Hier nun meine Geschichte

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Bernina

Hier nun meine Geschichte

Beitrag von Bernina »

Meine Scheidung verlief - nicht ganz ohne Tränen - aber trotzdem schnell. Mein Ex-Mann und ich versprachen, Freunde zu bleiben und schafften das ziemlich gut. Trotzdem brauchte ich viel Zeit um nach 15 Jahren wieder mich selber zu finden. Ich war erst nach 4 Jahren bereit für eine neue Partnerschaft.
Mein Ex-Mann hatte das nicht so mit dem Alleinsein und hat ganz schnell wieder geheiratet. Ich war ganz traurig darüber, so schnell wieder ersetzt zu werden, das tat mehr weh, als die Scheidung davor.

Ganz schlimm war das Verhalten meiner Tochter. Dass die Stiefmutter die viel besseren Spiele und Videos hat, konnte ich akzeptieren. Auch bei den Freunden ist oftmals vieles besser als zu Hause. Überhaupt dass die neue Frau zwar keine Kinder hat, aber viel mehr darüber weiss und alles besser macht als ich, tat zwar weh, doch irgendwo habe ich gelesen, dass das normal sei und sich nach einigen Monaten legt. Ich liess es gewähren und schluckte. Als dann meine Tochter aber begann, meine Haushaltung umzukrempeln und mich ablehnte, wurde ich misstrauisch. Früher hasste sie Röcke, machte voll auf Junge und plötzlich tobte sie, weil im Schrank kein einziger Rock war. Sie wurde aggressiv und selbst mein Ex-Mann war schockiert ob der Art, wie unser Kind mit mir umging. Vielleicht kommt sie bereits mit 8 Jahren in die Pupertät? Ich war ratlos. Für andere Frauen war ich das beste Hütemami nur mit dem eigenen Kind kam ich nicht mehr klar.

Die Rettung war eine Bekannte, die mir erzählte, wie sich meine Tochter über ihre Situation beklagte. Die liebe Stiefmutter hat sich in der zwischenzeit gewandelt und mein Kind zum Schneewittchen gemacht. In der Therapie musste mein Kind und v.a. auch wir als seine Eltern lernen, welchen Platz jeder von uns in der neuen Situation besetzt. Mein Ex-Mann hat seiner neuen Frau zuviel Kompetenzen abgegeben und diese begann, das Mädchen umzuerziehen. Was vorher gut war, war plötzlich falsch.

Das ist nun Jahre her. Die Wunden sind verheilt. Heute haben wir alle ein sehr gutes Verhältnis miteinander. Meine Tochter pendelt frei zwischen mir und ihrem Vater hin und her.
Das Verhältnis zu meinem Ex ist so gut, dass ich herausspüre, wenn er Stress hat mit seiner Frau. Oft sucht er Rat bei mir. (Das tut gut. Hihi)

Diese Erfahrungen haben mir Bewusst gemacht, was in einer neuen Partnerschaft wichtig ist. Mein zukünftiger Partner musste unbedingt auch Kinder haben. Vieles muss man dann gar nicht mehr erklären.
Ich hatte Glück. Einen besseren Mann hätte ich nicht finden können. Alles hat gepasst. Anfänglich fanden die Kinder es doof, denn Mädchen sind alle Tussis und Jungs sind von Natur aus blöd. Doch schon nach wenigen Wochen vermissten sie sich, wenn sie sich am WE nicht sahen.

Und dann ging alles ganz schnell. Mein Freund war dabei in die gleiche Gemeinde seiner Kinder zu ziehen, als er erfuhr, dass seine Ex-Frau wenige Wochen später dort wegziehen wird. Sie hatte geheim geplant. Planänderung. Wir fanden in meinem Wohnort ein mietbares Haus und zogen - viel schneller als wir das planten - zusammen. Es war das beste, was uns passieren konnte.

Die einzigen Probleme die wir in unserem Patchwork haben, kommen von Seiten der Mutter der Jungs. Und wie sollen wir uns verhalten, wenn wir die Jungs nicht manipulieren und umerziehen wollen, es sich aber irgendwie aufdrängt? Ich wollte es ja besser machen.
Der soziale Unterschied von Vater und Mutter wird immer grösser. Der Entwicklungsrückstand bei den Jungs immer ersichtlicher. Seit sie die Woche hindurch bei der Mutter wohnen, haben sie ganz vieles verlernt. Die Jungs kamen anfänglich in einem verwahrlosten Zustand zu uns. Mein Partner hat mich vorgewarnt. Ich bemühte mich, darüber hinwegzusehen. Ich sprach nie schlecht über ihre Mutter, die Jungs taten es selber. Wenn ich versuchte, das Verhalten ihrer Mutter zu entschuldigen oder zu begründen lachten mich die Jungs aus.

Die Jungs wünschen einfach nur beim Vater zu wohnen. Über das was zur Zeit behördenmässig läuft, möchte ich hier nichts schreiben, es würde den Raum sprengen.

Die Kinder kommen mit sehr vielen Problemen zu uns. Es wurde therapeutisch bereits viel getan, doch immer noch zu wenig. Die Jungs zeigen inzwischen psych. Spuren durch die Verwahrlosung. Der ältere Junge ist sehr aggressiv, der jünger nimmt es nicht so genau mit der Wahrheit.
Es gibt WE, da wir es wunderbar haben und manchmal drehen wir fast durch. Trotzdem sind wir froh um das, was wir erreicht haben. Die schwierigen Zeiten haben uns zusammengeschweisst. Und beide Jungs geizen nicht mit Komplimenten an meine Adresse. Was will ich mehr?
Zuletzt geändert von Bernina am 25.04.2007 14:32, insgesamt 1-mal geändert.
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Du kannst stolz auf euch sein. Ihr habt einiges erreicht.
Und das schönste Kompliment hast du von den beiden Jungs die eine intakte Familie schätzen.
Deine Geschichte zeigt einmal mehr wie wichtig Wärme und Geborgenheit für die Kinder sind.
Ich wünsche dir viel Glück und danke dir noch einmal für deine tollen Ratschläge .... herzlichst Nadia
Bernina

Beitrag von Bernina »

Danke für Deine Antwort. Und schon gehen die Probleme wieder los.
Ich sollte die Jungs an der Bushaltestelle abholen. Sie kommen ein paar Tage in die Ferien. Mein Partner hat drei verschiedene Zeiten erhalten. Keiner weiss, wann sie nun wirklich kommen und zurückfragen kann man nicht. Die Frau würde behaupten, wir hätten ein Chaos und wenn uns die Kinder wichtig sind, dann fahren wir halt auch drei Mal zur Bushaltestelle, oder ich brüte da so drei Stunden vor mich hin. Habe ja sonst nichts zu tun ;-)
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