Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

carlotta37
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Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von carlotta37 »

Hallo alle!

Nein, es geht nicht um mich ;-) Aber eine ähnliche Geschichte.
Eine Freundin von mir hat einen neuen Partner und ist vor kurzem mit ihm zusammengezogen. Der Vater ihrer jugendlichen Kinder ist meinem Ex in vielen Dingen ähnlich, er kümmert sich nur unregelmässig (er lebt in Deutschland, also nicht gerade auf einem anderen Kontinent) und zahlt keine Alimente. In den letzten Jahren hat sie es den Kindern überlassen, den Kontakt zum Vater selber zu regeln, die sind auch alt genug. Abundzu kam der Vater mit neuer Partnerin zu Besuch (ca. einmal im Jahr), wohnte dann im Hotel, kam aber tagsüber manchmal mit den Kindern in die Wohnung, in deren Zimmer.
Nun will der neue Partner das verbieten. Er übernimmt sehr viele Verpflichtungen gegenüber den Kindern, die mögen ihn auch sehr. Das ist ja schön! Aber sie ist hin und hergerissen und hat mich um Rat gefragt.
Wie alle hier wissen, bin ich sehr nachgiebig gegenüber meinem Ex. Aber ich habe tatsächlich das Gefühl, dass er - solange er keine Gefahr für die Kinder darstellt - als ihr Vater sie besuchen darf in ihren Zimmern. Das heisst eigentlich: sie haben das Recht, ihren Vater in ihre Zimmer einzuladen. Sie wohnen schliesslich auch hier und sind in einem ähnlichen Alter wie die Kinder meiner Freundin.

Mich würde einfach mal eine andere Meinung interessieren. Es ist für mich noch ganz interessant, da ich ja schon mehrfach auch in der Situation war, mir zu überlegen, ob ich meinen Ex sogar bei uns wohnen lasse bei einem Besuch.
Gefühlsmässig sträubt sich in mir alles dagegen, einem neuen Partner die Entscheidung darüber zu überlassen (und hier geht es ja nicht um Übernachtungen!!!). Ich glaube, ich würde mich auch Kindern eines Partners gegenüber verpflichtet fühlen, wenn sie ihre Mutter in ihre Zimmer lassen wollen....Aber vielleicht bin ich ja auch einfach zu gutmütig?
Ich finde halt, Jugendlich im Alter von 14 und 16 Jahren dürfen da schon mitbestimmen und man kann ihnen Besuch von wem auch immer nur dann verbieten, wenn das absolut unzumutbar ist....
Buchenholz
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Mein Mann und ich haben gestern über dieses Thema diskutiert. Wir sind beide gleicher Meinung. Der Mann verhält sich nicht kooperativ.
Ist sie zu ihm oder sind sie gemeinsam in ein neues zu Hause gezogen? Ersteres ist immer schwierig, da er das Gefühl haben könnte, er müsse SEIN zu Hause verteidigen. Dabei wäre es die gemeinsame Wohnung.

Aber ehrlich gesagt, wir hätten die Ex meines Mannes auch nicht bei uns im Haus haben wollen. Einfach weil wir befürchteten, dass sie anhand unserer Einrichtung motiviert würde, vor Gericht zu gehen. Wir scheinen sehr reich zu sein ;-) Wäre die ganze Scheidung anders verlaufen, hätte ich kein Problem. Aber eben ... irgendwo müssen wir uns abgrenzen. Ich hatte teilweise sogar richtige Paranoia und habe bei unbekannten Autos die um unser Haus kurvten die Autonummern studiert.
Beim Ex-Mann deiner Freundin habt ihr ja nichts zu befürchten, der wohnt weit weg.

Und bei meinem Ex-Mann ist es so, dass seine neue Frau mich auch nicht ins Haus lässt. Und ich habe ja mal da gewohnt.
Mein Mann wurde da aber schon zum Kaffee eingeladen.
Umgekehrt sind sie alle bei uns herzlich willkommen.
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Ria
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Ria »

Ich meine, dass es darum geht, ganz ehrlich zu seinen eigenen Gefühlen zu stehen. Und das macht dieser neue Partner. Gerade wenn er sich im Alltag für die Kinder einsetzt und das Leben mit seiner Partnerin teilt, hat er doch auch ein Wörtchen mitzureden, oder?

