Schuldgefühle

Meine persönliche Entwicklung, Erfahrung
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Nin
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Schuldgefühle

Beitrag von Nin »

Hallo,

vielleicht weil Ferien sind und ich mal nicht von morgens bis abends hetze, geht es mir nicht gut. Heute war mir eigentlich den ganzen Tag zum Heulen zu Mute, ohne irgendeinen zwingenden Grund.

Und dann mache ich mir unglaubliche Vorwürfe: ich hab ja regelmässig Zeit für mich, Zeit zu lesen, es geht ja doch immer wieder, wenn ich wirklich wollte, hätte ich auch Zeit zum Schreiben oder um Sport zu machen, aber ich bin nicht gut genug, ich will es nicht genug.

Ich bemühe mich, meine Kinder gut zu erziehen, aber dann nagt der Zweifel an mir: mache ich genug? habe ich genug Zeit für sie, tue ich genug, um den Verlust der vielen Spielkameraden aus der alten Wohngegend aufzufangen? hatte ich das Recht, Mann und Haus zu verlassen und ihnen soviel auf irhre zarten Kinderseelen aufzuladen?

Ich bin traurig, melancholisch und komme mir deswegen so selbstsüchtig vor: mein Schatz hat so grosse berufliche Probleme, worüber kann ich einfach klagen? Klar, ich habe Geldschwierigkeiten (mein Auto hat mich diesen Monat gleich zweimal im Stich gelassen, und das war nicht vorhergesehen und schwer zu schlucken...), aber ich habe auch einen total sicheren Job und nach ein paar seht harten Monaten wird es schon wieder...

Versuche ich, genug Kompromisse mit meinem Ex einzugehen?

Ich komme mir fürchterlich unzulänglich vor...
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Hope
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Beitrag von Hope »

Liebe Nin

Du könntest ich sein, mit all deinen Selbstzweifeln!

Wir haben ein kinderloses Wochenende und wie immer kann ich es nur stellenweise geniessen. Es geht mir wie dir: hinterfrage sovieles. Mein Schatz merkt sofort, wenn ich wieder down bin, dafür möchte ich ihn doch glücklich machen und er muss meine Gefühlsschwankungen hinnehmen (er findet zwar, dass sei ich eben, so liebe er mich). Ich will es immer allen Recht machen, suche stetige Harmonie. Wenn ich mich dann mal getrau, die Krallen auszufahren, hinterfrage ich nachher wieder, ob ich überreagiert habe. Ach zum Fusslig werden!

Das ist doch das Problem! Die negativen Seiten nagen viel mehr an einem, als die positiven. Dafür bin ich überzeugt, dass du eine ganz tolle, feinfühlige, liebenswerte Frau, Mutter und Partnerin bist (urteile von deinen Zeilen und die sprechen Bände).

Also Nin, du gibst das, was dir im Moment möglich ist, das was im Moment für dich stimmt.

Kopf hoch :wink:

Liebe Grüsse Hope
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Nin

Manchmal hetze ich von einer Ecke in die andere und dabei habe ich keine freie Minute für mich. Aber wehe, die Melancholie packt mich...

Es ist bei Dir ja ähnlich. Jetzt sind die Ferien da und das Wetter spielt nicht gerade mit => der Winter hat sich zurückgemeldet. Da wird einem schon mal melancholisch.

Es geht vorbei. Momentan steht ein Berg vor Dir, dieser heisst Melancholie. Hier etwas, um diesen Berg zu bezwingen:

Berge sind Metaphern, Symbol für das ewige Auf und Ab des menschlichen Lebens. Wer sein Herz öffnet, zu dem sprechen sie, dem zeigen sie den Weg.

Vielleicht hilft es ein bisschen weiter?

