Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Welche Bücher oder Artikel haben mich angeregt?
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BabyOne
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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Beitrag von BabyOne »

von Annegret Noble-Fischer.

Die Autorin ist studierte Psychologin und arbeitet als Familientherapeutin. Bekannt wurde sie durch die RTL-Doku-Serie, in der ein Haufen Teenager von der schlimmsten Sorte in eine Wüste in die USA verfrachtet wird und dort von Pädagogen und Therapeuten wieder auf den rechten Weg gebracht werden soll.

In dem Buch geht es speziell um die Erziehung von pubertierenden Jugendlichen. Ehrlich gesagt habe ich mir aufgrund der Serie vorgestellt, dass es in dem Buch nur um die krassesten und schlimmsten Fälle geht oder dass es reißerisch aufgemacht sein könnte. Weit gefehlt - nur ein vergleichsweise kurzer Abschnitt des Buches befasst sich überhaupt mit Erziehungsmethoden und -tricks, und die geschilderten Fälle finde ich eigentlich ziemlich realistisch und lebensnah. Und das ist eigentlich das Besondere an dem Buch: man merkt deutlich, dass es einen familientherapeutischen Hintergrund hat. Eigentlich ist es gar kein klassischer Erziehungsratgeber in dem Sinn. Die These der Autorin ist: die tollsten Erziehungsmethoden helfen nur wenig, wenn in der Familie die Beziehungen nicht stimmen. Also gibt sie jede Menge Denkanstöße, Tipps und Hinweise, wie man eben diese Beziehungen verbessern und den eigenen Anteilen an dem Familienproblem auf die Schliche kommen kann, frei nach dem Motto "Du kannst den anderen nicht verändern, Du kannst nur Dein eigenes Verhalten verändern, und manchmal verändert sich dann auch das Verhalten des anderen". Es gibt auch etliche Aufgaben zur Selbsterforschung. Ich gestehe, ich habe erstmal alles glatt herunter gelesen, aber einige von diesen Selbsterforschungen will ich in nächster Zeit auf jeden Fall einmal durchführen. Wenn man diese Anregungen und Aufgaben ernst nimmt, kann man sich über Monate damit befassen.

In einem Kapitel stellt sie das Konzept eines anderen Psychologen vor, "die Sprachen der Liebe", wonach unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Arten von Liebesbezeugungen besonderen Wert legen, und wie man die "Liebessprache" einer anderen Person herausfinden kann. Einige der dort genannten beispielhaften Aussagen könnten aus meinem Mund kommen - ich bin offensichtlich der Typ, der besonderen Wert auf Anerkennung und Lob legt, und genau davon bekomme ich viel zu wenig von meinem Partner, worüber ich mich schon oft bei ihm beklagt habe, aber ohne Erfolg. Ich werde ihm das Buch zum Lesen geben und hoffen, dass er bis zu der betreffenden Stelle durchhält und ihm dann die Lichter aufgehen :roll:

Das Buch richtet sich nicht explizit an Patchworkeltern, ist aber für alle wertvoll, die in einer schwierigen Familiensituation stecken, und durchaus auch für Eltern geeignet, deren Kinder noch nicht in der Pubertät angekommen sind. Die Sprache des Buches ist knapp, klar und unideologisch.

Ich empfehle es unbedingt weiter!
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Nadia
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Beitrag von Nadia »

hallo babyone

hehehe ... den trick hab ich auch schon probiert. mein freund bekommt aber nur noch einzelne kapitel zum lesen von mir. alles psychologische ist ihm ein gereuel und er verliert schnell den zusammenhang :wink:
was viel einfacher ist klar zu formulieren was du dir wünschst.

das buch interessiert mich und ich werde mich im orell füssli auf die suche danach machen.

übrigens ich habe mal ein buch in den händen gehabt, dass die sprache der liebe behandelt hat. ich bin mir nicht mehr sicher wie es hiess. kann mich nur schwach erinnern, dass es auch darum ging dass jeder mensch seine art hat die liebe zu zeigen. ich mache mich mal auf die suche .... :lol:
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hmtja, ich will ihm das Buch ja gerade deswegen zu lesen geben, weil er die Dinge die ich ihm sage ja nie einfach annimmt...und ich habe ganz gewiss deutlich und klar formuliert was ich will... ich habe mich jahrelang gefragt woran das eigentlich liegt, hier im Forum gab es ja auch schon so Diskussionen darum, in wieweit es hilft gewisse Gesprächstechniken anzuwenden wie nur von sich selber zu sprechen, keine Vorwürfe machen etc. Meine Erfahrung ist leider die, dass die tollsten Gesprächstechniken nur bedingt weiter helfen, wenn der Partner reflexartig in Verteidigungshaltung geht sobald man ein Gespräch anfängt, oder gar glatt abstreitet was man sagt.

