Schlechtes Gewissen

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Zanilla
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Schlechtes Gewissen

Beitrag von Zanilla »

Hallo ihr Lieben,

ich bräuchte mal wieder einen Rat. Bei uns zuhause spitzen sich gewisse Dinge zu, die die Kinder betreffen. Mit anderen worten: die machen was sie wollen. Der Grund: mein Freund sagt ihnen nichts. Er sagt selber, dass es deshalb ist, weil er Angst hat, sie mögen ihn dann nicht mehr. Er regt sich oft sehr über Dinge, die die Kinder machen (oder nicht) auf, aber sagt nichts. Stattdessen rennt er zur Ex und sagt, sie soll mit ihnen reden. Aber die hat da zurecht keine Lust drauf, es ist doch seine Sache, und er muss lernen, damit umzugehen. Mein Freund erlaubt alles, macht alles für sie, nimmt ihnen alles ab und hinterher beschwert er sich bei mir, weil sich die Kinder natürlich daran gewöhnen und dementsprechend drauf sind.

Ich dagegen halte es teilweise zuhause fast nicht mehr aus. Dieser Tanz ums Goldene Kalb macht mich wirklich fertig. Und wenn ich was sage, kriege ich hinterher gesagt, dass ich das hätte sein lassen sollen, weil "die armen Kinder". Angeblich habe ich einen Ton drauf. Aber den hab ich angeblich immer, auch wenn ich die Bitten melodisch singen würde. Ihm gehts halt einfach drum, dass man die armen Kinder ja nicht massregeln darf. Komisch nur, dass es läuft, wenn ich es tue, auch wenn sie von mir aus kurz beleidigt sind. Aber mir ist das egal. schlimmer ist das Zusammenleben. ich entwickle eine ziemliche Aggression gegen die beiden, die auch in keinem Verhältnis mehr steht. Ich lasse sie es nicht merken, aber ich ertappe mich immer öfters bei diesen Gedanken.

was tun? Reden mit meinem Freund hat nichts gebracht, er blockt ab und ändert eh nichts. Das sind so die Momente, wo ich mir denke, am besten ziehe ich aus und werd wieder Junggeselle.

Nächste woche kommen sie wieder, und mir graut es jetzt schon davor. Ich bin derzeit krank (Grippe), und ich bin traurig, dass sie nicht erst nächste Woche ausgebrochen ist, damit ich diese Kinder und das Getue meines Freundes nicht miterleben muss.

Was meint ihr, kann man da was machen?

Zanilla
aisha

Beitrag von aisha »

liebe Zanilla,

den Tanz ums goldene Kalb kenne ich zur Genüge. So schlimm wie bei dir, ist es bei uns aber offenbar nicht. vor allem würde mein Freund niemals zur Ex rennen....
Das Problem ist offenbar auch bei deinem Freund einfach das schlechte Gewissen, nenne das immer "Scheidungsvätersyndrom".
Das andere is,t wenigtens bei uns, das mein Freund eigentlich nichts in Haushalt und Garten macht, ich das alles allein neben dem Job mache. So sieht er gar nicht, was die Kinder für ein Chaos anrichten, alles rumschmeissen, nichts mithelfen....weil mein Freund ist ja nicht direkt betroffen davon. Warum soll er sie dann also massregeln?

Wenn die Kinder nur an den WE bei euch sind, dann will erauch nichts zur Erziehung beitragen, sondern verwöhnen und Happyweekendsunshinedaddy sein.

Ich denke, eine fast unlösbare Aufgabe für uns alle, wenn jeder auf seinem Standpunkt verharrt.
Ich finde es aber toll, wenn du Regeln setzt und die Kids sich auch daran halten, beleidigt oder nicht, ist völlig egal.
Versuche dich auch vermehrt abzugrenzen. Ich sage jeweils, schau, da liegen überall Sachen von deinen Kindern, ich möchte jetzt an diesen Tisch oder so. Entweder ruft er ihnen, damit sie es wegräumen oder (meistens) macht er es dann selbst.
Natrülich findet mich mein Freund auch völlig doof und spiessig, aber schliesslich lebe ich auch da und habe genauso ein Recht mich wohlzufühlen.

