Toleranz ???!!!

Meine persönliche Entwicklung, Erfahrung
Hope
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Toleranz ???!!!

Beitrag von Hope »

Ich hab letztens in einem meiner Postings (Stiefkinder) von Toleranz geschrieben. Toleranz ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Das praktiziere ich in der Erziehung und hoffe, dass meine Kinder einmal tolerante, soziale und gute "Erwachsene" werden.

So, soviel zur Einleitung .....

Mein Umfeld scheint mit der Toleranz Mühe zu haben. So z.B. vor einer Woche als ich mit Schatz im Café sitze und der Sohn von Bekannten (Freunde von meinem Ex-Mann) zu uns an den Tisch kommt und sagt:"Er habe seinen Eltern gesagt, oh schau, da sitzt Hope mit Schatz, gehn wir rein!". Darauf haben die Eltern die Entscheidung getroffen in ein anderes Café zu gehen ..... Oder als ich frisch mit meinem Freund zusammenwar, meinte die Lehrerin meiner Tochter zu mir, die Beziehung halte ja eh nur 3 Monate, obwohl sie mich weder meinen Freund persönlich kennt .... (Info: wir haben ihre Erwartungen weit übertroffen; aus 3 Monaten sind 4 1/2 Jahre geworden bis jetzt). Oder wenn die Leute unseres Dorfes die Strassenseite wechseln, wenn wir kommen und angestrengt auf die Wiese schauen, welch wunderbare Blumen dort wachsen (im Winter ....) ....

Ist das tolerant? Nein, somit liegt der Ball wieder bei mir und ich versuche, all diesen Menschen gegenüber tolerant zu sein. Man kann andere nicht ändern, nur sich selbst. Ich gebs zu, manchmal kann tolerant sein ganz schön schwierig sein. Manchmal tut tolerant sein auch richtig weh. Und indem ich das Benehmen, die Reaktionen anderer bewerte, in diesem Augenblick bin ich schon nicht mehr tolerant, oder? Müsste ich grosszügig über alles hinweg gehen? Alles mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen und müllen? Wahrscheinlich ist das der richtige Weg tolerant zu sein.

Was ist eure Meinung zu diesem Thema? Wie handhabt ihr "Toleranz"?

Wünsche euch "en gfreutä Nomitag" und freue mich auf interessante Zeilen: Hope
Bernina

Beitrag von Bernina »

Gutes Disskussions Thema.

Meine Toleranz ist sehr ambivalent. Ich bezeichne mich als religiös, versuche Jesus als Vorbild zu nehmen. Vor Gott sind alle gleich. Manche sind einfach gleicher. :wink:


Ja, mich schmerzt es auch, wenn meine Toleranz oder - religiös gesagt - Nächstenliebe nicht auf Gegenseitigkeit stösst. Wenn ich Verständnis für andere aufbringe und als Dank Hohn oder Respektlosigkeit ernte. Man kann andere einfach nicht zu ihrem Glück zwingen.
Hope
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Beitrag von Hope »

Meine geschätzte Bernina

Du hast prägnant, witzig und sehr toll geantwortet!

Ganz besonders liebe ich deine Aussage:
Man kann andere nicht zu ihrem Glück zwingen (kann mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen :D )

Genauso ......

Ganz liebe Grüsse Hope
Bernina

Beitrag von Bernina »

Etwas beschäftigt mich nun doch noch.

Hope schreibt über das abschätzige Verhalten der Lehrerin. Ich glaube dir das, weil es viele Menschen gibt, die in Diplomatie einen Fensterplatz hatten.

Ich werfe eine weitere Frage in die Runde: Wer von euch hat schon solche Äusserungen erhalten?

Bei mir waren es nur 2: Die Lehrerin meiner Tochter war ein älteres Modell der konservativen Sorte. Sie hat nicht direkt mich und meine Scheidung kritisiert. Sie zeigte sich einfach besorgt über den Wandel der heutigen Zeit. Innerhalb eines Jahres haben sich in dieser Klasse etwa 5 Familien getrennt. Wir waren die ersten. Da machte ich auch mir etwas Sorgen.
Ansonsten mochte ich diese Lehrerin. Sie war sehr gschpürig und erkannte sehr schnell, wenn es meiner Tochter nicht gut ging.

Dann wunderten sich meine Kolleginnen im Dorf, dass ich so schnell mit meinem Partner zusammenzog und fragten mich, ob ich mir das gut überlegt habe. Hinter dieser kritischen Frage erkannte ich aber auch ernst gemeintes Engagement. Schliesslich waren es auch diese Frauen, die mich nach der Scheidung ins Leben zurück begleiteten.

