Mit dem Latein am Ende…

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Speedy
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Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von Speedy »

Hallo liebe Leute, ich bin neu in diesem Forum und erhoffe mir durch euch ein paar Hinweise wie es weiter gehen könnte.

Unsere Odyssee geht nun mehr als 9 Jahre. Ich habe meine Frau damals getroffen und Sie war frisch getrennt von Ihrem damaligen Mann. Mit dabei war auch meine Stieftochter. Meine Frau verliess ihren Exmann, weil leider oft Gewalt und Alkohol im Spiel war.
Meine Frau hat das alleinige Sorgerecht und seine Besuchswochenenden waren jeweils am 1. und 3. Wochenende des Monats. Diese Wochenenden fanden wir stets wichtig, da der Bezug zum KV wichtig ist. Wenn meine Stieftochter mal krank war, liessen wir sie jedoch über das Wochenende bei uns. Hier wurde sie gepflegt und war unter Aufsicht, war wir bei ihm nicht annehmen konnten. Er war damals sicher Alkoholiker und ist es heute vielleicht immer noch, das wissen wir jedoch nicht. Da fingen die Probleme schon an; wir wurden von ihm aufgefordert ein ärztliches Attest seinem Anwalt zukommen zu lassen, da er uns nicht glaubte dass die Stieftochter eine schwere Mittelohrenentzündung hatte. Haben wir gemacht, dann war wieder Ruhe.

In diesen 9 Jahren haben wir immer Winter- und Sommerferien gemacht. Diese Termine haben wir immer mindestens ein halbes Jahr vorher angekündigt und wenn es zwei Wochen Freien sind, trifft es eben auch mal ein Besuchswochenende von ihm. Dies nimmt er bis heute jedes Mal zum Anlass einen riesen Krach vom Zaune zu brechen, da es seine Wochenenden betreffe und er verlange von uns, unsere Ferien um seine Wochenenden herum zu planen. Als er gemerkt hat, dass er gegen diese Ferienregelung nichts machen kann, hat er angefangen auf unsere Tochter einzureden und eine richtige Gehirnwäsche bei ihr durchzuführen, dass wir in Kriegsgebiete gehen und es dort mega super gefährlich ist. Dies führte soweit, dass wir am Flughafen in Ägypten einen Sicherheitsbeamten gesehen haben und die Stieftochter fast in Panik ausbrach. Jedoch waren die Polizisten in Zürich schwerer Bewaffnet und furchteinflössender gewesen.

Ein weiter Punkt ist, er will seit der Scheidung von meiner Frau beweisen, dass wir schlechte Eltern sind und nicht richtig zu unserer Tochter schauen. Dafür hat er sich an diversen amtlichen, kirchlichen und privaten Stellen hinter unserem Rücken erkundigt und versucht uns gegeneinander auszuspielen. Bis jetzt hatten wir immer den richtigen Riecher und haben es rechtzeitig gemerkt. Wir sind bis heute nicht dahinter gekommen um was es ihm wirklich geht. Will er so seinen Frust über den Wegzug meiner Frau abladen, ist er neidisch auf das Glück was wir jetzt haben und er nicht hatte oder will er und die Stieftochter wegnehmen. Der Irrwitz am Ganzen ist jedoch, dass er seine Tochter ja gar nicht bei sich haben will. Denn jedes Mal wenn er die Möglichkeit hätte, seine Tochter ausserplanmässig zu nehmen kommt immer dieselbe Antwort: dies ist nicht mein Besuchswochenende und ich habe keine Zeit.

Ich bin echt ratlos und verzweifelt, weil ich nicht wissen wie ich mich von diesen Spielchen abgrenzen kann und was ich dagegen unternehmen kann. Dies ist definitiv eine sehr kurze Fassung was alles passiert ist, ich könnte euch hier Seitenweise das Forum füllen.

Mich würde interessieren;
- Geht es nur uns so?
- Machen wir falsche Überlegungen oder verhalten wir uns falsch?
- Wie geht ihr mit solchen Situationen um?

Ich freue mich über eure Meldungen und hoffe den einen oder anderen guten Rat zu bekommen. Merci Speedy
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BabyOne
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Re: Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von BabyOne »

Hallo Speedy,

wie alt ist denn das Mädchen?

