Die Märchen sollten weg!

Babell
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Die Märchen sollten weg!

Beitrag von Babell »

Gerade hat sich ein Paar, das wir gut gekannt hatten, voneinander getrennt. Es ist schade, denn sie lieben sich ja doch noch, sie sind einfach so sehr verletzt- ein jeder in seiner eigenen Verletzung gefangen und machen einander nur noch Vorwürfe. Nun hat die Frau genug. Sie will nicht mehr für Kind und Haus verantwortlich sein und obendrein deswegen ständig Stress mit ihm haben, wenn sie ihn mal um etwas bittet. Sie denkt, es sei besser, wenn sie getrennt seien. Dann müsste das Kind den Streit nicht mehr hören und sie habe ja so oder so nie Unterstützung von ihm erhalten. Er findet, sie habe immer so schwierig getan und er habe sich ja schon bemüht und auf das eine oder andere verzichtet und er habe viel mit dem Kind und ihr gespielt und unternommen.

Nun, ich finde es ist einfach enorm schwierig heutzutage für die jungen Familien! Wir haben soviele Anforderungen, die wir erfüllen sollten! Im Job sehr präsent sein und wenn möglich Überstunden leisten (Selbständige ja sowieso, denn die Konkurrenz schläft nicht) , Supermütter und Superväter für ihre Kinder sein, einen bigobellosauberen Haushalt führen, und nicht zuletzt eine tolle Partnerschaft mit viel Sex und allem drum herum. Das ist einfach zuviel verlangt! Und das verlangen die jungen Familien sich selber ab. Es sagt ja niemand: sei eine gute Mutter/guter Vater, Berufsfrau/mann und Partner/in und Hausmann/frau.

Auf der einen Seite ist die Überforderung, so alleine als Partnerschiff anstatt wie früher in der Grossfamilie und auf der anderen Seite ist da der Wunsch nach Privatsphäre. Wir hegen die romantische Vorstellung von einem Glück zu zweit und dann- gesegnet mit einem Kind- zu dritt. Das mit dem Glück zu zweit mag ja noch funktionieren, aber das mit dem Glück zu dritt, das klappt nun mal einfach nicht zu jeder Zeit, denn ein Baby bedeutet Arbeit.

Ich denke, bei unseren Freunden war auch das der Problempunkt. Sie wollten die Romantik, wie man sie im Fernsehen oder auf Windelwerbungsplakaten sieht und wie man es sich seit Kindheitstagen ausgemalt hat. Man trifft den Traummann und dann heiratet man diesen in grosser Liebe und zum vollkommenen Glück gesellt sich ein Kind dazu.
Durch meinen Partner, der bereits Vater ist, musste ich mich schon früher von dieser romantischen Vorstellung verabschieden. Was habe ich geweint!! Seitenlange Tagebucheinträge und Gedichte habe ich geschrieben! Ich habe es verflucht, dass er diese Romantik mit jemand anderem hatte ausleben können und habe ihm nicht geglaubt, dass es damals nicht so gewesen sei. Ich kann es heute noch nicht 100% ganz glauben und ein Restposten Eifersucht ist immer noch da, weil ich auch immer noch heimlich an das Märchen glauben will. Es ist ja so schön: Prinz und Prinzessin liebten sich auf ewig und bekamen viele Kinderlein.

Meine Freunde hatten die perfekte Liebe gefunden und dann kam das Kind und mit im Gepäck: die Vorstellung wie schön das nun sein sollte. Diese Vorstellungen machen meiner Ansicht nach alles kaputt. Junge Familien wissen nicht, was es bedeutet, ein Kind aufzuziehen. Sie malen sich lächelnde Eltern und glückliche Kinder aus. (Nichts dagegen einzuwenden, manchmal gibts das ja auch!) Sie meinen, das Kind sei ein Geschenk, dabei ist es ein Projekt, das man miteinander eingeht und das halt einfach gar nichts mit Romantik zu tun hat. Man denke nur mal an Windeln, die nicht leer sind...,und andere unschöne Dinge.... Das ist ja nur das Wenigste! Das Grössere ist die Überlastung und die betrifft halt leider vorallem die Mutter, weil wir nicht mehr in Grossfamilien leben. Die Väter sind zwar viel mehr bereit als früher, sich auch nachts ums Kind zu kümmern und der Frau die Möglichkeit zu geben, nach der Geburt wieder arbeiten zu gehen. Aber immernoch sind es die Mütter, die die Hauptarbeit leisten und auf Job und Freunde verzichten, wenns mal hart kommt. Und das machen die Mütter ja freiwillig- wie auch ich, denn man funktioniert als Mutter einfach so: Kind krank, Mama im Einsatz. Kein Problem. Aber nach vier-fünf Wochen ist es sehr schön, wenn der Papa die Mama mal ablöst und ihr einfach frei gibt. (Leider ist es bei den Arbeitgebern erst so, dass die Mutter frei nehmen darf für ein krankes Kind (und das auch nur beschränkt), nicht aber der Vater.)

