Tochter und Exfrau kämpfen gemeinsam...

Antworten
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Tochter und Exfrau kämpfen gemeinsam...

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich muss es einfach mal erzählen, weil es mich ärgert...

Seine ältere Tochter hat sich früher immer extrem schlecht mit ihrer Mutter verstanden. Wie oft ist sie früher bei uns untergeschlüpft, weil es zuhause mal wieder Krach gegeben hatte. Nun ist sie seit drei Jahren ausgezogen und studiert, man sollte denken zumindest über sie und mit ihr würde es keinen Ärger mehr geben.

Jetzt steht in Bezug auf ihren jüngeren Bruder die Entscheidung an, auf welche weiterführende Schule er gehen soll. Die Mutter versteift sich auf das Gymnasium. Mein Lebensgefährte wollte das eigentlich auch, aber hat inzwischen eingesehen dass der Junge das nicht packen wird. Seine Noten sind einfach nicht danach, und er hat auch nicht den nötigen Biss - wenn eine Aufgabe zu schwierig ist, dann überlegt er nicht wie er sie lösen könnte, sondern gibt auf.

Nun steht die Entscheidung ja auch nicht ganz im Belieben der Eltern, sondern hier bei uns muss das Kind entweder einen bestimmten Notenschnitt schaffen (den er wohl nicht schaffen wird) oder muss an einem mehrtägigen Probeunterricht mit einer Art Aufnahmeprüfung teilnehmen. Man muss dazu sagen dass es hier eine sehr gute Alternative gibt, nämlich eine Schule, bei der Realschule und Gymnasium unter einem Dach seind, und wo die Realschüler nach ihrem Abschluss ein Jahr lang eine Übergangsklasse besuchen können und danach weiter auf das Gymnasium gehen. Von den Schülern dieser Übergangsklassen bestehen jeweils etwa 80 % anschließend normal das Abitur. Diese Schüler haben einfach ein Jahr mehr Zeit, um zu dem gleichen Ziel zu gelangen, wenn sie es denn wollen.

Mein Lebensgefährte hat nach einer völlig verkorksten Mathearbeit (keine Aufgabe richtig, selbst nicht die ganz einfachen Aufgaben) seiner Ex geschrieben, dass er dagegen ist den Sohn aufs Gymnasium zu schicken, selbst wenn er den Notenschnitt doch noch irgendwie erreichen sollte. Und nun herrscht hier wieder Krieg.

Mutter und Schwester (die gerade für ein Praktikum bei der Mutter wohnt und ansonsten die Schullaufbahn ihres Bruders gar nicht wirklich mitbekommen hat) bearbeiten den Jungen massiv und versuchen ihm einzureden, dass er unbedingt aufs Gymnasium will. Als der Junge nach einem Wochenende bei uns zuhause dann wohl gesagt hat, dass er doch nicht aufs Gymnasium will, da rief die Tochter - also seine große Schwester - abends hier an und wollte ihren Vater zur Schnecke machen. (Ich hatte mich ein wenig mit ihm unterhalten und ihn auf ein paar Dinge hingewiesen, habe ihn zum Beispiel gefragt ob er denn lieber regelmäßig gute Noten oder eher schlechte Noten kassieren will, und auch dass er nach einer Reform nun das Abitur in acht Jahren machen müsste, während seine Schwester damals zehn Jahre gebraucht hat - weil damals die Schulzeit bei gleichem Lehrstoff ein Jahr länger war und sie zudem auch noch sitzen geblieben ist.)

Ihr Ton bei dem Telefonat war geradezu unverschämt, soweit ich das mitbekommen habe. Sie sagte ihm er hätte ja wohl keine Ahnung was gut für den Jungen wäre und dass er seine Zukunft zerstören würde etc.... das alles aufgebracht, brüllend, beleidigend, völlig hysterisch. Er hat ihr angeboten, dass sie zu einem Gespräch mit der Lehrerin und der Therapeutin mitkommen könnte um dort zu erfahren wie die die Situation einschätzen, aber für Fakten interessiert sie sich wohl nicht wirklich. Eigentlich könnte sie als Schwester sich da ja auch ganz heraus halten und das den Eltern überlassen, aber sie stellt sich da massiv hinter ihre Mutter, die wohl weiß dass sie gegen den Willen des Vater zumindest dieses Mal nicht alleine wird entscheiden können, und alle anderen Personen wie Lehrerin oder Therapeutin würden ihr ebenfalls nicht recht geben. Noch dazu behauptet sie jetzt, ihr Vater hätte ja damals schon verhindern wollen dass sie Abitur macht (sie war damals stinkfaul, und er hat ihr dann irgendwann gesagt, wenn sie keine Lust hat zu lernen oder meint dass sie es nicht kann, dann muss sie halt abgehen und sich einen Ausbildungsplatz suchen...) Mein Freund hat dann irgendwann das Telefonat beendet, weil sie zu ausfallend wurde. Jetzt herrscht seit einer Woche eisiges Schweigen, und ich vermute einmal wenn überhaupt, dann wird sie sich höchstens noch einmal melden um Geld zu fordern.