So wie Du es beschreibst verhaltet ihr euch völlig korrekt.

Der Exmann Deiner Frau ist anscheinend einer von diesen Problemfällen, bei denen sich das Denken und Verhalten auch nach langer Zeit nicht wirklich ändert. Solche gibt es leider, und letztlich ist es dann egal, wie viel Mühe ihr euch gebt. Man muss dann einfach akzeptieren, dass der andere sein Verhalten nicht ändern wird. Das Beste ist in diesen Fällen, sich einfach immer wieder selbst die Frage zu stellen: Was halte ich für das Richtige? Was ist das Beste für das Kind? Was kann ich hinnehmen, und was kann ich gar nicht akzeptieren?... und dann danach handeln, egal was der Expartner dazu sagt. Lasst euch auch nicht einschüchtern oder erpressen durch irgendwelche Spielchen. Andere werden, wenn sie sich die Sache genauer ansehen, auch merken wie dieser Mensch gestrickt ist. Wenn man aufhört den anderen ändern oder es ihm recht machen zu wollen, reagiert man innerlich gelassener - das ist für euch gesünder - , und manchmal tritt dann bei dem anderen doch noch eine Verhaltensänderung ein, weil er merkt, dass er so nicht weiter kommt.

Je nach Alter des Kindes wird man mit dem Mädchen auch schon darüber sprechen können, dass die Eltern sich eben leider nicht verstehen und dass der Vater sich vielleicht manchmal etwas "irrational" verhält. Sie sollte auch sagen können wie sie sich dabei fühlt und was sie sich von euch und vom Vater wünscht, und genauso muss man ihr aber auch ehrlich sagen, wenn einer ihrer Wünsche eben unrealistisch ist. Zu sehen dass man ernst genommen wird, aber auch zu sehen dass die Realität eben nicht immer rosarot ist, hilft einem beides dabei, erwachsen zu werden.

Mir als Stiefmutter hat manchmal der Gedanke geholfen, dass mein Stiefkind eben nicht mein Kind, sondern eben (auch) das Kind dieses Expartners ist und dass alle Kinder auf der Welt nunmal mit ihren - meist nicht perfekten - Eltern leben müssen. Es ist die Verantwortung der Eltern sich um die Kinder zu kümmern, und wenn dieser Vater meint dass er das in dieser Form tun muss, dann muss seine Tochter bis zu einer gewissen Grenze eben damit leben.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Dornenvogel
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Re: Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von Dornenvogel »

hallo speedy,

was du beschreibst, könnte die Vergangenheit meines Ex sein, nur das ich noch direkter involviert war, weil das betroffene Kind eben meine Tochter war.
Wie baby one anmerkte, würde es mich ebenfalls interessieren, wie alt das Mädchen ist.

was bei uns damals vorgefallen ist, das füllt unzählige Anwaltsordner, Gerichtsakten, Vormundschaftsbehörden..... es war eine Zeit, die ich nicht noch einmal erleben möchte.
Und wie bei dir, ging es auch bei uns über Jahre...

auch ich war so oft mit dem Latein am Ende... mein Ex sprach niemals persönlich mit mir, eingeschrieben Briefe retournierte er ungeöffnet, andere Post las er wohl aber ignorierte sie.

Das Schlimmste an der Sache war, dass er sein eigenes Kind als Waffe gegen mich instrumentalisierte, missbrauchte. Er gefährdete mehrmals das Leben meiner Tochter durch Unachtsamkeit und Gleichgültigkeit. Trotzdem beharrte er auf dem Besuchsrecht, denn dann fand er die Zeit, das Kind gegen mich aufzbringen.

Die Sonntagabende waren jeweils ein Horror, denn meine Tochter kam nicht nur mit zerrissenen Kleider nach Hause (absichtlich) sondern war jedesmal im psychischen Ausnahmezustand, weil sie das ganze Wochenende hören musste, wie ihre böse böse Mutter den armen armen Papi aus dem Haus jagte, der Papi nun bald auf der Strasse schlafen muss, während das böse Mami sich mit anderen Männern vergnügt..!!! ( ich hatte bis 2 Jahre nach der Trennung nicht einmal ein Date..)

