Vater und Tochter

carlotta37
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1089
Registriert: 29.10.2007 15:45

Beitrag von carlotta37 »

taibida, ich glaube, es ist ein Unterschied, ob ich meiner Tochter quasi mitteile: das ist nicht mein Problem, interessiert mich nicht, sieh selber zu wie du damit klar kommst.
Oder ob ich ihr sage: ich kann das Problem auch nicht lösen.
Sie muss ihre Bedürfnisse dem Vater gegenüber selber formulieren, ich kann da nicht mehr die "Übersetzerin" sein.
Hilfe dazu bekommt sie ja von neutraler Stelle und sollte es zu einer Reise kommen, werde ich die natürlich auch praktisch unterstützen. So ganz allein trägt sie also die Verantwortung nicht.

Stimmt, Buchenholz, die Opferrolle sehe ich als echte Gefahr für sie. Deswegen wäre es ja so wichtig, dass sie ihre Bedürfnisse selber formuliert! Wenn sie selber aktiv wird, legt sie auch diese passive Opferrolle ab und kann lernen, sich zu wehren....

Cool sein will sie nicht vor ihren Freundinnen. Das wäre auch gar nicht cool...Ich glaube, sie kennt die Realität, aber ich bin Teil dieses ganzen Problems und mir gegenüber muss sie den Vater verteidigen. Bei ihren Freundinnen habe ich eher den Eindruck, die geben ihr dann mehr Selbstbestätigung, so a la: du bist toll, der ist selber Schuld und du kannst ja nichts dafür!
Das könnte ich ihr zwar auch sagen, aber wer will sowas schon von der eigenen Mutter hören? ;-)

Ausserdem beobachte ich: sie darf den Vater kritisieren, denn dann kann sie mit dieser Kritik so weit gehen, wie sie es im Moment verträgt. Wenn ich etwas sage, hat sie das nicht unter Kontrolle.


Gestern hat er übrigens angerufen....und es scheint, dass er hart bleibt.
Damit rückt eine Reise für die Tochter wieder in weite Ferne. Wann und ob die Jungs anders entscheiden, weiss niemand....
Zwischen dem Mittleren und dem Vater spielt sich auch so eine Art Machtkampf ab: solange der Vater meint, per Befehl über ihn verfügen zu können und sich gegenüber der Schwester so verhält, wird der Junge immer wütender und schwört, das nie zu verzeihen....

Das muss auch nicht so bleiben! Aber ich kenne meinen Sohn. Der ist mit seinem fanatischen Gerechtigkeitssinn oft sehr konsequent....
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

carlotta37 hat geschrieben:Ausserdem beobachte ich: sie darf den Vater kritisieren, denn dann kann sie mit dieser Kritik so weit gehen, wie sie es im Moment verträgt. Wenn ich etwas sage, hat sie das nicht unter Kontrolle.
Hallo Carlotta
du musst dabei nun in die ungeliebte Passivrolle schlüpfen: solange du innerlich Kritik an ihrem Vater übst, wird sie das spüren, denn darauf ist sie sensiblisiert, und dann muss sie den Vater verteidigen. In dem Buch, das Babyone vorgestellt hat, geht es in dem einen Kapitel genau darum: der Vater muss verteidigt werden, denn er gehört in das Subsystem Patchworkfamilie.

Du müsstest also irgendwie versuchen, für den Vater aber nicht für diese verantwortungslose Handlung, Verständnis aufbringen und den Vater so lassen, wie er ist, ohne ihn abzuwerten.
Aber ist das machbar, wenn er bereits so viel "Geschirr verschlagen" hat?

Gerade die Person, die er am Meisten damit verletzt, verteidigt ihn am Meisten.

Die Lösung läge vielleicht schon bei deiner Tochter: wenn sie dem Vater gegenüber ihre Bedürfnisse anbringen könnte, müsste er vernünftiger handeln, bzw die Fehler bei sich einsehen. Dann wäre er gezwungen, anders zu handeln oder die Konsequenzen seines Handelns zu tragen. Eigentlich schützt deine Tochter ihn immer vor den Konsequenzen. Das ist wie wenn man ein Geschwisterpaar hütet, kommt mir gerade in den Sinn: der Kleine tut dem Grossen weh, man will schimpfen, aber der Grosse verteidigt den Kleinen so sehr, dass man keine Chance hat, den Grossen zu schützen.
Ihre Bedürfnisse anbringen, muss von ihr aus gehen. Vielleicht ja schon bald...

