Umgangston

Erziehung ganz allgemein
carlotta37
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Umgangston

Beitrag von carlotta37 »

Hallo alle ;-)

Weihnachten naht und damit eine intensive Zeit mit den Kindern....deswegen wollt ich nochmal Eure Meinung hören zu einem Thema, das uns aktuell beschäftigt.

Seit meine Grosse und ich zu gemeinsamen Gesprächen beim Jugendsekretariat waren, hat sich unser Verhältnis etwas entspannt bzw. wir sind eigentlich auf einem guten Weg.
Mir ist deutlich geworden, dass ein grosser teil ihrer oft so unterträglichen Stimmung mit der Schule zusammen hängt und auch da gibt's nun bald ein Gespräch mit dem Klassenlehrer und dem Schulpsychologen. Die Beratung hat ihr aber auch gesagt, dass Mama jetzt die Zügel locker lässt, damit aber auch nicht mehr per sofort für das Lösen aller kleinen Wehwehchen zuständig ist, sondern sie als Jugendliche immer mehr Verantwortung für sich selber übernehmen muss. Das üben wir gerade ;-)

Sie erzählt deutlich mehr und ich reisse mich ordentlich zusammen, ihr möglichst keine Lösungen liefern zu wollen oder überhaupt irgendwelche Vorschläge/Meinungen zu äussern, sondern einfach nur Verständnis zu zeigen. Meist gelingt das gut.

Was aber nach wie vor ein Problem ist: der Umgangston. Meine Tochter kann sehr aufbrausend sein, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf läuft. Und dann gibt's auch noch Situationen, in denen ich in ihre Verhalten mehr eingreifen MUSS. So hat sie z.B. vom Festnetz aufs Handy telefoniert, stundenlang (ist eine hier allseits bekannte Grundregel, dass das gar nicht geht!!!). Ich bin halb in Ohnmacht gefallen, als die Rechnung kam.

Hab's ihr gesagt und gefragt, was wir da nun machen und wie wir dieses Problem lösen. Sie meinte, das wäre ja nur aus Versehen gewesen und es käme dann nicht mehr vor. Ich glaube ihr das sogar, sie kann manchmal eben auch sehr gedankenlos sein und solange es bei dem einen mal bleibt, bin ich nicht böse auf sie. Allerdings finde ich sehr wohl, dass sie sich an dieser Rechnung beteiligen muss!
Und das sieht sie nun gar nicht ein. Ich wollte eigentlich einen Vorschlag von ihr, aber sie fand, es reiche aus, dass es nicht mehr vorkommt und soo viel wären ja nun 300Franken auch nicht und sie hätte schliesslich kein Geld (naja: sie bekommt 80 CHF Sackgeld im Monat und verdient Mittwochs nachmittags mit babysitten weitere 30 Franken die Woche!!). Es kam einfach kein Angebot von ihr. Also habe ich ihr gesagt, dass ich ihr ab sofort nur noch die Hälfte ihres Sackgelds auszahle, bis 200CHF abgestottert sind. Sie könne sich überlegen, ob sie mir von ihrem Babysitterverdienst etwas zahlt, dann geht's schneller.

Daraufhin ist sie total ausgerastet und hat mich wild beschimpft. Ich trau mich kaum, hier zu wiederholen, was sie gesagt hat: persönlich verletzend und ein Vokabular absolut unter der Gürtellinie.

Das ist aber nur ein Beispiel. Oft auch bei Kleinigkeiten schmeisst sie mit Worten um sich, die ich eigentlich hier gar nicht hören mag (da genügt es schon, dass ich das Bad nicht in einer Sekunde frei gebe, wenn sie rein will und es hagelt Flüche). Ich versuche, ruhig zu bleiben. Aber immer gelingt mir das nicht.

Erhlich gesagt, geht es mir nicht um ihre Wut. Die kann ich aushalten. Ich sehe ja auch deutlich: je ätzender ihr Schultag war, desto gereizter reagiert sie zuhause. Und Wut ist auch ein Gefühl, das helfen kann, eine Situation auszuhalten. Die darf sie haben. Die Frage ist nur, wie sie diese Wut rauslässt.
Und diese Art von Vokabular und absoluten Unverschämtheiten mag ich nicht tolerieren. Sie kennt das aus unserem Umfeld eigentlich auch nicht!

