Oh je, meine Mutter, ich hab' die Kriese

Reaktionen, und wie ich damit umgehe...
Buchenholz
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Oh je, meine Mutter, ich hab' die Kriese

Beitrag von Buchenholz »

Das Verhältnis zu meiner Mutter ist seit jeher speziell. Ich halte den Kontakt auf einem Minimum. Sie ist bald 88'g und je länger je mehr schwierig.

Nun will sie ihrer Familie zu Weihnachten einen Event schenken. Das hat sie schon öfters gemacht und das war - wäre immer ganz schön. Ihr Perfektionismus treibt manchmal seltsame Blüten. Und dann vermute ich eine beginnende Demenz .... :-(

Wir hätten nun also eine Einladung ins KKL. Filmmusik aus Disneyfilmen. Wir haben das schon mal erlebt mit der Herr der Ringe-Trilogie. Ganz genial. Auf der Leinwand läuft der Film und die Musik wird live von einem Synphonieorchester gespielt.

Sie macht ein riesen Gschiss, damit ihr kleiner Enkel ja einen guten Platz hat. Der Enkel ist 2,5 Jahre alt. Der ist doch noch viel zu klein, so lange still zu sitzen. Zudem sind ja viele Filme erst ab 6 Jahren und gewisse Meldodien auch in den Kindertrick-Filmen sehr dramatisch. Also ich finde das keine gute Idee. Weder für meinen Bruder, der dann ev. den Saal verlassen muss, wenn der kleine quengelt, noch ist es für das Kind wirklich ein Vergnügen.
Seine Frau (meine Schwägerin) kann nicht kommen, weil sie arbeiten muss.

Und hier bin nur ich eingeladen. Mein Partner nicht: Grund: wir sind nicht verheiratet, also gehört er nicht zur Familie. Und dieses Geschenk sei ein Geschenk an ihre Familie. Familie, das ist ihr Sohn (mit Frau) und ich. Aha!!!
O.k und meine Tochter? Die wäre ja auch Familie? Nein, die ist auch nicht eingeladen, weil es ja ein Kinderfilm ist.

Ich habe dann meine Mutter aufgeklärt, dass sie wohl unter Disneyfilmen = Kinderfilme eine falsche Vorstellung hat. Kommt dazu, dass meine Mutter eigentlich all diese Disneyfilme nie mochte, auch nie einen gesehen hat. Sie also keine Ahnung, was sie da wirklich erwarten wird.

Im KKL werden oft 2 Konzerte pro Tag aufgeführt. Einmal um 11 Uhr und einmal um 17 Uhr. Und nur weil es am Sonntag um 11 Uhr ist, heisst das noch lange nicht, dass es deshalb eine Familienveranstaltung ist.
Mir tun die anderen Konzertbesucher jetzt schon leid. Auf jeden Fall wird meine Mutter garantiert für Gesprächsstoff sorgen. Ihre Traumplätze sind nämlich bereits weg und sie will dann mit den anderen Konzertbesuchern die Plätze tauschen, damit der Kleine bessere Sicht hat. Kreisch!! Im KKL, wo die Leute ein Vermögen für ihren guten Platz bezahlen.

Auf jeden Fall ist mein Patner unter KEINEN Umständen eingeladen, weil sie ihn nicht dabei haben will. Sie bildet sich nämlich ein, er hätte was gegen sie.
Ich war total schockiert, sagte, dass ich mir das zuerst überlegen muss. Sie hat mich dann angeschrieen, so wie früher. Ich bin jetzt wieder das böse Kind, welches ihr Leben kaputt macht.

Mein Partner würde mich schon gehen lassen. Es ist nicht so, dass er jetzt beleidigt wäre. Er weiss, dass meine Mutter speziell ist. Und trotzdem.

Meine Mutter ist nun auch der Meinung, dass mein Partner auch nicht zur Weihnachtsfeier bei meinem Bruder eingeladen ist. Sie will ihn eigentlich da auch nicht haben.

Erinnert ihr euch. Letztes Jahr war es meine Schwägerin, zu der sie den Kontakt verweigerte. Jetzt ist es mein Partner.

Tja, das kann noch heiter werden. Gute Tipps sind hier schwierig.