Carlotta, deine Kinder haben zwei Elternteile: Du und dein Exmann. Und du hast nur die Verantwortung für deinen Teil! Auch wenn es schwer fällt, aber der andere Teil beeinflusst (leider?) auch. Das ist bestimmt etwas, was für geschiedene Eltern sehr schwer sein muss. Ich seh das bei meinem Freund ja auch: seine Kinder sind von beiden Teilen beeinflusst, wobei sich die Eltern in komplett andere Richtungen entwickelt haben. Es ist enorm schwierig, den anderen Teil nicht abzulehnen, aber sich auch nicht zurück- oder gar hinaus- zu ziehen.
carlotta37
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1089
Registriert: 29.10.2007 15:45

Beitrag von carlotta37 »

Hoffentlich krieg ich das mit dem Zitieren hin....;-)
Du müsstest also irgendwie versuchen, für den Vater aber nicht für diese verantwortungslose Handlung, Verständnis aufbringen und den Vater so lassen, wie er ist, ohne ihn abzuwerten.
Aber ist das machbar, wenn er bereits so viel "Geschirr verschlagen" hat?
Doch, das ist machbar. Alle persönlichen Verletzungen liegen so weit zurück, dass es nicht mal ein Problem ist und ich glaube, das habe ich auch in den letzten Jahren oft genug bewiesen.

Ich glaube, das Problem liegt eher darin, dass sie sich eben mit einer so theoretischen Person wie diesem Vater nicht direkt auseinandersetzen kann. Sie erlebt ihn ja nicht als Mensch, das macht es unglaublich schwierig.

Beispiel: meine Kinder vergöttern ihre Grossmutter, die sie viel sehen und sehr lieben. Aber sie ist ein realer Mensch. Über ihre kleinen "Macken" darf auch mal gelacht werden, liebevoll natürlich. Ihre Fehler - wie sie jeder Mensch hat - dürfen kritisiert werden. Das entwertet sie nicht, solange der Grundton respektvoll bleibt.
Das Verhalten meiner Grossen gegenüber ihrem Vater erinnert mich sehr stark an die Schwärmerei eines Teenies für einen Popstar. Der ist auch unreal und alle Sehnsüchte können in ihn projiziert werden....Er wird nicht "entthront", weil man sein reales Gesicht nicht kennt, seine ganz menschlichen Seiten nicht erlebt. Und weil er nicht da ist, um sich selber zu verteidigen, wenn ihn jemand angreift.

Die Lösung läge vielleicht schon bei deiner Tochter: wenn sie dem Vater gegenüber ihre Bedürfnisse anbringen könnte, müsste er vernünftiger handeln, bzw die Fehler bei sich einsehen. Dann wäre er gezwungen, anders zu handeln oder die Konsequenzen seines Handelns zu tragen. Eigentlich schützt deine Tochter ihn immer vor den Konsequenzen. Das ist wie wenn man ein Geschwisterpaar hütet, kommt mir gerade in den Sinn: der Kleine tut dem Grossen weh, man will schimpfen, aber der Grosse verteidigt den Kleinen so sehr, dass man keine Chance hat, den Grossen zu schützen.
Der Vergleich passt gut. Leider ist er so geübt darin, jede Verantwortung auf mich zu schieben und leider erlebt er die Konsequenzen seines Handelns ja nicht. Also erhoffe ich mir nicht viel davon....

Eine echte Veränderung erhoffe ich mir erst, wenn sie den Vater wirklich erleben kann. Dann wird sich ihr Bild differenzieren. Möglicherweise haben sie dann auch ein gutes Verhältnis zueinander, das wäre schön! Aber er wird menschlicher werden und den "Heiligenschein" loswerden.
Dummerweise ist so eine Begegnung nicht in Sicht (es gab ja eine, bei ihrem ersten Besuch dort und damals hatte sich ihr Bild sehr relativiert: das hat der Liebe zu ihrem Vater nicht geschadet, aber sie hat gesehen, dass er ein Mensch mit Fehlern ist wie alle und dass sie in mancher Hinsicht auch ganz anders denkt und fühlt als er....zb als er in ihrer Gegenwart das damals 14jährige Hausmädchen geohrfeigt hat....).

