Wehmut?

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Zanilla
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Wehmut?

Beitrag von Zanilla »

Hallo an alle,

ich möchte gern mal eine Frage in die Runde werfen, die besonders an die geht, die schon mal verheiratet waren:

Wenn ihr zurückdenkt, schwingt auch immer etwas Wehmut mit? Oder Bedauern?

Hintergrund ist, dass ich gestern abend mit meinem Freund recht romantisch Essen war, und das Thema kam dann auf seine Ex. Da ich gegen sie als Mensch nur ein bisschen was hab und nur als Ex ganz viel ;), habe ich meinem Freund gesagt, dass er eigentlich froh sein kann, dass diese Frau ihm all die Jahre die Stange gehalten hat (aufgrund der Vergangenheit, das sprengt jetzt hier den Rahmen). Da sagt er zu mir, dass es eigentlich schon sehr traurig ist, wie alles geendet hat (friedliche Trennung, btw), und dass man doch eine sehr lange und schöne Zeit hatte (20 Jahre oder so) und hach und sülz.

Ich muss nicht sagen, dass ich als "Next" die Aussagen ein wenig schräg fand. Wie kann ich das deuten? Am Anfang dachte ich, dass es ein typisches Vergangenheitsverklären ist, wie es viele kennen: im Rückblick denkt man nur an die schönen Dinge. Aber mittlerweile bin ich doch einigermassen verwirrt.

Kann jemand was damit anfangen?
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe zanilla,

soo merkwürdig finde ich das nicht....
Wenn ein Paar sehr lange zusammen war, kann ja nicht alles schlecht gewesen sein. Und man muss sich nicht hassen oder ablehnen, wenn man feststellt, dass eben zu vieles doch nicht passt, um die Beziehung/Ehe fortzusetzen! Wenn dann jemand Bedauern äussert und sich an das Gute erinnert, heisst das noch lange nicht, dass derjenige diese Beziehung gern wieder aufleben lassen möchte.

Mein Ex-Mann und ich habe ziemlich viel Porzellan zerschlagen nach unserer Trennung. Und heute bin ich froh, dass diese Zeit vorbei ist. Auch ich kann heute sagen: ja, es gab auch Gutes in der Ehe und wir haben drei wunderbare Kinder. Und ich bedaure, dass es nicht gut ging mit uns. Gleichzeitig weiss ich aber sehr genau, warum das so war und dass es nicht anders sein konnte: also keine Gefahr für meinen neuen Partner :wink:

Der hat auch Mühe damit...besonders weil mein Ex-Mann ja bei mir wohnt, wenn er die Kinder besucht und wir dann quasi für ein paar Wochen wieder wie eine Familie zusammen leben. Das funktioniert überhaupt nur, wenn mein Ex und ich freundschaftlich miteinander umgehen und uns auf das Gute besinnen, das uns auch verbindet. Mit einer Liebesbeziehung hat das nichts zu tun!

Eine Ehe, besonders mit gemeinsamen Kindern, prägt einfach sehr und irgendwie bleibt man immer ein Stück weit verbunden. Ich finde das legitim und solange jeder seine Position genau kennt, ist daran nichts bedenkliches. Auch mein neuer Partner spricht mit sehr viel Respekt von seiner ehemaligen Partnerin (die waren immerhin 15 Jahre zusammen), ich habe keine Mühe damit, denn ich weiss genau, warum sie sich getrennt haben und dass er diesen Schritt immer noch für richtig hält. Das ändert aber nichts an dem Schönen, das sie miteinander erlebt haben. Man kann so viele Jahre nicht einfach auslöschen!

Ich bin allerdings auch so ein komischer Typ Mensch, der überhaupt nicht zu Eifersucht neigt, mein Partner dagegen schon. Ich finde einfach, ein anderer Mensch gehört einem nicht, der Partner ist nicht mein Besitz und ich nciht seiner. Entweder ist er freiwillig bei mir und auch treu oder es stimmt etwas in der Beziehung nicht bzw. er ist schlicht nicht der richtige Mann für mich. Eifersucht oder ähnliche Gefühle liegen oft in der eigenen Unsicherheit und nicht an dem gegenüber oder seiner Ex oder sonstwem...ist meine Erfahrung mit mir selber....und seitdem habe ich es mir abgewöhnt....
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Huhu Carlotta,

danke für deine Antwort. Bei vielen Dingen gebe ich dir recht, etwa, dass einem der andere nicht gehört und so. Auch wenn es für mich schwer ist, umzusetzen, aber ich arbeite daran, und es klappt schon wesentlich besser als am Anfang.

Ich tue mich nur schwer damit, mich mit diesen Gedanken anzufreunden, vielleicht, weil ich selber nicht verheiratet war und es auch nie vorhatte. Ich hatte auch Beziehungen, auch längere (wenn auch nie so lange), und wenn ich eine beendet habe, dann war ich auch irgendwie erleichtert, dass es vorbeiwar, auch wenn Schluss machen schwer ist. Trotzdem habe ich beim Schlussmachen oder kurz danach gespürt, dass die Entscheidung richtig war. Mein Freund, der ja auch "Schluss gemacht" hat, sagt, er habe diese Gefühle nicht gehabt. Er hat oft mit sich gehadert, ob die Entscheidung wirklich richtig war; er sagt, wenn man sein halbes Leben mit jemandem verbracht hat, ist es nicht mehr so, als könne man das vergessen, auch wenn die Entscheidung richtig gewesen ist.