Ich verinnerliche mir glaubs am 26. eine Flasche Hochprozentiges, dann bin halt ich ein wenig peinlich. Und nach 8 Stunden ist es vorbei. Der Kater, den ich dann ertragen muss, scheint mir jetzt weniger schlimm.


Und ganz ehrlich: am liebsten möchte ich das alles gar nicht erleben. Lieber verzichte ich auf dieses Weihnachtsfest, auf dieses Konzert. Dann bin ich halt die böse lieblose Tochter. Aber ich weiss, da muss ich durch. Meine Mutter ist 88'ig. Das Alter hat Priorität.
zimet
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oh ja

Beitrag von zimet »

88 ist ein stolzes alter - man sollte aber auch schon etwas weisheit haben und nicht wie ein general die ganze familie durcheinander wirbeln.....

buchenholz nimm dir eine mutter-auszeit..ich rechne aus, dass du so um die 45-50 sein wirst, evtl. mehr oder weniger :lol: aber egal

hey sie ist deine mutter, na und????

ja man soll das alter ehren - das heisst für mich aber nicht, dass ich alles aktzeptieren muss, was meiner mutter so in den sinn kommt.

ich an deiner stellen - bin ich ja zum glück nicht, kann deshalb ruhig gute ratschläge geben 8) - feire mit DEINEN lieben ein wunderbares weihnachten und lass mutter und kkl sausen!

willst du den film sehen? das gemecker deiner mutter hören? die anderen gäste sehen wie sie die augen rollen :roll: ? den kleinen womöglich noch "schöselen" weil weder bruder noch mutter mit ihm klarkommen? nein? ja also dann weisst du ja was zu tun ist!

ich wünsche dir wunderschöne weihnachten und vielleicht ist der zeitpunkt gekommen die böse tochter zu sein!
unsere patchworkdecke verfilzt immer mehr und wir geniessen es sehr, auch wenn die Grosse nun eigene Wege geht...Mutterherz lass los ;-)
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Zimet

Inzwischen konnte ich mit meinem Partner reden. Er nahms gelassen. Seine Ex-Frau hatte jewiels ähnliche Flausen.

Dann wollte ich meinen Bruder überzeugen. Angeblich hat er alles versucht, unserer Mutter zu erklären, dass sein Kind da nicht hingehört. Sie will nicht verstehen. Er nimmst es auch gelassen und stellt sich drauf ein, dass er mit seinem Sohn am See spazieren gehen wird.

Ich frage mich, ob uns die Türsteher mit einem so kleinen Kind überhaupt rein lassen.

Unsere Mutter wird wirklich schwierig. In der Reha vorletztes Jahrist sie ja abgehauen. Sie hat es da nicht ausgehalten und das Personal war auch überfordert. Die Spitex hat sie angelogen und die Hauspflege hat sie forgeschickt. Wenn meine Mutter ins Altersheim müsste, dann nur, wenn man ihr Valium verabreicht. Es ist echt tragisch. Meine Grossmutter war im Alter genau gleich und meine grösste Angst, dass ich auch mal so werde. Ich bin Mitte 40'g. Und in diesem Alter hat das bei meiner Mutter angefangen.

Ich kann und will meine Mutter nicht sehen. Das halte ich nicht durch. So 1, 2 Mal im Jahr, das geht. Mein Therapeut ist nur schockiert, wenn ich ihm von meiner Kindheit erzähle. Wenn meine Mutter in einem Heim wäre, etwas ruhig gestellt, dann würde ich sie schon besuchen. Aber diese Angriffe immer ... auch in Anbetracht ihrer Altersdemenz .... sorry, ich schaffs nicht.
zimet
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Beitrag von zimet »

also wegen mir musst du deine mutter nicht sehen :lol:

ich finde, du darfst ruhig zu deinen gefühlen stehen und wenn's dir so nicht gut geht dabei, dann lass es! pflichtbewusstsein hin oder her - du bist auch wichtig!!!!

aber ich kann dich schon verstehen, ich hatte und habe auch ein immer wieder sehr schwieriges verhältnis mit meiner mutter - übrigens wir alle. obwohl wir als familie (4 geschwister) ein eher loses geflecht sind, besteht meine mutter und auch mein bruder immer wieder auf dieses "heile familie" bild. wir andern arrangieren uns manchmal aber oft eben nicht.

