NZZ am Sonntag

Erziehung ganz allgemein
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aisha

NZZ am Sonntag

Beitrag von aisha »

gestern hatte es einen sehr eindrücklichen Artikel in der NZZ über das Konsumverhalten und Schuldenverhalten von Jugendlichen. Die Zahlen sind beeindruckend und vor allem beängstigend.
50% der 18-24 jährigen leben teilweise massiv über ihren Verhältnissen. Und Schulden bis 90`000.- keine Seltenheit.Beeindruckend ist auch, dass mehr als die Hälfte der jugendlichen Schuldner ihr ganzes Leben nicht mehr aus der Schuldenfalle herauskommen.
Wobei der Autor auch einen Teil der Schuld dem Elternhaus gibt. Meines Erachtens mit Recht.

Eine solche Tendenz sehe ich immer bei meinen Stiefkindern, die genau in dieser Altersgruppe sind. Stiefsohn bekommt sehr viel Unterhalt monatlich, hat jeglichen Luxus wie Auto, Wohnung, Ferien ... und schafft es nicht , mit diesem Geld zu leben. Mein Freund muss immer nachschieben.

Stieftochter ist in meinen Augen Shoppingsüchtig, auch wenn mein Freund dies nicht wahrhaben will. Und je mehr Geld sie hat, umso mehr gibt sie aus. Klamotten, Schuhe, Handtaschen, Kosmetik.... Es ist für das Mädchen unmöglich, an einem Schuhgeschäft vorbeizugehen, ohne etwas zu kaufen.
Bedenklich.
Unterdessen werden ihre Forderungen immer dreister. Papa bezahlt ihr Fahrtstunden, nun "will" Madame ein Auto. wie sie es finanzieren würde, keine Ahnung, ist ihr auch egal. Dann "Wollte" sie ein iPhone und bekams. Obwohl sie bereits 2 Laptops besitzt, "will" sie noch einen dritten für 1500.-(einen , mit dem man auffällt).
Es gab darum am Wochenende eine unschöne Szene als Papa nein sagte.

Es heisst hier nur immer: ich muss haben, ich will, ich brauch unbedingt....

Ich frage mich, wie funktioniert das eines Tages in einer Beziehung, oder wenn das Girl nicht mehr zuhause wohnt....

gibt mir extrem zu denken...
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ Aisha
Damit haben wir uns zur Zeit auch zu beschäftigen. Was Hänschen nicht lernt, ...
aisha

Beitrag von aisha »

was ich gerade bei meinen Stiefkinder feststelle, dass mit diesem Konsumrausch jeglicher Respekt und Wert vor dem Erstandenem dahin ist.

Es ist die Freude am Kaufen, am Geldausgeben, am Dabei sein. Es ist nicht der Gegenstand selber, auf den man sich gefreut hat, auf den man vielleicht lange gespart hat, in den Ferien gearbeitet hat.

Und weil man eben alles hat und in kürzerster Zeit auch bekommt, ist auch sehr wenig Wertschätzung vorhanden.
Habe Stieftochter einen Einrichtungsgegenstand für ihr Zimmer zum Geburtstag geschenkt, sie hat es sich gewünscht. ein paar Monate später ging das Ding durch Unachtsamkeit kaputt.... Kein Bedauern ,nichts. Nur die lapidare Feststellung, dass "man" jetzt eben ein neues braucht.
Mir hat es wehgetan, dass es ihr quasi gleichgültig war.

Manchmal frage ich mich auch, ob mein Freund wirklich so hart im Nehmen ist, oder ob es ihm auch wehtut, wenn seine Kinder so rspektlos fordernd sind und immer alles wollen. Aber eine Gegenleistung kommt nie. Verlangt man mal etwas, wie Rasen mähen oder so, dann haben die Kinder absolut keine Zeit und Lust schon gar nicht.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Ich habe den Artikel auch gelesen. Ich finde es auch bedenklich, es ist mir aber nicht neu!

Geht mir wie Euch! Ich glaube, wir haben unseren Kids/Jugendlichen/jungen Erwachsenen etwas vorgelebt, dass gesund ist, was die Finanzen betrifft.

Nun müssen sie lernen, alleine zu fliegen. Es gelingt ihnen nicht schlecht bisher ;-)!
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Von meinem Partner weiss ich, dass es ihn selber auch traurig macht, wie gleichgültig seine Kinder mit Geld und Wertsachen umgehen. Aber die Kinder haben eine Mutter, die ihnen das so vorlebt. Und wenn man nicht zahlt, jänu, dann kommen halt Mahnungen, dann Betreibungen, so what. Die Haushaltsgegenstände sind jeweils so schnell schmuddelig oder kaputt, dass man keine Angst haben muss, dass irgendwas gepfändet wird.