Die Ex verlangt als Sahnehäubchen auf einmal auch wieder Einkommensnachweise etc. wegen Unterhalt - sie würde wohl gerne die Muskeln spielen lassen und ihm nachweisen dass er zuwenig zahlt (nach dem Motto - Du zahlst weniger als dem Kind zusteht, also bist du ein schlechter Vater) - wobei sie da wenig Erfolg haben wird.

Tut mir leid wenn es ein wenig lang geworden ist, ich habe letzte Nacht wieder einmal stundenlang wach gelegen wegen dieser Dinge. Es belastet mich einfach.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
aisha

Beitrag von aisha »

ich verstehe deinen Aerger sehr gut Babyone. Aber ich denke, da musst du dich völlig ausklinken, das ist ausschliesslich Sache von deinem Partner.
Er muss seine Tochter in die Schranken weisen, denn was sie von sich gibt, geht ja wohl definitiv nicht. Und so weh es tun würde, aber wenn die Mutter findet, dass ihr Sohn ins Gymnasium gehen muss, dann muss man sie wohl ins Messer laufen lassen. Sicher ist das nicht zum Wohl des Kindes, aber du hast relativ wenig Einfluss.
Aber eben, es gibt auch wieder grosse Unruhe in eure Beziehung, obwohl du ja eigentlich nichts damit zu tun hast.

Versuche dich emotional zu distanzieren, dein Mann muss das mit seiner Ex und seinen Kindern ausmachen, nicht du!
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Beitrag von BabyOne »

Hallo aisha,

das weiß ich sehr gut, aber es ist mir kaum möglich das so an mir abprallen zu lassen. Ich mache mir zum Beispiel Gedanken, dass seine Tochter wahrscheinlich auch mir Vorwürfe macht (auch wenn sie nicht direkt mit mir spricht) und das dann an unserer gemeinsamen Tochter auslassen könnte. Gerade jetzt telefoniert mein Lebensgefährte mit seiner Schwester und erzählt ihr von der ganzen Geschichte, und ich merke dass mein Puls die ganze Zeit schneller schlägt. Es ist schon besser als früher, aber so ganz werde ich wohl nie in der Lage sein das alles völlig distanziert zu sehen. Da bin ich wohl einfach zu feinfühlig.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Hallo Babyone

Bei deinem Bericht kam mir die Geschichte der Schwester an Weihnachten in den Sinn. Mir scheint, sie übernehme die Verantwortung über ihren Bruder, oder zumindest probiert sie sich in diese Rolle hineinzuspielen. So wie du geschrieben hast, ist er auch nicht das einfachste Kind, im Sozialen, zumindest.
Meine jüngste Schwester hatte ich auch immer enorm verteidigt, sie war auch kein einfaches Kind und ich weiss noch, wie meine Tante, bei der wir in den Ferien waren, von ihr verlangte, das zu essen was auf dem Teller ist und wie ich ihr geantwortet habe, "meine Schwester dürfe Pommes frites essen, wann sie wolle!" Ich kann mich noch an den Gesichtsausdruck meiner Tante erinnern und wie es mir eigentlich leid tat- aber ich konnte nicht anders. Ich war in der Verteidigungsrolle-egal ob es gerechtfertigt war oder nicht.

Vielleicht kann es Deinem Freund helfen, dass er weiss, dass das nicht gegen ihn geht, sondern dass es einfach die Geschwisterbande ist, die da wirkt.

Sozial schwierige Kinder werden verteidigt, weil sie doch so "arm" sind, da sie ja schwierig sind. Man weiss, dass sie es selbst nicht einfach haben, dass sie viel anecken und deshalb will man sie schonen.
Es würde den Kindern aber mehr bringen, wenn man ihre Defizite erkennt und das Kind ernst nimmt.

Das ist aber nicht Eure Baustelle.

Ich hoffe, Dein Freund kann sich gut abgrenzen gegen die Angriffe seiner Tochter.

Ich würde versuchen, selbstbewusst bei meiner Meinung zu bleiben und zu sagen, dass du findest, er wäre glücklicher wenn er nicht im Gym wäre, aber du verstehen könntest, dass sie das anders sehen.
Und dass die Meinungen manchmal unterschiedlich seien, du aber den Jungen nicht unter Druck setzen wollest.

Ich kenn das mit dem hohen Pulsschlag. Die Angst, es geht gegen einen. Ich hab da begonnen, in solchen Fällen, Lavendelduft ins Duftlämpchen zu tun, das beruhigt. Es geht ja um mich, meine Gesundheit ruiniere ich nicht für Probleme, die andere Leute erfinden.