ich hatte dieses jahr nach einem streit 6 monate keinen kontakt mehr mit meiner mutter und nun hat es sich wieder etwas beruhigt.

ich denke nicht, dass du angst haben musst - bleib einfach wachsam... :lol:

meine grossmutter ist auch so ein general 8) lebte bei mir, das ging ganz gut - doch dann gings ihr gesundheitlich nicht gut und ich wollte, dass sie während meiner ferien in ein heim geht - als ferienaufenthalt wohlverstanden - doch sie war so sauer, dass sie gleich ins erstbeste nächste alters bzw pflegeheim ging und blieb!

nun ja nach etwas mehr als einem jahr hat sie nun das heim gewechselt und musste sich eingestehen, dass ihr trotz ihr da schwer in zeug gepfuscht hat - sie hat im alten heim übel gelitten und fühlte sich von allen verlassen, betrogen und hat die pflegerinnen aller möglichen schandtaten bezichtigt 8)

dies als kleiner trost - es wird wohl nicht einfacher :lol: und galgenhumor hilft oft ein wenig, es auszuhalten!

eins ist sicher, habe meinen bruder bereits mitgeteilt, dass er dann gerne unsere mutter betreuen darf sobald es soweit ist (ist ja erst 67) - schliesslich will er ja ständig mit ihr etwas unternehmen... :twisted: und ich habe mit der betreuung meiner grossmutter mein karma bereits gerettet :lol: :lol: :lol: :lol:
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Anita

Beitrag von Anita »

weil das für mich nicht stimmen würde, täte ich dankend darauf verzichten. ein solcher anlass an einem solchen datum würde ich auf jeden fall mit meinem partner verbringen wollen und in dem fall dann doch lieber ohne meine mutter.

mir wäre es auch wichtig, meiner mutter zu zeigen, dass ich gerne für mich entscheide und nicht gegen sie. wenn sie meine liebsten menschen ausgrenzt, dann muss sie halt auf mich verzichten.


eure mutter hat nur so lange so viel macht, wie ihr kinder diese auch zulässt.

aber wie gesagt, so würde ich handeln, weil ich so denke....wenn es für dich ja stimmt, dann - viel spass :)!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Zum Glück ist das Konzert erst im Januar.

Und das Weihnachtsfest bei meinem Bruder ist am 26. zum Brunch. Für ihn ist mein Partner natürlich selbstverständlich miteingeladen. Seine erwachsenen Kinder sind dann auch noch da. Und bei so vielen Personen wird meine Mutter abgelenkt sein resp. sich nicht getrauen zu täubelen. Ev. wird sie auch wieder mal ihre Ete-Petete-Maske aufsetzen und auf Madame noblesse machen.
Ob sie eine Form von Schizophrenie hat?

Mein Bruder ist eigentlich fast noch mehr zu bemitleiden. Da er ja das Lieblingskind ist und meine Mutter in seine Nähe gezogen ist, hat er viel mehr mit ihr zu tun. Eigentlich lasse ich ihn disbezüglich sehr im Stich. Jeder Formular-Kram mit KK und Versicherungen überlasse ich ihm. Aber das muss er nun auch ein wenig alleine ausbaden. Er hat meiner Mutter die Wohnung im Nachbarsblock organisiert. Ein ganz klein wenig ist das auch Genugtuung für mich. Schliesslich hat sie ihn immer unterstützt. Sei es finanziell (Privatkonkurs) oder beim Kinder hüten. Sie wohnte ja jeweils fast da.

Ich musste immer alles alleine durchstehen. So hat sie nur 3 Mal mein Kind gehütet, 1 Mal in die Ferien genommen und meine Schulden habe ich auch selber ausgebadet. Und wohlgemerkt: ich bin gehbehindert und eigentlich auf Hilfe angewiesen. Aber in ihren Augen bin ich ja nicht krank. Ich will ja einfach einen Rollstuhl haben, damit ich auffallen kann.

Aber etwas freut mich nun doch bei all der Kriese, die ich jetzt gerade durchmache. Mein Partner UND meine Tochter nehmen es mit Humor. Beide sagten: deine Mutter ist alt und durchgeknallt. Nimm sie nicht ernst, gib keine Konter. Mach auf brave Tochter, stell die Ohren auf Durchzug. Und wenn du wieder zurück bist, dann sind wir für dich da.
Wow, so herzig.


