Zweifel

Meine persönliche Entwicklung, Erfahrung
Lala
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Zweifel

Beitrag von Lala »

Hallo zusammen

Ich hab da mal eine Frage an Euch: kennt Ihr das auch, dass Ihr immer mal wieder unzufrieden mit der Situation seid, in der Ihr Euch befindet und Euch fragt, ob es wirklich das ist, was Ihr für Euer Leben wolltet?

Ich habe immer mal wieder solche "Anfälle". Versteht mich nicht falsch, ich stehe hinter meiner Beziehung zu meinem Partner und liebe ihn wirklich. Wir sind zwar zwei starke Persönlichkeiten, bei denen es häufiger mal "chlöpft", aber trotzdem wissen wir, was wir am anderen haben, eben weil wir's auch anders kennen. Aber zwischendurch frage ich mich schon, ob ich mir das ganze Drumherum wirklich geben muss; das Theater mit der Ex (sie sind ja noch nicht geschieden), die Stiefkinder, mit denen es mal mehr, mal weniger gut läuft (die aber, so muss ich ehrlich zugeben, der Grund sind, warum ich nicht mit meinem Partner zusammenwohnen möchte), sein ständig schlechtes Gewissen ihnen gegenüber, was ihn manchmal zu einem fast "hilflosen Wesen" macht (dann dirigieren die Kids ihn, nicht umgekehrt) und was mich dann dermassen nervt, dass es garantiert wieder knallt zwischen uns... (und so traurig es ist, meistens knallt es wegen der "Ex-Familie")

Da frage ich mich dann schon, ob ich wirklich das lebe, was ich will. Ich meine, wieviel Kompromisse macht man für die Liebe? Wieviel macht man mit und wo sagt man, Schluss, aus, Feierabend? Ist es wirklich so, dass man alles andere hinten anstellen und sich selbst zum Teil "verbiegen" und auf vieles verzichten muss (Urlaube zu zweit, gemeinsame Wohnung, etc., etc.) - nur damit eben z.B. die Ex oder die Stiefkinder zufrieden sind? Oder ist der Mann an meiner Seite einfach nicht der Richtige?

Ich weiss, die letzte Frage kann ich nur selbst beantworten. Im Moment kann ich mir keinen anderen Mann vorstellen, und es würde mir das Herz zerreissen, wenn ich "umständehalber" die Beziehung beenden würde - sprich, ich kann und will es gar nicht. Aber trotzdem quälen mich manchmal diese Selbstzweifel. Vielleicht kennen das einige von Euch auch? Wie geht Ihr denn damit um?
Lala
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Beitrag von Lala »

kleiner Nachtrag...

...oder, anders gesagt... ist eine Liebe es wert, dass man doch soviele Entbehrungen und Konflikte in Kauf nimmt / nehmen muss..?

...man könnte es ja auch "einfacher" haben...

Bin gespannt auf Eure Meinungen! :)

Liebe Grüssse
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Nin
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Beitrag von Nin »

Lala, ich hatte nur einen wichtigen Zweifel: darf ich, um dieser Liebe willen, meinen Kindern so sehr weh tun? Schliesslich habe ich mich dazu entschlossen, dass ich es darf. Aber mich plagen noch immer Gewissensbisse, immer wieder.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Lala
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Beitrag von Lala »

Hallo Nin

das versteh ich, das kommt noch dazu, wenn man eigene Kinder hat. Das ist bei mir ein "kleiner Vorteil", dass ich keine habe. Andererseits, wenn es so wäre, wäre ich vielleicht in vielen Dingen toleranter, was auch nicht schlecht wäre. So oder so, es ist nicht einfach...
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Hallo Lala,

ich kenne diese Gedanken sehr gut, mich überkommen sie auch immer wieder. Es muss nicht mal ein bestimmter Anlass sein, sondern irgendwie einfach so. Ich denke auch oft "Macht man für mich die gleichen Kompromisse?" und die Antwort darauf ist klar "Nein", aber vielleicht sehe ich sie auch nicht. Ohne die Ex-Familie hätten wir auch viel weniger Streit und ich fühlte mich wesentlich entspannter, so gesehen ist unsere Geschichte fast deckungsgleich, ausser, dass wir zusammenwohnen.