Ich bin froh, haben wir schon Jahre zusammen gelebt, bevor wir ein Kind bekamen, so war ich nicht mehr so naiv und liess meinen Mann tun und machen, was er wollte, sondern spannte ihn von Anfang an mit ein in Kinder(be/er)ziehung und klärte ihn über die Notwendigkeit der Toleranz gegenüber einem vernachlässigten Haushalt auf! :wink:
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Babell,

ich finde es auch traurig wenn sich Paare trennen, bei denen man das Gefühl hat es hätte nicht sein müssen. Und auch ich habe diese Phase am Anfang der Beziehung vermisst, wo man noch frei ist zu tun und zu lassen was man will und wo man seine Verliebtheit einfach nur genießen kann. Ich glaube, das gibt einer Beziehung auch ein Fundament - eine gute Zeit, an die man sich erinnern kann, wenn es mal nicht so gut läuft.

So oder so, diese Verliebtheit am Anfang ist ja immer da, sonst würde man bzw. frau doch sofort die Flucht ergreifen, wenn sich herausstellt dass der nette Typ Kinder und eine übellaunige Exfrau im Gepäck hat. Nur die Paare ohne Vorbelastungen können diese Zeit auch wirklich genießen, und bei Patchworkpaaren ist das eben nur eingeschränkt möglich. Andererseits ist man als Patchwork-Paar wohl tatsächlich von Anfang an sturmerprobter - man muss von Anfang an viel kommunizieren über Dinge, die anderswo noch gar kein Thema sind, man muss gleich zu Beginn Schwierigkeiten aushalten. Und, auch nicht unwichtig, man hat unter Umständen ein gemeinsames Feindbild, nämlich den Ex-Partner, was ungemein verbindend sein kann...

Ich würde aber nicht pauschal der Romantik die Schuld geben, sondern eher der modernen Auffassung, dass Trennungen normal und eine akzeptable Alternative sind. Der Druck von außen ist nicht mehr so da wie früher, sich wirklich zu bemühen und um seine Ehe zu kämpfen. Ich glaube auch, dass die Schwierigkeiten des Patchworklebens im allgemeinen Bewusstsein eigentlich noch nicht wirklich angekommen sind, und so bedenkt mancher bei seinem Entschluss zur Trennung nicht wirklich, dass es ja danach erst einmal viel schwieriger statt einfacher werden kann.

Wenn Deine These von der schädlichen Romantik richtig wäre, müssten ja Patchworkpaare eine geringere Scheidungsquote haben als Paare die zum ersten Mal verheiratet sind, und das ist ja gerade umgekehrt.
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Beitrag von Babell »

Hallo Babyone

Ok, die Romantik ist vielleicht nicht die Schuldige, aber ich denke, die Anforderungen, die sich junge Familien an sich selber stellen, vielleicht schon.

Ja, die Schwierigkeiten sieht meine Bekannte ganz sicher nicht und er auch nicht! Im Gegenteil. Die meinen beide, danach werde alles besser und sie hätten jetzt halt einen Fehltritt gemacht und danach käme dann der Richtige oder die Richtige daher. Oder sie denken, sie wüssten, welche Art von Partner/in für sie ganz sicher nicht mehr in Frage käme.
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Beitrag von Buchenholz »

Also unsere Ehe scheiterte wegen ganz anderen Dingen. Gegensätze ziehen sich an, war die Motivation, dass wir zusammen kamen. Aber das reichte nicht. Ich vermisste sehr vieles und begann, meinen Ex-Mann zu verändern. Das konnte nicht gut gehen. Ich wollte mich immer trennen, hatte aber Angst, nie mehr einen Mann zu finden, der auch all seine guten Eigenschaften hatte.