@ Anita
Sollte meine Mutter Demenz haben, dann kann man sie nicht mehr umerziehen. Sie lebt in ihrem eigenen Weltbild. Und jeder von uns hatte schon die Rolle des schwarzen Peter. Es ist total unberechenbar, welche Rolle sie wem zuteilt.
Und irgendwie kann man solchen Personen gar nicht böse sein. Denn es ist ja die Altersdemenz, die das mit ihnen macht.
Anita

Beitrag von Anita »

Buchenholz hat geschrieben: @ Anita
Sollte meine Mutter Demenz haben, dann kann man sie nicht mehr umerziehen. Sie lebt in ihrem eigenen Weltbild. Und jeder von uns hatte schon die Rolle des schwarzen Peter. Es ist total unberechenbar, welche Rolle sie wem zuteilt.
Und irgendwie kann man solchen Personen gar nicht böse sein. Denn es ist ja die Altersdemenz, die das mit ihnen macht.
ich habe ja nicht gesagt, dass ihr eure mutter umerziehen sollt...ich habe gesagt, dass ich mich abgrenzen würde.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Ich glaube, ich kann mich schon ziemlich gut abgrenzen. Bei etwa 2 Begegnungen innerhalb einem Jahr, bei einer bald 88-jährigen Frau?

Seit der OP vorletzen Sommer kann man fast zuschauen, wie sie altert. Irgendwie muss man den Kontakt aktiv halten, damit wir reagieren können, wenn es zu einer Heimeinweisung kommen würde. Auch sollte sie dringend einen Vormund haben. Mein Bruder hat gehofft, dass ich das machen könnte. Aber auf mich hört sie ja noch weniger, als auf ihn. Und zum Arzt geht sie nie. Sie ist ja nicht alt.

Ich fühle mich da in einem riesigen Dilemma.
aisha

Beitrag von aisha »

buchenholz, meine Mutter würde meinen Partner auch nicht freiwillig einladen!! Aber dieses Spielchen habe ich 2 oder 3x mitgemacht, dann war Schluss. Habe ihr gesagt, mein Partner und seine Kinder sind meine Familie (auch wenn wir nicht verheiratet sind und ich diese Kinder nicht geboren habe) und wenn sie meine Familie nicht will, dann käme ich auch nicht mehr .

sie probierts immer wieder: so an ihrem Geburtstag. "Macht es dir was aus, wenn du nicht neben XY sitzt??". (XY sollte mal wieder ans Tischende verbannt werden)
"Ja Mutter, es macht mir was aus, aber du hast ja noch genügend Zeit, die Tischordnung nochmals zu ändern, wenn du willst, helfe ich dir".
Und siehe da, sie krebst zurück.

Sie wollte meinen Partner auch nicht auf der Todesanzeige meines Vater haben. Er gehöre nicht zur Familie.
"Gut Mutter, dann schreibst du mich am Besten gleich auch nicht mir drauf"...

Schluchz, heul... ihr wisst ja gar nicht, wie arm ich bin......

Mein Therapeut hat mir den Rat gegeben, mich folgendermassen zu distanzieren, nämlich indem ich unpersönlich werde. Wenn Mutter anruft oder sonst jammert, soll ich sofort denken: aha, Zimmer 301 auf der Geriartrie läutet, gehen wir mal rein und schauen, was die Patientin will.....

Anita hat schon recht, distanziere dich, wenn es für dich nicht stimmt. Weisst du, das mit der Demenz ist so ein pauschaler Begriff. Ich bin auch oft in der Versuchung zu denken, meine Mutter ist 80 und vielleicht nicht mehr so auf der Höhe ihrer geistigen Kräfte... aber wenn ich dann wieder sehe, wie sie die Leute manipuliert und ausspielt, dann bin ich mir sicher, dass es mit der Demenz nicht so weit her ist.
Man entschuldigt das Verhalten alter Menschen oft mit: jaja, sie/er ist halt schone ein wenig dement....
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Beitrag von Buchenholz »

Ach bin ich froh, habe ich heute einen Termin bei meinem Psychiater. Er vermutet bei meiner Mutter noch etwas mehr als nur Demenz. Wenn ich erlebte Situationen erzähle, dann vermutet er eine Psychose.