Schliesslich geht es bei der Wohnung sehr um die Privatsphäre. Nicht nur der Kinder sondern auch der Erwachsenen. Und ich könnte mir vorstellen, dass es schlussendlich für die Kinder einfacher ist und ihr ihnen damit sogar etwas abnehmt, wenn die Grenzen klar abgesteckt sind.

Wenn der Vater mit der neuen Partnerin im Hotel übernachtet können sie die Kinder ja dort empfangen, oder?

Bei uns waren Besuche im Haus bei uns und meinem Exmann und Vater meiner Kinder möglich, aber auch nur, weil wir vier (mein Partner und ich, mein Exmann und seine Partnerin!) dazu ja sagen konnten.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von carlotta37 »

Hm, es ist spannend, wie unterschiedlich die Meinungen sein können....

Den Kindern die Entscheidung abnehmen würde ich bei jüngeren Kindern als entlastend sehen. Aber in dem Alter?? Sie dürfen ja auch ihre Freunde mitbringen!
Der Mann ist übrigens zu meiner Freundin gezogen, Ende des Jahres wollen sie gemeinsam eine grössere Wohnung suchen. Bisher konnte der Vater die Kinder kurz und nur tagsüber in ihren Zimmern dort besuchen, wenn er sie z.B: abgeholt hat. Er hat eine neue Partnerin, die meist mit dabei ist und mit der sich meine Freundin gut versteht.

Meine Freundin hat jetzt Kindern und Freund gesagt, sie sollen das ohne sie miteinander ausdiskutieren. Der Effekt waren heftige Streitereien. Zur Zeit reden die Kinder mit dem neuen Partner kein Wort mehr.
Ich kann verstehen, wie frustrierend das für sie ist....3 Sturköpfe um sich rum, die daraus den ersten Machtkampf in der jungen Beziehung machen....Sie hat klar gesagt, Besuche sind nur möglich, wenn alle einverstanden sind. Da ist es ja logisch, dass sich die Kinder nun an den neuen Partner wenden, denn vor ihm war es ja nie ein Problem.

Bin mal gespannt, ob ich selber mal in eine solche Situation komme....bisher konnte ich ja allein entscheiden...und mein Ex hat sich auch schon wieder angekündigt :aahrg: Aber ich erlebe es für mich als von mal zu mal weniger belastend. Für meine Kinder ist das die einzige Möglichkeit, ihren Vater mal im alltäglichen Leben zu sehen (die Kids meiner Freundin besuchen den Vater auch gelegentlich für Ferien. Sie betritt dann übrigens auch seine Wohnung). Das tut ihnen gut oder schafft mindestens ein realistischeres Bild.
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BabyOne
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich finde das nicht gut, dass deine Freundin da den Partner in die Schusslinie schiebt. Das ist etwas, was die Erwachsenen untereinander klären müssen. Es ist doch klar, dass die Kinder schon allein aus Loyalität zum Vater sich gegen den neuen Partner stellen müssen, und das schafft Probleme, die auch noch anhalten, wenn der Vater längst wieder weg ist.

Ich finde, letztlich ist es egal ob der neue Partner zu ihr gezogen ist oder sie zu ihm. Wenn er dort wohnt, ist es auch seine Wohnung und seine Privatsphäre. Ich selbst habe bei den (genau zwei) Gelegenheiten, wo die Exfrau meines Partners in unsere Wohnung kam, nichts gesagt, habe mich aber beide Male dabei sehr unwohl gefühlt. Das Verhältnis ist eben nicht gut, und sie kam letztlich ungebeten herein, hat mit Kontrollblick alles abgescannt, und mir damit ein sehr merkwürdiges Gefühl gegeben. So als ob man in der eigenen Wohnung, die ja ein Schutzraum ist, auf einmal dem Bösen ausgeliefert wäre.

