Seht ihr euch als Familie?

Fragen, Probleme und Sorgen...
Antworten
Zanilla
Stammgast
Stammgast
Beiträge: 211
Registriert: 20.08.2009 09:32

Seht ihr euch als Familie?

Beitrag von Zanilla »

Liebe Mitpatchies,

ich hab gestern von meinem Freund einen Anschiss gekriegt. Wir haben aus Spass ein bisschen rumgeblödelt und ich sagte, wie schön es damals als Junggeselle gewesen sei. Dann sagte mein Freund zu mir "Ja, die goldenen Zeiten sind vorbei, du hast jetzt eine Familie!". Ich "Ich hab keine Familie, nur einen saunervigen Freund", aus Spass halt denn. Da war er sauer, weil ich nicht gesagt habe, seine Kinder seien meine Familie. Aber mal ehrlich: sind sie auch nicht. Genauso wie seine Familie meine Familie ist. Das sind halt Menschen, die mit ihm verwandt sind.

Bei mir muss man wissen, dass ich nicht der Familientyp bin. Ich habe die beste Familie der Welt, aber wir glucken nicht aufeinander rum und sehen uns vielleicht 3x im Jahr, telefonieren aber öfters. Ich hab 3 Brüder und wir wohnen auch sehr weit voneinander entfernt und ziehen alle dauernd um. Bei meinem Freund wohnen alle in der Nähe und sehen sich andauernd. Es werden dauernd Besuche gemacht. Und natürlich die Kinder, die jede 2. Woche bei uns sind (Wechselmodell).

Ist es ungerecht von mir, dass ich das gesagt habe? Was ist denn überhaupt eine Familie? Fühlt man da was besonderes? Es heisst ja immer Geborgenheit und so. Das tu ich - in meiner Partnerschaft. War er zurecht sauer? Bin ich komplett auf dem Holzweg?

ich freue mich auf anregende Diskussionen :)
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Beitrag von BabyOne »

Hmm... schwierige Frage. Ich würde sagen, es gibt engere Familienmitglieder, und weiter entfernte. Die eigenen, leiblichen Kinder gehören ohne Zweifel zum engsten Familienkreis, die Stiefkinder würde ich irgendwo deutlich weiter entfernt in einem äußeren Ring einordnen, so wie vielleicht eine Tante. Je nach Verhältnis vielleicht auch wie eine Tante zweiten oder dritten Grades.

Also mein salominisches Urteil: ihr habt beide recht. Die Kinder gehören zur Familie, aber für Dich nicht zur engsten Familie so wie für ihn.

Bei mir ist es auch wieder anders, da wir ein gemeinsames Kind haben, so dass seine Kinder aus der ersten Ehe Geschwister meiner Tochter sind. Da ist dann neben dem Vater eben noch ein zweites Bindeglied vorhanden.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Nadia
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 530
Registriert: 25.11.2006 18:50
Wohnort: Zürich

Beitrag von Nadia »

Das ist immer blöd wenn aus Spass plötzlich Ernst wird.

Wenn man`s ganz genau nimmt dann sind seine Kinder nicht deine Familie. Genauso wenig wie er deine Familie ist.

Familie an sich ist aber etwas Schönes finde ich. Ob es nun immer gut oder nur halb so gut läuft. Trotzdem gibt`s auch innerhalb der Familie Menschen die man lieber hat oder sich näher fühlt als andere.
Wir sind eine grosse Familie, meine Mutter hat vier Brüder ( in Deutschland ) und mein Vater hat vier Geschwister. Wir sind alle Enkel zusammen 25 an der Zahl.
Als meine Oma noch lebte haben wir alle zusammen Weihnachten und Ostern gefeiert auf dem Hof. Da wird mir sofort wieder warm ums Herz und Familie leuchtet in Grossbuchstaben vor meinen Augen.
Aber auch hier gibt es für mich einen Lieblingscousin und einen Bruder der mit näher steht.

Lass dir mal keine grauen Haare wachsen :lol:


lg nadia
Benutzeravatar
Ria
Moderatorin
Moderatorin
Beiträge: 537
Registriert: 20.03.2010 07:41
Wohnort: Stäfa
Kontaktdaten:

Re: Seht ihr euch als Familie?

