Ausziehen

Erziehung ganz allgemein
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aisha

Ausziehen

Beitrag von aisha »

hallo zusammen,

diejenigen unter euch, die erwachsene Kinder haben.... wohnen die noch zuhause, haben sie eigene Wohnung oder WG?
In welchem Alter sind sie ausgezogen?
Sind sie weg, nachdem sie finanziell auf eigenen Füssen standen?

Stieftochter würde gerne ausziehen in eine WG. Papa will das auf keinem Fall, sie sei ja erst 19 und er wolle nicht, dass sie vor 24 oder 25, sprich Ende Studium auszieht.
Handumkehrt denke ich, dass sie da eh die meiste Zeit doch bei uns sitzen würde...
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

aisha, bei uns früher war es üblich, dass man zum Beginn des Studiums auszog, vorausgesetzt das liess sich finanzieren. Ich musste das damals sowieso, weil ich meine Fächer in meiner Stadt gar nicht studieren konnte. Und trotz gutem Verhältnis zu meinen Eltern bin ich ziemlich weit weg gezogen und wollte wirklich selbständig sein.

Meine eigenen Kids sind noch lange nicht in dem Alter, aber im Bekanntenkreis gibt's einige. Es ist vor allem bei den meisten eine Frage der Finanzierung. Wenn die Eltern es sich leisten können oder wenn jemand zum Studium wirklich in eine andere Stadt muss, dann ziehen die jungen Leute aus. Aber viele Familien können das gar nicht finanzieren, besonders nicht im teuren Zürich. Das wird bei mir auch mal ein Thema....Ich denke, ich würde niemanden hier halten, aber ich werde es mir schlicht nicht leisten können, drei Kindern eigene Zimmer zu bezahlen. Da müssen sie schon auch selber verdienen!
Soweit ich weiss, ist das Geld ja bei Euch nicht das Problem....und die Diskussion ist auch nicht neu, oder?

Persönlich finde ich es richtig und gut, wenn junge Erwachsene nach der Matura mehr und mehr auf eigenen Beinen stehen. Aber was nützt das, wenn Dein Partner es anders sieht? Ich fürchte niemand hier wird Dir Argumente liefern, mit denen Du ihn überzeugen kannst, wenn er so an seiner Tochter hängt.
Und wenn es Deiner Stieftochter soo wichtig wäre, meinst Du nicht, sie würde sich durchsetzen? Sie bekommt doch von Papa alles, was sie will....Warum nicht auch das Geld für ein WG-Zimmer?
Anita

Beitrag von Anita »

ich bin mit 19. ausgezogen, obwohl man damals erst mit 20ig vorlljährig war in der schweiz. ich habe genug verdient gehabt, um mir das zu leisten. meine eltern (mein vater), war damit einverstanden.
ich bin froh, hat er mir diese selbständigkeit zugetraut.
tarzan
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Beitrag von tarzan »

ich bin kurz vor 20 ausgezogen, auch kurz vor der Volljährigkeit. Brauchte die Unterschrift eines Elternteils. Ich war aber bereits mit der Lehre fertig.
aisha

Beitrag von aisha »

ich denke auch, wenn es Stieftochter sooo wichtig wäre, dann würde sie sich durchsetzen.
Aber solange man ihr zuhause einen 5* Service sowie all inclusive bietet, sie keinen Finger krumm machen muss, warum soll da die Motivation gross sein, auszuziehen.

Ich konnte leider erst mit 24 ausziehen und auch da wollten mich die Eltern nicht gehen lassen!!! Ich habe mich deswegen damals sehr verkracht mit ihnen.
Wie Anita war ich auch erst mit 20 volljährig und ausserdem noch lange nicht mit der Ausbildung fertig, ich konnte mir gar keine Wohnung leisten. Und meine Eltern hätten mir keinen Rappen bezahlt.
Ich bin noch heute froh, konnte ich (gegen den Willen meiner Eltern) mit 23 ins Ausland "fliehen" und nachher ausziehen. Es war für mich das Schlimmste, dass sie mich nicht gehen liessen.