Wir wissen nicht wie die vorherigen Besuche abgelaufen sind, ob es da kleine Grenzverletzungen gab, oder ob der neue Partner vielleicht einfach nur sauer ist dass er die Lücken stopfen darf, die der Vater sich gar nicht bemüht auszufüllen. Ich will nicht sagen dass er recht hat, aber ich kann seinen Wunsch nachvollziehen, und wenn das sein Wunsch und sein Gefühl ist, dann muss man darüber diskutieren. Er wohnt auch dort und er hat ein Recht mitzubestimmen wer in die Wohnung kommen darf und wer nicht.
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von carlotta37 »

BabyOne, das stimmt schon. Mir tut meine Freundin leid in der Situation und ich fühle mich irgendwie auch betroffen, weil ich mich gut in sie hineinversetzen kann.
Weisst Du, da die seltenen Besuch des Vaters ja nie problematisch waren und das schon seit Jahren so läuft, frage ich mich: was soll sie denn machen? Für ihre Kinder ist es klar, dass die Mutter kein Problem damit hat! Wer also sonst, wenn nicht der neue Partner? Ich war ja bei den Diskussionen nicht dabei, insofern weiss ich nur, was sie mir erzählt. Aber da sehe ich, wie schwierig die Situation auch für sie ist. Wenn etwas über 12 jahre zur Gewohnheit geworden ist (sie ist fast so lange geschieden wie ich) und sich dann durch einen neuen Partner plötzlich ändert, kann man den Jugendlichen eigentlich sagen, was man will. Der Schuldige steht für sie sowieso fest.
Was soll sie denn sagen, ausser sich raushalten?

Und ich finde ehrlich gesagt nicht, dass ein neuer Partner innerhalb weniger Wochen alles das ändern kann, was seit Jahren als Regelung funktioniert. Gerade gegenüber Jugendlichen ist das schwierig!
Es geht ja hier nur um kurze Besuche in den Zimmern der Kinder!!!
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Buchenholz »

Interessant wäre zu wissen, warum der neue Partner den Vater der Stiefkinder nicht in der Wohnung haben möchte.
Was will er verteidigen? Wie sieht er seine Rolle? Was hat er Angst zu verlieren?
Vor meinem inneren Auge habe ich da so ein Bild vom Löwen, der seine Höhle verteidigen will ;-)

Hat der neue Partner das Gefühl, wenn er die Jungs, die nicht mal von ihm sind unterstützt, dass er dann auch Ansprüche stellen darf? Fühlt er sich hintergangen, wenn er da also den Vater ersetzt und wenn dann der richtige so für einen kurzen Besuch vorbeikommt, der sich dann einfach ins gemachte Nest setzt? Ist jetzt einfach etwas überspitzt geschrieben. Aber ich möchte jeweils gerne wissen, warum jemand so reagiert.

Der Einwand, dass ein neuer Partner langjährige Gewohnheiten nicht so schnell ändern soll, das finde ich noch wichtig. Das hat sogar meine damalige 8-jährige Tochter nicht verstanden.
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BabyOne
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von BabyOne »

carlotta37 hat geschrieben: Was soll sie denn sagen, ausser sich raushalten?
Sie bräuchte erst einmal gar nichts zu sagen, sondern müsste das mit ihrem neuen Partner besprechen. Gibt es vielleicht einen Kompromiss, würde der neue Partner vielleicht lieber in dieser Zeit selber nicht da sein und könnte den Besuch des Vaters dann eher akzeptieren....Wäre eine zeitliche Grenze OK... wäre es OK, wenn die Tür zum Schlafzimmer zu bleibt und klar ist dass der Vater nicht im Wohnzimmer auf dem Sofa rumlümmeln darf...Warum genau will er diesen Besuch nicht? Kann sie das nachvollziehen, lässt sich da eine Lösung finden, und was befürchtet sie eigentlich, wenn sie auf seinen Wunsch eingeht? Ist das wirklich so schlimm wenn der Vater jetzt eben nicht mehr in die Kinderzimmer geht? Und warum? Vielleicht kann ihr Partner ja ihre Gründe nachvollziehen und gibt dann nach... Das ist das was ich meinte, das müssen die Erwachsenen untereinander ausmachen. Das Zusammenwachsen als Patchworkfamilie ist halt Schwerstarbeit und nicht immer lustig. Will sie sich in Zukunft bei jedem Problem raushalten?

Wenn die Erwachsenen eingehend miteinander gesprochen haben und sie dann zu dem Schluss kommt, dass sie den Wunsch ihres Freundes nicht und auch gar kein bisschen akzeptieren kann, dann müssen die Kinder davon gar nichts wissen und die Beziehung der Kinder zum Stiefvater wird damit geschont. Deine Freundin müsste dann aber so mutig sein zu ihrer Meinung zu stehen und hinnehmen, dass ihr Partner sich dazu auch eine Meinung bilden wird. Wenn sie andererseits zu dem Schluss kommt dass sie ihrem Partner entgegen kommen will, dann (und erst dann) müsste sie zu ihren Kindern sagen: Wir möchten diese Besuche nicht mehr oder nicht mehr in dieser Form. Und dann ist es ja auch ihr eigener Wille und den wird sie vor ihren Kindern dann auch vertreten können.