Als meine Mutter in der Reha war, da wollte sie ja abhauen. Sie behauptete steif und fest, man wolle sie da gefangen halten und ihr zusätzliche Therapien aufzwingen. Die Ärztin sei eine ganz durchtriebene, hätte die Papier gefälscht um die KK zu hintergehen, sie hätte jetzt die Polizei angerufen. Das Personal hätte sie bestohlen usw.

Man hat dann ihr Gepäck eingesperrt, damit sie nicht abhaut, sie hatte ein neues Hüftgelenk und sollte sich noch schonen. Sie verweigerte die Stöcke zu verwenden, hatte ausgelatschte Schuhe an, stürzte ...
Für das Personal war das ganz schwierig. Man hat mich dann informiert. Ich musste sie abholen und nach Hause bringen. Sie weigerte sich, die Stöcke mitzunehmen und weil der Pfleger darauf bestand, hat sie die gepackt und den Pfleger angegriffen. Sie wollte ihm die um die Ohren hauen. Blöderweise war mein Bruder zu dieser Zeit in den Ferien und wir sind dann auch anderntags in Urlaub gefahren.

Ich hab dann notfallmässig alles mit Spitex und Hauspflegedienst organisiert. Ohne Erfolg. Meine Mutter hat niemand in die Wohnung gelassen.

Bei meiner Mutter schwanke ich immer hin und her, wann ich sie ernst nehmen soll, darf, muss und wann in ihr was verdreht ist.
Eigentlich begann das, als ich noch Kind war. Schon da erfand sie seltsame Geschichten. Die schlimmste für mich: man hätte mich im Spital verwechselt, sie hätte das falsche Kind nach Hause genommen, ihr richtiges Kind wäre ein liebes.
Ich weiss nicht, ob das auch anderen Leuten aufgefallen ist. Meine Mutter ist eine sehr intelligente, selbstbewusste Frau, war immer berufstätig und im Ort sehr angesehen. Diese verdrehten Geschichten hat sie jeweils nur uns erzählt. Und meine Grossmutter hatte das eben auch schon. Jesses, und wenn ich das auch geerbt habe?

Im Prinzip müssten wir eben jetzt meine Mutter entmündigen. Doch wie? Seit sie das Autofahrbillett abtgegeben hat, geht sie nicht mehr zum Arzt. Und einen FFE möchte ich auch nicht machen. Die Frau von der Spitex tröstete mich, dass dieser Alterungszustand für Angehörige total schwierig sei. Man muss so quasi zuschauen, wie die Leute die Hilfe verweigern und verwahrlosen.
Und dann ist sie wieder total klar, bucht Ferien und verreist.

Es ist gut möglich, dass sie mal unterwegs verwirrt aufgegriffen wird. Das wäre die Hoffnung, dass man dann reagieren könnte.
tabida
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Beitrag von tabida »

Für eine Entmündigung braucht es keinen FFE.
Erkundige Dich doch einmal auf der Vormundschaftsbehörde, was Du machen könntest und welche Möglichkeiten es gibt.
Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, dass sich ein Beistand um gewisse Sachen kümmert (heute werden die Menschen nicht mehr so einfach entmündigt).
Ich habe erfahren, dass man sich dahin wenden kann, als das ältere Ehepaar das unter mir wohnte sich so gestritten hatte, dass ich die Polizei rufen musste. Soviel ich weiss, haben sie jetzt einen Beistand, der sich darum gekümmert hat, dass die Wohnung aufgelöst wird und sie einen Platz im Heim bekommen haben.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Ja, stimmt Tabida. Ein Beistand wäre auch o.k. Ich werde mich nächstes Jahr bei der VB erkundigen. Bis dahin habe ich dann meine Mutter wieder 2 Mal getroffen und kann sie etwas besser beschreiben.

Was mich nachträglich sauer macht, dass wenn immer meine Mutter so schräg drauf war und ich mich verletzt gezeigt habe, dann haben Kollegen an meine Toleranz appeliert. Und auch mein Bruder hat es mit Humor genommen. Klar, vieles haben sie nicht mitbekommen, denn das wahre Gesicht zeigt meine Mutter nur, wenn sie mit uns alleine war.