Geniesse Morgen ein feines Schoggiei, nur eins das macht nicht dick... ;-)

Viele liebe Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Hope
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Beitrag von Hope »

ich wache auf; schales Gefühl und peng: Da sind sie wieder, all die unschönen Gefühle. Gefühle wie Trauer, Schuld, Selbstzweifel, ich kann sie nicht einmal benennen. Aber sie treffen mich mit einer grossen Wucht. Stehe auf, weiss, jetzt ist es aus mit Schlafen, bin doch aber so müde. Ablenken. Gedanken ordnen schwer, sie hetzen in meinem Kopf von einer zu andern Sorge. Ach bin ich müde. Zähle die Stunden, wie lange ich noch schlafen könnte. Die Traurigkeit, welche ich gehofft hatte, schlafe ich weg bis zum Morgen ist geblieben. Ich weiss, wenn ich am Morgen nach wenig Schlaf erwache, sind meine Gefühle immer noch da, aber sie erscheinen mir dann nicht mehr so riesig, drückend, schwer, kritisch etc.. Dann kann ich sie akzeptieren, ertragen und muss sie nicht akribisch sezieren. Müde. Vielleicht klappt es jetzt .....
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Hope

Ich weiss zwar nicht, wie alt Du bist, aber mir geht es oft so, dass ich sehr müde bin.

Ich weiss zwar nicht warum und woher.

Ist es die ganze Situation, in der ich stecke?
Ist es meine ganze Scheidungsgeschichte, die mich so kaputt gemacht hat?
Ist es die Ex-Frau, die ständig bei uns oder in der Familie meines Mannes sich einmischt und meldet?
Ist es mein Ex-Mann, der alle terrorisiert, wenn ihm etwas nicht passt?
Ist es ganz einfach, weil ich älter werde?
Ist es die Frühlingsmüdigkeit (mit dem Wetter und seinen Launen)?
Oder bin ich etwa krank?

Am Wochenende habe ich eine Freundin (mit Ursprungsfamilie also keine Scheidung) getroffen, die am gleichen Punkt ist. So geht es vielen oder etwa nicht?

Ist es unser Zeitalter, da alles so schnell sein muss usw.?

Vielleicht weiss jemand einen Rat?

Liebe Grüsse
Delphia
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo

Ich bin ja auch seit langem auf der Suche nach der Ursache für meine Müdigkeit. Herbalife und Vitamintabletten haben nicht geholfen. Eine Eiseninfusionen habe ich gerade durch. Ohne Wirkung.
Ich frage mich auch, bin ich einfach nur Müde, Erschöpft oder gar Depressiv.

Gestern war mein Ex-Freund hier und wir hatten ein langes Gespräch. Er erkennt bei mir eher grosse Traurigkeit. Aber warum?
Liegt es daran, dass das Scheidungsurteil nach dem langen Hick-Hack anders ausgegangen ist.
Oder bin ich traurig, weil die Kinderzeit bei meiner Tochter zu Ende geht. (Keine Kinderbasteleien mehr, keine Chäferli und Äntli-Windows-Color-Bildli mehr malen.
Bin ich mitten im Ablösungsprozess, den normalerweise Mütter haben, wenn die Kinder flügge werden?

Heute merkte ich, dass ich sogar so müde bin, dass ich nicht mal Kraft zum Atmen haben. Ich werde bestimmt mal während dem Schnaufen einschlafen. *grinsobwohltragisch
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo Bernina und Delphia,

mein thread hier über die Möglichkeiten beruflicher Veränderungen entstand eigentlich aus einem ähnlichen Gefühl der Müdigkeit. Ich hatte plötzlich den Eindruck, dass mir neue Ziele helfen würden. Aber auch, dass ich älter werde und es nicht mehr oft und lange die Chance gibt, im eigenen Leben noch etwas zu ändern.
Wie alt seid Ihr denn? Ich werde 38. bestimmte Themen im Leben sind abgeschlossen, das spüre ich. Meine Partnerschaft hängt in einer Sackgasse, aber gefühlsmässig bin ich nicht so weit, mich zu trennen, es gibt auch zu viel Gutes.
Trotzdem: ich fühle mich oft so perspektivlos....früher hatte man immer Ziele, Wünsche, Träume für die zukunft und hat daran gearbeitet. Jetzt hat die Zukunft begonnen. So ist mein Gefühl. Und das älter werden spüren wir wohl alle, auch körperlich.

Aber wer weiss, vielleicht wird es ja auch nur Zeit, das frühling wird!
Bernina

Beitrag von Bernina »

hallo Carlotta

Das fehlen von Visionen macht mich auch traurig. Ein Ziel habe ich aber. Ich möchte so schnell wie möglich arbeiten gehen. Wenn die Jungs nun bei der Mutter bleiben, dann muss ich mich ja nicht auf Haushalt/Aufgabenbetreuung mit 3 Kindern einstellen.