Es ist ja auch nicht so, dass er der Ex nachtrauert. Er macht eigentlich einen sehr glücklichen Eindruck mit mir. Aber solche Aussagen bringen mich immer wieder ins Grübeln. Ich denk doch auch nicht an einen Exfreund und an die schönen zeiten, die es gab. Ich bin doch froh, dass ich ihn jetzt habe, der Typ ist mir doch egal. Es ist sicher kindisch, was das Thema angeht, kann ich nicht richtig vernünftig sein. Doof, ich weiss. Aber ich setze da aufs Älter werden, um gelassener zu werden ;)
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Zanilla,

mit Deiner Aussage (er kann froh sein dass sie ihm so lange die Stange gehalten hat) hast Du erstens selber eine gewisse Anerkennung für die Ex geäußert, und zweitens signalisiert, dass Du Verständnis hast falls er das genauso sieht, hast ihn also eigentlich ermutigt sich auch so zu äußern. Nun hat er sich entsprechend geäußert (Dir also recht gegeben) und nun gefällt es Dir nicht...

Nun ja, ich würde schon sagen dass eine Ehe und/oder eine Beziehung mit Kindern schwerer aufzulösen sind als andere Beziehungen. Das hat nichts damit zu tun dass man bedauert den Partner verlassen zu haben, aber da sind einfach viel größere und wichtigere Pläne gescheitert als wenn man sich einfach nur so getrennt hat. Und bei einer Zeit von 20 Jahren ist man im guten wie im schlechten einfach sehr aneinander gewachsen, und diese Verbindungen zu kappen tut einfach sehr weh, egal wie schlecht es zusammen zuletzt lief, und es dauert seine Zeit.

Als ich mich von meinem Mann getrennt habe (wir hatten keine Kinder) da war ich mit meinem neuen Leben ohne ihn ganz zufrieden. Als er dann ein Jahr später meinte dass er nun die Scheidung wollte, da hat mir das doch einen Stich gegeben und mich traurig gemacht, obwohl ich absolut nicht zu ihm zurück wollte.

Ich kann nicht behaupten dass ich heute noch große Sehnsucht nach der Vergangenheit hätte, aber manchmal kommt doch der Gedanke auf, wie viel einfacher das Leben hätte sein können, wenn es mit uns funktioniert hätte. Dann kommt aber als zweites gleich der Gedanke an all die Schwierigkeiten, die dann auf uns zugekommen wären und die wir so gar nicht bekommen konnten (ich mochte meine Schwiegermutter nicht - wenn ich mir vorstelle sie wäre die Oma meiner Kinder geworden, um Himmels willen... DAS hätte erst Probleme gegeben...)

Es ist also mehr so eine Sehnsucht wie die nach dem großen Lottogewinn... nach etwas völlig Unrealistischem, von dem man weiss dass es das eigentlich gar nicht gibt... wenn das Leben doch nur viel einfacher wäre, man keine Geldsorgen hätte und keinen Stress mit Trennungen etc...

Kurz: ich sehe absolut keinen Grund sich Sorgen zu machen. :)
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

BabyOne, Du beschreibst sehr gut, was ich auch empfinde, wenn ich an meine Ehe denke. Auch wenn man weiss, dass die Entscheidung richtig war, verbindet einem noch vieles, besonders nach so langer Zeit und mit gemeinsamen Kindern....Man trauert wohl mehr um das, was hätte sein können als um das was wirklich war. Trauern im Konjunktiv sozusagen.... :wink:
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,

Wehmut kenne ich auch, wenn ich an das erste Jahr mit meinem Ex-Freund denke. Das ist jedoch lange her, und ich habe mich verabschiedet. Es ist eher die Erinnerung an dieses tiefe Gefühl von Glück, und der Schmerz, dass wir nicht etwas von Dauer miteinander aufbauen konnten.

Ohne Kind hätte ich wohl nicht so lange ausgeharrt. Die kleinen und großen Träume sind immer noch da und wollen gelebt werden. Ob das in einer Patchwork-Bez. möglich ist ? Manchmal wünsche ich mir eine ganz normale Beziehung ohne Affenzirkus und ohne auf x Leute Rücksicht nehmen zu müssen.
Sofia
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Wehmut? Nein überhaupt nicht. Wir hatten schöne Zeiten, aber es war die Hölle für mich, wenn ich das Ganze mit heutigen Augen betrachte.

Ich habe es auch heute nicht einfach, aber es ist viiiiiiel besser. Und ich habe einen Mann, der mich liebt... ;-)
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Zanilla

Wozu musst du ganz viel gegen sie als Ex haben? Sie ist ja Ex!
Und sie ist ein Teil aus seinem Leben, das ihn unter anderem auch zu dem gemacht hat, was er jetzt ist. Ohne das wäre er heute nicht so, wie er ist.

Eifersucht ist Angst vor Verlust. Kommt diese aus dem Leben mit ihm oder hast du da ein Thema, das gar nichts mit ihm zu tun hat?
Dann wäre diese Situation für dich DIE Gelegenheit, diese alte Geschichte zu wandeln.

Ich wünsche dir viele Erkenntnisse dabei!
Grüsse
Ria
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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