Mein Ex-Mann war mir eine riesige Entlastung, als unsere Tochter klein war. Er hat all seine Bedürfnisse zurückgestellt, ist Nachts aufgestanden, hat gewickelt, Schoppen gegeben, mich erholen lassen, hat frei genommen, wenn ich krank war und ich war oft krank. Wir versuchten auch immer wieder, unsere Paarbeziehung zu pflegen. Aber irgendwann vermisste ich einfach einen Partner, der mich verstand. Irgendwann wurden die Gegensätze sichtbar. Wir schafften es nicht, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Eine grosse Mitschuld trägt auch seine Mutter, die nicht akzeptieren konnte, dass wir eine eigenständige Familie sind. Wie er sich auch gegen sie wehrte, sie schaffte es immer wieder, sich einzumischen.

Mein Ex-Mann und ich mögen einander immer noch. Aber wir haben erkannt, dass wir als Ehepaar nicht zusammenpassen. Wir haben uns aus Liebe und Respekt getrennt.
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Ein Kind zu kriegen ist ein Geschenk. Davon bin ich felsenfest überzeugt.

Dazu kommen verschiedene Parameter wie: Ist es ein Kind der Liebe? Ist es ein "Unfall"? Ist es gewaltsam entstanden?, usw.

Die heutige Gesellschaft übt auf junge Familien einen sehr grossen Druck aus. Ich erlebe immer mehr junge Frauen, die zwar eine gute Ausbildung gemacht haben und einen guten Job haben, die aber lieber zu Hause bleiben würden, um das Kind wachsen zu sehen. Das Erleben des werdenden Lebens und des Aufwachsens ist von kurzer Dauer, auf ein ganzes Leben gesehen. Irgendwann kommt dann der Wunsch in die Arbeitswelt zurückzukehren und dazu braucht es einen verständnisvollen Ehemann und Vater... Die Arbeitswelt ist noch nicht optimal eingerichtet, damit Väter teilzeit arbeiten können und trotzdem ihre "Karriere" weiterführen können. Dies gilt auch für Frauen selbstverständlich. Zudem sind die heutigen Tagesstrukturen noch nicht optimal genug. Es bleibt also noch viel zu tun...

Es gibt aber auch die anderen Müttern, die nicht in dieser glücklichen Lage sind. Diese müssen arbeiten gehen, sie müssen ihr Kind fremdbetreuen lassen, sie müssen sich so entscheiden. Und das ist etwas, das mir sehr zu denken gibt.
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Beitrag von Bacci2 »

Ist es nicht so dass man heute auch alles will? Wenn man so hohe Anforderungen stellt dann muss es mal zusammenkrachen. Ist auch unsere heutige Gesellschaft. Möglichst viel verdienen, alles leisten, vorwärtskommen. Da bleibt einfach was auf der Strecke. Die Kinder sowieso und die Ehe mit der Zeit auch.
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Beitrag von Delphia »

@ Bacci: ja, das sehe ich auch so.

Wenn ich in meinem Bekanntenkreis rumschaue, stelle ich fest, dass doch einige nicht wirklich bei sich sind und das finde ich schade.

Weniger ist oft mehr. Davon bin ich überzeugt. Das habe ich selbst auch erlebt, dass ich mit weniger am Schluss mehr gehabt habe.

Das für sich rauszufinden, ist wohl nicht so einfach!
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Beitrag von Buchenholz »

Und manchmal habe ich das Gefühl, dass die Frauen an den vielen Möglichkeiten und den eigenen Ansprüchen scheitern.

Männer hatten schon immer den Spagat mit Job, Familie und Haushalt. Jedenfalls wenn ich an meinen Ex-Mann denke. Und er rebellierte nie, dass er keine Zeit für sich oder Hobbys hat.

Für die Frauen ist das noch neu und sie müssen vermutlich erst lernen, Prioritäten setzen.
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Beitrag von Bacci2 »