Wie man das löst? - Wenn ich das nur wüsste. Ich kann dir nur sagen, dass die Zeit für einen arbeitet. Man geht mit der Zeit besser damit um, wobei ich es noch nicht geschafft habe, diese Gedanken ganz sein zu lassen. Wir sind aber auch "erst" 2,5 Jahre zusammen.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Guten Morgen zusammen

Ich bin wieder einmal etwas provokativ und überzeugt davon, dass das, was wir erleben - in diesem Fall mit einer Patchworkfamilie - auch etwas mit uns selber und dem, was wir im Innersten glauben, zu tun hat.
Was glauben wir über uns selber, über die Männer, das Leben, die Liebe... und diese Meinungen bestätigen wir uns mit unserem Leben.

Ich selber zum Beispiel meinte aufgrund der Beobachtung meiner Eltern, dass Mann Frau glücklich machen sollte, dies aber nicht tut. Und natürlich habe ich einen Mann gesucht, mit dem ich genau das Gegenteil leben wollte. Aber schlussendlich hat das Scheitern unserer Beziehung mir "bewiesen", dass eben meine Mutter doch Recht hatte. :cry:
Da hatte ich die Wahl, ob ich so weiter machen will oder bereit bin, meine Standpunkte zu bearbeiten und neue Möglichkeiten zu suchen. Und ich habe für mich die richtige Unterstützung dafür gefunden und erlebe jetzt etwas anderes: Ich weiss auch in unangenehmen Momenten, dass ich genau den Mann habe, den ich mir aus guten Gründen (mit Kindern) ausgesucht habe, er ist mir genau das richtige Gegenüber, um mich selber besser kennen zu lernen und mich weiter zu entwickeln.
In den Konflikten mit seinen und meinen Kindern habe ich Gelegenheit gehabt, meine wichtigsten Werte zu erkennen, dafür einzustehen, mich besser abzugrenzen, nicht mehr immer "die Liebe" sein zu müssen und mit meiner Aufopferung meinen Wert zu beweisen.

Für mich ist es keine grosse Kunst, allein gut für mich zu schauen. Die hohe Schule beginnt da, wo wir uns gegenüber den Menschen, die uns viel bedeuten mit hoher Risikobereitschaft für uns selber hinstellen und den Mut aufbringen, uns selber zu sein, mit allen Stärken und Schwächen. Da heisst es dann auch auszuhalten, wenn den anderen das auch nicht gefällt. Und das kann auch heissen, nicht der gängigen Vorstellung von Frau/Stiefmutter... zu entsprechen und "blöd" dazustehen.

Wenn ich mir selber erlaube, nicht perfekt zu sein, muss ich es von den anderen auch nicht erwarten oder verurteilen, wenn sie diese Erwartung nicht erfüllen.

Je besser ich weiss, was ich für mein eigenes Glück tun kann und diesem auch einen wichtigen Platz einräume, desto unabhängiger werde ich von der Kritik der anderen und ertrage auch ihre Launen besser.
Und natürlich gelingt es mir auch nicht immer! Aber wenn ich merke, dass ich unzufrieden werde, bringt es einfach mehr zu schauen, was ich für Möglichkeiten habe, das zu ändern, statt an den anderen herumzunörgeln.

Ich bin überzeugt davon, dass in schwierigen Situation ganz viel Potenzial steckt, das genutzt werden kann. Allein dies zu glauben, tut schon gut.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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aisha

Beitrag von aisha »

...nicht immer die "Liebe" sein zu wollen und mit meiner Aufopferung meinen Wert beweisen....

Danke Ria, dieser Satz wird sich mir einprägen...
Lala
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Beitrag von Lala »

Zanilla, genau diese Frage mit den Kompromissen, die stelle ich mir auch oft. Das Leben ist ja ein Geben und Nehmen, aber wenn man diejenige ist, die mehr Kompromisse macht als die anderen, dann schmerzt das auf Dauer.