Beitrag von Ria »

Liebe Zanilla

Das kann schnell passieren - zuerst denken wir "Missverständnis" - und wenn wir dann ganz ehrlich zu uns selber sind, können wir uns eingestehen, dass es zwar nicht sehr nett wirkt, aber eben doch eine Wahrheit antippt, die wirkt.
Zanilla hat geschrieben:Liebe Mitpatchies,
Ich "Ich hab keine Familie, nur einen saunervigen Freund", aus Spass halt denn. Da war er sauer, weil ich nicht gesagt habe, seine Kinder seien meine Familie. Aber mal ehrlich: sind sie auch nicht.
Wie Du hier weiter geschrieben hast, war es nicht nur Spass, da erklärst Du ja, dass Du genau das nicht sagen willst, was er sich wünschen würde.
Ist es ungerecht von mir, dass ich das gesagt habe? .... War er zurecht sauer? Bin ich komplett auf dem Holzweg?
Was nützt es Dir, wenn wir Dir Recht geben? Auf dieser Ebene werdet Ihr nicht glücklich. :?

Was denkst Du über Familie? Was ist Dein Gewinn davon, KEIN Familienmensch zu sein? Hast Du damit ein gutes Argument, um irgend eine Erwartung nicht erfüllen zu müssen?

Mich bringt es am meisten weiter, wenn ich davon ausgehe, dass das, was mir begegnet eine Möglichkeit ist, mich selber besser kennen zu lernen. Da liegt Potenzial drin!
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
Zanilla
Stammgast
Stammgast
Beiträge: 211
Registriert: 20.08.2009 09:32

Beitrag von Zanilla »

Danke für eure Meinungen

Hallo Ria,

ich hab das Thema nicht aufgemacht, um mir eine Bestätigung zu holen, sondern weil es mich ehrlich interessiert, was ihr alle so denkt, eben weil jede Familie ja anders ist und jeder das anders sieht. Manche brauchen tägliche Besuche, manche brauchen gar keinen Kontakt, manche brauchen Halt, manche nicht usw. Ich interessiere mich eben für Lebensentwürfe anderer Menschen, auch, um ein Stück weit eigene Lehren daraus ziehen zu können.

Ich weiss nicht genau, was ich über Familie denke. Auf der einen Seite ist es gut, eine zu haben, nur gibt es in den meisten Familien, meine eingeschlossen, viele unausgesprochene Dinge, ungeschriebene Gesetze oder viele Erwartungen, egal, wie alt man ist. Dadurch, dass es bei uns zwar ein enges, aber kein zeitintensives Verhältnis herrscht, kenne ich viele Dinge nicht und kann sie auch nicht nachvollziehen, zumal ich sehe, wie Familienmitglieder anderer Familien darunter leiden aber sich nicht trauen, etwas zu ändern.

Selbstverständlich habe ich einen Gewinn davon, kein Familienmensch zu sein. Ich kenne es ja nicht anders, kann also auch nichts vermissen und mir viele Dinge von aussen anschauen. Ausserdem ich keinen Pflichten wie "Komm mindestens 3x die Woche zu Besuch und ruf jeden Tag 2x an" ;)
Benutzeravatar
Delphia
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2125
Registriert: 17.07.2006 11:43

Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Was ist wohl Familie?

Ich hatte auch mal ein schönes Bild der Familie, die einem hilft usw. Das habe ich dann aber anders erlebt. Ich wollte unseren Kindern das Bild einer Familie geben, die da ist, wenn man sie braucht. Einer Familie, die einfach gibt, ohne Ansprüche zu haben auf ewigen Dank, usw. Ich bin schon längst von diesem Bild abgekommen.

Ich bezeichne uns hier auch als Familie. Es ist meine jetzige Familie mit allen fünf Kindern und später mal mit ihren Partnern. Meine Ursprungsfamilie (meine Eltern und Geschwister) sind zwar meine "richtige" Familie, aber ich bin schon längst abgenabelt, sodass ich meinen eigenen Weg gehe, ohne irgendwelche "Familienvorgaben". Ich merke aber immer wieder, dass Blutsbande einfach stärker sind. Das ist wohl etwas ganz Spezielles.

Wir sind eben auch eine Familie einfach anders... ;-)

Das Wörtchen "anders" macht es aus. Viele können damit nicht leben...
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Nadia
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 530
Registriert: 25.11.2006 18:50
Wohnort: Zürich

Beitrag von Nadia »

@ delphia

Ich habe mit meinen ELtern auch nicht immer schöne Zeiten erlebt weil meine Mutter Medikamentenabhängig war.
Die frühe Kinder und Jugendzeit erlebte ich mit den Grosseltern und sie haben mir mein Bild mitgegeben.