Sich zurückzuziehen und die anderen quasi zum Kampf aufzufordern, nur um es sich selbst mit niemandem zu verscherzen, richtet einfach Schaden an und ist eigentlich feige. Die Kinder werden die Mutter weniger respektieren, weil sie sich gegen den neuen Partner anscheinend nicht durchsetzen kann. Der Partner wird sie weniger respektieren, weil er sich selber nicht respektiert fühlt. Das Verhältnis der Kinder zum neuen Partner wird beschädigt ebenso wie umgekehrt, und der Ex-Mann bekommt die Geschichte wahrscheinlich von den Kindern brühwarm serviert und wird je nach Charakter vielleicht noch Öl ins Feuer gießen. Das Gegenteil einer guten Lösung, würde ich mal meinen.
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Babell »

...hier gibt es den neuen Ratgeber: wie versaue ich mein Patchwork ganz gründlich: Nämlich so:
carlotta37 hat geschrieben: Meine Freundin hat jetzt Kindern und Freund gesagt, sie sollen das ohne sie miteinander ausdiskutieren. Der Effekt waren heftige Streitereien. Zur Zeit reden die Kinder mit dem neuen Partner kein Wort mehr.
Logisch haben die Streitereien, denn es geht ja hier um die Loyalität mit dem Vater und das ist ein so sensibles Thema, auch wenn er sich nie meldet, nie kümmert, und der neue Partner ein super (Stief-) Vater ist. Nach all den Ratgebern und der Literatur, die ich bisher verschlungen habe, solle es ja noch heikler sein, wenn der leibliche Vater sich nicht oft kümmert.
Zuletzt geändert von Babell am 29.01.2015 18:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Babell »

Buchenholz hat geschrieben:Interessant wäre zu wissen, warum der neue Partner den Vater der Stiefkinder nicht in der Wohnung haben möchte.
DAS wäre eine Frage welche die Erwachsenen untereinander zu diskutieren haben! Man sagt einer Stiefmutter/ einem Stiefvater, sie sollten sich nicht in die Erziehungsbelange einmischen, was auch richtig ist und sonst nur der Beziehung von Kindern und Stiefelternteil schadet. Aber umgekehrt sollten die Kinder auch nicht in die Probleme der Erwachsenen einbezogen werden! Wenn ich mit meinem Freund über z.b, die Wäsche streite, dann haben wir nie die Kinder mit einbezogen. Wieso auch! Es war immer unser Thema, auch wenn es sogar die Kinder betraf. Denn es ist nicht unser Recht, mit den Kindern über unsere Probleme zu sprechen. Auch wenn die Auseinandersetzung wäre: Kind will keinen Waldspaziergang machen. Dann besprachen wir das zu zweit. Er fand, sie sollten mitkommen, ich fand, sie dürfen zuhause bleiben. Wir besprachen es im Ausschluss der Kinder. Schlussendlich kamen wir zu einer Lösung und die ward den Kindern präsentiert. Alles andere wäre belastend gewesen für die Beziehung von mir als Stiefelternteil zu den Kindern.

Als reales Beispiel: Ich fand, sie schauen zu viel TV. Wir besprachen das nie vor den Kindern. Das Thema war brisant, weil er es eigentlich auch gleich wie ich empfand aber oft nach einmal "nein", dann ein "ja" gelten liess und mich dies innerlich nervte. Schliesslich ging es vorallem noch drum, dass ich über seine Inkonsequenz wütend war. Nach Wochen, wenn nicht gar nach Monaten oder einem Jahr (?) hatten wir uns geeinigt und präsentierten den Kindern die Lösung. Was konkret heisst: wir beide hatten es ausdiskutiert, machten unsere Zeiten fest. Er besprach es mit seinen Kindern in seinem Namen. Die Kinder handelten dann noch ein bisschen raus, aber dazu sagte ich nichts mehr, denn wir beide hatten es ja zuvor ausdiskutiert und nun war es seine Aufgabe, in die ich mich nicht einmischte. Ich glaube, es wäre mir sogar egal gewesen, wenn sie weiterhin ganz viel TV geschaut hätten, denn schlussendlich geht es bei Paarstreitereien selten um das, was man als Aufhänger nimmt. (Somit wären wir bei deiner Frage in dem Zitat oben;-)) Deshalb, also weil man selten über genau das streitet, was als Aufhänger dient, sondern um irgendwelche unsichtbaren Beziehungssachen, sollten wir die Kinder nicht einbeziehen, wenn wir streiten. Auch die gemeinsamen nicht. Ich z.b. empfände es als Zumutung, wenn meine Mutter mir sagen würde: bitte besprich abc mit deinem Vater.