Asja ja da gebe ich dir auch Recht. Aber es ist eben auch der Drang alles haben zu wollen und auf nichts zu verzichten. Ich habe ganz bewusst den alten Weg gewählt. Ich bin für die Kinder da. Wenn ich andere sehe, die 3 mal im Jahr in die Ferien gehen, Markenklamotten, Taschengeld von 80.--, noch eine Schule machen und as mit 4 Kinder. Diese aber jeden Tag in der Krippe oder Fremdbetreut werden, dann ist das dür mich ehrlich gesagt egoismus auf Kosten der Kinder. Und da wundere ich mich dann nicht mehr dass sie überfordert sind, denn so hat man ja gar keine Erziehung mehr. Wenn man heute wie ich Zuhause ist, dann wird man komisch angesehen. Was du arbeitest nicht? Ja und nein. Ich gehe zweimal in der Woche putzen, dann wenn mein Mann Zuhause ist. Und wenn ich meine Kinder frage ob ich arbeiten gehen soll, damit wir uns mehr leisten können, dann kommt ganz klar die Antwort von allen, Nein! Denn sie wollen dass sie jederzeit nach der Schule nach Hause können, das ich da bin um sie zu unterstützen, ihr Sorgen höre und mit ihnen was mache, was auch ohne viel Geld geht.
Und sind wir docj mal ehrlich, wieviele junge Mamis können heute noch kochen, putzen etc? Die meisten sind schon mit dem Haushalt und der Kindererziehung dermasen überfordert das sie lieber arbeiten gehen. Habe ich nähmlich gleich zwei davon in der Familie.
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Beitrag von Ria »

Diese Lebensphase ist sicher eine der anstrengendsten. Aber nicht nur für die Frauen! Da kommen alle Eltern an ihr Limit, und dann neigen wir Menschen halt oft dazu, den anderen die Schuld zu geben, wenn wir uns selber nicht gut fühlen. Aber das nützt einfach nichts. :oops:

Wir alle, die Kinder haben wissen, dass genau das schwer vorhersagbar war. Wir sind mit Vorstellungen an diese grosse Aufgabe herangegangen, die sehr schnell revidiert werden mussten. Aber nicht, weil der Partner ... sondern weil sich Kinder nicht einfach organisieren und rationell behandeln und erledigen lassen, wie wir es vielleicht im Berufsleben vorher mit links geschafft haben.

Ich meine schon auch, dass nicht beide Elternteile gleichzeitig Karriere machen und Kinder haben können. Das ist einfach zu viel.
Und da kommt den Männern oft eine Fähigkeit zugute, die uns Frauen etwas abgeht: etwas stehen und liegen zu lassen im Haushalt. Gerade dann, wenn wir völlig erschöpft sind. Die Männer legen sich dann aufs Sofa um sich zu erholen - womit sie doch eigentlich auch recht haben - und wir Frauen stürzen uns in den Haushalt, empört über den Mann, und machen uns und unseren Liebsten das Leben mit unserem Ärger noch schwerer. Dabei wollen sie doch nur, dass alles funktioniert.

Ich selber war auch so. Meinte, neben der Arbeit mit links noch den Haushalt schaukeln und damit beweisen zu müssen, was für eine tolle Frau ich bin. Das hat mein Mann schnell gelernt. Wieso soll er sich da widersetzen?

Dazu kommt noch, dass wir Frauen meinen, es sei selbstverständlich, dass der Mann 100% arbeitet und die Familie ernährt. Das sei NICHTS!
Wieso eigentlich?

Jesper Juul schrieb einmal: Beide Partner bringen sehr viel Energie auf, um wertvoll für den anderen zu sein, spüren jedoch nicht, dass sie es auch wirklich sind.
Wenn sie dann frustriert sind, ziehen sie sich zurück oder beginnen zu nörgeln. Beides nicht wirklich konstruktiv. Daraus hilft nur: MITEINANDER herausfinden, wie diese vielen Aufgaben geschafft werden können. Und nicht einfach die Frau, die befiehlt, womit nämlich der Mann verliert. Auch in ihren Augen :wink:
Und es kann ja eine Möglichkeit sein, dass einer (oft die Frau) weniger arbeitet, um mehr Zeit und Energie für Haushalt und Kinder zu haben. Warum nicht? Aber warum kommt dann später der Vorwurf, der andere habe so viel weniger getan?

Ich habe persönlich erlebt, dass unsere Männer mit uns gewinnen, wenn wir glücklich sind. Sie leisten gerne einen Beitrag dazu, wenn wir es dann wirklich auch sind. Wenn nicht, wären sie ja blöd, uns die Wünsche zu erfüllen.
Aber wenn ja, können wir miteinander glücklich sein und unseren Kindern dies auch vorleben. Gerade in Patchworkfamilien ein hoher Wert, denn dass Beziehungen auseinandergehen können, wissen sie ja schon. Aber dass das nicht sein muss, erst dann. Dafür lohnt es sich auch noch!
Dies gelingt aber nur, bevor wir uns mit unseren Vorwürfen aufgerieben haben!
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Re: unzufriedene Mütter, rechtlose Väter...