Mit Stieftochter liegt der Fall natürlich etwas anders. Trotzdem bin ich der Meinung, wer zuhause eine solch grosse Klappe hat, der soll sich auch beweisen....
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Sicher, aisha, nur nützt Dir diese Meinung gar nichts....

Ich würd mich nicht darauf fixieren, dass Du Deinen Partner davon überzeugen kannst. Das bringt nur weitere ungute Gefühle. Du wirst sehen, wenn es Töchterlein dann nicht gut geht, wirst Du dafür verantwortlich gemacht!

Was wurde eigentlich aus der Beratung, die Ihr besucht habt? Gab es da irgendeinen Denkanstoss auch für Deinen Freund?
val
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Beitrag von val »

Hallo allerseits

Ich bin zwei Monate nach der Matur ausgezogen. War gerade 18. Den Mietvertrag schloss mein damaliger Freund ab, der war bereits 24. Ich habe nie studiert und stand von der Matur an finanziell auf ziemlich komfortablen eigenen Beinen.

Ich rechne nicht damit, dass meine Jungs vor Abschluss der Rekrutenschule ausziehen. Einfach weil es wohl finanziell nicht drinliegt. Selbst wenn es ohne Umwege geht, werden sie frühestens mit 19 eine Ausbildung fertig haben. Und mit 20 kommt das Militär, da müssen sie finanziell auch wieder schmaler durch, selbst wenn sie gleich nach der Lehre eine gute Stelle haben.

Einen auswärtigen Wohnsitz würde ich nur dann mithelfen zu finanzieren, wenn es von der Ausbildung her nicht anders geht (wir wohnen relativ weg vom Schuss) oder das Klima zu Hause dermassen unerträglich wäre, dass ich einen Auszug mit allen Mitteln forcieren möchte.

Aber wer weiss. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Im Weg stehen würde ich ihnen auf keinen Fall. Ein Hotel Mama will ich nicht werden. Und sie erklären bereits heute, sobald der Haussegen schief hängt, dass sie keinen Tag länger als bis 18 hier bleiben wollen :wink:

Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
Never ever give up
aisha

Beitrag von aisha »

ich denke, man kann wie carlotta auch von zuhause ausziehen, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Eltern hat, umso schöner, dass man dann weiss, dass die Eltern hinter einem stehen.
Komfortable finanzielle Verhältnisse sind immer relativ. Stieftochter verbraucht immer sofort, was sie hat und das ist nicht wenig. Mein Freund hat eben auch Angst, dass sie dann jeweils am 5. des Monats schon kein Geld mehr hat, weil die Ueberweisung am 1. so verlockend war, dass sie gleich alles für Klamotten, Schuhe und Kosmetika ausgegeben hat.
Aber eben, sie wird es nicht besser lernen, wenn sie noch 6 Jahre zuhause lebt.
Im Gegenteil. Der Rundum Service wir immer selbstverstädnlicher werden.
Darum hoffe ich ja , dass sie endlich einen Freund hat, die Sache würde dann ev. anders aussehen.


Frage ist ja auch immer: wie gut können Eltern loslassen? Meine Mutter war und ist noch heute ein absoluter Klammeraffe. Sie war schon selber so und sie wäre überglücklich, wenn ich noch heute bei ihr wohnen würde.
Ich weiss nicht, wie es mir gehen wird, wenn meine Tochter ausziehen will, aber ich denke, ich würde sie ziehen lassen und versuchen, einen guten Kontakt zu ihr zu behalten.