Versteht man was ich sagen will?
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von BabyOne »

Nur noch ein kleiner Gedanke hinterdrein, zum Thema "alte Gewohnheiten": wäre es die Mutter selbst, die hier den Besuch des Exmannes in ihrer Wohnung unterbinden will, wäre die Lage für euch dann anders? Oder ist eine Änderung der alten Gewohnheiten nur dann für die Kinder ein Problem, wenn der Stiefvater darauf drängt?
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von carlotta37 »

BabyOne, das wäre die erste logische Reaktion, dass die Erwachsenen das untereinander klären. Habe ich auch als ersten Rat gegeben.
Da es sich hier aber um Jugendliche handelt, die seit langem Besuche etc. selbständig mit dem Vater vereinbaren und der ja auch nichts von der veränderten Situation wusste, liess es sich nicht vermeiden, dass die Kinder davon schon wussten. Wie immer hat der Vater sie gefragt bzw. seinen Besuch angekündigt. Wie so oft recht kurzfristig. Die Kinder haben gar nicht damit gerechnet, dass das ein Problem sein könnte....und als sie es dann ganz unbefangen erzählt haben, war sofort offensichtlich, dass der neue Partner anderer Meinung ist.

Ich war dummerweise gerade anwesend und habe mindestens den Beginn dieser Geschichte direkt mitbekommen.....auch dass meine Freundin selber davon total überrascht wurde. Umgekehrt könnte man auch sagen, der neue Partner hätte NICHT reagieren sollen, solange die Kinder dabei waren und erst das Gespräch mit ihr allein suchen sollen.

Soweit ich das verstanden habe, findet er es einfach unmoralisch, dass ein Vater so wenig Verantwortung trägt. Kommt wann er mal Lust auf seine Kinder hat, zahlt Alimente nach Lust und Laune, keine Verpflichtungen. Er möchte nun den Kindern andere Werte vorleben und will einen in seinen Augen so unmoralischen Mann nicht in seiner Wohnung haben. Er hat in den letzten Wochen auch miterlebt, dass meine Freundin es nicht immer leicht hat und oft überlastet ist und gibt dem Ex-Mann durch dessen mangelnde Unterstützung die Schuld daran. Nun ist er ja da, übernimmt Verantwortung, also braucht es den verantwortungslosen Vater nicht mehr.
Auf eine Weise hat er ja sogar recht. Aber so von jetzt auf gleich lässt sich das eben nicht gegen jahrelange Gewohnheiten durchsetzen.

Übrigens war der Vater wirklich fast nur im Kinderzimmer. Das Wohnzimmer betrat er auch in der Vergangenheit nur, wenn er dazu von der Mutter eingeladen wurde, weil es z.B. etwas zu besprechen gab. Wenn sie aus dem Haus ging und er da war, hat sie ihr Zimmer abgeschlossen. So mache ich das ja auch bei Besuchen von meinem Ex-Mann.

Meine ganz persönliche Meinung ist, dass die beiden viel zu schnell zusammen gezogen sind, nach nur 3 Monaten Beziehung. Da blieb ja kaum Zeit, sich in Ruhe zu überlegen, wie man denn gemeinsam das Leben jetzt gestalten will! Und nun beginnen die Probleme....auch in anderen Erziehungsfragen haben die beiden oft unterschiedliche Meinungen.

Da ist es ein wenig, wie Babell es schildert, in dem Fall die Mutter ist eher inkonsequent in manchmen Dingen, weil sie ja auch als voll Berufstätige nicht alles überwachen kann. Z.B. Computer: ist ja nett, wenn man dafür ein Zeitlimit abmacht. Aber wenn sie nicht da ist, um das zu kontrollieren??? Zeitweise hat sie den Laptop eingeschlossen, aber dann bringt der Sohn eben einen Freund mit, der seinen Laptop dabei hat. Jugendliche sind ab einem gewissen Alter bei sowas nicht gerade hilflos.....

