Aushalten....

Erziehung ganz allgemein
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Und wie wäre ein Aufenthalt in einem Internat. Ich weiss, ... "und wer bezahlt das" ?
Oder in einer anderen Familie? Bei deiner Freundin?

Und wie ist der Gedanke, dass sie nicht mit dir redet, weil sie sich von dir ablösen will?

Hach es ist so schwierig. Welches ist der richtige Weg.

Carotta, ich nehme dich mal virtuell in den Arm und reiche eine Tasse heissen Kaffee rüber.
tabida
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Beitrag von tabida »

Also so verstehe ich das mit dem JS, dass man dann die Tochter nicht zum gemeinsamen Gespräch zwingen kann.

Mir ist aber noch der Elternnotruf (http://www.elternnotruf.ch/institution/index.php) in den Sinn gekommen - vielleicht wäre das etwas für Dich/Euch. Schliesslich bis Du ein Elternteil in Not - oder?
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Carlotta

Wenn ich Deinen Beitrag lese samt Folgen kommt mir sofort in den Sinn: Diese Mutter macht alles für ihre Tochter und zwar im guten Sinn, nicht dass sie sie verwöhnt. Oh nein, sie versucht, sie in die Eigenverantwortung zu bringen. Leider lassen sich unsere Teenies nicht so einspannen... ;-)

Ich glaube, Du musst gestärkt werden. Klar können gewisse Verhalten Deinerseits "verbessert" oder anders angegangen werden, aber ich meine, wenn Du selbstbewusster handeln würdest, sich einiges verändern würde.

Oft halten uns unsere Kids den Spiegel hin. Ich versuche jeweils, ihre "Sprache" zu verstehen und dabei ertappe ich mich immer wieder, wie ich dann von ihnen "manipuliert" werde. Auch ich mache Fehler, aber das ist ja in Ordnung. Wir sind keine Maschinen.

In diesem Sinne schicke ich Dir eine virtuelle Umarmung!
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Delphia, das ist ein neuer Gedanke, aber Du könntest durchaus Recht haben! Danke für den Hinweis!

Buchenholz, Internat ist ja schwierig für eine kurze Zeit und auch nicht finanzierbar auf Dauer. Auf lange Sicht hätte ich auch Angst vor dem Schritt: ich will sie nicht abschieben! Es sollte gut für sie sein und sie sollte sich irgendwie auch darauf einlassen können.
Meine Freundin nimmt sie garantiert nicht auf, die hat ja zu lebhaft gesehen, wie sie sich benimmt :oops: Ernsthaft, die Kombination mit dem einen ihrer Zwillinge wäre äusserst ungünstig und sie selber ist auch mit den zwei Jungs und fast Vollzeit Job ausgelastet, sie ist ja auch alleinerziehend. Und wenn sie in einem halben Jahr hier in die Nachbarschaft zieht, wäre das auch kaum noch ein Wechsel...

Gell, Delphia, Du mussetst auch viel aushalten und manchmal ist das gar nicht leicht....Es stimmt schon wirklich, sie erwischt mich genau an meinem Schwachpunkt: ich will eine gute Beziehung, Gespräche und Vertrauen und sie weist genau das ab. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als dann entsprechend hart zu sein, was sie mir dann natürlich wieder vorwirft. Und da ich mich ja in dieser Rolle gar nicht wohlfühle, hinterfrage ich mich dauernd. Aber eines ist mal klar: ich bin absolut nicht bereit, mich einem 13jährigen Mädchen unterzuordnen und mein Leben komplett von ihren Launen dominieren zu lassen. Ich kenne solche Familien: Telefon, Wohnzimmer, Computer, TV? Die Mutter hat kampflos das Feld geräumt, die Kids diktieren, was wann in der Wohnung passiert, tun aber nichts dafür. Das ist mir ein sehr warnendes Beispiel!
Und immerhin hat die Frau vom Jugendsekretariat mich auch gewarnt und gesagt: die junge Dame kann ein ziemliches Biest sein. Wenn ich die Kontrolle nicht verlieren will, muss ich handeln!