Gespräche darüber sind erfolglos, weil sie ja im Affekt so reagiert und sich dann echt nicht im Griff hat. In ruhigen Momenten kann ich ihr zwar sagen, wie ich mich dabei fühle, aber es fällt ihr scheinbar extrem schwer, sich zu kontrollieren und gelingt bisher gar nicht.

Meine Grenze ist seit der Telefongeschichte erreicht, ich mag sowas nicht mehr dulden. Aber wie kann ich darauf reagieren, um ihr klar zu machen, dass sie da wirklich eine Grenze überschreitet?
butterfly
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Beitrag von butterfly »

hallo carlotta37 :)

mir gingen bei deinem post folgende dinge durch den kopf.

seit wann beleidigt sie dich den persönlich? meine kinder rasten auch aus, hin und wieder, und ihre wut ist natürlich spürbar, aber fast nie, wird gegen mich persönlich geschossen. da kommen da eher ausdrücke wie "verdammter scheiss alles" oder "es kotzt mich alles an"
nur höchst selten, vielleicht 2 mal wurde ich schon persönlich beleidigt, da kam die entschuldigung dann aber rasant hinterher und ich habe gemerkt, dass der betroffene selbst erschrocken ist über seine wortwahl mir gegenüber.

falls es schon länger so ist, das sie dich angreiffen/beleidigen konnte (ohne konsequenzen deinerseits) hat sich das ja wohl verstärkt. hast du nie darauf reagiert? und wenn ja, wie?

für mich ist es einfach sehr schwierig mir vorzustellen, dass so ein gehabe urplötzlich auftritt. ich kann auch ausflippen und das geschieht auch hin und wieder - aber meine äusserungen sind auch niemals an eines meiner kinder persönlich gerichtet. das ist dann auch so im stil von "es kotzt mich an, dass......" oder ich kann nicht mehr sehen dass.... niemals direkt an eines meiner kinder sondern einfach so um mal luft rauszulassen

lg
butterfly
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, in etwa so äussere ich mich auch, wenn mir mal der Kragen platzt. Persönlich hässliche Bemerkungen habe ich noch nie gemacht einem Kind gegenüber!!

Das Problem gibt's schon länger, aber die Hemmschwelle ihrerseits sinkt gewaltig. Natürlich hab ich reagiert: sie auf ihr Zimmer geschickt, mit ihr geredet, ihr gesagt, wie ich mich fühle und dass ich sowas nicht möchte etc.. Aber was willst Du da sonst noch machen???

Mich wundert es etwas: wir hatten ja wirklich riesigen Stress miteinander und da war es deutlich häufiger als jetzt so mit ihren Beleidigungen. Ich hab auch manchmal wütend reagiert. Aber inzwischen gibt es wesentlich mehr friedliche Gespräche und viele Momente, in denen wir uns echt wieder näher sind. Sie erzählt viel mehr von sich, von den Problemen in der Schule und ist dann oft auch ganz reizend, äussert ihre Zuneigung zu mir wieder.
Da wundert es mich, dass sie trotzdem iimmer wieder so ausfallend wird.

Eigentlich ist meine heimliche Hoffnung, dass ich jetzt einen Weg finde, das etwas abzumildern. Wütend sein, okay, aber nicht so!
Nur WIE mache ich das?
butterfly
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Beitrag von butterfly »

hallo carlotta37 :)

zuerst mal konsequent bleiben! du hast ihr angedroht das taschengeld zur tilgung der wahnsinns rechnung zu behalten - mach das!

und wenn das gejammer und die beschimpfungen weiter gehen - NEIN - sie bezahlt 200 von den 300 Franken selber

Wenn sie dich wieder anflucht und beschimpft. Tu etwas unerwartetes. Schmeiss was auf den Boden, brich in Tränen aus oder was weiss ich.... und ignoriere sie
Sie soll deine Wut auch mal spüren!