Neben Höhen und Tiefen hast du wahrscheinlich auch "dein" Bild mitgenommen. Zusammenhalt und Füreinader dasein. Auch wenn wir manchmal wieder enttäuscht sind wenn`s nicht so klappt.

Das ist ja die Schwierigkeit bei den Patchies und das machst du wunderbar :)

lg nadia
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Beitrag von BabyOne »

Mir fällt noch etwas zu dem Thema ein. Wenn Dein Partner nicht verstehen kann warum seine Kinder für Dich nicht Familie sind, dann kann er sich vielleicht besser in Dich hineinfühlen, wenn Du ihm folgendes Beispiel gibst: Meine Eltern haben sich nach ziemlich langer Ehe getrennt. Natürlich gehören deswegen trotzdem beide zu meienr Familie. Soweit ich weiss hat keiner von beiden einen neuen Partner. Wenn es aber so wäre dass einer von beiden einen neuen Partner hätte, wäre dieser Partner deswegen noch lange nicht Teil meiner Familie. Und selbst wenn man sich irgendwann jahrelang kennt und gut versteht, hätte ein neuer Partner eines Elternteils niemals denselben Status wie ein Elternteil. Und so ähnlich ist es wohl auch mit den Kindern des Partners. Man ist verbunden durch eine Person, die beiden Seiten sehr nahe steht, aber man steht sich deswegen nicht automatisch untereinander nahe.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Zanilla
Stammgast
Stammgast
Beiträge: 211
Registriert: 20.08.2009 09:32

Beitrag von Zanilla »

Hallo BabyOne,

das finde ich ein super Beispiel, vielen Dank :) Wenn wir das nächste Mal über so etwas sprechen, werde ich das mal aufbringen.

Ich denke, auch er hat es nicht leicht, seine Rolle usw. klar zu definieren. Aber bis jetzt klappt alles ja im Grossen und Ganzen ganz gut.
colour67
hat was zu sagen
hat was zu sagen
Beiträge: 49
Registriert: 06.12.2009 18:36

Beitrag von colour67 »

Ich würde sagen, es kommt darauf an...

Bei mir war es so, dass ich meinen Verlobten mit seine zwei Kindern gleich in meine Familie integriert habe. Von der ersten Sekunde an. Was seine Familie anbelangt, war es so, dass seine Kinder und Schwester zuerst unsere Beziehung als etwas sahen, dass sich erst bewähren musste. So nach dem Motto, schauen wir mal, wie lange das hält. Aber ich war mir bei meinem Verlobten von Anfang an sicher, sonst wäre ich nicht mit ihm zusammen gegangen. (ich kannte ihn schon von früher, und aus zahlreichen Gesprächen habe ich gewusst, wie er vom Typ her ist.)

Er war jahrlange mit den Kindern alleine und seine Schwester hat einiges für sie getan. Ein Aussenstehender könnte fast vermuten, sie ist die Mutter seiner Kinder.

Nun geht es soweit, dass sich seine Schwester überall einmischt - sie hat selber keine Kinder - und kommt dann immer mit ihren Weisheiten. Abgesehen davon, dass sie meint, man müsse jederzeit mit ihr jederzeit telefonieren - und wenn, dann gleich über eine halbe Stunde und länger, egal ob es für einen von der Zeit her passt oder nicht, weil man gerade am Sprung ist oder was auch immer. Sie meint auch, das Recht zu haben, über alles Bescheid zu wissen. Wenn sie einmal etwas nicht zeitgerecht erfährt ist sie eingeschnappt. Mit meiner Stieftochter telefoniert sie täglich - meist eine Stunde....

Mein Verlobter meint dann, sie ist halt sei Schwester, aber ich kenne das von meiner Geschwistern nicht. Sie würden sich manches nicht herausnehmen.

Ich finde, man kann alles übertreiben.

Für mich ist nur ein Partner in Frage gekommen, der mich mit Kind will. Etwas anderes gebe es für mich - uns gibt es nur im Doppelpack. Mein Sohn wohnt noch zu Hause. Natürlich erwarte ich nicht, dass er meinen Sohn wie seine eigenen Kinder liebt - aber er darf ihn nicht als Fremdkörper sehen. Umgekehrt ist es so, dass ich seine Kinder immer wie meine eigenen behandelt habe.