Irgendwann wird sie sich durchsetzen, spätestens als junge Erwachsene, wenn sie sich den Flug selber leisten kann und auf seine Hilfe nicht mehr angewiesen ist. Sie träumt von einem sozialen Jahr in Afrika und er wird sie kaum daran hindern können, sich eine solche Möglichkeit zu suchen. Ich werde das in jedem Fall unterstützen. Und wenn sich bis dahin nichts anderes ergeben hat, wird sie dann irgendwann vor seiner Tür stehen....Aber das ist dann seine und ihre Geschichte!
Buchenholz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1109
Registriert: 15.03.2009 17:14

Beitrag von Buchenholz »

Es wäre dem Mädchen sehr zu wünschen, sie könnte ihren Vater mal wirklich kennen lernen. Aber ist das möglich, wenn er in Afrika wohnt? *grübel

Meine Tochter hängt ja auch sehr an ihrem Vater. Sie fühlt sich von ihm mehr verstanden als von mir. Sie hat seine introvertierte eher menschenscheue Art. Ich bin ihr zu fest Paradiesvogel. ;-)
Es war für mich auch nicht immer einfach, zu beobachten, wie der Vater und die Stiefmutter viel mehr Zuwendung und Geschenke bekommen. Ich habe mich dann auch gefragt, bin ich ihr nicht so wichtig oder weiss sie, dass sie nicht um meine Liebe kämpfen muss?

Nun, seit etwa 3 Jahren hat sie immer wieder Kriesen. Letzten Winter dann einen Zusammenbruch nach dem anderen. Sie war der Ansicht, meine chaotische und etwas unzuverlässige Art gebe ihr zu wenig Stabilität. Sie brauche mehr Sicherheiten. Dazu kommt, dass mein Partner so unregelmässig da ist, dass wir am Abend keine feste Essensrituale haben.
Was sie nicht wahrhaben wollte, das sie selber in ihrem Leben viel Chaos hat.
Auf jeden Fall wollte sie mal beim Papa leben, weil dort lebt man fast extrem stur und prinzipienhaft. Ich habe das sofort unterstützt, weil ich es wichtig fand, dass sie auch mal Alltag mit ihm erlebt. Und damit das Doppelresidenz-Modell wieder ausgeglichen ist.
Aus der 3-Wochen Testphase wurden es dann 3 Monate.
Tja und dann landete sie endgültig in einem Burnout.

So schmerzhaft es für meinen Ex-Mann war, aber er erkannte selber, dass er der Tochter nicht die Aufmerksamkeit geben kann, welche sie braucht.
Und was er damals beim Einzug seiner Frau nicht schaffte, dass hat jetzt die Tochter aufgearbeitet.

- Mein Ex-Mann lebt nicht wirklich in Beziehung mit seinen Familienmitgliedern. Das war auch bei mir u.a. der Trennungsgrund.
- Seine Frau akzeptiert nur Ihre Meinung und macht es mit ihrer Kontrollsucht nicht einfach. Ihre Prinzipien blockieren jede Entwicklungsmöglichkeit
- Die Positionen der einzelnen Familienmitglieder ist total falsch. Eine Entstrickung wäre da dringend nötig.
- Tochter schluckte jeden Frust, denn eine Stiefmutter darf man nicht kritisieren.


Jetzt lebt Tochter wieder bei uns. Den Vater liebt sie immer noch. Aber er ist jetzt kein "Heiliger" mehr.
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta

Ich finde das sehr gut, dass du deine Empfindungen gegenüber deinem Expartner und diejenigen deines Kindes differenzieren kannst!