Wenn jetzt ein neuer Partner - in bester Absicht - sich da einbringen will und unterstützen will, gibt das natürlich Protest! das müssen die Erwachsenen dann eben aushalten. Aber ich finde, man kann nicht nur die Mutter dafür verantwortlich machen. Deren Leben war eben so, wie es war und niemand macht alles perfekt!
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Buchenholz »

Frage von Babyone:
Nur noch ein kleiner Gedanke hinterdrein, zum Thema "alte Gewohnheiten": wäre es die Mutter selbst, die hier den Besuch des Exmannes in ihrer Wohnung unterbinden will, wäre die Lage für euch dann anders? Oder ist eine Änderung der alten Gewohnheiten nur dann für die Kinder ein Problem, wenn der Stiefvater darauf drängt?

Ich finde, ein neuer Partner hat sich vorerst den alten Gewohnheiten zu fügen. Und sonst sollten solche Veränderungen vorher besprochen werden. Klar, alles geht nicht vorher, weil gewisse Tatsachen auch mal überraschend passieren können und dann eine sofortige Entscheidung gefällt werden muss. Aber in diesem Fall wird der neue Partner zum Bösewicht.

Andererseits kann eine solche Veränderung gerade eine Chance sein, ein Ritual zu ändern. Insofern es Sinn macht und auch, wenn es der Mutter bis anhin nicht wohl gewesen wäre.


Und zum Text von Carlotta.
Der neue Partner kann den Vater nicht ändern. Und auch ein schlechter Vater ist ein Vater und dient als Vorbild.
Indem der neue Partner seine Werte vorlebt, kann er den Jungs zeigen, dass es auch anders geht. Irgendwann werden sie es verstehen. Den Kindern wird es u.U. so viel schneller bewusst. Trotzdem haben sie keine andere Wahl. Ihr Vater ist nun mal so und sie erleben ihn nur, wenn er auf Besuch kommt.


Ihr kennt ja unsere Geschichte. Meine Stiefsöhne realisieren jetzt nach und nach, dass der spiessige, langweilige, strenge Vater im Leben irgendwie weiter gekommen ist. Aber eines ist sicher. Die fühlen sich genauso gespalten zwischen den zwei Welten, wie ich das durch meine Eltern erlebte.

Meine Mutter hat immer sehr abschätzig über meinen Vater gesprochen. Meine Eltern blieben verheiratet, das war damals auch üblich. Aber dadurch, dass sie ihn so schlecht geredet hat und die Tatsache, dass ich sehr nach meinem Vater komme, macht mich psychisch fertig.

Und bei meiner Tochter habe ich jeweils klar gesagt, warum ich mich von ihrem Vater getrennt habe. Ich habe das aber nie gewertet und habe aber auch immer die positiven Seiten erwähnt und auch klar gesagt, dass er für sie der beste Vater ist.
Jetzt plötzlich dämmerts bei ihr und sie merkt, dass ihr ach so toller Vater doch auch seine Macken hat. Und heute stört sie sich ob den genau gleichen Sachen wie ich. Aber es ist ihr Vater, sie kann sich nicht von ihm scheiden lassen. Es geht also drum, was kann sie daraus lernen, damit sie nicht in das gleiche Muster tritt. Sie liebt ihn nach wie vor. Und das soll sie auch.

Mein Mann lebt ihr zum Beispiel vor, dass es wichtig ist, neben Job und Familie noch ein Hobby zu haben und eigene Freunde.
Mein Ex-Mann hat weder ein wirkliches Hobby noch einen Freund, mit dem er Eheprobleme besprechen könnte. Tochter macht sich aktuell gerade sehr viele Gedanken, was bei ihrem Vater seit der Trennung falsch gelaufen ist. Dafür musste sie aber eine gewisse Reife erlangen. Es hätte nichts genützt, wenn wir das damals besprochen hätten. Sie hätte sich eh auf die Seite des Vater gestellt. Daher muss man gewissen Dingen einfach seine Zeit zum Reifen geben.
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BabyOne
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von BabyOne »

carlotta37 hat geschrieben: Die Kinder haben gar nicht damit gerechnet, dass das ein Problem sein könnte....und als sie es dann ganz unbefangen erzählt haben, war sofort offensichtlich, dass der neue Partner anderer Meinung ist.