Da sagt man immer: Beziehung pflegen, Gespräch suchen, aktiv zuhören. Strafen sind schlecht (denke ich ja auch!), Konsequenzen schon eher, aber bloss nicht zu autoritär. Dinge erklären etc.. Das habe ich alles gemacht!!!! Und nun fordert eines meiner Kinder genau das heraus: Autorität und zwar gnadenlose!
Daraus werde ich übrehaupt nicht schlau! Langsam habe ich den Eindruck, dass jede Beschäftigung mit Pädagogik und schlauen Büchern völlig für die Katz war und ich mich besser an den Erziehungsstil meiner Grossmutter gehalten hätte!
mira
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Beitrag von mira »

Liebe Carlotta
Delphia hat geschrieben:Wenn ich Deinen Beitrag lese samt Folgen kommt mir sofort in den Sinn: Diese Mutter macht alles für ihre Tochter und zwar im guten Sinn, nicht dass sie sie verwöhnt. Oh nein, sie versucht, sie in die Eigenverantwortung zu bringen."
Ich möchte mich Delphias Meinung anschliessen. Wenn ich deine Beiträge lese, erkenne ich, dass du eine sehr gebildete, differenzierte Frau bist mit viel Menschenkenntis und psychologischem Wissen. Und, die aufgrund dieses Wissens, versucht eine gutmöglichste Mutter zu sein. Du nimmst deine Tochter ernst, gibst ihr die Möglichkeit, ihren Standpunkt zu vertreten. Du möchtest nicht autoritär über ihr Leben bestimmen, sondern sie einbeziehen, womit du ihr zeigst, dass du ihr zutraust, Verantwortung zu übernehmen. Das ist schön. Und deine Söhne scheinen deine Art auch sehr zu schätzen.
Nun kommt deine Tochter und stellt stinkfrech deine Prinzipien in Frage. Das ist keine einfache Situation.

Der Lebenspartner meiner Mutter hat vor kurzem von seinen Erfahrungen als Vater erzählt. Als seine ältere Tochter in der Pubertät war, haben er und die Mutter einiges durchgemacht. Die Tochter war frech, aggressiv und gemein. Wenn sie ins Zimmer geschickt wurde, ist sie einfach aus dem Fenster geklettert und war bis zum nächsten Tag nimmermehr gesehen. Sie schrieb den Eltern Zetteln, sie seien die schlimmsten Eltern der Welt und Sachen wie 'ich hasse euch'. Die Polizei war des öfteren zu Besuch, weil Tochter wieder etwas angestellt hatte (wahrscheinlich um die Eltern zu blamieren).
Die Tochter (heute über 40 Jahre alt, zwei Kinder und in gutem Verhältnis zum Vater) meinte später, es sei einfach so harmonisch und schön gewesen in der Kindheit, dass sie aus dieser Harmonie ausbrechen musste. Sie konnte diese Friede, Freude, Eierkuchen Stimmung einfach nicht mehr ertragen.

Ich weiss, dass eure Situation anders ist, aber mir kam bei deinem Beitrag diese Geschichte in den Sinn. Vielleicht täusche ich mich vollends, aber kann es nicht sein, dass du eine ZU GUTE Mutter bist? Kann es sein, dass deine Ansprüche an dich zu hoch sind? Und kann es sein, dass die Bindung zwischen dir und deiner Tochter deshalb so eng war, dass sie nun so starkes Geschütz gegen dich auffahren muss, um sich von dir zu lösen?

Du schreibst ja selber, dass es dir Sorge bereitet, dass du dich innerlich von deiner Tochter distanzierst. Aber vielleicht ist das ja die Idee, dass ihr euch innerlich soweit voneinander distanziert, dass ihr später auf einer ganz anderen Ebene wieder zueinander findet.

(Sorry, Carlotta, du bist mir mit deiner Antwort zuvorgekommen, ich habe meine nun trotzdem unbearbeitet gepostet, ich hoffe, es gibt noch Sinn)
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ist ja ein schmeichelhafter Grund, mira ;-)

Aber wahrscheinlich ist was dran. Und es geht sogar viel weiter! Wir sind so eine typische Familie mit akademischem Hintergrund....Meine Grosse wird wahrscheinlich die erste sein, die keine Matura macht. Ihr Vater hat promoviert, meine Eltern und all ihre Geschwister waren an der Uni, die Geschwister vom Vater auch, einer war sogar Premierminister seines Landes....Meine Cousine hat studiert, ich auch, ihre 4 Kinder gehen selbstverständlich alle aufs Gymnasium. Und meine Tochter will das nicht...ob sie es nicht könnte, weiss ich gar nicht, aber es interessiert sie nicht....