Wie war es bei euch?
Anita

Beitrag von Anita »

hallo,

ich finde das auch ein gutes thema und es begleitet mich auch immer wieder in meinem leben - mal mehr, mal weniger.

es kommt aber noch was dazu zur toleranz und ich glaube das ist entscheidend um sie zu haben - EINFÜHLUNG!
viele menschen bekommen in ihrem leben nur wenig - zu wenig einfühlung und es fällt ihnen darum schwer, sich in andere einzufühlen und eben toleranter zu sein.

es gibt dazu ein geniales büchlein von rosenberg - mein lieblingsbuch - meine bibel :)

"Konflikte Lösen durch gewaltfreie Kommunikation"

Marshall B. Rosenberg
Im Gespräch mit Gabriele Seils.

dabei ist eine tolerante haltung so etwas schönes und befreiendes - seufz :)
Anita

Beitrag von Anita »

Bernina hat geschrieben:Etwas beschäftigt mich nun doch noch.

Hope schreibt über das abschätzige Verhalten der Lehrerin. Ich glaube dir das, weil es viele Menschen gibt, die in Diplomatie einen Fensterplatz hatten.

Ich werfe eine weitere Frage in die Runde: Wer von euch hat schon solche Äusserungen erhalten?
ja das ist mir schon einige male passiert. beispiel: ein ehemaliger, gemeinsamer freund meinte damals als ich mit meinem mann zusammen gekommen bin - "das hält kein jahr - die ist nix für ihn"
in ein paar tagen sind es schon zwölf jahre :lol:

damals war ich von der liebe überzeugt und es war mir egal...heute habe ich auch die einstellung, dass DIE scheinbar ein problem damit haben - es aber nicht meines sein muss ;)
Hope
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Beitrag von Hope »

Zuerst Bernina:
Die Lehrerin ist leider alles andere als feinfühlig; nein, manchmal trampelt sie wie ein Elefant im Porzellanzimmer durchs Klassenzimmer, bei den Schülern und Eltern.... Ich hatte auch Freundinnen, die nicht begeistert waren, als sie erfuhren, mit wem ich zusammen bin. Sie kannten meinen Partner nur vom hören sagen und haben von dem ein Bild gemacht. Trotzdem pflegen wir und meine Freundinnen unser "Verhältnis" und sie haben von anfang mit Skeptis, aber trotzdem tolerant, die Beziehung beobachtet. Sie wurden aber eines Besseren gelehrt als sie meinen Schatz persönlich kennen- und schätzengelernt haben. Er ist einfach knuffig :D

Anita:
Du hast geschrieben, dass zur Toleranz noch etwas einhergeht: EINFÜHLUNG. Einfühlung ist eine wunderschöne Gabe. Und ich bedaure es , dass es nicht jedem Mensch gegeben ist.

Ich selbst bin einfühlsam und sehr sensibel. Im Umgang mit andern, in einer Freundschaft oder auch Beziehung, steht vielfach die andere Person im Vordergrund, resp. an erster Stelle. Ich höre bewusst zu, so auch, dass ich Sachen merke, die nicht ausgesprochen werden. Ich nehme mich vielmals zurück. Aber immer so, dass ich nicht das Gefühl hab, ich bleib auf der Strecke. Das wäre nicht zufriedenstellend. Es ist ein stetiges Geben und Nehmen, oder?

Liebe Grüsse :)
Anita

Beitrag von Anita »

ich fände es optimal, wenn es ausgeglichen wäre - ja :)
Bernina

Beitrag von Bernina »

Einfühlsamkeit,..... hmmmm, ..... da bin ich wohl noch entwicklungsbedürftig.

Also manchmal bin ich wie ein Kind und kann so ganz schön ehrlich direkt transparent meine Meinung sagen. Mag sein, dass ich den einen oder andern vor den Kopf stosse. Meine beste Freundin sagte mal, dass sie gerade dies an mir möge, man wisse immer woran man bei mir sei und wer mich kennt weiss auch, dass ich es eigentlich nie böse meine.

Manchmal kommt es auch aufs Thema an. Dort wo man selber verletzlich ist, reagiert man viel sensibler. Ich jedenfalls.
val
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Beitrag von val »

Hallo allerseits

Ein sehr interessantes Thema! Ich mach da auch so meine Erfahrungen... Wohne in einem kleinen Nest und habe manchmal den Eindruck, das ganze Dorf weiss besser Bescheid über mein Leben als ich. Würde ich nur mal laut fragen wüsste ich wie der Blitz, wo's eigentlich langgeht.