Finde heraus, ob es die Liebe und diese Beziehung wert sind, das durchzustehen oder ob du dich die nächsten 15 Jahre daran aufreibst....
da du, glaub ich, keine Kinder hast, ist eine räumliche Trennung ev. gar nicht so schlecht.
Denn ändern wirst du deinen Freund nicht, er muss es selber einsehen.
Zanilla
Stammgast
Stammgast
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Beitrag von Zanilla »

Hallo aisha,

danke für deine Antwort. Wenn die Kinder nur am Wochenende kommen würde, wär mir das vielleicht noch egal, man kanns ja dann aussitzen. Leider gibts bei uns das 50:50 Modell, wo im Wochenwechsel die Kinder bei einem Elternteil sind, da ist leider nicht viel mit aussitzen.

Mein Freund macht sehr viel im Haushalt, da kann ich mich nicht beschweren. Ich beschwere mich aber darüber, dass ich mir hinterher anhören darf, was ihn alles stört, und wenn die Kinder dasind, macht er einen auf super verständnisvoll. Ich kriegs dann halt ab. Wenns nur die Schlamperei wär, wärs mir vielleicht auch noch egal, aber wenn ich merke, dass das "Familienleben" massiv beeinträchtig wird, gehts mir schon gegen den Strich. Die Kinder sind ja 16 und 9. Der Kleine ist durch dieses ganze Getue tierisch unselbstbewusst, nervig und anstrengend. Hinzu kommt, dass er sich nicht allein beschäftigen kann, Probleme in der Schule bekommt, lügt und all sowas. Die Grosse weint sehr schnell, wenn man nur mal sagt "Räum dein Zimmer auf" muss man angst haben, sie bricht in Tränen aus, überspitzt formuliert. Dafür kann man sie überall rumfahren, mein Freund bezahlt ihr trotz Taschengeld alles, erlaubt alles und motzt nicht mal, wenn sie mit ihrem Freund sex hat und er kriegts mit (Geräusche). Für die Kinder ist alles selbstverständlich. Das kann nicht normal sein, sowas. Die Ex ist auch nicht besser, die trägt denen alles in den Arsch, aber die sagt wenigstens mal, was Sache ist, und komsicherweise funktionierts. Die hat ja noch ein baby von einem anderen Mann, da muss das Mädchen öfters mal Babysitten, alles gar kein Thema. Wenn ich aber sage, wir gehen mal abends raus und sie passt auf ihren Bruder auf, ist das ja ein Unding, das arme Mädchen, wie könnte man nur. Auf der einen seite bemängelt er diese Probleme, auf der anderen Seite ist er nicht bereit, dafür etwas zu tun.

Mir könnte auch alles egal sein und ich denke, die können mich mal gernhaben, aber ich wohn halt auch da und ich dulde gewisse Dinge einfach nicht. ich arbeite 100%, da hab ich abends kein Bock auf dieses Getue. Finanziell steckt man als "Next" ja auch mit drin, also was soll das alles denn.

Eine Trennung ist für mich derzeit keine Option, dazu ist der Rest einfach zu schön und ich liebe ihn sehr und er mich. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, er hätt besser mal ein Kondom benutzt, so schlimm sich das anhört.
Lala
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Beitrag von Lala »

Hallo Ihr Lieben

Kann auch ein Liedchen davon singen, wie Ihr wisst... Ich bin immer wieder froh, dass mein Freund und ich nicht zusammenwohnen. Obwohl das finanziell eigentlich total beknackt ist, dass wir zwei Wohnungen haben, weil wir eh ständig zusammen sind, wenn die Kinder nicht da sind. Aber meine Zweifel kommen schon nicht von ungefähr. Mir reicht nämlich das Getue, um's Wahl mit Zanilla's Worten auszudrücken, schon an den Besuchswochenenden und in den Ferien... Also greif ich doch lieber ein bisschen tiefer in die Tasche und kann mich bei Bedarf in meine eigenen vier Wände zurückziehen.