Ich muss zugeben, dass es schon etliche Situationen gab - wo seine Schwester die Finger im Spiel hatte - wo ich mir dachte, seine Familie kann mich gerne haben....

Wie gesagt, es kommt auf die Familienmitglieder an... Es ist eine Frage, die man so pauschal nicht beantworten kann. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob die Stiefkinder noch zu Hause wohnen oder nicht....
val
Gehört zum Inventar
Gehört zum Inventar
Beiträge: 322
Registriert: 01.10.2007 19:12
Wohnort: Toggenburg

Beitrag von val »

Hallo zusammen

Familie bedeutet für mich vor allem Blutsbande. Beziehungen, die nicht gekappt werden können, egal wie schwierig sie sind. Ich bin in einer sehr zerrissenen Familie aufgewachsen. Irgendwie konnten wir nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ging an der einen Ecke ein Bruch durch eine Beziehung, fand am anderen Ende ein Streit ein Ende. Aber alle zusammen, das gab es eigentlich nie :( .

Sehr beeindruckt hat mich, wie man in den Zügen der Verwandten seine eigene Herkunft erkennt. Als mein Vater starb, traf ich Cousins und Cousinen wieder, die ich seit meiner Jugend nie mehr gesehen hatte. Ich erkannte Züge meines Vaters in ihrem Körperbau, in ihrem Gesicht. Die gleichen feingliedrigen Hände, Gesichtszüge beim Lächeln, die auch mein Vater hatte. Das gab mir sehr viel, fühlte ich mich doch gleich weniger verlassen. Mir gab das ein Gefühl von Geborgenheit. Da gibt es noch welche, die sind vom gleichen Schlag. Wir haben uns auch auf Anhieb gleich wieder verstanden und der Kontakt ist seither nicht mehr abgebrochen. Da ist eine Verbundenheit, die ist einfach da.

Das ist meine Herkunftsfamilie. Meine gegenwärtige Familie - nun, da bin ich wohl immer noch auf der Suche nach der passenden Form. :?

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
Never ever give up
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Wenn ich an meine Familie denke, denke ich automatisch an meine Herkunftsfamilie.
Ich sehe meine zwei Schwestern sehr selten, aber wir freuen uns, wenn wir uns sehen und das Geblabber geht los.. Meine Eltern sehe ich -je nach dem- einmal im Monat, meine Grosseltern ca alle 5 Monate mal, Tanten und Onkel an Beerdigungen, o.ä., die einen immer an Weihnachten.. Meine Eltern haben meinen Freund und seine Kinder in die Familie integriert, aber sie würden sie nicht als Grosskinder bezeichnen, ich glaube, meine Mutter bezeichnet ein Grosskind erst als solches, wenn sie die Geburt miterlebt;).. Dass unsere Familie zusammenkommt, muss es ein besonderer Anlass geben, oder per Zufall selten mal. Wir sind dann sofort wieder in den Mustern gefangen, die wir als Kindern bereits hatten: Clown, Prinzessin und Frechdachs sitzen dann am Tisch, anstatt drei erwachsene Töchter.
Meiner Mutter meine Sorgen erzählen, tut mir sehr wohl. Sie versteht halt wie keine andere, was tief in mir abgeht. Und vorallem: sie urteilt nicht. Sie kritisiert Verhaltensweisen, aber sie liebt mich trotzdem. Das tut mir sehr gut und das verstehe ich auch unter Familie: dass man sich mag, egal was geschieht. Das empfinde ich auch von den Schwestern, dem Vater und den Grosseltern so.
Ich weiss dass das gar nicht selbstverständlich ist!
Meine Stieffamilie bezeichne ich (noch?) nicht als meine Familie. Die Stieftochter kommt sehr selten und der Stiefsohn ist für mich einfach der (Name) oder der Sohn meines Freundes. Aber ich würde jetzt nie von ihnen als meine Familie sprechen. Als seine Familie, ja, auch als meine Stieffamilie eventuell. Aber ich habe die Kinder ja nicht geboren, für mich wäre es erst dann meine Familie, bis dahin ist meine Familie: meine Herkunftsfamilie.
jasashi
Beiträge: 11
Registriert: 10.05.2007 19:54

Beitrag von jasashi »

