Wie Erziehungsstile unter einen Hut bringen?

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Schneewittchen
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Wie Erziehungsstile unter einen Hut bringen?

Beitrag von Schneewittchen »

Wieder mal ich: die Ex meines Freundes und ich erziehen unsere Kinder um 180 Grad verschieden. Das führt dazu, dass mir manches seltsam vorkommt, was seine Kinder machen. Ich überlasse natürlich die Erziehung meinem Freund, aber ich habe oft Angst, dass meine kleineren Kinder seine Kinder als Vorbild nehmen und ich dann alles, was mir eigentlich in der Erziehung wichtig ist, aufgeben muss. In der Schule gelten seine Kinder als sozial auffällig.

Wir leben noch nicht zusammen, das ist unter anderem ein Grund, warum ich damit nicht so vorwärts mache. Ich möchte gerne mit meinem Freund darüber reden können, wenn mir etwas auffällt, aber er fühlt sich dann immer sehr angegriffen und nimmt sie in Schutz, dabei geht es mir keineswegs darum, dass etwas an seinen Kindern nicht in Ordnung wäre, nur darum, dass ich mit ihm gerne Regeln aushandeln möchte, die für alle Kinder gelten, damit meine kleineren und unser gemeinsames kind nicht so erzogen werden, wie es seine Ex tun würde. meine sind gemäss Lehrern sehr sozial und ich habe einfach Angst, dass das nicht mehr so ist, wenn sie sich an seinen orientieren.

Seine streiten z.B. dauernd,. meine nicht. Wenn seine aber da sind, beginnen meine Kinder auch, so herumzustreiten. Man merkt das Vorbild sofort. Ich finde das nicht gut und möchte, dass seine auch nicht so herumstreiten.

Heute wolte er mit ihnen z.B. herkommen, seine haben Ferien, meine nicht. ich habe ihm gesagt, er könne das gerne tun, aber meine müssten erst Hausaufgaben machen, bevor sie mit seinen spielen dürfen. Das reicht, dass er findet, seine Kinder seien unerwünscht und er sich angegriffen fühlt. Meine Regel ist aber: erst Hausaufgaben, dann spielen. ich möchte, dass die gilt. Auch wenn seine Kinder jetzt Ferien haben, schliesslich könnten sie danach immer noch genügend lange spielen. Aber jetzt kommt er gar nicht und findet mal wieder, ich möcge seine Kinder nicht. Solche Beispiele gibt es zu Duzenden.

Ich möchte z.B., dass meine Kinder nicht über andere Menschen herziehen, sondern sie akzeptieren, aber seine ziehen dauern über andere her und meine kleinen beginnen damit dann auch, was ich aber daneben finde. Mein freund sagt nichts und lässt seine kinder weitermachen, ich darf nichts dagen, weil es sonst heisst, ich hätte etwas gegen seine Kinder...

Seine Kinder motzen ständig am Essen herum, meine dürfen das nicht, sondern sollen von allem probieren, was gut klappt. Aber wenn seine ausrufen, dass z.B. Crevetten scheusslich aussehen, dann essen meine das auch nicht mehr. Sage ich etwas, denkt mein Freund, ich hätte etwas gegen seine Kinder...

Was soll ich tun? Wie geht man damit um? Ich mag seine Kinder, finde sie aber auch teilweise auffällig und schwierig, möchte aber einfach auch so erziehen, wie es mir wichtig wäre. Und dass ich seine Kinder nicht ändern kann, ist mir auch klar, aber ich möchte zumindest mit meinem Freund darüber REDEN können und gemeinsam nach Lösungen suchen und nach regeln, die hier bei mir daheim gelten. Für ALLE Kinder. Aber das scheint zu viel verlangt...
Danke für Eure Tipps. Echt, am besten würde ein man eine neue Frau suchen, die den selben Erziehungsstil hat wie seine Ex...das ginge wohl am einfachsten...
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Schneewittchen,