Ich habe schon Nachmittage damit verbracht meine Regeln durchzusetzen. Es ist richtig hart! Das schönste Wetter und dann Ausreden wie "jetzt hab ich das und das ja gemacht, kann ich jetzt nicht..." NEIN aber ich mach das auch nie wieder NEIN kann ich dir was helfen und dann doch noch Kolegen treffen? NEIN

ich hätte am liebsten nachgegeben, es war für mich ja total anstrengend, ich konnte gar nix machen, ich war nur da um aufzupassen, das der mit dem Hausarrest auch da bleibt - toller Nachmittag.... aber es ist wichtig! Ein anderes mal erinnern sich die Kinder und wissen was ihnen blüht ;)

viel Kraft
butterfly
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Ich habe nun schon länger nichts mehr von dir gelesen und mich dabei gefragt, was der Grund sein könnte. Dieser Beitrag hier ist nun aber sehr erfreulich. Trotz den Wutausbrüchen deiner Tochter.

Ich würde sagen, das ist einfach Pubertät. Ich glaube kaum, dass sie solches zu Fremden sagen würde. Es ist aber dennoch nicht nett von ihr. Ich glaube, du musst noch mehr lernen, die Ohren auf Durchzug zu stellen.
Und wenn sie dich wieder mal die oberverdammte Hurenschlampe oder sowas nennt - keine Ahnung was genau sie sagt - aber mein Beispiel ist wohl schon genügend ätzend, dann kannst du auch mal zurückfragen, was der Sinn sei, dich so zu titulieren.
- Fühlt sie sich cool? Je mehr unter der Gürtellinie umso besser
- Übt sie sich darin, wie gut kann ich meine Mutter nerven?
- Ist sie sich bewusst, was sie da sagt? Was wäre, wenn du das wärst, als was sie dich da tituliert? Und wie würde sie sich dann wirklich fühlen? Tochter einer Nutte.
- Will sie ihren Brüdern demonstrieren, dass sie mutig ist?

Also ich bin jemand, der zwischendurch diverse Erziehungsmethoden angewendet hat. Einfach auch mal zum Ausprobieren, wie etwas wirken könnte. Wobei, versteh mich nicht falsch. In den Grundzügen bin ich immer gleich. Das Kind braucht ja Sicherheiten und Vertrauen.
Aber wenn mein Kind so mit mir umgeht, dann könnte es gut sein, dass ich mir mal all diese Wörter merken würde und in dem Moment, wenn sie nicht damit rechnet, würde ich in genau gleicher Art verbal zurückschiessen. Solche Wörter aus Mutters Mund. Kreisch. Schlimm. Peinlich.
Und etwas später würde ich das Kind fragen, wie es ich dabei fühlt, wenn man so mit ihm spricht? Ist es dann immer noch cool? Und dann würde ich erklären, dass ich es verletzend und gemein finde, wenn man mich als etwas bezeichnet, was das Kind im Grunde genommen nämlich auch gar nicht will.

Dass sie ihren Frust lauslassen will, das ist natürlich erlaubt. Aber bitte in anderem Wortschatz. Hier bei uns weiss jeder, dass man nicht Scheisse sagt. Da sich dieses Wort aber so gut eignet um Frust abzubauen und wir das nie gegenüber Respektspersonen sagen, wird es toleriert.
butterfly
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Beitrag von butterfly »

sorry buchenholz
da muss ich dir wiedersprechen.
wir können es unseren kindern nicht gleicht tun, und wir können vorallem nicht erwarten das sie daraus was lernen würden.

was mach ich den mit einem 17 jährigen sohn, der mir ne ohrfeige verpasst? ebenso reagieren? das wär lachhaft und bringt gar nix

du sagst doch selber grenzen setzen ist wichtig, dass muss vorher anfangen, was heisst: bevor die kinder solche kraftausdrücke brauchen/kennen und bevor sie uns körperlich überlegen sind

und die gedanken wieso jemand sowas tut sind sicher löblich, für dich, aber nicht für den auslöser

ich bin mir sicher, dass kinder die sich so verhalten, nur ihren spielraum austesten. und nein es ist keine lobeshymne wenn die kinder einem jeden tag anfluchen, auch wenn sie das sont nie machen würden - es ist unter aller .......

lg
butterfly
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Beitrag von carlotta37 »

Ich sehe, BUchenholz, Du verstehst wovon ich sprech und kennst die üblichen Kraftausdrücke auch :shock:

Na, wie auch immer, es ist einerseits das, andererseits sagt sie in ihrer Wut vieles so daher: manchmal auch ohne Schimpfworte, aber nicht weniger ätzend.
Die Telefongeschichte: da hat sie's erstmal damit probiert, mich als Looser zu bezeichnen, dass ich nicht mal so viel Geld habe, so eine Rechnung zu zahlen.
Die Schimpfwörter kamen danach, als ich ihr mitgeteilt habe, dass sie alt genug ist, für die Konsequenzen ihres Handelns selbst einzustehen - egal ob ich das Geld habe oder nicht.