Trotzdem gab ich mir Mühe, nie ein schlechtes Wort über den Vater verlauten zu lassen und oft habe ich die Wutausbrüche meiner Tochter gegen mich wortlos ertragen. Das Kind wusste ja nicht mal mehr, wo oben und unten war (und die Beiständin goss noch Oel ins Feuer).
Wie oft hatte ich Angst, habe nächtelang geheult, mein Kind aufgrund all dieser Hasstiraden und Lügen meines Ex zu verlieren...

heute, fast 15 Jahre später ist es so, dass meine Tochter keinerlei Kontakt mehr mit ihrem Vater hat. Vom Moment an,wo sie nicht mehr so einfach manipulierbar war und begann, ihn offen in Frage zu stellen, und er merkte, dass sein Weg, mir zu schaden, nicht mehr über sie funktionierte, brach er den Kontakt zu ihr ab.

Meine Tochter ist erwachsen, ihr leiblicher Vater ist für sie nicht existent. sie hat abgeschlossen mit ihrer Vergangenheit und ihr Stiefvater ist für sie der stabile Pol in ihrem Leben.

So gesehen, hat sich das Thema erledigt. Was ich aber oft befürchte ist, was wohl für Narben im Herzen meiner Tochter geblieben sind. So reagiert sie extrem aggressiv, wenn ich mal mit einem Kollegen etwas trinken gehe, oder auch mein Mann mit einer Kollegin etwas trinkt... Verständlich, denn sie hat immer noch Angst, dass mein Mann und ich uns trennen könnten ud sie dann wieder keine Familie hat.

Ich denke speedy, ihr reagiert adäquat. Begegnet dem Vater deiner Stieftochter korrekt aber bestimmt. Kritisiert den Vater nicht in Anwesenheit des Kindes, denn sie liebt (noch) beide Elternteile. Du als Stiefvater kannst ihr sehr viel Halt geben, indem du einfach für sie da bist.
es ist eine furchtbare Zeit, aber eines Tages wird sich die Situation beruhigen, sobald das Mädchen älter wird und Fragen stellt.
Ich weiss , es klingt ziemlich lahm und als man mir vor 15 Jahren sagte, dass sich alles mal beruhige, habe ich es nicht geglaubt. Aber es war so... nur die Zeit dazwischen ist halt so lang...

wünsche euch viel Glück und vor allem Durchhaltevermögen!!
Speedy
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Re: Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von Speedy »

Hallo BabyOne und Dornenvogel

Vielen vielen Dank für eure Wortmeldungen. Meine Stieftochter ist im September 12 Jahre alt geworden. Leider wird sie regelmässig von dem KV enttäuscht, aber anscheinend hat er dennoch immer einen sehr grossen Einfluss auf sie. Nur mal zwei Beispiele:

Der KV fing mit ihr an, an seinen Wochenenden in einen Kurs für Selbstverteidigung zu gehen. Dies macht ihr viel Freude und dies finden wir gut und unterstützen dies sofort. Auf unseren Vorschlag hin, dass sie dies bei uns in der Stadt machen soll damit sie regelmässig jede Woche und min. 4x pro Monat gehen kann, hiess es gleich das geht nicht! Sie hätte bei ihm Freunde gefunden und der Trainer dort ist der Beste. Und den Kurs bei uns in der Stadt wäre ihm zu teuer und das wolle er nicht bezahlen. Da wir etwas gebrandmarkt sind was das Thema Geld angeht, haben wir angeboten dass er das erste Jahr bezahlt und wir das folge Jahr. Wieder seine Antwort, nein das sei zu teuer und wir sorgen uns nicht richtig um unsere Tochter und bevorzugen nur den gemeinsamen Sohn. Gleichzeitig drückt er der Stieftochter einen Flyer in die Hand mit der Angabe eines Probetrainings. Durch die Vergesslichkeit meiner Stieftochter hat sie uns den Zettel erst gezeigt als das Probetraining vorbei war. Auf die Rückfrage ob sie dann auch gehen könnte und er das erste Jahr bezahle meinte er nur NEIN. Wir haben dies mit der Stieftochter angeschaut und mit ihr darüber gesprochen was sie davon hält. Am Schluss meinte sie nur, dass er sie veräppelt hat.