Niemand setzt sie unter Druck, niemand - ausser vielleicht noch ihr Vater - ist der Meinung, eine gute Ausbildung wäre weniger wert. Eigentlich weiss sie das....Mein Vater ist Professor, aber sein bester Freund ist ein Berner Bergbauer....Unser Bekanntenkreis ist eher weniger "akademisch" und auch meine beste Freundin nicht. Das sind also keine leeren Worte!
Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass allein die Tatsache, diese Umgebung zu haben in der Familie, sie unter Druck setzt. Für das was sie will, gibts auch einfach kein Vorbild innerhalb der Familie. Man kann es ihr tausendmal sagen....sie sieht nur: alle haben die Schule mit Leichtigkeit gemacht und ihre zwei kleinen Brüder sind ausgesprochen begabt (der eine intellektuell, der andere musikalisch) und glänzen vor sich hin.
Ja, vielleicht ist auch deswegen die Ablehnung so extrem....und ich symbolisiere das alles....naja...

Aber selbst wenn ich das WARUM so klären kann: aushalten muss ich es und bin immer noch irgendwie unsicher, wie weit ich das akzeptieren will und wie eng ich die Grenzen setze. Bzw. wie autoritär ich nun auftreten soll.....
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Carlotta,

hört sich nach einer schweren Zeit mit Deiner Tochter an. Ich finde es wichtig, dass Du ihr trotz allem Daneben-Benehmen hier und da zeigst, dass sie Dir wichtig ist, dass Du sie liebst und trotzdem Grenzen setzt, sei es, dass sie in ihr Zimmer geht, wenn sie sich entsprechend benimmt. Mir scheint, sie reisst sich auf eine besonders schmerzhafte Weise los und will sich auf Biegen und Brechen in die Außenseiterrolle begeben.

Mein Sohn ist auch in der Abnabelungsphase und verschanzt sich in seinem Zimmer, immer wieder merke ich aber, dass er Begleitung braucht. Und ihm ist wohl nicht bewusst, wie "cool" und gleichgültig er oft auftritt. Machtspiel: Er zögert z.B. kleine Aufträge wie etwas Einkaufen bis zum Erbrechen hinaus. Andererseits braucht er Lob und Zutrauen von den Erwachsenen. Pubertät: "Wie umarme ich einen Kaktus "??
Sofia
mira
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Beitrag von mira »

Hallo Carlotta
carlotta37 hat geschrieben:Ist ja ein schmeichelhafter Grund, mira ;-)
Ich wollte dir auch ein Kompliment machen :)
carlotta37 hat geschrieben:Aber selbst wenn ich das WARUM so klären kann: aushalten muss ich es.....
Natürlich musst du die Situation trotzdem aushalten, auch wenn du weisst, warum sie so ist. Aber ich glaube, Aushalten wird einfacher, wenn die Zusammenhänge klarer sind.

Deine Tochter hat wirklich keinen einfachen Stand. Aber da kannst du ja auch nichts dafür. Das Umfeld ist so, wie es ist.
Du schreibst, dass die Jungs Begabungen haben (intellektuell und musikalisch). Deine Tochter hat sicher auch eine Begabung. Geht die vielleicht unter? Ich meine jetzt nicht, dass du sie nicht wertschätzt, aber vielleicht ist es eine Begabung, die keinen so hohen sozialen Stellenwert hat?
Deine Tochter versucht dich bei jeder Gelegenheit abzuwerten. Ist das nicht ein Hinweis darauf, dass sie dich 'hoch wertet'? Vielleicht würde es sie besänftigen, wenn sie sich selber wertvoller fühlen könnte. Wo liegen denn ihre Interessen und Hobbies?

Evtl. wäre eine Auszeit wirklich sinnvoll. Wäre ein Austauschjahr eine Möglichkeit? Vielleicht würde sie sich in einer ganz anderen Umgebung nicht mehr so unter Druck fühlen. Sie würde viel lernen, es wäre nicht nur Fun, aber das auch. Sie würde reifer werden. Und du und deine Jungs hättet eine lange Verschnaufpause...
Sie sollte dann aber besser nicht bei einer akademischen Familie wohnen :wink:
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Natürlich hat meine Tochter Begabungen und die werden auch geschätzt! Aber es sind Begabungen, für die es in unserem Umfeld wenig Vorbilder gibt und wenig Ansprechpersonen. Sie ist ein visueller Typ, konnte schon immer schön malen und zeichnen, entwirft gern Klamotten. Früher ging sie mit mir ins Theater (ich hab da mal gearbeitet) und hing in der Kostümabteilung rum, das hat sie ziemlich geprägt. Aber auch das muss sie natürlich heute ablehnen, es ist ja viel zu klassisch, sie träumt jetzt von Dior und Prada....