Meine Schwiegermutter mag aus diesem Grund keine Wertgegenstände mehr schenken. Sie macht Erlebnisgeschenke für die ganze Familie. Wer nicht mitkommen will, tja, der ist selber schuld.
Auch ich habe dem Jüngeren einen Event geschenkt. Etwas, was seit Jahren sein Traum ist. Er wollte ihn nicht einlösen. Schade, aber seine Wahl.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi

Das ist eine super Idee!!! Anstatt Geld Erlebnisgeschenke.

Danke für den Input.
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aisha

Beitrag von aisha »

Erlebnisgeschenke machen ich hin und wieder meinen Nichten. die freuen sich sehr darüber.
Habe mich heute mal wieder sehr gewundert.
Mein Freund hat seiner Tochter die Autoprüfung bezahlt. Sie musste keinen Rappen dran geben. Danke? Warum, schliesslich muss "man" autofahren können.
Mein Freund hat seiner Tochter ein GA für 2400.- gekauft. Danke? Warum, brauche ich doch.... ist selbstverständliche Ausgabe.

Aber: man WILL ein Auto, für was hat man sonst den Führerschein. Man hat das neueste Handy, man BRAUCHT den neustensund teuersten PC.

Mein Freund hat sich heute für sein Hobby etwas gekauft, nicht billig, aber er wünschte es sich sehr. Da fuhr ihn seine Tochter an: für dich kaufst du wohl ein, aber für mich liegt dann nicht mal ein MacBook drin...(??????!!!)
Mein Freund begann sich zu erklären... ich habe ihn unterbrochen und gesagt: es könne wohl nicht sein, dass er sich vor seiner Tochter rechtfertigen müsse, was er mit seinem selbstverdienten Geld mache...

ich glaube, er war dankbar für den Einwand und fand ja, das müsse er wohl nicht.
Töchterchen war sehr eingeschnappt...

also bitte, was sind das langsam hier für Zustände, wo eine verzogene und verwöhnte 18jährige ihrem Vater vorschreibt, was er sich kaufen darf und was nicht.
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Aisha

Eigentlich sollten ja junge Erwachsene mal auf eigenen Beinen stehen und ihre Unkosten selber verdienen. Kann es aber sein, dass dein Mann soooo viel verdient, dass es für ihn gar nicht so tragisch ist, wenn er seine Tochter materiell verwöhnt. Aus diesem Grund er sich gar nicht ausgenutzt fühlt?
aisha

Beitrag von aisha »

ist so buchenholz. Streit und die ewige Quengelei gehen ihm viel mehr auf den Keks, als einfach zu bezahlen.
Frage mich nur, wieviele Jahre das noch weitergehen soll. Denn auch wenn das Fräulein dann mal 6000.- vedient oder mehr, wird sie auch nicht zurechtkommen damit.
Es geht darum, dass die Kinder nie auf etwas verzichten mussten und auf etwas sparen, und somit auch keinen Bezug zu Geld haben.
Ist ihnen überhaupt nicht bewusst, was ausser Klamotten, ausgang und Handy sonst noch für Verpflichtungen dazukommen.

Ich erkläre meiner Tochter von Zeit zu Zeit, was sie mich gesamthaft kostet, wenn sie auch das Bedürfnis zu nörgeln hat.
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Beitrag von Buchenholz »

aisha hat geschrieben:Streit und die ewige Quengelei gehen ihm viel mehr auf den Keks, als einfach zu bezahlen.
Muss er den wirklich ums Geld streiten? Wenn jemand Topverdiener ist, dann tut es ihm ev. gar nicht weh, den Kindern gewisse Sachen zu finanzieren.
aisha

Beitrag von aisha »

heisst gut zu verdienen nicht auch eine gewisse Verantwortung wahrzunehmen?
Heisst das wirklich ,dass man den Kindern dann alles gewähren muss?

Oder ist es nicht mehr Bequemlichkeit? Oder auch Angst, die Kinder wenden sich ab, wenn man als Geldesel nicht mehr taugt???
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Beitrag von Buchenholz »

@ Aisha
Das eine schliesst das andere nicht aus.

Wir sind auch sehr grosszügig zu unseren Kindern. Die eine kann damit umgehen, die anderen nicht.
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