Beitrag von Buchenholz »

asja hat geschrieben:Ich kenne viele Männer, die arbeiten gehen, lange Fahrwege von der Arbeit bis nach Hause haben, sehr früh morgens weg sind, spät am Abend zu hause, mit etwas Glück das Kind noch ins Bett bringen können und/oder mit der Familie z`Nacht zusammen essen... und an den Wochenenden die Gartenarbeit und Einkäufe oder Unterhaltungsprogramm mit Kindern oder der ganzen Familie gestalten. Das wars in den meisten Fällen.
Und genau DAS ist der Spagat, den ich meine. Den ganzen Tag arbeiten, abends noch Vaterrolle und Familienmensch. Am Wochenende Gartenarbeit, Einkauf und Sonntagsevent und immer wieder dafür sorgen, dass die Familie glücklich ist. Und wann hat dieser Mann Zeit für sich?

Und wenn Männer den ganzen Tag arbeiten, dann tun sie das ja nicht nur, weil sie es super lässig finden, 3 Stunden im Stau zu stehen und sich mit doofen Mitarbeitern oder Kunden abzurackern, sondern weil sie es als ihre Pflicht ansehen, ihre Familie zu ernähren.
Und ich kenne viele Männer, die noch so gerne tauschen würden, nur würde der Rollentausch eine dermassen finanzielle Einbusse bedeuten, dass die Alternative eben keine ist.

Früher war ich auch hässig auf meinen Ex-Mann. Sein Karriereaufstieg habe ich irgendwann nicht mehr bejubelt. Im Gegenteil.
Heute sehe ich es anders. In gewissen Betrieben hat mann die Wahl: entweder Weiterbildung und Aussicht auf eine spannende Tätigkeit und damit Lohnerhöhung oder man bleibt wo man ist und zermürbt ob der Langeweile und der Eintönigkeit.
Heute tuts mir leid, hatte ich damals so wenig Verständnis für seine Karrierelaufbahn. Denn irgendwie fand ich die finanziellen Freiheiten schon auch toll.
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Beitrag von Bacci2 »

Buchenholz also entschuldigung. Und wann haben wir Mütter Zeit für uns???? Ich bin seit 12 Jahren Mutter und hatte vielleicht mal Zusammengerechnet eine Woche Zeit für mich.
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Beitrag von zimet »

ein guter Hinweis Bacci....warum eigentlich hattest Du nicht mehr Zeit für Dich?

Es ist schon so, dass wenn die Kinder klein sind und wir junge/neue Eltern sind, dass wir dazu neigen, das Kind so absoulut in den Vordergrund zu stellen, dass wir uns dabei vergessen - leider dann eben auch die Paarbeziehung. Das ging mir bei meinem ersten Kind auch nicht anders und man merkts leider meistens erst wenns schon sehr spät ist....persönlich und auch der Paarebene.

Wir wollen alles perfekt machen, das Kind rundum zufrieden und begluckt, der Haushalt tiptop und im Schuss usw. das kleine Kind mal für eine Stunde jemanden anvertrauen und sich eine Mini-Auszeit gönnen und diese GENIESSEN? Fast unmöglich.....für was ist man denn Mutter geworden- um das Kind wieder abzugeben, andere schauen lassen.....dann wird das Kind grösser, man kann ja nun schon viel mit ihm/ihr unternehmen - warum also das Kind von einer anderen Person hüten lassen, damit man etwas Zeit für sich hat?? Braucht es ja nicht....oder?

Ich las irgendwo in einem Thread vorhin, dass jemand gefragt hat ob es OK ist wenn die 12-jährige Schwester das 1,5 jährige Geschwister hütet am Abend, damit die Eltern in den Ausgang könne, ein feines Essen zu Zweit- so für 2 Stunden....ein guter Ansatz...aber nur wenn das die grosse Schwester sich selber! zutraut! Ansonsten kann man sich für CHF 20-30 einen guten Babysitter beim Roten Kreuz erfragen.....finde ich persönlich eine sehr gute Sache.