Ein Hindernis wird meine Behinderung sein. Mein Arbeitsplatz muss rolstuhlgängig sein. Das heisst, wenig Treppen, oder Lift, Rampen. Am Liebsten wäre ich an einem Empfang oder Info Desk. Buchhaltung geht auch. PC efahren bin ich ja, mindestens im Forenbereich *smile

PS: Ich bin 42ig
Hope
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Beitrag von Hope »

Hallo ihr Lieben

Ich bin eigentlich schon seit über 20 Jahre müde. Wahrscheinlich, weil ich alles zu persönlich nehme, mir über alles den Kopf zerbreche, ich es allen recht machen will (bin SEHR HARMONIEBEDÜRFTIG). Ich glaube, dass gerde dieses Verlangen nach Harmonie mir jetzt im Weg steht, da es um die Scheidung geht. Wir sind nicht im Guten auseinander mein Mann und ich. Und die Traurigkeit, tja.... da kommt sovieles zusammen. Die Kinder, welche gross werden, welche nicht mehr immer alles erzählen, z.T. schon in ihrer eigenen Welt leben (loslassen fällt mir schwer, ich möchte doch so gern wissen, was ihre noch "Kinderseelen" beschäftigt). Wisst ihr noch, wie man gemeint hat als Teenager, das Leben fängt an mit 18 und es ist ein Erlebnis etc.? Welche Illusionen ich doch hatte! Das Leben fängt nie in diesem teenagerhaften Denken an: das Leben ist Arbeiten: Arbeiten an sich, an andern, sich und andere glücklich machen, sich im Leben zurechtfinden, sich behaupten können und noch vieles mehr. Ich sehe, wie rundum "meine Leute" älter werden, manchmal erheiternd, manchmal ernüchternd. Was das Leben für uns alle parat hat, welche Schicksale es gibt. Das Leben ist sehr schön, aber die weniger schönen Momente beschäftigen mich leider mehr. Aber ich versuche es immer wieder aufs Neue, es ganz bewusst zu geniessen. Manchmal geht alles so schnell, an tausend Orte sollte man sein, vieles geht zu schnell.

Aber eben, man hat eine ganz grosse und eigentlich doch sehr schöne Aufgabe:
sich selber, seine nächsten glücklich zu machen.

Liebe Grüsse Hope

PS: Alter war gefragt: ein schönes, rundes 40
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Eure Sorgen sind mir leider zu bekannt! Ich war eben eine Woche krank geschrieben wegen einer kleinen Unterleibs-OP und habe mich so gefreut, endlich mal zu schlafen, mit gutem Gewissen herum zu liegen und nachher wieder etwas fiter zu sein! Geschlafen habe ich viel, herumgelegen bin ich auch ewig, aber fiter? Kein bisschen. Heute morgen musste ich mit der Kleinen an unseren ehemaligen Wohnort zum Kieferorthopäden und schlief fast ein im Wartezimmer. Wann werde ich das nur endlich wieder los? Diese Müdigkeit dauert nun schon vier, fünf, sechs Jahre, ich weiss nicht mal mehr, wann es angefangen hat, ich habe so viel probiert, aber genützt hat längerfristig gar nichts.

Und wenn ich dann so müde bin, dann denke ich über Dinge nach, die ich eigentlich abgeschlossen zu haben glaubte; meine Grosse besuchte nach dem Zahnibesuch eine ihrer ehemaligen Freundinnen und schien mir so glücklich! Mädchen wie dieses fehlen in ihrer jetzigen Klasse am neuen Ort, und da frage ich mich dann schon, ob ich das Recht hatte, die Kinder aus der gewohnten Umgebung heraus zu reissen, nur weil ich jetzt mit meinem Freund zusammen ziehen wollte? Wer gibt mir das Recht, meine Bedürfnisse über die Wünsche der Mädchen zu stellen?

Manchmal finde ich einfach alles so schwierig!
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, Hope, da sagst Du was: das Leben ist Arbeit...!
Trotzdem sind wir irgendwie privilegiert hier mitten in Europa. Wir leben in Frieden und in Verhältnissen, in denen niemand wirklich existenzielle Sorgen hat. Wir haben medizinische Versorgung, genug zu Essen, in Notsituationen gibt es Hilfe, sogar staatliche. Wie viele Mütter auf der Welt haben genau das nicht?? Manchmal hilft es mir, daran zu denken - manchmal....