Ich war dummerweise gerade anwesend und habe mindestens den Beginn dieser Geschichte direkt mitbekommen.....auch dass meine Freundin selber davon total überrascht wurde. Umgekehrt könnte man auch sagen, der neue Partner hätte NICHT reagieren sollen, solange die Kinder dabei waren und erst das Gespräch mit ihr allein suchen sollen.

Das ist wohl richtig. Das ist ein Fehler, den einige Männer zu machen scheinen. Das hat wohl auch mit ihrem Rollenverständnis zu tun, als "Mann im Haus", dass sie meinen sie müssen jetzt mal bestimmen wo es lang geht.

In dem Fall wäre es jetzt wohl am schlauesten, wenn er zurückrudern und in Zukunft etwas zurückhaltender agieren könnte.
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Re: Dem Vater das Betreten der Wohnung verbieten?

Beitrag von Babell »

BabyOne hat geschrieben:Nur noch ein kleiner Gedanke hinterdrein, zum Thema "alte Gewohnheiten": wäre es die Mutter selbst, die hier den Besuch des Exmannes in ihrer Wohnung unterbinden will, wäre die Lage für euch dann anders? Oder ist eine Änderung der alten Gewohnheiten nur dann für die Kinder ein Problem, wenn der Stiefvater darauf drängt?
Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Gewohnheiten und Dinge/Situationen, die bis anhin so gelaufen sind, aber nicht unbedingt richtig sein müssen und die nie jemand hinterfragt hat, aber vom neuen Partner bemerkt und in Frage gestellt werden.


Ich finde, dass geschiedene Mütter und Väter hierin einen riesigen Vorteil haben gegenüber nicht-geschiedenen Müttern und Vätern!
Als nicht-geschiedene Mutter sagt mir niemand, wenn seit Jahren etwas falsch läuft oder die Verhältnisse sich verschoben haben.

Im Beispiel vom konkreten Thema könnte man sagen, dass es dem neuen Partner aufgefallen ist, dass sich das Verhältnis zwischen den Elternteilen verschoben hat und zwar zu Lasten der Mutter. Sie hat (ich spekuliere mal) aus Bequemlichkeit dem Vater mehr Rechte und weniger Pflichten eingeräumt, um sich mit ihm nicht auch noch (wieder Spekulation) über solche Details auseinander setzen zu müssen. Hauptsache, er kommt seinen Pflichten minimal nach. Vielleicht hat diese Mutter sehr viel kämpfen müssen und es mit dem geschiedenen Vater nicht einfach gehabt und sie ist froh, dass er wenigstens ein bisschen das tut, was doch selbstverständlich wäre (wieder nur Spekulation). Das ist alles verständlich. Es ist aber auch verständlich, dass der neue Partner das merkt und bemerkt. Wie er das getan hat, ist allerdings nicht sehr geschickt!


Es sind meistens solche Details, die dann auffallen. Ich habe zum Beispiel irgendwann drauf bestanden, dass wir nicht am gleichen Abend über Planänderungen informiert werden, sondern einige Tage davor. Da könnte man natürlich sagen, dass Kinder doch immer zum Papa kommen dürfen sollten. Das stimmt auch(!), aber es ging ja in den Planänderungen jeweils nicht um die Kinder, sondern um die Mutter der Kinder, die halt spontan jemanden zum Hüten wollte, damit sie ausgehen konnte. Eine Zeitlang ist das auch tolerierbar, aber ich glaube, dass der Grund ihrerseits nicht darin bestand, dass sie ausgehen konnte, sondern dass wir nicht ausgehen konnten. Nur kann man sowas ja nicht beweisen oder unterstellen. Vielleicht war es ihr nicht mal bewusst, oder vielleicht machte sie es extra. Das weiss ich ja nicht und behaupte das auch nicht, dass ich das wisse. Aber das Gefühl, dass sich das Verhältnis verschoben hatte, war da und das brachte ich zur Sprache und mein Freund übernahm die Handlung, bzw das Gespräch mit der Exfrau. Ich weiss, er kam damals recht unter die Räder.

Ich hatte mich nie auf diese Art eingemischt, wie der Freund in der Geschichte, die Carlotta gebracht hat. So viel Fingerspitzengefühl oder Feigheit(?) hatte ich zum Glück! :wink:
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