Und in der Lethargie der Pubertät ergreift sie die Chancen nicht, die sich bieten. So durfte sie z.B. bei einer Bekannten, die einen kleinen Modeladen und Änderungsschneiderei hat, helfen gehen. Aber da sie Samstags nicht aus dem Bett kommt, hat sie die Chance verspielt (mehrere male unentschuldigt nicht erschienen....). NUn bin ich wieder Schuld: ich kaufe ihr keine Nähmaschine (würde ich ja sogar, aber sie meint, dann bräuchte sie einen Kurs und da gibt's angeblich keinen.....). Sie wählt ihre Wünsche immer so, dass sie praktisch unerreichbar sind. Nun will sie eislaufen lernen. Und behauptet, dafür bräuche sie dann super Schlittschuhe, die ihr angepasst werden. Hat mir den Preis genannt, ihc bin halb umgekippt.....und damit wieder Schuld....
Als ihr Bruder so ein Riesengeschenk wollte, hat er mir angeboten, die Hälfte selber zu sparen, was er auch getan hat und den Rest habe ich bezahlt.

Meine Tochter begreift nicht, dass sie ALLES machen kann und darf aber ihr nicht alles auf dem Silbertablett präsentiert wird. Wie stark ist der Wunsch dann wirklich? Ich habe schon viel investiert, Zeit und Geld, in Hobbys, die sie nach ein paar Wochen wieder aufgegeben hat. Es ist schon recht, dass sie ausprobiert!!! Aber es muss sich in vernünftigen Grenzen halten!

Ich erinnere mich übrigens gut, dass mein eigener Vater allein schon durch sein Dasein sehr dominant war - das wollte er gar nicht, aber er war eine Autorität durch sein Wissen und seine Werte. Ich habe nicht so heftig protestiert, aber zu mir passte diese Familie vielleicht auch besser. Für meine Jungs stimmt es ja auch! Aber dafür kann niemand was.

Ein Austauschjahr ist hier in der SEk absolut nicht üblich, sowas kommt eher auf dem Gymi. Ich bin aber sehr dafür, dass sie nach der Sek vor einer Ausbildung erstmal ins Ausland geht oder ein soziales Jahr macht und sie möchte das auch. Dauert noch zwei Jahre..... :roll:
Privat könnte ich natürlich auch jetzt was suchen. Dummerweise hat sie es sich reichlich verdorben mit den Leuten, die dafür in Frage kämen....Eine Freundin habe ich in den USA, aber das ist auch eine superakademische Familie (Harvard....Professoren...) mit zwei hochbegabten Söhnen....und die arbeiten beide, da müsste sie funktioinieren....sonst können die das nicht leisten.
Naja, fahre jetzt in die Berge....
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Carlotta

Ich lerne mit meiner Tochter umzugehen... Einiges kommt mir bekannt vor, was Du erzählst. Nicht nur bei meiner Tochter auch bei den Kidies meines Mannes, wenn ich noch Kidies sagen darf... ;-).

Pubertät ist eine schwierige Zeit für die Jugendlichen aber auch für die Eltern! Gordon und Rosenberg haben da viele gute Tips, das ist so. Aber auch ich bin manchmal satt gewesen von diesen Launen der "Natur". Meine Schwiegermutter pflegt zu sagen: "Es lässt sich nicht alles mit Pubertät entschuldigen." oder: "Pubertät heisst nicht, dass unsere Kinder sich alles erlauben dürfen.". Es ist einfach verd... anstrengend.

Die Kids brauchen Eltern, die stark sind. In der Schweiz gibt es "Stark durch Erziehung" als Kampagne. Dort findest Du wieder Gordon und Rosenberg und Konsorten. Ich für mich habe gemerkt, dass ich gestärkt werden musste, um das Ganze zu überblicken, was überhaupt bei uns abläuft. Und mit ein bisschen Distanz realisierte ich, dass ich teilweise manipuliert wurde von den Töchtern meines Mannes (er wird es übrigens auch völlig, ist aber sein Problem) und von meinen Kids ebenso.

Wir Erwachsene haben unsere Beziehung schleunigst befestigen müssen, ansonsten hätten die Kids mich zur Verzweiflungstat getrieben. Zudem musste ich einen gewissen Abstand zu meinen Kindern entwickeln, damit ich die Muster erkennen konnte.