Hallo Buchenholz

Dass deine Tochter diese Möglichkeit hatte, zu merken, dass ihr Vater kein Heiliger ist, das liegt auch an dir: du hast sie gehen lassen und ihr somit die Möglichkeit gegeben, es selber zu erfahren.
Es braucht Vertrauen von der Mutter.
carlotta37
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1089
Registriert: 29.10.2007 15:45

Re: Vater und Tochter

Beitrag von carlotta37 »

So, jetzt ist ein Jahr vergangen und diese Geschichte hatte auch ihre Fortsetzung....

Natürlich habe ich es nicht wirklich geschafft, mich ganz rauszuhalten....Als eines Tages die Schwester meines Ex hier anrief - das tut sie ganz selten mal und ich verstehe mich mit ihr eigentlich ganz gut - habe ich die Gelegenheit genutzt, ihr meine Sicht der Dinge klar zu machen. Sie hat auch Kinder, ist geschieden und ihr Ex-Mann verhält sich nicht gerade unterstützend....Und auch wenn sie vor mir ihren Bruder natürlich niemals kritisieren würde, hat sie doch etwas mehr Verständnis für das Empfinden der Kinder.
Praktischerweise ist sie die ältere Schwester und ist damit eine Autoritätsperson für meinen Ex .... :mrgreen: Und es ist ihr gelungen, ihm klar zu machen, wie wichtig der Besuch unserer Tochter für das Mädchen ist. Was weiss ich, was sie ihm erzählt hat, jedenfalls hat er um Weihnachten rum die Reise zugesagt für die Tochter allein und hat ihr dann auch einen Flug gebucht. In zwei Wochen geht's los, ganze 4 Wochen darf sie bleiben!

All das lief dann ohne mich ab. Er redet nicht mehr mit mir. Kann ich verkraften :D
Natürlich gabs trotzdem etwas Stress: ich wollte die Tochter begleitet fliegen lassen, da sie in Paris nur 45 Minuten Zeit zum Umsteigen hat (und sie fliegt in eine Gegend, da gibt's überhaupt nur drei Verbindungen die Woche von Paris aus....man kann also nicht einfach den nächsten Flieger nehmen....). Er wollte das nicht und rückte seine im Pass verzeichnete Adresse nicht raus. Schliesslich dann doch, weil Tochter es tatsächlich geschafft hat, ihm am Telefon zu sagen, das sei IHR Wunsch gewesen und nicht der von der hysterischen Mutter.... :aberhallo:
Naja, nun fliegt sie. Ich habe keine gültige Adresse oder Telefonnummer. Werde selber in der Zeit viel unterwegs sein. Keine Ahnung, ob ich überhaupt von ihr hören werde oder ob er das verhindert....

Was er allerdings bereits jetzt erfolgreich getan hat: er kommt im Herbst nach Europa. Oh nein!!!! :kotz:
Da die Kids und ich einen lange geplanten Urlaub im Herbst gebucht haben, hat Tochter ihn ganz schlau nach dem Datum gefragt. Er wollte es nicht rausrücken. Schliesslich hat sie ihm dann gesagt, wann wir weg sind. Und prompt hat er angekündigt, genau diese Woche hier verbringen zu wollen :hammer:
Ausserdem hat er seinen Besuch gleich mal bei ihr angekündigt: er könne ja dann in ihrem Zimmer wohnen. :aahrg:

Es war ihr total peinlich.....Was soll sie jetzt machen, ihm sagen??? Einen Hinweis darauf, dass er mich fragen müsste? Das traut sie sich nicht.....
Wer sich erinnert: ich habe ihn hier vor drei Jahren wohnen lassen, weil ich mein Entgegenkommen zeigen wollte, den Kindern zuliebe. Es ging total schief. Er hat sich von mir durchfüttern lassen und sich unmöglich benommen. Und die Hoffnung, damit beweisen zu können, dass ich seinen Kontakt zu den Kindern unterstütze, hat sich zerschlagen. Da die Jungs ja angeblich nur meinetwegen nicht nach Afrika wollen , macht er mir die gleichen Vorwürfe wie immer: ich bin Schuld. Grundsätzlich und an allem. Schlägt morgen ein Komet ein, habe ich den bestellt...... :mrgreen:

Wer also glaubt, jetzt wäre Ruhe hier, der irrt sich....ich war wiedermal zu optimistisch. Aber nicht mehr ganz so kompromissbereit:
habe heute den Kindern mitgeteilt, dass der Urlaub stattfindet und ihr Vater nicht hier wohnen wird (sehr zur Erleichterung der Jungs.... :wink: ). Da er mich ja ignoriert, schreibe ich ihm das nicht. Ich habe zu viele freundliche Anläufe unternommen. Tochter wird ihm das Reisedatum nochmals sagen (und wenn sie's nicht tut, ist das nicht mein Problem....). Wenn er dann immer noch auf dem Datum beharrt, muss sie sich entscheiden: ich buche die Flüge nach ihrer Rückkehr. Ich denke nicht, dass sie verzichtet, denn so realistisch ist sie inzwischen: wer weiss, ob er dann wirklich kommt!! Das Risiko geht sie nicht ein, zumal wir ihre beste Freundin mitnehmen und eine bei den Kids extrem beliebte Freundin von mir.
Kurz: das Thema wird nicht mehr diskutiert.

Puh, Ihr glaubt gar nicht, wie viel besser es mir damit geht!! Aber eben: das ist nicht ganz so einfach, solange die Kinder kleiner und unselbständiger sind.....

Ich muss inzwischen ehrlich sagen: dieser Mann ist ihr Papa und ich freue mich, wenn sie es gut mit ihm hat. Ich mag seine Familie und seine neue Frau, sein Land und seine Kultur. Aber mit ihm möchte ich so wenig wie möglich zu tun haben.
Benutzeravatar
Ria
Moderatorin
Moderatorin
Beiträge: 537
Registriert: 20.03.2010 07:41
Wohnort: Stäfa
Kontaktdaten:

Re: Vater und Tochter

Beitrag von Ria »

Liebe carlotta
Ich wünsche dir von Herzen, dass das alles so klappt!
Du gibst das Beste und es darf dir auch gut gehen dabei :applaus:
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
Buchenholz
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1109
Registriert: 15.03.2009 17:14

Re: Vater und Tochter

Beitrag von Buchenholz »

Carlotta, deine Tochter wir je länger je mehr realisieren, was da um sie herum abgeht. Und wer hier den Konflikt aufrecht erhält.

Meine Tochter war etwa 8./9. Klasse - etwa im gleichen Alter wie deine Tochter jetzt - als sie nicht mehr bereit war, immer nur das brave Stiefkind zu spielen. In diesem Alter war sie auch bereit, die Diskussionen auszuhalten, denn sie wusste, die Stiefmutter wird sich nicht freuen, wenn sie mal ihren Willen durchsetzen möchte. Und du wirst sehen. Mit zunehmendem Alter wird sie sich gegen ihren Vater schützen.
Wer weiss, vielleicht wird sie irgendwann ihre Regeln aufstellen. Das wird noch eine Zeit lang dauern, bis sie Erwachsen ist und über etwas eigenes Geld verfügt.

Tochter kann auch fast besser mit der Situation umgehen, dass wir nie beide Familien zusammen Friede, Freude, Eierkuchen haben werden. An ihrer Konfirmation wollte ich viel mehr organisieren. Sie meinte: ein gemeinsames Essen im Restaurant genüge, man dürfe die Toleranz der Stiefmutter nicht überstrapazieren. *lach

Und deine Söhne machen das auch ganz toll. Die schützen so dich und sich selber und wollen nicht unnötig ihr zuHause in Unruhe versetzen.
carlotta37
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1089
Registriert: 29.10.2007 15:45

Re: Vater und Tochter

Beitrag von carlotta37 »

Ja, Buchenholz, ich habe nur den Verdacht, dass es bei uns etwas länger dauert. Deine Tochter konnte sich mit der Stiefmutter und dem neuen Leben ihres Vaters realer auseinandersetzen. Das war bei uns bisher unmöglich. Die riesige Distanz ist ein Schutz für den Vater....eigentlich absurd....aber sie verhindert regelmässige, reale Begegnungen. Wie Tochter richtig sagt: eigentlich kennt sie ihn gar nicht mehr....Sie hat nur ein Bild von ihm, eine Sehnsucht, wie ihre Papa sein sollte und sie versucht um jeden Preis, dieses Bild zu erhalten.
Schon mit 11 kam sie von ihrem ersten Besuch bei ihm mit sehr realen Eindrücken zurück, die ihren Vater menschlicher gemacht haben. Aber wenn dann wieder so lange Zeit vergeht, schwindet sowas wieder dahin....Diesmal ist sie deutlich älter, mal schauen, was passiert.