Eins ist klar: Ziele, Ideale helfen, trotz Müdigkeit immer weiterzumachen, oder? Es ist wohl ganz wichtig, diese nicht zu verlieren!

Es ist ja einerseits tröstlich andererseits erstaunlich wie vielen es gleich ergeht. Was ich mich frage: wo bleibt da überhaupt Raum für eine Partnerschaft? Eine Patchworkfamilie aufzubauen kostet ja womöglich noch mehr Kraft und Gedanken als wir in unserer Naivität in unsere jeweiligen ersten Familien inverstiert haben. Aber woher soll man diese Kraft noch nehmen?
Konkrete Frage: was tut Ihr für Eure Partnerschaft, woher nehmt Ihr die Kraft und die Zeit, sie zu pflegen?
Hope
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Beitrag von Hope »

Da bin ich wieder :D

Plüsch:
Genau: manchmal erscheint mir auch alles so schwierig! Und ich mache mir die genau gleichen Gedanken wie du bezüglich Kinder! Hatte ich wirklich das Recht, sie aus der gewohnten Umgebung herauszureissen, um (wie du) mit meinem Schatz zusammenzuziehen? Im Grossen und ganzen erscheinen mir meine Kinder zufrieden, aber wenn ich spüre, dass sie etwas vom alten Ort vermissen, dann schlägt mir das schon gewaltig auf den Magen. Wenn ich sie jedoch frage, ob sie denn lieber wieder am alten Ort wohnen würden, verneinen sie es. Und die Müdigkeit, gepaart manchmal mit Traurigkeit, ist elend. Die Müdigkeit ist so gross z.T., dass mir sogar ein Telefongespräch zuviel ist; ich kämpfe mich durch den Tag.

Und jetzt zu dir charlotta37:
ich bin mir voll bewusst, dass es mir im Vergleich mit anderen Frauen (auch in der Schweiz) sehr gut geht. Trotzdem nage ich an meiner Situation. Ich wünschte, ich könnte unbeschwerter sein! Und die Partnerschaft ...... Die Kinder (meine wie die meines Liebsten) nehmen sehr viel Platz ein und doch habe ich zuweilen das Gefühl, ich gebe ihnen noch zuwenig Aufmerksamkeit. Für die Partnerschaft bleibt meistens nicht soviel Zeit. Hausaufgaben, lernen mit den Kindern, Hobbys der Kinder/Partner etc. Es sind dann meistens die kleinen Dinge, die zählen wie am Mittag zusammen den Kaffee zu trinken, abends wenn die Kinder dann "endlich" (liebe meine Kinder über alles) im Bett sind, haben wir dann noch etwas Zeit für uns. Es kommt dann aber schon vor, dass wir zusammen auf dem Sofa einschlafen, weil wir einfach so müde sind vom ganzen Tag. Darum lob ich mir die freien Wochenenden, wo wir uns geniessen können. Aber nun zurück zum Alltag: wir schreiben uns viel Karten oder Briefe, untertags kurze Sms`s, dann bekomm ich wieder eine Rose von meinem Schatz, ich verwöhne ihn mit einer kurzen Massage (wenn ich nicht zu müde bin) und und und. Kleine Aufmerksamkeiten machen soviel aus. Sehr gut tut es auch, wenn wir abends mal kurz etwas trinken gehen, eine dreiviertel Stunde können die Kinder sehr gut alleine sein und wir sind per Handy immer erreichbar. Du siehst, man muss sich hie und da die Zeit stehlen, um die Partnerschaft zu pflegen. Ich denke aber, dass man nach einer gescheiterten Ehe sich automatisch viel mehr Mühe gibt, schliesslich will man nicht wieder am gleichen Ort landen :wink:

Liebe Grüsse Hope
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

@ hope: Meine Kinder sagen auch, dass es ihnen hier gut geht und dass sie das Glück hätten, doppelt so viele Freunde zu haben wie andere, die einen hier, die anderen am alten Ort. Auch die familiäre Situation ist für sie i.O., die Grosse meinte mal, dass sie es toll fände, im Grunde genommen zwei Väter, zwei Mütter, fünf Schwestern (wovon eine "Ganze", eine "Halbe" und zwei "Stief") und zwei Stiefbrüder zu haben. Allerdings ordnet sie meistens schon klar, wer in welchem Grad wie mit ihr verwandt ist. Aber das Heimweh an den alten Ort, das bleibt wohl, zumal es eben ein toller Ort war, nur schon von Lage und Infrastruktur her. (Das fehlt sogar mir oft)
Aber das schlechte Gewissen über den Umzug, das bleibt wohl immer ein Stück weit bestehen, auch wenn die zwei zumindest glücklich zu sein scheinen und schulisch enorm profitiert haben. Es braucht nicht viel; es reicht, wenn die Grosse vom Vater kommt und moniert, in was für einem Kaff wir eigentlich wohnen oder sie sagt, ihr würde der See fehlen. Und schon habe ich wieder ein schlechtes Gewissen.

@ carlotta
Ja, wie pflegen wir unsere Beziehung; mein Partner ist sehr engagiert in seinem eigenen Geschäft und in seinem Hobby. Da fallen schon mal zwei bis vier Abende pro Woche flach. Und wenn ich dann Abends warte, bis er nach 22 oder 23 Uhr nach Hause kommt, dann bin ich nachher noch müder da nicht ausgeschlafen. Ein Abend gehört seit Januar dieses Jahres uns, da gehen wir einem gemeinsamen Hobby nach und geniessen das auch.
An den Wochenenden sind wir hin und wieder "kinderlos", und das ist dann die Zeit, die wir ganz intensiv nutzen. Aber da meine Kinder von April bis Oktober praktisch an keinem WE beim Vater sind, ist das Sommerhalbjahr recht kinderlastig. (Er arbeitet Schicht) Aber wir haben das Glück, tolle Verwandte zu haben, die die Kinder mal zu sich nehmen, wenn wir etwas nur zu zweit unternehmen möchten.
So ungefähr einmal pro Jahr leisten wir uns den Luxus, ein (verlängertes) Wochenende oder eine Woche zu zweit weg zu fahren, wenn meine Kinder beim Papi und seine nicht bei uns sind.
Und die tägliche Partnerzeit beschränkt sich auf kurze Mails untertags mal und die Zeit vor dem Einschlafen, die wir meistens dazu nutzen, uns den Tag zu erzählen, zu reden über dies und das.
Uns ist beiden enorm bewusst, dass wir unsere Beziehung pflegen müssen, wenn wir in ein paar Jahren nicht wieder vor einem Scherbenhaufen stehen wollen, und wir versuchen, das neben Familie und Berufen zu tun. Ob es reicht, werden wir sehen, im Moment habe ich ein gutes Gefühl.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ach, das schlechte Gewissen, die Kinder aus der gewohnten und geliebten Umgebung herausgerissen zu haben...ja, das kenne ich nur allzu gut. Und mein Ex schürt es auch ganz fürchterlich. Wir wohnen in einem schönen Haus, direkt am Genfer See, aber doch recht isoliert und manchmal fehlt mir die Wohnlage und die langen und vielen Fahrten machen mir zu schaffen. Auch vermisse ich mein Haus, was so neu, praktisch und hell war... aber das wird besser. Ich wage es nicht, die Kinder zu fragen, ob sie lieber am alten Ort wohnen wollen, weil mein Ex ja sowieso die Kinder bei sich haben will. Das macht mir immer wieder und sehr zu schaffen.

Ansonsten und gerade jetzt ist es sehr schwer. Wir sind beide zur Zeit beruflich sehr eingespannt und mein Schatz hat gerade beruflich eine grosse Niederlage hinzunehmen und das macht ihm sehr zu schaffen, dann ist er sehr niedergeschlagen.

Ich hätte gern mehr Zeit für unsere Partnerschaft, vor allem mehr gemeinsame Aktivitäten, ein gemeinsames Ziel, Freuden teilen. Sorgen teilen geht noch, obwohl mir dieses Wochenende alles sehr zweifelhaft erscheint, wenn nicht unmöglich und ich Angst habe. Gestern war einfach ein ganz, ganz mieser Tag. Naja.