Heute geht es mir persönlich sehr gut und ich habe die Kraft wieder gefunden, meiner Tochter zu helfen. Die ist bei weitem noch lange nicht über den Berg.

Nun mein Rezept: es braucht eine starke Mutter, die sich irgendwo Rückhalt holen kann (Partner, allenfalls Kindsvater ?, Fachleute, Forum ;-), etc.). Zudem Durchhaltewillen....

Zu Deiner Tochter: Sie hat ganz viele positive Saiten und Seiten. Dass sie diese in der Pubertät einfach auf die Seite legt und alles andere lässig und cool findet, ist wohl völlig normal... auch wenn es anstrengend ist. Heisst nicht, dass die Konsequenzen ihres Verhaltens einfach nicht stattfinden sollen... ;-).

Liebe Grüsse
Delphia
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Beitrag von carlotta37 »

Kann man wohl sagen, dass es anstrengend ist, Delphia!

Wir sind zurück aus den Bergen und von der Grossmutter und dort war es auch nicht besser......DAS hat mich nun wirklich überrascht, den Enkelin und Oma verstehen sich normalerweise bestens. Am ersten Tag kam Tochter gar nicht aus dem Bett, verbrachte 24 Stunden dort (OHNE Computer, Handy, TV!!!), das wirkte auf mich schon fast depressiv - schliesslich faulenzt sie seit Wochen nur rum! An den anderen Tagen kam sie mit. Es gab Streit, Provokationen, Frechheiten ohne Ende. Meine Mutter war überrascht bis entsetzt.

Klar wurde aber auch nochmal: Tochter ist masslos eifersüchtig auf ihre kleinen Brüder und einiges von ihrem Verhalten resultiert daraus. Sie hatte und hat eine Sonderrolle in der Familie (die sie teilweise aber auch bewusst gestärkt hat), hat in dieser Nachteile aber auch viele Privilegien. Eigentlich ist die Eifersucht unnötig, aber das ist natürlich ein überflüssiger Hinweis, denn an ihrem Erleben ändert das nichts. Nur gibt's momentan wenig zu loben und hervorzuheben. Wenig bis gar nichts..... :twisted:

Ausserdem findet Tochter, dass ich sie zu behandeln habe wie eine gleichberechtigte Erwachsene....darauf legt sie es immer wieder an....klappt je länger je weniger....

Und drittens: sie will gar nicht zu ihrem Vater oder sonstwohin, schon gar nicht, wenn sie dann dort ebenfalls zur Schule gehen müsste. Absolut NEIN! Sie will zuhause so weitermachen wie bisher. Denkt sie.

Eine interessante Begegnung hatte ich: an dem Ort gibt's ein Ferienprojekt für Jungs, die Schwierigkeiten haben, auf einer Alp. Eine der Sozialpädagoginnen kenne ich um ein paar Ecken und habe sie zufällig getroffen. Sie hat mir ein paar ganz wertvolle Anregungen gegeben auf die Schnelle und auch in Aussicht gestellt, dass es dieses Angebot nächstes Jahr auch für pubertierende Mädchen gäbe. Das wär mal was! Der totale Alptraum für Tochter, eine Alphütte....grrr...aber wahrscheinlich sehr effektiv. Habe meine Adresse dort hinterlassen...

Sagt mal, was machen Eure Teenies in den Ferien, wenn Ihr gerade nicht wegfahrt? Liegen die auch den ganzen Tag im Bett? Wie kann man sie zu einer sinnvollen Beschäftigung animieren?
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Übrigens super, wie du deine akademische Familie beschreibst und die Möglichkeit, dass sich das Mädchen in diesem Umfeld nicht wohl fühlt.
Da sehe ich auch eine mögliche Ursache. Ich bin ja auch gar nicht so wie meine Mutter und mein Bruder und hatte oft das Gefühl, ich sei in die falsche Familie geboren worden. Ich war einfach nie so intelligent wie die anderen. Zum Glück lernten wir damals im Textilen Werken fundiert stricken, häkeln und nähen. Und so experimentierte ich schon vor dem Teeniealter mit Wolle und Stoffen. Stundenlang. Material gab es zur Genüge zu Hause und meine Mutter hat doch auch ab und zu etwas für mich genäht.
Und so habe ich mich in meine kreative Welt zurück gezogen.
Dann war ich auch der Quartiers-Babysitter. Bei den Kleinen war ich akzeptiert.