Und bei mir erzählte sie jweils so Schauergeschichten über die Verwandschaft. Insbesondere die von meinem Vater. Und wie soll ich das überprüfen, wir haben ja keinen Kontakt zu diesen Leuten.
Mein Vater ist ja die schlimmste Figur in ihrem Leben. Und seine Taten werden immer monströser.
Ich wurde als Kleinkind mal aus dem Kinderwagen entführt. Angeblich.
Seit neustem hat das mein Vater veranlasst. Er wollte mich verkaufen.
Dann erzählte sie, mein Vater hätte einen Mord begangen. Der wurde aber nie aufgeklärt. Und sie kann mir nie weitere Details erzählen, ich würde es eh nicht verstehen.
Und dann ist sie wieder ganz in Ordnung. Und würde ich vor anderen Leuten meine Mutter als psychisch verwirrt bezeichnen, dann würde ich wohl nur Kopfschütteln ernten.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

So, heute hatte ich meine Mutter wieder mal gesehen. Inzwischen ist das Verhältnis wieder einigermassen i.O. Ich stelle meine Ohren einfach auf Durchzug. Nicke bei ihren jeweils fragwürdigen Erzählungen diplomatisch wie die Dackel auf den Hutablagen hinten in den Autos. Ich habe eingesehen, dass es nichts bringt, wenn ich interveniere und auf der Wahrheit beharre. Blickkontakt mit den Gästen und entsprechendes Augenrollen und die anderen checken, das sie ihre Aussagen mit Vorsicht geniessen müssen. Und die Leute machen wunderbar mit, die sind ja auch nicht blöd.

Und dann setzt sie sich neben mich und berichtet wieder von meinem Vater. Wir hatten es doch gerade kürzlich vom Manipulieren. Und wieder erzählt sie mir, wie furchtbar mein Vater war. Wie er damals bei meiner Geburt gar nicht wirklich im Spital angerufen habe und unsere Ankunft meldete sondern nur so getan hat, als würde er ....
Und wie er sie hier und da im Stich gelassen habe und ich wäre doch auch seine Tochter gewesen ...
Ich sagte ihr, dass das für mich vorbei wäre und ich hätte das ja alles überlebt. Ich kann nachempfinden, dass solche Momente für sie schlimm gewesen wären, aber eben, es ist vorbei und mein Vater seit 24 Jahren tod. Sie kann das aber nicht ruhen lassen.
Sie respektiere, dass ich die Vergangenheit ruhen lassen will, sie möchte aber, dass ich ihre Wut und den Schmerz nicht vergesse. Und ich sage wieder, dass ich ich ihre Wahrnehmung ernst nehme und ihren Schmerz glaube. Trotzdem möchte ich nicht mehr darüber reden. Sie macht wieder weiter und will weiter über meinen Vater fluchen.
Die einzige Chance ist, wenn andere das Thema wechseln

Mein Vater mag in vielen Dingen seine Fehler gemacht habe. Aber ich weigere mich, ihn nachträglich zu verurteilen.

Ich staune einfach, wie der Hass nach sovielen Jahren immer noch brodelt.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Jetzt habe ich gerade den Film geschaut: "Von Frau zu Frau" im Original: "Because I said so".

http://de.wikipedia.org/wiki/Von_Frau_zu_Frau

Die junge Frau Milly und ihre Mutter, das ist identisch die gleiche Beziehung wie zu meiner Mutter. Das ständige Einmischen, das Besserwissen, auch was meine Beziehungen anbelangt. *Grins ich habe mir immer Männer ausgesucht, die ihr gefallen könnten. Tja und tatsäch, da sassen wir dann zu dritt im Wohnzimmer, mein Lover und meine Mutter unterhielten sich blendend und ich langweilte mich und verstand eh nur Bahnhof.
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Beitrag von Greenacre »

Liebe Frauen

Das Verhältnis Mutter-Tochter ist in der Tat nicht einfach. Es gibt Beziehungen, da geht es wunderbar. Aber in anderen Fällen geht es gar nicht.

Da ist diese junge Frau frisch getrennt mit zwei kleinen Kindern, die notfallmässig ins Spital für drei Wochen muss. Die Mutter dieser Frau findet keine Zeit, um ihrer Tochter zu helfen. Sie besucht sie nicht mal im Spital! Dabei hat diese junge Frau nie um Hilfe gerufen, nur dieses Mal...

Was meint Ihr, wird sie jemals ihre Mutter nochmals um Hilfe bitten?
Gruss

Greenacre
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