Ich glaub, eine Lösung gibt's hier nicht, aber den Ansatz von Dir, Ria, find ich super! Nicht immer "die Liebe" sein wollen, sondern einfach sich selbst sein, auch wenn's halt mal nicht so gut ankommt. Entweder man liebt mich, so wie ich bin, oder eben nicht. Dann kann ich auch nichts dran ändern, wenn ich mich "verbiege". So hab ich das noch gar nicht gesehen.

Den zweiten Ansatz, den Du ansprichst hab ich so auch schon gehört. Geht in die Richtung von wegen, dass man das im Leben anzieht (bildlich), was für einen selbst richtig und wichtig ist, auch wenn es manchmal harte Lektionen sind. Das heisst, ich müsste mal für mich rausfinden, WARUM ich an einen Mann geraten bin, der schon eine Familie hat, richtig? Kann schon sein, dass hier noch Potential für mich dahinter steckt, ich bin selbst nämlich ohne Vater aufgewachsen.

Also nehm ich doch mein Glück in die eigenen Hände, so gut ich eben kann.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Hallo,

ich kann mit Rias Ansatz leider wenig anfangen. Beziwhungsweise ich erkenne mich darin leider überhaupt nicht. Einen Grund, weshalb ich einen Mann mit Kindern ausgesucht haben könnte, finde ich einfach nicht, zumal ich es ja die erste Zeit gar nicht gewusst habe (6 Monate). Also hab ich vielleicht unterbewusst einen ohne Kinder gesucht???

Ausserdem versuche ich eben nicht, die Liebe zu sein oder mich aufzuopfern. Ich glaub, unter uns gesagt, ich mach viel zu wenig. Warum? Weil ich auch wenig zurückbekomme. Ich sehe, zumindest bei uns, nur massive Interessenskonflikte, die scheinbar nur sehr schwer miteinander zu vereinbaren sind. Das ist das, was mich so oft herausfordert.
Lala
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Beitrag von Lala »

Den Grund hab ich auch noch nicht rausgefunden... und wie Du wusste ich es ja am Anfang auch nicht, sondern wurde erst nach zwei Wochen aufgeklärt. Ich hab ihn ja im Internet kennengelernt, und hätte ich gewusst, dass er Kids hat, ich glaube, ich hätte ihm damals gar nicht erst geantwortet... Ich weiss, das klingt jetzt hart, aber genau vor all den Problemen, mit denen ich jetzt konfrontiert bin, hatte ich eine Heidenangst und wollte ihnen aus dem Weg gehen. Aber als er das dann sagen musste, weil ein Besuchswochenende anstand, war's halt schon zu spät, von wegen, Verliebtheit, rosa Brille und alles nicht so tragisch, etc.etc.

Ich merkte erst nach und nach, was es wirklich bedeutet und versuch mich jetzt halt irgendwie zurechtzufinden.

Aber vielleicht ist das genau der Grund, warum wir uns so einen Mann "angelacht" haben, vielleicht lernen wir ja durch die täglichen Herausforderungen immer wieder für uns selbst dazu? Wer weiss schon, was sich unterbewusst abspielt und wozu solche Erfahrungen irgendwann gut sind?
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo zanilla

ja, einen Partner ohne Kinder gewollt, aber einen mit bekommen zu haben...

Da lohnt sich die Frage, wozu man das gewählt haben könnte, was sich dahinter für eine Möglichkeit verbirgt. Denn alles, was wir tun, wählen wir aus einem guten Grund. Und auch diese Situation birgt einen Gewinn, der sich nur noch versteckt.
Dieser ist aber nicht bei jeder Frau gleich:
  • -Bei den einen zeigt sich, dass sie gerade bei einem Mann, der eigene Kinder hat, eine stärkere Gefühlsseite erleben als bei jenen, die diesen Aspekt in ihrem Lebenshorizont nicht abgedeckt haben. Gerade diese gefühls- und rücksichtsvolle Seite ist doch attraktiv.

    -Für andere ist der Wert Freiheit ganz wichtig. Mit einem Partner, der für seine Kinder da ist, hat die Partnerin ohne Kind immer wieder die Möglichkeit, sich rauszunehmen, ihn "sein Ding" machen zu lassen und in dieser Zeit etwas für sich zu tun.