Dein Freund kannst du einfach unterstützen, resp. vielleicht auch ein bisschen ablenken, mit schönen Dingen. Er hat auch nicht das Recht, dich da reinzuziehen. Er sollte sich abgrenzen.
sofia
Stammgast
Stammgast
Beiträge: 224
Registriert: 17.12.2009 17:17

Beitrag von sofia »

Hallo Babyone,

wie gut ich das kenne, diese Dramen um Schule und die Ansprüche der Eltern an ein problematisches Kind, bzw. die Kämpfe gegeneinander. Meine Stieftochter (12) hat drei Mal die Schule gewechselt. Etwas Ruhe wird erst einkehren, wenn die Entscheidung gefallen ist, wo der Junge hingeht. Ich frage mich auch, für wen sich Mutter und Tochter in Wahrheit einsetzen, wenn sie den Jungen ins Gym zwängen wollen. Wie übersteht Dein Partner die ganze Sache ?
Sofia
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Beitrag von BabyOne »

Ehrlich gesagt weiß ich im Moment auch nicht ganz was mein Lebensgefährte in Bezug auf seine Tochter denkt. Als sie angerufen hat und so unverschämt wurde, da war er ganz ruhig und sachlich, hat versucht ihr zu erklären was seine Beweggründe sind, hat ihr Angebote gemacht... als sie zu laut wurde, hat er dann das Telefonat beendet. Das war vor einer Woche. Seitdem hat es da keinen Kontakt mehr gegeben. Einmal kam ein Anruf vom Anschluss der Exfrau, da sagte er zu mir, wenn es seine Tochter sein sollte, dann solle ich sagen dass er keine Zeit hat. Ich frage mich ob er sie langsam aufgegeben hat.

Aus der Vergangenheit wissen wir, dass sie sich höchstwahrscheinlich nicht mehr melden wird, es sei denn sie muss. Leider hat sie einen sehr cholerischen Charakter, aber sich hinterher dann mal zu entschuldigen hat sie wohl nicht gelernt.

Ich finde eigentlich schon dass er sich da ausreichend abgrenzt. Aber es ist ähnlich wie früher bei der Ex - die ist auch immer per Telefon in unseren Bereich eingedrungen. Als seine Tochter angerufen hat, saßen wir gerade abends auf dem Sofa und wollten einen Film ansehen. Er hat zuerst versucht das Gespräch kurz zu halten und hat ihr gesagt dass sowas per Telefon schlecht zu besprechen ist und sie können sich doch zu einem persönlichen Gespräch treffen. Sie war aber gleich so in Fahrt, dass das Gespräch dann doch länger gedauert hat, und dann... na ja, dann ist der Abend für mich shcon einigermaßen versaut. Zeuge von so einem Telefonat zu werden reicht bei mir für eine schlaflose Nacht.

@ Babell: Ja. Du hast sicher recht, sie versucht ihren Bruder auch zu verteidigen. Ich frage mich nur, warum alle Welt der Meinung ist man würde einem Kind etwas Gutes tun, wenn man es möglichst bis auf die Universität durchpeitscht. Sicher wünsche ich mir für meine Tochter auch das Abitur, aber vor allem wünsche ich mir dass es ihr gut geht. Wäre sie eher schlecht in der Schule, dann wäre es klar dass ich sie dem Druck nicht aussetzen würde, etwas bewältigen zu müssen was sie nun mal (noch) nicht kann. Durch die Verkürzung der Schulzeit hört man allerorten wie Eltern und Kinder unter dem Druck stöhnen, dass Kinder ihre Hobbys aufgeben müssen und bis abends pauken nur um halbwegs mitzukommen. Und dann gibt es direkt vor Ort so eine tolle Alternative, aber die interessiert nicht, denn es steht nicht Gymnasium drauf. Bekloppt.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Babell
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 906
Registriert: 21.05.2010 15:04

Beitrag von Babell »

Hallo Babyone
da hast du mich etwas falsch verstanden.. Ich bin ganz deiner Meinung. Ich bin auch nicht dafür, dass man Kinder um jeden Preis durch die Schule peitscht. Aus meiner Schulzeit kannte ich eine Oberschulschülerin, welche mittlerweile eine Karriere im Büro macht. Dafür kenne ich eine Bez.schülerin, welche nie irgendeinen Beruf gelernt hatte, weil ihre Erfüllung das Muttersein ist.
Benutzeravatar
BabyOne
Forumsoldie
Forumsoldie
Beiträge: 698
Registriert: 10.01.2009 20:56
Wohnort: Bayern

Beitrag von BabyOne »

Hallo Babell,

ich hatte Dich schon richtig verstanden. Mit "alle Welt" meinte ich nicht Dich, sondern die Exfrau, die Tochter und sonstige wohlmeinende Leute.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Antworten