Es kommt noch oft vor, dass sie mir solche Dinge an den Kopf wirft. Manchmal muss ich dann lachen. Es ist einfach so absurd! dann ist sie tödlich beleidigt....logischerweise....einmal hab ich gesagt: sei froh, dass ich noch lache!

Auch sonst: will sie das Telefon haben und ich bin gerade dran, zieht sie den Stecker raus. Zum Beispiel. Muss zugeben: das hat sie von mir. Ich hab's neulihc gemacht, als sie nach 3stündigem Telefonat und mehrfacher freundlicher Bitten einfach nicht reagiert hat.....Sie tut es dann nur leider schon nach 2 Minuten....
Solche Szenen spielen sich IMMER nur dann ab, wenn sie sowieso schon wütend ist. Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist dann auch sehr wütend auf sich selbst....und das erträgt sie nicht, da muss ein Sündenbock her!
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Beitrag von Buchenholz »

@ Butterfly
Wenn ich das früher bei meiner Tochter machte, dann erkannte sie sehr wohl, dass es ein Fingerzeig war. Desswegen würde sie mich als Vorbild nicht in Frage stellen. Und sowas wie Ohrfeige, soweit ist es bei uns nie gekommen.


@ Carlotta
Meine Tochter spricht zum Glück nicht so. Aber meine Stiefsöhne und ihre Freunde hatten einen sehr kraftvollen Wortschatz. *tschudder

Bei der provokativen Sache mit dem Telefonstecker ausziehen, da bin ich echt überfordert. Ich glaube, wenn sowas bei uns passieren würde, dann würde ich eine Super-Nanny herbestellen. Das klingt bei mir sehr nach Machtkampf.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

ich weiß nicht, ich glaube bei mir wäre schon viel früher eine Reaktion erfolgt - auch die Bezeichnung als Looser finde ich unverschämt in der Situation. Ich vermute, ich hätte dann promt gesagt "OK, 220 zahlst Du selber. Und für jede weitere Beleidigung kommen nochmal 20 drauf." Und dann hätte ich mitgezählt bis wir bei 300 sind, und dann hätte ich ihr gesagt, die nächste Beleidigung ist gratis.

Wut hin oder her, aber wenn mein Kind mich so respektlos anredet, dann gehen bei mir die Klappen runter. Dafür brauche ich kein Verständnis zu haben.

Auch die Sache mit dem Telefonstecker... es klingt wie ein Gerangel darum, wer eigentlich der Boss ist. Ich weiß nicht, vielleicht fällt da jemand anderem mehr dazu ein. Ich denke mir nur, eigentlich sollte es möglich sein, nach drei Stunden Gespräch dem Mädchen klarzumachen, dass das Gespräch jetzt beendet wird, und dafür zu sorgen dass sie das selber macht, ohne dass man gewalttätig wird (das mit dem Stecker rausziehen hat ja ein Element von Gewalt und "ich bin stärker als Du", und dass das zurück kommt, ist irgendwo nicht völlig überraschend).

Ich glaube, es ist bei Deiner Tochter unglaublich wichtig, dass Du einerseits sehr klar ihr gegenüber bist, aber auch sehr beherrscht und ruhig und dass Du Dich nicht auf Spielchen einlässt.
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butterfly
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Beitrag von butterfly »

hallo nochmal
vielleicht hab ich mich etwas missverständlich ausgedrückt :(

ich glaube aber sehr wohl carlotta, dass da schon viel früher keine konsequenzen gezogen wurden.
hättest du jemals deiner mutter den stecker beim telefonieren rausgezogen?
es hat doch damit zu tun dass du das sagen hast.