    -Es gibt auch Frauen, die eigentlich gerne Kinder hätten, aber dem Druck ihrer Eltern/der Gesellschaft/irgend jemand anderem nicht nachgeben wollen. Schliessen sie sich mit einem Mann mit Kindern zusammen, schlagen sie diesen ein Schnippchen. Sie haben nicht nachgegeben und trotzdem Kinder.

    -Einen Partner zu haben, den man nicht ganz haben kann, ist auch eine gute Entschuldigung, sich selber nicht ganz einbringen zu "müssen". Viele Menschen, ob Frau oder Mann wählen lieber etwas mehr Distanz und Kontrolle statt 100% Vollgas und Nähe.

    -Teilzeit (Stief-)Muttersein mit regelmässigen kinderfreien Zeiten hat auch seinen Reiz!

    -...
Diese Möglichkeiten kommen mir gerade spontan in den Sinn, es gibt sicher noch mehr.
Es lohnt sich, dem einmal nachzugehen. Wer seine eigene Motivation dafür erkennt, kann damit aktiv umgehen und ist der Situation, gerade wenn Konflikte auftauchen, nicht so hilflos ausgeliefert.
Wichtig dabei ist: Jede Wahl ist ok! Es gibt kein richtig oder falsch, besser oder schlechter. :wink:
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tarzan
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Beitrag von tarzan »

Ria das hast du gut geschrieben :wink:
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Lala
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Beitrag von Lala »

Wichtig dabei ist: Jede Wahl ist ok! Es gibt kein richtig oder falsch, besser oder schlechter. :wink:[/quote]

Hallo Ria

Ja, ich denke, in dem Satz liegt der Kern der Geschichte... wenn man das mal akzeptiert hat, kann man auch besser damit umgehen. Aber, wie viele hier auch schreiben, braucht das wohl einfach seine Zeit - bis man mit der Situation "Frieden geschlossen hat", bis man sich (in der "Stief-Familie") so gut kennt und zumindest soweit akzeptiert, dass es keine "Machtkämpfe" mehr gibt... Dann kann man auch zu 100% hinter seiner Wahl stehen.

Liebe Grüsse & schönes Wochenende
Babell
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Beitrag von Babell »

Ich hab da mal eine Frage an Euch: kennt Ihr das auch, dass Ihr immer mal wieder unzufrieden mit der Situation seid, in der Ihr Euch befindet und Euch fragt, ob es wirklich das ist, was Ihr für Euer Leben wolltet?
ja das kenne ich auch..
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Zweifel kenn ich nur zu gut....aber nicht nur Zweifel an meiner aktuellen Situation. Irgendwie greift das mir gerade so sehr um sich, dass ich langsam echte Zweifel daran habe, ob es überhaupt möglich ist, eine Beziehung mit meinen Kindern zu vereinbaren....

Wenn ich hier im Forum die vielen Geschichten lese, wird mir ganz anders....Eine Reihe von den Problemen aus der Rubrik Stiefkinder habe ich nicht, weil mein Partner keine Kinder hat. Dafür haben wir andere ganz massive Probleme. Aber ob ich unsere aktuellen Probleme tauschen möchte gegen die hier in der Rubrik Stiefkinder geschilderten? Nein, auch nicht wirklich...

Manchmal kommt es mir so vor, als ob Patchwork wirklich nur in den allerseltensten Fällen funktioniert und mir die Herausforderung einfach zu gross ist. Mir scheint es momentan nur zwei Möglichkeiten zu geben: meine Beziehung soweit zu retten, dass ich die schönen Momenten geniessen kann oder wieder ganz allein zu leben mit meinen Kindern. Und an vielen Tagen erscheint mir das gar nicht als eine so schlechte Alternative...
Den Glauben an Beziehungen habe ich so langsam verloren. Der Wunsch, der bleibt, aber die Realität....überall in meinem Umfeld und grossenteils auch hier im Forum ist die so wahnsinnig aufreibend. Und wer will schon immer wieder scheitern? Jedesmal sind die Kinder betroffen, jedes mal investiert man Zeit, Gedanken, Gefühle, die sonst für anderes frei wären...

Klingt ziemlich desillusioniert und mutlos...ich weiss....aber ist eigentlich wirklich eine Frage, die mich beschäftigt...
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