Das zweite und noch einschneidendere Ereignis war an ihrem Geburtstag. Dies war ein Wochenende bei ihm. Wir haben ihn gebeten die Stieftochter bereits um 16.00 Uhr nach Hause zu bringen um mit auch noch Geburtstag feiern zu können, sonst bringt er sie um 18.00 Uhr. Um 16.40 haben wir ihn angeschrieben wo er sei, seine Antwort: Bin unterwegs! Schliesslich war sie dann um 17.15 Uhr bei uns. Wir haben für sie einen Kuchen gebacken, den Tisch und das Esszimmer dekoriert. Sie hatte mega Freude und es war bei uns toll. Auf die Frage von uns was sie denn von ihrem Vater auf den Geburtstag bekommen hat, wurde sie ganz traurig und sagte: Nichts, er hätte was im Internet bestellt und am Geburtstag festgestellt, dass die Bestellung noch im Warenkorb liege.
WAS SOLL DAS? Meiner Meinung nach hätte er wenigstens merken können dass die Lieferung verzögert ist und spätestens dann ein kleines Ersatzgeschenk organisieren können. Aber nein, es ist halt dumm gelaufen. Die Stieftochter hat geweint und war wirklich traurig.

Nach diesen zwei Beispielen könnte man annehmen, dass sie mit einem etwas offenem Geist durch das Leben geht. Aber wie ihr selbst die Erfahrung gemacht habt, bekommt sie jedes Mal bei ihm eine Gehirnwäsche. Dazu kommt noch, dass meine Stieftochter seit ich sie kenne geistig etwas "langsamer" ist. Wir waren schon in Abklärung bezüglich ADS.

Die Aussage, dass sich die Situation mit dem Älter werden selbst löst haben wir schon oft gehört. Jedoch sehen wir zurzeit kein Ende. Nochmals danke für eure Inputs.

:wink: :)
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BabyOne
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Re: Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von BabyOne »

Hallo Speedy,

zu Deinen Schilderungen möchte ich mir Deine Gedanken zur Verfügung stellen.

Völlig uninteressiert an seiner Tochter scheint der Vater ja nicht zu sein. Er hat sich Gedanken gemacht, nimmt sie zum Sport mit und Du schreibst ja selbst, dass ihr das gut findet. Meiner Meinung nach hättet ihr es genau dabei belassen sollen. Der Sport ist eine Gemeinsamkeit zwischen Tochter und Vater, und zwar eine exklusive, weil das bisher etwas ist, was nur er mit ihr macht und was auch seine Idee war. Wenn ihr sofort anbietet das Gleiche auch mit ihr zu machen, nehmt ihr der Sache ihre Besonderheit. Mag sein dass er nicht in der Lage ist das so deutlich in Worte zu fassen, aber ich vermute, der Vater empfindet eure "Einmischung" so, dass ihr seinem besonderen Angebot an die Tochter eben dieses Besondere wegnehmen wollt. Und dafür auch noch Geld zu geben ist er natürlich nicht bereit, wohingegen ihr ihn jetzt als geizig darstellt. Ihr konkurriert im Grunde mit ihm darum, wer besser ist - er mit seiner Idee und der Gruppe, in der es ihr schon gefällt, und ihr mit der Möglichkeit diesen Sport noch viel öfter und in der Nähe von eurem Wohnort machen zu können. Traurigerweise ist jetzt aus einer guten Idee des Vaters, die der Tochter Freude gemacht hat, etwas geworden, das ihr das Gefühl gibt, der Vater hätte sie "veräppelt". Das heisst, es ist nicht nur er, der Spielchen spielt, sondern ihr selbst seid auch noch darin verstrickt, auch wenn ihr gar keine bösen Absichten verfolgt. Loslassen ist das Zauberwort!