ein kleines beispiel. eine bekannt von mir hatte eine sehr wilden 4jährigen sohn. wenn der gewütet hat und von seiner mutter davon getragen wurde (weil er sich oder andere kinder gefärdete) hat er ihr ins ohr gebissen... aua... nun, er war 4 jahre alt, da kann man sowas noch ab oder?
mitlerweile ist er 17 und in einer pflegefamilie (die mutter musste die polizei rufen, weil sie von ihrem sohn bedroht wurde) hat das einen zusammenhang?
nein?
ich denke doch.
das mit dem ohrenbeissen ist natürlich nur ein beispiel, aber wie babyone schon sagte, nicht diskutieren, einfach diktieren was sache ist.
du für dich darfst dir natürlich überlegen wieso sie so reagiert, ABER, bitte ohne ihr wissen!
sie braucht doch den halt und nicht eine suchende, zweifelnde mutter.

du willst das sie dich nicht mehr beleidigt - dann setz das auch durch!

alles liebe
butterfly
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Beitrag von carlotta37 »

BabyOne, das mit dem Machtkampf ist ein guter Hinweis! Ich frage mich nur, woher das kommt.....übrigens das mit dem Stecker: hatte ich immerhin angekündigt....Ich wusste mir keinen anderen Rat, kam mir blöd vor, zum 20. mal in ihr Zimmer zu latschen und mich zu wiederholen....Vielleicht kommt sowas zu oft vor: aber welche andere Möglihckeit habe ich, wenn Reden nicht hilft?
Ähnliches beispiel: das Badezimmer. Madame besetzt es stundenlang und besonders gern morgens, wenn auch die Brüder sich schnell mal eben die Zähne putzen wollen. klar, sie will sicher nicht, dass jemand reinläuft, wenn sie duscht. Aber Himmel nochmal, schminken kann sie sich (und sie hat ein eigenes Waschbecken) auch mit den Brüdern daneben!!! Da die Konflikte am Morgen jeweils aufkochten, hab ich irgendwann angekündigt, den Schlüssel vom Bad an mich zu nehmen. Hab ich auch getan für eine Weile. Hat auch nichts genützt.... :oops:

Was mich daran wundert: ich war alles andere als ein Fan von antiautoritärer Erziehung. Nach aussen hin gelten meine Kinder als ausgesprochen höflich, zuverlässig und gut erzogen - was immer das heisst.... 8) Die ganzen ersten Jahre hatten wir sehr feste Regeln oder eher Rituale: Schlafenszeit, gemeinsame Mahlzeiten etc.. Durch meine Berufstätigkeit und den Einfluss diverser Aupairs hat sich das etwas gelockert, aber auch nicht extrem.
Tochter war immer gut in Machtkämpfen. Früher hat sie unsere AuPairs damit in den Wahnsinn getrieben, heute traut sie sich eben auch mir gegenüber.

Ich versuche, mich nicht darauf einzulassen. Aber ist manchmal schwierig. Sie erkennt ja bestens die Gelegenheiten, zu denen sie mich in der Hand hat und ich sie nicht ignorieren kann. Wenn sie z.B. ihre Brüder plagt.
Sie macht sich aktuell da sehr unbeliebt: ihr Zimmer ist tabu für jedermann hier, was wir auch voll respektieren. Ihrerseits läuft sie leider permament in die Zimmer ihrer Brüder und "leiht" sich von denen (ohne zu fragen) was immer sie möchte: Süssigkeiten, den CD-Player, Stifte. Und natürlich gibt sie es nie von sich aus zurück. Das gibt jeweils von den Brüdern ein derartiges Riesengeschrei, da muss ich fast schon eingreifen. Insbesondere dann, wenn z.B. Fülli oder Schlüssel weg sind und die Jungs die schliesslich brauchen. Sie grinst dann nur gemein und geniesst es scheinbar richtig, dass ich sie dann irgendwie dazu bringen muss, das Zeug wieder rauszurücken. Eine gute gelegenheit für Beschimpfungen ihrerseits. Und Vorwürfe: ich benachteilige sie, immer ist sie Schuld, wir stellen uns an, machen für nichts einen Aufstand etc..

redet man darüber in einem ruhigen Moment, entschuldigt sie sich. Immerhin. Das ist recht neu...
Aber dennoch ändert sich nichts, nächster Tag, nächstes Drama.