Müde bin ich auch oft. Obwohl mir die Perspektivenlosigkeit nicht so zu schaffen macht, damit hat mein Schatz eher grosse Probleme. Nur der Gedanke, kein gemeinsames Kind zu haben, kommt mir manchmal sehr bitter. Beruflich arbeite ich in meinem Traumberuf. Ich habe noch viele Plàne: Reisen, noch eine Sprache lernen, eines Tages ein Buch schreiben, wieder mehr Musik machen und hier in Haus ist soviel zu tun, es könnte noch soviel schöner sein. Die Ex von meinem Partner war nie sehr häuslich und mit allem bis vielem allein war er immer überfodert, dazu noch von Natur aus unordentlich wie ich. Akso gibt es im Haus grossen Nachholbedarf.

Beziehungspflege ist schwer. Oft sind wir beide müde, ich habe auch abends noch viel Arbeit für die Schule, weil ich tagsüber Zeit für meine Kinder herausschinde, statt zu korrigieren oder vorzubereiten. Lehrer ist ein sehr trügerischer Beruf.

Wir haben ein Konzertabo und versuchen auch, meistens hinzugehen. Aber nächstes Jahr werden wir es nicht mehr behalten: meine Schwiegermutter hat das Gleiche und es belastet mich, ihr dort über den Weg zu laufen, bzw. ihr aus dem Weg zu gehen. Ich würde sehr gerne gemeinsam Russisch lernen. Wir lieben beide Sprachen. Aber dann fehlt Zeit, Energie und Geld. Alle Kinder brauchen Aufmerksamkeit. Heute baut er mit seiner Tochter IKEAmöbel, da sie ihr Zimmer umstellen will, wenn sie jetzt hier wohnt. Und sein Sohn hat Sorgen in der Armee - er ist dort einen Nachmittag ausgebuchst und hat auf diesem unerlaubten Ausflug seinen Leutnant getroffen und jetzt drohen ihm 10 Tage Strafhaft. Auch weiss er noch nicht, wo studieren. Also werden sie sicher am Nachmittag zusammensitzen und reden und dann bin ich 5.Rad am Wagen. Kinderlose Wochenenden sind selten. Nun sind seine Kinder gross, aber sie brauchen doch Zeit mit ihrem Papa, der ihnen auch sehr nah steht. Und oft haben wir beide einfach Arbeit übrig am Wochenende.

Letztes Wochenende war ich sehr frustriert, weil da so gar keien Zeit für mich übrig blieb. Und schon gar nicht für mich und meine Kinder. Aber manchmal nehmen wir usn auch Zeit, vor allem um gemeinsam zu spielen, wir lieben alle Gesellschaftsspiele.

Jetzt habe ich mir so einiges von der Seele geschrieben, gel?
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Beitrag von Plüsch »

Die Sache mit den fehlenden Zielen, die kenne ich, so ging es mir in meiner letzten Beziehung, die ja dann eben den Bach runter ging. Es war alles so aussichtslos, und das machte mich enorm kraftlos; wozu kämpfen, wozu das Ganze...
Daher bin ich froh, dass das jetzt anders ist, und wenn ich das so schreibe merke ich auch, wie mir das Kraft gibt! Denn eigentlich haben wir so viele Ziele, die auch realistisch sind:
1. Wir werden im Oktober heiraten!
2. alle fünf Kinder müssen wir mal durch die Ausbildung bringen, Tochter Nr. 1 hat nun endlich einen konkreten Berufswunsch, was für uns eine Erleichterung ist, denn in gut 1 Jahr schliesst sie die Schule ab.
3. Wir träumen von einem eigenen Haus oder einer eigenen, nach unseren Wünschen ausgebauten Wohnung, wenn alle Kinder "draussen" sind und unsere Finanzen sowas zulassen.
4. Reisen; unsere Wunschliste ist so gross, und wir versuchen jedes Jahr einen Posten abzuhaken. Dieses Jahr wird es vermutlich eine Städtereise dieser Liste sein.

Beruflich nehme ich es im Moment wie es kommt, mache ein paar Weiterbildungen und weiss aber zugleich, dass ich wohl nicht bis 65 unterrichten werde. Im Moment gefällt mir zwar der Beruf, aber ob ich das wirklich ewig machen will?
Dann möchte ich mich musikalisch wieder verbessern und stecke im Moment viel Zeit in meine Querflöte, und wer weiss, vielleicht mache ich doch mal noch ein paar Sprachkurse und mache einen richtigen Abschluss in Französisch. Wünschen würde ich es mir, aber ob ich dann die Energie zum so viel Lernen auch aufbringe, das weiss ich nicht.
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