Ria, ich weiss nicht, ob es wirklich alles so geht, wie ich mir das vorstelle. Aber ich habe einfach keine Kraft mehr für diese ewigen Kämpfe....Und habe deswegen angefangen, Verantwortung abzugeben. Ich lade mir nicht mehr alles auf, auch nicht emotional. Und spüre tatsächlich, dass mir das gut tut...
Und irgendwie ist es sogar für die Kinder fast einfacher so. Schützen kann ich sie sowieso nicht, das habe ich lange genug versucht. Jetzt kümmere ich mich soweit und mache Kompromisse, wie ich es selber verkrafte. Und manchmal entscheide ich auch etwas ganz klar so, wie ich es für gut halte. Egal was die Konsequenzen sind. Egal, wer deswegen wütend auf mich ist und mir Vorwürfe macht. Irgendwie ist das ehrlicher....und ich bleibe mehr bei mir. Im Fall dieses Urlaubs: ich arbeite 90%, um die Kinder zu ernähren. Das geht an meine Grenzen kräftemässig. Ich brauche diese Erholung. Wir haben sie gemeinsam geplant, mit anderen Beteiligten. Das ist nicht verhandelbar. :alc:
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Re: Vater und Tochter

Beitrag von BabyOne »

carlotta37 hat geschrieben: ich arbeite 90%, um die Kinder zu ernähren. Das geht an meine Grenzen kräftemässig. Ich brauche diese Erholung. Wir haben sie gemeinsam geplant, mit anderen Beteiligten. Das ist nicht verhandelbar. :alc:
Genau so ist es! Das ist die nüchterne, aber realistische Einschätzung der Sachlage. Du hast auch Rechte, und da Du die Kinder sogar alleine versorgst sind deine Bedürfnisse wichtiger als seine Wünsche. Dass er sein Kommen genau für diese Zeit ankündigt ist eine dumme Spielerei. Und sich ohne Deine Erlaubnis bei Dir einquartieren wollen :roll:

Schön dass es nun doch mit der Reise nach Afrika klappt. (Ich persönlich würde schon wollen dass ich wenigstens eine Rückmeldung bekomme dass sie gut angekommen ist.) Ich bin sehr gespannt, was Du uns danach berichten wirst.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
carlotta37
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1089
Registriert: 29.10.2007 15:45

Re: Vater und Tochter

Beitrag von carlotta37 »

Das mit dem Ankommen ist mal das geringste Problem, denn sie fliegt ja nun als unbegleitete Minderjährige, damit das Umsteigen in Paris klappt. Heisst, sie wird dem Vater persönlich übergeben....

Dennoch finde ich mich ziemlich grosszügig, dass ich sie gehen lasse trotz der nicht vorhandenen Kommunikation. Eigentlich müsste diese nun dringend sein, aus gesundheitlichen Gründen. Aber ich bekomme keinerlei Reaktion auf meine (freundliche!!!!) mail.
Sie fliegt immerhin in ein Land mit einer denkbar schlechten medizinischen Versorgung und jeder Menge gesundheitlichen Risiken.
Ich finde, ihr Vater müsste wissen, wann sie welche Malaria-Prophylaxe nehmen muss und gegen was sie geimpft ist. Das ist zwar fast alles (einiges ist auch für die Einreise zwingend, sonst schicken die einem am Flughafen schon wieder heim....), aber es gibt eine Ausnahme: ihr fehlt die Tollwut-Impfung.
Man hat uns offenbar schlecht beraten, von Tollwut war nie die Rede....Habe mich dann heute nochmals erkundigt bei einer spezialisierten Stelle und habe etwas Panik bekommen. Ihr Vater und alle seine Bekannten/Verwandten haben Wachhunde, die mit Sicherheit nicht geimpft sind. Tollwut ist tödlich. Und vor allem: der Impfstoff ist in solchen Ländern oft nicht zu haben.