Es ist für mich jeweils sehr viel einfacher,wenn ich nicht mit den Kindern allein bin. Zwei Erwachsene im Haus, die sich gegenseitig stützen, und sofort gibt sie klein bei (naja, fast immer, letztes mal war sie auch zu meiner Freundin sehr frech). Ob das nun meine Mutter ist, Freundin, Partner. Ich hab mal beobachtet, ob ich dann anders bin. Eigentlich nicht.

Ist schon komisch: als Lehrerin komme ich in den schwierigsten Klassen zurecht, auch bei den älteren Schülern. Natürliche Autorität - sagen andere. Aber bei meinen eigenen Kindern scheint das absolut nicht zu wirken! :cry:

Ein wenig frage ich mich, ob das auch daran liegt, dass ich ja trotz Partner eigentlich seit 10 Jahren mit den Kindern allein lebe. Eigenes Leben habe ich wenig bis gar nicht. Wenn ich nicht arbeite, bin ich zuhause und für sie da (oder wenn unterwegs dann mit ihnen zusammen). Und will ich doch einmal allein weg, ausnahmsweise, ist meine Grosse DIE Spezialistin darin, mich aufzuhalten, zu stören.
Das war so keine bewusste Entscheidung, aber neben Vollzeitjob und Kindern blieb mir einfach nie die Kraft für anderes. Und so wahnsinnig viel hat sich daran nicht geändert. Mein Freund spielt keine wirkliche Rolle in unserem Familienleben.

Nun ist Tochter in der Pubertät und will sich einerseits ablösen. Andererseits ist sie noch so gar nicht erwachsen und will mich binden. Das geht auch ganz gut indem sie mich unter ihrer Kontrolle zu halten versucht.
Man spürt das im Alltag an allen Ecken und Enden: ich höre andere Musik als sie und spiele Klavier. Sie hasst das und knallt demonstrativ die Türen oder schaltet das Radio ab. Bei ihrem Bruder findet sie lustigerweise das Klavierspiel ganz toll ;-)
Alle haben eigene Zimmer, nur ich schlafe und arbeite im Wohnzimmer. Jeder Kampf um ein wenig Privatsphäre ist gegen Tochter hoffnungslos (die Jungs respektieren das noch, wenn ich die Tür schliesse). Es gäbe viele solcher Beispiele.
Habe ich mich von meinen eigenen Kindern zu wenig abgegrenzt?

Ich wüsste bis heute nicht wie ich das machen sollte: es fehlt mir immer noch die Kraft und die Zeit....

Aus meiner Kindheit erinnere ich mich: meine Eltern waren als Einheit, als Paar sehr stark mir gegenüber. Aber mein Vater war viel und lange beruflich weg. Und dann wurden meine Mutter und ich fast zu sowas wie Freundinnen. Wir haben halt alles gemeinsam gemacht und entschieden. Hat mir natürlich gefallen ;-) Aber: wäre sie alleinerziehend gewesen, so hätte sich unser Verhältnis möglicherweise ähnlich entwickelt wie das zu meiner Tochter jetzt. Es IST ein riesiger Unterschied, ob es nur eine Mutter gibt, die für die Kinder da ist (ja gar keinen Vater eigentlich oder mindestens keinen, der ansatzweise regelmässig anwesend wäre) oder ein Paar!
butterfly
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Beitrag von butterfly »

ach carlotta

ich bin doch auch die mauer wo sie dagegen rennen. immer mal wieder. und es tut ihnen natürlich weh, aber ich kann ihnen das nicht ersparen...

niemals würde ich meine hand gegen meine kinder erheben, aber sie haben schon früh gemerkt bis dahin und weiter nicht

ich schätze es sehr, das es menschen mit pädagogischer erfahrung im umfeld von meinen kindern gibt, aber die erziehung nehmen sie mir nicht ab und ich bin auch alleinerziehend, von dreien sogar

carlotta, nochmal, sei strenger, bestrafe! zeig konsequenzen nicht nur auf, sonder setze sie auch durch, gib deiner tochter dadurch halt.
das ist der rahme in dem sie sich bewegen darf, das ist doch auch schutz für sie...

nochmals liebe grüsse
butterfly
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Beitrag von carlotta37 »

Naja, butterfly, ich finde bestrafen einfach so nicht wirklich gut: eine Strafe muss eher sowas wie eine logische Konsequenz sein. Nicht so: wenn du mich nochmal beleidigst, nehme ich dir dein Handy weg. Da hat das eine mit dem anderen nichts zu tun! Und das bringt nihts, ausser dass es meine Machtposition als Mutter deutlich macht. Aber recht willkürlich und das will ich nicht.