Deine Befürchtungen kenne ich von mir selber von früher. Mein Stiefsohn ist auch so ein "schwieriges" Kind, seine Mutter in Sachen Erziehung nicht gerade mein Vorbild, und ich hatte früher Angst, dass sein Benehmen auf meine Tochter abfärben würde. Heute weiss ich, dass viel von meinen Befürchtungen weit übertrieben war. Natürlich kann man nicht ganz verhindern dass mal irgendwas abfärbt, bestimmte Ausdrücke oder mal auch ein bestimmtes Verhalten werden auch mal von meiner Tochter übernommen bzw. ausprobiert. Allerdings sind das dann eher Dinge, die sie früher oder später in Hort oder Schule von den größeren Kindern ohnehin lernen würde. Insgesamt muss ich aber sagen, dass jedes Kind sich völlig anders entwickelt. Meine Tochter hat gerade ihr erstes Zeugnis bekommen, und ihr Verhalten wird in jedem Satz gelobt - sehr ordentlich, sehr fleissig, leistungswillig, selbstständig, freundlich, hilfsbereit, hält Gesprächsregeln einsichtig ein etc. Bei meinem Stiefsohn steht seit Jahren trotz Therapien etc. stets das komplette Gegenteil im Zeugnis - hält sich nicht an Gesprächsregeln, ist unkonzentriert, chaotische Heftführung, sieht seine eigenen Anteile an Konflikten nicht ein, kann andere Meinungen nicht gelten lassen, gibt vorschnell auf, weicht Anforderungen aus. Man würde nicht glauben dass sie Halbgeschwister sind.

Deswegen meine ich: es ist sicher belastend wenn Deine Stiefkinder sich unpassend verhalten, aber zumindest die Sorge, dass Du Dich in Deiner Erziehung nach der Exfrau richten musst oder Deine Kinder zu sehr nach den anderen Kindern geraten könnten, die kannst Du wirklich ablegen. Du bist so wie Du bist und erziehst so wie es Dir entspricht, und anders geht es auch gar nicht, denn sonst ist man nicht mehr authentisch und das mögen Kinder auch nicht. Vielleicht ist das ein Argument, das auch Dein Freund versteht. Dass Deine Kinder auch anfangen zu streiten wenn seine Kinder sich streiten, das würde ich nicht einfach auf das "Vorbild" zurückführen, sondern vor allem darauf, dass die Atmosphäre in der Familie einfach gereizt wird wenn einzelne sich streiten, und es ist sehr schwer sich davon nicht anstecken zu lassen. Mir selber geht das auch so - wenn die Kinder herumzicken, dann werde ich auch ungemütlich.

Dein Problem ist wohl vor allem, dass die Kommunikation mit Deinem Freund über Erziehungthemen sehr schwierig ist, weil er sich sofort angegriffen und in Frage gestellt fühlt. Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlich klug, vorerst noch nicht zusammen zu ziehen.

Ich habe immer versucht, meinem Freund meine Meinung in kleinen Dosen und nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" unterzujubeln. Über die Zeit hinweg hat er eingesehen, dass ich öfter mal recht hatte, und jetzt akzeptiert er eher meine Ansichten, wobei wir auch zur Zeit zu einigen Themen nicht einig sind und es auch sehr schwer ist darüber konstruktiv zu reden. Bei meinem Freund ist es vor allem das Thema Essen und Ernährung, so dass ich glaube bei ihm steckt einfach Angst dahinter und letztlich irgend ein Kindheitstrauma, was ihm selber nicht ganz klar ist. Vielleicht ist es bei Deinem Freund ja auch so, dass hinter seiner harschen Reaktion auf alles was Kritik sein könnte Ängste stecken. Vielleicht erreichst Du mehr, wenn Du versuchst, mal ganz allgemein mit Deinem Freund über Erziehung zu sprechen - wie stellt er sich vor dass gute Eltern sein sollten, findet er dass seine Eltern gute Eltern waren, was hat er an seinen Eltern gehasst, was will er anders machen... nur fragen und lauschen, nicht werten, und sehen was Du dabei erfährst.

Versuch vielleicht, seine Kinder wie x-beliebige andere Kinder zu sehen, die bei Dir zu Besuch sind. Bei fremden Kindern hat man nicht den Anspruch die eigenen Erziehungsmaßstäbe anzuwenden, sondern man hält sich zurück und greift nur ein, wenn es einem wirklich zu bunt wird. Und Kinder, die sich gar nicht benehmen können, die werden evtl. nicht mehr eingeladen. Da ist vielleicht ein anderes Argument, das auch Dein Freund versteht - das, was man von jedem x-beliebigen anderen Kind erwarten würde, das muss auch für seine Kinder gelten, wenn sie zu Gast sind.
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sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Schneewittchen,

lass Deinen Freund doch öfters alleine mit seinen Kindern etwas machen, damit er sich in der Praxis üben kann und vielleicht von selbst mit Dir über Erziehung sprechen will.
Sofia
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