versucht möglichst die Wogen glatt zu halten, aus Angst vor dem nächsten "Anschiss" finde kein besseres Wort!!!:-)
Jetz aus der Distanz weiss ich was ich falsch machte, und mit meinem jetzigen Mann bin nach einigem üben meinerseits zum Glück in der Lage auf kritische Situationen besser zu reagieren.
Auch mein jetziger Mann kann aufbrausen und ungerecht sein, aber ich reagiere anders darauf.
Ich mache am besten ein paar Beispiele:
Mann: Hast du gemerkt, dass ich die Küche aufgeräumt habe, das war ja auch wirklich nötig.
Frau Antwort früher: Ja, super Schatz das ist ja sooo lieb, und ich hatte eben keine Zeit weil........ etc. etc.
Frau Antwort jetzt: Ja, super Schatz hast du gut gemacht, ist ja auch nichts als recht, wenn du auch ab und zu etwas machst.
Mann: Was machen eigentlich diese Kleider hier auf dem Sofa?
Frau: Ja die warten darauf versorgt zu werden.
Mann: Was willst du damit sagen.
Frau: Ich will damit sagen, dass du die jetzt versorgen sollst, wenn dus schon siehst, oder?
Der Mann macht sich bereit, er muss auf eine Geschäftsreise und ist entsprechend nervös, natürlich macht Frau alles mögliche damit alles in Ruhe vorbereitet werden kann, aber kurz vor Abreise, passierts halt wieder: Eine kleine Bemerkung der Frau, wie etwa: den Rasen mähe ich dann Morgen.
Mann expoldiert: Du hättest das mir sagen sollen gestern ich hätte den Rasen schon gemäht, und das hätte mich auch noch beruhigt.
Frau: Also es ist nicht meine Sache dir das zu sagen, der Rasen ist immer da und nichts hat dich daran gehindert ihn zu mähen.

Also ich versuche einfach, mich nicht mehr in die Defensive Rolle drängen zu lassen.
Am einfachsten gehts, wenn man sich überlegt, was man jetzt, natürlicherweise Sagen würde in dieser Situation.
Wie auch z. Beispiel bei Eifersucht.
Da kam ich immer in die Situation dass ich mich wehren und rechtfertigen musste. Aber da war ja nie etwas!!!
Also heute sage ich einfach: Ja, da waren sehr nette Männer an dem Meeting dabei, oder ja, der sieht super aus, und grinse dazu. Das nimmt dem Mann den Wind aus den Segeln.

Wenns natürlich um Kinder geht, ist die Sache viel komplizierter, aber auch da, muss unbedingt der Job dem Mann/Vater weitergegeben werden, denn schlussendlich sind es seine Kinder.

Und die Angst vor dem explodieren, muss man einfach versuchen zu überwinden. Denn normalerweise, wenn ich dann so wie oben reagierte, beruhigte sich die Situation. Und einige Zeit später kommt dann ev. sogar noch so etwas wie ein Einsehen.
sofia
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Beitrag von sofia »

Lieben Dank für Eure Antworten.

@rosenblühte: danke für den Tipp. Bin gespannt auf den Vortrag.

@Norina: es geht nicht darum, dass ich mich nicht wehren kann, nein, ich denke, ich habe ihm schon öfters Paroli geboten und damit einen Ausbruch verhindert, ich kann auch keine ungerechten Vorwürfe auf mir sitzen lassen. Und meistens reden wir hinterher ausführlich über seine Unzufriedenheiten.

@babyone: du hast es sehr treffend beschrieben, genauso geht`s mir mit meinem Partner. Wenn er sich Mühe gibt, kann er auch wunderbar sein. Bei seinem allerersten Wutanfall musste ich richtig lachen, da er wegen einer Kleinigkeit in der Öffentlichkeit tobte wie ein kleiner Junge. Und wohlweislich begannen dieses regelmäßigen Ausbrüche erst, nachdem wir nach 1 1/2 Jahren Beziehung zusammen zogen. Ergo kann mann auch anders. Ich habe mich auch schon vor seine Kinder gestellt, die mir dafür sehr dankbar waren. Mit den Kindern hat sich da schon einiges getan.

Mittlerweile sehe ich nicht mehr ein, dass ich diesen Zirkus, der sich oft an Nichtigkeiten entzündet, mitmache. Ich habe keine Lust mehr auf diese Fallgruben, dieses so-viel-Verzeihenmüssen, ich möchte da unbedingt etwas ändern, sonst schaffen wir`s nicht, da es mir zuviel Kraft raubt und ihm mittlerweile auch an der Gesundheit nagt.
Sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Rosenblüte,

habe den Vortrag nun gehört, stimme mit vielem, was Betz sagt, überein. Ich denke auch, dass wir in Beziehungen vieles über uns selbst lernen. Ich habe mir diesen Mann ausgesucht und ich möchte immer wieder glücklich sein mit ihm. Ich möchte nicht immer auf die Probleme schauen, sondern mehr auf das Positive. Was mir in der Patchworkkonstellation immer wieder zu kurz kommt, ist die Lebensfreude. Die möchte ich wieder mehr leben. Wahrscheinlich steckt dahinter eine Aufgabe...
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo sofia

Mir fällt in Deiner Beschreibung über Deinen Mann auf, dass er anscheinend unter grossem Druck steht. Er möchte es wohl ganz gut machen und meint vielleicht auch, dass die Probleme seiner Kinder etwas über sein Vater-Sein entlarven.

Das kennen wir doch alle auch: wenn unsere Kinder (egal in welchem Alter) eine tolle Leistung bringen, sind wir auch ein wenig auf uns selber stolz. Wenn sie sich "unmöglich" verhalten, stellen wir unsere Erziehung oder was auch immer an uns in Frage.

Oftmals kann der Partner erst das wählen, was vernünftig ist, wenn wir ihm die Wahl lassen und ihn nicht drängen. Wenn wir alles besser wissen wird es schwierig.
Wie könnt Ihr gemeinsam gewinnen? Was wünscht er sich von Dir?
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Ria,

ja, er ist oft wie ein wandelnder Dampftopf und will alles perfekt machen. Das schlechte Gewissen den Kindern und seiner Ex-Frau gegenüber kommt dazu. Da werden viele Dinge, die bei der Mutter passieren, dramatisiert. Er ist mit ihrem Erziehungsstil nicht einverstanden, war es wohl nie. Andererseits betont er immer, wie viel sie am Hals hat.

Letzthin waren wir alle fünf einen Tag unterwegs und konnten entspannen, da wechselnde Besetzung möglich war, wir nicht alle aufeinander gehockt sind. Es war schön miteinander. Ich sehe, dass ich inzwischen eine eigene Beziehung zu den Kindern aufgebaut habe, und es tut besser, wenn ich mich in sein Rotieren um die Kinder nicht hinein ziehen lasse. Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe mit ihm noch ein weiteres Kind um das ich mich kümmern soll.

Ich kann nicht alles auffangen und ausgleichen, selbst, wenn ich es gerne würde, es geht über meine Kräfte und wie gesagt, ich möchte das Positive, die Lebensfreude wieder mehr sehen und leben.
Sofia
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