Die Konsequenzen gehen mir leider langsam aus.

Ist erst morgens um 7.30 und trotzdem: ihre Freundin holt sie jeweils um kurz nach 7 hier ab. Schon tausend mal habe ich darum gebeten: reinkommen und Tür zu oder draussen warten und Tür zu. Sonst haut unsere junge Katze ins Treppenhaus ab. Es klappt nie.....gerade durfte ich das schreiende Kätzchen auff dem Dachboden suchen gehen, eine Nachbarin steckte schon motzend den Kopf aus der Tür.
Vorher stellte sich mal wieder raus, dass sie das Etui ihres Bruders genommen hatte und zu dem nur meinte: "musst halt suchen", als er es zurückforderte für die Schule.

Und Mathe: das Problemfach....Meine Grosse steht in allen sprachlichen Fächern in der Sek A inzwischen bei 5 oder sogar 5-6- In Mathe ist sie unterirdisch: 1er, 2er oder "unbenotbar". Klassenschnitt immer etwa bei 4 oder knapp drüber.
Der Lehrer ist mühsam, das weiss ich schon. Aber meine Tochter zieht sich darauf auch sehr zurück....Mit anderen lernen? Geht angeblich nicht. Hä??? Der Durchschnitt der Klasse scheint immerhin irgendwas zu kapieren da!
Nachhilfe. Ein leidiges Thema. Kostet viel und bringt nur dann was, wenn Tochter sich auch anstrengt. Und davon sehe ich absolut nichts.
Nachhilfe fordert sie zwar ein, aber unbedingt am Donnerstag, denn da könnte sie dann das Freifach Singen schwänzen.....hab ich mich geweigert, andere Wochentage wollte sie dann nicht (dann hätte sie ja nie mehr frei). WIe auch immer, ich hab ihr jetzt gesagt, Nachhilfe gibt's wenn ich etwas Bemühen von ihrer Seite sehe, vorher nicht.

Kann mir eigentlich egal sein, aber ich frage mich, wie lange die Schule das so akzeptiert....ohne mit Versetzung in die Sek B zu drohen, was Tochter definitiv nicht will. Aber ob sie mal kapiert, dass es langsam ernst wird???

Das Schulthema ist sehr schwierig: sozial fühlt sie sich unwohl. Ich verstehe das schon. Aber es gibt nunmal keinen anderen Weg als diese Schule. Das hat ihr auch der Schulpsychologe klar gemacht (das andere Sek-Schulhaus vor Ort macht dann wenig Unterschied). Und dann kommt eben von ihr so wenig, dass ich auch manchmal nicht mehr bereit bin, ständig auf ihre Stimmungen Rücksicht zu nehmen.

Manchmal fühle ich mich wirklich überfordert mit ihr. Niemand drängt sie zu irgendwas. Aber: ihr Bruder besucht gerade den Gymikurs und lernt und engagiert sich extrem und mit viel freude daran. Natürlich helfe ich ihm. Das macht auch Spass: er ist interessiert und bemüht sich, es gut zu machen. Dieser Wille kommt aber von ihm.
Ich werfe meiner Tochter nicht vor, dass sie nicht lernen will. Ich bewerte das nicht, diese Unterschiede zwischen den Geschwistern und finde, eigentlich ist ihre Vorstellung von einer Ausbildung (sie hat da eine konkrete Schule im Auge) ideal für sie und eine tolle Sache! Aber helfen kann ich ihr so wenig.....Kritik ist nicht erlaubt: dann heisst es nur, ich meckere immer. Nicken, Mitleid haben, Verständnis, das will sie. Und mir fällt das schwer.
Ich bin selber kein Typ, der so in einer Situation verharrt, es fällt mir schwer, darauf so einzugehen. Aber ich schaffe es wohl besser als früher, immerhin! Nur ändert sich dadurch ja auch rein gar nichts!!!
aisha