Bei meiner 2. Tochter war ich schon etwas älter :wink: die erste mit 7 Jahren auch schon eine "Grosse" und prompt lief ich in Gefahr, dieselben Fehler nochmals zu machen!! Erst meine Schwester hat mich wachgerütelt und mir klar gemacht, dass meine Kinder in keinster Weise leiden, wenn sie für 2-3 Stunden oder auch mal über Nacht fremdbetreut werden - ich die Zeit für mich oder wir zu zweit geniessen und dann mit Energie und Freude wieder in den Familienalltag zurückgehen...und meine Mädchen fanden zB das auswärst Schlafen immer der Hit!

und es spielt meiner Meinung nach absolut KEINE Rolle ob Frau oder Mann oder beide arbeiten oder welche Rollenverteilung man praktiziert, denn auch - ich sagsmal polemisch - "nur" Mütter können ob ihrer ständigen Präsenz "verbrennen" und sind somit auch nicht glücklicher oder unglücklicher als die anderen - womit sich die Frage von Bacci ja auch erklärt, da sie scheinbar auch nicht mehr Zeit für sich hatte als eine Mutter, die auswärts arbeitet.....(für mich ist Hausarbeit viel mehr Arbeit als das was ich auswärts mache, da ich es nämlich nicht sooo gern mache..das Putzen zB

letztlich muss sich da jeder selbst der Nächste sein und auch sich selber pflegen, nicht nur Familie und Kinder!!! :roll: :roll:
unsere patchworkdecke verfilzt immer mehr und wir geniessen es sehr, auch wenn die Grosse nun eigene Wege geht...Mutterherz lass los ;-)
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Beitrag von Bacci2 »

Ich hatte bis jetzt immer mindestens einen Zuhause. Die kleinste kommt wahrscheinlich aufgrund ihrer Behinderung in einem Jahr in eine Vorschule. Und ab Herbst habe ich zwei Stunden für mich wenn sie in die Spielgruppe geht. Meine Schwiegermutter arbeitet auch und meine Eltern nehmen die Kleinen auch aber nur einen aufs Mal. Aber sie wohnen weiter weg da liegen Kurzeinsätze nicht drin. Darum ist es eher schwierig. Meine Auszeit ist wenn ich am Samstag putzen gehe. Ich weiss ist Arbeit aber ich kann dann abschalten. Die Kleine fordert sehr viel.
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Beitrag von Buchenholz »

Wir hatten das Privileg, im gleichen Haus 2 Familien mit kleinen Kindern zu wohnen. Für eine Familie bin ich spontan als Tagesmutter eingesprungen, weil deren Hütefrau weggezogen ist. Die andere Frau wurde dann Tagesmutter meiner Tochter. Später wurde ich Tagesmutter ihrer Tochter und ich hütete somit zwei Mädchen.
Ich wollte berufstätig bleiben, einfach um den Anschluss nicht zu verpassen. Mein Chef tat alles für mich, Hauptsache ich machte für ihn die Buchhaltung. :-) Für mich war dieser 30% Job Erholung pur. Aber auch sonst gönnte ich mir mal den Besuch bei der Kosmetikerin (der Top-Jop meines Ex-Mannes machte diesen Luxus möglich) Oder ich brachte meine Tochter zu meiner Schwägerin, die auch Kinder hatte. Ein Profit für beide. Meine Tochter konnte mit ihren Cousinen spielen und ich gönnte mir einen Stadtbummel.

Ich liebe Kinder über alles und es war bei uns immer klar, dass wir die klassische Rollenverteilung leben würden. Trotzdem war ich zwischendurch egoistisch und liess mein Kind fremdbetreuen. Im Gegenzug konnte es vorkommen, dass die Kinder vom Quartier draussen spielten und es begann zu regnen. Dann durften alle bei uns zu Hause weiterspielen. Und Peng ging zum Zvieri ein Brot und ein halbes Nutellaglas weg.

Ich hatte auch das Glück, dass mein Ex-Mann zu Hause arbeiten konnte, wenn ich krank war. Denn wenn es mich mal so richtig ins Bett legt, dann bin ich spitalreif krank.

Meine Tochter ist ja jetzt erwachsen. Hmm... mir fehlt der Betrieb, den man mit kleinen Kindern hat. Wäre ich gesund, würde ich mir überlegen, Pflegekinder ins Haus zu holen. Kleine Kinder sind anstrengend und rauben einem die Schönheit und die Farbe in den Haaren :-) Aber sie geben einem auch soviel.

Vielleicht muss man auch bedenken, dass in der heutigen Zeit, da die Kinder aktiv betreut werden, dies viel anstrengender ist, als früher, da uns die Natur und das Quartier unterhaltet hat. Wir waren noch Helden. Wir verbrachten ganze Nachmittage im Wald und gingen erst nach Hause, wenn die Strassenlaternen brannten.
Ein Lieblingsspielplatz von uns war ein leerstehender Ziegenstall mit grossem Schuppen. Und der war einige 100 m von unserem Quartier entfernt.
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