...denke, dies kommt immer auch auf die Beziehung zu den "Stiefkindern" an, ich habe einen Mann und 3 gemeinsame Kinder, dies ist meine Familie, aus schwierigen persönlichen Gründen hat mein Mann noch einen Sohn und eine Ex-Frau, welche ich aber beide nicht als meine, sondern als das Kind meines Mannes ansehe........... Akzeptiert, angenommen aber auch nicht mehr......
gluecklich56
Beiträge: 9
Registriert: 20.04.2010 19:56

Guten Abend,

Beitrag von gluecklich56 »

mhm das Wort Familie ... Für mich persönlich ist eine Familie dort, wo man sich wohl und angenommen fühlt. Insofern wäre der Begriff Familie auch dort, wo aktuell 2 Stieftöchter vorhanden sind (wie in meinem Fall) - also nicht nur mein leiblicher Sohn, meine Mutter oder andere Blutsverwandte. Erst wenn von der nicht blutsverwandten Seite Trennstriche gezogen werden - bei meiner Oma schmeckt es besser - da ist alles nur toll oder das ist unser Familienhund - so war es jedenfalls in meinem Fall - dann muss auch ich gezwungenermaßen das Wort "Familie" neu definieren: das heißt, Familie ist einfach dort, bei meiner Kernfamilie wo ich mich wohl, angenommen oder zu Hause fühle und es auch umgekehrt so ist - auch wenn man gar nicht zusammenwohnt. So ist es aktuell bei mir: Meine Familie besteht aus meinem leiblichen Sohn und seiner Lebensgefährtin und dem Enkelsohn, der im August zur Welt kommt und meiner Mutter, der ich mich sehr verbunden fühle - weniger zu meiner Schwester, die zwar nur anderhalb Jahre jünger ist als ich - aber sich durch Egoismen weit entfernt hat von der "Kernfamilie".

Und was meint Ihr?

Lieben Gruß
(un)gluecklich56
Lala
öfters hier
öfters hier
Beiträge: 63
Registriert: 28.08.2009 13:24

..

Beitrag von Lala »

Ich gebe (un)gluecklich56, in einem Punkt recht: Familie ist da, wo man ankommen kann, sich zuhause fühlt und nicht ständig irgendwelche Streitereien und Machtkämpfe austragen muss! Das müssen aber nicht zwingend Blutsverwandte sein.

Auf der einen Seite erlebe ich selber, wie stark Blutsbande sind, in meiner "Kernfamilie" (sorry für den Wort-Klau :) ). Auf der anderen Seite aber habe ich auch gute Freunde, für die ich durch's Feuer gehen würde (und umgekehrt). Und natürlich mein Partner, mit dem ich zwar nicht zusammenwohne, den ich aber trotzdem fast täglich sehe und der mir nahe steht. Diese Leute bezeichne ich alle als meine "Familie", weil ich mich da wohl und angenommen fühle.

Umgekehrt steht mir aber nicht jeder meiner "Blutsverwandten" nahe, und auch die Kinder meines Partners stehen mir nicht so nahe wie er oder eben meine Bezugspersonen aus meiner Familie oder meine Freunde. Das heisst, erstere sind zwar "Familie", aber eben doch nicht im herkömmlichen Sinn... und letztere akzeptiere ich zwar und verbringe Zeit mit ihnen (manchmal gern, manchmal weniger gern) - aber nur weil sie die Kinder meines Partners sind, sind sie nicht gleich auch meine Familie. Das Gefühl kommt vielleicht irgendwann noch, aber im Moment ist es noch nicht so.

Worauf ich hinaus will ist, es ist immer Ansichtssache. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn Familie heisst. Dieses klassische "Vater-Mutter-Kind"-Modell und "wir haben uns alle lieb", das gibt's ja heute (leider?) nicht mehr so oft... Darum verschieben sich auch die Werte und Ansichten.

Ich merke aber an meinem Partner, wie schwierig es ist, sich vom klassischen Bild zu verabschieden, denn manchmal, wenn die Kinder da sind, drängt er mich fast in eine Art Mutterrolle und erwartet von mir Dinge, zu denen ich nicht bereit bin, eben weil ich nicht die leibliche Mutter bin. Das war anfangs für ihn sehr schwer zu akzeptieren. Mittlerweile geht es besser, und oh Wunder, jetzt klappt es auch besser, wenn wir alle vier zusammen sind (was ganz logisch ist, da jetzt weder ich noch die Kinder mit der Erwartungshaltung konfrontiert sind, uns als Familie zu fühlen). Aber eben, auch er musste sich erst von seinem Familienbild verabschieden und für sich das Wort "Familie" neu definieren.
Antworten