Beitrag von aisha »

hallo carlotta,

meine Tochte kann ähnlich reagieren wie deine, auch wenn solche Kraftausdrücke dann doch nicht fallen.
Meine Tochter hatte kürzlich einen schlechten Tag, alles war Sche....am Abend hat sie nur noch geheult. Als ich mit ihr geredet habe meinte sie: sie wolle nie erwachsen werden, denn sie habe Angst vor dem was kommt, nämlich so zu sein wie ich, ständig überfordert!!!!!
Das hat mir mir sehr zu denken gegeben. Und ich musst ihr erklären ,dass ich nicht mit dem Leben überfordert sei, sondern mit Situationen, die ich nicht im Griff habe, z. B. das ewige Theater mit Stieftochter.

Deine Tochter carlotta sieht auch, dass du ständig auf dem letzten Zacken läufst. Für sie ist das aber eben ein Versagen (Looser) und nicht bewundernswert, wie du 3 Kinder allein grossziehst ohne Unterhalt vom Vater.
Sie will nicht sein wie du, sie will sich abgrenzen.
Du schreibst auch, dass ihr Bruder ambitioniert ist. Das sieht sie auch und es macht sie noch viel mehr wütend, dass sie diese Leistung nicht bringt.

Deine Tochter sucht krampfhaft Aufmerksamkeit, nur kennt sie den Unterscheid nicht zwischen positiver und negativer Aufmerksamkeit.
Du sagtest mal, du hättest immer besonders auf sie geschaut, eben weil sie schwieriger ist als ihre Brüder. Vielleicht hast du ihr da eben auch zuviel durchgehen lassen.
Butterfly hat Recht: eine solche Ausdrucksweise ist auch in der Pubertät ein absolutes no go.
Den Brüdern Sachen zu klauen (sorry ausleihen) geht definitiv auch nicht ohne zu fragen.
Es kommt mir ein wenig vor wie bei uns. Bei uns hat Stieftochter diesen Sonderstatus. Ihr wird mehr erlaubt als den andern, sie wurde seit jeher vom Vater auf einen Sockel gestellt. Und nun nimmt sie sich halt uneingeschränkt diese Rechte heraus.

Habe ein wenig den Eindruck, dass es innerhalb eurer Familie ein "Hierarchieproblem" gibt. (ich weiss, dass einigen von euch dieser Ausdruck nicht gefällt, aber mir fällt nichts besseres ein).
Deine Tochter kämpft um eine Vorherrschaft und zwar direkt gegen dich.

Ich weiss, das Strafen nichts bringt, aber Konsequenzen des eigenen Tuns spüren. Würde sie auch die Handyrechnung bezahlen lassen.
Würde eine Uhr ins Bad stellen, jeder hat soundso viel Minuten zur Verfügung, wenn sie sich nicht daran hält, geht ihr einfach rein ins Bad und ignoriert ihr Gezeter (Schlüssel wegnehmen).
Dafür würde ich die Jungs ihre Zimmer abschliessen lassen.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hm, aisha, Du hast schon mit einigem recht. Es ist nur nicht so einfach abzustellen.....
Schau mal, ich bin oft nicht da....um gewisse Dinge durchzusetzen, müsste ich hinter ihr stehen und kontrollieren. Das geht oft nicht. Badezimmer: morgens gehe ich an einigen Tagen die Woche früher als sie. Da kann ich nichts durchsetzen. Und sie ist ihren brüdern körperlich überlegen.
Und Bad ohne Schlüssel: das bedeutet auch, dass ich dort nicht mehr ungestört duschen kann. Dazu verstehe ich, dass ein Mädchen in der Pubertät beim Duschen abschliessen will.
Dass die Jungs ihre Zimmer abschliessen, will ich nicht. Wir würden damit Tochters Sonderstellung nur festigen. Ausserdem seh ich es schon vor mir: Mamiiiiii, mein Schlüssel ist weg!

So eine Wortwahl ist ein no go. Und was tun dagegen? Mir fällt nichts mehr ein. Meine Tochter ist stur,die hat den längeren Atem als ich. Wenn ich mit wahllosem Bestrafen beginne, mach ich bald nichts anderes mehr.
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