Uebrigens, ich hab mir auch schon gewünscht, sie wären gar nicht da. Hab schon ein schlechtes Gewissen wegen solcher Gedanken, aber was will man machen... Die kommen halt einfach ab und an mal wieder. Naja, solang's niemand sonst mitbekommt...?
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Zanilla,

diesen Gedanken habe ich ziemlich oft gehabt... er selber auch, übrigens, nur mit dem Unterschied dass er seinen Sohn eben liebt und er sich nicht vorstellen kann ganz ohne ihn zu sein, wohingegen ich mir das durchaus vorstellen könnte...

Das Einzige was mir zu Deiner Situation einfällt ist, gib ihm ein gutes Buch in die Hand und hoffe darauf dass er dann von selber schnallt dass er auch streng sein darf und sogar soll. Wenn er selber unzufrieden ist, ist das zumindest schonmal ein guter Anfang für eine evtl. Veränderung - schlimmer wär´s wenn ihn das alles selber gar nicht stören würde.

Mein Tipp: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken von Annegret Noble-Fischer. Nach Deiner Beschreibung müsste ihn der Titel ja ansprechen :twisted:
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tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo zusammen
Ich denke das kennt fast jeder, mit der Begleiterscheinung (schlechtes Gewissen).
Je nach dem geht das gar nie ganz weg. Ich würd mal behaupten, mein Mann hat heute noch ein bisschen ein schlechtes Gewissen, seine Kinder verlassen zu haben. Kommt wohl drauf an, ob man das als Vater verarbeitet oder nicht.
Früher konnte ich das gar nicht verstehen, heute schon besser.
Was will man machen ? Es liegt am Betroffenen, etwas zu ändern, ich denke wir als Zweitfrauen können da nicht viel dagegen machen.

Es ist nicht einfach, aussitzen und abwarten...
15 Jahre Patchworkerfahrung
aisha

Beitrag von aisha »

das ist doch schon was... es stört deinen Freund. derzeit lässt er aber alles was ihn stört an dir aus, weil er sih ja nicht getraut, die Kinder zu erziehen.

wie wärs, wenn du ihm jedes Mal sagst, wenn er motzt: beschwer dich an zuständiger Stelle und ihn stehen lässt?

Es kann ja nicht sein, dass er zwar Mühe mit der Situation hat und offensichtlich die Probleme sieht, aber nichts dagegen tut. Es ist viel einfacher, dir das Ganze aufzuladen Denn dann bist du die Böse und er fein raus.

Denke oft auch, das mein Freund ganz froh ist, wenn ich mal Tacheles rede und er es nicht tun muss. Trotzdem ist er dann böse auf mich, wenn ichs wage, seinen Sprösslingen den Tarif durchzugeben.

Wir Patchis haben es schon nicht leicht, gell!

Ich habe übrigens auch schon ganz böse gedacht, es wäre schön, wenn es seine Kinder nicht gäbe.... handumkehrt denke ich aber, wahrscheinlich denkt er das von meinem Kind auch hin und wieder....

Da seid ihr nichtallein mit solchen Gedanken. Nur gibt man es halt ungern zu...Fühle mich bei solchen Gedanken dann auch schlecht.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

So, seit gestern sind sie wieder bei uns, und ich hab das Gefühl, es wird von Woche zu Woche lästiger. Sogar meinem Freund stinkt es. Er sagte, er will heute nachmittag mal mit ihnen reden und alles regeln. Ich glaube aber, wenn er was sagt, dann meckert er, dass die Stieftochter ihren Freund oft zu Besuch hat und schon Sex mit ihm hat (und das in unserem Haus :shock: :wink: ) anstatt die wahren probleme anzugehen.... Ich werde berichten. Aber danke schon mal sehr für euren Zuspruch.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Zanilla

Ich finde, die Jugendlichen gehen heute mit dem Sex unvorisichtig um. Ziemlich schnell springt man ins Bett, auch wenn man den Partner nicht richtig kennt.