carlotta, auch mein Freund kommt jetzt mit in eine Therapie. ich weiss noch nicht, was ich davon halten soll. Bis jetzt weiss ich einfach, WARUM ich mich in einigen Dingen so verhalte, aber mit Lösungen hapert es sehr. Therapeut ist zwar auch der Meinung, Stieftochter solle ausziehen, aber das kommt für meinen Freund definitiv nicht in Frage. Argument: sie sei zu jung.
Wir bleiben dran
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Nachträglich denke ich, es hätte sich für mich gelohnt, während der Lehre ein Zimmer zu haben. Bevor der Taktfahrplan eingführt wurde fuhr mein Zug um 5.59 und um 8 Uhr musste ich mit Arbeiten anfangen. Um 20 Uhr war ich dann wieder zu Hause. Das waren lange Tage.
Während meinem Studium machte es weniger Sinn auszuziehen. Ich hatte 20 Minuten mit dem Zug.

Und heute reut es mich, hatte ich nie die WG-Erfahrung gemacht. Ich denke, das lehrt einem, sich anzupassen, Teamgeist und macht doch auch Spass.

Betreffend Geld: Früher hatte meine Tochter Sackgeld, Kleidergeld, Telefongeld und für ausserordentliche Kosten gab es zusätzlich Geld. Wir beiden hatten so überhaupt nicht im Griff, wieviel Geld sie so ausgab.

Heute überweise ich ihr 400 Fr. Damit muss sie Kleider, Kosmetika, Essen, Ausgang, Zigaretten und Schreibwaren kaufen.

Ich bezahle nach wie vor ihre KK und das GA. Anfänglich hatte sie es noch nicht so im Griff. Täglich am Kiosk etwas zum Knabbern, Kaffeeautomat, Pizzakurier um die Ecke, das Stadtzentrum mit den vielen Läden in der Nàhe, Durst im Ausgang.

Heute bettelt sie darum, dass ich ihr ein Mittagessen mitgebe, welches sie in der Mikrowelle wärmen kann. Und wenn sie im Ausgang ist, dann weiss sie genau, wie manches Getränk drin liegt. Gegessen und Getrunken wird vorher zu Hause. Auswärts ist es zu teuer.

Jetzt nach 5 Monaten hat sie ihre Finanzen so langsam im Griff. Sie führt nach wie vor Kassabuch um zu sehen, wo das Geld so hinkommt. Ein Monat ist lang. Sie staunt jeweils selber, wenn der Kontostand gegen Ende Monat so tief ist.
Als Eltern muss man einfach hart bleiben und nicht ständig Geld zustupfen. Meiner Tochter war es furchtbar peinlich, als sie Kollegen anpumpen musste.

Im nächsten Jahr wird sie oft ins Ausland reisen. Zudem möchte sie mit der Familie ihres Kollegen mit nach Südamerika. Den Flug muss sie selber bezahlen. Die Ferien sind fix verplant mit Jobs. Der Städtetripp nach Paris liegt dann nicht mehr drin.

Und dann hoffen wir, dass es mit dem Auslandaufenthalt klappt und die Stipendien bewilligt werden. Mein Ex-Mann hat sich sonst bereit erklärt, die Differenz zu übernehmen.
Tja, dann sind wir nur noch zu zweit hier. Ich werde sie sehr vermissen. Aber wenn ich an diesen Infoveranstaltungen bin, dann möchte ich am liebsten auch gleich mit. Ich freue mich so für sie und hoffe, dass sie viele neue Leute kennen lernt, sprachlich profitiert, von den fremden Kulturen etwas mitnehmen kann, noch selbständiger wird, ihre berufliche Laufbahn findet, ...