Ich meine, solange die Tochter selber nichts dazu sagt hättet ihr gar nichts machen sollen. Wenn die Tochter jede Woche an diesem Sport teilnehmen will, hätte der Anstoß dazu erstens ganz alleine von ihr kommen müssen und nicht von euch. Und zweitens sollte man dann zuallererst überlegen, ob es nicht die Möglichkeit gibt, dass sie dann eben jede Woche mit dem Vater zu seinem Sport geht, statt einen zweiten Sportverein aufzutreiben, der extra Geld kostet, dass ihr letztlich doch nicht bereit seid alleine zu bezahlen. Wie ich oben schon versuchte zu erklären - macht euch unabhängig vom Vater; überlegt euch immer zuerst, was seid ihr selber bereit zu leisten und was nicht. Seid ihr bereit und in der Lage, eine Vereinsmitgliedschaft für das Mädchen bei euch im Ort alleine zu zahlen? Wenn ja, dann streitet nicht mit dem Vater ums Geld. Wenn nein, dann sagt es dem Vater und dem Mädchen von vornherein ehrlich, um keine falschen Hoffnungen aufkommen zu lassen, und bringt gar nicht erst das Thema auf den Tisch wenn ihr nicht bereit seid das auch ohne den Vater zu organisieren.

Zum Thema Geburtstag würde ich sagen, das ist natürlich traurig für das Mädchen, dass er kein Geschenk für sie hatte. Aber vielleicht hat er sich trotzdem Mühe gegeben und ihr einen Kuchen gebacken oder sonst etwas Besonderes organisiert. Vielleicht hatte er ihr ja einen Gutschein oder eine Karte mit einem Bild von dem Geschenk gegeben. Nur die Tatsache allein dass das Geschenk noch nicht da war heisst nicht, dass er ein schlechter Vater ist, und vielleicht hat er auch nicht das Geld, um dann noch ein zweites Geschenk zu kaufen. Und man sollte den Kindern ja auch immer vermitteln, dass materielle Geschenke nicht das Wichtigste sind, wenn man die Kinder nicht zu kleinen Egoisten erziehen will. Der Tochter zuhören, wenn sie Kummer hat, und diesen Kummer einfach mit aushalten und so stehen lassen - ja; aber der Tochter suggerieren dass der Vater sich unverzeihlich lieblos verhalten hat - nein.

Ich bekomme auch ein wenig Zahnschmerzen wenn ich lese, dass der Vater die Tochter früher zurückbringen sollte als üblich. Offensichtlich war er damit nicht einverstanden und hat es auf seine Weise sabotiert. Warum dem Vater diese zwei Stunden mit seiner Tochter nehmen, wenn der Geburtstag schon einmal zufällig genau auf sein Wochenende fiel? Ihr hättet ihr auch um 18 Uhr noch gratulieren können, und eine Feier hätte man auch eine Woche später nachholen können. Auch das kann der Vater so empfinden, dass ihr seine Zeit mit seiner Tochter und damit seine Bedeutung als Vater nicht wirklich respektiert.

Vielleicht habe ich Dir mit meinen Anmerkungen ein wenig deutlicher machen können was ich damit meine, sich vom anderen unabhängig zu machen und aus Spielchen auszusteigen. Die Grundeinstellung sollte die sein, dass man den anderen Elternteil und seinen Raum im Leben des Kindes respektiert. Wenn man nicht gut miteinander reden kann, dann drückt sich dieser Respekt eben darin aus, dass man möglichst wenig kommentiert, reagiert und wenn irgend möglich keine Absprachen (Umgangszeiten) ändert.