Aber mit 16 finde ich es in Ordnung, wenn sie ihre ersten Erfahrungen machen und wenn dies bei mir zu Hause ist, dann noch viel lieber als irgendwo... Mit 18 sind sie volljährig und dann kannst Du sowieso nichts mehr machen... ein bisschen fatalistisch, ich weiss...

Liebe Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Zanilla

Eure Situation ist mir bestesn bekannt. Auch deine Gefühle. Wenn die Jungs nicht da sind, dann vermisse ich sie und wenn sie dann im Haus sind, dann freute ich mich wieder auf die Ruhe.

Mein Partner hat seine Söhen schon auch erzogen. Meines Erachtens aber zu wenig. Auch weil er Angst hatte, er könnte ihr Liebe verlieren.

Mein Tipp: Fachfrau für Scheidungsfamilien
http://www.miriamrosenthal.ch/
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Zanilla,

ich finde es toll, wenn Du nicht locker lässt und Deine Meinung zum Erziehungsstil Deines Freundes sagst, denn sonst verlierst Du ja eh irgendwann die Lust auf diese Beziehung. Anscheinend geht er ja davon aus, dass Erziehung heisst, zu allem ja und amen zu sagen. Vielleicht hilft ihm wirklich ein Buch, wo er an Fallbeispielen sieht, dass andere Eltern das gleiche Problem haben, Grenzen zu setzen. Mir hat in einer heftigen Trotzphase meines Sohnes vor einigen Jahren das Buch "Kinder brauchen Grenzen" von Jan Uwe Rogge geholfen. In diesem Buch ist genau dieses Eltern-Verhalten geschildert, und die Angst dem Kind weh zu tun, wenn man/frau hinsteht.
Sofia
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

So, die Kinder sind wieder weg und ich tät am liebsten eine Flasche Champagner aufmachen. Es war wirklich unglaublich anstrengend und wir hatten 2 riesen Streits wegen dieses Themas. Erstaunt war ich, dass mein Freund öfters den Mund aufgemacht hat für seine Verhältnisse - jedoch nur zur Stieftochter, und da schon fast übertrieben. Der Sohn hat nach wie vor Narrenfreiheit, und ich war stattdessen der Depp, weil ich was über ihn gesagt habe und das für meinen Freund der "Beweis" war, dass das Verhältnis zwischen mir und ihm nie gut wird und dass alles nur meine schuld ist. Am Wochenende hat dem Sohn seine Mutter ihm versprochen, mit ihm auf den Helloween zu gehen, aber die musste dann arbeiten und hat ihm abgesagt. das gab mehr Geschrei bei uns als mit einem neugeborenen. Die Schwester hat sich dann um des Friedens willen bereiterklärt, mit ihm zu gehen, und mein Freund war ganz gram und down, "der arme Junge", da musste er ihm am Tag drauf gleich noch mehr Zucker in den Hintern blasen als eh schon, und das, obwohl er selber schon mit ihm geschimpft hat, wegen der Art. Und dann war ich der Depp, genau weiss ichs nicht, aber ich vermute, weil ich nicht angeboten habe, mit ihm zu gehen (mein Freund muss am Wochenende auch arbeiten) und weil ich gesagt habe, mir geht das Thema tierisch auf den Geist und die Heulerei erst recht.

Am besten ist, man sitzt es aus und hofft, der Knabe zieht mit 18 aus. Oder ich melde die Ex bei www.elite-partner.de an und suche ihr einen reichen Mann im Ausland, wo sie dann mit den Kindern hinziehen kann ;)

Aber danke sehr für eure Tipps! Der ein oder andere gute war echt dabei.
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