Man hat mir geraten, mit dem Vater abzuklären, dass er sich vorher erkundigt, wo es solchen Impfstoff gibt in seinem Land und dann bei der kleinsten Verletzung durch ein Tier sofort zu reagieren. Ich hab's ihm geschrieben. Aber es wäre eigentlich beruhigend zu wissen, dass er das ernst nimmt und gelesen hat.....Aber das ist illusorisch.

Zum Glück ist meine Tochter alt genug (und ängstlich genug), um das selber zu kapieren und im Zweifelsfall selber um Hilfe zu bitten. Normalerweise ist ihr Vater auch geradezu übervorsichtig.
Aber mir wird gerade klar, dass er in seinem falschen Stolz nicht mal in der Lage war, mich zu fragen, welche Impfungen sie hat und welche nicht. Und dass wäre eigentlich definitiv nötig!

Umso mehr weiss ich genau, warum ich 16 ein gutes Alter finde für so eine Reise. Nicht früher!
Ja, Tochter war früher, aber damals gab es dann auch sowas wie Kommunikation. Solange die fehlt, werden die Jungs noch ein paar Jahre warten müssen und ich bin heilfroh, sind sie dieses Jahr nicht dabei. Gerade der Mittlere ist nicht in der Lage, sich selber zu wehren!
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Re: Vater und Tochter

Beitrag von Babell »

Carlotta,

Du machst das Super! Und deine Tochter auch!
carlotta37 hat geschrieben: Umso mehr weiss ich genau, warum ich 16 ein gutes Alter finde für so eine Reise. Nicht früher!
16 ist trotzdem noch recht jung für in so einem Elternstreit - auch wenn er nur von einer Seite aus geht!- dazwischen zu stehen.

..aber das weisst du selber auch.
Ich wünsche deiner Tochter viel Glück für die Reise und dass sie dort auch glücklich sein kann, trotz möglicher Enttäuschung vom Bild ihres Vaters. Vielleicht versteht sie sich mit der Stiefmutter gut und kommt dann zuhause deinem Freund etwas mehr entgegen? Wäre zu hoffen!
Ich finde es super, dass du sie diesen Weg machen lässt. Dass sie selber herausfinden darf, wie es wirklich ist! Und dass du so loyal bleibst! Hut ab!
Benutzeravatar
Nin
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 1009
Registriert: 12.11.2006 23:03

Re: Vater und Tochter

Beitrag von Nin »

Babell hat geschrieben:. Vielleicht versteht sie sich mit der Stiefmutter gut und kommt dann zuhause deinem Freund etwas mehr entgegen? Wäre zu hoffen!
Meiner Erfahrung nach hängt das nicht zusammen. Meine Söhne verstehen sich gut mit ihrer Stiefmutter und wenn sie über sie motzen (dass sie zuviel putzt und aufräumt und sie zuviel auf die kleine Schwester aufpassen müssen...), dann rege ich sie immer an, Verständnis zu haben und nett zu ihr zu sein! Aber wir merken, dass sie immer noch viel, sogar sehr viel Distanz zu meinem Mann haben , trotz 8 Jahren Zusammenleben. Neulich hat der jüngere Sohn erzählt, dass sie beim Vater niemals über meinen Mann reden dürfen, ihn nicht erwähnen dürfen oder wenn dann nur mit der Bezeichnung "le Monsieur". Solange vom "anderen" Elternteil nicht die Erlaubnis kommt, den neuen Partner zu mögen, wird es sehr, sehr schwierig.

Carlotta, deine Tochter hat es nicht leicht - und du auch nicht. Ich finde es toll, dass du sie fahren lässt. Oft denke ich an meine Schwester - und ihr Ex lebt "nur" in Potsdam. Jetzt hat mein älterer Neffe (der nicht behindert ist) ein Jahr bei seinem Vater gelebt. Das hat der Entmystifizierung enorm gut getan!
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Antworten