Wie ich das handhabe? Da war z.B. mein Nachbar, der mir mit offensichtlicher Feindseligkeit begegnete und keine Gelegenheit ausliess uns zu piesaken. Zuerst hab ich mich zu wehren versucht, das war aber hoffnungslos. Also habe ich begonnen, freundlich zu ihm zu sein. Sah ich ihn rief ich ihm einen freundlichen Gruss zu, kreuzte ich ihn mit dem Auto winkte ich ganz deutlich. Die ersten Male blieb ihm der Mund offen und die Sprache weg. Aber es wirkte. Nun lässt er mich ihn Ruhe. Und manchmal, wenn uns wirklich (?) niemand hört, dann lästern wir ganz gewaltig über ihn. Superman nennen wir ihn, denn als das ist er offenbar vom Himmel gefallen.

Ich sage mir immer, egal wieviel besser es alle andern zu wissen glauben, schlussendlich ist es mein Leben und ich muss ganz allein dafür gerade stehen und mir jeden Morgen in die Augen sehen können. Was immer sich andere für ein Bild machen, sie sehen nur ran, nicht rein. Und was gibt es schöneres, als sich über die "Fehltritte" anderer das Maul zu zerreissen als bei sich selber genauer hinzusehen? Ich glaube alle haben irgendwo ihre Ungereimtheiten niemand hat keinen Dreck vor der eingenen Haustür. Es ist einfach, sich selbst aufzuwerten indem man andere abwertet.

Ich glaube auch, dass das was an einem nagt nicht unbedingt die Intoleranz der anderen ist, sondern die Schuldgefühle die man sich selber trotz allem immer noch macht. Dieser leise Zweifel, dass die andern vielleicht doch recht haben; dass man wieder scheitern wird nur weil man schon mal gescheitert ist. Dass man kein Recht darauf hat, ein neues Glück zu finden.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Toleranz = für mich sehr wichtiges Thema...

Früher (vor ca. 25 Jahren) war ich wohl überhaupt nicht tolerant, verlangte es aber von meinem Umfeld...

Vor ca. 10 Jahren hatte ich so meine fixen Vorstellungen und war wohl toleranter, aber immer noch sehr auf meine Prinzipien fixiert...

Heute: total tolerant? Wohl noch nicht. Aber für mich stimmt es so...

Ich kenne auch Situationen, wie der Bruder meines Mannes, der meinte und meint heute noch, dass ich nicht zu meinem Mann passe. Begründung: nicht studiert und einfach zu blöd...

Ich bin aber überzeugt, dass wir das Leben lang Toleranz lernen können... :-)

Liebe Grüsse
Delphia
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Morpheus

Beitrag von Morpheus »

hallo zusammen,

ein wirklich spannendes Thema.

auf die Frage, wie tolerant bin ich.... kann ich irgendwie nicht schlüssig antworten.

je nach Situation und Thema.

Empathie ist entweder eine Begabung oder etwas das man sich aneignet.


Intoleranz entsteht in meinen Augen oft dann, wenn Menschen sich eine Situation nicht vorstehen und sich nicht reinversetzen können. Wenn wie so oft, die Theorie mit der Praxis nicht übereinstimmen.

lg Morpheus


Hope: vieles was Du bez. Deines Partners geschrieben hast, kommt mir bekannt vor.
Nana

Beitrag von Nana »

Hallo

ich finde mich sehr im letzten Abschnitt von Val wieder und gelange dann zur Frage:Wie tolerant bin ich mir selber gegenüber?Was erwarte ich genau von mir was kann ich einfach so akzeptieren und sagen ,ok es mag nicht perfekt sein,aber es ist ok,ich bin ok, mein Leben ist es.

Und wenn ich Fehler mache bin ich so tolernat und verzeihe sie mir gegenüber,denn es ist doch so,je stimmiger ich mit mir bin desto toleranter kann ich mit dem Gegenüber sein.

Liebes Grüässli,Nana
Nana

Beitrag von Nana »

...und bitte seid tolerant meinen Schreibfehlern gegenüber;o) merci! Nana
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Nin
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Beitrag von Nin »

Vielleicht ist es in der Stadt einfacher: mir ist nie etwas ähnliches passiert.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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