Auf deine Frage zurück zu kehren. Den ganzen Tag im Bett gabs bei keinem unserer Kinder. Meine Tochter hängt eher so am PC, spielte früher PC-Games (Sims) heute Facebook oder schaut auch mal tagsüber Fernsehen. Und wenn sie mal ein spannendes Buch hat, dann liest sie. Stundenlang.
Produktiver war sie zu der Zeit, als sie Reitstunden hatte. Pferde haben einen therapeutischen Nebeneffekt.


Die Jungs schlafen sicher bis zum Mittag. Dann chillen. Zuhause oder am See. Gamen. Beide haben einen TV im Zimmer und der plärrt da so vor sich hin. Meistens haben sie ihre Zimmer voller Kollegen, die da mithäääängen und rauchen.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Du hast mal geschreiben, dass sich deine Tochter für Mode interessiert und sehr kreativ ist.

Vielleicht hast du das bereits gemacht, wenn nicht, dann wäre das ev. eine Möglichkeit, deiner Tochter auf ihrer Ebene zu begegnen.

Es gibt Skizzenbücher, bei denen man Modezeichnen lernen kann. Meine Tochter interessiert sich zwar nicht für Handarbeiten, wenigstens aber für Stylings. Manchmal skizzieren wir modische Details. Einfach so, wenn wir mal nichts besseres zu tun haben. Oder sie darf ein Detail an mir abzeichnen. Dann wechseln wir. = Intensive Auseinandersetzung mit dem vis-à-vis und hat etwas wunderbar zärtlich-intimes. Auch wenn sie mich nicht berührt.


Oder besuche mit deiner Tochter mal einen Stoffladen. Beispiel Modesa, Löwenstrasse 2. Oder das Bastelgeschäft Leibundgut an der Kuttelgasse (Nähe Bucherer) Tauche mit ihr in ihre Welt ein. Blättert in den dicken Schnittmusterbücher oder stellt eine Modekette mit Perlen zusammen. Ev. würde sie die für dich machen.
Zuletzt geändert von Buchenholz am 14.08.2011 16:38, insgesamt 2-mal geändert.
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta
mira hat geschrieben: Deine Tochter versucht dich bei jeder Gelegenheit abzuwerten. Ist das nicht ein Hinweis darauf, dass sie dich 'hoch wertet'?
Da kam mir blitzschnell (ohne die restlichen Beiträge gelesen zu haben) einen Text in einem Buch in den Sinn - weiss nicht mehr in welchem- aber da ging es darum, dass die Mutter für die Tochter eine zu (!) starke Frau war: tüchtig, hatte die ganze Familie aus einer schwierigen Situation geholt, sich immer gekümmert, alles auf die Reihe gebracht, etc.
Das muss nun natürlich überhaupt nicht auf dich zu treffen. Aber vielleicht hat deine Tochter diesen Eindruck von dir. Schliesslich bringst du ohne Alimente deine ganze Familie durch!
In dem Text gings darum, dass sich die Tochter dadurch, dass sie die Mutter so hochgewertet hatte, nie so gut werden konnte, wie die Mutter. Sie fand dies mittels einer Therapie heraus, konnte mit sich selber Frieden schliessen und ihr Mutterbild relativieren.
Ach, vielleicht war es das Buch "Rabentöchter" von Julia Onken (vielleicht ist der Buchtitel anders) - ich hätte dir zu gerne den Buchtipp gegeben, aber ich kann mich echt nicht mehr erinnern, wo ich diesen Text mal gelesen hatte.

So, nun lese ich noch die restlichen Beiträge, vielleicht kommt mir dann noch was in den Sinn :wink:
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Liebe carlotta37

Ich kann dir werder gute Tipps geben noch sonst was.
Uns geht es mit unserem 15jährigen so ziemlich gleich!

Es kostet mich enorme Nerven mit Ihm!

Zu deiner Frage, Ja, Sohni handhabt das genau so mit dem im Bett bleiben einen ganzen Tag. Der kann das auch. Oder wenn er dann doch mal das Befürfnis hat sich hoch zu heben aus den tiefen der Kissen und Decken, dann nur ja nicht mit uns in einem Raum sein! Dann gleich raus aus dem Haus und ja nicht zur abgemachten Zeit zu Hause sein. Ist ja spiessig und doof und wir behandeln Ihn eh wie ein Kleinkind &&&&....

Kannst du mir bitte die Koordinaten des Alp-Projektes per PN durchgeben. Das wäre super Lieb und ich würde dies gerne in peto halten für spätere Ferien....

Danke, liebe Grüsse und viel Kraft und Durchhaltewille!
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