Neulich hatten wir ein Gespräch mit der Psychotherapeutin meines Stiefsones, und die sagte zu meinem Partner, dass er genauso wie seine Ex eine Weltsicht hat, wonach man entweder Sieger oder Verlierer ist, und natpürlich versucht man dann so oft wie möglich der Sieger zu sein. In dem Gespräch selber war ich über diese Aussage überrascht, weil ich ihn bisher nicht so gesehen habe, aber je länger ich drüber nachdenke, um so mehr denke ich dass sie recht hat und dass das der Grund sein könnte, warum ich so schwer zu ihm durchkomme, warum jedes Beziehungs-Gespräch darauf hinaus läuft dass er mir die Schuld für alles in die Schuhe schieben will, wobei er aber abstreitet genau das zu tun, etc...

Ich weiss dass mein Partner jemand ist, der immer sehr lange braucht bis er gewisse Dinge annehmen kann, und dass es hilfreich ist wenn er immer mal wieder einen Denkanstoß bekommt. Das Buch könnte so ein Denkanstoß sein. Vor drei Jahren hatte ich ihm einmal ein anderes Buch zu lesen gegeben (Familie sein dagegen sehr von Skynner und Cleese), das bei ihm auch etliches ausgelöst hat, insofern hoffe ich dass er bereit sein wird auch dieses Buch zu lesen. Damals hatte ich allerdings Jahre gebraucht bis ich ihn soweit hatte das er es tatsächlich gelesen hat...
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Franzie
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Beitrag von Franzie »

"Die fünf Sprache der liebe" von Gary Chapman

Habe ich zuhause und auch gelesen. leider konnte ich noch nicht so genau rausfinden welche Sprache meinem Partner spricht :?

Dein Buch tönt auch spannend, danke für den Tipp
Das wichtigste ist nicht nie umzufallen, sondern immer wieder aufzustehen

Patchwork seit Juli 08. Ich habe 2 Kinder, er auch 2
Nadia
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Beitrag von Nadia »

Ja genau .... jetzt wo du den namen des autors sagst ....


@ BabyOne

Ja dieses Schwarz-Weiss Denken und das Entweder-Oder kenne ich zu genüge. Ich glaube das liegt schlicht daran, dass dein Freund oder auch mein Freund gar nicht gelernt haben dass es viele Farben (Kompromisse ) gibt. Ich stelle immer wieder fest, dass er`s viel leichter versteht wenn er es auch spürt, also ich ihm das vormache. Meine Therpeutin hat immer gesagt, es bringt nichts einem Blinden die Sonne zu erklären.
Ich finde das Buch " Ohrfeige für die Seele " von Bärbel Wardetzki besonders gut. Es geht hier um Kritik und Verletzt werden und wie wir am besten damit umgehen. Es liegt immer alles viel tiefer als wir ahnen.

lg nadia
Anita

Re: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Beitrag von Anita »

BabyOne hat geschrieben: Die These der Autorin ist: die tollsten Erziehungsmethoden helfen nur wenig, wenn in der Familie die Beziehungen nicht stimmen.

....Also gibt sie jede Menge Denkanstöße, Tipps und Hinweise, wie man eben diese Beziehungen verbessern und den eigenen Anteilen an dem Familienproblem auf die Schliche kommen kann, frei nach dem Motto "Du kannst den anderen nicht verändern, Du kannst nur Dein eigenes Verhalten verändern, und manchmal verändert sich dann auch das Verhalten des anderen".
meine worte :D
In einem Kapitel stellt sie das Konzept eines anderen Psychologen vor, "die Sprachen der Liebe", wonach unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Arten von Liebesbezeugungen besonderen Wert legen, und wie man die "Liebessprache" einer anderen Person herausfinden kann.


ich kenne das buch "die sprachen der liebe" und stehe dieser theorie skeptisch gegenüber.

ginge es nach dieser theorie, wäre meine liebessprache auch das lob...ABER ich glaube eben, dass ich keine wahl hatte für meine liebessprache....sondern die wahl haben meine eltern für mich getroffen. liebe und anerkennung schenkten sie mir mit lob und ich habe mich oft mächtig ins zeugs gelegt, um welches zu ernten. eigentlich war es ein riesen krampf für mich, wenn ich mich geliebt hab fühlen wollen.
seit ich mir dessen bewusst bin, sage ich mir immer wieder, dass ich auch liebenswert bin, wenn ich NICHT gelobt werde und ich erkenne liebe oder zuneigung inzwischen auch über andere kanäle.
....eigentlich hätte ich übrigens ebenso gerne berührungen gehabt oder andere schöne gesten um ihre liebe zu mir wahrzunehmen....

tortzdem finde ich diese idee mit den liebessprachen nicht schlecht....alle diese "liebessprachen" sind handlungen, gesten, worte, die menschen gut tun....und gerade wenn das eltern hilft, ihre beziehung zum kind wieder zu stärken, ist das doch eine gute sache.

aber die theorie hinkt meiner meinung nach schon....was war zu erst?

die autorin des buches das hier empfholen wird finde ich eine sehr interessante person und wenn ich das buch mal in die finger bekomme, werde ich es sicher auch lesen. danke dafür!
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