Mir hätte so ein Projekt gut getan. Ich war nämlich gar nicht selbständig. Frühestens in einer WG hätte man mich betreffend chaotischer Haushaltung therapiert.
carlotta37
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Registriert: 29.10.2007 15:45

Beitrag von carlotta37 »

Ach was, Buchenholz, keine WG hat mein Haushaltschaos wegtherapiert! Im Gegenteil, die waren ja alle nicht besser als ich! Aber lustig war's....Und ich habe immer nur in WGs gewohnt, bis ich dann geheiratet habe. Eigentlich hatte ich noch nie eine Wohnung für mich allein. Wird vielleicht komisch, wenn die Kinder mal alle weg sind und ich das erste mal im Leben wirklich allein wohne....(oder ich gründe dann eine Senioren-WG - aber dieesmal mit Putzfrau ;-))

Trotzdem: in WGs lernt man unglaublich viel - fast mehr als in einer Wohnung allein würde ich sagen.
Ja, bleib dran, aisha...
Madoxa
Beiträge: 33
Registriert: 23.01.2012 08:43

Beitrag von Madoxa »

Ich bin auch sehr früh, mit 18, von zu Hause ausgezogen, weil meine Mutter froh war, wenn ich ging. Sie sagte einmal: "Ich hoffe du liegst mir nicht bis du 30 bist auf der Tasche." Ich bin im Streit ausgezogen, bei Nacht und Nebel in ein Zimmer bei fremden Leuten. Ich habe so gelernt mit wenig auszukommen.

Mein jüngerer Sohn musste das Hotel Mama nach seiner Ausbildung verlassen, weil er bei uns sich in einer WG fühlte und das wollte ich so nicht. Es dislozierte zum Vater auf meinen Wunsch.

Der ältere Sohn bewohnte bei uns die Einlegerwohnung, war also in gewisser Sicht auch schon selbstständig. Seine Freundin zog später auch noch dort ein. Dann wechselte er die Stelle und er zog mit Freundin in einen anderen Kanton.

Der ältere Stiefsohn bewohnte vorher unsere Einlegerwohnung, später auch mit Freundin, bis sie heirateten.

Die Stieftochter machte uns ganz zu Anfangs unseres Zusammenziehens die grössten Probleme. Auch ihr mussten wir nahelegen, besser bei der Mutter einzuziehen. Sie war eh immer dort. Ich machte nur ihre Wäsche und bekochte sie. Sie war damals im Studium. Die Mutter wollte sie aber auch nicht für ganz aufnehmen, die Grossmutter tat es dann - für ein Jahr, dann wurde es ihr auch zu viel.

Ich bin der Meinung, dass Kinder, wenn sie erwachsen werden sich auf eigene Füsse stellen müssen, vor allem dann, wenn sie nicht einsehen wollen, dass das Elterhaus kein Hotel ist und die Mutter nicht ihre Bedienteste. Man tut Kindern keinen Gefallen, wenn man klammert und damit den Sprung in ihre Selbständigkeit verhindert. Schon gar nicht, wenn sie selber gehen wollen. Warum nicht auch einmal danz unten durch gehen? Ich habe meinen Stiefsohn bewundert, in was für einem Loch sie anfangs gewohnt haben, nach der Bequemlichkeit bei uns. Ich bin froh, hat ihn mein Mann nie mit Geld unterstützt.

Dieser grosse Stiefsohn hat mir nie Mühe gemacht, er war froh, kam endlich wieder eine Frau ins Haus, die ihn von der leidigen Hausarbeit befreite. Ich habe seine Dankbarkeit immer gespürt.

Bei unserem Patchworkverhältnis ist die Exfrau meines Mannes ausgezogen, damit sie ihre persönliche Karriere verwirklichen konnte. Sie verliess die beiden Jugendlichen und den Vater. Der Vater war/ist mindesten 1/3 des Jahres im Ausland und auf Geschäftsreise. Die beiden Jugendlichen besorgten während dieser Zeit das Haus mit grossem Garten und die Tiere allein, oder manchmal mit Hilfe der Grossmutter.

Später habe ich mir öfters wegen der vielen Abwesenheit meines Mannes schon auch Gedanken gemacht, eigentlich eine Haushälterin zu sein. Heute würde man es allerdings als Managerin bezeichnen :roll: . Aber mein Durchhalten hat sich gelohnt.
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