Das Mächen ist jetzt 12, das heisst die Pubertät steht an, und die bringt mit sich, dass die Kinder die Meinungen der Erwachsenen nicht mehr ohne Weiteres einfach übernehmen. Das wird euch genauso (be)treffen wie auch den Vater. In diesem Alter kann man zunehmend "erwachsen" mit den Kindern sprechen und ihnen auch mehr zumuten. Ihr müsst das, was ihr als Gehirnwäsche empfindet, gar nicht jedesmal geraderücken. Aber ihr dürft das Mädel langsam ruhig auch mal direkt mit der Tatsache konfrontieren, dass ihr in manchen Dingen eben eine andere Meinung habt, und dass ihr eben diejenigen seid, die im Alltag entscheiden. Das muss ihr nicht gefallen, aber es ist halt so. Sicher wäre das Leben für sie (und für euch) einfacher, wenn alle Erwachsenen sich gegenseitig ganz doll lieb hätten und immer einer Meinung wären, aber das ist auch in anderen Familien nicht immer der Fall, und es gibt Kinder, die viel schlimmere Schicksalsschläge ertragen müssen. Und gelegentlich hat das Scheidungskind-Dasein ja sogar Vorteile - doppelte Geschenke und Feiern zum Geburtstag zum Beispiel. Wenn man aufhört diese Meinungsverschiedenheiten so dramatisch und wichtig zu nehmen, dann wird das Leben für alle Beteiligten viel leichter.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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Speedy
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Re: Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von Speedy »

Hallo BabyOne

Danke für deinen weiteren Text. Du hast einige Punkte sehr gut beschrieben und ich wollte nie den Eindruck vermitteln wir seinen die Unschuldslämmer. Andere Punkte fehlen dir noch weitere Hintergrundinformationen. Diese muss und möchte ich jetzt nicht weiter auslegen, sonst erweckt es den Eindruck einer Rechtfertigung.

Ich denke dein zweiter Beitrag ist mit deinem Input bei mir angekommen und ich werde dies sicher mit meiner Frau besprechen und versuchen umzusetzen.

Grüsse :)
Dornenvogel
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Registriert: 28.10.2014 17:06

Re: Mit dem Latein am Ende…

Beitrag von Dornenvogel »

das mit dem Kampfsport ist ein typisches Beispiel für Konfliktpotential! Ihr habt es bestimmt gut gemeint und wolltet dem Mädchen eine Kontinuität in der Sportart bieten, in der sie Spass hat... Das war wohl eure Ueberlegung.
Die Ueberlegung des Vaters hingegen war exakt die, die baby one angebracht hat. Er hat etwas mit seiner Tochter gemacht, dass nur ER mit ihr machen wollte und nun läuft er in Gefahr, dass es ihr in eurem Club ev. besser gefällt, bzw. ihr ihm "reingefuscht " habt..

Solange getrennte Eltern miteinander reden können, ist sowas ja kein Diskussionsthema, aber in euerm Fall eben schon.
Da sind soviel verletzte Gefühle und Hass im Spiel, dass ihr euch nur durch absolute Neutralität distanzieren könnt. Gebt dem Vater keine Angriffsfläche und dem Kind die Möglichkeit, selber zu entscheiden.
Der Vater wird immer etwas finden, wo er euch dran "aufhängen" kann... ich weiss das leider nur allzu gut. Egal was du tust und machst, es ist falsch. (aus der Sicht des andern Elternteils) .

Aber ihr müsst dem Mädchen auch die Gelegenheit geben, gewisse Entscheidungen selber zu treffen und vor allem absolut vermeiden, dass sie in einen Loyalitätskonflikt gerät!
Auch wenn sie vielleicht etwas "langsamer" ist als Altersgenossinnen, wird sie gewisse Sachen selber merken und irgendwann danach handeln. Auch wenn es euch dann vielleicht nicht passt.

Im Uebrigen klang es in meinem vorherigen Posting so, als triumphiere ich, dass meine Tochter sich gegen ihren Vater entschieden hat. Dem ist nicht so! Im Gegenteil, egal was alles vorgefallen ist, empfinde ich doch eine Spur Mitleid mit meinem Ex. Er hat alles auf eine Karte gesetzt, um MICH zu vernichten (er versuchte gar mal , meine Tochter anzustiften, sie solle meinen Mann des sexuellen Missbrauchs bezichtigen!!) .
Mitleid deshalb, weil mein Ex alles verloren hat, dadurch, er sich jahrelang nur auf meine "Vernichtung" eingeschworen hat. Er hat seine eigene Familie verloren, seinen Job, seine Gesundheit und vor allem sein EIGENES Kind. Er lebt offenbar heute am Rand der Gesellschaft und hat es immer noch nicht kapiert, dass er sich selbst dorthin manövriert hat....
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